Teach me how to love again von Lelu ================================================================================ Kapitel 5: ----------- „…rles, Charles? Wach auf.“ Mit einem Ruck fuhr Charles im Bett hoch. Ohne es wirklich zu realisieren rutschte er so weit nach hinten, bis er die Wand im Rücken spürte und starrte Erik an. Dieser saß auf der Bettkannte und erwiderte seinen Blick besorgt. Dann streckte er vorsichtig eine Hand nach ihm aus. Schlagartig kam in Charles die Erinnerung an seinen Traum zurück und er rutschte noch etwas weiter von Erik weg. „Lass deine Hände von mir!“, sagte er entschieden und schlug Eriks Hand zur Seite. „Raus hier!“ „Ich wollte doch nur…“ „Ich sagte: RAUS HIER!“ Charles Stimme zitterte, aber nicht vor Wut, sondern vor unterdrückter Tränen. Er wollte Erik nicht sehen, wollte ihn nicht so nahe bei sich haben. Nicht nach dieser Nacht, nicht nach diesem Traum. „Du hast geschrien, ich wollte nur…“ „Verschwinde endlich, Erik!“ Es war wohl Charles verzweifelter, fast schon weinerlicher Tonfall, der Erik dazu veranlasste endlich sein Zimmer zu verlassen. Als die Tür ins Schloss fiel, drückte Charles seine Handballen gegen die Augen und ballte die Finger, in seinen Haaren, zu Fäusten. Zitternd holte er Luft und konnte nicht verhindern zu schluchzen. Die Bilder seines Traumes vermischten sich mit der Realität und er konnte nicht sagen, was wirklich passiert war und was nicht. Immer wieder sah er Erik vor seinem geistigen Auge, der ihm zuerst behutsam mit dem Daumen über die Lippen strich und die Hand dann an seinem Hals hinabwandern ließ. Im nächsten Moment schloss sie sich um seinen Hals und drückte ihm die Luft ab. Er sah Erik flehend an, versuchte sich zu befreien, doch das nützte nichts. Er war stärker als Charles und ließ ihn einfach nicht los. Der Kleinere schnappte nach Luft, aber diese wollte seine Lungen nicht füllen und dann wurde er ohnmächtig. Wieder und immer wieder hatte er diese Szene geträumt und als Erik ihn dann geweckt hatte, war sie mit dem hier und jetzt verschmolzen. Es dauerte einige Minuten, bis Charles Hirn wieder rational denken konnte und ihm wieder einfiel, dass die Albträume eine Nebenwirkung des Serums waren. Sein Gehirn bedankte sich mit ihnen, für die Tatsache, dass es nicht so funktionieren durfte, wie es eigentlich konnte. Als das geschah, begriff er auch, dass Erik ihm eben nur geholfen hatte. Er hatte ihn geweckt und so aus seinem Albtraum gerissen. Und was hatte er getan? Er hatte ihn angebrüllt und aus dem Zimmer geworfen. Er bereute sein Verhalten sofort und hätte Erik am liebsten wieder zurückgeholt, doch sein Stolz verbot es ihm. „Verdammt, Charles…kannst du dich dann Mal entscheiden?“, murmelte er und fuhr sich über das Gesicht und durch die Haare. „Erst willst du nichts mehr mit ihm zu tun haben, dann doch wieder…“ Er sah auf und blickte zum Fenster hinüber. Seine mentale Mauer war wohl doch nicht stark genug, um seine Gefühle für Erik zu unterdrücken. „Ich weiß nicht, was ich will… Seit er hier ist, kann ich nicht mehr klar denken...“, schoss es ihm durch den Kopf. Charles vergrub ein weiteres Mal das Gesicht in den Händen. Wie sollte es nun weiter gehen? Was sollte er jetzt noch gegen seine Gefühlte tun? Er wollte nicht noch einmal verletzt werden, das würde seine Seele, sein Geist nicht aushalten. Erik hatte Charles Zimmer zwar verlassen, blieb aber vor der Tür stehen und lauschte. Charles hatte sich so mitgenommen angehört und auch so ausgesehen. Er wollte sicher sein, dass es ihm gut ging. Dies schien allerdings nicht der Fall zu sein, denn kaum war er draußen, hörte er ein Schluchzen. Ein Stich durchzog Eriks Brust. Er wusste nicht wieso, aber er hatte Charles schon wieder zum Weinen gebracht. Entschlossen griff er nach dem Türgriff, um wieder in das Zimmer zu gehen. Doch als hätte Charles es erwartet, erklang in diesem Moment ein leises Klicken, welches Erik sagte, dass die Tür verschlossen worden war. Es wäre für ihn ein Leichtes gewesen, die Tür zu öffnen. Immerhin war der Schlüssel aus Metall. Aber er hatte Charles Vertrauen schon verloren und wollte den Rest ihrer Beziehung nicht zerstören, indem er in sein Zimmer einbrach. Wenn sie überhaupt noch irgendeine Art von Beziehung zueinander hatten. Aber Erik hatte auch nicht vor einfach zu gehen. Irgendwann musste Charles aus seinem Zimmer kommen und dann würde er mit ihm reden. Doch das gestaltete sich schwieriger, als er gedacht hatte. Er stand nun schon seit geschlagenen drei Stunden vor Charles Zimmer und wartete. Einmal hatte er das Gefühl beobachtet zu werden und hätte schwören können, dass Charles durch das Schlüsselloch gesehen hatte. Aber raus war er nicht gekommen. „Das ist doch Kinderkram“, knurrte Erik und stieß sich von dem Treppengeländer ab. Er ging zur Tür hinüber und klopfte dagegen. „Charles, mach bitte auf. Ich will mit dir reden“, sagte er, bekam aber keine Antwort. „Bitte, ich bleib auch an der Tür stehen. Ich will nur nicht durch den Flur schreien müssen.“ Er klopfte ein weiteres Mal und legte schließlich die Hand auf den Türgriff. Auch auf sein erneutes und diesmal drängenderes Klopfen kam keine Reaktion und Sorge ergriff von ihm Besitz. Was wenn Charles sich schon wieder eine Überdosis gespritzt hatte? Wenn er das Gegenmittel nicht bekommen würde, konnte das Ganze tödlich enden. „Wenn du nicht aufmachst, komme ich alleine rein. Ich will einfach nur mit dir reden.“ Wieder keine Antwort. Seufzend brachte Erik den Schlüssel dazu sich zu drehen und öffnete langsam die Tür. Verwundert sah er sich in dem Zimmer um. Es war leer. Erst auf den zweiten Blick sah er das Laken, welches an dem schweren Schreibtisch befestigt worden war und aus dem Fenster hing. Ein Grinsen legte sich auf seine Züge, aber gleichzeitig schüttelte er fassungslos den Kopf. „Das ist mehr als kindisch, Charles“, sagte er in das leere Zimmer hinein und hockte sich auf einen Stuhl. Er hatte am Vorabend schon gemerkt, dass Charles ihm aus dem Weg ging und das von heute Morgen hatte ihn in seiner Annahme nur bestärkt. Dass er allerdings noch nicht einmal an ihm vorbeilaufen wollte und stattdessen lieber aus dem Fenster kletterte, hätte Erik nicht gedacht. Aber er würde schon noch mit ihm reden, ob Charles wollte oder nicht. Erik nahm den Stuhl, auf dem er saß und stellte ihn in eine Ecke, leicht versteckt hinter einem Bücherregal. Er kannte dieses Zimmer fast wie seine Westentasche und folglich auch seine toten Winkel. Hinzu kam noch sein Wissen, dass Charles sich nicht die Mühe machte sein Zimmer genauer zu betrachten, wenn er es betrat. Er würde ihn erste bemerken, wenn Erik es wollte. Damit Charles nicht auffiel, dass er in sein Zimmer eingedrungen war, schloss Erik die Tür wieder ab und setzte sich dann wieder auf den Stuhl. Er wartete schon den ganzen Tag, da kam es auf ein paar Stunden mehr oder weniger auch nicht mehr an. Es war tatsächlich schon kurz vor dreiundzwanzig Uhr, als endlich das Klicken des Schlosses zu hören war und Charles das Zimmer betrat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)