Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 9: IX - Die Suche ------------------------- Donnerstag, 07.Mai 2015 Geschockt spuckte Hiroshi seinen Saft wieder aus und sah Mirâ ungläubig an: „Was hast du gesagt?“ „Du hast schon richtig gehört.“, kam es ernst von Mirâ. Soeben hatte sie ihren Freunden erzählt, was Mika ihr am Vorabend geschockt übermittelt hatte: Ein Mensch war in der Spiegelwelt. Einer ohne Persona. Einzeln und hilflos. „Aber wie kam derjenige dahin?“, fragte Akane. Mirâ schüttelte ratlos den Kopf: „Keine Ahnung. Vielleicht wurde er hinein gezogen oder konnte von selbst hinein gelangen. Vielleicht gibt es auch Nicht-Persona-User die in diese Welt gelangen. Aber ich kann es dir nicht genau sagen.“ „Da ist noch etwas, was dich beschäftigt.“, kam es von ihrem besten Kumpel, welcher komischer Weise immer genau wusste, wenn sie etwas bedrückte. Kurz schwieg sie und nickte dann: „Ja... Die Beschreibung, die mir Mika gegeben hat. Sie... Erinnert mich an Shin-Senpai.“ Erstaunt blickten ihre Freunde sie an und Akane ergriff das Wort: „Bist du dir sicher? Ich habe zwar gehört, dass Shin-Senpai als vermisst gilt, aber meinst du wirklich, dass es daran liegt?“ Mirâ schien kurz zu überlegen, doch schüttelte dann den Kopf: „Ich habe auch erst gedacht, dass es ein Zufall ist, aber als Mika mir beschrieben hat, wie diese Person aussieht, hatte sich das für mich erledigt. Es ist Shin-Senpai. Da bin ich ganz sicher. Und selbst wenn er es wirklich nicht ist, müssen wir denjenigen da raus holen.“ „Ja da hast du allerdings Recht.“, stimmte ihr Hiroshi zu, „Aber wir müssen vorsichtig an die Sache heran gehen. Überstürztes Handeln könnte uns in Schwierigkeiten bringen.“ Er sah Mirâ eindringlich an: „Ich weiß was du denkst. Am liebsten würdest du sofort los stürmen und Shin, oder wer auch immer dort ist, retten. Aber wer weiß ob er noch am Tempel ist oder nicht doch schon irgendwo in der Stadt. Mika kann ihn zwar beobachten, aber auch sie muss sich irgendwann ausruhen. Stell dir vor wir finden ihn nicht sofort. Es wäre auffällig, wenn wir jeden Abend ausgehen würden. Wie wollen wir das unseren Eltern erklären? Wir sollten die Suchaktion auf die Wochenenden verlegen. Erstaunt sahen die beiden Mädchen ihren Kumpel an. So ernst kannten sie ihn gar nicht. Akane lag ein Spruch auf der Zunge, doch sie verkniff ihn sich. Die Situation ließ es nicht zu, außerdem hatte er ja Recht. „Aber was, wenn ihm in der Zeit etwas passiert?“, fragte Mirâ schockiert. Wieder traf sie ein ernster Blick von Hiroshi: „Wenn es wirklich Shin ist, dann ist er bereits seit mehreren Tagen dort. Wenn er sich vor den Shadows bis heute verstecken konnte, dann schafft er das sicher auch bis Samstag. Das mag herzlos klingen, aber es bringt uns nichts, wenn wir uns durch überstürztes Handeln in Gefahr bringen. Dann können wir Shin auch nicht retten! Verstehst du? Wir sollten uns richtig vorbereiten und Samstagabend in die Spiegelwelt gehen und nach ihm suchen. Ok?“ Seine Gesichtszüge lockerten sich und er lächelte die beiden Mädchen bedrückt an. Man merkte, dass ihm seine eigenen Worte schwer fielen. Die junge Frau mit den violetten Haaren senkte den Blick und nickte. Aufmunternd klopfte ihr ihre beste Freundin auf die Schulter. Als Mirâ sie ansah, blickte sie in ein lächelndes Gesicht, welches ihr sagen sollte, dass sie sich nicht zu viele Gedanken machen sollte und sie Masaru retten würden, komme was wolle. Samstag, 09.April 2015 „Hier ist es.“, sagte Mika, als die Gruppe vor dem Tempelgelände zum Stehen kam. Wie besprochen hatten sich die drei am Samstag verabredet, um Masaru aus der Spiegelwelt zu retten. Mika sollte in der Zeit bis zum Wochenende beobachten, wie sich die Shadows in dieser Zeit verhielten und ob Masaru seinen Standort änderte. Natürlich aus sicherer Entfernung. Laut dem Bericht des kleinen Mädchens, verhielten sich die schattenartigen Wesen erstaunlich ruhig. Allerdings beunruhigte Mika, dass diese sich vor allem am Tempel aufhielten. Zwar verschwanden sie tagsüber, doch jede Nacht wurden es mehr. Aber die Kleine hatte auch gute Neuigkeiten: Masaru hielt sich immer noch in dem Tempel auf. Sie mussten ihn also nur hier suchen und nicht in der kompletten Spiegelwelt. „Ich hoffe ihm geht es gut.“, meinte Mirâ besorgt. „Das werden wir nicht herausfinden, wenn wir hier dumm rum stehen. Lasst uns gehen!“, Akane steckte ihre beiden Freunde mit ihrem Tatendrang an. „Es gibt da noch etwas... Hey!“, ehe Mika überhaupt noch etwas sagen konnte, waren die drei Freunde bereits durch das Tor zum Tempel getreten und verschwunden. Erstaunt blickten sich Mirâ und ihre Freunde um: „Wo sind wir denn jetzt? Das ist doch nicht der Tempel.“ Die Gruppe stand am Anfang eines langen Gangs. Die Wände zu ihrer Rechten und Linken war mit einer Reihe von Bannsiegeln beklebt, allerdings standen darauf keine Bannsprüche sondern Beschwörungen. Auch die Farbe der Wände machte der Gruppe leicht zu schaffen, denn diese wechselte aller paar Sekunden von dunkelrot zu dunkelblau bis dunkelgrün und wieder zurück. An einigen Stellen wurde die Wand von riesigen Bannsteinen getrennt, welche aussahen wie Stützbalken in einem Stollen. „Was ist das für ein merkwürdiger Ort?“, fragte Hiroshi, während er sich prüfend umsah. Hinter sich hörte die Gruppe ein Geräusch und sah wie Mika hinter ihnen den Gang betrat, als sie sich umdrehten. Wütend schaute sie die Gruppe an: „Das nächste Mal solltet ihr mich vielleicht ausreden lassen bevor ihr euch ins Abenteuer stürzt.“ Erstaunt sah die Gruppe sie an, woraufhin sie sich räusperte und weiter sprach: „Ich habe das Areal die letzten Tage beobachtet. Wenn man am Tag hier her kommt passiert nichts. Man steht dann wirklich auf dem Tempelgelände, aber nachts... Das seht ihr ja selber. Man könnte es einen Dungeon nennen.“ „Sind wir hier in einem Spiel? Das finde ich gar nicht witzig!“, kam es von Akane. Mirâ jedoch lag etwas anderes auf der Seele: „Du sagtest, am Tage ist das hier das normale Areal. Heißt das, am Tag war Shin-Senpai hier im Tempel?“ Mika schüttelte den Kopf: „Das habe ich erst auch gedacht und wollte ihn suchen. Ich habe wirklich in jedem Winkel gesucht, aber er war nirgends zu finden. Er wird wohl in diesem Dungeon gefangen sein. Allerdings habe ich mich nicht tiefer hier hinein getraut. Wie ihr wisst habe ich keine Persona und kann auch so nicht wirklich kämpfen. Zwar lassen mich die Shadows in Ruhe und ignorieren mich, aber es ist nicht sicher, dass sie mich doch angreifen, wenn ich ihrem Opfer zu nah komme.“ Erstaunt blickte Mirâ das kleine Mädchen an. Dafür, dass sie nicht älter als 11 oder 12 schien redete sie sehr erwachsen. Vielleicht lag es auch daran, dass sie schon so lange hier war. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr wurde ihr klar, dass sie eigentlich gar nicht wussten, wie lange Mika sich hier nun schon aufhielt. Und was würden sie machen, wenn sie heraus fanden, dass Mika eigentlich gar kein Mensch war sondern ein Geschöpf dieser Welt? Es klang zwar merkwürdig, aber ausgeschlossen war das keineswegs. Ob das blauhaarige Mädchen damit klar kommen würde? „Stimmt etwas nicht, Mirâ?“, fragte sie nun eben dieses Mädchen. Sie legte leicht den Kopf schief, was ihr nun wieder einen kindlichen Touch gab. Mirâ schüttelte den Kopf und lächelte leicht. Es war gerade nicht die Zeit, um sich genau darüber Gedanken zu machen. Nun hatten sie ein wirklich wichtigeres Problem: Sie mussten Masaru finden und retten bevor Neumond wurde und der Vollmond in dieser Welt auftauchte. „Nein alles in Ordnung. Lasst uns gehen.“, sagte sie erstaunlich ruhig. Ihre drei Freunde nickten und so machte sich die kleine Gruppe auf den Weg. Der Gang zog sich schier endlos in die Länge und die Wände wiederholten sich immer wieder. Nach einer Weile endete der Gang und teilte sich in zwei Richtungen. „Wo lang nun?“, fragte Akane, sich in beide Richtungen umschauend. Auch Mirâ blickte sich in beide Richtungen um. Der Gang zu ihrer Rechten zog sich ein ganzes Stück in die Länge. Danach wurde es zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Der Gang zu ihrer Linken jedoch bog nach wenigen Metern wieder rechts ab. „Schwierige Entscheidung.“, ging es ihr durch den Kopf, aber wenn sie noch länger zögerten würden sie nie wissen wo sie lang mussten. Für einen Weg mussten sie sich entscheiden. Noch einmal sah sie sich in beide Richtungen um. Zuerst zu ihrer Linken und dann noch mal in den endlosen Gang zu ihrer Rechten. Eine Art Luftzug zog an Mirâs Nacken vorbei, was sie sich wieder umdrehen ließ. „Mirâ, was ist?“, fragte Hiroshi, „Wo sollen wir lang gehen?“ Die Angesprochene setzte sich in Bewegung und ging auf den Gang zu, welcher nach wenigen Metern wieder abbog. Einen Moment zögerten ihre Freunde doch folgten ihr dann. Kurz darauf bog die Gruppe um die erste Ecke, doch plötzlich gingen mehrere Blitze zwischen ihnen nieder. Schnell sprangen die vier auseinander und blickten genau auf einen Shadow vor sich. Sein Körper bestand aus einer Art Kleid, an dessen Rücken zwei Flügel angebracht waren, welche wie riesige Hände aussahen. Diese waren an den richtigen Armen des Shadows befestigt, sodass sich diese bei jeder Bewegung mit bewegten. Der Hals ging genau in eine Narrenmütze über und das Gesicht war eine blaue Maske. Er beugte sich nach vorn und schlug seine Arme zusammen, woraufhin kurz darauf ein Feuerball auf die drei zukam. Hiroshi und Akane sprangen zur Seite, doch Mirâ wurde schmerzhaft zu Boden gerissen. „Mirâ alles in Ordnung?“, rief Mika ihr zu, doch atmete erleichtert auf, als sie merkte, dass Mirâ sich wieder aufrichtete. „Ja. Geht schon.“, kam es von der Angesprochenen. Mika sah wieder zu dem Shadow. Dieser war ihr vollkommen unbekannt, dabei lebte sie schon sehr lange in dieser Welt. Anscheinend gab es auch Shadows, die sich nur an bestimmten Orten zeigten. Hiroshi drehte sich zu dem kleinen Mädchen: „Deinem Blick zu urteilen, hast du diesmal keine Ahnung was das für ein Shadow ist.“ Die Angesprochene schüttelte den Kopf: „Nein tut mir leid. „Schon gut. Wir bekommen das hin.“, kam es grinsend von Akane, während sie ihr Smartphone aus der Tasche nahm, „Euch werde ich es zeigen.“ Um sie herum leuchtete ein blaues Licht und kurz darauf erschien Wadjet hinter ihr. Sie bekam von Akane den Befehl „Bash“ und erhob sich in die Luft, um den Shadow daraufhin mit einem kräftigen Tritt anzugreifen. Dieser torkelte zurück, doch blieb standhaft. Von hinten kam ein Ball angeschossen, welcher den Shadow wieder nach vorne taumeln ließ, jedoch ansonsten keine große Wirkung erzielte. Der Angegriffene richtete sich nun wieder auf und ein weißes Licht umgab ihn, woraufhin die Gruppe wieder in die Verteidigung ging. Doch anstatt sie anzugreifen änderte sich die Farbe des Lichts zu Grün. Kurz darauf stand der Shadow wieder vollkommen aufrecht. „Er kann Dia anwenden.“, rief Mirâ, welche sich wieder von dem Feuerangriff erholt hatte. Sie hätte sich mit Dia ebenfalls heilen können, doch sie wollte nicht unnötig Energie verbrauchen, die ihr später vielleicht fehlen würde. Außerdem waren ihre Wunden nicht so stark, dass es nötig gewesen wäre. Stattdessen spannte sie einen ihrer Pfeile und ließ ihn auf den Shadow los, doch es hatte nur dieselbe Wirkung wie Hiroshis Ball: Der Shadow taumelte etwas zurück, doch sonst geschah nichts weiter. Angestrengt schaute Mika dem Kampf zu. Eine Schwachstelle musste dieses Ungetüm von einem Shadow doch haben. Ihr kam eine Idee, doch ob sie funktionieren würde war nicht klar. Sie wand sich an ihre Freundin: „Mirâ. Als du vorhin von der Feuerattacken getroffen wurdest, hat es dich doch von den Beinen gerissen oder?“ Mirâ nickte: „Ja. Die Schwäche meiner Persona ist Feuer, aber was hat das...“ Sie stoppte, als ihr klar wurde, worauf Mika hinaus wollte. Klar! Wenn er Feuerangriffe nutze konnte das heißen, dass seine Schwäche Eis war. Auf einen Versuch jedenfalls kam es an. Schnell zog sie ihr Smartphone hervor und rief ihre Persona. Das blaue Licht umgab sie als sich Hemsut hinter ihr manifestierte. Das Auswahlmenü für Hemsuts Fähigkeiten öffnete sich und Mirâ wählte die Fähigkeit „Bufu“ aus, woraufhin sich Hemsut in die Luft begab und ihre Hand auf den Shadow richtete. Kurz darauf umgab eine Eisschicht den Shadow und zersprang. Doch statt den Shadow zu zerstören ertönte ein Geräusch, als würde er diese Kraft in sich aufnehmen. Und wirklich, der Shadow richtete sich wieder auf und schien wie neu geboren. „Er hat die Kraft absorbiert.“, geschockt sah Mirâ zu ihrem Gegner. Auch Mika schien schockiert. Wie konnte dieser Shadow gegen Eis resistent sein? Anscheinend konnte man sich nicht unbedingt von der Fähigkeit auf die Schwäche beziehen. Doch gegen welchen Angriff war dieser Shadow dann anfällig? Ehe sie jedoch weiter darüber nachdenken konnte, schoss eine Feuerkugel an ihr vorbei und traf den Shadow genau am Kopf, was ihn zu Boden gehen ließ. Als sie sich umdrehte erkannte sie Hiroshis Persona Aton, welche über ihrem Kumpel schwebte. Auch die beiden anderen Mädchen blickten ihn erstaunt an. „Was ist? Man musste es doch wenigstens probieren oder?“, fragte er, als er in die fragenden Gesichter der Mädchen blickte, „Wir sollten die Chance lieber nutzen und ihn gemeinsam angreifen.“ Als wären die Mädchen aus ihrer Starre erwacht nickten sie ihrem Kumpel zu und die drei Persona-User griffen gemeinsam an. Kurz darauf war der Shadow verschwunden. Eine Weile blickte die Gruppe noch auf den Punkt, wo der Shadow bis vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte. Als kein weiterer Shadow auftauchte sahen sich die vier Freunde an und mussten, trotz der Situation, unwillkürlich lächeln. Sie setzen sich wieder in Bewegung, um ihre Suchaktion weiter voran zu treiben. Doch die Freude blieb nicht lange, denn wenige Meter weiter wurden sie von weiteren Shadows attackiert. Dieses Mal waren es „kleine Fische“, wie Akane sie nannte, denn zum Großteil bestand die angreifende Gruppe aus Sleeping Hablerie und Dancing Hands, welchen sie ja bereits schon einmal begegnet waren. Zwischendurch kamen ihnen auch noch Shadows entgegen, welche wie große schwarz-goldene Käfer aussahen und eine rot- goldene Krone trugen. Diese hießen wohl „Golden Beatle“, wie Mika sie nannte. Zwar hatten sie etwas Probleme mit diesen Gegnern, doch dank Mika wusste die Gruppe schnell welchen Schwachpunkt der Shadow hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit endete der Gang und die Gruppe stand vor einer großen Holzkiste, welche ein wenig an einen alten traditionellen Sarg erinnerte. Ein leichter Schauer lief den Vieren über den Rücken. Was mochte wohl darin sein? „Los öffnen wir die Kiste!“, kam es gespannt von Hiroshi. Akane lief erneut ein kalter Schauer über den Rücken: „Bist du verrückt?! Was, wenn dort ein Shadow drin ist? Oder noch schlimmer... Ein Toter?“ Überrascht sah Hiroshi sie an: „Wo bitteschön sollte hier ein Toter her kommen? Vielleicht ist ja auch etwas Nützliches drin. Waffen oder so.“ Akane nuschelte etwas von wegen, wie die Waffen herkommen sollten, doch versteckte sich lieber hinter Mirâ, welche an die Kiste heran trat. Ein wenig musste sie schon schmunzeln, als sie Akane so sah. Ihre Freundin tat immer sehr stark, aber anscheinend gab es auch für sie Dinge die ihr Angst einflößten. Vorsichtig hob sie den Deckel der Kiste an und gab die Sicht auf den Inhalt frei. Diese sah allerdings sehr enttäuschend aus. Nur drei kleine Fläschchen standen in dieser riesigen Kiste. Gefüllt waren sie mit einer gelblich schimmernden Flüssigkeit. Erstaunt sah die Gruppe auf die drei Fläschchen vor sich. „Ziemlich mickrig für so eine große Kiste.“, kam es enttäuscht von Hiroshi. Er hatte anscheinend wirklich mit Waffen oder dergleichen gerechnet. „Was ist das überhaupt?“, vorsichtig griff Akane in die Kiste und wollte sich ein Fläschchen nehmen. Doch als sie dieses berührte löste es sich in Luft auf: „Hu?“ Ein Ton ließ die Gruppe aufschrecken und gleichzeitig nach ihren Handys greifen. Erstaunt blickten sie auf ihre Displays. „Was ist los?“, fragte Mika und sah ihrer Freundin Mirâ über die Schulter. Auf deren Display war das Menü der Persona-App zu sehen. Mirâ hatte ihr bereits davon erzählt und ihr erklärt, dass sie mithilfe dieser App ihre Persona rufen und ihr Befehle erteilen konnte. Zudem zeigte ihr dieses Programm ihre erhaltenen Social Links, sowie den Status ihrer Persona an. Nun leuchtete ein Feld unter der Bezeichnung „Summoning Persona“ auf, welches beim letzten Mal, als Mirâ ihr das Programm gezeigt hatte, noch nicht vorhanden war. Darauf stand in der gleichen blau umrandeten weißen Schrift „Items“. Verwundert öffnete Mirâ diese Option und eine Liste kam zum Vorschein. Allerdings stand dort nur eine Option und diese hieß „Peach Seed“. Dahinter stand in einem kleinen quadratischen Feld „3x“. „Peach Seed. Was soll das sein?“, fragte Hiroshi leicht verwirrt. Fragend sah Mika zu ihm hinüber. Anscheinend wurden die Items bei allen angezeigt. Aber auch sie fragte sich, wofür dieses Item gut sein sollte. Auch Mirâ schien sich diese Frage zu stellen, denn kurz darauf tippte sie auf das Auswahlfeld. Plötzlich verschwanden einige Wunden, welche sie bei den Kämpfen gegen die Shadows erlitten hatte. „Ein Item was Wunden heilt.“, kam es überrascht von Mika, als sie sah wie sich die Wunden bei ihrer Freundin schlossen. Die Liste aktualisierte sich und die Anzahl der Items verringerte sich auf zwei Stück. Fassungslos fasste sich Akane an den Kopf: „Langsam kommt mir das hier wirklich wie ein RPG vor.“ „Ein RPG?“, fragend blickte Mika sie an. „Kennst du das nicht?“, fragte Akane, „Ein RPG ist ein Rollenspiel. Derzeit sind solche Spiele für Konsolen sehr angesagt. Man läuft durch einen sogenannten Dungeon und bekämpft Monster. Unterwegs kann man Items sammeln, die einen verstärken, heilen oder was auch immer. Mein kleiner Cousin ist total verrückt nach solchen Spielen. Und irgendwie machen wir ja gerade genau DAS.“ „Mit dem Unterschied, dass du, wenn du in dem Spiel stirbst, von vorne anfangen kannst. Wenn wir hier sterben, dann war’s das mit uns.“, meinte Hiroshi ernst. Zustimmend nickte Akane: „Und das finde ich alles andere als witzig. Wer oder was auch immer hierfür verantwortlich ist, man sollte ihm mal so tüchtig in den Arsch treten.“ „Aber vorher müssen wir wohl oder übel wieder zurück und den anderen Weg nehmen. Hier kommen wir nicht weiter.“, meinte Mirâ, während sie die Wand vor sich betrachtete. Die Kiste war mittlerweile verschwunden. Daraufhin machte sich die kleine Gruppe auf den Rückweg zu der Abzweigung. Leider ließen auch die Shadows nicht lange auf sich warten und so wurden sie zwischendurch immer wieder von diesen Wesen angegriffen. Da es dieses Mal aber wieder die gleichen Arten Shadows waren, welche sie bereits auf dem Hinweg überfallen hatten, waren sie keine große Herausforderung mehr. Erwartungsgemäß schnell waren sie auch schon wieder an der Abzweigung angekommen und folgten nun dem Weg, welcher auf den ersten Blick ins Dunkel führte. Doch schnell musste die Gruppe feststellen, dass es ihnen anfangs nur so vorkam, weil der dunkle Teil immer ziemlich weit voraus lag. Auch in diesem Gang kamen ihnen mehrere Shadows entgegen, welche sie angriffen. Doch die Gruppe wusste sich durchzusetzen. Ab und an zweigte der Weg wieder ab, was leider auch dazu führte, dass die vier wieder in einer Sackgasse landeten. Dies hatte allerdings oft den Vorteil, dass sie neue Kisten fanden. Sie entdeckten viele nützliche Dinge, auch Waffen, wie Hiroshi gehofft hatte. So konnte Mirâ zum Beispiel ihren Vorrat an Pfeilen aufstocken und Hiroshi fand einen neuen Ball. Alles schien wirklich langsam wie in einem Spiel, doch es war viel zu real. Das musste die Gruppe auch schmerzhaft feststellen, als aus einer der Truhen plötzlich ein ziemlich starker Shadow gesprungen kam und sie große Mühe hatten, diesen in die Knie zu zwingen. Doch dank der Dia-Fähigkeit von Hemsut und den Tränken, welche sie unterwegs fanden kamen sie schlussendlich an einer großen Tür an, welche an die Eingangspforte eines Tempels erinnerte. „Endlich am Ziel.“, kam es begeistert von Akane. Mirâ jedoch hatte ein sehr ungutes Gefühl. Ihr war, als würde sie hinter dieser Tür etwas Schreckliches erwarten. Etwas, mit dem sie nicht so einfach fertig werden würden, wie mit den Shadows auf dem Weg hier her. Andererseits ging es um Masarus Leben. Sie mussten durch diese Tür oder Masaru würde mit dem Leben bezahlen. Noch einmal schluckte sie schwer ehe sie vorsichtig die Tür aufschob. Doch was sie dort vorfanden war alles andere als erleichternd. Sie standen in einer großen Halle, welche allerdings ihnen gegenüber wieder in einen Gang überging. Anscheinend waren sie noch lange nicht am Ende und um weiter zu gelangen mussten sie zu dem Gang hinüber. Doch da gab es ein kleines Problem: Ein riesiger Shadow blockierte ihnen den Weg. Es war ein Ritter auf einem Pferd. Zu mindestens sah es auf den ersten Blick so aus, denn das Pferd war nur zu erkennen, weil die Rüstung die Form angab. Doch eigentlich war dort kein Körper und der ganze Shadow schien zu schweben. Auch der Ritter schien nur aus der Rüstung zu bestehen und mit dem „Pferd“ verschmolzen zu sein. In seiner rechten Hand hielt er eine lange Lanze und sein Gesicht war eine lilane kronenähnliche Maske. Allerdings bewegte er sich nicht. Er schwebte einfach nur still da, den Oberkörper leicht hängend, als sei er extrem geschwächt, und die Lanze zu Boden gerichtet. „Lasst uns versuchen an ihm vorbei zu kommen. Vielleicht haben wir Glück und er bemerkt uns nicht.“, schlug Hiroshi vor, woraufhin die Mädchen nickten. Sofort versuchte die Gruppe ihr Glück und schlichen auf leisen Sohlen an dem Shadow vorbei. Erst einmal geschah nichts und es schien, als könne die Gruppe es schaffen. Doch kaum waren sie ungefähr auf seiner Höhe bemerkten sie plötzlich einen Schatten über sich. Erschrocken blickten sie sich um. Der Schatten hatte die Form eines großen Vogels, doch sie konnten niemanden erblicken. Der Schrei eines Falken war zu vernehmen und plötzlich bewegte sich der Ritter vor ihnen. Nun gab es keine andere Möglichkeit, als zu kämpfen. Ehe der Shadow sich richtig aufgesetzt hatte sah Mirâ noch, wie der vogelartige Schatten in Richtung Ausgang flog und dort verschwand. Schnell gingen die drei Persona-User in die Verteidigung und warteten darauf, dass der Shadow den ersten Schritt tat und angriff. „Es war auch zu schön um wahr zu sein.“, meinte Akane, „Wieso war mir klar, dass wir nicht einfach an dem Teil vorbei kommen?“ „Hör auf zu meckern. Einen Versuch war es wert.“, rief ihr Hiroshi zu. „Konzentriert euch ihr beiden.“, rief Mirâ, während sie sah, wie sich der Shadow aufbäumte. Das wiehern eines Pferdes war zu hören und der Shadow richtete seine Lanze auf Akane. Dann ging er zum Angriff über. Das braunhaarige Mädchen versuchte auszuweichen, doch der Shadow war schneller, sodass sie an der Seite getroffen wurde. Mit schmerzverzerrtem Gesicht torkelte sie einige Schritte zurück, blieb aber standhaft. „Alles in Ordnung?“, rief ihr Mika zu. „Ja, nur ein Kratzer.“, meinte Akane. Sie griff nach ihrem Smartphone und wählte die Option „Items“ um sich kurz darauf etwas mit einem „Peach Seed“ zu heilen. Währenddessen ging Mirâ zum Angriff über. Sie spannte einen ihrer Pfeile und schoss diesen auf den Shadow zu. Zwar traf der Pfeil den Shadow genau am Körper, doch wurde dieser gleich wieder abgelenkt und flog in eine andere Richtung. Angriffe mit Pfeilen waren also zwecklos. Hiroshi wiederum versuchte es mit einem Zio-Angriff. Dieser traf den Shadow, welcher leicht zurück stolperte, aber ansonsten standhaft blieb. Auch Akane versuchte nun ihr Glück und griff den Ritter mit Agi an, doch auch das blieb ohne großen Erfolg. „Hat dieses Ungetüm denn gar keinen Schwachpunkt?“, fragte Hiroshi, als er ein paar Schritte zurück und wieder in die Verteidigung ging. Wieder bäumte sich der Shadow auf und die drei Freunde rechneten mit dem nächsten Angriff, allerdings geschah vorerst nichts. Doch plötzlich ging Hiroshi zu Boden. Erschrocken sah Mirâ ihren Kumpel fallen. Der Shadow hatte sich doch gar nicht auf ihn zu bewegt. Was war da passiert? „Seid vorsichtig. Ich habe diese Attacke schon einmal gesehen.“, rief ihnen Mika zu, „Sie nennt sich Skewer. Es ist schwer vorher zu sehen, wen die Shadows damit angreifen, weil es so schnell geht.“ „Das hab ich bemerkt.“, meinte Hiroshi, während er sich wieder aufrichtete, „Noch etwas was wir wissen sollten?“ Mika schien kurz zu überlegen: „Ja. Es gibt mehrere Arten dieses Angriffs. Manche haben noch Nebenwirkungen, wie Gift.“ „Gift?“, kam es erschrocken von den drei Persona-Usern. Mika nickte: „Ich weiß aber nicht, welche Angriffe dieser Shadow noch drauf hat. Deshalb kann ich euch nicht sagen, ob er auch Poisen Skewer einsetzen kann. Tut mir leid.“ Die drei Freunde sagten nichts weiter dazu und konzentrierten sich wieder auf den Gegner vor sich. Wenn er keine Schwachstelle hatte mussten sie ihn eben so irgendwie klein bekommen und ihn immer wieder angreifen. Doch bevor sie überhaupt wieder einen Angriff starteten, heilte Mirâ Hiroshis Wunden mithilfe von Dia. Daraufhin griffen sowohl ihr Kumpel als auch Akane den Shadow mit Agi an, was ihn wieder etwas zurück drängte. Der Kampf zog sich in die Länge und immer wieder musste die Gruppe starke Angriffe einstecken. Auch der Shadow schien schwächer zu werden, denn allmählich ließ er seinen wuchtigen Oberkörper hängen. „Gleich haben wir ihn.“, rief Hiroshi sichtlich erschöpft. Der Kampf gegen den riesigen Shadow hatte seinen Tribut gezollt. Noch ein letztes Mal ging der Shadow zu einem Angriff über. Wieder bäumte er sich auf, schwebte aber weiter auf der Stelle. Kurz darauf traf Mirâ etwas scharfes, was sie zu Boden riss. Doch plötzlich fühlte sie noch etwas anderes als den Schmerz. Ihr Körper wurde schwächer je mehr sie sich bewegte. War dies etwa diese „Poisen Skewer“ Attacke? An einigen Stellen ihrer Haut formten sich kleine violette Bläschen, welche übel brannten. „Mirâ beweg dich nicht zu viel. Das ist Gift!“, hörte sie Mika rufen, im Grunde jedoch war ihr das schon selber klar. „Verdammt!“, Hiroshi suchte das Items-Menü nach einem Mittel gegen Gift ab, doch konnte nichts finden. Wie sollten sie Mirâ helfen? „Das wirst du büßen!“, rief Akane wütend und ließ Wadjet mit ihren Agi Angriffen auf den Shadow los. Dann endlich verschwand der Shadow in einer dunklen Wolke. Kurz darauf fielen zwei Fläschchen zu Boden. Die Flüssigkeit der einen Flasche war hellblau, während sie in der zweiten Flasche hellviolett schimmerte. Schnell ergriff Akane die beiden Behältnisse, woraufhin sie verschwanden und die Smartphones wieder einen Ton von sich geben, welche Ihnen sagen sollte, dass neue Items im Inventar waren. Die zwei neuen Items waren „Dokudami Tea“ und „Royal Jelly“. „Bitte lass etwas dabei sein, um Mirâ zu heilen.“, flehte Hiroshi, während Akane auf gut Glück „Dokudami Tea“ auswählte. Ein glänzendes Licht umgab Mirâ und die kleinen Bläschen auf ihrer Haut verschwanden. Auch das Gefühl immer schwächer zu werden ging. Trotz allem war Mirâ immer noch extrem geschwächt. Sie versuchte ihre Fähigkeit Dia einzusetzen, scheiterte allerdings. Sie war nicht einmal mehr in der Lage ihre Persona zu rufen. Anscheinend war sie am Ende ihrer physischen Kraft angelangt. Und trotzdem wäre sie weiter gegangen, hätte Hiroshi sie nicht aufgehalten. „Wo willst du hin Mirâ?“, fragte er sie, als sie sich aufrichten wollte. Vorsichtig hielt er sie am Arm fest um ihr nicht weh zu tun, aber gehen lassen konnte er sie auch nicht. „Wir müssen weiter.“, sagte Mirâ leicht geschwächt und fiel plötzlich vorn über. Akane fing sie auf: „Aber nicht in diesem Zustand. Wir sind alle fertig, Mirâ. Du schaffst es nicht einmal mehr deine Persona zu rufen. Lass uns zurück gehen und später weiter nach Shin-Senpai suchen.“ Erschrocken sah Mirâ ihre Freunde an: „Nein! Wir sind so weit gekommen, da können wir doch jetzt nicht einfach aufgeben.“ „Wir geben nicht auf.“, Hiroshi sah sie ernst an, „Aber in unserem jetzigen Zustand können wir nicht mehr kämpfen. Verstehst du das nicht? Wenn wir so weiter gehen und wieder auf einen starken Shadow treffen, dann sind wir so gut wie tot. Und wie willst du Shin dann retten?“ Mirâ war sprachlos und wusste auch sonst nicht, was sie darauf hätte sagen können. Ihre Freunde hatten ja Recht, aber sie mussten doch ihren Mitschüler retten. Verzweifelt sah Mirâ auf die immer noch verschlossene Tür vor sich. Sie waren dem Ziel so nah und nun? Mika kam auf Mirâ zu und hockte sich zu ihr herunter: „Bitte geht erst einmal nach Hause und ruht euch aus. Ich werde die Sache hier weiter beobachten. Versprochen.“ Das Mädchen mit den violetten Haaren senkte den Blick und nickte dann. Was hätte sie sonst auch tun können? Ihre Kraft war erschöpft und vor ihnen lag immer noch ein langer Weg. Sie mussten so schnell wie möglich wieder zu Kräften kommen. Somit half ihr Akane auf die Beine und stütze sie, während sie Gruppe sich wieder auf den Rückweg machte. Sie hatten sich moralisch schon darauf vorbereitet den gesamten Weg inklusive Shadows wieder zurück laufen zu müssen. Doch als sie durch die Tür traten, durch welche sie in den Saal gelangt waren, befanden sie sich wieder auf der Treppe im Eingangsbereich des Tempels. Erstaunt blickte die Gruppe zurück auf den Eingang, welcher nun hinter ihnen lag. Anscheinend gelangten sie wieder zum Eingang zurück, wenn sie einen Teil des Dungeons bezwungen hatten. Praktisch war dies auf jeden Fall, doch würden sie auch dort wieder starten können, wo sie ihre Suche beendet hatten? Um dies heraus zu finden, mussten sie wieder in den Dungeon hinein, doch nicht an diesem Abend. Vorsichtig stiegen sie nun die Stufen des Tempels hinab und machten sich auf den Heimweg, doch Mirâ schaute noch einmal zum Tempel hinauf, bis dieser aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)