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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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X - Die Rettung

Mittwoch, 13.Mai 2015
 

Erschöpft betrat Mirâ das Trainingsgelände des Kyûdo-Clubs. Eigentlich hatte sie gar keine Lust auf den Kurs, aber sie hatte bereits am Montag geschwänzt. Sie war von der Suche nach Masaru sehr geschwächt gewesen und dieses Gefühl hatte sich bis zu diesem Tag noch nicht richtig gelegt. Akane und Hiroshi ging es nicht anders. Auch sie waren extrem geschwächt. Dass die Gruppe ihre Rettungsaktion abbrechen musste lag Mirâ zusätzlich schwer im Magen. Sie hoffte Masaru ging es gut. Am liebsten hätte sie mit jemanden darüber gesprochen, doch ihre Freunde wollte sie nicht extra damit belästigen. Immerhin hatten sie auch genügend andere Probleme. Auch mit Mika konnte sie nicht darüber sprechen, da diese angeboten hatte den Tempel weiter zu beobachten bis die Gruppe am folgenden Samstag wieder zurück kam. Mirâ hoffte inständig, dass sie und ihre Freunde bis dahin wieder fit waren. Sie mussten Masaru retten. Bald war wieder Neumond und Mirâ hatte das böse Gefühl, das an diesem Tag wieder etwas Schreckliches passieren würde.
 

„Na wen haben wir denn da?“, hörte sie eine weibliche Stimme.

Mirâ seufzte. Für Amy hatte sie nun wirklich keinen Nerv. Allein sie wäre schon ein Grund gewesen auf dem Absatz wieder umzudrehen und zu gehen. Doch stattdessen drehte sich Mirâ in die Richtung des blonden Mädchens und setzte ein genervtes Lächeln auf:

„Hallo Iwato-Senpai.“

Ihr Gegenüber zog eine Augenbraue hoch und blitzte sie mit grünen Augen böse an: „Wo waren wir am Montag? Du weißt genau, dass es eine Anwesenheitspflicht gibt.“

Genervt fasste sich Mirâ an den Kopf: „Mir ging es am Montag nicht sehr gut. Und um ehrlich zu sein, bin ich auch heute noch nicht wirklich auf dem Damm. Deshalb könntest du mir einen Gefallen tun und mich bitte in Ruhe lassen?“

Damit ging sie an Amy vorbei in Richtung der Umkleidekabinen. Doch diese blähte beleidigt wie ein kleines Kind die Wangen auf und hielt Mirâ auf, indem sie diese am Arm packte.

„Sag mal wie redest du eigentlich mit mir, Shingetsu?“, fragte sie wütend.

Erneut seufzte Mirâ, dieses Mal aber mehr genervt. Sie hatte überhaupt keine Lust auf eine Diskussion mit Amy. Vielleicht hätte sie auch einfach nur sie Klappe halten und an ihr vorbei gehen sollen. Ein wenig bereute Mirâ ihr übereiltes Handeln. Vorsichtig drehte sie sich zu ihrer Senpai um und setzte ein entschuldigendes Gesicht auf:

„Bitte entschuldige, Senpai. Wie gesagt mir geht es nicht so gut, deshalb habe ich etwas überreagiert. Dürfte ich mich dann umziehen gehen, bevor wir mit dem Training beginnen?“

Mirâ versuchte so ruhig zu sprechen wie es ihr nur irgend möglich war. Doch es schien Wirkung zu zeigen, denn Amy ließ sie los.

Trotzdem schnaufte sie kurz verächtlich: „Na gut. Dir sei verziehen. Du kannst gehen.“

Dankbar verbeugte sich die jüngere der Beiden und ging dann zu den Umkleidekabinen.
 

20 Minuten später stand sie nun endlich aufgewärmt vor der Zielscheibe und übte. Doch an diesem Tag war sie so unkonzentriert, dass sie die Scheibe ständig verfehlte. Genervt seufzte Mirâ, während sie ihre Pfeile zurück holte. Als sie zurück an ihrem Platz war wartete bereits Dai auf sie. Er sah sie ernst an, doch auch er schien sehr erschöpft. Seine Wangen waren leicht eingefallen und unter seinen Augen bildeten sich tiefe Augenringe ab.

„Ich habe euch vorhin wieder streiten sehen, Hime und dich.“, kam es mit ernster Stimme von ihrem Senpai.

„Bitte verzeih, Senpai. Ich bin etwas erschöpft und habe da etwas überreagiert. Das war meine Schuld. Ich habe mich bereits bei Iwato-Senpai entschuldigt.“, entschuldigte sich Mirâ.

Es war eigentlich ungerecht, dass sie die ganze Schuld auf sich nehmen musste, aber sie wollte auch keine Unruhe in den Club bringen. Es reichte wenn sie sich ständig mit Amy in die Haare bekam, weil diese eifersüchtig war - warum auch immer. Mirâ hatte schon mit einer Standpauke von Dai gerechnet. Doch dieser seufzte nur leicht und nickte bestätigend. Irritiert blickte sie ihren Senpai an und sah dabei genau in seine müden Augen.

„Du siehst auch nicht gut aus. Alles in Ordnung?“, fragte sie vorsichtig.

Dai schüttelte den Kopf: „Ich hab dir doch erzählt, dass Masaru verschwunden ist. Sie haben ihn immer noch nicht gefunden. Ich mache mir wirklich Sorgen.“

Ein Kloß bildete sich in Mirâs Hals. Wieder wurde sie schmerzlich daran erinnert, dass sie es nicht geschafft hatten Masaru am vorangegangenen Samstag zu retten. Doch sie durfte sich das nun nicht anmerken und sich deshalb auch nicht entmutigen lassen.

Vorsichtig klopfte sie Dai auf den Arm: „Das wird schon. Sie werden Shin-Senpai sicher bald finden. Ihm geht es sicher gut. Lass dich bitte nicht unterkriegen. Du musst für den Club stark bleiben.“

Dai lachte kurz auf. Doch es war kein wirklich amüsiertes Lachen. Trotzdem versuchte er für Mirâ ein freundliches Lächeln aufzusetzen: „Das mag sein. Danke Shingetsu.“

„Für was?“, kam es irritiert von der jungen Frau.

„Keine Ahnung. Du warst die Erste, die mich drauf angesprochen hat. Reden hilft ein wenig.“, meinte Dai nachdem er kurz überlegen musste.

„Du kannst jederzeit mit mir reden wenn du magst. Ich habe immer ein offenes Ohr.“, sagte Mirâ etwas zu unüberlegt, woraufhin sie aufschrak, „Entschuldige. Ich wollte nicht aufdringlich wirken.“

Erstaunt blickte der ältere sie an, doch lachte dann seit geraumer Zeit wieder herzlich: „Nein. Das ist wirklich nett von dir. Vielen Dank. Ich werde bei Gelegenheit auf dein Angebot zurück greifen. Dann bis später.“

Damit setzte sich der junge Mann wieder in Bewegung und beobachtete das Training der anderen Mitglieder. Als ihm Mirâ so nachschaute hatte sie das Gefühl, dass seine Schritte etwas lockerer geworden waren, als noch kurz zu vor. Doch wahrscheinlich bildet sie sich das nur ein. Trotzdem spürte sie ein warmes Gefühl, welches aber schnell wieder verschwand. Also machte sie sich keine weiteren Gedanken darüber und hatte es im nächsten Moment auch schon wieder vergessen.
 

Samstag, 16.Mai 2015
 

Angespannt stand die kleine Gruppe wieder vor dem Eingangstor des Tempelgeländes. Sie hatten sich in den letzten Tagen wieder vollständig erholt und auf ihren bevorstehenden Kampf vorbereitet. Wie Mirâ erfahren hatte, waren die Personas ihrer Freunde in ihren Level gestiegen und hatten neue Fähigkeiten erlernt, welche sie nun testen wollten. Auch Hemsut war um ein paar Level gestiegen, doch hatte leider keine neuen Fähigkeiten erlernen können. Ein wenig neidisch auf ihre Freunde war sie schon, doch sie war sich sicher, dass sie sich voll und ganz auf deren neue Fähigkeiten verlassen konnte.

„Dann mal los.“, sagte Mirâ schwungvoll.
 

Ihre Freunde nickten und somit betraten sie wieder den Dungeon. Glücklicherweise begannen sie genau an dem Ort, an welchem sie eine Woche zuvor aufhören mussten. Auch waren sie froh darüber, dass sie nicht noch einmal gegen den Shadow antreten mussten. Darauf konnten sie wirklich verzichten. Geradewegs schritten sie auf das Tor ihnen gegenüber zu und stießen es auf. Wie zu erwarten erstreckte sich vor ihnen erneut ein langer Gang, welcher ab einer bestimmten Entfernung einfach nur noch ins Dunkel führte. Unbeirrt führten sie ihren Weg fort. Etwas jedoch ließ sie stutzen: Während sie weiter den Gang entlang liefen kamen ihnen kaum Shadows entgegen und diese, auf welche sie trafen, ergriffen so schnell wie möglich die Flucht.
 

„Was ist denn mit denen los?“, fragte Akane erstaunt, „Wie soll man denn da trainieren?“

„Irgendetwas scheint sie zu verschrecken. Aber was?“, meinte Hiroshi, während er sich umsah.

Auch Mirâ und Mika blickten sich in alle Richtungen um. Ein eiskalter Schauer lief ihnen über den Rücken, was die kleinere der beiden Mädchen aufschrecken ließ. Sie hatte kein gutes Gefühl. Vor geraumer Zeit hatte sie dieses Gefühl schon einmal gehabt und ihre einzige Option damals war weglaufen. Das klimpern von Ketten drang an ihr Ohr.

„Oh nein! Wir müssen hier weg und uns irgendwo ein Versteck suchen!“, rief sie ihren Freunden zu.
 

Etwas erstaunt blickte die Gruppe sie an und schien eine Erklärung zu erwarten. Mika hätte ihnen diese auch geliefert, doch nicht jetzt und nicht an dieser Stelle. Noch einmal wollte sie ihren Freunden klar machen, dort zu verschwinden, doch plötzlich erstarrte sie. Das klimpern wurde lauter und kurz darauf sah sie schwarze Stofffetzen um eine Ecke hinter ihren Freunden kommen. Ein eiskalter Luftzug zog durch den Gang und veranlasste die Gruppe sich umzudrehen. Geschockt blickten sie auf einen riesigen Shadow, dessen Körper schwebte und aus einem dunkelbraun-roten Mantel bestand. An seinem roten Kopf war eine Maske befestigt, die ihm als Gesicht diente und um seinen Oberkörper schlängelten sich dicke Eisenketten. Doch was die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog waren die zwei riesigen und ellenlangen Revolver, welche er in seinen Händen hielt.

„Was ist das denn für ein Shadow?“, rief Hiroshi schockiert.
 

Eine innere Stimme sagte zu Mirâ, dass dieser Shadow nicht normal und schlimmer war, als alles was sie bisher gesehen hatten. Doch egal wie oft sie sich einredete zu verschwinden, ihre Beine versagten ihr jeglichen Dienst. Ihre Freunde jedoch schienen die Gefahr nicht zu spüren und brachten sich in Stellung, um gegen diesen Gegner zu kämpfen. Merkten sie denn nicht diese mörderische Atmosphäre, die dieses riesige Monster umgab? Spürten sie nicht die Gefahr, die von ihm ausging? Geschockt beobachtete Mirâ, was nun geschah. Der Shadow wartete nicht einmal darauf, ob seine Gegner ihn angriffen. Er hob seine zwei riesigen Waffen und richtete sie auf die Gruppe. Um seinen Körper bildete sich ein weißes Licht und kurz darauf sahen die vier mehrere Verwirbelungen in der Luft. Der Ton jedoch, welchen sie von sich gaben, hörte sich alles andere als gut an. Er klang wie viele aufeinander schlagende Klingen. Erst geschah nichts, doch kurz darauf wusste Die Gruppe woher dieser Ton kam. Wir durch mehrere Messer getroffen und verletzt gingen sowohl die drei Persona-User, als auch Mika zu Boden. Schmerzhaft landeten sie gemeinsam an der gegenüber liegenden Wand.

„Urgh...“, geschockt blickte Mirâ auf den Shadow vor sich, welcher sich erneut zum Angriff bereit machte.

„Dieser Shadow ist verdammt stark. Er hat uns alle vier mit einem Mal umgehauen. Wir müssen weg hier. Einen weiteren Angriff von ihm werden wir nicht durchstehen.“, ging es der jungen Frau durch den Kopf, während sie vorsichtig nach ihrem Smartphone griff.

Sie wusste nicht, ob ihr Plan funktionierte, doch sie musste es versuchen. Mit einem Tipp auf ihr Display rief sie ihre Persona herbei und ging sogleich zum Angriff über. Mehrmals hintereinander wählte sie die Option „Bufu“ aus. Hemsut gehorchte und brachte ihre ganze Kraft auf, um den riesigen Shadow anzugreifen. Mehrmals trafen ihn kleine Eisbrocken und drängten ihn zu mindestens etwas zurück. Der letzte Eisbrocken zersprang und ein zarter Nebel legte sich zwischen die Gruppe und den Shadow. Mirâ brauchte einen kleinen Moment um ihre Chance zu begreifen, doch schnell griff sie sich ihre Freunde und machte sich auf uns davon.
 

Zitternd hockte die Gruppe in einer Ecke und lauschte. Das Klimpern kam immer näher und stoppte kurz. Die Zeit schien still zu stehen. Keiner der vier traute sich zu atmen. Es dauerte eine Weile, doch plötzlich entfernte sich das Klimpern wieder und kurz darauf hörten sie ein Geräusch, als hätte sich der Shadow aufgelöst. Noch einige Minuten blieben sie so sitzen und rührten sich nicht von der Stelle. Sie mussten sicher gehen, dass er auch wirklich verschwunden war. Dann jedoch stand Mika wieder auf und atmete erleichtert auf.

„Ich denke er ist weg.“, sagte sie schließlich.

„Was zur Hölle war DAS?“, fragte Akane schockiert.

Eindringlich sah Mika die Gruppe an: „Ein Shadow. Ein sehr starker sogar. Er heißt Reaper und taucht auf, wenn sich irgendwo entweder zu viele Shadows tummeln oder aber anscheinend auch, wenn er Menschen hier bemerkt, die nicht her gehören.“

Mirâ ergriff das Wort: „Du wusstest das wir verschwinden müssen, noch ehe du ihn gesehen hast. Bist du ihm schon einmal begegnet?“

Mika schwieg kurz und senkte den Blick: „Mehrmals. Allerdings konnte ich mich meistens vor ihm verstecken. Im Vergleich zu allen anderen Shadows ignoriert er mich nicht. Aber ich kenne seine Kräfte. Als ich in dieser Welt aufwachte, ohne jegliche Erinnerung, griff er mich an. Ich bin ihm mit viel Mühe und vielen Verletzungen entkommen. Seither versuche ich ihm aus dem Weg zu gehen. Ich hätte nicht gedacht, dass er auch hier auftauchen würde.“

Mirâ betrachtete das Mädchen vor sich. Anscheinend kamen die kaputten Stellen an ihrer Kleidung von diesem Aufeinandertreffen. Wie sie Mika so über diesen Shadow reden hörte wurde ihr erst klar, wie viel Glück sie eigentlich hatten. Sie sollten von nun an immer in die Umgebung lauschen, ob der Reaper irgendwo in der Nähe war. Diesen Shadow konnten sie nicht besiegen. Zu mindestens nicht in ihrem derzeitigen Zustand. Sie mussten wirklich vorsichtig sein.
 

Die Gruppe nutzte die kurze Auszeit, um sich etwas auszuruhen und sich zu heilen. Die Wunden, die sie durch den Angriff abbekommen hatten, waren so stark, als hätten sie gegen eine Horde normale Shadows gekämpft. Dementsprechend verbrauchte Mirâ auch eine Menge ihrer Kraft. Zwar hatten sie Items, mit denen sie sich heilen konnten, doch wollten sie diese für spätere Kämpfe aufheben. Man wusste nie, wann man sie vielleicht doch noch einmal brauchen könnte.

Nach einer Weile jedoch, setzten sie ihren Weg fort. Zwar tauchten wieder mehrere kleine Shadows auf, doch der Reaper ließ sich nicht noch einmal blicken - zum Glück.
 

„Das habt ihr nun davon!“, kam es siegessicher von Akane, nachdem sie mehrere Gegner mit ihrer neuen Fähigkeit „Swift Strike“ niedergestreckt hatte. Mit dieser war es ihr erlaubt mehrere Gegner gleichzeitig mit einem Schlagangriff zu attackieren. Dies hatte teilweise sogar den Vorteil, dass einige Gegner, wenn sie nicht sofort besiegt wurden, zu Boden gingen und sich auch nicht mehr aufrichteten. Diese Gelegenheit nutzte die Gruppe meistens dann, um gemeinsam anzugreifen. Auch Hiroshi hatte eine neue Fähigkeit bekommen. Mit einer Attacke, bei welcher sich Licht um den Shadow legte und ihn mit Bannsiegeln umgab, konnte er einen Gegner sofort vernichten. Allerdings standen die Chancen für einen erfolgreichen Angriff 50:50 und die Fähigkeit verbrauchte eine Menge Kraft, sodass er weiterhin mehr auf Agi und Zio zurück griff. So bahnten sie sich weiterhin ihren Weg durch den Dungeon, welcher aber bald wieder an einer riesigen Tür endete. Diese jedoch, war größer und pompöser als die letzte. Doch anders, als beim letzten Mal spürte Mirâ nichts. Keine Vorahnung, dass etwas Schlimmes hinter dieser Tür lauern könnte, ebenso wenig wie der kalte Schauer, welcher sie das letzte Mal überzogen hatte. Nichts. Es war, als sei hinter dieser Tür nichts und trotzdem wusste sie irgendwie, das Masaru dahinter wartete.

Zögernd blickte sie zu ihren Freunden, welche zwar erschöpft wirkten, ihr jedoch Mut zusprechend zunickten. Auch Mirâ nickte kurz und trat auf die Tür zu. Als sie diese jedoch öffnen wollte, tat sich... nichts. Die Tür bewegte sich keinen Millimeter, auch nicht, nachdem die Gruppe es mit vereinten Kräften versuchte. Wieder machte sich Verzweiflung in Mirâ breit. Sie waren nun so weit gekommen und nun standen sie vor einer verschlossenen Tür. Das durfte doch nicht wahr sein.

Wütend schlug Mirâ gegen die Tür: „Verdammt! Wieso geht diese Tür nicht auf? Jetzt sind wir so weit gekommen und nun DAS! Das ist unfair!“

Immer wieder schlug sie verzweifelt gegen die Pforte, sodass ihre Hände bald anfingen zu bluten. Nun war es auch für Hiroshi zu viel und er griff nach Mirâs Arm, als diese erneut ausholte.

„Es reicht.“, sagte er ernst, „Egal wie oft du dagegen schlägst, die Tür wird sich nicht öffnen. Für uns geht es hier nicht weiter.“

Wütend und entsetzt zugleich sah die junge Frau ihren Kumpel an. Wie konnte er das sagen? Es ging um einen ihrer Mitschüler, welcher in großer Gefahr schwebte. Sie hatten bereits einmal eine Woche aussetzen müssen. Wie lange wollten sie dieses Mal warten? Sie wollte nicht akzeptieren, dass an dieser Stelle Schluss war.

Wütend befreite sich Mirâ aus Hiroshis Griff: „Wie kannst du so etwas sagen? Shin-Senpai ist dort drin und schwebt in Gefahr! Wie kannst du dabei so ruhig bleiben? Machst du dir überhaupt keine Sorgen?“

Hiroshi sah sie mit festem und ernsten Blick an: „Natürlich mache ich mir Sorgen! Aber die Tür bewegt sich nicht, das heißt wir kommen hier nicht weiter. Nicht zu diesem Zeitpunkt.“

Seine Stimme wurde zum Ende hin wieder weicher. Er wollte nicht mit Mirâ streiten, doch in solchen Momenten gingen ihre Gefühle oft mit ihr durch. Das hatte er bereits vor einer Woche bemerkt. Ein Blick zu Mika und Akane verriet ihm, dass diese nicht wirklich wussten, was sie sagen sollten. Sie beobachteten die Sache nur schweigend.

„Aber...“, Mirâ stoppte, als würde ihr in diesem Moment erst klar werden, dass sie ihren Kumpel angeschrien hatte. Sie senkte den Blick. Tränen stiegen ihr in die Augen, doch sie versuchte sie zurück zu halten. Sie wollte und konnte doch nun hier nicht heulen. Mit erstickter Stimme sprach sie weiter: „Aber wir müssen Shin-Senpai doch retten. In zwei Tagen ist schon Neumond. Wer weiß, was dann passiert.“

Mika und Akane schienen gleichzeitig denselben Gedanken zu haben. Während Mika jedoch an die riesige Tür blickte und das riesige Bild betrachtet, welches bisher keine Beachtung fand, fasste Akane ihre Freundin an die Schulter.

„Das ist es!“, riefen beide zugleich.

Erstaunt blickten Hiroshi und Mirâ die beiden Mädchen an. Was meinten sie damit?

Akane bemerkte Mirâs ratloses Gesicht: „Mirâ, merkst du es nicht? Der Neumond! Das letzte Mal, war zu dieser Zeit in dieser Welt Vollmond. Erinnerst du dich, was damals passiert ist?“

Mirâ schrak auf. Sicher erinnerte sie sich noch daran. Damals tauchten die riesigen Shadows von Akane und Hiroshi auf. Langsam bemerke sie worauf ihre Freundin hinaus wollte.

„Diese Tür öffnet sich erst, wenn in dieser Welt Vollmond ist.“, sagte Mika, ohne ihren Blick von der Tür zu nehmen.

Nun blickte auch Mirâ auf die Tür und machte große Augen. Den linken Flügel der Tür zierte das Bild einer Stadt über welcher ein umrandeter Kreis schwebte. Dieser Kreis war im Mondkalender das Zeichen für Neumond. Auf dem rechten Flügel jedoch war an der Stelle, wo der Neumond sein müsste ein ausgefüllter Kreis, welcher einen Vollmond darstellte. Darunter war allerdings keine Stadt zu erkennen, sondern merkwürdige schwabbelige Wesen mit Armen und fiesen Augen. Mirâ interpretierte sie als Shadows, denn einige von ihren bisherigen Gegnern tauchten erst als dunkle schwabbelige Masse auf, ehe sie ihre wahre Gestalt annahmen.
 

Sie formte ihre Hände zu Fäusten. Also konnten sie bis zum Neumond bzw Vollmond nichts weiter tun, als zu warten. Das grämte sie extrem. Doch anders ging es wohl nicht, auch wenn es schwer fiel. Mit entschlossenem Blick sah sie ihre Freunde an: „Hiroshi-Kun, es tut mir leid wegen vorhin. Du hast Recht. Ich sollte wohl mehr einen kühlen Kopf bewahren.“

Ihr Kumpel schüttelte den Kopf: „Nein, schon gut. Ich kann dich verstehen.“

„Ich schlage vor, dass wir in zwei Tagen, wenn Neumond ist, beim ersten Dunkel hier her zurück kehren. Je schneller wir Shin-Senpai befreien umso besser.“, meinte Akane, während sie ihre beste Freundin ansah und bemerkte, wie diese sich langsam wieder beruhigte.

Mirâ und Hiroshi nickten. Sie mussten so schnell wie möglich handeln, da waren sie sich alle einig. Am Montag würde wahrscheinlich die einzige Chance sein, um Masaru zu retten. Sie wollten gar nicht wissen, was passierte, wenn sie es nicht schafften.
 

Seufzend blickte Akane zurück in den Gang, während sie ihre Arme an die Hüfte stemmte: „Und nun den ganzen Weg zurück? Hier ist dieses Mal keine Tür, die uns zum Tor bringen könnte.“

„Da kann man wohl nichts machen.“, meinte Hiroshi mit einem leichten sarkastischen Lächeln. Auch ihm wäre es lieber gewesen, wenn es einen kürzeren Weg gegeben hätte.

„Ihr wisst doch: Jeder Gang macht schlank.“, meinte Mirâ, bei welcher langsam die Anspannung wieder abnahm.

Doch plötzlich zog etwas ihre Aufmerksamkeit auf sich. Zuerst sah sie nur ein zartes blaues Leuchten, welches um sie herum schwirrte. Als sie jedoch genauer hinsah, erkannte sie einen kleinen blauen Schmetterling. Wie kam dieser hier rein? Das kleine Wesen ließ sich von ihr nicht irritieren und flog in eine Ecke neben der Tür. Dort blieb es auf einer Stelle und flog so etwas wie Kreise, während es dabei einen zarten blauen Schimmer hinter sich her zog.

„Was soll das denn?“, fragte Mika, welcher dieses kleine Wesen ebenfalls aufgefallen war.

Sie hatte so etwas noch nie hier gesehen. Natürlich wusste sie, dass es sich um einen Schmetterling handelte, jedoch war ihr fremd, dass diese Wesen sich in dieser Welt aufhielten, in welcher es ja nicht einmal Menschen gab. Mit Ausnahme von ihr.

Auch Akane und Hiroshi bemerkten nun das blaue Wesen.

„Es scheint als wolle es uns etwas zeigen.“, meinte Akane.

Zwar kannte sie sich nicht wirklich mit Insekten und Schmetterlingen aus, aber sie wusste, dass Tiere meistens auf der Stelle liefen, wenn sie ihrem Besitzer etwas zeigen oder eine Stelle markieren wollten. Mirâ jedoch schien dies ernst zu nehmen und ging auf den blauen Flattermann zu. Vorsichtig hob sie ihre Hand und berührte den blauen Schimmer, welcher sanft zu Boden fiel, jedoch verschwand bevor er diesen überhaupt erreichte. Der Schmetterling berührte ihre Hand und ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Das letzte woran sie sich danach erinnern konnte war ein gleißenden Licht.
 

Als die Gruppe wieder zu sich kam befanden sie sich wieder vor dem Tempel. Erstaunt blickten sie sich um. Wie waren sie wieder zurück gekommen? Leicht benommen blickte Mirâ auf ihre Hand. Sie hatte diesen Schmetterling berührt und dann? Sie erinnerte sich nur noch an das helle Licht. Hatte dieses blaue Wesen sie zurück gebracht? Auch ihre Freunde kamen langsam wieder vollständig zur Besinnung und auch sie schienen verwirrt zu sein. Etwas irritiert sahen sie sich um, ehe sie bemerkten, dass sie den Dungeon verlassen hatten. Fragend sahen sie Mirâ an, doch auch sie hatte keine Antwort darauf. Mika konnte ebenfalls keine nützlichen Antworten geben, denn für sie war es auch neu, dass es in dieser Welt Schmetterlinge gab. Auf dem Weg zurück in ihre Welt diskutierten sie noch etwas darüber, kamen aber auf keine wirkliche Antwort. So beließen sie es erst einmal auf sich ruhen und machten sich auf den Heimweg.
 

Montag, 18.Mai 2015
 

Geschockt sah Mirâ zu dem riesigen Shadow auf, welcher die Form eines Falken angenommen hatte. Auf seinem Kopf trug er einen Kopfschmuck, von welchem mehrere goldene lange Ketten herab hingen. Um seine riesigen schwarzen Krallen schmiegten sich zwei dicke silberne Ketten, als wollten sie zeigen, dass er ein Gefangener war. Seine stechend gelben Augen fixierten seine Gegner, welche verletzt auf dem Boden lagen.

Auch Mirâ blickte sich nach ihren Freunden um. Wie hatte es nur zu dieser Situation kommen können?
 

Wie verabredet war die kleine Gruppe am Abend des Neumondes wieder in die Spiegelwelt zurück gekehrt. Zum Erstaunen der Gruppe waren sie genau vor dem Tor gelandet, als sie das Tor zum Tempel betraten. Wie von Mirâ vermutet war der blaue Schmetterling der Grund dafür. Nachdem sie vor das riesige Portal getreten waren, flog der kleine Flattermann in der Ecke wieder seine Runden. Dieses Mal öffnete sich das Tor, nachdem die Gruppe es berührte hatte, doch der Anblick der sich ihnen bot war alles andere als erfreulich. Sie befanden sich in einer riesigen Halle, welche stark an einen Dojo oder eine Gebetshalle erinnerte, allerdings in den merkwürdigen Farben des Dungeons leuchtete. In der Mitte der Halle schwebte ein dunkler Fleck und davor stand... Masaru. Doch ehe sie ihren Kameraden erreichen konnten, schoss der schwarze Fleck auf ihn zu und umgab ihn vollständig. Kurz darauf erschien weiter oben im Saal die schwarze Platte mit den magischen Symbolen, welche Masaru an sich fesselten. Der schwarze Fleck jedoch veränderte seine Form und nahm die Gestalt des riesigen Falken an.

Eine dunkle Stimme tönte durch die Halle: „Ich bin ein Shadow.... Das wahre ich!“

Er holte mit beiden Flügeln weit aus, als sich um ihn herum ein weißes Licht bildete. Sofort ging die Gruppe in die Verteidigung, doch es hatte keinen Sinn. Ein starker Wind umgab sie und riss sie einige Meter mit sich. Mit einem dumpfen Knall landeten sie an einer der Wände.

„Urgh!“, vorsichtig richtete sich Mirâ wieder auf und blickte zu ihren Freunden, „Alles in Ordnung?“

„Geht so.“, kam es von Akane, „Er hat uns wie der Reaper vor zwei Tagen einfach von den Beinen gerissen. Aber im Vergleich zu vorgestern, war sein Angriff recht schwach.“

Auch Hiroshi hatte sich mittlerweile wieder aufgerichtet: „Da hast du recht. Er macht ganz schön Wind...“

Grinsend zog er sein Smartphone hervor. Als Aton über ihm erschien, war Hiroshi wieder von dem blauen Licht umgeben. Dieses wurde stärker, während er seiner Persona den Befehl „Agi“ gab. Aton schwang sich nach oben und breitete die Arme aus. Ein Feuerball flog genau auf den vogelartigen Shadow zu und traf, doch ihr Gegner blieb davon unbeeindruckt. Zu mindestens für den ersten Moment, denn kurz darauf schrie er mit dem Geräusch eines Greifvogels auf und um ihn bildete sich erneut das weiße Licht. Kurz darauf traf etwas Hiroshis Schulter. Ein dunkler Fleck bildete sich an der Stelle und kleine Tropfen liefen seinen Arm hinunter. Mirâ schrak auf, als sie die Wunde bemerkte. So schnell sie konnte rief sie Hemsut herbei und wollte Dia auf Hiroshi wirken, doch dieser hielt sie zurück und meinte, dass es nur ein Kratzer sei und sie ihre Energie aufsparen sollte. Zwar wollte sie protestieren, doch Hiroshi ließ sich nicht davon überzeugen sich heilen zu lassen. Stattdessen versuchte er einen erneuten Angriff, dieses Mal mit seiner Fähigkeit „Hama“. Allerdings erschien zwar um den Shadow der Lichtkreis, doch der gewünschte Effekt blieb aus und nichts passierte. Zu ihrer Linken bemerkte Mirâ, wie Akane ihre Persona rief und den Shadow daraufhin mit ihrer Fähigkeit „Bash“ Angriff. Wadjet flog in hohem Tempo auf den Gegner zu und verpasste ihm einen kräftigen Tritt, doch wieder tat sich nicht viel. Stattdessen griff der Shadow mit seinen riesigen Krallen Wadjet und schleuderte sie gegen einen Pfeiler, woraufhin sie sich in blauen Splittern auflöste.

„Urgh!“, mit schmerzverzerrtem Gesicht griff sich Akane an die Brust und ging zu Boden.

„Alles in Ordnung?“, fragte Mirâ besorgt, obwohl sie sich diese Frage auch selber hätte beantworten können.

Doch Akane lächelte nur: „Ja sicher. Nicht schlimm.“

Erst als sich ihre Freundin vorsichtig und wackelig wieder aufrichtete atmete Mirâ wieder etwas auf. Doch viel Zeit zur Entspannung hatte sie nicht, denn ihr Gegner machte sich erneut zum Angriff bereit. Entschlossen sah sie zu Hemsut, welche immer noch über ihr schwebte und nickte, mehr zu sich als zu jemand anderen. Sie wählte die Fähigkeit „Single Shot“ aus, woraufhin Hemsut nach einem Pfeil griff, welcher auf dem Schild über ihrem Kopf befestigt war. Ein Bogen erschien in ihrer rechten Hand. In diesen spannte sie den Pfeil und zielte. Kurz darauf sauste er in Richtung Shadow. Der Pfeil traf sein Ziel und der Shadow schien kurz zurück zu weichen, schrie jedoch daraufhin auf und breitete seine Flügel aus. Als er sie mit einem kräftigen Hieb wieder zusammen schlug wurde die Luft im gesamten Saal aufgewirbelt und genau auf sie Gruppe geschleudert. Wieder wurden sie gegen die Wand geschleudert und gingen dieses Mal benommen zu Boden.
 

Langsam kam Masaru wieder zu sich. Es dauerte eine Weile bis sein Blick und auch seine Sinne wieder klar wurden. Was war nur passiert? Er erinnerte sich daran, Streit mit seinen Eltern gehabt zu haben. Es ging um das Erbe des Tempels, welches er nach der Schule antreten sollte. Seine Eltern wollten wieder einmal nicht auf seine Argumente eingehen, sodass er wütend in sein Zimmer gegangen war. Und dann? Er glaubte sich an einen Schatten in seinem Spiegel erinnern zu können, doch dann waren seine Erinnerungen sehr verzerrt. Das nächste an was sich Masaru erinnerte war ein schwarzes Etwas, was auf ihn zukam. Danach war alles dunkel. Und jetzt? Vorsichtig blickte er nach links und dann nach rechts und erschrak. Er war gefesselt. Wurde er entführt? Ein Schrei, welcher durch Mark und Bein ging, ließ ihn aufschrecken und seinen Blick auf die Szene vor sich werfen. Dort erblickte er den Rücken eines riesigen schwarzen Greifvogels, welcher eine goldene Kopfbedeckung trug. Er spannte die Flügel so weit wie er nur konnte und holte damit aus, als wolle er sich abstoßen oder jemanden angreifen. Nun konnte Masaru auch den Grund sehen. Dem merkwürdigen Vogel gegenüber stand ein junges Mädchen mit sehr dunklem violettem Haar. War das Shingetsu? Zu ihren Seiten lagen zwei weitere Personen. Sie schienen bewusstlos zu sein. Was ging hier nur vor? Das Mädchen wurde nun von einem starken Wind erfasst und gegen die Wand hinter sich gedrückt. Um sicher zu gehen, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte, wiederholte der Greifvogel seinen Angriff immer wieder.
 

Schmerzhaft wurde Mirâ durch den Wind gegen die Wand gedrückt. Der Shadow wiederholte die Attacke immer wieder, sodass sie sich nicht mehr bewegen konnte. Der Wind war viel zu stark und blies ihr unablässig ins Gesicht. Luft holen war zu diesem Zeitpunkt unmöglich und so langsam ging ihr der Atem aus. Plötzlich ließ der Wind nach, doch noch ehe Mirâ reagieren konnte holte der Shadow erneut aus und legte dieses Mal seine ganze Kraft in den Angriff. Wie gegen eine Wand gelaufen, traf sie der Wind und sie knallte mit voller Wucht gegen die Wand hinter sich. Dabei schlug sie hart mit dem Kopf auf. Der Sturm legte sich und Mirâ sank zu Boden.
 

„Willkommen im Velvet Room.“, höre ich die Stimme Igors.

Vorsichtig schlage ich meine Augen auf. Wie bin ich hier her gekommen. Ich habe doch gegen diesen riesigen Shadow gekämpft. Ich erinnere mich daran, wie ich gegen die Wand geschleudert wurde. Bin ich etwa tot? Ein Kichern lässt mich aufblicken und zu Margaret schauen. Diese kichert sichtlich amüsiert und sieht mich dann mit ihren goldgelben Augen freundlich an.

„Keine Sorge. Du lebst noch, aber du bist ohnmächtig. Mir scheint es aber, als hättest du ein paar Probleme mit diesem Gegner.“, spricht sie zu mir.

Mir ist, als würde ich ein wenig Spott darin höheren, doch in ihren Augen ist keine Spur von Spott zu sehen.

Ich senke den Blick und nicke: „Er ist verdammt stark. Und kein Angriff meiner Freunde funktioniert. Außerdem greift er schneller an, als wir reagieren können. Sein Windangriff ist wirklich lästig.“

„Heißt das du willst aufgeben?“, fragt mich Igor gerade heraus.

Erschrocken blicke ich zu ihm. Kommt das so rüber? Vorsichtig schüttle ich den Kopf und blicke Igor und seine Assistentin entschlossen an: „Natürlich nicht!“

Mit einem zufriedenen Lächeln schlägt Margaret das Persona Compendium auf: „Dann wird es Zeit eine der Fähigkeiten deiner Arcana - der Wild Card - frei zu geben.“

Die Seite, welche sie aufgeschlagen hat, leuchtet auf und vier blau leuchtende Karten lösen sich daraus. Nun schweben sie vor dem Gesicht der blonden Frau, doch man erkennt das Bild darauf nicht.

„Eine Fähigkeit der Wild Card erlaubt es den Besitzern weitere Personas zu rufen. Du hast vier Arcanas gesammelt und dir somit auch die Kraft ihrer Personas verdient.“, erklärt mir Margaret, woraufhin die Karten wie auf Befehl auf mich zu kommen. Sie fliegen genau in meine Jackentasche, in welcher unter normalen Umständen mein Smartphone ist. Ein warmes Gefühl breitet sich an dieser Stelle aus, doch versiegt dann wieder genauso schnell. Erstaunt schaue ich die beiden Bewohner des Velvet Rooms an, doch diese grinsen bzw Lächeln mich nur an. Daraufhin färbt sich alles um mich herum in gleißendes Weiß.
 

Geschockt blickte Masaru auf das Szenario, welches sich vor ihm abspielte. Mit einem kräftigen Schlag seiner Flügel hatte dieses schwarze Wesen Shingetsu zu Boden gebracht. Nun bewegte sie sich nicht mehr. Am liebsten hätte er sofort nach ihr gesehen, doch die Fesseln an seinen Armen hielten ihn zurück. Wütend blickte er zu dem riesigen Vogel vor sich, welcher ihm immer noch den Rücken zudrehen. Was war das für ein Wesen? Weshalb hielt es ihn gefangen? Und wieso kämpften seine Schulkameraden gegen dieses Wesen? Woher wussten sie überhaupt wo er war?

„Und zur Hölle, was ist das hier für ein Ort?“, Masaru schwirrte der Kopf.

Es gab zu viele Fragen die er zu gerne beantwortet haben wollte, aber vor allem wollte er wissen, wie es zu all dem kommen konnte.
 

„Ich hasse es in diesem Tempel zu leben!“, hörte er plötzlich. War das seine eigene Stimme gewesen? Sie klang zwar etwas verzerrt, seiner eigenen aber trotzdem ähnlich.

„Ich habe es so satt. Ständig geht es nur um dieses alte Gebäude. Nach meiner Meinung wird nicht einmal gefragt.“, erklang es wieder.

Masaru kannte diese Worte nur zu gut. Es waren seine eigenen. Das Getue um den Tempel seiner Familie nervte ihn.

„Ich wünschte er würde verschwinden!“, diese Worte schallten laut durch den Raum und ließen Masaru aufschrecken.

„Nein! Ich habe mir nie gewünscht, dass er verschwindet. Ich...“, der junge Mann stoppte, als sich der Shadow zu ihm drehte.

Mit grellen Gelben Augen blickte er Masaru an: „Tief in meinem Inneren wünsche ich mir, das alles in diesem Tempel verschwindet, ihn mit eingeschlossen. Auch wenn ich es niemals zugeben würde.“

Verzweifelt schrie Masaru den Shadow an: „Nein! Niemals! Und wer bist du, das du dir heraus nimmst glauben zu können, was meine wahren Gedanken sind?“

„Ich bin ein Shadow... Das wahre ich! Ich bin du, du bist ich. Wir sind dieselbe Person.“, sprach der Shadow eindringlich.

Erschrocken sah Masaru ihn an und schüttelte dann verzweifelt den Kopf: „Nein! Du kannst niemals ich sein.“
 

Als wären diese Worte eine Zauberformel zum Lösen eines Siegels gewesen, lachte der Shadow plötzlich auf. Schwarzer Nebel umgab ihn mehr und mehr und ließ ihn immer größer werden. Doch plötzlich ging ein Blitz hernieder und der Shadow schrie qualvoll auf, ehe er wieder auf seine vorherige Größe schrumpfte.

Erschrocken blickte Masaru auf und erkannte Hiroshi, welcher sein Smartphone in der Hand hielt. Über ihm schwebte ein Wesen, welches hinter einem goldenen Schild hervor schaute. Hatte Shingetsu nicht auch mit solch einem Wesen an ihrer Seite gekämpft? Etwas Rotes schimmerte in seinem Augenwinkel und bald darauf wurde der Shadow von einem Feuerball getroffen. Nun sah Masaru auch Akane und ihr merkwürdiges Wesen, welche nun wieder bereit zum Kampf waren.

„Wir sind deine Gegner!“, sagte sie ernst.

Eindringlich sah Hiroshi zu Masaru hinauf: „Senpai! Dieses schwarze Wesen hier ist ein Shadow. Dein Shadow um genau zu sein. Sie erwachsen aus den dunklen Gedanken der Menschen, die sie versuchen zurück zu halten. Die einzige Möglichkeit ihn zu besiegen ist ihn zu akzeptieren.“

„Haltet euren Mund!“, wieder holte der Shadow aus. Er wollte offenbar nicht, dass Hiroshi mehr erzählte. Zwischen seinen Flügeln bildeten sich grüne Wirbel. Mit einem kräftigen Schlag schleuderte er diese Wirbel auf die beiden jungen Leute, doch diese wichen nicht zurück sondern blieben stehen. Plötzlich prallte der Angriff ab und gab den Blick auf ein Wesen frei, welches aussah wie ein gelber Hund mit sehr langen Ohren. Diese nutzte das Wesen offensichtlich als Flügel, denn mit ihnen hielt es sich in der Luft.

„Change!“, hörte er plötzlich, woraufhin das Wesen verschwand.

Als er sich umsah erblickte er zwischen Hiroshi und Akane Mirâ. Sie sah extrem ramponiert aus, doch stand fest entschlossen auf ihren Beinen. In ihrer rechten Hand hielt sie ihr Smartphone, welches bläulich leuchtete.

Auch sie sah nun ernst zu Masaru: „Senpai. Ich weiß, dass es schwer fällt, aber jeder von uns hat eine Seite die er nicht zeigen will. Es ist aber nichts Verwerfliches. Du hast sicher deine Gründe, weshalb du so denkst, aber ich bin mir sicher, dass du diesen Ort, diesen Tempel, in dem du aufgewachsen bist, eigentlich gern hast.“
 

Erstaunt blickte Masaru die jüngere Schülerin an. Natürlich mochte er den Ort an dem er aufgewachsen war, doch in manchen Situationen konnte er einfach nicht anders und ihm kamen diese dunklen Gedanken. Dann wünschte er sich wirklich, dass der Tempel verschwand. Doch er meinte es eigentlich nicht ernst. Wie konnte solch ein Gedanke nur solche Auswirkungen haben? Wie hätte er es ernst meinen können? Er liebte den Tempel und die Umgebung, in welcher er stand. Als Kind war er so gerne durch das kleine Wäldchen hinter dem Tempel gewandert, welcher für ihn mittlerweile viel kleiner wirkte als damals. Wie gern hatte er mit seinen Geschwistern auf der riesigen Anlage verstecken gespielt und dabei die ganzen Geheimtüren gefunden. Nein. Niemals hatte er ernst gemeint, diesen Tempel zerstören zu wollen. Doch er konnte auch nicht leugnen, dass er den Tempel manchmal auch hasste. Er hasste die Verantwortung eines Tages den Tempel übernehmen zu müssen. Er hasste es, das niemand nach seiner eigenen Meinung fragte. Er hasste einfach seine derzeitige Situation.

Leicht verzweifelt blickte er zu seinem Shadow hinüber und nickte dann der Gruppe zu: „Ihr habt recht.“
 

Als sei dies das Zeichen gewesen rief Mirâ eine neue Persona. Es war ein männliches Wesen, dessen Körper in einem Schlangenschwanz endete. Seine Haut war blau und seine langen schwarzen Haare waren vorn zu zwei Zöpfen gebunden. Auf seiner rechten Schulter war eine Art Schoner befestigt und in der Hand desselben Armes hielt er einen silbernen Schild. Dieses war mit einer Schlange verziert, welche sich um ein Schwert schlängelte. In seiner linken Hand hielt er einen langen Speer. Nun hob er diesen an, woraufhin Masaru Mirâ den Namen der Persona rufen hörte: „NAGA!“ Daraufhin schlugen mehrere Blitze auf den Shadow ein. Dieser schrie schmerzhaft auf und ging zu Boden. Das Feld, welches Masaru festhielt löste sich auf und er fiel sanft zu Boden. Sofort waren die drei Persona-User zur Stelle und auch die kleine Mika kam aus ihrem Versteck.
 

„Senpai. Alles in Ordnung? Bist du verletzt?“, fragte Mirâ besorgt.

Masaru schüttelte den Kopf und erhob sich, um zu dem nun auf dem Boden liegenden Shadow zu gehen. Neben ihm hockte er sich hin und sah ihm in die gelben Augen:

„Es tut mir leid, dass ich dich untergraben habe. Du hast mir aus der Seele gesprochen, doch ich wollte es nicht wahr haben. Du hattest Recht. Wir sind ein und dieselbe Person.“

Erleichtert atmete der Shadow auf und begann zu leuchten. Langsam löste er sich auf und in einem blauen Licht über Masaru erschien ein Wesen halb Mensch, halb Vogel. Sein Oberkörper war der eines muskulösen Mannes, ebenso wie die Beine, welche von der Hüfte bis zu den Knien mit einem grauen Leinentuch bedeckt waren. Seine Arme wurden zu den Händen hin immer dunkler, bis sie am Handgelenk in schwarzen Federn verliefen und in zwei schwarzen Krallen endeten. In diesen hielt er einen goldenen Krummsäbel. Sein Kopf war der eines Falken, allerdings mit schwarzem Federkleid und anstatt eines Mundes hatte er einen bräunlichen Schnabel. Auf seinem Kopf trug er eine goldene Kappe, an welcher mehrere goldene Ketten herab hingen. Mit freundlichen braunen Augen sah er Masaru an, ehe er sich langsam auflöste und in blauem Nebel auf seinen neuen Besitzer herab rieselte. Vorsichtig fing der junge Mann mit den schwarzen Haaren die Karte auf, welche sich aus dem Nebel heraus gebildet hatte. Doch als sie seine Hand berührte löste sie sich auf.

Langsam löste sich die Umgebung um sie herum auf und sie standen mitten auf dem Platz des Tempelgeländes. Der rote Mond, welcher noch schien, als sie diese Welt an diesem Abend betreten hatten, hatte mittlerweile wieder seinen silbernen Schein zurück erlangt. Erstaunt sah Masaru auf seine Hand, in welcher sich die Arcana seiner Persona aufgelöst hatte. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus und aus unerfindlichen Gründen fühlte er sich seit langer Zeit wieder erleichtert.
 

Mirâ trat an ihren Senpai heran: „Senpai?“

„Danke für eure Hilfe.“, bedankte sich der junge Mann, welcher immer noch auf seine Handfläche schaute, „Ich glaube ihr müsst mir einiges erklären.“

Die Gruppe nickte, doch ehe er eine Antwort bekam verzog sich das Bild vor seinen Augen. Kurz darauf landete er auf seinen vier Buchstaben und fasste sich an den Kopf.

„Senpai!“, sofort war Mirâ zu Stelle um ihn zu stützen.

„Wir sollten von hier verschwinden.“, meinte Hiroshi, „Shin-Senpai war sehr lange hier. Kein Wunder, dass er erschöpft ist.“

Er ging auf Masaru zu und legte sich einem seiner Arme über die Schulter um ihn so zu stützen.

Akane nickte, während sie Masaru von der anderen Seite stützte: „Eine Erklärung können wir ihm auch später noch geben.“

Auch Mirâ nickte und sah zu Mika, welche ihr ebenfalls zustimmte. Daraufhin machte sich die Gruppe auf den Rückweg. Nachdem sie das Tempelgelände verlassen hatten schaute Masaru noch einmal kurz zurück. Zu gerne hätte er gewusst was vor sich ging, doch in diesem Augenblick war er zu erschöpft. Er wollte nur noch nach Hause und ins Bett. Fragen konnte er auch später noch stellen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hätte es doch tatsächlich fast vergessen. xD" Der März war so schnell rum, dass ich gar nicht mehr daran gedacht habe, dass ich das Kapitel noch hochladen muss. xD" Aber hier ist es nun!!!! Ich hoffe es hat euch gefallen! ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  fubukiuchiha
2017-01-18T14:19:59+00:00 18.01.2017 15:19
Hi
Wieder mal genial, das erste Treffen mit dem Reaper...Gänsehaut pur, ist auch leicht OP das Ding da muss man einfach abhauen. Ich kann mir Miras Ärger gut vorstellen, vor dem Ziel und du kannst nicht weiter.
Der Shadow von Shin war ganz schön stark, aber das sind sie ja immer. Endlich hat Mira ihre Wildcard erweckt, Naga kenn ich, aber mir will der Name von der gelben Persona nicht Einfallen. Die hab ich bei P3 gesehen, ich komm nicht mehr drauf...
Ein weiterer für die Gruppe mal sehen wann Shin mitmischt.
Freu mich schon drauf.
Lg fubukiuchiha
Antwort von: ShioChan
18.01.2017 17:13
Es freut mich, dass dir sie Szenen im Dungeon und der Kampf gegen Masarus Shadow gefallen haben. :)
Bei der Stelle mit Mirâ war ich mal wieder eine Dramaqueen. XD Das wirs sich noch schön durch die FF ziehen. XD

Ich freu mich schon auf den nächsten Kommentar. :)
LG
Shio
Antwort von:  fubukiuchiha
18.01.2017 17:25
Ich geb's zu, mir gefallen so Szenen auch 😉
Von:  DanteRedgrave
2015-04-11T13:43:48+00:00 11.04.2015 15:43
Wie immer ein gutes Kapitel,
(Hab es mir während ich trainieren war über ne App angehört, war echt eine interessante Erfahrung)
Jedenfalls werden deine Kampfszenen immer besser und es war echt cool wie Mirâ das erste mal weitere Personas beschwört hat. Du die Szene wie sich die Truppe vor dem Reaper versteckt haben war sehr spannend.

Ich hatte schon so meine Vermutung aber Shin hatte anscheinend das gleiche Problem wie Yukiko aus P4

Hiroshi wird echt cool wenn er in denn Dungeons kämpft, was auch echt nötig ist wenn es mit Mirâ so durchgeht

Du hast auch weiterhin Elemente aus dem Gameplay reingebracht sogar das Problem das man Items immer aufhäbt und sie letztendlich nie verwendet.

Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel

Gruß Dante
Antwort von: ShioChan
11.04.2015 22:30
Freut mich das dir das Kapitel gefallen hat. ^^

Es gibt ne App mit der man sich das anhören kann? O___o also ich kann mir die Kapitel von meinem Handy vorlesen lassen, aber das klingt... merkwürdig. xDDDDD

Freut mich, dass meine Kampfszenen besser geworden sind. ^___^ Das ermutigt mich weiter voran zu schreiten. =D

Ja Masaru hat an sich das selbe Problem. x'D Ich weiß... einfallslos. orz aber zu Masaru hat das so gut gepasst.

Freut mich das dir Hiroshi gefällt. *___* Ich muss zugeben, dass er - neben meiner Mirâ - einer meiner Lieblinge ist. <3

Ja das Problem mit den Items... lD" Das nervt mich gerade auch tierisch bei PQ. orz Ständig ist mein Inventar voll und ich muss Items rausschmeißen. Und die meisten braucht man nicht einmal. >___>

Freu mich schon auf den nächsten Kommi. ;D
Antwort von:  DanteRedgrave
11.04.2015 23:55
Ja hört sich mit meiner App auch ein wenig robotermäßig an aber bei undeutschen Wörtern wie Senpai oder san klingt das jetzt nicht soo schlimm. Es ist ne lulustige Abwechslung zum selber lesen ^^

Ist ja nicht schlimm das er das gleiche Problem hat, ich glaub in Japan (oder allgemein in Ländern in denn man denn Beruf der Eltern weiterführen soll) ist das gar nicht mal ein so seltenes Problem.

Items nutze ich eigentlich auch nur bei Pokémon ^^
Aber hab es grad extrem bei Yakuza 4 dort kann man nur 20 auf einmal tragen und fast jeder Kampf bringt dir ein neues rein
Von:  fahnm
2015-04-09T01:39:18+00:00 09.04.2015 03:39
Spitzen Kapitel
Antwort von: ShioChan
11.04.2015 22:26
Freut mich ^^
Von:  Miharu92
2015-04-08T18:46:49+00:00 08.04.2015 20:46
Mal davon ab, dass die eigentliche Rettungsaktion, wenn man so will doch recht kurz war (wenn mans aufs ganze Kap. bezieht) war es wieder ein sehr schönes Kapitel. Deine Kampfszenen werden immer besser. Wirklich *grins*
Aber ich muss zugeben, dass du den Reaper, unseren "besten Freund" (*prust*) schon im ersten Dungeon einbringst hätte ich nich gedacht. Bin grad am überlegen, ob ich ihn in P3 mal platt gemacht hab aber ich glaub nich.

Jedenfalls freu ich mich schon sehr auf das neue Kap nächsten Monat^^
Mach weiter so ;)
LG die Miharu ^^/
Antwort von: ShioChan
11.04.2015 22:26
Freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat. ^_^

Naja die Rettungsaktion ging ja bereits im letzten Kapitel los. lD" Es länger als zwei Kapitel möchte ich solche Aktionen auch nicht ziehen. Es ist für mich namlich nicht sonderlich leicht. Einfach, weil ich sonst immer das selbe schreibe und das ist ja auf dauer auch langweilig. ^^" In den Spielen habe ich im übrigen auch immer versucht den Dungeon an einem Tag zu schaffen. xD" Hat teilweise sogar funktioniert. Ich war froh, wenn ich mit dem Dungeion durch war. ^^"

Mag sein das der Reaper zeitig kam. xD Aber ich glaube ich hatte ihn auch schon im ersten Dungeon bei P3FES. xD Also in P3P hatte ich ihn definitiv bereits im ersten Dungeon. xDDDDDDD Der Reaper wird auch noch öfters auftauchen. Das Verspreche ist. Er ist so ein kleiner Lückenfüller. Muahahaha xDDDDD

Freu mich schon auf deinen nächsten Kommi. ^^


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