Feuerkrieger von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Die Herrin von Tyrga ------------------------------- Die Sonne neigte sich gen Westen und tauchte die Stadt in warmes Abendlicht. Die Zeit schien langsamer zu vergehen, als wolle sie den Anblick und die Stille erhalten. In diesen Momenten hielt man inne und genoss die Ruhe und den Frieden dieser Welt. Die Vögel sangen leise ihre Lieder für den sterbenden Tag und ein sanfter Wind stimmte mit ein. Hufgetrappel ertönte in den Straßen, als drei Reiter sie durchquerten. Man begegnete den Gästen mit aller Höflichkeit, während sie sich ihren Weg zum Zentrum der Stadt suchten. Der mittlere der drei Reiter, ein recht junger Mann mit hellblondem Haar, trug das Feuerzeichen an die Brust gesteckt und den roten Umhang eines Kriegerherren. Zielstrebig lenkte er sein Pferd vor die Pforte der weißen Festung, wo man sie schon erwartete. Ihrer aller Herrin hatte sie für heute zu sich gerufen und alle waren ihr gefolgt. Man wusste, dass es schlecht um sie stand, seit Nomanu von ihr gegangen war, und viele fürchteten sich vor dem, was sie ihnen sagen würde. Als die Sonne versunken war, erhellten hunderte Laternen den großen Saal und viele Gesichter warteten voller Spannung auf ihre Anführerin. Sie hatte sich verändert. Ihr wallendes Haar hatte seine Farbe verloren und ihr Haut war blass geworden. Als sie auf dem Thron Platz nahm, schauten ihre müden Augen durch den Saal und sie lächelte nur schwach. „Ich danke euch, dass ihr alle gekommen seid. Es tut gut zu sehen, dass man nicht alleine ist auf dieser Welt“, sprach sie leise, aber dennoch für alle hörbar. Ihr Anblick war mitleiderregend, so sehr hatte die Trauer um ihren Mann sie schon zerfressen. Niemand rührte sich oder wagte es auch nur den kleinsten Laut von sich zu geben. Man sah sie nur ehrfürchtig und selbst von Trauer gepackt an und verlangte still nach ihren Worten. Ein stiller Seufzer ging durch ihre Brust und sie wand sich ab. „Mein Körper wird schwächer. Ich fühle mein Leben aus mir heraus fließen, wie das Wasser aus einem zerbrochenen Krug. Meine Zeit wird bald zu Ende sein. Aber ihr, meine Freunde, müsst fortführen, was für uns immer gut gewesen ist. Ich habe unter den Kindern unseres Volkes einen ausgewählt, der euch an Nomanus und meiner statt durch bessere Zeiten führen soll.“ Auf diese Worte hin führte ein Krieger einen jungen Mann, fast noch ein Junge, die Stufen zu ihr hinauf. „Dieser hier soll es sein. Wenn ihr ihn als euren Herren annehmen wollt, wird er von ebenfalls von mir Ausgewählten lernen, was er braucht um gut zu führen. Was sagt ihr? Wollt ihr ihm in Zukunft folgen, wie ihr uns gefolgt seid?“ Betretenes Schweigen lag in der Luft. Niemand wollte etwas sagen, auch wenn keiner die Wahl ihrer Herrin infrage gestellt hätte, so wollte sie doch niemand gehen sehen. Ihr Blick wanderte durch den Raum. Die Meisten wichen ihm aus, so weh tat es, ihr in die Augen sehen zu müssen. Schließlich trat einer der alten Meister vor und kniete vor den Stufen nieder. „Sicher habt Ihr weise gewählt, meine Herrin. Ich werde ihm dienen, so gut es meine Kräfte vermögen.“ Er neigte das Haupt vor dem Jüngling und man tat es ihm gleich. Eine Träne rann über die Wange der weißen Herrin und sie bedeutete ihnen sich wieder zu erheben. „Ich danke euch. Dies bedeutet mir sehr viel. Nun will ich euch sagen, wer seine Lehrer sein sollen. Genau wie er sind sie noch jung und zeichnen sich vor allem durch ihre Hingabe und ihr Vertrauen in unsere Stärke aus. Sie alle wurden von ihren Meistern hoch gelobt und haben es trotz ihrer jungen Jahre schon weit gebracht. Jene wie sie sind die Hoffnung auf sichere Zeiten. Ich rufe Naira aus den Reihen der Feuerkrieger zu mir.“ Eine junge Frau mit pechschwarzem Haar, welches lang über ihre Schultern fiel, trat vor und obwohl sie etwas nervös wirkte, war ihr Stolz und enorme Stärke anzusehen. Sie erklomm die ersten Stufen und kniete nieder. „Naira, dein Meister hat dich als zielsicher und standhaft beschrieben. Du verstehst es meisterlich mit deinen Waffen umzugehen und weißt es das Feuer zu nutzten wie kaum ein anderer. Willst du die Flamme in deinem Inneren nutzen um ihn, Duran“, sie deutete auf den Jüngling, „zu lehren, das Feuer zu verstehen und was es heißt unter seinem Zeichen zu leben?“ „Ich will ihn alles lehren was ich weiß, auf das er eines Tages ein besserer Krieger sein soll als ich es je sein werde.“ „So sei es.“ Naira nahm ihren Platz neben dem zukünftiges Herrn von Tyrga ein betrachtete von dort das weitere Geschehen. „Nun rufe ich Ilana von den Wassermeistern zu mir.“ Eine kleine zierliche Frau trat vor, die sich ebenfalls auf die Stufen vor dem Thron kniete und das Haupt senkte. „Ilana, du zeichnest dich durch inneres Gleichgewicht und Sanftmut aus, deine Entscheidungen sind wohlbedacht und führen dich stets zu deinem Ziel. Willst du den Strom aus Energie in dir nutzen um Duran zu lehren, welche Kraft dem Wasser innewohnt und was unser Leben zusammenhält?“ „Ich will ihn alles lehren was ich weiß, auf das er den Fluss des Lebens verstehen mag.“ Auch sie stieg die Stufen zu dem Jüngling herauf und reihte sich neben Naira ein. „Ich rufe Reika von den Felsenwächtern zu mir.“ Sie schob sich zwischen den anderen nach vorne und kniete nieder. Ihr vergleichsweise kräftiger Körperbau ließ sie roh wirken, aber dennoch bewegte sie sich mit einer gewissen Anmut. „Reika, du behältst stets einen kühlen Kopf und weißt, wann du gebraucht wirst. Du bist der Fels, an dem der Sturm zerbricht und der den Schwachen schützt. Willst du dich mit deiner Stärke hingeben um Duran zu lehren, das Gleichgewicht dieser Welt zu verstehen und das Leben zu bewahren?“ „Ich will ihn lehren was immer ich weiß, auf das er unsere Welt beschützen kann.“ „Als letzten rufe ich nun Eleban von den Feuerkriegern zu mir.“ Der Mann mit dem Feuerzeichen auf der Brust trat vor und kniete vor ihr nieder. „Eleban, du lässt dich von deinem Herzen leiten und vertraust auf dein Gespür. Du meisterst die Kraft von Körper und Geist wie kein zweiter und weißt andere auf den richtigen weg zu führen. Willst du dieses Wissen an Duran weitergeben und ihn in der Tradition unseres Volkes lehren, sich selbst und die, welche um ihn sind, zu verstehen?“ „Ich werde mein Bestes tun, ihn zu einem guten Anführer zu machen.“ „So soll es sein. Ihr vier sollt ihn nach Keron begleiten, wo er von euch und den dortigen Meistern unterrichtet werden soll.“ Sie wand sich zu den anderen im Saal. „Ich danke euch, meine Freunde, dass ihr mich immer unterstützt habt, auch wenn ich nie dazu bestimmt war, euch zu führen. Mögen Durans Zeiten glücklicher sein als meine.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)