Love and Blood von -B-chan- ================================================================================ Kapitel 14: Excitement and Calmness ----------------------------------- Bast hatte ihm die ganze Zeit über ruhig zugehört. Zumindest ruhig was Unterbrechungen in Arans Redefluss betraf. Dieser hatte ihm zuvor schon die Gelegenheit gegeben, sich einfach alles von der Seele zu reden und das hatte Bast auch für Aran tun wollen. Doch was er da gehört hatte, war schrecklich und grauenhaft. Aufrichtiges Mitgefühl war nun auf seinem Gesicht zu sehen. "Das...tut mir so leid für dich." Er konnte gut verstehen, wie es war, die eigene Familie tot vor sich auf dem Boden liegen zu sehen. Da spielte es keine Rolle, wie es passiert war. Und doch...trotz des Leides, das Aran zuteil geworden war, hatte er es geschafft, wieder auf die Beine zu kommen. Basts Bewunderung für diesen Mann war nach dieser Geschichte noch weiter gestiegen. Er hatte den Hass auf andere überwunden und sich seinem Verlust gestellt. Unwillkürlich ballte Bast seine Faust. Er wollte auch so stark werden. Jetzt noch mehr als zuvor. Er wollte Aran nicht enttäuschen, der ihm seine Hand mit den vielen Narben so bereitwillig entgegenhielt. »Du musst dir einfach den Anblick wahren, der dich an die guten Zeiten erinnert.« Diese Worte hallten in seinem Kopf nach. Es war wahr. Er hatte so viele schöne und unbezahlbare Momente mit Saria erlebt. Und...eine Ewigkeit davor auch mit seinem Vater. Selbst jetzt noch konnte Bast das Lachen seines Vater und dessen leuchtenden Augen sehen, wenn sie gemeinsam irgendwelchen Schabernack angestellt hatten. Sein Entschluss stand also fest. Er schaute Aran mit festem Blick an. "Das werde ich. Ich werde immer ihr Andenken in mir tragen." Solange er sie nicht vergessen würde, würden sie mit ihm weiterleben. Und er hatte nicht vor, sie zu vergessen. Er durfte nicht zulassen, dass all die schlimmen Erinnerungen die guten überschatteten. "Und dafür muss ich kämpfen." Heute Nacht würde er sich deshalb das erste mal dieser Hürde stellen. Es hatte Aran gut getan, mal so reden zu können. Nie hatte er dazu die Gelegenheit gehabt. Aber er hatte Basts Interesse auch genutzt, um ihm eine ordentlichen Schubs in die richtige Richtung zu geben. Anscheinend hatte das geklappt, denn der Junge vor ihm schien neuen Mut gefasst zu haben. Ohne Frage. "Das freut mich zu hören. Ruh dich aber noch aus, dann geht es los." Bast nickte stumm. Aran hatte Recht. Er musste im Besitz all seiner Kräfte sein, wenn er sich dieser Aufgabe stellen würde. So ging er rein und legte sich etwas sein. Richtig einschlafen konnte er zwar nicht, aber er war ruhig und gefasst genug, um zumindest ein wenig zu dösen. Als er deshalb zur Zeit der Abenddämmerung wieder aufstand, fühlte er sich erstaunlich kräftig, auch wenn er bereits spürte, wie sich dieses Etwas, das in ihm schlummerte, langsam zu regen begann. Er fasste sich kurz an die Brust, so als könne er auf diese Weise abtasten, von welcher Form dieses Gefühl darin war, aber als er einmal Luft geholt hatte, um sich etwas zu beruhigen, blickte er sich auch nach Aran um. Er war nicht hier drinnen, also musste er draußen sein. Dort suchte Bast ihn auch und fand ihn unweit der Feuerstelle. "Die Nacht rückt näher.", meinte er, als er näher kam. Aran hatte den restlichen Tag unter der dicken Eiche gedöst, die bei der kleinen Hütte stand. Sie überragte die Blockhütte bei weitem und ihr dichtes Blätterdach färbte sich langsam bunt. Dennoch spendete sie herrlichen Schatten, es war immerhin noch sommerlich warm hier draußen. Als Bast nach draußen kam, und seine Gedanken laut aussprach, öffnete Aran sein heiles Auge. "Ich weiß. Die Kraft des Mondes nimmt schon seit Stunden unentwegt zu. Für den Anfang wird er dir eine Hilfe sein." Immerhin war die Verwandlung dann nicht aufzuhalten. Bast konnte so erst mal seine Konzentration auf die Kontrolle legen. Bast nickte. Bis jetzt hatte er die Kraft des Mondes nicht als Hilfe gesehen, aber jetzt, wo er darüber nachdachte, hatte Aran recht. Verwandeln würde er sich so oder so. Da konnte er sich tatsächlich darauf konzentrieren, wie er es machte. Er setzte sich zu dem Älteren und atmete einmal tief aus. "Gibt es etwas, mit dem ich mich auf die Verwandlung vorbereiten kann?" Natürlich abgesehen davon, dass er nicht vom Entschluss abfallen durfte, sich freiwillig zu verwandeln. Er konnte nämlich spüren, wie die Nervosität in ihm stieg und auch wenn er entschlossen war, sich nicht von ihr bestimmen zu lassen oder sie gar in Angst umwandeln zu lassen, so wäre er dankbar für jeden Rat, den Aran ihm geben konnte. Wenn er lernen wollte, das alles zu kontrollieren, dann sollte er auf keinen Fall wieder in das Muster verfallen, sich gegen all das zu wehren. Aran nickte deshalb und setzte sich etwas aufrechter hin. "Vielleicht fängst du für heute damit an, dass du versuchst, einfach nichts zu fühlen. Du probierst es, keine Angst zu haben, sollst aber auch nicht zu euphorisch an die Sache heran gehen. Mache einfach deinen Geist leer und lass deinem Körper freien Lauf. Vielleicht hilft es auch, im Geiste du zu bleiben, wenn du eine besondere Erinnerung versuchst aufrecht zu halten." Das war sicher leicht gesagt, aber es könnte helfen. "Aber es muss eine angenehme Erinnerung sein. Keine die dich wieder Abneigung gegen das empfinden lässt, was du bist." Zu euphorisch würde Bast ohnehin nicht an die Sache herangehen. Er wusste, dass das eine ernste und wichtige Sache war. Sich da selbst zu überschätzen konnte genauso schlimm sein, wie sich zu verkriechen. Auch das wollte er nicht. Die Angst aussperren. Das war tatsächlich leichter gesagt als getan, aber Bast hatte nicht vor, sich ein weiteres Mal von ihr übermannen zu lassen. An etwas Gutes denken, um er selbst zu sein. Er glaubte, er wusste, welche Erinnerung er dafür wählen würde. "Eine solche Erinnerung habe ich.", entgegnete er Aran. Es war die Erinnerung an den Moment, als er zusammen mit Saria die Lichtung mit dem Apfelbaum entdeckt hatte. Es gab beinahe keine schönere als diese. Und das sagte Bast Aran auch. Dabei war sogar ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht zu sehen. Sie hatten den ganzen Nachmittag damals auf dieser Lichtung herumgetollt. Diese Erinnerung war auch perfekt dafür! Sicher würde sie Bast helfen, er selbst zu bleiben und eine erste schnelle und schmerzfreiere Wandlung zu vollziehen. Aran war sich da fast sicher. Jetzt schloss er die Augen aber wieder und lehnte sich zurück. "Denke einfach daran, atme so tief und lange wie möglich ein und dann wieder lang und gleichmäßig aus. Finde dabei einen angenehmen Rhythmus und leere deinen Geist. Wenn der Zeitpunkt kommt, dann wird die Verwandlung wie von selbst kommen und vorbei sein. Warte nicht auf sie." Dann würde alles viel einfacher und entspannter gehen. Je näher die Nacht kam, desto näher kam auch ihr Zeitpunkt. Auch Bast schloss die Augen. So konnte er diesen einen Tag viel besser vor sich sehen. Eine kurze Weile, bevor die ruhige Atmung Wirkung zeigte, spürte er noch ein wenig die Nervosität, die seine Hand leicht zittern ließ, aber er richtete seine Gedanken wieder auf den sonnigen Nachmittag in der Lichtung und bald saß er so entspannt wie es ging neben Aran. Er spürte die wachsende Kraft des Mondes, doch er ließ seinem Geist erst gar nicht die Gelegenheit, in eine andere Richtung zu schweifen, indem er an den Moment dachte, als Saria ihm einen Blumenkranz um den Hals hängte. Das Lachen, das sie dabei auf dem Gesicht gehabt hatte, war stärker als alles andere und er konnte sich gut an sein eigenes Gefühl in diesem Moment erinnern. Und so hatte der Ältere sich das auch gedacht. Er selbst handhabte es ähnlich. Aran hatte zwar keine Angst sich zu verwandeln, war aber dennoch nicht sonderlich angetan von dem Zwang, den der Mond mit sich brachte. Er war jemand, der gern die Kontrolle hatte und sie nicht an jemand oder etwas anderes abgab. Aber der Mond war stärker. Also ließ er es in den wenigen Nächten eines jeden Monats eben geschehen. Und so kam der Moment, in dem der Mond vollständig aufgegangen war. Und es war komplett anders als all die vorhergehenden Nächte. Bast war mehr als überrascht, um wie viel weniger schlimm die Verwandlung war, jetzt da er sich nicht mehr mit aller Kraft dagegen wehrte. Ja, er spürte es, wie sich die gesamte Struktur seines Körper veränderte, doch dieses schreckliche Gefühl, das ihn sonst immer übermannte, war nicht da. Er spürte, wie sich der Schwerpunkt seines Körpers veränderte, wie er plötzlich stark hechelnd auf dem Boden lag und wie auf einmal all die geschärften Sinne eine Flut an Eindrücken über ihn schwemmen ließen. Er konnte sogar Arans Herzschlag hören und als er die Augen aufmachte, war sein Blick scharf und er konnte jetzt im schwächeren Licht des Mondes dennoch Details im Wald ausmachen. Alles Dinge, deren er natürlich vorher schon mächtig gewesen war und doch war es komplett anders. Die Umwandlung hatte ihn etwas geschwächt, aber es war nichtsdestotrotz ein himmelweiter Unterschied zu den üblichen Verwandlungen. Etwas verunsichert blickte er sich um, weil er sich jetzt nicht ganz klar war, was als nächsten passieren sollte. Für gewöhnlich hatte es ihn ja sonst immer gleich zur nächstbesten Beute gezogen. Als er hechelnd auf der Erde lag, stand Aran längst wieder. Es zwang ihn ja auch nicht mehr so in die Knie. Daher sah er auf den Jüngeren herab und musterte ihn. Er war gespannt wie der Kleinere nun drauf war, wie er sich zurecht fand. Aber das würde er schon noch sehen. Im Zweifel wies er ihn eben wieder in die Schranken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)