Love and Blood von -B-chan- ================================================================================ Kapitel 11: Concerning Destruction and Protection ------------------------------------------------- Es konnte jetzt hochtrabend gesprochen sein, aber in diesem Fall hatte sie wohl das Schicksal zueinander geführt. Mit großer Sicherheit hatten sich die beiden Werwölfe nicht nur aus Zufall auf dieser Lichtung getroffen, auf der der Vollmond sie mit mächtigen Kräften ausgestattet hatte. Schweigend schaffte der ältere von beiden den jüngeren fort. Bis dieser seine Frage stellte. Den Kopf etwas zur Seite neigend und nach unten sehend, lies Aran ein leichtes Lächeln über seine Lippen huschen, kaum merklich und doch war es da gewesen. "Aran. Aran Grey. Und dein Name ist?" Es war sicher nicht verkehrt, den Namen des Anderen zu kennen und sehr weit war die alte Waldhütte wohl auch nicht mehr, in der er zur Zeit lebte. "Ich...bin Bast. Bast Grants." Er hatte ehrlich gesagt nicht mehr damit gerechnet, dass ihn jemals wieder jemand bei seinem Namen nennen würde. Und doch...nun war da jemand, der bei ihm war. Jemand, für den er keine Gefahr war. Jemand, der für ihn keine Gefahr war. Bast konnte gar nicht beschreiben, was für ein Gefühl das war. Es war merkwürdig. Dieser Mann war nett zu ihm, was an sich schon ungewohnt war. Er hatte ihn sogar kurz angelächelt. Bast wusste nicht so recht, wie er damit umgehen sollte. Dieser Mann wollte ihm offensichtlich nichts böses und doch konnte er sich nicht entspannen. Deswegen blickte er verlegen zu Seite. Es hatte sich wohl zu tief verankert, dass Saria seit längerem die einzige gewesen war, die ihn freundlich angeschaut hatte. Aran brachte ihn zu einer kleinen Hütte, wo er ihm das Bett überließ. Bast blieb flach darauf liegen. Im Moment hatte er keine Kraft mehr übrig, irgendwas anderes zu tun. Trotzdem blieb er wach. Schlaf stellte sich bei ihm in letzter Zeit schwer ein. Schon gar nicht, wenn da ein anderer Mann im selben Zimmer war. Da konnte er noch so genau wissen, dass dieser ihm nichts tun würde. Es war für Bast wohl ein wirklich aufwühlendes Gefühl, denn lange war er auf sich allein gestellt gewesen. Aran saß nun in einer Ecke der Hütte, auf einem Fell. Er war an die Wand angelehnt und hatte die Augen geschlossen. Für gewöhnlich war er noch unterwegs, aber für diese Nacht war der Streifzug wohl beendet. Dass Bast ruhelos auf dem schmalen Bett lag, spürte er, dafür musste er nicht mal hin sehen. "Was ist los? Kannst du nicht schlafen?" Die Frage war allerdings beinahe schon rhetorisch, denn nach dem, was er bisher von dem Jungen wusste - auch wenn es nicht viel war - ließ ihn wissen, dass es wohl jede Nacht aufs Neue schwer sein musste, Schlaf zu finden. Wenn man ihn dann fand, war er wohl sehr unruhig und von kurzer Dauer. "Tut...mir leid. Du musst deswegen nicht wach bleiben." Dass er nicht allein im Zimmer war, war nicht der einzige Grund, warum er kein Auge zu bekam. Tief geschlafen hatte er nicht mehr seit er seine Schwester tot im Arm gehalten hatte. Zu deutlich war ihr Bild, wenn er die Augen schloss. Bast war sichtlich erschöpft, doch an Ruhe war für ihn nicht zu denken. Früher war es kein Problem gewesen, dass er nur in kurzen Perioden geschlafen hatte, weil der Schlaf dafür umso tiefer gewesen war, doch das konnte er nun auch nicht mehr. Im Schlaf konnte er ihren Schrei hören. Spätestens dann wachte er immer schweißgebadet auf. "Beachte mich einfach nicht." Er wollte Aran keine Last sein. Hinzu kam, dass es für Bast schwierig war, Vertrauen in ihn zu setzen. Was nichts persönliches war. Es würde ihm wohl bei jedem anderen genauso gehen. Nicht beachtet zu werden war bist jetzt das beste, was er erfahren hatte. Hatte sich bisher - von Saria abgesehen - jemand mit ihm befasst, war es nie etwas gutes geworden. Da konnten Arans Worte nun so einfühlsam wie möglich sein, es war einfach schwer, alte Gewohnheiten abzulegen. Außerdem vertraute Bast seinem neuen Körper nicht. Von Aran kam dann ein leises trockenes Lachen. "Ich bleibe nicht deshalb auf, Bast. Es ist Vollmond gewesen. Seine Kraft ist noch immer gegenwärtig und deshalb ist es nicht so einfach zu schlafen." Aran war zwar als Wolf geboren worden, dennoch wurde er vom Mond beherrscht, wie sie alle. Es ging gar nicht anders. Wenn der Mond seine volle Größe erreichte, dann kehrte sich die animalische Gestalt nach außen. Erst wenn die helle gelbe Scheibe wieder an Kraft verlor, dann konnte man die Kräfte in sich wieder bis zum letzten kontrollieren. "Du solltest dich trotzdem ausruhen, auch wenn deine Vergangenheit dir den Schlaf raubt. Irgendwann wird sich das legen, glaube mir." Vielleicht würde es Bast auch helfen, wenn er sich irgendwann einmal, richtig aussprechen konnte. Bast aber war sich da nicht so sicher, dass sich das wieder legen würde. Seine Zweifel waren stark und im Moment sah er keine Möglichkeit, richtig zur Ruhe zu kommen. "Wird das immer so bleiben. Werde ich immer so stark unter dem Bann des Mondes stehen?" Er fürchtete sich sichtlich davor. "Ich will das nicht.", er drehte seinen Kopf zu Aran. "Ich werde wieder jemanden verletzen." Oder noch schlimmeres. Seine Stimme zitterte. "Weil ich schwach bin und es nicht kontrollieren kann." Immer wieder übermannte es ihn und wenn er sich verwandelte konnte er sich einfach nicht gegen diesen Trieb nach Fleisch und Blut wehren. Er ballte seine Faust. Er wollte das nicht. Am Ende würde er sich verwandeln, wenn er sich entspannte und was, wenn Aran dann gerade schlief? Er war stark, aber im Schlaf konnte auch er sich nicht wehren. Bast wollte ihm nichts tun. Er war seit langem der erste, der ihm geholfen hatte und freundlich zu ihm gewesen war. Der Junge vor ihm machte sich sichtlich Sorgen um seinen weiteren Werdegang. Verständlich... Aran seufzte aber nur leise und wank dann ab. "Es muss nicht so bleiben. Du kannst die Kraft, die in dir steckt, kontrollieren. Doch das wichtigste ist, dass du sie als ein Teil von dir akzeptierst. Kämpfst du gegen sie, wird sie auch weiterhin gegen dich kämpfen." Das war nun mal die harte Wahrheit und diese war nicht zu erschüttern. "Wenn du das kannst, dann wirst du bald Herr aller deiner Sinne sein, auch derer, die du neu erhalten hast und sie werden dir nützlich sein." Dann wäre er sogar im Stande, diese Kräfte zu benutzen, um andere Menschen zu beschützen. Bast schüttelte leicht den Kopf. "Ich...habe meine Familie wegen dieser Kraft umgebracht." Wie konnte er sie jemals akzeptieren? Das war ein Ding der Unmöglichkeit. Noch weniger konnte er sich vorstellen, dass er mit dieser Kraft jemand würde helfen können. Diese Kraft war seiner bisherigen Erfahrung nach voll und ganz zerstörerisch. Sein Blick wanderte wieder zu Aran. Im Moment war er zu aufgewühlt, um an eine solche Möglichkeit überhaupt zu denken, deshalb blickte er den anderen Werwolf ernst an. "Wie hast du das geschafft?" Er schien keinerlei Probleme mit seiner Werwolfnatur zu haben. Ganz im Gegenteil. Trotz der Tatsache, dass Bast ihn vorhin angegriffen hatte, schien er mehr als locker zu sein. Wie war das möglich? Hatte er keine Angst davor, sich zu verwandeln? Anscheinend nicht. Er hatte gerade eben was davon gesagt, dass man diese Form kontrollieren konnte. Anscheinend war das für ihn kein Problem. Er hatte aber auch einen entscheidenden Vorteil Bast gegenüber. "Ich bin so geboren worden Bast. Lycanthropie ist weder eine Krankheit, noch eine einfache Psychose. Weder noch ist es ein Virus, wenn es sich auch so verhalten mag." Aran stand nun auf und setzte sich neben Bast, das hielt er für so ein Gespräch für angemessener. "Werwölfe wie ich, haben irgendwann gemerkt, wenn sie Menschen verletzten, dass die starken von ihnen zu unseresgleichen werden. Ohne dir nahe treten zu wollen, aber für mich ist das Frevel. Es ist Leichtsinn und es ist nahe dran, Gott zu spielen. Wie du an dir selbst siehst, ist es für die wenigsten möglich, diese Kräfte zu kontrollieren. Sie richten Schaden an, großen Schaden sogar." Aran hatte nicht vor Salz in die Wunde zu streuen, aber irgendwo musste man anfangen. "Ich habe in den letzten, fast 400 Jahren schon oft miterlebt, wie gewandelte Menschen Amok gelaufen sind und kaum einer hat es ohne Hilfe geschafft, sich unter Kontrolle zu bringen." Und Trotzdem. "Aber ich bin hier und du bist hier, das ist ein Zeichen. Du kannst es lernen Bast und du kannst die Kraft nutzen. Sie ist nur so zerstörerisch, wie der Mensch der dahinter steckt." Aran traf da wirklich den wunden Punk. Denn großen Schaden hatte auch er angerichtet. Doch dass man als Werwolf geboren werden konnte, hatte er nicht mal geahnt, obwohl es irgendwie doch nur logisch war. Mit dieser Kraft aufzuwachsen war definitiv etwas gänzlich anderes, als über Nacht plötzlich dazu verwandelt zu werden. "Glaubst du wirklich, dass ich es lernen kann?" Er hatte überhaupt nicht dieses Gefühl. "Ich will es lernen. Ich will nicht nochmal jemanden verletzen." Doch genau das machte ihm Angst. Aran hatte gesagt, er müsse seine neue Seite akzeptieren, doch wie sollte er das schaffen? "Wie kann diese zerstörerische Kraft zum Schutz anderer eingesetzt werden?" Er verstand das einfach nicht. Er hatte sich selbst nie als einen zerstörerischen Menschen gesehen und doch... Er drehte seinen Kopf zum Fenster. Draußen war es schon heller, aber die Sonne war wohl noch nicht über den Horizont gestiegen, denn die Bäume lagen immer noch leicht vernebelt im Dämmerlicht. Aran glaubte ihm, dass das schwer zu verstehen war, aber auf der anderen Seite war alles möglich. "Ich glaube es nicht nur, ich weiß es.", begann Aran. "Es wird harte Arbeit werden. Vor allem die gezielten Verwandlungen. Aber du wirst sehen, von Mal zu Mal bringst du es in Einklang." Anders war es einfach nicht machbar, man musste das Tier in sich raus lassen und durch das Gewähren, würde es sich mit einem verbünden. "Überlege doch Bast, wenn du diese unglaublichen Sinne und Kräfte kontrollieren kannst, dann kannst du sie einsetzen, wofür und wann immer du es willst und brauchst." Bast nickte. Aran hatte natürlich recht. Wenn er tatsächlich Herr der Lage sein würde, dann würde er auch bestimmt können, was er mit seinen Fähigkeiten anstellte. Der springende Punk war nur das 'wenn'. Dass Aran dabei aber eine solche Zuversicht zeigte, ließ ihn doch hoffen. "Harte Arbeit macht mir nichts aus." Solange er durch diese Mühen weitere Opfer verhindern konnte, würde er so ziemlich alles machen. "Ich...werde mich anstrengen." Wenn Aran glaubte, er könnte es schaffen, dann würde er es versuchen. Bast schloss die Augen und dachte darüber nach, was Aran gerade gesagt hatte. Dieser konnte sich gar nicht vorstellen, wie sehr ihm seine Worte halfen. Trotz seiner strengen Art und der Versicherung, dass es nicht leicht werden würde, hatte er Bast Mut gemacht. Aran war seit langem der erste, der nicht seine Gegenwart mied. Dass er dazu keinen Grund hatte, weil er selbst viel stärker als Bast war, spielte überhaupt keine Rolle. Als er seine Augen wieder öffnete, schaute er ihn mit etwas festerem Blick an. "Ich will anderen mit dieser Kraft helfen." Vielleicht konnte er dann zumindest ein bisschen wieder gut machen, was er davor angerichtet hatte. Dieses kleine Gespräch mit Aran hatte tatsächlich ein wenig dabei geholfen, dass er sich beruhigen konnte. Bast schloss einmal mehr seine Augen. Dieser Mann strahlte so eine natürliche Ruhe aus, die es irgendwie schaffte, auch ihn zu erreichen. Bast hatte beinahe das Gefühl, hier sicher zu sein und das war etwas, dass er bis jetzt nur auf der Lichtung mit dem Apfelbaum gespürt hatte. Arans Anwesenheit half ihm auf so vielfältige Weise, dass Bast fast nicht wusste, wie ihm geschah. Und doch konnte er seine Gedanken im Moment nur durch ein Wort ausdrücken: "Danke." Dann erst übermannte ihn schließlich doch die Erschöpfung und er driftete weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)