Teach me how to love again von Lelu ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Die Abwesenheit von Wärme weckte ihn, es fehlte diese angenehme Wärmequelle eines anderen Körpers. Blinzelnd schlug Erik die Augen auf und sah sich nach Charles um. Der Kleinere hatte sich auf der breiten Fensterbank zusammengekauert und die Hände gegen den Kopf gepresst. Also hatte er sich schon das Serum verabreicht. Zum Glück hatte Erik in der Nacht noch Zeit gefunden, die beiden Spritzen auszutauschen. Das hieß, Charles hatte sich das schwächere Serum gespritzt. „Charles?“ Er richtete sich auf und lief, die Decke um die Hüften geschlungen, zum Fenster. Vorsichtig legte er Charles eine Hand auf die Schulter, was den Kleineren zusammenzucken und zu ihm aufstarren ließ. Schmerz lag in seinem Blick und er zitterte am gesamten Körper. Seine Augen huschten unruhig über Eriks Gesicht, so als ob er ihn nicht erkannte. „Alles okay?“ Charles antwortete ihm nicht, sondern wandte den Blick wieder ab. Im nächsten Moment unterdrückte er vergeblich ein schmerzhaftes Keuchen, bei dem sich Eriks Herz zusammenzog. Es war schon schlimm gewesen mitanzusehen wie Charles gelitten hatte, nachdem Erik ihm das Serum weggenommen hatte. Aber jetzt, da er wusste, dass der Kleinere seine Gefühle erwiderte und nach dieser Nacht, in der Charles ihm gezeigt hatte, das er ihm vertraute, war es noch einmal Schlimmer. Erik wollte nicht, dass Charles leidete, aber anders konnte er das Serum nun Mal nicht absetzen. „Charles, ist alles in Ordnung?“, fragte er ein weiteres Mal, diesmal mit eindringlicherer Stimme. Der Telepath schüttelte schwach den Kopf. „Es hilft nicht, Erik…Sie verschwinden nicht…Ich kann nicht…“ Charles brach ab und stieß einen leisen Schrei aus, bevor er noch weiter in sich zusammensank und die Hände fester gegen die Schläfen presste. Erst als Erik ein leises Knacken hörte, griff er nach den Handgelenken des Kleineren und drückte sie vorsichtig, aber bestimmt herunter. Charles wollte sich seinem Griff entziehen, schaffte es aber nicht. „Sieh mich an, Charles. Du kannst es kontrollieren, da bin ich mir zu Hundertprozent sicher. Du darfst nur keine Angst davor haben.“ Erik ließ seine Stimme bewusst ruhig und entspannend klingen, wie bei einer Hypnose. Aber das Ganze hatte auf Charles keine Wirkung. Dieser riss seine Hände aus seinem Griff und presste die geballten Fäuste gegen die Schläfen. „Ich will das sie verschwinden…“, brachte er hervor. „Raus aus meinem…Kopf…“ Er schlug sich selbst mit der Faust gegen den Kopf und dass anscheinend so fest, dass ihm kurz die Augen zufielen. Erik griff erneut nach Charles Händen und hielt sie fest, diesmal so, dass er Kleinere sie ihm nicht entziehen konnte. „Charles, bitte. Du musst dich nur darauf konzentrieren, mehr nicht. Bitte versuch es wenigsten!“ Erik wunderte sich, welch ein flehender Unterton in seiner Stimme lag. Er wollte Charles um jeden Preis helfen. Aber in seinem Unterbewusstsein, schien er wirklich alles für ihn tun zu wollen. Es schmerzte ihn, den anderen Leiden zu sehen und am liebsten hätte er Charles die Spritze mit dem richtigen Serum gegeben, welche in seiner Hose verstaut war. Aber damit wäre keinem geholfen. Charles musste sein Vertrauen zu seinen Fähigkeiten wiederfinden und das würde er nicht tun können, wenn er sie permanent unterdrückte. „Ich will…nicht…mach das sie aufhören…bitte, Erik…sie sollen aufhören!“ Ein weiteres gequältes Aufschreien und in diesem Moment sanken Charles angezogene Beine, kraftlos auf die Fensterbank. Der Kleinere starrte sie fast schon entsetzt an. Erik konnte sehen, dass er nun nicht nur den Schmerz der Gedanken anderer spürte, sondern seinen eigenen Verlust nicht verkraftete. Er wollte ihn in die Arme schließen, doch als er sich vorbeugte und Charles an der Schulter zu sich ziehen wollte, zog dieser scharf die Luft ein. Dann traf ihn eine Hand direkt an der Brust, welche ihn nach hinten stieß. Charles kalte Augen trafen ihn. „Du…hast…du hast mein Serum vertauscht…Und Hank…hat geholfen…“, presste Charles hervor und musste sich bemühen, nicht ein weiteres Mal zu schreien. „Verschwinde, Erik…“ Doch Erik schüttelte den Kopf und zwang den Kleineren in eine Umarmung. Er konnte spüren, wie sich dessen Körper versteifte und versuchte sich ihm zu entziehen. Aber er ließ es nicht zu. Es war die einzige Möglichkeit die ihm Einfiel, um Charles Halt zu schenken. Denn mit Worten kam er jetzt nicht mehr weiter, dass wusste er. Wenn ein verletztes Tier bedrängt wurde, dann wurde es aggressiv und gefährlich. Bei Charles war es momentan das gleiche, nur dass er sich nicht von körperlicher Nähe bedroht fühlte, sondern von Worten. Er wand sich noch eine geraume Weile in Eriks Armen und stieß immer Mal wieder ein leises, schmerzvolles Keuchen oder Stöhnen aus. Dann saß er plötzlich still und ein ungutes Gefühl keimte in der Magengegend des Größeren heran. Im nächsten Moment war es nicht mehr Charles, der seine Schreie unterdrücken musste, sondern Erik. Pure Agonie brach über ihm zusammen. Ein Strudel aus hunderten Gefühlen und jedes einzelne war nur eine andere Schattierung von Schmerz. Er presste die Hände an den Kopf und versuchte den Schmerz zu unterdrücken, wie er es sonst auch immer tat. Aber es wollte ihm nicht gelingen. Es war nicht sein Schmerz, nicht er litt, sondern andere. Charles hatte die Empfindungen der Menschen, welche er wahrnahm, auf ihn projiziert und Erik spürte, wie er daran zu zerbrechen drohte. Die Leistung seines Gehirns war nicht auf sie viele Eindrücke ausgelegt, er würde verrückt werden, wenn Charles nicht aufhörte! Dann war wieder alles still. Eriks Kopf war leer und er konnte nicht verhindern, dass ihm eine Träne über die Wange lief. Jetzt verstand er. Wenn es das war, was Charles fühlte, dann war es kein Wunder, dass er seine Kräfte unterdrückte. Mitleid, aber auch großer Respekt schlich sich in seine Augen, als er den Kleineren ansah. Dieser hatte es geschafft sich von Erik zu befreien und lehnte nun mit dem Rücken an der Wand. Aus schmerzverschleierten Augen sah er ihn an und presste die Lippen aufeinander. „Charles, ich hatte ja keine Ahnung, wie…“, begann Erik, wurde allerdings von Charles unterbrochen. „Nein hattest du nicht…aber jetzt…kann ich bitte…das Serum haben? Ich flehe dich an…Erik, ich will nur…das es aufhört…“ So schwer es Erik fiel, aber er schüttelte dennoch den Kopf. Es war schrecklich, diese ganzen Stimmen, diese Schmerzen, waren schrecklich. Aber Charles musste lernen sie wieder zu kontrollieren. Er musste seine Gabe wieder beherrschen und nicht sie ihn beherrschen lassen. Im Grunde war es das gleiche, was der Kleinere seinen Schüler erzählt hatte. Die gleichen Worte, mit denen er Hank aufgebaut hatte, bestärkt hatte zu seiner Mutation zu stehen. Also sollte er verdammt noch mal, auch selbst daran glauben! „Ich werde dir das Serum nicht geben, Charles und auch kein anderer wird das tun. Wie du gesehen hast, hat Hank mir geholfen, er will auch dass du deine Gabe wieder kontrollieren lernst und Logan ist auch unserer Meinung. Um das zu verhindern, was die Mutanten in der Zukunft zerstört, brauchen wir dich und deine Gabe.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)