L - You have changed my World von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 52: fragwürdige Pläne ----------------------------- Fragwürdige Pläne Mit einer Tasse Tee in der Hand saß ich im Schneidersitz auf einen der gemütlichen Sofas des Hauptzimmers und lauschte abwesend der angeregten Diskussion der beiden Polizeibeamten über die neuen Kiramorde, welche es sich auf dem gegenüberliegenden Möbelstück bequem gemacht hatte, während ich nachdenklich mit meinen Fingern immer wieder durch das weiche Fells meines neben mir ruhenden Hundes fuhr. Sie schienen mir für dieses Mal zu mindestens meine kleine Notlüge abgekauft zu haben und auch wenn mich Aizawa zu meinem Unbehagen nach meiner Rückkehr aus dem Bad nochmals sichtlich skeptisch gemustert hatte, war dieser anfängliche Zweifel aus seinem misstrauischen Blick nach wenigen Minuten Gott sei Dank wieder gewichen gewesen, was mich innerlich erleichtert Aufatmen lassen hatte. Ich musste zukünftig wohl sehr vorsichtig mit dem sein, was ich Bezug auf L tat oder sagte, um letztendlich nicht doch noch irgendeine Verdacht auf unsere neu entstandene Beziehung zu lenken und somit unser kleines pikantes Geheimnis zu verraten. Mit einem stummen Seufzen ließ ich meine blaugrauen Augen unauffällig durch den Raum gleiten und besah mir zunächst abermals forschend die beiden Gesichter der anwesenden SOKO-Mitglieder, bevor sich meine gesamte Aufmerksamkeit anschließend hinüber auf den schwarzhaarigen Detektiven richtete, welcher nun schon bereits seit diesem brenzligen Vorfall vollkommen stillschweigend auf seinem Sessel hockte. So ganz hatte ich immer noch nicht realisiert, das wir zwei jetzt tatsächlich ein Paar waren, denn dafür war es einfach, trotz all den Vorkommnissen zwischen uns, schlich und ergreifend noch viel zu frisch, aber allein der Gedanke daran ließ mich im selben Moment unwissentlich sanft Schmunzeln und reicht aus, um meine angeknackste Laune wieder ein bedeutendes Stück nach oben zu treiben. Wieso er sich nach alldem dennoch für mich entschieden hatte, vermochte ich noch immer nicht zu hundert Prozent zu bestimmen, allerdings war es mir im Grunde genommen auch vollkommen egal, aus welchen konkreten Beweggründen er seine anfängliche Meinung bezüglich dieses Themas schlussendlich nun geändert hatte, denn solange er meine Gefühle ehrlich erwiderte, war ich glücklich. Unabhängig davon wurden mein Focus jedoch nebenher auch auf etwas ganz anderes gelenkt und sogleich schlichen sich die sichtlichen Spuren von leisen Bedauern in meine grüblerischen Iriden ein, denn im Gegensatz zu ihm konnte ich mich derzeitig nicht ganz so unbeschwert über jegliche Art von Süßwaren hermachen, da sich mein Magen spürbar empfindlich dagegen wehrte. Unglücklich schaute ich neuerlich hinunter auf meinen wenig gesüßten Kräutertee und verzog prompt geringschätzig meine Lippen, ehe ich dann jedoch vorsichtig wie gleichso missmutig an diesem zu nippen begann. Er schmeckte eigentlich gar nicht so schlecht, wie ich es zu beginn befürchtet hatte, aber mir fehlte ungeachtete dessen trotz allem der bittere gewohnte Geschmack meines Kaffees und auch der zeitweilige Entzug meiner heißgeliebten Schokolade schlug sich merklich in meiner Stimmung wieder. In den vergangenen Wochen hatte mein Körper wirklich sichtlich abgebaut, was allerdings für mich bei all dem emotionalen Chaos und den weiterhin nebenher laufenden Ermittlungen nicht allzu verwunderlich gewesen war, denn auch ich hatte unbestreitbar meine Grenzen, die ich nun allzu deutlich zu spüren bekam. Es war zwar zum Glück noch nicht soweit, das ich mittlerweile auf sämtliche Arten von Genussmitteln gänzlich verzichten musste, aber ich musste mich indes dennoch im Rahmen einer angemessenen, für meine Begriffe allerdings viel zu geringen, Menge bewegen und das fiel mir wahrlich von Tag zu Tag immer schwerer. Bei Kaffee war ich letztendlich gezwungen gewesen, diesem in demselben Zusammenhang zur Zeit leider vollständig zu entsagen, weil dieser die Übelkeit in meinem Inneren jedes Mal nur noch weiter aufs Neue anspornte und ich war für heute zumindest schon einmal heilfroh, das ich mich an diesem Morgen noch nicht übergeben hatte, was auch, so hoffte ich inständig, so bleiben würde. Ein deutlich resignierter Laut verließ bei diesen Gedankengängen meinen Mund und doch war ich unter keinen Umständen gewillt, mich aus der Ermittlungsarbeit gegen Kira auch nur um wenige Schritte zurück zuziehen, denn obgleich es auch an meinen Kräften zehren mochte, so war meine Motivation bereits alleine durch die Ereignisse der letzten Nacht explosionsartig angestiegen, was meine geistige Entschlossenheit zu einer immensen Übermacht verhalf. Selbst wenn oder gerade weil sich mein Verhältnis zu L mittlerweile auf einer ganz anderen Stufe eingefunden hatte, war mein Wille diese grausam Mordserie an Verbrechern endlich aufzuklären ungebrochen und wir würden diesen Fall letzten Endes zu einen erfolgreichen Abschluss bringen – davon war ich fest überzeugt. Plötzlich wurde ich jedoch unsanft aus meinen tiefen Abgründen der Überlegungen gerissen und mein alarmierter wie gleichso forschender Blick fixierte augenblicklich wie von selbst erneut den dunkelhaarigen Detektiv, welcher sich gerade erkundigende an den ebenfalls in Haft sitzenden Herrn Yagami wandet. L hatte unterdessen den gesamten Vormittag damit verbracht gehabt, sich immer und immer wieder über die selben rätselhaften Fragen zum Fall Kira den Kopf zu zerbrechen, aber wie bisher hatte er sich abermals keine neuen Erkenntnisse in Bezug auf Light und Misa erschließen können, was seinen ohnehin bereits getrübten Gemütszustand nicht gerade verbesserte. Der kleine unvorhergesehene Zwischenfall vom Morgen hatte ihn wahrlich schon genug Nerven gekostet und Zahras unvermittelter direkter Angriff hatte seinen scharfen Verstand nebenbei auch noch zusätzlich kurzfristig in seiner Leistungsfähigkeit merklich gehemmt gehabt, denn selbst wenn er sich mittlerweile auf diese schönen fremden Dinge zwischen ihnen nun doch bewusst einließ, so waren die deutlichen Reaktionen seines Körpers darauf nach wie vor dieselben geblieben, sodass er sich wiedereinmal zur äußersten Vorsicht gemahnte, um die Kontrolle über solche Situation nicht erneut vollständig zu verlieren. Der Grad zwischen Logik und Liebe, so widersprüchlich sie im Vergleich auch zueinander erscheinen mochten, war offensichtlich ausgesprochen schmal und er verschwamm in diesem undefinierten Konstrukt nur allzu schnell, aber um trotz dessen darauf das Gleichgewicht halten zu können, musste er wohl zunächst einmal behutsam seine Erfahrungen auf diesen Gebiet sammeln. Das allerdings die junge Frau ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als die beiden Polizisten wie auch Watari zur provisorischen Ermittlungszentrale zurück kehrten, nicht viel mehr außer seinem Sweatshirt tragen würde, war etwas gewesen, das er in diesem Kontext nicht mit einkalkuliert hatte und es hätte ohne Zahras geistesgegenwärtige Konter sicherlich schnell zu unangenehmen Spekulationen führen können, was ihm dahingehend nur abermals bewies, wie wenig er die verschiedenen Gegebenheiten bezüglich dieser Brünetten vorausberechnen konnte. Unter normalen Umständen hätte er dieser prekäre Sachlage eigentlich kommen sehen und sofort entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen müssen, aber L war in diesem Moment schlicht weg viel zu sehr von Zahra abgelenkt gewesen, wie ihm im Nachhinein unliebsamer Weise klar geworden war. Dieses Mal waren sie wahrscheinlich noch mit einem blauen Auge davon gekommen, doch zukünftig musste er deutlich mehr Acht geben, um diese heranwachsende Beziehung zwischen ihnen unter Verschluss zuhalten und sich nicht durch eine unkontrollierte Minute mit irgendeiner unbewussten Reaktion seinerseits oder auch bloß durch das neuerliche übersehen eines winzigen Details zu verraten. Nun jedoch hatte sich all seine Konzentration wieder vollkommen auf seine Aufgabe als Detektiv gerichtet und sein hellwacher Geist arbeitete auf Hochtouren, um einen neu entstandenen oder bisher aus unerfindlichen Gründen unberücksichtigt gelassenen Lösungsansatz ausfindig zu machen, denn noch immer warf der Fall um Kira viel zu viel unbeantwortete Fragen auf. Sämtliche Verkettungen der bisher gesammelten Indizien wiesen deutlich auf Light und Misa als Täter hin und dennoch hatten die Mordserie trotz ihrer Inhaftierung nach anfänglicher Unterbrechung wieder begonnen gehabt. Auch die rätselhaften widersprüchlichen Veränderungen in ihren Verhaltensmuster zeigten für den jungen Detektiven nach wie vor Unstimmigkeiten auf, die sich ihm einfach nicht gänzlich erschließen wollten und zudem war bisher jeder seiner Versuche, ganz egal mit welchen Mittel, ein Geständnis von den Beiden zu erzwingen fehl geschlagen. Eine durchaus unschöne wie gleichso auch bedenkliche Tatsachen, die unter der Betrachtung der Länge ihrer Inhaftierung bald schon zu neuen Problemen führen könnte, denn er konnte regelrecht fühlen, wie sich der Unmut der restlichen SOKO-Mitglieder nach der Reaktivierung von Kira mit jeden Tag weiter aufstaute, da dies die beiden Tatverdächtigen, Light und Misa, immer weniger verantwortlich für all die grausamen Morde erscheinen ließ. Dennoch war L fest davon überzeugt, das er mit seiner Vermutung hinsichtlich Kiras Identität von Anfang an richtig gelegen hatte und es nagte unaussprechlich an ihm, das seine bisherige Theorie durch all diese Umstände demzufolge widerlegt zu werden schien, was ihn früher oder später zu einer Freilassung der Beiden zwingen würde. Aber er wollte einfach nicht aufgeben und seine einzige realistische Möglichkeit bestand nun einmal darin, von Light ein Zugeständnis zu erhalten. Jedoch auch in anderer Hinsicht missfiel ihm die derzeitige Situation zusehends, denn nicht nur die zwei Verdächtigen sahen mittlerweile ziemlich mitgenommen aus, sonder ebenso der Oberinspektor machte mit voranschreiten der Haft einen fortwährend merklich schlechteren Eindruck, was L rückblickenden auf die Geschehnisse bezüglich dessen Gesundheit spürbares Unbehagen bereitete. Er musste sich also schleunigst irgendetwas einfallen lassen, um die Lösung des Falls voranzutreiben und diesem Theater endlich ein Ende zu bereiten. Meine gesamte Aufmerksamkeit fokussierte sich sogleich ausschließlich auf den Inhalt des einsetzten Gespräch zwischen dem inhaftierten Herrn Yagami und L, während ich im Augenwinkel nebenher zeitgleich bemerkte, wie sich nun auch die beiden Polizisten interessiert dem Geschehen zuwandten. Ja, auch ich machte mir inzwischen immer größere Sorgen um das Wohl des Oberinspektor, denn diese ganze Situation machte ihm von Tag zu Tag immer deutlicher zu schaffen und das sein Sohn trotz der neuen Morde weiterhin als Tatverdächtiger hinter Gittern saß, machte die Sachlage für ihn als Vater sicherlich nur noch umso unerträglicher. Konzentriert lauschte ich dem kurzen Austausch zwischen ihnen und ich war keineswegs überrascht, das sich Herr Yagami erneut für Lights Entlassung aussprach, denn immerhin unterstützen die momentanen Vorkommnisse ihn im seinem Glauben an die Unschuld seines Sohnes, aber war es tatsächlich so gradlinig Abzuwägen? Konnte man nur aufgrund der derzeitigen Entwicklung auf eine Schuldlosigkeit des Studenten schließen oder war man mit diesem simple Gedanke letzten Endes doch zu voreilig bei der Hand? Zu mindestens schien Light nichts von den neuen Morden zu wissen und auch seine charakterlichen Züge hoben sich mittlerweile wahrnehmbar von denen Kiras ab, jedoch sprach das alleine schon für einen Ausschluss von ihm als Tatverdächtiger? Nein, so simpel war das sicher nicht, denn was wäre, wenn er sich lediglich geschickt verstellte oder etwas ganz anderes dahinter steckte, das wir mit unseren gegenwärtigen Ermittlungsergebnissen noch gar nicht erfassen konnten? Schlussendlich war es für mich, egal von welcher Seite man es beleuchtete, unbestreitbar, das wir mit Light als Verdächtigen richtig gelegen hatten, aber trotz dessen hatte sich auch unzweifelhaft irgendetwas an ihm geändert, was mich in diesem ganzen undurchsichtigem Konstrukt noch immer verwirrte. Allein die Art, auf welche er mich damals bei meinem Besuch in seiner Zelle angesehen hatte, hatte nicht mehr dieses kalte ungute Gefühl in meinem Inneren hinterlassen gehabt, welches ich bisher stets in seiner Nähe verspürt hatte. Es war seltsam gewesen, aber alles was ich zum damaligen Zeitpunkt in seiner Mimik wie ebenso in seiner Gestik lesen konnte, hatte sogar auf eine schwer zu beschreibende Weise aufrichtig auf mich gewirkt und das wiederum widersprach einfach allem, was ich seit Anbeginn der Ermittlungen über seine Person geschlussfolgert hatte. Jedoch gab ihm dieser unergründliche Tatbestand meiner Meinung nach noch lange nicht das Recht dazu, seine Hände in Unschuld zu waschen, was bedeuten würde, das er nicht als potentieller Kira in Frage käme, denn dafür waren die vorhandenen Indizien viel zu unschlüssig und auch mein instinktives Bauchgefühl machte mir unterschwellig mehr als deutlich klar, das ein zu überhastet gefälltes Urteil über die Schuldfrage in Bezug auf Kira schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen würde. Die gesamte sich darstellende Sachlage bildete unmissverständlich einen mich mit Irritation quälenden Konflikt zwischen meiner logischen Analyse der Beweismittel und dem sich verändernden Persönlichkeitsprofil von Light und ich ahnte bereits jetzt schon, worauf diese sich gerade anbahnende Gesprächssituation um den Studenten unweigerlich hinauslaufen musste, was die Leistungsfähigkeit meines zwiegespaltenen Geistes abermals zu neuen Höchstformen auflaufen ließ. Gedankenschwer huschte mein wachsamer Blick über die Bilder der Überwachungskameras, während ich L beiläufig heimlich aus dem Augenwinkel musterte, denn auch ihm musste mittlerweile die Zuspitzung der Situation sehr wohl bewusst sein und doch wirkte er mal wieder wie die Ruhe selbst, unterdessen er genüsslich die Reste seiner Süßspeise mit dem Finger aus dem Glas befreite. Für einen kurzen Moment von seinem Tun abgelenkt, biss ich mir sogleich betrübt auf meine Unterlippe und hätte ihm am liebsten sofort die leere Schale unter seiner Nase weg geklaut, aber ich wurde umgehend jäh aus meinen Fantasien gerissen, als sich die beiden anwesenden Polizisten nun ebenfalls in die aufkommende Diskussion mit einschalteten. Schlagartig rückte mein logisch gepolter Verstand neuerlich zurück in den Vordergrund und überschattete all die selbstmitleidigen Gedanken meines entzugsgebeutelten Körpers, derweilen sich meine blaugrauen Iriden gleichzeitig wachsam auf die zwei inzwischen hinter L getretenen Männer richteten, währenddessen ich aufmerksam die postwendend einsetzende Aufschlüsselungen ihrer Gedankengänge verfolgte. Die sich daran anschließende Argumentation der beiden SOKO-Mitglieder und die damit einhergehende Unterstützung von Herrn Yagamis Überzeugung in Bezug auf die Unschuld von Misa und Light, hatte ich bereits im Vorfeld mit einem mehr als ungutem Gefühl erwartet gehabt, sodass mir sofort ein unmerklich resigniertes Seufzen entkam, indessen ich ernüchternd für einige wenige Sekunden meine Lider schloss. Es war eine unvermeidbare Auswirkung der Reaktivierung von Kira, mit welcher früher oder später durchaus zu rechnen gewesen war, aber jetzt hatte der still vor sich hin brodelnde Topf aus unausgesprochenen Vermutungen wohl seinen Siedepunkt erreicht und würde für L, als Leiter der Ermittlungen in diesem Fall, nicht mehr wirklich viel Spielraum bei der Auswahl von möglichen Optionen lassen. Prüfend fixierte ich wiederholt beobachtend die sich aufschaukelnde Szene vor mir und lauschte unterdessen konzentriert auf das spannungsgeladene Gespräch zwischen den drei Männern, welches merklich in eine eindeutige Richtung tendierte, wobei sich mein mittlerweile auf Hochtouren arbeitender rationaler Geist auf seinen ganz eigenen Pfaden einen Reim auf die argumentativen Spekulationen der Herren zu machen begann. Aizawa hatte mit dem was er da sagte tatsächlich nicht so ganz Unrecht, denn wieso hätte Kira die FBI-Ermittler umbringen sollen, wenn man ihm den Tötungsvorgang nicht ansehen würde, da in diesem Fall eine Beschattung für ihn zu keiner bedrohlichen Lage geführt hätte und natürlich war es ebenso fraglich, wie Light oder Misa all die Straftäter nach ihrer Festnahme töten hätten können, obwohl sie keinerlei Zugang zu irgendwelchen Informationen hatten. Das L den Tatverdächtigen, insbesondere Light, den Umstand über die neuen Kiramorde vorenthalten hatte, war für mich in gewisser Weise sogar nachvollziehbar, da in dem Fall , das wir mit unseren Verdacht bezüglich Kiras Identität richtig lagen, die Zwei ohnehin über dieses Wissen verfügen mussten und dies somit ein weiter eindeutiger Beweis für unsere Hypothese wäre, aber danach sah es schlicht und ergreifend im Moment nicht aus. Keiner der Beiden schien über die neuen Morde Bescheid zu wissen, aber dennoch ließ mich einfach das Gefühl nicht los, dass das Ganze hier mehr Schein als Sein war und wir letzten Endes von Kira geschickt an der Nase herum geführt wurden. Ich konnte es noch immer nicht genau bestimmen, allerdings war da diese leise unheilverkündende Stimme in meinem Innerer stetig präsent geblieben und diese gemahnte mich weiterhin nachdrücklich zur Vorsicht. `...Kira tötet nicht einfach so ohne Grund...` hallten Aizawas Worte unvermittelt wie ein mehrfach gebrochenes verzehrtes Echo in meinen aufwirbelnden Gedanken nach und zeitgleich schlich sich meine Augenmerk erneut hinüber auf das flackernde Bild des jungen Studenten, welcher gut gefesselt auf dem Boden seiner Zelle lag. Konnte das vielleicht genau der unscheinbarer Schlüssel in diesem Irrgarten aus Fragen sein, welchen ich bisher in diesem Konstrukt vermisst hatte und der mich in meinen Analysen zum Täterprofil einen entscheidenden Schritt nach vorne bringen konnte? Immerhin hatte sich Lights Verhaltensmuster kurz nach seiner Inhaftierung spürbar verändert gehabt und was wäre wenn diese Veränderung nicht nur auf den Studenten selbst, sondern auch auf das allgemeine Profil von Kira anwendbar wäre? Hätte ich damit nicht ebenso einen weiteren augenscheinlichen Zusammenhang zwischen Light und Kira geschaffen, der einen mutmaßlichen Nachweis für unsere Theorie stellen könnte? Die Vermutung dahingehend lag zumindest nah, denn seine ursprüngliche Intension lag offensichtlich darin, eine bessere gerechtere Welt zu erschaffen, was also wäre, wenn sich ebenso nachweislich etwas an Kiras Vorgehensweise geändert hätte? Jedoch bevor ich diesen wilden bunt durcheinander gewürfelten Haufen an Puzzleteilen in meinem Kopf zu einem konkreten Bild zusammensetzten konnte, zog neuerlich Aizawas nachdrückliche Stimme all meine Aufmerksamkeit auf sich, sodass sich nach einem kurzem Blinzeln mein vollständige Konzentration wiederholt zurück auf die derzeitige Situation zurück wandte. „...Ich bin der Meinung, das wir uns langsam wieder auf die Suche nach dem echten Kira machen sollten...“ erklangen die bestimmten abschließenden Worte des Älteren der beiden Polizeibeamten in den Ohren des jungen Detektiven und dennoch verriet nicht eine einzige winzige Regung von ihm seine wahren Gedanken hinlänglich diese Aussage. L hatte bereits mit dieser Entwicklung gerechnet gehabt und doch missfiel ihm die sich daraus entwickelnde Lage um den jungen Studenten nicht minder, denn so wie sich die Sache gerade herauskristallisierte, würden seine schlimmsten Befürchtungen wohl zu einen unumgänglichen Gewissheit werden. Die momentanen Umstände der aktuellen Kiramorde und die damit einhergehende augenscheinliche Entlastung von Light trieben ihn in eine mehr als unschöne Situation, in welcher er wahrscheinlich keine andere Wahl hatte als den unliebsamen Forderungen der SOKO-Mitglieder nachzukommen, falls er dessen Vertrauen wie ebenso ihre Mithilfe bei den Ermittlungen nicht aufs Spiel setzten wollte. Es kratze gewaltig an seinem Stolz diesen unliebsamen Richtungswechsel innerhalb der gegebenen Indizienkette und die damit verbundenen unausweichlichen Konsequenzen als folgerichtig anzuerkennen, denn er war nach wie vor fest davon überzeugt, das Light Yagami Kira und Misa Amane Kira Nummer 2 war oder es zu mindestens bis zum Zeitpunkt ihrer Festnahme gewesen sind. Allerdings hatte er bis zum jetzigen Zeitpunkt noch immer keinerlei stichhaltige Beweise dafür erbringen können und nun, nach über fünfzig Tagen unter Beobachtung, war er scheinbar dazu gezwungen vor dem derzeitigen Tatbestand zu kapitulieren. Anderseits war das Wort „Aufgeben“ von jeher nicht einmal Ansatzweise in seinem Vokabular hinsichtlich eines Falls vorhanden gewesen und so würde es auch dieses Mal nicht den vollendeten Weg in seine Überlegungen schaffen, sodass sich sein scharfer Verstand bereits sogleich intensiv mit einer Alternativlösung zu befassen begann, als er mit einmal unerwartet die warme Schwere einer Hand auf seiner Schulter spürte. Die Worte des älteren Polizisten holten meine abdriftenden Überlegungen zu Kira wie auch Light postwendend zurück in das Hier und Jetzt, wobei mir schlagartig bei dem Begreifen von dessen Sinnhaftigkeit etwas ganz deutlich bewusst wurde und das bedeutete schlussgleich, das die beiden SOKO-Mitglieder L gelinde gesagt tatsächlich unweigerlich vor die Wahl stellten. Trotzdem ich nach eingehender Überlegung exakt diese Art von Wendung vorausgesehen hatte, war der Ausgang der fühlbar zwiegespaltenen Meinung darüber nicht mit absoluter Gewissheit voraus zu kalkulieren, sodass sich jetzt auch bei mir eine deutliche Anspannung breit zu machen begann, bevor ich mich dann nach neuerlichen kurzem Grübeln letzten Endes nun ebenfalls entschlossen von meinem Platz erhob und mich mit einem forschenden Blick auf die Anwesenden hinüber zu den Männern gesellt hatte. Aufmerksam studierte ich unterdessen die mir inzwischen fragend entgegen schauenden Gesichter der zwei Polizeibeamten, welche sich wohl offensichtlich etwas Unterstützung durch mich erhofften, während L scheinbar gedankenversunken weiterhin regungslos die Bilder der Überwachungskameras fixierte. Ich konnte die Gedankengänge und Ansichten des restlichen Teams durchaus nachvollziehen, denn in Anbetracht der derzeitigen Situation konnte man sich schnell von diesem vermeintlichen Trugschluss der Unschuld blenden lassen und dennoch teilte ich nur bedingt die Meinungen der Polizisten. Natürlich war auch mir sehr wohl bewusst, das die drei Inhaftierten wahrlich ihre Belastungsgrenze erreicht hatten und eine fortwährende Beobachtung unter diesen Gegebenheiten schon allein aus ethischen wie ebenso gesundheitlichen Gründen nicht länger tragbar war, aber nicht desto trotz blieb da noch immer diese zweifelnde mahnende Stimme in meinem Hinterkopf beständig pochend bestehen. Egal ob es dem jungen Detektiven nun gefiel oder nicht, wir hatten mittlerweile einfach keinen stichhaltigen Beweggrund mehr, um solche Verhörmethoden in irgendeiner Weise zu rechtfertigen, obgleich sie mir persönlich ohnehin bereits seit der Festnahme von Misa Amane zuwider gewesen waren. Die damit einhergehenden Verstöße gegen die Menschenrechte waren schlichtweg gegen alles was mich als Kriminalbeamtin ausmachte, aber bisher hatte ich keinen erfolgversprechenden Weg ergründen können, welcher die drei eingesperrten Personen in irgendeiner Form aus ihrer Lage hätten befreien können, da zudem das gesamte Ermittlerteam hinter den Entscheidungen von L gestanden hatte. Nun allerdings hatte sich das Blatt gewendet und selbst wenn ich Light in seinen andauernden Beteuerungen noch immer misstraute, so musste ich mir ebenso eingestehen, das ich diese Ermittlungsmethode des schwarzhaarigen Detektiven nicht länger mit verantworten wollte. Mit einem tiefen bestärkenden Atemzug legte ich somit sanft wenn dennoch bestimmt meine Hand auf seine Schulter und sofort fühlte ich abermals das überraschte kaum wahrzunehmende verspannen seiner Muskeln unter meiner Berührung, was mich innerlich kurz amüsiert Schmunzeln ließ, ehe ich ihm dann nachfolgend meine eigenen Gedankenspiele zu diesem Thema offen legte. „...Ryuzaki...Ich denke Herr Aizawa und Herr Matsuda haben nicht ganz Unrecht...Wir haben nicht das Recht Light und Misa noch länger festzuhalten...Sie sitzen jetzt seit über fünfzig Tagen da drin und Kira hat trotz dessen wieder angefangen zu morden... Du weißt, das ich von vornherein gegen diese Art von Ermittlungsarbeit war,...aber dennoch bin ich anderseits selbst jetzt nicht der Ansicht, das die Beiden vollkommen als Tatverdächtige ausscheiden...Ich denke nur, das wir auf diesem Weg zur Zeit nicht weiter kommen werden...“ stellte ich sachlich fest und unterstrich meine Aussage zusätzlich mit einen leichten kaum sichtbaren verstärken meines Händedrucks, wobei mir indessen keinesfalls die empörten wie gleichso erschütterten Gesichtsentgleisungen der anwesenden Ermittler entgegengingen, welche ich allerdings ganz gekonnte ignorierte. L spürte diese kleine unterstützende gemeinte Geste von Zahra sehr genau, welche ihn sogleich in seinem Zucker erhaschenden Tun innehalten ließ, während diese einfach seichte Berührung seinen Puls erneut merklich in die Höhe trieb und obwohl er es bei ihr eigentlich nicht anders erwartet hatte, missfiel ihm die Sichtweise der jungen Frau neben sich mehr als er gerade zugeben wollte. Immerhin hatte er die damalige Auseinandersetzung mit dieser sturen Person nicht vergessen, welche direkt nach der Festnahme von Frau Amane stattgefunden hatte, aber L hatte inzwischen inständig darauf gehofft, das sie ihre moralgebundene Auffassung in Bezug auf seine Ermittlungsmethoden zumindest ein wenig abgelegt hätte. So wie es sich nun jedoch darstellte, hatte er schlussendlich einfach keine andere Wahl mehr, als seine zwei Hauptverdächtigen wieder auf freien Fuß zu setzten und diese Feststellung verstimmte ihn zutiefst, denn damit wäre seine Hypothese zu Kiras Identität vorerst bis zu einem gewissen Grad widerlegt. Nichts desto trotz hatte sein scharfer Verstand für das wahrscheinliche Eintreten eines solchen Falles anderseits auch schon einen Notfallplan ausgearbeitet und selbst wenn er durch die eben geäußerten Worte der junge Frau jetzt bereits ahnte, das dies nicht nur bei den Mitgliedern der Sonderkommission auf Widerspruch stoßen würde, so musste er zu mindestens mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln sicher stellen, das weder Light Yagami noch Misa Amane im Augenblick über Kiras Kräfte verfügten. Somit blieb ihm in diesem Zusammenhang nur noch eine einzige Möglichkeit offen, sodass er sich nach einem knappen emotionslosen Zugeständnis gegenüber den Polizisten, anschließend erneut an den Oberinspektor wandte. „...Herr Yagami?...Könnten Sie mal kurz zur Zentrale zurückkommen?...Es geht mir darum mit Lights Vater zu sprechen, wenn Sie verstehen was ich meine...“ erklang die dunkle Stimme von L kurz darauf erneut in meinen Ohren und sofort schrillten meine Alarmglocken hell auf, sodass meine Braue misstrauisch nach oben rutschte. Was hatte er denn jetzt schon wieder in seinem Köpfchen ausgeheckt? Mir war schon klar, das er die beiden Hauptverdächtigen nicht einfach so mir nichts die nichts da raus spazieren lassen würde und ebenso war es bei ihm mehr als nur wahrscheinlich, das ihm dieser gegeben Umstand im Augenblick wahrlich sauer aufstoßen musste, aber was könnte er hinsichtlich dieser Sachlage nun ausgerechnet von Herrn Yagami wollen? „...Ryuzaki?...Was hast du vor?...“ kam auch sogleich lauernd über meine Lippen, unterdessen ich forschend hinunter in seine unlesbaren Seen blickte, welche mich jetzt sichtlich prüfend zu mustern begannen. „...Das kommt ganz darauf an wie Herr Yagami sich entscheidet...“ folgte die knapp bemessende Rückantwort des Schwarzhaarigen und erhob sich danach ohne ein weiteres Wort von seinem Platz, bevor er nach einen letztmaligen skeptischen Blick in die Runde, vor allem aber einer intensiven abschätzenden Begutachtung von Zahra, seelenruhig das Nebenzimmer ansteuerte. Die Zeit zog sich wie ein unerträglich immer länger werdender Kaugummi zu einer scheinbaren Ewigkeit hin, während ich zusammen mit Matsuda und Aizawa im Hauptzimmer der provisorischen Ermittlungszentrale auf den Sofas saßen und auf das Ende des Gespräches zwischen L und dem Oberinspektor im Nebenraum warteten. Meine Gedanken hatten sich inzwischen mal wieder zu einem unentwirrbaren Knäuel aus Fragen und Spekulationen verknotet, aber noch immer hatte ich nicht den leisesten Hauch einer Ahnung, was genau in dem Kopf dieses unberechenbaren Detektiven eigentlich vorzugehen schien und mein Bauchgefühl machte indessen unmissverständlich klar, das mir das Ergebnis dieser Vieraugenunterhaltung höchstwahrscheinlich alles andere als gefiel. Dennoch hatte ich im Augenblick keine andere Möglichkeit, als gemeinsam mit den beiden Polizisten darauf zu warten, das sich die bereits seit Stunden geschlossene Tür endlich wieder öffnen würde und wir letztendlich doch noch über dessen Inhalt sowie den sich daraus mit Sicherheit ergebendem Konsequenzen in Kenntnis gesetzt wurden. Ein hörbares Seufzen entkam meinen Lippen, derweilen ich meinen nachdenklichen Blick hinauf zur weißen kahlen Decke des Raumes richtete und nebenher neuerlich versuchte, in dem grenzenlosen Chaos meines Kopfes ein wenig Ordnung rein zubringen. L hatte uns nach dieser undefinierten Antwort einfach stehen gelassen gehabt, was nicht nur bei mir auf deutlich sichtbaren Ärger gestoßen war, aber jegliche Bemühung meinerseits brauchbare Informationen über sein Vorhaben von ihm zu bekommen, waren im Nachhinein gründlich fehl geschlagen, was meine Laune zusätzlich noch weiter sinken ließ. Meine anfängliche Wut über seine verbissene Verschwiegenheit hatte mittlerweile einer merklichen Resignation wie ebenso einer nagenden Besorgnis Platz gemacht und das zu allem Überfluss selbst ich nicht seinem Gespräch mit dem Oberinspektor beiwohnen durfte, hinterließ in meiner Brust einen spürbar schmerzlichen Stich. Ungeachtete dessen das sich unsere private Beziehung inzwischen stark verändert hatte, war sein Vertrauen in meine Fähigkeiten als Kriminalbeamtin wohl noch immer nicht besonders intensiv ausgeprägt oder schlussfolgerte er etwa aufgrund der vergangenen Ereignisse, das ich mit seinen derzeitigen Ermittlungsansätzen abermals nicht einverstanden sein würde? Er wäre zumindest eine einigermaßen plausibel klingende Erklärung für sein momentanes Verhalten und im Bezug auf meine gemachten Erfahrungen mit seinen Arbeitsweisen durchaus wahrscheinlich, allerdings verursachte genau diese Überlegung bei mir postwendend unangenehme Bauchschmerzen. Alleine der Anblick von Lights Vater, als er kurz Zeit später den Weg von seiner bedrückenden Zelle zurück in die Ermittlungszentrale hinter sich gebracht hatte, war ein deutlich sichtbarer Beweis dafür, wie sehr die letzten Wochen an dem Polizeibeamten genagt hatten. Sein Haar war merklich grauer geworden und sein unrasiertes Gesicht wirkte noch um Längen müder wie ebenso ausgebrannter, als es die Bilder der Überwachungskamera eingefangen hatte. Sofort hatte sich ein vom schlechtem Gewissen geplagtes Ziehen in meinem Magen ausgebreitet gehabt und ich hatte den sich ausbreitenden bitteren Geschmack der Galle auf meiner Zunge nur mit Müh und Not herunter schlucken können, sodass mir sein kurzes freundliches Lächeln nur noch mehr Pein bereitet hatte. Es wurmte mich letztendlich nicht nur die Tatsache, das ich solche Ermittlungsmethoden gegen jegliche meiner Prinzipien überhaupt geduldet hatte, nein, sondern es war viel mehr der Umstand, das ich es mir erlaubt hatte in solch einer Sachlage mich der Liebe hinzugeben, währenddessen der Oberinspektor wohl die schlimmste Zeit seines Lebens zwischen Bangen und Hoffen verbracht hatte. Natürlich bereute ich keinen einzigen Schritt, welchen ich zusammen mit L gegangen war oder vielleicht noch gehen würde und trotzdem fühlte ich mich bei dem Gedanken an Herrn Yagami bezüglich meines eigenen Glücks alles andere als gut. Niedergeschlagen über meinen immer tiefer sinkenden grüblerischen Verstand schloss ich geistesabwesend meine blaugrauen Augen und lauschte wachsam auf das wabernde ungute Gefühl in meinem Inneren, welches ich trotz allem nicht genau bestimmen konnte. Was war es bloß, das der junge Detektiv mit Lights Vater besprechen musste? Welche Entscheidungen hatte er zu treffen, die L eine neue Richtung für unsere Ermittlungen geben konnten und vielleicht sogar in der Lage waren, über Schuld oder Unschuld zu urteilen? Es musste unausweichlich etwas mit der trügerischen Annahme über Lights Verantwortung hinlänglich der Kiramorde und die daraus mittlerweile resultierende nahende Freilassung der Verdächtigen aus ihrer Haft zu tun haben, das lag nach der vorangegangenen Diskussion so gut wie klar auf der Hand, aber was um alles in der Welt hatte er nur vor? So wie ich ihn bisher Kennen und letzten Endes sogar lieben gelernt hatte, würde er die Beiden nicht ohne eine ausreichende Überprüfung aus deren Gefängnis entlassen, da sämtliche Indizien allein auf sie verwiesen, selbst wenn es keine stichhaltigen Beweise für unsere Theorien gab. Hieße das also, das er den Oberinspektor für eine Beurteilung der derzeitigen Involvierung von Light in den Fall benutzen wollte? Konnte er wirklich dazu in der Lage sein so weit zu gehen und das, obwohl Herr Yagami unter der momentanen Station bereits merklich seine Grenzen erreicht hatte? Sofort richtete sich mein ungläubiger Blick wieder hinüber auf die weiterhin unverändert geschlossene Tür zum Nebenzimmer und meine aufgescheuchten Gedanken rasten sogleich regelrecht durch die Synapsen meines Gehirns, denn so erschreckend diese Möglichkeit für mich auch war – in Bezug auf L war sie schlichtweg eine der wahrscheinlichsten Lösungsoptionen. Wie ein Sog zogen diese Überlegungen immer engere Kreise um die verschiedenen Varianten meiner Spekulationen und mit jeder Sekunde stieg das schlechte Gefühl in meiner Magengegend an, bis mich völlig unvermittelt die Stimme des jungen Polizeibeamten ruckartig aus meinem Konstrukt der Fantasie riss. „...Mann...Die sitzen jetzt schon eine Ewigkeit da drin...so langsam mache ich mir echt Sorgen um unseren Chef...“ durchbrachen die beunruhigt klingenden Worte von Matsuda die erdrückende Stille in dem stickigen Raum, während gleich darauf ein nicht minder resigniertes Seufzen von ihm folgte und sich sein Blick nachdenklich auf die Tür des Nebenzimmers richtete. „...Ja...Ich frage mich auch langsam, was Ryuzaki wohl diesmal ausgeheckt hat...Immerhin wollte er mit dem Chef nicht als Polizeibeamten, sondern als Lights Vater sprechen...Ich verstehe einfach nicht, warum er Light immer noch verdächtigt...Die neuen Kiramorde beweisen doch eindeutig das er Unschuldig ist...Wie kann man nur so Uneinsichtig sein und dabei in Kauf nehmen, das die Mordserie an Verbrechern ungehindert fortgesetzt werden kann?...“ folgte umgehend zustimmend von Aizawa hinterher und prompt war meine volle Konzentration erneut auf die beiden Männer vor mir gerichtet, welche nun sichtlich missmutig erst einige vielsagende Blicke austauschten, ehe sich ihr vollständiges Augenmerk anschließend fragend an meine Person wandte, sodass ich sogleich lauernd meine Brauen in die Höhe zog. Was kam denn jetzt schon wieder? Warum schauten die Zwei mich eigentlich so an, als würde ich ihnen irgendetwas verheimlichen? Dachten sie etwa allen Ernstes, das ich wusste was sich hinter dieser Tür abspielte? Ich tappte doch nicht weniger im Dunkeln als sie und das was sich in meinem fantasiedurchtränkten Verstand abspielte, waren letztendlich ja auch nichts anderes als Vermutungen, selbst wenn das ungute Gefühl in meinem Magen immer stärker auszuprägen begann. „...Was?...Denken sie nicht, das ich auch zu gerne wissen würde, was da drinnen vor sich geht?...“ ließ ich postwendend forschend verlauten und verschränkte unterdessen nachdrücklich meine Arme vor der Brust, derweilen ich die beiden Ermittler sorgfältig wie gleichso unauffällig im Auge behielt. Diese momentane Wendung gefiel mir gerade überhaupt nicht und es konnte, wenn ich nicht genaustens aufpasste wie ich auf Ihre Handlungen reagierte, durchaus ebenso zu neuen ungewollten Verdachtsmomenten hinsichtlich meiner Beziehung mit L führen und das könnte in Bezug auf unsere Zusammenarbeit in dem Fall äußerst ungünstige Folgen nach sich ziehen. „...Nun ja...ein wenig seltsam ist es schon, das Ryuzaki selbst Sie von diesem Gespräch ausgeschlossen hat...Immerhin schienen ihre Ansichten und Gedanken zu Kira doch jedes Mal übereingestimmt zuhaben...Und auch jetzt Verdächtigen Sie ebenso wie Ryuzaki noch immer Light, obwohl dafür eindeutig keinerlei Grund mehr besteht...Also wieso sitzen Sie jetzt hier draußen bei uns und warten geduldig darauf, dass das Gespräch zu einem Ende gebracht wird, als wie normalerweise mitten Im Geschehen dabei zu sein?...Könnte es sein, das sie vielleicht ganz genau wissen, was Ryuzaki mit dem Chef zu besprechen hat?...“ erklang es sodann skeptisch von Aizawa und maß die junge Frau vor sich misstrauisch mit seinen Augen, welche ihm jedoch lediglich einen sichtlich an seinem Verstand zweifelnden Seitenblick zukommen ließ. Ich gemahnte mich Innerlich krampfhaft zur Ruhe und schüttelte nebenher mit einem spöttischen wie gleichso amüsiert wirkenden Schmunzeln meinen braunen Haarschopf, währenddessen ich die sofort hell aufheulenden Sirenen in meinem Kopf zum Schweigen zu bringen versuchte. Ich hatte ja bereits im Vorfeld geahnt, das ich jemanden wie Herrn Aizawa nicht unterschätzen sollte, da seine recht gute Beobachtungsgabe gepaart mit seinem nicht minder temperamentvollen Auftreten schnell zu einer ungewollten Situation wie dieser führen konnte, aber jetzt war höchste Achtsamkeit geboten, denn ein einziges falsches Wort konnte ihre unliebsamen Überlegungen schnell in eine mehr als verzwickte Richtung für mich lenken. „...Hören Sie auf Gespenster zu sehen Herr Aizawa...Es mag ja sein, das sich die Gedankengänge von Ryuzaki und meine eigenen oftmals ähneln... aber das bedeutet noch lange nicht, das ich weiß, was sich in seinem Kopf abspielt...Ich weiß diesbezüglich also auch nicht viel mehr als Sie selbst...und das ich nach wie vor nicht an eine vollständige Schuldlosigkeit von Light glaube, hat vielmehr etwas mit der gegebenen Beweislage und den vorangegangenen Ereignissen zu tun...Das eigenständige Denken und eine unabhängige Meinung wird mir ja noch erlaubt sein oder?...“ gab ich umgehend erklärend und mit merklich prüfenden Blick preis, was mir abermals mit einem anzweifelnden verziehen von Aizawas Gesichtszügen quittiert wurde. Die Anspannung in der Luft war inzwischen schon nahezu greifbar geworden und dennoch behielt ich konzentriert meine selbstsichere Fassade den beiden SOKO-Mitglieder gegenüber bei, indessen meine blaugrauen Iriden abschätzend immer wieder über die sich abzeichnenden Mimiken der Polizisten strichen. Matsuda wich meinen wachsamen Augen hin und wieder mit einem unschlüssigen kleinen Lächeln aus, aber Aizawa behielt mich ununterbrochen forschend musternd in seinem Blick, derweilen es in seinem Kopf sichtlich zu arbeiten schien und gerade als ich mich nochmals erneut sachlich erläuternd an die beiden Ermittler wenden wollte, durchschnitt das unverkennbare Geräusch einer sich senkenden Türklingel die immer dünner werdende Luft zwischen uns. Sofort lag sämtliche Aufmerksamkeit im Raum auf den beiden ungleichen Männer, welche nun langsamen Schrittes aus dem Nebenzimmer heraus traten und mein Herz machte umgehend einen klemmenden Sprung Richtung Erdboden, als meine wachsamen Augen das nun nochmals um mehrere Nuancen fahler gewordene Antlitz des Oberinspektors erspähten. Augenblicklich machte sich ein schwerer riesig erscheinender Kloß in meinem Hals bemerkbar und ich konnte mich nebenher nur mit Müh und Not von dessen einnehmenden Wesen wieder befreien, sodass ich für mehrere Minuten lediglich beobachtend auf meinem Platz verweilte. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich jedoch, wie sich auch die restlichen Mitglieder der Sonderkommission sogleich besorgt zu ihrem sichtlich mitgenommenen Chef umwandten und sich mitfühlend nach dessen Befinden erkundigten, unterdessen dieser sich dann keine zwei Minuten später müde mit einem schwerer Aufseufzen ebenfalls auf dem Sofa nieder ließ. Wachsam fixierte ich alarmiert wie gleichso forschend die erschöpften Spiegelungen in dem Gesicht von Herrn Yagami und warf indessen einen kurzen abschätzenden Seitenblick hinüber zu L, welcher vollkommen ausdruckslos noch immer in der Nähe der Tür stand, währenddessen er offensichtlich die sich abspielende Szene genaustens zu beobachten schien. Was war da drinnen nur vorgefallen? Dem optischen Eindruck des Oberinspektors zufolge musste es ein erschreckendes Gespräch gewesen sein, das Lights Vater nur noch weiter zu schaffen machte, denn so fertig wie jetzt hatte ich ihn bisher noch nie erlebt und das schien das unangenehme schlechte Gefühl in meinem Bauch umgehend abermals mit aller Kraft anzuheizen, sodass mir postwendend meine zuletzt erschlossenen beängstigenden Gedanken zurück ins Gedächtnis gerufen wurden. „...Ist mit Ihnen alles Ok Herr Yagami?...Sie sehen nicht gerade sehr Wohl aus...“ begann ich mich beunruhigt an den älteren Herrn zu wenden und schielte zeitgleich skeptisch hinüber zu dem schwarzhaarigen Detektiven, welcher sich nach wie vor noch immer nicht von seinem Fleck gerührt hatte. „...Und das aus Ihrem Mund, wo Sie selbst doch nicht gerade wie das blühende Leben aussehen Zahra...“ erklang prompt die erschöpfte Rückantwort des Oberinspektors in meinen Ohren, derweilen er mir ein ziemlich missglücktes müdes Lächeln zuwarf und zeitgleich sachte seinen Kopf schüttelte. Überrascht wie ebenso zerknirscht zog ich neuerlich meine Brauen nach oben, aber beließ es anschließend bei einem knapp erklärenden „...Hab in letzte Zeit etwas wenig Schlaf abbekommen und das schlägt mir etwas auf den Magen...Kein Grund sich Sogen zu machen...“ , unterdessen ich mich nebenbei zu einem überzeugenden sanften Schmunzeln zwang. Der darauf folgende kurze Anflug von aufflackernden Zweifel in seinen Augen entging mir dennoch keinen Falls, aber er schien im Moment nicht wirklich mehr dazu in der Verfassung zu sein, sich weiterhin auf solch eine Unterhaltung einlassen zu wollen, sodass ich selbst die erneut aufkeimenden skeptischen Regungen in Aizawas Mimik wohlwollend einfach übersah und stattdessen einmal tief sammelnd durchatmete, bevor ich dann mit deutlich lauernde Stimme mein Wort schlussendlich an L richtete. „...Könntest du eventuell so nett sein und uns endlich über den Sinn dieses Theaters in Kenntnis setzten?...“ Der junge Detektiv besah sich derweilen mit höchster Konzentration die kleine verärgert wie ebenso besorgt wirkende Gruppe um Herrn Yagami und wägte indessen sorgfältig die am wahrscheinlichsten erscheinenden Reaktionen der Personen auf seine nun unausweichlich folgenden Erläuterungen zu Lights und Misas Freilassung ab, denn er wusste jetzt schon sehr genau, das diese Entscheidung bei keinen der Anwesenden auf Zuspruch stoßen würde. Abschätzend blieb sein Augenmerk letztendlich dann an Zahra hängen und alleine der Art und Weise, wie sie ihre Worte formulierte, machte ihm deutlich klar, das er bei Ihr hinsichtlich seines Planes mehr als wachsam sein musste, da die Unberechenbarkeit dieser Frau nach wie vor nicht zu unterschätzen war. Egal in welcher Art von Beziehung sie mittlerweile privat zueinander standen, wenn es um seine Ermittlungen ging würde er auf niemanden Rücksicht nehmen können und das wiederum könnte, wie seine bisherigen Erfahrungen mit ihr gezeigt hatten, zu unkalkulierbaren Problemen führen, weshalb er gerade ihre Reaktionen sehr genau im Auge behalten musste. Ausdruckslos ließ er nochmalig seinen prüfenden Blick über die Mitglieder der Sonderkommission schweifen, ehe er sich sodann langsamen Schrittes in Bewegung setzte und letzten Endes seelenruhig auf seinem Sessel platz nahm. Wissentlich ließ L nochmals ein paar wenige Sekunden verstreichen und schenkte sich nebenher ungerührt eine Tasse Kaffee ein, bevor er sich anschließend mit sachlicher emotionsloser Stimme erklärend an die ungeduldig Wartenden wandte und die Einzelheiten seines Gespräches mit Lights Vater endlich preis gab. Mir entwich beim vernehmen seiner nun folgenden Worte auch noch das letzte bisschen Farbe aus dem Gesicht und meine Augen weiteten sich vor Fassungslosigkeit wie auch Entsetzen mit jedem neuem Satz, der den schleichenden begreifenden Weg in mein Gehirn fand, sodass mich gleichzeitig eine wahre Flut der Übelkeit zu übermannen drohte. Hatte ich das gerade richtig verstanden? Er wollte eine Hinrichtung von Light und Misa inszenieren, um die Möglichkeit, das einer der beiden noch immer Kiras Kräfte besaß, zu überprüfen und setzte dafür allen Ernstes Herr Yagami als Prellbock ein? Hatte er denn jetzt völlig den Verstand verloren? Er konnte doch nicht einfach so leichtfertig mit dem Leben von Menschen spielen und dazu kam noch, das der Oberinspektor dem Ganzen unsinnigen Konstrukt auch noch bereitwillig zugestimmt hatte? Waren denn jetzt alle verrückt geworden? Das war mir gerade mal wieder eine Nummer zu hoch, was sich auch postwendend mit deutlichem Unwillen auf meinem Gesicht widerspiegelt, sodass meine aufgesetzten Maske sogleich merkliche Risse bekam. „...Sag mal geht’s dir noch gut Ryuzaki?...Du kannst doch nicht ernsthaft Herrn Yagami solch einer Gefahr aussetzten...Du...“ begann ich empört meinen Einspruch gegen diesen unmoralischen Plan zu erheben, als ich plötzlich eine starke bestimmte Hand auf meiner Schulter spürte und ich sofort mit sanfter Stimme von dem Oberinspektor unterbrochen wurde. „...Es ist ok Zahra...Wenn Ryuzaki darin die einzige Möglichkeit sieht ihm zu beweisen, das Light ohne Grund hinter Gittern sitzt und ich somit eine Chance habe meinen Sohn aus seiner Haft zu befreien, dann werde ich dieses Risiko nur allzu gerne auf mich nehmen...Ich glaube fest an die Unschuld meines Sohnes, also wird mir auch nicht passieren...das verspreche ich Ihnen...“ vernahm ich die überzeugten wenn gleichso bedauernden Ausführungen des Polizeibeamten und sofort zog sich meine Herz mit aller Macht schmerzhaft in meinem Brustkorb zusammen, denn immerhin betrachtete er die ganze Situation mit den Augen eines Vaters, was die darin mitschwingende Gefahr trotz allem nicht im geringsten abschwächte. Das er Light nach alldem was in den letzten Wochen um Kira vorgefallen war blindlings vertraute und die Gegebenheiten als Beweis seiner Unschuld annahm, war für mich nicht allzu verwunderlich, aber dieses ganze Vorhaben grenzte doch beinahe schon an Selbstmord. Was wenn sich der Student tatsächlich nur verstellte? Dann würde dieses Unterfangen ausnahmslos in einer heillosen Katastrophe enden und eigentlich war ich bisher davon ausgegangen, das selbst L irgendwo eine Grenzen ziehen würde, zumal er genau wie ich weiterhin an der Theorie festhielt, das Light Kira war. Wieso nur entschied er sich dann zu solchen unberechenbaren Maßnahmen? Gefangen in einem immer weiter auseinanderklaffender Abgrund aus zwiespältigen Gefühlen jagten meine Gedanken wie ein übergroßes außer Kontrolle geratenes Pendel zwischen den beiden Optionen hin und her und dennoch schrie mir mein rational logischer Geist mit aller Kraft den darin mitschwingenden Wahnsinn unnachgiebig entgegen, sodass mir bald drauf schmerzhaft die Schläfen zu pochen begannen. L besah sich unterdessen wachsam und mit gemischten Gefühlen die verschiedensten Regungen auf den Gesichtern der Anwesenden, während er nachdenklich seinen Kaffee mit Zuckerwürfeln bestückte. Er hatte diese Entwicklung vorausgesehen und auch, das sich Zahra abermals so vehement gegen seine Pläne aussprach, kam für den Schwarzhaarigen wenig überraschend. Nichts desto trotz machte es die ganze Sachlage erneut nur unnötig kompliziert, denn die Starrköpfigkeit von ihr und auch ihr stark ausgeprägtes Sinnen nach der korrekten Einhaltung von ethischen Normen konnten dieses Unterfangen bereits im Ansatz gefährden, aber das würde er schon irgendwie zu verhindern wissen. Nochmals würde er sich sicher nicht von dieser unberechenbaren jungen Frau die Butter vom Brot nehmen lassen, soviel stand für ihn jetzt schon fest. „...Wusste das du so reagieren würdest...daher habe ich dich im Vorfeld auch nicht darüber in Kenntnis gesetzt...Aber wenn wir Misa und Light aus der Haft entlassen, dann müssen wir vorher sicher stellen, das wirklich keiner der Beiden zurzeit über Kiras Kräfte verfügt...Das müsste dir eigentlich klar sein Zahra...Eine Konfrontation mit dem Tod im Zusammenspiel mit dem eigenen Vater ist hier einfach die erfolgversprechendste Variante, um diesen Tatbestand zu überprüfen...Versteh mich bitte nicht falsch...auch ich möchte nicht das Herrn Yagami etwas zustößt, aber in diesem Punkt ist insbesondere seine Mithilfe einfach unerlässlich...Es war seine freie Entscheidung, ob er sich auf dieses Vorhaben einlässt oder nicht...“ hörte ich neuerlich seine dunkle Stimme an meinen Ohren branden und umgehend schlich sich abermals eine unsagbar schwer lastende Wut aus Verzweiflung und Angst in meinem Herzen ein, denn einfach jede einzelne Faser in meinem Körper sträubte sich gegen solche Gedankengänge. Natürlich wusste ich, das wir die Zwei nicht ohne sichere Überprüfung entlassen konnten, aber das ging für meinen Geschmack mal wieder völlig zu weit und auch die anderen beiden Polizisten machten lautstark ihrer Entrüstung Luft. Verärgert knirschte ich sauer mit den Zähnen und ballte verkrampft meine Hände zur Faust, um meinen Unmut nicht noch mehr Herrschaftsgewalt über meinen Körper erlangen zu lassen, denn in mir brodelte es gewaltig. Das Fass war mal wieder kurz davor überzulaufen und somit drohte die gesamte Situation abermals zu eskalieren, doch soweit würde ich es dieses Mal einfach nicht kommen lassen, sodass ich mich nach einem letzten wütenden Blick auf den schwarzhaarigen Detektiven ruckartig umdrehte und mich wortlos in Richtung der Eingangstür in Bewegung setzte. „...Wo wollen Sie hin Zahra?...“ folgte sogleich auf dem Fuß verwirrt von Matsuda, als er der davon stürmenden Frau sichtlich irritiert hinterher blickte, welche sich gerade ungestüm die Leine ihres Hunde von der Kommode griff. „...Ich verschwinde für heute, solange ich mich noch unter Kontrolle habe...“ gab ich kurz angebunden mit zusammengebissenen Zähnen von mir, währenddessen ich meinen Weg nicht mal für einen einzigen Atemzug lang unterbrach, sondern keine zwei Minuten später lautstark die Tür hinter mir in Schloss warf und mich resigniert wie ebenso stinksauer auf den Heimweg machte. L schaute nun doch grübelnd und mit sichtlich missmutigen Blick zurück zum Eingangsbereich des Zimmers, denn er hatte die sich immer weiter anspannende Lage im Raum wie auch die unüberhörbare Rage der jungen Frau sehr aufmerksam verfolgt gehabt, was ihn selbst abermals unterschwellig zur Vorsicht gemahnt hatte, weil er inzwischen nun bereits wusste, wie schnell solch eine Situation mit dieser temperamentvollen Frau aus den Fugen geraten konnte. Dennoch hatte er erneut nicht zu hundert Prozent abschätzen können, wie Sie sich schlussendlich verhalten würde und dies hatte merklich für eine unangenehme verkrampfte Spannung in seinen Muskeln gesorgt, auch wenn Zahra sich dieses mal offensichtlich wohlweislich für einen Rückzug entschieden hatte. Ihre unsteten Verhaltensweisen waren für L wahrlich noch immer ein Rätsel, selbst jetzt wo sich ihre Beziehung so stark verändert hatte, aber trotz dessen hatte diese Reaktion für ihn eine unmissverständliche Botschaft hinterlassen und das bedeutete, das er egal was zwischen ihnen war, weiterhin ein Auge auf die junge Frau haben musste, wenn er keine unliebsamen Überraschungen in Bezug auf seine Arbeit mehr erleben wollte. Ebenso wie er schien auch Zahra berufliches und privates strikt voneinander zu trennen, sodass seine Ermittlungen weiterhin von ihr boykottiert werden konnten wenn er nicht aufpasste, was ihm sogleich dazu veranlasste missmutig seinen Daumen an seine Unterlippe zu platzieren, indessen seine schwarzen Seen gedankenverloren das dunkle Holz der Tür fixierten, hinter welcher die junge Frau gerade verschwunden war. Wütend und abgrundtief frustriert über die sich sich wiedereinmal mehr als unschön entwickelnden Ereignisse hatte ich mich einfach auf das Bett meiner stockdunklen Wohnung geschmissen, während sich meine grüblerischen blaugrauen Iriden hilfesuchend hinauf zu Zimmerdecke geschlichen hatten. Wie ein unendlicher schwarzer Wirbel aus Hilflosigkeit, Angst und Unverständnis marternden mich meine heillos durcheinander peitschenden Gedanken in ihrem unermüdlichen Versuch, einen Ausweg aus dieser verhängnisvollen Konstellation zu finden, aber alles um mich herum schien sich gegen mich gewendet zu haben. Ich verstand es einfach nicht, wie L den gutherzigen Herrn Yagami ganz bewusst in solch eine Gefahr bringen konnte und das aufgrund des Wissens, das sich dieser durch seine väterlichen Gefühle selbst in die aussichtsloseste Lage stürzen würde, wenn er damit seinen Sohn helfen konnte. Es war schlicht und ergreifend nicht Fair dieses verwandtschaftliche Verhältnis für die Überprüfung eines Indiz in solchen Maße auszunutzen und damit unwiderruflich das Leben eines Menschen aufs Spiel zu setzten. Gut, Light hatte sich verändert, aber das bedeutete nicht, das er alias Kira nicht ohne zu Zögern seinen eigenen Vater umbrachte wenn sein eigenes Leben in Gefahr war, denn dafür war der Selbsterhaltungstrieb des Menschen schlicht weg viel zu ausgeprägt und auch wenn uns dies gemäß dem Fall anderseits sicherlich einen wertvollen Einblick ermöglichen könnte, wie genau er seine Opfer nun tötete, rechtfertigte das noch lange nicht das leichtfertig geopfertes Leben eines Unschuldigen. Egal von welcher Seite man es betrachtete, die damit einhergehende Gefahr für den Oberinspektor war viel zu groß und ich wollte mir unterdessen nicht einmal vorstellen, was sich bei ihm wohl für Gedanken und Gefühle breit machen mussten, um solch ein Schauspiel überhaupt durchführen zu können. Wie sollte ein Mensch wie er denn dazu in der Lage sein, seinem eigenen Kind eine Pistole an den Kopf zu halten und jederzeit mit dem Schlimmsten zu rechnen, ohne tausende an Seelenqualen auszustehen? Allein das Bild, welches sich bereits bei diesen Überlegungen vor meinem geistigen Augen abzuspielen begann, jagte mir postwendend einen eisigen Schauer über den Rücken und ließ mich vor entsetzten erschaudern. Doch wie sollte ich das bloß verhindern? Die ganze Nacht hindurch stellte ich mir immer und immer wieder diese eine bedrückende Frage, ohne auch nur einen einzigen realistischen Lösungsansatz darauf zu finden, sodass in meinem Kopf neuerlich eine Großbaustelle aus pochenden Schmerzen Einzug hielt, bevor ich mich schlussendlich erschöpft nach einer schieren Ewigkeiten des schlaflosen hin und her Wälzens missmutig aus meinem Bett schälte. Mit hängenden Schultern schlurfte ich anschließend schweren Schrittes hinüber in meine kleine Küche, wo ich mir gedankenversunken eine Tasse dieses verhassten Kräutertees aufgoß, um meinen flauen Magen wenigstens etwas zu beruhigen und dennoch türmten sich fortwährend neue aufkommende Fragen und Überlegungen zu dem bevorstehenden Theaterstück in meinem überlasteten Gemüt zu unüberwindbaren Bergen des Chaos auf. Es war einfach so Ungerecht und ich schien nicht einmal etwas sinnvolles dagegen unternehmen zu können, um diesen Wahnsinn Einhalt zu gebieten. Betrübt tapste ich mit meinem dampfenden Tee hinüber ins spärlich erhellte Wohnzimmer und ein knapper Seitenblick zur Uhr sagte mir, das es gerade einmal kurz nach acht war, was ich sogleich mit einem lauten genervten Aufseufzen kommentierte. Schulterzucken setzte ich im nächsten Moment dazu an, es mir wenigstens für ein paar Minuten auf dem Sofa bei meinem treuen Streuner etwas gemütlich zu machen, als mich plötzlich das nervenzerfetzende Geräusch der Türklingel unsanft aus meinen trüben Gedankengänge riss und ich sofort völlig perplex inne hielt. Sofort war Choco zur stelle und übernahm lautstark Bellend die erste Begrüßung des unangekündigten Besuchs, währenddessen ich weiterhin völlig verdattert auf die geschlossenen Haustür starrte. Wer konnte das sein und noch dazu um diese Uhrzeit? Ich kannte niemanden der mich einfach so auf blauen Dunst hin besuchen kommen würde und ein Mitglied der Sonderkommission würde sich doch niemals ohne triftigen Grund hierher verirren, was meinen gemarterten Verstand umgehend erneut in eine merklich unschöne spekulative Richtung trieb. Abermals erklang das penetrante schellen der Klingel und holte mich endlich zurück aus meiner überraschten Lähmung, unterdessen mein Hund sich weiterhin lauthals über die viel zu frühe Störung beschwerte. Mit einem kurzen nachdrücklichen Kopfschütteln rief ich mich selbst zur Ordnung und machte mich sodann entschlossen auf dem Weg zu Eingangstür, um den morgendlichen Störenfried doch noch in Empfang zu nehmen. Sachte schob ich Choco aus meinem Aktionsradius und legte anschließend mit einem letzten tiefen Atemzug meine Hand auf das kühle Metall der Klinge, bevor ich mit einem beherzten Ruck diese hinunterdrückte. Klackend entriegelte sich das Schloss und gab nach wenigen Sekunden den Blick auf eine Person frei, bei deren Anblick mir vor entsetzten fast der Boden unter den Füßen vollständig entglitt. Vollkommen überrumpelt starrte ich mit schock geweiteten Augen auf das mir freundlich entgegen lächelnde Gesicht und mein Verstand drohte sich im nächsten Moment ohne Vorwarnung einfach zu verabschieden, währenddessen ich nicht mal bewusst realisierte, wie die dampfende Tasse Kräutertee mit einem lauten Knall auf dem Boden in tausende von Scherben zersprang. „...Was zur Hölle hast du hier zu suchen?...“ entkam es nach einer schieren Ewigkeit ungläubig meine Lippen und fixierte fortwährend entgeistert den unerwarteten Besuch vor mir, unterdessen ich krampfhaft versuchte meine Verstand wieder neu zu starten. Das hatte mir nun wirklich gerade noch gefehlt und so wie der Tag bisweilen anfing, konnte er wahrlich nur noch in einem Alptraum enden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)