Love and Blood von -B-chan- ================================================================================ Kapitel 7: Broken Promise and New Promise ----------------------------------------- Wie viel Zeit war vergangen, seit er draußen angefallen worden war? Er konnte es nicht sagen. Waren es Minuten gewesen? Stunden? Tage? War dieses Licht die Sonne oder eine Kerze, die nur beim Bett stand? Oder war es der helle Vollmond? Er war so tief gestanden...war so riesig gewesen. Als ob er wegen seines Gewichts gleich zur Erde stürzen würde. Bast fühlte sich ganz ähnlich. Sein Körper war immer noch schwer, doch nun war auch die Hitze zurückgekehrt. Hatte er zuvor gefroren? Dieser Moment schien schon lange her zu sein. Oder doch nicht? Ein plötzlicher Luftzug ließ ihn erzittern. Bast versuchte auszumachen, woher er gekommen war, doch er schaffte es kaum, seinen Kopf zu drehen. Er fühlte sich so schwer. Er bekam kaum Luft, doch jedes Mal wenn er versuchte tiefer zu atmen, fühlte sich sein Brustkorb so an, als würde er zerspringen. Er glaubte, etwas zu trinken. Das Wasser rann seine Mundwinkel aber auch seine Kehle hinab. Es war beinahe wie eine Erlösung. Eine Erlösung jedoch von nur kurzer Dauer. Der kurze Moment der Erleichterung, der dieses Brennen in ihm besänftigt hatte, währte kaum länger, als ihm der Becher mit Wasser an die Lippen gehalten wurde. Hätte sie ihn dabei nicht gestützt, er hätte sich sicher daran verschluckt. Sie? Wer war bei ihm? Es war jemand, um den eigentlich er sich kümmern musste. »Ihr Name ist Saria...Von jetzt an musst du gut auf sie aufpassen und sie immer beschützen.« Das hatte man ihm gesagt. Das hatte er versprochen, immer zu tun. Saria. Sie war bei ihm. Sie war es, die sich um ihn kümmerte. War es ihr Gesicht, das er unscharf sehen konnte? War es ihre kühle Hand, die sich auf seine Stirn legte? Bast schloss kurz die Augen. Doch...war es wirklich nur kurz? Als er sie wieder aufschlug, war ihre Hand weg und seine Stirn fühlte sich an, als wäre dort nie etwas gewesen. Er hatte das Gefühl für Zeit komplett verloren. War das Licht mehr geworden? War es heller geworden? Er glaube, mehr Details sehen zu können, doch das konnte nicht stimmen. Seine Sicht war so verschwommen wie zuvor. Etwas berührte seine Hand. Nein...nicht etwas...jemand. Saria drückte seine Hand so fest, wie sie es sich traute. Sie murmelte leise vor sich hin. Die Worte verstand er nicht...sie drangen zwar an sein Ohr, doch in seinem Kopf wollten sie sich zu keinem Sinn zusammenfügen. Das Gefühl jedoch, das in ihnen lag, das erreichte ihn. Es war Sorge und Angst. Und Furcht, die ihre Hand zittern ließ. Er musste...er musste sie beruhigen. Sein kleiner Angsthase würde sonst das weinen anfangen. Und das wollte er nicht. Er hatte sich geschworen, sie nicht zum weinen zu bringen. Nicht nochmal. Ein Lächeln. Er brauchte eins. Sie brauchte eins. Er musste alle Konzentration, die er aufbringen konnte, zusammennehmen, um ein Lächeln aus seinen Lippen zu formen und um ihre Hand zu drücken und so auf sich aufmerksam zu machen. Sein Griff war wahrscheinlich viel schwacher, als er gewollt hatte, doch es schien zu reichen. Ihr Blick schnellte hoch und er glaubte so etwas wie ein ersticktes Keuchen zu hören. Sie versuchte, den besorgten Ausdruck aus ihrem Gesicht zu wischen und sie schaffte es. Er konnte es sehen. Klarer als alles andere: Ihr Lächeln. Und für einen Moment war alles in Ordnung. Doch ihr Lächeln fror ein. Warum? Hörte oder sah sie etwas, dass sich noch seinen gelähmten Sinnen entzog? Die Antwort kam zu ihm einen Augenblick später, als schließlich auch er seine Schritte hörte. Nein! Nicht jetzt! Instinktiv spannten sich seine Muskeln an. Osmund...er durfte nicht hier rein kommen! Bast schrie seinen Körper an, aufzustehen, doch dieser gehorchte ihm nicht. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er musste etwas tun! Saria war in Gefahr! Sie konnte sich nicht alleine gegen ihren Vater wehren. Hatte sie die Tür versperrt? Er hatte es ihr doch immer und immer wieder gesagt. Sie musste sie einfach verschlossen haben. Gab es hier ein Messer? Er durfte nicht nochmal an ein Messer kommen! Panik stieg in ihm auf. Doch plötzlich war es ruhig. Ein Friedhof hätte nicht stiller sein können. War er weg? Bast betete, dass dem so war. Jedoch...diese Stille war nicht nur zu hören. Nein, Bast spürte sie. Sarias Hand, die seine so fest hielt, war zu Stein erstarrt. Ihr Blick verharrte auf einer Stelle, die außerhalb seines Sichtfelds lag. Doch mehr als all das sagte ihm der Zorn, der die Luft um sie herum erfüllte, dass sein Vater mitten im Raum stand - und Sarias Blick entgegnete. Der Schrei...ihr Schrei zerriss die Luft. Ihre Hand wurde von ihm fortgerissen. Er konnte hören, wie sie geschlagen wurde. Er konnte hören, wie sie zu Boden gestoßen wurde. Er konnte hören, wie die brüllende Stimme seines Vaters die Luft zum Erzittern brachte. “Hexe!”, “Verfluchte!”, “Mörderin!”. Osmund brachte kaum ein klares Wort heraus, aber diese waren dafür umso heftiger. Genauso wie seine Schläge, die mit jedem Mal stärker und brutaler zu werden schienen. Bast hielt es kaum noch aus. Sarias Flehen und der Klang ihrer zitternden Stimme nahm ein abruptes Ende, als ihre Vater sie mit seiner mächtigen Faust am Kopf erwischte und sie reglos zu Boden sank. Etwas in Bast zerriss. Es war, als würde das Band, das seinen Körper eingeschnürt hatte, einfach abfallen und ihn frei lassen. Seine Sicht war klar, sein Gehör messerscharf. Und die Hitze, die die ganze Zeit über da gewesen war, war zu einem Feuerinferno in seinem Inneren geworden. Im nächsten Moment fand er sich über seinem Vater wieder. Er schlug auf ihn ein. Er kratzte. Er biss. Wie von Sinnen gab er Osmund all das zurück, was er von ihm all die Jahre über erhalten hatte. Und das Blut, das plötzlich überall an ihm klebte...an seiner Kleidung, an seinen Händen, ein seinem Gesicht...das machte ihn nur noch rasender. Er merkte nicht einmal, dass sich der Mann unter ihm nicht mehr rührte. “Hör auf! Hör auf!” Ihre klare Stimme erfüllte den Raum. Bast blickte zu ihr auf. Sie kam gerade wieder auf ihre Beine. Wieder der Geruch von Blut. Anderes Blut. Und ein warmer Körper unter ihm. Bast blinzelte kurz. Er blickte zu ihr hinunter. Auf dem Boden unter ihm lag Saria. Aber das konnte nicht stimmen. Das war nicht der Boden. Das Holz war doch stets von fast schwarzbrauner Farbe gewesen. Wieso hatte es nun einen rötlich Ton angenommen? Und Saria...war sie jemals so blass gewesen? Seine Augen weiteten sich in der Erkenntnis vor Grauen, als er vor ihr zusammensank. Was hatte er getan? “Saria! Saria!” Ein weiteres Mal wurde seine Sicht unscharf und er spürte, wie etwas von seinem Gesicht auf seine Hand tropfte. Wegen ihrer Schmerzen hatte sie die Augen zusammengekniffen, doch nun öffnete sie sie und hob schwach ihre Hand zu Basts Gesicht. Er ergriff sie auf halbem Weg und zog seine Schwester näher zu sich, um sie wie so oft in den Arm zu nehmen. “Ist...schon gut Bast. Ich bin dir...nicht böse.” Ihre Worte waren leise und schwach und sie musste zwischen ihnen zu Atem kommen, doch ihre Stimme zitterte nun nicht mehr. Viel mehr war sie ruhig und bedacht, so als würde sie jedes Wort sorgfältig abwägen. “Es wird...alles gut, großer Bruder. Du bist...jetzt endlich frei.” Die Freude, die in ihrem Lächeln lag, zerbrach ihm fast das Herz. “Versprich mir...werde glücklich.” Sie schloss ihre Augen, als wollte sie sich ausruhen. Doch nach nur wenigen Sekunden öffnete sie sie schnell wieder, als hätte sie etwas wichtiges vergessen. “Bast...”, sie suchte seinen Blick. Als sie sein Gesicht fand, leuchteten ihre Augen auf. “...ich liebe dich...” Dann erlosch das Licht. Die Leere, die in ihnen zurück blieb, machte sich auch in ihm breit. Er drückte ihren leblosen Körper an sich, doch es half nichts. »Ihr Name ist Saria.« Sein Vater hatte ihm eine Hand auf den Kopf gelegt. »Von jetzt an musst du gut auf sie aufpassen und sie immer beschützen.« Was hatte er getan?! Sein Schrei erfüllte das Haus. Ein Schrei, den niemand mehr hörte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)