Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 5: V - Begegnungen -------------------------- Montag, 20.April 2015 Gähnend betrat Mirâ die kleine Küche, in welcher ihre Mutter und Junko bereits frühstückten. „Guten Morgen, Nee-Chan!“, wurde sie freundlich von ihrer kleinen Schwester begrüßt. „Guten Morgen.“, grüßte auch Mirâ, während sie sich hinsetzten und sich ein Glas Milch eingoss. Besorgt blickte ihre Mutter sie an: „Geht es dir wieder besser?“ „Wie meinst du das?“, kam die Frage. „In den letzten Tagen hast du häufig sehr erschöpft ausgesehen. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, ob dir der Umzug dieses Mal nicht so bekommen ist.“, antwortete ihre Mutter besorgt. Das stimmte. Sie war in den letzten Tagen wirklich sehr erschöpft gewesen, aber sie konnte ihrer Mutter schlecht sagen, dass es an ihrer Persona lag. Ebenso wenig konnte sie ihr von der Spiegelwelt erzählen. Ihre Mutter würde sie für verrückt erklären. Außerdem würde sie damit Junko Angst einjagen und das wollte sie nicht. Also blieb er nur wieder eine Lüge: „Ja das stimmt. Die letzten Tage waren etwas anstrengend für mich. Es war schwer mich dieses Mal an die Umgebung zu gewöhnen. Entschuldige, wenn ich dir Sorgen gemacht habe. Jetzt geht es mir aber wieder besser.“ So ganz gelogen war das nicht einmal. Es stimmte ja, dass sie sich erst an ihre neue Umgebung gewöhnen musste. Ihr Mutter seufzte und schien sich damit vorerst zufrieden zu geben: „Das beruhigt mich. Was mich auch beruhigt ist, dass du ein paar Freunde gefunden hast. Ich dachte schon du schottest dich wieder ab, wie letztes Mal.“ Mirâ senkte leicht den Blick und lächelte: „Das stimmt allerdings.“ „Ich finde das jedenfalls gut. Freunde sind wichtig. So ich muss jetzt los.“, ihre Mutter schnappte sich ihre Tasche und begab sich in den Flur, „Mirâ sei bitte so gut und begleite deine Schwester in sie Schule. Ich muss heute außerhalb der Stadt etwas erledigen, deshalb komme ich da nicht vorbei und es wäre ein Umweg.“ „Sicher Mama. Das mach ich.“, versprach Mirâ. „Das ist nett von dir. Also ihr beiden. Bis heute Abend.“, und schon war ihre Mutter weg und Mirâ und Junko saßen alleine am Tisch. Nachdem beide ihr Frühstück zu sich genommen hatten, machten sie sich auf den Weg. Gerade als beide das Haus verließen, hörte Mirâ eine bekannte Stimme, welche sie freundlich grüßte. Als sie sich umdrehte erkannte sie ihre Freundin Akane. „Akane, guten Morgen. Was machst du hier?“, fragte Mirâ leicht irritiert. „Ich wollte dich abholen. Bin dafür extra eine Bahn eher gefahren.“, grinste ihre Freundin sie an, „Wir hatten leider vergessen mal wieder Nummern auszutauschen, deshalb konnten wir am Wochenende ja leider nichts zusammen unternehmen. Ich bin froh, dass ich hier her gefunden habe.“ „Wir hätten uns doch auch an der U-Bahn treffen können. Aber ich Freu mich, das du dir den Weg gemacht hast.“, sagte Mirâ glücklich. Noch nie hatte sie jemand von zu Hause abgeholt. Diese Erfahrung war ihr neu, doch sie freute sich über diese Geste. Nun schien Akane auch Junko aufzufallen, welche sich hinter Mirâ versteckte. „Oh nanu. Ist das deine kleine Schwester?“, fragte sie obwohl sie die Antwort bereits kannte und hockte sich zu Junko hinunter, „Hallo. Ich bin Akane Chiyo. Ich bin eine Freundin deiner großen Schwester.“ Zögerlich kam Junko hinter ihrer Schwester vor: „Mein Name ist Junko.“ „Junko-Chan also. Freut mich sehr.“, lächelte Akane. Junko nickte nur zurückhaltend, woraufhin Akane wieder aufstand und sich die kleine Gruppe auf den Weg zur U-Bahn machte. Da dies das erste Mal war, das Junko mit der U-Bahn in dieser Stadt fuhr war sie leicht aufgeregt. Zumal die Bahn auch ziemlich voll war, doch Mirâ und Akane schirmten sie so gut von den Menschenmassen ab, dass sie schnell ihre Angst verlor. Um zur Grundschule zu gelangen mussten sie bereits eine Station eher aussteigen, sodass sie den restlichen Weg bis zur Highschool laufen mussten nachdem sie Junko abgeliefert hatten. „Da fällt mir ein. Heute öffnen die Schulclubs. Hast du schon überlegt, ob du einen Kurs belegst?“, fragte Akane. „Ich habe überlegt zum Kyûdô zu gehen, wenn sie neue Mitglieder aufnehmen.“, antwortete Mirâ. Ihre Freundin stimmte zu: „Da passt du super rein. Immerhin bist du eine gute Bogenschützin.“ Mirâ schüttelte den Kopf: „Nein eigentlich nicht. Das in der Spiegelwelt war nur Glück. Eigentlich bin ich nicht besonders gut darin. Ich habe in der Mittelstufe damit angefangen, weil ich es interessant fand, aber nachdem ich meine Leistungen nicht verbessern konnte und durch die ganzen Umzüge habe ich damit aufgehört. Aber ich denke das Training wird mir helfen. Es könnte sicher sehr nützlich sein. Hast du dich denn für einen Club entschieden?“ „Sie wird wahrscheinlich in die Judo-AG gehen. Hab ich recht, Chiyo?“, meinte plötzlich eine ihnen bekannte männliche Stimme. Als sich beide umdrehten sahen sie Hiroshi, welcher zu Begrüßung die Hand hob: „Yo!“ „Guten Morgen Makoto-Kun.“, grüßte Mirâ freundlich. „Guten Morgen.“, grüßte auch er noch einmal, „Und habe ich Recht, Chiyo?“ „Ja sicher. Mein Plan ist immer noch Captain zu werden. Unser letzter Captain war ja einer aus der Dritten und jetzt wo er seinen Abschluss gemacht hat, ist die Stelle wieder frei.“, erzählte Akane mit voller Begeisterung. Mirâ musste lachen und wand sich Hiroshi zu: „Und du, Makoto-Kun? Welche AG wirst du belegen?“ Der Angesprochene grinste nur: „Ich bin seit der Mittelstufe in der Fußball-AG, da werde ich auch dieses Jahr wieder hingehen.“ Mirâ erinnerte sich an ihre Begegnung auf dem Schulhof und musste wieder lachen: „Das erinnert mich daran, dass du mich letzte Woche fast abgeschossen hättest. Da hast du wohl mit deinen Kumpanen gespielt, was?“ Hiroshi lief knallig rot an und er kratzte sich verlegen am Kopf: „Ich hab mich doch entschuldigt. Ich hab halt nicht aufgepasst und ja also …“ Die Angelegenheit war ihm wirklich peinlich und je weiter er redete, desto mehr überschlug er sich beim Reden, sodass nur noch wirres Zeug herauskam. Nun konnte Mirâ wirklich nicht mehr an sich halten und ihr Lachen wurde stärker, sodass sie sich einige Momente später den Bauch hielt. „Mach dich nicht über mich lustig.“ ,die rote Farbe in Hiroshis Gesicht wurde immer dunkler. „Sorry. Es war nur so witzig, wie du versucht hast eine Ausrede zu finden. Das hatten wir doch schon abgehakt. Es war ja nichts passiert.“ ,lachte Mirâ und versuchte nach Luft zu schnappen. „Trotzdem...“, kam es nur kleinlaut von Hiroshi, doch Mirâ winkte nur ab und meinte, dass die Sache erledigt war und er sich darüber keine Gedanken mehr machen brauchte. So erreichten sie nach einigen Minuten die Schule und wechselten ihre Schuhe bevor sie sich auf den Weg in den Klassenraum machten. Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass Mirâ fast in ein anderes Mädchen gerannt wäre. „Hey, pass doch besser auf.“, sagte dieses leicht genervt. Als Mirâ aufblickte sah sie in zwei violette Augen, welche sie böse ansahen. Bei näherer Betrachtung bemerkte sie auch, dass die schwarzen Haare des Mädchens an einer Seite kürzer waren als auf der anderen und das die lange Seite, sowie der Pony violett gefärbt waren. „Was starrst du so?“, fragte das Mädchen immer noch genervt. Mirâ schrak leicht zurück: „Entschuldige.“ Murrend ging das Mädchen an ihr vorbei. Leicht missmutig sah Mirâ ihr nach. Das Mädchen trug die schwarze Bluse der Schuluniform, allerdings über den Rock und nicht hinein gesteckt, wie man es normaler weise unter der Jacke trug. Diese hatte sie gänzlich weggelassen. Die Krawatte hatte sie auch nur locker um den Hals gelegt. Dazu trug sie eine schwarze lange Strumpfhose. „Das ist Fukagawa aus der 2-3.“, hörte sie Akane neben sich, „Sie ist zu jedem so. Sie redet selten mit jemandem, ist meistens allein und meckert jeden an, der ihr in die Quere kommt. Am besten du ignorierst was sie gesagt hat.“ Daraufhin gingen sie und Hiroshi bereits die Stufen zum nächsten Stockwerk hoch, während Mirâ dem Mädchen noch kurz nachschaute. Sie beobachtete wie ein kleines Mädchen mit hellbraunem Haar in das Mädchen namens Fukagawa stürzte und daraufhin von dieser zusammen gestaucht wurde. Nachdem sie ihren Frust abgelassen hatte ging sie weiter und ließ das kleine Mädchen leicht erschrocken zurück. „Was soll das denn?“, fragte sich Mirâ, doch irgendwie erinnerte sie Fukagawa an sich selbst. Im letzten Jahr hatte sie ja auch so reagiert, um mit niemandem anbandeln zu müssen. Es gab sicher etwas worüber sie nicht reden konnte oder wollte und weshalb sie sich von allen anderen so distanzierte. Während sie immer noch Fukagawa nachsah, welche allerdings bereits um die nächste Ecke verschwunden war, fiel ihr wieder das kleine Mädchen auf. Diese hockte sich verzweifelt und mit Tränen in den Augen hin um ihre Schulhefte aufzusammeln, welche auf dem Boden verstreut waren. Seufzend ging Mirâ auf sie zu und half ihr beim Einsammeln. „Alles in Ordnung?“, fragte sie vorsichtig, als sie ihr eines ihrer Hefte hinhielt. Das Mädchen wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und nickte: „J-ja, danke. Es geht schon wieder.“ Nachdem alle Hefte aufgesammelt waren verbeugte sich das junge Mädchen noch einmal vor Mirâ. Als sie sich wieder aufrichtete, bemerkte Mirâ, dass dieses Mädchen bestimmt gut einen Kopf kleiner als sie selbst war. Ihrer Größe zu Urteilen war sie im ersten Jahr. Sie hatte schulterlange gewellte hellbraune Haare, in welchen sie ein rotes Haarband trug. Als Oberteil ihrer Schuluniform trug sie einen weißen Pullover mit roten Streifen, auf welchem aber das Wappen der Schule zu sehen war. Neben dem Wappen sah Mirâ die Schleife, welche man alternativ zur roten Krawatte tragen konnte und welche sie selber auch gewählt hatte. Dazu trug sie den roten Rock der Uniform, allerdings länger als er eigentlich war, denn dieser reichte ihr bis kurz über die Knie. Darunter trug sie eine weiße Strumpfhose. „Vielen Dank, Senpai.“, damit drehte sich das Mädchen um und ging. Auch ihr sah Mirâ noch einmal kurz nach ehe sie sich auf den Weg in den zweiten Stock zu den Klassenräumen des zweiten Jahrgangs auf machte. Im Klassenraum wurde sie bereits von Akane erwartet: „Wo warst du?“ „Ich hab einem Mädchen aus dem ersten Jahr geholfen. Sie wurde von Fukagasa-San angemotzt und ist fast in Tränen ausgebrochen.“, antwortete Mirâ flott. „Hu?“, kam es nur langgezogen von Akane, doch sie ging nicht weiter darauf ein, was auch ihrem Englischlehrer Mr. Tyson zu verdanken war. Mirâ hörte Akane neben sich flüstern. Sie erzählte ihr, dass Mr. Tyson eigentlich aus England kam, aber so vernarrt in Japan sei, dass er bereits seit vielen Jahren in Japan lebte und deshalb gut japanisch konnte, was ihn als Englischlehrer sehr wertvoll machte. Immerhin gab es nicht viele Lehrer die fließend englisch konnten. Es wurde auch nie richtig gelehrt. Erst in den letzten Jahren stockte das Land auf und lehrte richtig Englisch, sowohl in Aussprache als auch in der Sprache an sich in Textform, sodass die Schüler die Sprache auch zu verstehen lernten. „Quiet.“, brachte er die Klasse zum Schweigen und begann seinen Unterricht, „Today, we begin to translate a text from our textbook. Please open your books on page 25.“ Die Lehrbücher wurden aufgeschlagen, zu mindestens von den Schülern, welche verstanden hatten, was ihr Lehrer von ihnen wollte. Alle anderen drehten sich nach links und rechts um und schlugen dann ebenfalls ihre Bücher auf. Mr. Tyson schaute kurz durch die Klasse und sein Blick blieb an Mirâ hängen: „Shingetsu-San. Please translate the first paragraph.“ Mirâ stand auf und überflog kurz die den Absatz, ehe sie anfing zu übersetzen. Ihr Englisch war nicht das Beste, aber um sich zu verständigen reichte es alle male. Probleme hatte sie immer in der Aussprache, aber das Übersetzen und Verstehen von Texten war ihre Stärke. Dies merkte man auch, als sie den Absatz vorlas. Ihr Lehrer hatte aufmerksam gelauscht und nickte. Er merkte nicht einmal, das er plötzlich sogar japanisch redete: „Gut. Du musst noch etwas daran arbeiten die Texte schneller zu verstehen, damit du sie schneller und fließender Übersetzen kannst. Ansonsten war es gut. Setz dich.“ Die Angesprochene setzte sich wieder und ihr Lehrer suchte sich einen neuen Schüler für den nächsten Absatz. Gemeinsam mit Akane machte sie sich nach dem Unterricht auf den Weg zu den Turnhallen der Schule. Hiroshi war nicht dabei, da seine Fußball-AG hinter der Schule Unterricht hatte und der deshalb in eine andere Richtung musste. Zusammen betraten die beiden Mädchen den Gang zu den Sportclubs, welchen Mirâ an ihrem ersten Tag bereits gesehen hatte. Nun stand die Tür weit offen und gab den Blick auf einen langen Gang frei, an welchem sich zur rechten mehrere Türen aufreihten. „Der Kyûdô-Club ist ganz hinten, die letzte Tür. Eigentlich nicht zu übersehen.“, erklärte Akane und blieb an einer Tür stehen, „Ich muss jetzt hier rein. Wir sehen uns dann nach den Clubs. Ok?“ Und schon war sie verschwunden. Mirâ unterdessen ging den Gang bis ganz zum Schluss und fand die Tür, welche Akane meinte. Sie öffnete die Tür und trat in ein umzäuntes Freigelände. Am anderen Ende des Geländes waren die Ziele aufgereiht und durch Wände getrennt, damit nicht ausversehen jemand ein anderes Ziel traf. Die Zielscheiben sahen schon ziemlich mitgenommen aus, so weit wie sie das sehen konnte. Sie selbst stand unter einem Schmalen Dach. Sowohl zu ihrer Linken, als auch zu ihrer Rechten erstreckten sich die Umkleidekabinen: Links für Mädchen und rechts für Jungs. Zwischen dem Überdachten Teil und den Zielscheiben war eine große Freifläche, auf welcher auf halben Wege die Linien waren, an welche sich die Bogenschützen stellten, wenn sie übten. „Noch ein neues Gesicht.“, hörte sie eine Männliche Stimme, woraufhin sie aufblickte. Vor ihr stand ein junger Mann mit braunem kurzem und leicht zerzaustem Haar, welches er an der rechten Seite etwas nach oben gegeelt hatte. Er trug bereits seine Trainingssachen: das weiße Oberteil mit den dreiviertel langen Ärmeln, den dunkelblauen Hakama, den Brustschutz und den Handschuh. Lächelnd blickte er Mirâ an: „Möchtest du uns beitreten?“ „Nehmt ihr denn derzeit neue Mitglieder auf?“, kam die Gegenfrage. Der junge lachte: „Ja sicher. Mein Name ist Dai Kazuma. Ich gehe in die dritte Stufe und bin hier der Captain.“ „Freut mich Kazuma-Senpai. Ich bin Mirâ Shingetsu aus der zweiten.“, stellte sich Mirâ vor, „Es wäre mir eine Freude hier teilnehmen zu dürfen.“ Dai konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Es war ein fröhliches und aufrichtiges Lachen, keinesfalls wollte er sie damit aufziehen, das merkte Mirâ sofort. „Nicht so förmlich.“, er hielt ihr seine Hand hin, „Willkommen in der AG.“ Lächelnd erwiderte Mirâ den Händedruck, bevor Dai weiter sprach: „Bist du mit dieser Sportart vertraut?“ „Ich hatte diese Sportart im ersten Jahr der Mittelstufe betrieben, aber ich musste wegen bestimmter Umstände aufhören.“, erklärte Mirâ, „Aber ich fand, dass ich das Angebot hier nutzen sollte, um mit dem Sport weiter zu machen.“ „Das war eine gute Entscheidung.“, sagte Dai mit einem Grinsen, „Dann hast du ja schon eine Ausrüstung.“ Mirâ nickte, doch ihr fiel ein, dass sie sie gar nicht dabei hatte: „Oh verdammt. Ich hab sie gar nicht dabei.“ Wieder war das aufrichtige Lachen von Dai zu hören: „Das ist nicht schlimm. Heute stellen wir nur unseren Club vor und zeigen den Neulingen alles. Da auch einige aus dem ersten Jahr bei uns anfangen wollen und noch keine Ausrüstung haben, können wir eh nicht viel machen.“ „Dai! Wo bleibst du denn? Wir wollen mit der Vorstellung beginnen!“, hörten die beiden eine verärgerte weibliche Stimme. Beide schauten in die Richtung aus welcher die Stimme kam und sahen eine junge Frau mit blonden lockigen Haaren. Mirâ dachte erst diese waren gefärbt, doch je näher das Mädchen Kam, desto mehr fiel Mirâ auf, dass sie einen europäischen Touch hatte. Dass ihre Haare also wirklich blond waren, war gar nicht so abwegig. Mit ihren strahlend grünen Augen schaute sie Dai böse an. Als ihr Mirâ auffiel schaute sie diese fragend an: „Wer ist das?“ „Ah Hime. Das ist Shingetsu-san aus der zweiten. Sie möchte auch unserem Club beitreten.“, höflich zeigte Dai auf die junge Frau, „Shingetsu-San, das hier ist Amy Iwato, sie wird aber von allen nur Hime genannt. Wir gehen in dieselbe Klasse und sie ist die Managerin unseres Clubs.“ Amy musterte Mirâ mit einem skeptischen Blick. Ihr schien ihre Anwesenheit nicht zu gefallen, zu mindestens sagte das ihr Blick. Wie Mirâ schon gesehen hatte lagen ihre blonden Haare in schönen großen Locken und ein wenig beneidet Mirâ sie für solch schöne Haare. Ihre Schuluniform trug sie genau wie sie selbst, außer dass sie die Krawatte statt der Schleife trug. Noch einmal blieb ihr Blick an Mirâ hängen ehe sie sich umdrehte: „Nun kommt schon. Wir wollen mit der Einführung beginnen.“ Damit ging sie davon. Dai sah Mirâ kurz mit einem entschuldigenden Lächeln an und folgte dem blonden Mädchen dann. Kurz blieb Mirâ noch stehen doch folgte dann ebenfalls den beiden und stieß zu der doch ziemlich großen Gruppe. Als sie sich umschaut erblickte sie noch vier bis fünf weitere Schüler, welche allerdings alle aus dem ersten Jahr zu kommen schienen. Es waren auch nur Jungs. Als sich Mirâ in der gesamten Gruppe so umsah musste sie auch leicht entsetzt feststellen, dass die Mädchen in diesem Club an sich in der Unterzahl waren. Insgesamt zählte Mirâ noch vier weitere Mädchen, Amy nicht mit eingerechnet. Mit ihr waren sie dann also zu fünft. Nachdem alle versammelt waren stellten sich Dai und Amy noch einmal vor. Sie erzählten ein wenig wer sie waren und was für Ziele sie für den Club hatten. Zum Schluss führte Dai noch sein Können vor und erklärte ein wenig dazu. Er traf fast die Mitte, was ihm Respekt abforderte. „So und zum Schluss noch folgendes: Wir treffen uns immer montags und mittwochs, dafür aber nicht wenn es regnet und auch nicht eine Woche vor den Prüfungen.“, klärte er noch auf, „Die Ausrüstung für die Neulinge wird heute noch bestellt und ihr solltet sie zum nächsten Training haben. Wir sehen uns dann Mittwoch. Damit ist der Club für heute beendet.“ Seufzend verließ Mirâ das Gelände. Die ganze Zeit hatte sie das Gefühl, das Amy sie böse anschaute. Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen weshalb. Sie hatte ihr doch nichts getan. Immerhin hatte sie Amy heute zum ersten Mal getroffen. Die Tür neben ihr öffnete sich erneut, worauf sie einen Schritt zur Seite machte. Als sie in zwei grüne böse wirkende Augen blickte schrak sie leicht zurück. „Hör zu Neuling. Lass deine Hände von Dai.“, noch einmal strafte sie Mirâ mit einem bösen Blick und ging dann. „Hu?“, kam es langgezogen aus Mirâs Mund. Was sollte das denn? Kam es denn so rüber als würde sie etwas von ihrem Senpai wollen? Dabei hatte sie ihn doch heute erst kennen gelernt. Sie glaubte langsam zu begreifen, warum es so wenige Mädchen in diesem Club gab. „Nimm dir das nicht so zu Herzen.“, hörte sie neben sich. Als sie sich umdrehte sah sie Dai, welcher nun umgezogen neben ihr stand: „Hime ist manchmal etwas merkwürdig, aber eigentlich ein gutes Mädchen. Und sie macht viel für den Club.“ „Warum nennt ihr sie alle Hime?“, fragte Mirâ irritiert. Wie eine Prinzessin führte sie sich nun wirklich nicht auf. Dai lachte: „Durch ihre europäischen Wurzeln sticht sie so extrem in unserer Klasse bzw. in dieser Schule hervor, dass alle irgendwann angefangen haben sie Hime zu nennen.“ „Hu?“ ,kam es nur langgezogen von Mirâ. Lächelnd schlug Dai ihr leicht auf die Schulter: „Ich bin schon gespannt wie du dich schlägst. Vergiss Mittwoch deine Ausrüstung nicht. Bis dann.“ Somit hatte sich auch ihr Senpai verabschiedet und war kurz darauf durch die Tür am anderen Ende des Ganges verschwunden. Etwas später war sie zusammen mit Akane und Hiroshi in einem Fast Food Restaurant gelandet und gönnte sich einen kleinen Snack. Sie unterhielten sich über ihre Clubs und Mirâ erzählte den beiden von der Begegnung mit Amy und wie diese ihr gedroht hatte. Die beiden Freunde sahen sich daraufhin nur kurz fragend an und rieten ihr dann, Amys Aussage einfach zu ignorieren. „Da fällt mir ein. Ich fände es besser wenn wir unseren Handynummern austauschen würden.“, fing Hiroshi an, „Nicht nur das wir uns so auch in der Freizeit mal verabreden können, wir können so auch wegen der Sache mit der Spiegelwelt in Kontakt bleiben.“ „Komm schon, du willst nur Mirâs Nummer haben und weißt nicht wie du es anders anstellen sollst.“, stichelte Akane mit einem Grinsen nach, worauf Hiroshi sofort rot anlief. „Nein! Also... Naja... Nein. Ich meine das wirklich so wie ich es gesagt habe.“, versuchte er sich heraus zu reden. Die beiden Mädchen konnten sich ein Lachen nicht verkneifen, woraufhin Hiroshi die beiden etwas verwirrt anstarrte, doch dann auch mit einstimmte. Daraufhin tauschten die drei gegenseitig ihre Nummern aus und vereinbarten sich nun immer zu kontaktieren, wenn sie etwas auffälliges fanden. „Ich wollte euch auch noch einmal danken.“, kam es plötzlich von Mirâ, wofür sie zwei ratlose Blicke erntete und selbst den Blick nach unten richtete, „Naja... Ihr wisst schon… in der Spiegelwelt.“ Ein Seufzer ließ sie aufblicken und zu Akane schauen: „Nun hör aber auf. Du hast UNS gerettet und nicht andersrum.“ Hiroshi nickte: „Chiyo hat recht. Und wenn du das mit dem Wecken meinst: Was hätten wir tun sollen? Dich sterben lassen? Wir sind Freunde und wir wollen nicht, dass dir etwas passiert.“ Akane nickte nur darauf. Erstaunt blickte das Mädchen mit den violetten Haaren ihre Freunde an. Sie hatte nie erhofft diesen Satz zu hören, zumal sich die drei ja erst seit einer Woche kannten. Doch es machte sie mehr als glücklich. Nun war sie froh, dass sie auf die Beiden eingegangen war. Sie waren für sie nicht nur Gefährten im Kampf gegen die Shadows, sondern auch gute Freunde. „Vielen Dank.“, bedankte sie sich noch einmal mit einem glücklichen Lächeln. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus. „Du bist ich... Und ich bin du...“, hörte Mirâ plötzlich eine Stimme, „Du hast ein neues Band geschlossen... Es bringt dich näher an die Wahrheit... Du sollst gesegnet sein bei der Erschaffung von Personas der Narren Arcana...“ „Hu?“, fragend sah sich Mirâ um. „Was ist los?“, kam die Frage von Hiroshi. „Habt ihr das gehört?“, immer noch sah sie sich um, doch konnte nichts sehen. „Ähm... Nein?“, antwortete Akane, „Alles klar bei dir?“ „J-ja. Das war sicher nur Einbildung. Oder ich hab die anderen gehört.“, Lächelnd sah Mirâ ihre Freunde an und beließ es dabei. Wahrscheinlich hatte sie sich das nur eingebildet. Zu mindestens konnte sie sich nicht vorstellen von wo die Stimme hätte kommen sollen und vergaß das erst einmal wieder. Es hatte eh keinen Sinn sich darüber nun Gedanken zu machen. Später am Abend saß sie über ihren Hausaufgaben, als sie plötzlich eine Nachricht bekam. Etwas irritiert von wem denn um diese Uhrzeit noch eine Nachricht kam, öffnete sie diese und musste feststellen, dass Akane sie geschickt hatte. ‚Bist du mit den Hausaufgaben schon fertig? Ich blick da nicht durch. orz’, schrieb sie. ‚Was verstehst du denn nicht?’, schrieb Mirâ zurück. Es dauerte eine Weile bis eine Antwort kam, obwohl sie sehr kurz ausfiel: ‘alles... T__T’ Sie überlegte kurz wie sie ihrer Freundin helfen könnte und antwortete nach kurzer Zeit: ‘Ich kann versuchen dir morgen noch Mal zu erklären, was du nicht verstanden hast.’ ‘rly? Danke (\^o^/)’, kam daraufhin wieder zurück. Sie schrieben noch eine Weile über mehr oder weniger unwichtige Dinge, bis sie sich voneinander verabschiedeten. Gerade als Mirâ ihr Smartphone weglegen wollte fiel ihr auf, das oben rechts auf dem kleinen viereckigen Zeichen der Persona App ein kleines Ausrufezeichen stand. Etwas irritiert öffnete sie die App und sofort fiel ihr die Option „Social Links“ auf, welche plötzlich gelb unterlegt war. Als sie diese auswählte öffnete sich eine Seite auf welcher sich mehrere kleiner Fenster befanden. Auf genau 22 Stück kam sie, als sie diese durch gezählt hatte, allerdings waren alle noch schwarz unterlegt, mit Ausnahme des ersten Fensters. Auf diesem bildete sich so etwas wie eine Karte ab. Bei genaueren Betrachten sah sie sogar aus, wie die Rückseite der Tarrot-Karten, welche Igor verwendet hatte. Es war eine blaue Karte mit schwarzem Rand auf dessen Mitte sich ein Gesicht - eine Art Maske - abbildete. Diese war auf einer Seite schwarz und auf der anderen hellblau. Oben rechts an der Ecke der Karte war wieder das kleine Ausrufezeichen zu sehen und wollte ihr damit wohl sagen, dass es hier etwas Neues gibt. Mit leicht zittriger Hand berührte Mirâ die Karte. Sie wollte sehen was das zu bedeuten hatte. Als ihr Finger die Karte berührte, drehte sich diese um und ein neues Bild kam zum Vorschein. Dabei öffnete sich auch eine neue Seite, auf welcher sie die Karte nun richtig sehen konnte. Diese blieb blau, aber das Bild darauf war anders. Zu sehen war das Schattenbild eines Wanderers zu dessen Füßen ein Hund zu erkennen war. Unten in der Mitte der Karte war eine weiße 0 abgebildet. Als Mirâ die Seite etwas nach oben scrollte, erkannte sie darunter in weißer Schrift auf blau kariertem Hintergrund den Namen der Karte: Der Narr. Unter dem Namen war ein Balken zu sehen, welcher ein kleines Stück gefüllt war. In diesem Moment fiel ihr wieder die Stimme ein, welche sie am Nachmittag gehört hatte. Ob sie ein Anzeichen dafür war? Auch die letzte Begegnung mit Igor und Margaret kam ihr wieder in den Sinn. „Wenn du mit anderen Menschen in Kontakt trittst werden deine Social Links verstärkt“, hatte Igor zu ihr gesagt. Also war dies ihr erster Social Link. So viel stand fest. Doch mit wem der beiden hatte sie ihn geschlossen? Akane oder Hiroshi? Sie war doch mit beiden zusammen gewesen. Hatte sie ihn etwa mit beiden geschlossen? Warum aber gab es dann nur eine Arcana? Und was um alles in der Welt hatte dieser komische Balken zu bedeuten? Zu viele Fragen schwirrten ihr im Kopf. Es war einfach zum Verrücktwerden. Je mehr sie meinte zu verstehen, desto mehr kam dazu, was sie eben nicht verstand. „Uh...“, Mirâ schloss kurz die Augen und hielt sich den Kopf. Das war alles zu viel für sie. Murrend beendete sie das Persona Programm und schaltete das Display aus, ehe sie ihr Smartphone beiseitelegte. Warum musste ihr das alles passieren? Sie wollte doch einfach nur normal leben. Vorsichtig verschränkte sie ihre Arme auf den Tisch, legte ihren Kopf darauf und starrte ihr Handy vor sich an. Sie musste unbedingt versuchen herauszufinden was das alles zu bedeuten hatte und wenn das bedeutete ehemalige Persona User aufsuchen zu müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)