Teach me how to love again von Lelu ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Es war schön, so beruhigend, weder etwas zu hören, noch zu sehen oder zu spüren. Um Charles herum war es einfach schwarz, schwarz und leer und das tat ihm gut. Er ließ sich in ihr treiben und genoss sie. Es war wie ein Rausch, nur ohne diese ganzen Begleiterscheinungen, wie zum Beispiel Halluzinationen. Doch diese Leere hielt nicht so lange, wie er es gehofft hatte. Es waren bestimmt einige Stunden gewesen, aber genau konnte er es nicht sagen, da er jegliches Zeitgefühl verloren hatte. Egal wie, es war zu kurz gewesen. Als die Leere dann verschwand tat sie das nicht langsam und schleichend, sondern mit einem Schlag, der Charles ohne Vorwarnung aus der Ohnmacht riss. Hör auf! Was tust du da?! Warum hat er mich verlassen? Nein! Ich will nicht…! Du tust mir weh…hör auf damit… Charles riss die Hände hoch und presste sie gegen seine Schläfen. Unzählige Stimmen stürzten auf ihn ein und mit ihnen Gefühle wie Schmerz, Pein und unerträgliche Qualen. Er spürte die Angst einer Frau und wusste, dass sie im nächsten Moment sterben würde. Er wollte sich von ihr lösen, ihre Gefühle und Gedanken abschotten, schaffte es aber nicht. „Nein…“, flüsterte Charles und Tränen stiegen ihm in die Augen. Er wollte nicht schon wieder spüren, wie ein Mensch starb. Das hatte er in den zurückliegenden Monaten oft genug erlebt. Bitte…John…tu das nicht… Charles kniff die Augen zusammen und wartete auf den Schmerz. Im nächsten Moment war es so, als würde ihm jemand eine glühende Metallstange durch die Brust treiben, die sein Herz zerfetzte. Charles schrie auf. Eine Hand weiterhin an den Kopf, die andere auf die Brust gepresst, lag er da und wand sich unter Scherzen. Panisch rang er nach Luft, welche seine Lungen aber nicht zu füllen schien. Schnell griff er nach der Schublade seines Nachttisches und zog sie auf. Mit zitternder Hand durchsuchte er sie und stieß ein schmerzvolles und gleichzeitig verzweifeltes Keuchen aus, als der die Spritze nicht fand. Er sah sich im Zimmer um. Vielleicht war Hank hier, Hank war immer da, wenn er sich eine Überdosis verabreicht hatte. Doch die Person, welche er verschwommen erkannte, war nicht Hank. Es war Erik und der sah ihm einfach nur schweigend zu. „Und…amüsierst du…dich?“, brachte Charles heraus und sah ihn wütend an. „Unterdrück es doch. Du hast das doch schon als kleines Kind gelernt“, erwiderte dieser. Charles presste die Hände fester gegen den Kopf und war zu keiner Antwort fähig, da die Stimmen wieder überhandnahmen. Du hast mich belogen und benutzt! Ich hasse dich! Verschwinde! Die Gedanken und Gefühle der Menschen ließen ihn vor Schmerz stöhnen. Charles versuchte seinen Atem zu beruhigen, aber es gelang ihm nicht. Wieder warf er einen Blick zu Erik und fing, in diesem Moment, einen Gedanken von ihm auf, oder besser gesagt eine Erinnerung. Er sah, wie Erik die Spritze von seinem Nachttisch nahm und einsteckte. „Gib…sie her“, presste Charles hervor. „Du brauchst sie nicht“, erwiderte Erik. „Was weißt du schon?!“, schrie Charles. Die Schmerzen verliehen ihm wieder mehr Kraft in der Stimme. Doch Erik schien beschlossen zu haben, ihn zu ignorieren. Wut kochte in Charles hoch, darüber, dass er von dem Serum abhängig war, aber vor allem darüber, dass Erik diese Abhängigkeit benutzte um ihn zu quälen. Verstand er nicht, dass Charles diese Schmerzen und Gedanken nicht mehr ertrug. Er wollte sie nicht mehr hören. Nicht…ich werde es auch nie wieder tun. Dieser Gedanke wurde von dem Schmerz eines Schlages begleitet und entlockte Charles einen Schrei. Sein Körper zog sich automatisch zusammen und ein weiteres Keuchen kam über seine Lippen. Er sammelte einen Moment Kraft, ignorierte die Tatsache, dass er seine Beine nicht spüren konnte und warf sich auf Erik. Das Manöver wäre kläglich gescheitert, wenn dieser nicht so nahe am Bett gesessen hätte. So riss Charles ihn vom Stuhl und hörte mit tiefer Zufriedenheit, wie diesmal Erik vor Schmerz keuchte. Er war mit dem Kopf auf den Boden geschlagen und verdrehte jetzt die Augen. Einen Moment lag er reglos da und das nutzte Charles aus. Er griff in Eriks Hosentasche und holte die Spritze heraus. Dann rollte er sich von dem anderen herunter und zog sich am Bett hoch, bis er aufrecht saß. Bevor Erik nach ihm greifen konnte oder auch nur etwas sagen konnte, hatte Charles den Ärmel seines Hemdes hochgeschoben und sich die Spritze regelrecht in den Arm gerammt, aus Angst Erik könnte sie ihm doch noch weg nehmen. Den brennenden Schmerz spürte er noch nicht einmal. Dafür atmete er erleichtert auf, als die Stimmen in seinem Kopf langsam verstummten und er seine Beine spürte. Sein wütender und gleichzeitig erleichterter Blick ruhte auf Erik, der sich gerade wieder aufrichtete. Er hatte eine Hand an den Hinterkopf gelegt und biss die Zähne zusammen. Er hatte wohl noch Schmerzen und das löste in Charles eine tiefe Befriedigung aus. Er bewegte kurz die Füße, um zu testen, ob er sie belasten konnte. Dann stand er schwankend auf und lief zur Tür. „Wenn ich zurückkomme und du bist noch da, nehm ich die Trophäe da und schlag dir den Schädel ein“, knurrte er, deutete auf eine schwere Bronzetrophäe, die in auf einem Regal stand und flüchtete dann schon fast aus dem Zimmer. Erik sah ihm hinterher. Das war nicht so gelaufen, wie er gehofft hatte. Die Fassungslosigkeit und Unbeholfenheit, welche sich in ihm breit gemacht hatte, als er sah, wie Charles litt, wollte nicht aus seinen Gliedern weichen. Er wollte aufstehen und gehen, aber er schaffte es nicht. Das Bild, wie Charles wankend aus dem Zimmer taumelte, hatte sich in seinen Geist gebrannt und nichts als wilde Entschlossenheit zurückgelassen. Er hatte Charles die Spritze absichtlich nicht gegeben oder ihm geholfen, weil er prüfen wollte, wie abhängig dieser von dem Serum war. Dass er sogar die Kraft aufbrachte, ohne seine Beine zu spüren, aus dem Bett zu springen, zeigte Erik wie schlimm es um seine Abhängigkeit stand. Er musste schnellstens etwas unternehmen. Mit dem Serum war es wie mit allen Drogen, es schadete der Gesundheit und dass Charles dieses Risiko einging, wollte einfach nicht in Eriks Kopf. So kannte er seinen Freund nicht. Was war nur mit dem Charles passiert, der sich von nichts aufregen ließ, der in jedem etwas Gutes gesehen hat und der sich auch für jeden und alles eingesetzt und bereitwillig geopfert hatte? „Du bist passiert. Du und dieser scheiß Vorfall am Strand“, schoss es Erik durch den Kopf, als er es endlich schaffte sich auf die Füße zu ziehen. Er sah noch einmal zu der Bronzetrophäe und schien abzuschätzen, welchen Schaden sie an ihm verursachen könnte. Nach wenigen Augenblicken verließ er Charles Zimmer Richtung Küche. Er brauchte etwas kaltes, um es auf seinen Hinterkopf zu drücken. Das er genau dort blutete, fiel ihm erst auf, als er die Hand vom Kopf nahm und sie betrachtete. Fluchend lief er in die Küche und holte sich einen Kühlbeutel. Die kleine Wunde ignorierte er einfach. Stattdessen zerbrach er sich den Kopf darüber, wie er Charles von dem Serum wegbringen konnte. Nach einigen Stunden des Überlegens kam Erik zu dem Entschluss, dass nur eines helfen konnte und das war fast unmöglich durchzuführen. Er hatte beschlossen endlich das zu tun, was er schon vor zehn Jahren hätte tun sollen, er wollte Charles seine Gefühle gestehen, denn diese hatten sich seither noch nicht verändert. Vielleicht konnte er ihn so überreden, seine Gabe wieder zu akzeptieren, denn wenn er Glück hatte, erwiderte dieser seine Liebe. Aber das würde schwer werden. Er hatte nicht wirklich etwas getan, das ihm Charles Liebe zugestanden hätte. Vor allem mit der Aktion von vorhin hatte er wohl eher das Gegenteil bewirkt. Aber nur indem er ihm nicht geholfen hatte, hatte er erfahren können, wie Charles unter seiner Gabe litt und welche Kräfte er mobilisierte, um diese zu unterdrücken. Jetzt würde Erik alles tun, um Charles von seiner Liebe zu überzeugen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)