Gay Chicken von Phase (RobertxJohnny) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Diesmal waren sie zu weit gegangen. Das waren die ersten Gedanken, die Robert durch den Kopf schossen, als er morgens aufwachte, Johnny an sich gekuschelt und diese verfluchte letzte Nacht noch viel zu gut in Erinnerung. Er hätte es besser wissen müssen! Statt vernünftig zu sein und auf seinen Verstand zu hören, hatte er es einfach zugelassen. Seinen besten Freund hatte er bis zur Erschöpfung gevögelt – und das alles nur wegen eines dämlichen Spiels. Was hatte Enrico nur angerichtet? Alles hatte damit angefangen, dass sie bei dieser dämlichen Party unbedingt hatten Flaschendrehen spielen müssen. Wer war auf die Idee gekommen? War es Mariah gewesen? Enrico hatte sich einen Spaß daraus gemacht, Johnny aufzubürden, den Abend damit zu verbringen Gay Chicken zu spielen – und jedes Mal zu gewinnen, wollte er keinen Strip vor versammelter Mannschaft hinlegen. Versammelte Mannschaft hieß hierbei so ziemlich alle Beyblader, die international einen gewissen Rang und Namen hatten. Johnny wählte sich als erstes Opfer Enrico aus, der (zur Freude aller) vor dem Kuss seines Teamkollegen zurückzuckte. Lee hingegen war widerstandsfähiger. Den normalen Kuss erwiderte er locker und ohne größere Bedenken - zumindest bis Johnny mit der Zunge kam. Auch weiterhin schlug sich Johnny wirklich gut und schien erstaunliche Freude am Gewinnen bei diesem kleinen Spiel zu haben. Bis er an Robert geriet. Robert war niemand, der einfach so das Handtuch warf, denn wenn es eine Sache gab, die er gar nicht mochte, dann war es zu verlieren. Und er liebte Herausforderungen. Johnny zog daraufhin alle Register und den Rest des Abends verbrachten sie fast wie ein richtiges Pärchen. Und irgendwann, als sie beide zu viel getrunken hatten, um noch in irgendeiner Weise zurechnungsfähig zu sein, war es einfach passiert. Er hoffte nur, dass die Beyblader in den angrenzenden Zimmern von dem Debakel nicht allzu viel mitbekommen hatten und dass es ihm möglich war, die Sache mit Johnny möglichst diplomatisch zu lösen. Wie auch immer er das schaffen wollte. Neben ihm seufzte Johnny leise, streckte und räkelte sich. „Gott, was für eine Nacht“, murmelte er, als er sich aufrichtete und sich verschlafen über die Augen rieb. Er bemerkte Robert neben sich im Bett, der ihn skeptisch ansah, und nickte ihm knapp zu. „Guten Morgen.“ Die Gelassenheit, mit der Johnny die Tatsache hinnahm, dass sie miteinander geschlafen hatten, verunsicherte Robert sehr. Allem Anschein nach machte er sich keine sonderlichen Gedanken darüber, was vorgefallen war und es wirkte auf Robert fast so, als wäre es für Johnny eines der normalsten Dinge der Welt, mit seinem besten Freund Sex zu haben. „Johnny, wir müssen reden“, die ernste Stimme, mit der Robert sprach, lenkte die Aufmerksamkeit des Schotten auf ihn und der musterte nun sein Gegenüber ungläubig. „Sag mir bitte nicht, dass dir plötzlich eingefallen ist, dass die vergangene Nacht ein Fehler war, denn dafür ist es jetzt ein wenig spät.“ „Es war ein Fehler!“ „Bei Gott, Robert. Mach‘ da jetzt bitte kein Drama aus der Sache. Wir hatten Sex – das ist alles und bei weitem kein Problem.“ Während Johnny nach wie vor ausgeglichen und relativ ruhig wirkte, hatte Robert das Gefühl, gegen eine Mauer zu reden. Er konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum Johnny nicht sah, wo für ihn die Schwierigkeit lag und weshalb er das, was passiert war, eben nicht so einfach akzeptieren konnte. „Wie kannst du das nur so auf die leichte Schulter nehmen?“ Der Schotte zuckte beiläufig mit den Schultern. „Ich habe beim besten Willen nichts gegen guten Sex einzuwenden. Und ich dachte uns sei beiden klar, dass es eine einmalige Sache ist, der keinerlei Bedeutung beizumessen ist. Die Sache ist passiert und lässt sich jetzt sowieso nicht mehr ändern. Ich verstehe wirklich nicht, warum du da jetzt so ein Theater deswegen machst.“ Robert konnte nicht mehr ruhig sitzen und er stand auf, lief hin und her, während er Johnny düster ansah und meinte: „Weißt du eigentlich, dass jedem verfluchten Beyblader, der bei dieser Feier ist, jetzt mehr als klar ist, dass wir heute Nacht intim miteinander waren? Wie kann dir das egal sein? Wir sind ja noch nicht mal ein Paar, was einen solchen Ausrutscher zumindest rechtfertigen würde.“ Ihm war bewusst, dass er nackt war, aber nachdem er und Johnny sich schon häufiger ohne Kleidung gesehen hatten und sie in der letzten Nacht sogar miteinander geschlafen hatten, sah er nun wirklich keinen Grund dafür sich etwas überzuwerfen. Johnny beobachtete ihn zunächst eine Weile, ehe er antwortete. „Du bist viel zu verklemmt, Robert. So etwas passiert einfach, die anderen werden sich schon nichts dabei denken. Außerdem kannst du mir bei deinen Fähigkeiten nicht erzählen, dass du nicht öfter mal jemanden flach legst.“ „Ich schlafe nur mit Leuten, mit denen ich auch zusammen bin!“, Robert fiel es sichtbar schwer, seine Fassung zu wahren. Er wirkte mittlerweile recht aufgebracht. „Und Sex ohne Gefühle ist für mich ein absolutes No-Go!“ „Für alles gibt es ein erstes Mal“, Johnny rutschte zur Bettkante und griff nach dem Wecker, um die genaue Uhrzeit zu erfahren, „Es ist passiert und wir sind kein Paar. Komm damit klar.“ Der Deutsche schüttelte nur hilflos den Kopf. In Gedanken ging er seine Optionen durch und es sah nicht gut aus. Die Vorstellung, dass er sich vor so ziemlich allen internationalen Beybladern, die Rang und Namen hatten, bloßgestellt hatte, beunruhigte ihn sehr. Zumal er schon die Schlagzeilen sah, wenn einer von ihnen plauderte: ‚Beybladestar Robert Jürgens kriegt kein Mädchen ab und vergeht sich an bestem Freund‘. Peinlich. Da mussten die Leute noch nicht einmal erfahren, dass er generell auf Kerle stand. Davon wussten auch nur wenige, darunter die Männer mit denen er bisher zusammen war und-... „Du hast gewusst, dass ich bei ‚Gay Chicken‘ nicht kneifen würde! Was hast du dir dabei gedacht?“ „Ich hatte Lust auf Sex – und du warst die naheliegende Wahl. Immerhin warst du dem Ganzen auch nicht abgeneigt, ich habe dich mit Sicherheit zu nichts gezwungen“, erklärte Johnny fast beiläufig und Robert spürte wieder diese Wut in sich. „Du hältst es also für normal mit deinem besten Freund ins Bett zu steigen?“ „Ich mag nun mal Sex – natürlich mit entsprechender Verhütung, schau nicht so entsetzt. Ist ja nicht so, als wollte ich irgendwelche Krankheiten sammeln gehen. Außerdem war ich schon mit ein paar der Beyblader, die auf der Feier waren, im Bett. Insofern musst du dir da wirklich keinen Kopf machen.“ Als Antwort schnaubte Robert nur und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Er spürte Johnnys Blick auf sich ruhen und wandte sich wieder dem Schotten zu, der sich am Kopf kratzte und den Boden nach seiner Kleidung absuchte. „Ich finde das nicht vertretbar.“ Wie sollte er was vorgefallen war nur den anderen erklären? Er konnte sich bereits viel zu gut vorstellen, wie sie ihn alle neugierig anstarrten. Johnny schnaubte und sah ihn offen an. „Lass es einfach, ja? Du hättest vielleicht an die Konsequenzen denken müssen, bevor wir miteinander rumgemacht haben. Ich habe nicht vor mich für Etwas zu rechtfertigen, das wir beide in den Sand gesetzt haben. Überhaupt würde mich wirklich interessieren, was deine Jammerei bringen soll. Oder meinst du, das sei die Lösung aller Dinge?“ Nun, auch wenn er Johnny in dem Moment am liebsten eine reingehauen hätte, so musste er leider zugeben, dass der Schotte recht hatte. Es brachte nichts, wenn er hier stand und sich über alles beschwerte. Er brauchte eine Lösung für das Problem. Obwohl er innerlich kochte, gab er sich Mühe, sich zu beruhigen. „Du hast Recht, so bringt das nichts. Ehrlicherweise fällt mir auch nur eine Möglichkeit ein, dass das Ganze glimpflich ausgeht...“ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- „Findest du nicht, du steigerst dich da etwas zu sehr hinein? Und bitte sag‘ mir, dass deine Idee besagt, aus einer Mücke keinen Elefanten zu machen.“ „Wir werden ein Paar.“ Im ersten Moment lachte Johnny, als er jedoch Roberts Gesicht sah, verstummte er. „Du meinst das doch nicht etwa ernst? Ich will dich ja nicht enttäuschen, Robert. Aber zum einen sehe ich in ein wenig Sex noch lange keinen Grund dafür, mit jemandem zusammen zu kommen – zumal ich mein Singledasein wirklich sehr genieße – und zum anderen bist du nun wirklich nicht mein Typ.“ „Wenn wir ein Paar wären“, begann Robert und überging Johnnys Anmerkungen, „dann gäbe es für die anderen keinen wirklichen Grund zum Lästern darüber, dass wir einen One Night Stand hatten. Und nach ein paar Monaten ist die Sache wieder vorbei.“ „Um Gottes Willen, Robert! Du steigerst dich da echt unnötig in etwas hinein – zumal ich wirklich keinen Grund sehe, mit dir Beziehung zu spielen. Was habe ich davon?“, der Schotte stand da, stemmte seine Arme in die Seiten und bedachte ihn mit einer gewissen Skepsis. „Akzeptiere es einfach – ich bin mir sicher, dass das Ganze halb so schlimm ist, wie du es hier darstellst.“ Robert dachte angestrengt darüber nach, wie er Johnny davon überzeugen könnte, sich seiner Idee anzuschließen. Es wäre ja nur oberflächlicher Natur und keine Sache mit emotionaler Bindung. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Johnny brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. „Robert, du machst dich wirklich lächerlich. Und nenne mir bitte einen guten Grund, warum ich bei der Sache mitmachen sollte.“ „Sex“, nun, das war zumindest das Erste, was Robert in den Sinn kam, mit dem er Johnny auch tatsächlich ködern konnte – immerhin hatte dieser erst vor wenigen Minuten zugegeben, dass er keine Beziehung haben wollte, aber Sex sehr genoss. Der Schotte zog sichtlich irritiert seine Augenbrauen nach oben und meinte dann: „Also lass mich das noch einmal kurz zusammenfassen: Wir haben miteinander geschlafen. Das ist für dich ein Problem, weil du keinen Sex außerhalb einer festen Beziehung willst und du Panik hast, dass das eventuell deinem Ruf schaden könnte. Deshalb willst du jetzt so tun als ob wir ein Paar wären und bietest mir im Gegenzug Sex im Rahmen dieser Scheinbeziehung an.“ Johnny schüttelte nur fassungslos den Kopf. „Ich sage dir das als Freund: Denke doch bitte nochmal darüber nach, Robert. Das ist einfach dämlich und widerspricht allem, was du mir eben vorgejammert hast. Genauso gut könntest du übrigens auch einfach dazu stehen, dass wir miteinander geschlafen haben und es eine einmalige Sache war. Warum ist dir der Schein so viel wichtiger als das Sein?“ Was Johnny sagte, ergab durchaus Sinn. Doch Robert war zu stur und zu stolz um zuzugeben, dass er sich in dieser Sache verrannt hatte, aus diesem Grund sah er es gar nicht ein, von seinem ursprünglichen Plan abzuweichen. Er war ein Mann von Stand und hatte stets auf seinen Ruf und seine Ehre geachtet – ein gedankenloser One Night Stand passte nicht zu dem Bild, das er von sich vermitteln wollte. „Die Beziehung läuft nur ein paar Monate“, erklärte Robert ruhig und sah den Schotten herausfordernd an, der genervt mit den Augen rollte, „Danach lassen wir es fallen. In der Zeit hast du keinen Sex mit irgendwelchen dritten Personen – das könnte für schlechte Presse sorgen. Dafür kannst du jederzeit Sex von mir einfordern.“ Nun ja, zumindest war es ein Plan. Er hatte nie behauptet, dass er sonderlich brillant war. Johnny wirkte nach wie vor skeptisch. „Du meinst, ich schlafe in der Zeit mit niemandem außer dir – dafür kann ich vollkommen frei entscheiden, wann wir es treiben – und egal wie oft.“ „Natürlich abgesehen von einigen Grundregeln die klar sein sollten – Ich habe nicht vor irgendwelchen Gang Bangs beizuwohnen oder vor Publikum Sex zu haben“, Robert sah Johnny mehr als deutlich an, dass ihn das Angebot mittlerweile doch sehr reizte und er angestrengt darüber nachdachte. Ob das tatsächlich am Sex lag oder daran, dass Robert Johnny einiges an Macht über ihn zugestand, war wiederum eine andere Frage. „Und die ganze Sache ist zeitlich begrenzt? Das heißt, ich habe, wenn die Zeit vorbei ist, keinerlei Verpflichtungen dir gegenüber und es gibt kein großes Drama - also wir bleiben danach auch weiterhin miteinander befreundet?“ Robert nickte ein wenig steif und fügte an: „Aber natürlich gehen während der Beziehungszeit auch einige Pflichten damit einher. Immerhin soll das Ganze meinem Ruf dienen und ihm nicht unnötig schaden.“ „Wäre ja auch zu schön gewesen“, murrte Johnny und obwohl er ein wenig enttäuscht wirkte, streckte er Robert seine Hand entgegen, „In Ordnung, du hast mich. Ich mache mit. Aber das heißt nicht, dass du dich nicht weniger zum Affen machst.“ Es war vermutlich ein recht lächerlicher Anblick, wie sie beiden splitterfasernackt in Roberts Hotelzimmer standen und sich im Einverständnis die Hände schüttelten. „So oder so“, Johnny grinste ein wenig schief, als er seine Hand wieder sinken ließ, „Die Versuchung einer erneuten Auseinandersetzung mit deiner Wuchtwumme ist sowieso verdammt groß gewesen. Insofern war das Angebot von Anfang an recht reizvoll für mich.“ „Die Versuchung meiner was?“ „Wuchtwumme“, wiederholte Johnny und zuckte mit den Schultern, „Bei der Größe finde ich die Bezeichnung ‚Klein-Robert‘ ja äußerst unangemessen.“ „Dann sag einfach Penis oder Glied, wie es normale Menschen tun.“ Auch wenn der Schotte es vermutlich als Kompliment gemeint hatte, so war es Robert doch unangenehm, wenn Johnny bei seiner... Männlichkeit von einer Wuchtwumme sprach. Das klang doch ein wenig niveaulos und lächerlich - zumal es Robert prinzipiell nicht so zusagte, wenn man derart ordinär redete. Aber vermutlich würde dieses Wissen Johnny nur dazu anstacheln, sich ganz gezielt so auszudrücken, weshalb Robert davon absah deutlicher zu werden. Robert fragte sich in diesem Moment sowieso, wieso er in all den Jahren, die sie nun schon befreundet waren, nie etwas von Johnnys augenscheinlichen sexuellen Ausschweifungen mitbekommen hatte. Allem Anschein nach standen One Night Stands bei ihm auf der Tagesordnung. „Warum hast du dich ausgerechnet für mich entschieden?“, fragte Robert nach einer Weile, in der er seine Kleidung zurecht gesucht hatte, und in der Johnny auf dem Bett gesessen und durch das Fernsehprogramm gezappt hatte. Der Schotte sah ihn fragend an. „Wie kommst du jetzt darauf?“ „Nun ja, du meintest vorhin selbst ich sei nicht dein Typ.“ „Für eine Beziehung bist du nicht mein Typ. Beim Sex bin ich nicht so wählerisch, wer mein Partner oder meine Partnerin ist, solange ich mit der Person gut klar komme.“ „Das heißt du bist grundsätzlich bisexuell“, stellte Robert nüchtern fest. Tatsächlich war er bis zur vergangenen Nacht davon ausgegangen, dass Johnny heterosexuell war, weshalb es für ihn durchaus eine Überraschung war, eines Besseren belehrt zu werden. Johnny blickte zurück auf den Bildschirm und antwortete eher beiläufig. „Ich mag den Sex, da muss ich mich doch nicht auf ein Geschlecht festlegen, oder?“ Robert unterdrückte ein Seufzen und wandte sich in Richtung Badezimmer um. Eine entspannende Dusche über den morgendlichen Schock, um sich mit der neuen Situation zurecht zu finden und sich auch ein paar Gedanken über das, was nun auf ihn zu kam, zu machen, war jetzt genau das Richtige. „Ich bin dann mal duschen. Danach reden wir am besten nochmal genauer über die ganze Sache.“ Ein Grinsen huschte über Johnnys Gesicht. „Sex unter der Dusche ist auch okay, nehme ich an?“ Robert, der gerade die Tür zum Badezimmer geöffnet hatte, erstarrte, sah den Schotten kurz durchdringend an. Er hätte ahnen müssen, dass der Schotte dem Reiz, seine neugewonnene Macht sofort auszutesten, erliegen würde. Aber versprochen war versprochen – und wenn er wollte, dass Johnny mitspielte, dann musste er sich wohl oder übel an ihre Abmachung halten. „Ich lasse die Tür offen“, murmelte er und verschwand im Nebenzimmer. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Als sie knapp eine Stunde später das Hotelzimmer in Richtung Hotelrestaurant verließen, um zum Frühstück zu gehen, wirkte Johnny entspannt und ausgeglichen und ein Lächeln lag auf seinen Lippen, während Robert ein wenig mürrisch dreinsah. Dem Schotten entging das natürlich nicht und er verdrehte die Augen. „Krieg dich bitte wieder ein, so schlimm war es bestimmt nicht.“ „Ich habe dem ganzen Unsinn zugestimmt-...“ „Du hast dir diesen Unsinn ausgedacht“, korrigierte in Johnny, doch Robert überging den Einwand. „Warum muss ich jetzt plötzlich die Beine breit machen?“ Johnny verdrehte die Augen und legte ihm erstaunlich sanft die Hand auf den Rücken. „Ich finde es nur fair – gestern war immerhin ich an der Reihe. Gewöhn‘ dich besser daran.“ Mit Johnny als Partner war es anders als in den bisherigen Beziehungen, die er geführt hatte. Bisher war er immer die treibende Kraft gewesen und er wäre nie auf die Idee gekommen selbst einmal unten zu liegen. Sie hatten deshalb auch eine heftige Diskussion gehabt und Johnny hatte ihm mehr als klar gemacht, dass wenn er diese Scheinbeziehung wollte, er das in Kauf nehmen musste – dass er eben nicht dauerhaft unten liegen würde. Robert bereute mittlerweile, dass er nicht so konsequent gewesen war und die ganze Sache einfach abgeblasen hatte. Stattdessen hatte er aus dem Trotz heraus zugestimmt und zum ersten Mal am eigenen Leib erfahren, was es bedeutete, wenn jemand in einen eindrang. Zunächst einmal keine sonderlich schöne Erfahrung, auf die er gerne verzichtet hätte. Aber er konnte sich nicht mal beschweren. Johnny schien seine Angst, die er versucht hatte zu überspielen, gespürt zu haben und war erstaunlich behutsam und sanft dabei vorgegangen, hatte ihn sehr bedacht vorbereitet - und trotzdem hatte es zunächst furchtbar wehgetan. Das war jedoch nicht einmal der Grund für seinen Unmut. Tatsächlich hatte er einfach das Gefühl, sich eine unglaubliche Blöße vor Johnny gegeben zu haben. Und das war keine angenehme Erkenntnis. Es verletzte seinen Stolz und die Tatsache, dass Johnny ein bemerkenswertes Können beim Sex vorweisen konnte und es sich noch dazu letzten Endes wirklich gut angefühlt hatte, machte die Angelegenheit nicht besser. Und seine Laune erst recht nicht. Da ihm klar war, dass es ihm und seiner Fassade ebenso wenig nützte, wenn er sich wie ein bockiges Kind verhielt – zumal er sich durchaus darüber im Klaren war, dass er sich das Alles selbst eingebrockt hatte – bemühte er sich, seinen Ärger herunterzuschlucken. Johnnys Hand ruhte weiterhin auf seinem Rücken, was ihm ein gewisses Unbehagen bereitete. „Du meintest, du hättest schon mit etlichen der Gäste geschlafen.“ „Ich sagte, dass ich mit ein paar von den Gästen geschlafen habe – um Gotteswillen, so wie du dich ausdrückst klingt es ja so, als würde ich wahllos Leute verführen und jeden Tag jemanden anderen nageln.“ Nun, um ehrlich zu sein, war das genau der Eindruck, den Robert gewonnen hatte. „Mit den meisten Mädchen war ich schon im Bett – Ausnahme natürlich Mariah. Ich mache mich aus Prinzip nicht an Leute heran, die bereits in festen Händen sind. Das macht es nur unnötig kompliziert. Ich würde ja sagen, dass ich dir Mariam empfehlen kann, aber da du ja auf Kerle stehst, hättest du daran vermutlich weniger deine Freude“, der Schotte grinste ihn schief an und steckte seine Hände in die Hosentaschen, „Von Oliver solltest du dich in jedem Fall fernhalten, der wird schnell emotional und hängt der Sache ewig nach. Michael ist im Bett wirklich gut und Carlos steht auf-...“ „Ich will keine Details hören! Mich hat nur interessiert, wer alles an der Geschichte zweifeln wird.“ „Das kann ich dir auch so beantworten: Alle!“, Johnny schüttelte mit einem Seufzen den Kopf, „Mach‘ dir da bitte keine falschen Hoffnungen. Dein Plan ist nicht idiotensicher sondern idiotisch.“ „Ja, das hast du jetzt schon mehrfach betont. Das wird schon alles klappen. Verhalte dich einfach wie immer und lass mich machen“, murmelte Robert genervt und dachte darüber nach, was es überhaupt bedeutete, wenn er Johnny sagte, dass er sich normal verhalten sollte. Lange Zeit war er ein sturer Kerl gewesen, der sich oft sehr rüpelhaft benommen hatte. Seit knapp einem Jahr und der Trennung von Theresa hatte er sich jedoch zunehmend zum Positiven entwickelt. Er war ruhiger und ausgeglichener. Sah Robert sich seine aktuelle Laune an, überkam ihn die Befürchtung, dass das schlichtweg am Sex lag. Konnte es sein, dass der Schotte sich ein Ventil für seine aufgestauten Emotionen gesucht und es gefunden hatte? Falls das der Fall war, wusste er nicht so recht, was er davon halten sollte. Und ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre Johnny zum Psychotherapeuten zu schicken. „Dann bin ich mal gespannt, wie das nun heute Morgen werden soll“, murmelte der Schotte wenig überzeugt. Robert blickte ihn etwas skeptisch an. „Wie wäre es mit ein wenig Vertrauen?“ Er erhielt keine Antwort, sondern nur ein Schnauben und als er seinen Freund irritiert ansah, bemerkte er, dass Johnnys Miene Unglauben und Zweifel ausdrückte. Fast so, als hätte er kein Vertrauen in ihn oder das, was er gesagt hatte. „Habe ich mich in all den Jahren, die du mich jetzt kennst und in denen wir jetzt schon befreundet sind, jemals nicht an das gehalten, was ich gesagt habe?“ Sein Gegenüber ging nicht weiter auf die Bemerkung ein, was Robert zu der Vermutung brachte, dass Johnny ein Vertrauensproblem hatte. Doch wieso? Er konnte sich wirklich nicht daran erinnern, dass er irgendwann einmal seinen Freund in irgendeiner Weise enttäuscht hatte. Nun, er würde in der nächsten Zeit wohl genug Zeit und Nähe zu Johnny haben, um das herauszufinden. Allerdings nagten mittlerweile gewisse Bedenken an ihm. Er hatte immer gedacht Johnny sehr gut zu kennen, immerhin war er Jahre lang mit ihm sehr gut befreundet gewesen und war es seiner Meinung nach auch immer noch. Doch dass es da zwei wirklich wichtige Dinge gab, die er über Johnny nicht wusste, ließ ihn doch daran zweifeln. War er all die Jahre zu oberflächlich gewesen? Oder hatte Johnny ihn bewusst aus seinem Leben ausgeklammert? Als sie in den Aufzug stiegen, herrschte ein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen. Sie hingen beide ihren Gedanken nach. Erst nachdem einige Zeit verstrichen und der Aufzug stehen geblieben war, erkundigte sich Johnny: „Wie willst du vorgehen?“ Sie liefen Richtung Hotelrestaurant und die Reststrecke war wesentlich belebter. Angestellte wuselten herum und gingen ihren Arbeiten nach und einige Gäste taten es ihnen gleich und suchten den Speisesaal auf. „Das lass meine Sorge sein, ich finde schon einen Weg.“ „Wie wäre es, wenn du mich einweihen würdest? Einfach, damit ich weiß, wie ich reagieren soll“, murrte Johnny. Allem Anschein nach bereitete es ihm Unbehagen, dass er bei einer Sache mitmachen sollte, er dabei aber nicht wusste, was seine Rolle nun eigentlich war. Durchaus verständlich – dennoch war es für Robert von großer Bedeutung, dass sich der Schotte in dem, was er tat, nicht verbog, sondern überzeugend rüber kam. Robert wusste, dass Johnny seine Antwort nicht gefallen würde: „Sei einfach du selbst und du wirst feststellen, dass sich alles von selbst ergibt.“ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Da sie nun im Restaurant standen und von anderen Gästen und Beybladern umgeben waren, mussten sie das Gesprächsthema fallen lassen, aber Johnny wirkte von dieser Tatsache nicht sonderlich angetan. „Was willst du essen?“, Robert hielt Johnny einen Teller hin und an seiner Haltung, Mimik und Stimmlage war mehr als deutlich zu erkennen, dass er sich wieder die Fassade des unnahbaren Adeligen aufgesetzt hatte. Nach Johnnys Meinung – und die hatte er ihm gegenüber schon oft genug vorwurfsvoll kundgetan – zeugte es von einer gewissen Verlogenheit, dass Robert sich immer so sehr an seinem Image festkrallte und dabei ganz vergaß, dass es im Leben nicht darum ging, anderen etwas vorzuspielen, sondern man selbst zu sein. Es war jedoch eine Tatsache, dass Robert Funktionen zu erfüllen hatte, die es eben von ihm erwarteten, dass er diplomatisch war und sich nach außen hin keine Fehltritte leistete. Johnny hatte diese Verantwortung nicht und konnte daher vermutlich schlichtweg nicht nachvollziehen, warum Robert sich so verhielt, wie er es tat. Was er jedoch konnte, war ihm mehr als deutlich zu zeigen, dass er nichts von dieser Oberflächlichkeit hielt. „Ich schau selbst“, murrte Johnny und riss ihm den Teller fast aus der Hand, während er an ihm vorbei das Buffet entlang lief. Johnny stellte sich ein englisches Frühstück zusammen, bestehend aus Würstchen, Bacon, Rühreiern und Porridge, während Robert sich lediglich mit Toast, Marmelade und etwas Rührei begnügte. Gemeinsam setzten sie sich an einen der von der BBA reservierten Tischen, an dem bereits Miguel, Enrico, Oliver, Michael, Rick, Mingming und Crusher saßen. Es waren noch einige Plätze frei, auch wenn absehbar war, dass sich diese in der nächsten Zeit füllen würden. Johnny ließ sich neben Enrico, der sichtbar guter Dinge war und einen Espresso trank, auf einen Stuhl plumpsen. Neben ihm war Miguel gerade dabei ein Früchtemüsli zu essen und Oliver, der ihm gegenüber saß, tunkte sein Croissant von Zeit zu Zeit in seinen Milchkaffee und zog damit angeekelte Blicke auf sich. Da er das bereits gewohnt war, schien das den Franzosen jedoch nicht weiter zu stören. Robert setzte sich Enrico gegenüber und hatte somit Mingming (die auf einer Stange Sellerie herumknabberte) und Oliver neben sich. Crusher, Michael und Rick saßen ein paar Stühle weiter. Die Laune am Tisch war allgemein eher fröhlicher Natur und es wurden Informationen und Geschichten ausgetauscht. Als Robert allen zur Begrüßung zunickte, grinste Enrico ihn bereits breit an. „Robert, du wirkst heute so beschwingt.“ Der Angesprochene starrte ihn skeptisch an und zog seine Augenbrauen nach oben, denn er war an diesem Morgen vieles - aber mit Sicherheit nicht beschwingt. Ihm war bewusst, dass Enrico von der letzten Nacht etwas mitbekommen haben musste und nun durch Andeutungen versuchte, ihm entsprechende Informationen zu entlocken. Er zuckte mit den Schultern und wandte sich seinem Toast zu. „Ich weiß wirklich nicht, worauf du hinaus willst, Enrico. Da musst du schon etwas deutlicher werden. Wie kommst du darauf?“ Der Italiener lehnte sich ein Stückchen zurück und beobachtete sein Gegenüber, fast so als versuche er einzuschätzen, ob er die Antwort ernst meinte oder ob er lediglich versuchte von sich abzulenken. „Nur so. Immerhin hattest du gestern Abend auf der Feier ziemlich viel Spaß gehabt.“ „Du meinst die Tatsache, dass Johnny und ich aufgrund deiner Pflicht-Aufgabe den gestrigen Abend gemeinsam verbracht haben? Ich darf dich daran erinnern, dass das Spiel ‚Gay Chicken‘ so funktioniert. Oder täusche ich mich da? Johnny?“ Johnny blickte von Enrico zu Robert und wusste nicht genau, was er von der Sache halten und wie er reagieren sollte. „Ähm… ja. Dachte schon.“ Olivers Blick wanderte zwischen Robert und Johnny hin und her und zeigte deutlich eine gewisse Skepsis. Wenn es stimmte, was Johnny erzählt hatte, konnte Robert ihm das noch nicht mal verübeln. Allzulange konnte die Sache zwischen Johnny und Oliver ja noch nicht her sein. Maximal ein paar Monate. Enrico ließ auch weiterhin nicht locker. „Dafür, dass es eine Pflicht war, schient ihr beide aber dennoch ziemlich engagiert bei der Sache zu sein. Ich meine, ihr habt echt die ganze Zeit miteinander rumgemacht.“ Robert hob seine Augenbrauen und während er sein Glas mit Orangensaft zum Mund führte, meinte er: „Ich glaube kaum, dass du das beurteilen kannst, immerhin lagst du ja ziemlich bald besoffen und schlafend in einer Ecke.“ Johnnys Haltung wirkte plötzlich etwas steif und er starrte seinen Teamcaptain irritiert und ein wenig gereizt an. Robert war klar, dass er ein Problem damit hatte, dass er nun alles abstritt, obwohl er zuvor groß angekündigt hatte, dass er ihre Beziehung publik machen würde. Enrico hingegen verzog sein Gesicht, fast so, als wäre er gar nicht glücklich darüber, dass Robert für alles ein Argument parat hatte. Auf der anderen Seite schien er sich gerade deshalb umso sicherer, dass da tatsächlich etwas zwischen seinen beiden Teamkollegen gelaufen war. „Dafür war ich heute Nacht ein wenig wach – da muss ja einiges bei dir losgewesen sein, Robert.“ „Gibt es etwas, auf dass du hinaus willst? Hattest du heute Nacht heiße Träume und willst es nun auf mich schieben?“ Oliver starrte Johnny aufmerksam an, der sich auf die Unterlippe biss, um seine Unruhe zu überspielen. Er hatte mittlerweile aufgegeben, nebenbei zu essen und verfolgte das Gespräch am Tisch mit einem ungewöhnlichen und angespannten Interesse. „Mein Hotelzimmer ist direkt neben deinem“, beharrte der Italiener und verschränkte mit einem selbstgefälligen Grinsen die Arme vor der Brust, „Da kannst du dich jetzt nicht mehr rausreden. Ich habe euch beide doch gehört.“ „Ich weiß nicht was du meinst“, Robert war nach wie vor die Ruhe selbst, während sich in Johnny sichtbar Wut aufstaute. Es war offensichtlich, dass er in kurzer Zeit einfach explodieren und seinem Unmut Luft machen würde. „Vielleicht waren es auch einfach die Hotelgäste auf der anderen Seite.“ „Bei Gott, Robert!“, polterte Johnny gereizt und sah ihn scharf an, „Wir hatten eine Abmachung! Du hast gemeint, du willst es ihnen sagen!“ Erst nachdem er es laut gesagt hatte wurde ihm klar, dass Robert ihn Schachmatt gesetzt hatte. Es war die ganze Zeit sein Ziel gewesen, dass Johnny das Thema ansprach. Denn was war überzeugender, als wenn der Playboy vor versammelter Mannschaft selbst die Ankündigung der Beziehung für wichtig hielt? Der spontane Wutausbruch zog einiges an Interesse auf sich und Johnny wurde klar, dass er sich gerade furchtbar zum Affen gemacht hatte – und das alles nur, weil er direkt nach Roberts Pfeife getanzt war. Er war sich nicht sicher, auf wen er wütender war: auf sich selbst oder seinen angeblichen festen Freund. Geistig bereitete er sich bereits auf eine Zurechtweisung vor, doch stattdessen wurde er damit überrascht, dass Robert geradezu sanft seine Hand auf die seine legte. Er sah ihm tief in die Augen und zu seinem Unglück begann sein Herz schneller zu schlagen. „Ich dachte, du fühlst dich nicht wohl bei dem Gedanken.“ Er hatte nicht geahnt, dass Robert derart charmant sein konnte – auch wenn die Tatsache, dass das alles eine große Lüge war, ihm großes Unbehagen bereitete. Nicht, dass er dem Schauspiel am Ende selbst Glauben schenkte. Aber schließlich ging es um Roberts Ruf und das war dem Deutschen schon immer das Wichtigste gewesen. Vermutlich war das der Grund, warum er alle Register zog. „Moment“, Enrico blickte zwischen ihnen hin und her, „Worum geht es hier gerade?“ Johnny zog mit düsterem Blick auf Robert seine Hand zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Dennoch antwortete er auf Enricos Frage und sah diesen dabei durchdringend an. „Wir sind ein Paar, Robert und ich. Zufrieden?“, murmelte er, wobei der genervte Unterton nicht zu überhören war. Die Neuigkeiten führten am Tisch zu einer gewissen Sprachlosigkeit und gerade diejenigen, die bereits das Vergnügen gehabt hatten mit Johnny das Bett zu teilen, wirkten verwundert und erstaunt. Johnny kam sich für einen Augenblick wie ein Ausstellungsstück vor, das von den neugierigen Augen aufmerksam gemustert wurde. Robert schien diese Aufmerksamkeit nicht zu stören – oder zumindest verbarg er das sehr gut hinter seiner Fassade. „Macht da jetzt kein Drama draus, es ist kein Weltuntergang“, Johnny verdrehte die Augen und wandte sich wieder seinem Essen zu. Er wusste, dass er sich auf dämliche Fragen einstellen musste. Wie waren sie zusammengekommen? Und wann? Was sagte Robert zu seinen bisherigen Beziehungen? Johnny entschied sich recht schnell dazu, sich aus dem Gespräch auszuklinken und überließ Robert das Feld. Der schaffte es durch seine unnahbare Art die Situation gut in den Griff zu bekommen und Johnny bewunderte ihn in gewisser Weise dafür – abgesehen von seinem Gehabe, um auch ja ein gewisses Bild von sich zu vermitteln... Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Das Essen verlief letzten Endes erstaunlich geordnet und die meisten kauften ihnen die Geschichte tatsächlich ab. Verdammter Robert. Damit hatte Johnny wirklich nicht gerechnet. Vermutlich war er selbst daran Schuld, immerhin hatte er so gereizt reagiert. Er hätte einfach ruhig bleiben und sich heraushalten sollen. Stattdessen hatte es ihn gewurmt, dass Robert versucht hatte sich aus der Angelegenheit herauszuwinden, obwohl er ihm zuvor gesagt hatte, dass er ihm vertrauen sollte. Aus seinem Drang heraus, Robert dazu zu zwingen, sich an seine Abmachung zu halten, hatte er ihm direkt in die Hände gespielt. Am meisten ärgerte er sich über sich selbst. Dennoch hatte er sich überlegt, wie er Robert das Ganze am besten heimzahlen konnte: So hatte er den anderen erzählt, dass Robert und er die nächsten beiden Wochen bei Robert ihre Zweisamkeit genießen würden. Robert hatte ob dieser Ankündigung für einen kurzen Moment so schockiert dreingeblickt, dass Johnny sich grinsend in seinem Stuhl zurücklehnte, um seinen kleinen Sieg rundum zu genießen. Er wusste, dass Robert geschäftliche Aufgaben zu erledigen hatte, gerade nachdem er aktuell die Übernahme eines anderen Unternehmens plante – aber das hatte er sich nun selbst zuzuschreiben. Immerhin hatte er Johnny so viel Sex versprochen, wie er wollte. Warum sollte er sich dann in den nächsten Wochen oder Monaten zu Hause hinsetzen und darauf hoffen, dass er die Gelegenheit bekam, dieses Versprechen einzufordern? Nein, die Wahrscheinlichkeit, dass Robert die Angelegenheit verdrängte oder vergaß war ihm viel zu groß. Er musste schon selbst für sein eigenes Glück sorgen. Nach dem Essen nahm Robert ihn beiseite. Er wirkte nicht wirklich verärgert, aber auch nicht sonderlich erfreut. „Johnny, das mit deinem Besuch ist im Moment eine wirklich blöde Idee“, begann er und fuhr sich mit den Händen durch die Haare, „Du weißt, dass ich im Geschäft viel zu tun habe, dass die Übernahme von Metodos ansteht und ich keine Zeit habe.“ „Sieh’ es als seelische Unterstützung an“, murmelte Johnny trocken, „Gerade als Geschäftsmann solltest du wissen, dass man keinen Handel abschließen kann ohne den vereinbarten Preis zu zahlen. Aber keine Sorge, ich werde dir sicherlich nicht das Geschäft deines Lebens verderben.“ Robert blickte ihn durchdringend an, seufzte dann gequält. „In Ordnung. Aber ich wollte in einer Stunde abreisen, also pack’ deine Sachen zusammen.“ Mit konzentrierter Miene saß Robert an seinem Schreibtisch und ging einige der Arbeiten durch, die er zu erledigen hatte. Das Meeting würde in zehn Minuten beginnen und bis dahin wollte er noch möglichst viel schaffen. Johnny befand sich nun mittlerweile seit fünf Tagen bei ihm und Robert hatte schnell erkannt, dass es nichts brachte, wenn er versuchte etwas länger zu arbeiten oder seine Arbeit mit nach Hause zu nehmen, um dort noch etwas zu schaffen. Sein Freund war in dieser Hinsicht sehr konsequent und Robert ärgerte sich sehr darüber. Immerhin hatte er im Moment wirklich viel zu tun. Umso mehr bemühte er sich, nun noch mehr seiner Aufgaben während seiner Arbeitszeit zu erledigen. Robert hatte erwartet, dass Johnny die Angelegenheit schnell langweilen würde, immerhin musste er sich auf einen Partner beschränken – doch bisher sah es noch nicht danach aus. Johnny kostete seine Macht weiterhin engagiert aus, wenn sie jedoch gerade nicht miteinander schliefen, konfrontierte er Robert mit irgendwelchen Ideen und zwang ihn förmlich dazu mit ihm Filme anzusehen oder Videospiele zu spielen. Einmal hatten sie auch Schach gespielt. Eigentlich wollte er sich deshalb aber nicht beklagen, da es ihn an die alte Zeit erinnerte, wo alles noch so simpel und einfach erschien und er alle Zeit der Welt gehabt hatte. Heute hatte er Verantwortung und eine Vorbildfunktion zu erfüllen. Er arbeitete hart, um allen Erwartungen gerecht zu werden, um das Beste zu leisten und manchmal hatte er das Gefühl, einfach in seinen Verpflichtungen unterzugehen. Es war daher sogar eine gewisse Erleichterung, dass Johnny ihm Gesellschaft leistete und ihn auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Dass es eben noch ein anderes Leben gab. Zum wiederholten Male blinkte die Nachrichtenanzeige seines Smartphones auf und er verdrehte genervt die Augen. Am heutigen Tag hatte Johnny es sich zur Aufgabe gemacht, ihm anzügliche Textnachrichten und Fotos zu schicken und mit jeder neuen Benachrichtigung forderte er Robert dazu auf, ihm doch ebenfalls ein Foto zu senden. Robert hatte Johnnys Sexting bisher erfolgreich ignoriert und sich gefragt, ob dem Schotten wirklich so langweilig war, dass er nun in Roberts Schloss von Zimmer zu Zimmer wandern musste, um auf unanständige Weise nackt zu posieren. War sich Johnny überhaupt bewusst, wie verantwortungslos es war, dass er ihm diese ganzen Bilder überließ? Nun, vermutlich schon, dessen war Robert sich ziemlich sicher, aber wahrscheinlich wusste Johnny, dass sein bester Freund die Fotos nicht dazu nutzen würde, ihn irgendwie öffentlich bloß zu stellen. Mit einem leisen Seufzen griff Robert nach dem Handy, um sich den neusten kreativen Erguss seines aktuellen Partners zu betrachten. Johnny hatte sich diesmal ins Schachzimmer zurückgezogen und unter dem Bild stand: „Ein Ort mit so vielen Erinnerungen. Wir sollten sie mal auffrischen, oder?“ Ob Johnny sich darüber bewusst war, dass er sich wie ein Idiot benahm? Mit gerunzelter Stirn überlegte Robert, was genau sich Johnny davon erwartete, dass er ihm immerzu diese Bilder schickte. Wollte er ihn anturnen oder auf den Abend vorbereiten? War ihm tatsächlich einfach langweilig? Oder erwartete er tatsächlich eine Reaktion von Robert? Schickte er ihm deshalb eine Nachricht nach der anderen, weil er nicht antwortete? Im Grunde genommen wusste Johnny doch, dass Robert zu arbeiten hatte und die Bilder in Verbindung mit den Gedanken an die letzten Tage ihn einfach nur ablenken würden. Vermutlich ging es tatsächlich nur darum, ihn zu nerven und er erhoffte sich eine verärgerte Antwort oder Zurechtweisung. Robert hielt inne und ein Grinsen legte sich auf seine Lippen. Warum sollte er nicht etwas vollkommen Unerwartetes tun? Sein Blick fiel auf die verschlossene Tür, dann auf die Uhr. Er hatte noch fünf Minuten bis zum Meeting. Hastig öffnete er seine Hose, schob sie und seine Unterhose ein Stück weit nach unten, um seine Männlichkeit zu präsentieren. Eilig hob er sein Smartphone, blickte so flirtend wie möglich in die Kamera und schoss das Foto. „Kann es kaum erwarten“, ergänzte er als Text und versandte das Gesamtpaket schnell. Nur um sofort festzustellen, dass er gerade etwas furchtbar Bescheuertes getan hatte. Hatte er jetzt etwa schon Spaß an der ganzen Sache? Johnny hatte einen schlechten Einfluss auf ihn. Er seufzte und knöpfte sich die Hose zu, ehe er sich von seinem Stuhl erhob, um die Toilette aufzusuchen, bevor es an die Besprechung ging. Im Gehen dachte er noch einmal über Alles nach und kaute dabei auf seiner Unterlippe, was ihm einen besorgten Blick seiner Sekretärin bescherte, die im Vorzimmer seines Büros arbeitete. Entgegen seines ersten Eindrucks, was Johnnys sexuelle Vorlieben anging, hatte er feststellen müssen, dass auch wenn Johnny sich wie ein heißer Kerl präsentierte, er tatsächlich nicht auf harten Sex stand. Nachdem Robert anfangs versucht hatte, möglichen Erwartungen gerecht zu werden, die Johnny an ihn stellte, hatte dieser schnell klargestellt, dass er doch bitte etwas sanfter sein sollte. Zumindest das hatten sie geklärt und ohne großes Drama über die Bühne gebracht. Aber wenn erst einmal die Geschichte durchsickerte und die Öffentlichkeit von allem Wind bekam, dann würde der schwierige Teil beginnen. Und Robert war sich sicher, dass Enrico nicht sonderlich lange seine Klappe halten würde. In was war er da nur hineingeraten? Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Ein wenig gedankenverloren saß Johnny in dem großen roten Sessel des Schachzimmers, in dem er früher immer Platz genommen hatte, um einen erneuten Versuch zu unternehmen, seinen besten Freund im Schach zu besiegen. Auch jetzt stand das Schachbrett vor ihm, inmitten einer Partie, die er gegen sich selbst begonnen hatte. Seine Hand ruhte auf einem Läufer, den er auf dem Brett hin und her drehte, während er mit konzentrierter Miene auf seiner Unterlippe herumkaute. Allerdings dachte er nicht über das Spiel nach. Seine Gedanken kreisten um die Scheinbeziehung, die er mit Robert führte. Anfangs hatte der nicht geglaubt, dass er es sonderlich lange mit Robert aushalten würde. Sie waren viel zu unterschiedlich und er war seither davon ausgegangen, dass ihre Freundschaft nur deshalb über die letzten Jahre, in denen Robert sich seiner Meinung nach charakterlich so sehr gewandelt hatte, gehalten hatte, weil sie sich kaum zu Gesicht bekommen und so keine Gelegenheit gehabt hatten, sich versehentlich gegenseitig ins Abseits zu befördern. Inzwischen hatte er festgestellt, dass er falsch gelegen hatte und je länger er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm bewusst, dass Robert sich nicht grundsätzlich verändert hatte. In den letzten Tagen hatte er durchaus bewiesen, dass er noch der Alte sein konnte, dass er genauso Spaß haben und lässig sein konnte wie früher, bevor er das Unternehmen seiner Eltern übernommen hatte. Natürlich stand er unter einem enormen Leistungsdruck, was hatte Johnny sich denn erwartet? Er ärgerte sich fast ein wenig darüber, dass er nicht bemerkt hatte, wie hart Robert wirklich arbeitete. Abends wirkte Robert oft angespannt und erschöpft, dennoch hatte er anfangs immer wieder Arbeit mit nach Hause gebracht – vermutlich war das für ihn etwas ganz normales. Es war nicht so, dass Johnny kein Verständnis dafür gehabt hätte, dass Robert nun einmal viel zu tun hatte. Aber nachdem Robert nicht in der Lage zu sein schien, tatsächlich auch mal abzuschalten, hatte er es sich zu seiner Aufgabe gemacht, ihn einfach dazu zu zwingen. Und tatsächlich war sein Plan aufgegangen, auch wenn sein Freund nicht allzu glücklich darüber zu sein schien. Warum genau er heute damit angefangen hatte Robert Nacktbilder zu senden, wusste er nicht, wenngleich im durchaus bewusst war, weshalb er es getan hatte. Gut, ihm war langweilig gewesen und er hatte keine Lust gehabt schon wieder schwimmen zu gehen oder auf Roberts Anlage zu golfen. Die Zeit des Nichtstuns hatte er mit Nachdenken verbracht und plötzlich war in ihm diese unangenehme Frage aufgekommen, die ihn nicht mehr in Ruhe gelassen hatte... Er hatte Robert auch nicht nerven oder von der Arbeit ablenken wollen, als er damit begonnen hatte, ihm die Fotos zu schicken. Ihm war nur bewusst geworden, dass er Robert nach wie vor als guten Freund sehr schätzte und hatte überlegt, wie viel er riskierte, wenn er dieses Spiel einfach so weiter verfolgte. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Angelegenheit kein gutes Ende nehmen würde, war groß. Und so hatte er sich gefragt, ob er Robert tatsächlich in etwas hineinzwang, dass er gar nicht wollte – wer sagte ihm, dass Robert die Tatsache, dass Johnny die volle Befehlsgewalt über sein Sexualleben hatte, nicht unangenehm war? Er hatte selbst gesagt, dass für ihn Sex ohne eine Beziehung ein absolutes No-Go war. War das vergessen, weil sie nun der Öffentlichkeit ebendas vorgaukeln würden und sie somit irgendwie eine Beziehung führten? Diese Unklarheit war ihm äußerst unangenehm gewesen. Was war er für ein schrecklicher Freund, dass er soetwas von Robert verlangte? Gut, es war Roberts Idee gewesen und bisher hatte er sich noch nicht beschwert. Deshalb hatte er sich bisher auch keine großen Gedanken darum gemacht. Aber so sehr er es bisher genossen hatte mit Robert zu schlafen, so sehr hatte es ihm ein Unbehagen bereitet, dass er nicht wusste, ob es Robert ebenso ging. Er hatte es nicht gewagt, seine Bedenken direkt zu äußern, denn er kannte Robert gut genug um zu wissen, dass er sich sowieso herausreden würde – immerhin war es seine Idee gewesen. Doch wenn Johnny ihn ein bisschen im Rahmen ihrer Beziehung belästigen würde, dann würde er vermutlich die Antwort erhalten, die er auch verwerten konnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass Robert ihn zurechtweisen würde, war sehr groß, deshalb hätte Johnny dem auch nicht viel Bedeutung beigemessen. Jedoch alleine an Roberts Formulierungen konnte man oft recht eindeutige Schlüsse ziehen, ob er etwas gut oder schlecht fand. Und darauf hatte er gehofft. Auf die ersten Nachrichten hatte Robert nicht reagiert, wovon Johnny jedoch auch ausgegangen war. Erst, nachdem er sich im Schachzimmer in Szene geworfen hatte, kam die ersehnte Rückmeldung. Die ihm zugegeben zunächst die Sprache verschlagen hatte und er hatte erst einmal einige Minuten das Bild angestarrt, ehe er das Smartphone bei Seite gelegt hatte. Was sollte er davon halten? Hatte Robert seinen Trick durchschaut oder wollte er ihn aufziehen? Oder stand Robert vielleicht einfach auf Sexting? Er wusste zugegeben nicht, was er antworten sollte – Robert hatte ihn eiskalt erwischt. Gut, er hatte ihn ja regelrecht aufgefordert, ihm ebenfalls ein Bild zu schicken, das hieß jedoch nicht, dass er auch nur in Betracht gezogen hatte, dass er eines erhielt! Nachdem er sich von der ersten Überraschung erholt hatte, war er schnell wieder in seine Kleidung geschlüpft und hatte es sich dann in seinem Lieblingssessel bequem gemacht, wo er nun immer noch saß. Zumindest konnte er es als positives Zeichen deuten. Immerhin bedeuteten das Foto und auch die Nachricht, dass Robert der Sex gefiel. Oder nicht? Unruhig kaute Johnny auf seiner Lippe herum. Aber was sagte das schon tatsächlich aus? Es war eine Scheinbeziehung und Robert spielte mit. Es war nichts anderes, als eine weitere Runde Gay Chicken. Robert hatte erwartet, dass Johnny über ihn herfallen und den Sex einfordern würde, sobald er nach seinem anstrengenden Arbeitstag nach Hause gekommen war. Johnny hatte ihm auf seine Nachricht nicht geantwortet, aber Robert hatte sich größte Mühe gegeben, dass das Foto gut aussah – und hatte gehofft, dass Johnny das… nun ja zu schätzen wusste. Stattdessen hatte ihn Gustav begrüßt, seine Jacke und die Tasche abgenommen und ihm erklärt, dass das Essen in einer Stunde bereit stehen würde. Wo genau Johnny steckte, konnte er ihm allerdings auch nicht genau sagen, was Robert insofern frustrierte, dass er nach den zahlreichen Fotos durchaus eine gewisse Erwartung an den Abend gehabt hatte. Er zückte sein Smartphone und entschloss sich dazu, den Schotten einfach anzurufen, bevor er die Burg Zimmer für Zimmer nach ihm absuchte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Johnny abhob. „Hey, Robert“, murmelte er, wobei seine Stimme etwas unruhig klang, „Wie geht’s?“ „Ich wollte nur wissen, wo du steckst“, das Gespräch musste nicht unbedingt länger dauern als notwendig. Am anderen Ende der Leitung herrschte kurzes Schweigen. „Ich bin im Schachzimmer und äh... lese gerade ein Buch.“ Irritiert runzelte Robert die Stirn, da Johnny doch sehr ausweichend reagierte. „Hast du Zeit?“ „Ist grad spannend“, kam die Antwort lahm zurück und mehr brauchte es nicht, damit Robert sich sicher war, dass er heute auf Johnnys Gesellschaft verzichten musste. Wozu hatte er ihn die ganze Zeit in Stimmung gebracht, wenn er nun kniff? „In Ordnung“, meinte Robert und konnte ein leises und enttäuschtes Seufzen nicht unterdrücken, „Falls du mich brauchst, ich nehme vor dem Essen noch ein Bad.“ Er packte sein Smartphone beiseite, trottete in Richtung seines Zimmers und fragte sich gedankenverloren, ob es vielleicht eine schlechte Idee gewesen war, auf Johnnys Sexting überhaupt zu reagieren. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Das Wasser war warm, wirkte an seiner erhitzten Haut jedoch angenehm kühlend. Er schloss die Augen, fühlte die Müdigkeit, die sich in ihm breit machte. Die Hände, die sich sanft um seinen Körper legten, entlocktem ihn ein leises und wohliges Seufzen und er widerstand der Versuchung, sich tiefer in das Wasser sinken zu lassen. Nicht, dass er tatsächlich noch einschlief... Es war beruhigend so gegen Roberts Oberkörper gelehnt in der Wanne zu liegen, seinen Atem in seinem Nacken zu spüren und den Augenblick noch ein wenig zu genießen. Er bereute seine Entscheidung Robert aufzusuchen nicht. Ihm war klar gewesen, dass er das Gespräch suchen musste und dass es nur zu einer unangenehmen Distanz zwischen ihnen geführt hätte, wenn er versucht hätte, seine Sorgen zu überspielen und er in Folge dessen Robert aus dem Weg gegangen wäre. Deshalb war er nach einiger Zeit des Zögerns ins Badezimmer gestürmt und hatte seinen verwunderten Freund mit seinen Gedanken konfrontiert. Robert hatte ihm freundlich, aber bestimmt, klar gemacht, dass er zu schätzen wusste, dass sich Johnny sorgte, dass er sich aber ebenso zu Wort melden würde, wenn er ein Problem sah oder er sich mit einem Bestandteil ihrer Beziehung überfordert fühle. Dass er sich keine Sorgen um ihre Freundschaft machen müsste und dass er seine Anwesenheit in den letzten Tagen nicht als störend empfunden hatte. Nach einiger Zeit des Schweigens hatte er seiner Ausführung noch hinzugefügt: „Ich will jetzt nicht, dass du das falsch verstehst, Jonathan. Dass ich heute beim Sexting mitgemacht habe, hatte nichts damit zu tun, dass ich das Gefühl hatte dazu gezwungen zu sein oder irgendwelche Erwartungen erfüllen zu müssen. Der Sex mit dir ist mir... nicht unangenehm. Ich habe akzeptiert, dass es eben nun so ist – und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich umso enttäuschter war, dass du Erwartungen in mir geweckt und mich dann eiskalt hast stehen lassen.“ Johnny hatte Robert nach dessen Aussage förmlich angeglotzt, denn bis dahin war er nicht auf die Idee gekommen, dass Robert den Sex ebenso genoss wie er. Nun gut, ihm war aufgefallen, dass er sich nicht gegen die Berührungen sträubte, dass er im Bett viel kommunikativer geworden war – aber dass Robert sich nicht nur mit der Situation abgefunden hatte, sondern sie inzwischen beinahe schon begrüßte war etwas, dass ihn sehr verwunderte. Dass Robert das Ganze so offen zugab, war wiederum eine andere Sache – es zeigte Johnny, dass er ehrlich war mit dem, was er ihm sagte. Die Sorgen waren somit unbegründet. Der Akt, der folgte, war dank Roberts komfortabler Badewanne weitaus angenehmer als zunächst erwartet. Das verspritzte und übergelaufene Wasser am Fliesenboden des Zimmers erzählte die Geschichte ihres Treibens. Mit einem selbstzufriedenen Lächeln auf den Lippen öffnete Johnny seine Augen wieder. Seine Finger fuhren sanft die Arme entlang, die ihn umschlossen. „Du scheinst dem ja inzwischen gar nicht mehr so abgeneigt zu sein - also wenn ich dich toppe.“ „Man gewöhnt sich an alles“, murmelte Robert, wobei es schwer fiel seinen Tonfall zu deuten. Johnny konnte sich jedoch nur allzu gut vorstellen, dass er sich bewusst bedeckt hielt. „Ich ziehe einfach mal meine Schlüsse daraus, dass du noch vor wenigen Minuten ganz beherzt meinen Namen gestöhnt und dabei alles andere als widerwillig dreingeschaut hast...“ „Tu was du nicht lassen kannst.“ Das Schwierige war, sich aus der festen Umarmung zu lösen und aus dem Bett zu steigen, ohne den schlafenden Rotschopf neben ihm aus seinen Träumen zu reißen. Johnny war nachts sehr anhänglich, was Robert jeden Morgen wieder vor die Herausforderung stellte, sich möglichst geräuschlos und geschickt zu befreien, um zu frühstücken und sich für die Arbeit fertig zu machen. In seinem Schlaf brabbelte Johnny leise und undeutlich irgendetwas und Robert warf ihm einen prüfenden Blick zu, ehe er sich mit seiner Kleidung über dem Arm ins Badezimmer zurückzog und anschließend den Speisesaal für sein Frühstück aufsuchte. Der Tisch war von Gustav gedeckt worden, der ihn bei seinem Eintreffen im Raum vielsagend ansah und kaum merklich in Richtung Zeitung nickte. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, daher verwunderte es Robert nicht, als er einen der Hauptartikel fett übertitelt mit seiner möglichen Homosexualität und Beziehung zu seinem Teamkollegen Jonathan McGregor vorfand. Er überflog die Zeilen, um sich darauf einzustellen, womit er im Verlauf des Tages vermutlich konfrontiert werden würde – sowohl von der Presse her, als auch was seine Geschäftspartner betraf. Es ärgerte ihn ungemein, dass das Ganze genau an diesem Tag so aufgebauscht wurde, da ein entscheidendes Geschäftstreffen mit einem wichtigen Kunden anstand, von dem er allerdings auch wusste, wie wenig er von gleichgeschlechtlicher Liebe hielt. Der Vertrag zwischen ihren Unternehmen war für sie beide von enormer Bedeutung, deshalb würde alles vermutlich relativ reibungslos vonstattengehen – allerdings würde die Atmosphäre zwischen ihnen mit Sicherheit nun ein wenig angespannt sein... Es brachte nichts, sich darüber Gedanken zu machen – es ließ sich nicht mehr ändern und er wusste auch so, dass er selbst daran Schuld hatte. Er seufzte leise und legte dann die Zeitung beiseite. In einem Anfall von Dummheit hatte er in einem Moment der Unüberlegtheit und des falschen Stolzes seinen Kopf durchsetzen wollen. Er hatte bekommen, was er gewollt hatte, aber glücklich war er darüber mit Sicherheit nicht. Zu seiner eigenen Überraschung lag das jedoch weniger an Johnny oder der Tatsache, dass er in der Scheinbeziehung ein aktiveres Sexleben führte als je zuvor, sondern dass das Ganze – eigentlich ganz nach seinem Plan – öffentlich stattfand. Er mochte es gar nicht sein Privatleben nach außen zu tragen, geschweige denn, wenn Gerüchte kursierten. Da Letzteres nach seinem One Night Stand für ihn eine viel zu große Gefahr dargestellt hatte, war ihm schnell klar geworden, dass eine kontrollierte Story für ihn eindeutig von Vorteil war. Für einen kurzen Augenblick zögerte er, als er darüber nachdachte, wie Johnny wohl reagieren würde, wenn er nach dem Aufstehen den Bericht lesen würde. Robert hoffte nur, dass er sich ebenso auf die Veröffentlichung der Beziehung eingestellt hatte und er von alldem nicht allzu überrumpelt würde, denn Johnny hatte die unangenehme Eigenschaft, dass er in unerwarteten Situationen nicht nur unüberlegt, sondern auch übereilt handelte. Die nächsten Tage würden schwierig werden, neugierige Blicke, die Presse – irgendwie würde ihr Schauspiel dem allen hoffentlich Stand halten, denn wenn die Wahrheit herauskommen würde, dann wäre es nicht nur für sie beide äußerst peinlich, sondern auch sein – nein, ihrer beiden - Ruf wäre ruiniert. Wunderbar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)