L - You have changed my World von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 36: Aller Anfang ist schwer ----------------------------------- Aller Anfang ist schwer Seit Stunden saß ich nun bereits gedankenverloren auf einem der Sofas im Hauptzimmer und starrte unentwegt hinüber zu den leise vor sich hin flackernden Monitoren, welche uns weiterhin ununterbrochen den Blick auf die unter Beobachtung stehenden Personen in ihren kargen Gefängnissen preisgaben. Light hatte sich definitive verändert, nur das Warum und Wieso wollte sich mir einfach nicht erschließen. Irgendetwas war mit ihm passiert, das ich so sehr ich es auch versuchte nicht zu erklären vermochte, denn in seinen Augen war inzwischen nichts mehr von dem zu erkennen, was mir noch vor wenigen Stunden eine unwohle Gänsehaut über den Rücken hatte laufen lassen. Aber wie war das nur möglich? Wie konnte es sein, das man sich von einer Minute auf die Andere so stark veränderte? In meinen Kopf hatte sich derweilen erneut das Chaos der Verwirrung und des Unverständnisses eingenistet, welches meinen logischen Verstand unerbittlich immer weiter zurück in die finsteren Abgründe des Wahnsinns zu treiben schien und meine rationalen Gedankengänge zu der zähflüssigen Masse einer Lavalampe werden ließ. Resigniert und erschöpft massierte ich genervt meine schmerzenden Augenlider, ehe ich mich mit einem kurzen Aufseufzen von meinem Platz erhob und hinüber zum Servierwagen schlenderte, auf welchen neben süßen Snacks und frischen Obst ebenso eine Kanne mit duftenden Kaffee stand, dessen Geruch mir mit jedem Schritt immer verlockender in die Nase stieg. Genüsslich streckte ich zu allererst einmal ausgiebige meine verspannten Muskeln, bevor ich mir anschließend voller Vorfreude eine Tasse von dem braunen Muntermacher gönnte, nur um meinem Blick danach sogleich wieder zurück auf die eingesperrten Personen zu richten. Wie in einer Endlosschleife durchforstete mein Gehirn immer und immer wieder nochmals jeden Winkel und jedes Detail mir aller bekannten Fakten in dem Fall, aber irgendwie schien sich erneut alles nur im Kreis zu drehen ohne das sich mir etwas Neues, wirklich brauchbares eröffnete. Bis vor kurzen hätte ich noch Stein und Bein darauf geschworen, das Light tatsächlich dieser Massenmörder Kira war, doch nun verspürte ich bei seinem Anblick nicht mehr diese mich unterschwellig warnende Mahnung in meinem Bauch. Das ungute Gefühl gegenüber dem jungen Studenten hatte sich nunmehr zu etwas Neuem geformt, das sich jedoch genauso quälend in meine Gedanken fraß und mich einfach nicht mehr los lassen wollte. Ungewissheit, Selbstzweifel und das unergründliche Gefühl, das sich die Gefahr welche durch Kira ausging nur irgendwie verlagert haben könnte, machten mir mit jeder Minute die verging mehr Sorgen. Vorsichtig nahm ich einen Schluck aus meiner Tasse und huschte sodann mit meinen Augen abermals nachdenklich über die flackernden Bilder. Hatte ich doch irgendetwas übersehen gehabt? War da vielleicht irgendein offensichtlicher Fakt, denn ich gerade deswegen außer Acht gelassen hatte und welcher mich nun vor dieses erneute Rätsel stellte? Was wusste ich eigentlich über die beiden Kiras? Sie brachten Straftäter um und wollten dadurch eine neue, gerechtere Welt erschaffen. Nur wie hatten Sie es bloß geschafft, dass niemand etwas davon mitbekam wie sie töteten? Wie war es möglich einen Menschen nur mithilfe von Gesicht und Namen in den sicheren Tod zu schicken? Sollte ich vielleicht doch damit anfangen an übernatürliche Mächte zu glauben? An die Existenz von Shinigamis? Was wäre, wenn Kira selbst nur eine Art Macht war, welche die Menschen nur für seine Zwecke missbrauchte? Würde das eventuell sogar erklären, wieso sich Light von eine Sekunde auf die Andere schlagartig verändert gehabt hatte? War er nur von diesem Kira besessen gewesen und nun, wo er ihm nicht mehr von Nutzen war, war er wieder frei gegeben worden? Wenn dem so wäre, dann hieße es auch das Light auf gewisse Art und Weise sogar unschuldig sein könnte. Jedoch warum sollte er sich dann freiwillig inhaftieren lassen? Was hätte denn diese angenommene Macht davon, außer dass sie sich somit augenscheinlich enttarnte? Sofort schüttelte ich unwillig meinen braunen Haarschopf und schloss missmutig die Augen, indessen ich mich in Gedanken selber einen Narren schimpfte. ` Hör auf dir solch einen Blödsinn zusammen zu fantasieren Mädchen….` folgte auch prompt die Zurechtweisung meines logischen Verstandes. `…Wenn es tatsächlich eine über uns stehende Macht wäre, dann gäbe es die SOKO und auch L mit sehr großer Sicherheit schon längst nicht mehr…….Also bleib in der Realität verstanden…..` erklang erneut meine eigene verärgerte Stimme in meinem Kopf, was mir abermals ein kurzes Kopfschütteln abverlangte. Das war doch alles nur an den Haaren herbeigezogen. Simple hypothetische Überlegungen, welche sich nach eingehender Analysierung als absolut unmöglich herausstellten. Es musste einfach eine andere Lösung dafür geben. Aber sollte wider aller Gesetzte der Natur doch solch ein Wesen existieren, so musste es in seiner Handlungsweise wohl aus einen mir nicht bekannten Grund eingeschränkt sein und den Menschen demzufolge nur als so eine Art Wirt benutzen, sonst würden wir uns wirklich alle schon mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Radieschen von unten ansehen. Wieder blieb mein Augenmerk an Light hängen, derweilen ich mir nochmals eindringlich die seinen forschend besah. Ich konnte und wollte mir einfach nicht vorstellen, dass er sich tatsächlich an nichts erinnern konnte. Er war definitive der gesuchte Massenmörder gewesen soviel stand für mich fest, denn seit er in der Zelle saß hatte die Verbrechensserie abrupt aufgehört und alle Fäden in diesem Fall liefen immer wieder aufs Neue bei ihm zusammen. Wieso aber dieses ganze Theater? Warum waren die Morde nicht einfach weiter gegangen? In dem Fall würde man doch viel eher auf seine Unschuld plädieren. Was hatte er vor? Nur egal irgendwie sehr ich mich auch bemühte, ich suchte trotz allem vergebens nach irgendeinem Anhaltspunkt in seinen Augen, welcher diese im Moment Lügen strafte. Mit einem hörbaren Seufzen stellte ich ermattet die halb geleerte Tasse wieder zurück auf den Servierwagen und ließ meinen Blick hinüber zu dem schwarzhaarigen Detektiv gleiten, welcher ebenfalls seit einigen Stunden regungslos auf seinem Sessel hockte und mit seinen dunklen Augen konzentriert die Bilder der Überwachungskameras fixierte. Befand er sich vielleicht auf ganz ähnlichen Gedankenpfaden wie mein verwirrter Verstand es gerade zu tun pflegte? Schon öfter hatte ich schließlich bemerkt gehabt, das unsere Denkweisen sich wohl nicht gerade viel voneinander unterschieden, was mich hin und wieder wahrlich gehörig irritiert hatte. Zu gerne würde ich mich gerade einfach nur mit ihm über diese abstrusen Ideen meines Verstandes austauschen, doch in der letzten Zeit, genau genommen seit einem ganz bestimmten Abend, war er abermals dazu übergegangen gewesen mich vehement ganz gekonnt zu ignorieren und besprach wirklich nur noch das Allernötigste mit mir. Ja er hatte mich schon des einen oder das anderen Mals mit nachdrücklicher Nichtbeachtung gestraft gehabt, nur dieses Mal war es irgendwie anders. Eigentlich brachte mich genau dieses Verhalten an ihm immer zur Weißglut und sorgte dafür, dass ich meine kontrollierte und selbstsichere Art nahezu vergaß, jedoch spürte ich davon zurzeit nur einen Bruchteil in mir. Klar machte es mich sauer, vor allem da mir der Sinn seines Verhaltens mehr als kindisch vor kam, dennoch je länger sein verbohrtes Schweigen mir gegenüber anhielt, desto mehr machte sich eine beklemmende Enge in meinem Brustkorb breit. Mit dem bewusstwerden und dem annehmen der eindeutigen Tatsache, dass ich mich in diesen sturen Kerl verliebt hatte, mischte sich nun jedes Mal ein neues Element dem Ärger hinzu, welchen ich bei solchen Aktionen ihm gegenüber empfand. Es verletzte mich irgendwie und so sehr ich auch versuchte diesen Schmerz zu unterdrücken, es gelang mir einfach nicht. Ich vermisste unsere kleinen Dispute und die Provokationen, welche schon zu so einer Art täglichen Brauch geworden waren und die mir trotz alledem schon so oft den letzten Nerv geraubt hatten. Es war irgendwie so etwas wie ein Stückchen verrückte Normalität, welche sich dadurch in mein so durcheinander geratenes Leben eingeschlichen hatte und letztendlich auch mein Herz hatte höher schlagen lassen. Auch wenn ich wusste wie sehr ihn körperliche Nähe zu missfallen schien, so war seine Reaktion auf meinen harmlosen Kuss doch wahrlich ein wenig übertrieben. Ich hatte es langsam wirklich satt, dass er jeden meiner Versöhnungsversuche in den Wind schlug und sich weiterhin in dieses unangenehme Schweigen hüllte, denn schließlich waren wir doch keine kleinen Kinder mehr. Nicht nur das es mir immer und immer wieder einen schmerzhaften Stich versetzte, nein, es behinderte auch in einem nicht zu verachtenden Maße unsere Ermittlungen. Selbst wenn ich mit meinem letzten Schritt vielleicht zu weit gegangen sein sollte, das unsere gemeinsame Arbeit darunter litt konnte doch selbst ihm nicht entgehen. Entschlossen atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich mich zielstrebig in seine Richtung bewegte und mich provokant direkt vor ihm aufbaute. „Also schön Ryuzaki…..So langsam habe ich echt genug von diesem ständigen Anschweigen…..Es tut mir ja leid, wenn ich irgendetwas getan habe, was dir missfallen hat…… aber du kannst dich nicht die ganze Zeit über in dein Schneckenhaus zurück ziehen……“ begann ich ernst auf den mir nun ziemlich unwillig dreinblickenden Detektive einzureden, welcher nicht gerade erfreut über die plötzliche Unterbrechung seiner Gedankengänge zu sein schien. Verstimmt richtete sich L´s Blick hinauf in das herausfordernde Geschichte der jungen Frau, welche sich völlig unerwartet in sein Sichtfeld geschoben hatte und ihn somit in seinen Überlegungen zu Light abrupt stoppte. Natürlich hatte er bemerkt gehabt das sich Zahra hinter seinem Rücken in Bewegung gesetzt hatte, jedoch hatte er gehofft das Sie aus einem anderen Grund als diesen eindeutig in seine Richtung steuerte, denn auf eine gepflegte Unterhaltung mit dieser Person stand ihm gerade überhaupt nicht der Sinn. „War das alles?“ folgte auch prompt emotionslos aus seinem Mund, unterdessen er Zahra misstrauisch beäugte. Sofort zuckte meine Augenbraue bedrohlich nach oben und erneut machte sich spürbar diese bedrückende Enge in meiner Brust breit, als ich seine Worte vernahm. Was sollte das den werden? Konnte er mir denn nicht einmal eine vernünftige Antwort auf meine Frage geben und dieses sinnlose Spielchen einfach sein lassen? Wollte er etwa allen Ernstes dieses Spiel bis zum Ende der Ermittlungen vorführen? Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Beruhigend schloss ich die Augen und holte nochmals tief Luft, denn erneut spürte ich wie der Ärger über seine Worte in mir aufzusteigen begann, aber wenn ich jetzt erneut einen Streit vom Zaun brechen würde käme ich erst recht nicht weiter bei ihm. „Jetzt hör aber mal auf…..Du benimmst dich wirklich wie ein bockiges Kind L……..Hast du etwa schon vergessen, dass wir hier einen Fall zu lösen haben?......Wie sollen wir zusammen arbeiten, wenn du dich weigerst mehr als nur zwei Worte mit mir zu wechseln?......Ich habe mich doch schon bereits mehrmals bei dir Entschuldigt, also was um alles in der Welt erwartetes du denn noch von mir?........Wo liegt bitteschön dein Problem?“ entkam es nun wesentlich versöhnlicher aus meinem Mund, indessen ich ihm abwartend in seine zwei schwarzen Seen schaute und unterdessen die Hände nachdrücklich in die Hüften stemmte. Inzwischen kam ich mir wahrlich schon ziemlich dumm vor, denn ich wusste einfach nicht mehr weiter und hatte das Gefühl mich ständig nur im Kreis zu drehen. Abermals hörte sich der schwarzhaarige Detektiv konzentriert jedes ihrer gesprochenen Wörter an und er selbst wusste nur zu gut, wie Recht sie damit hatte, denn für ihre Ermittlungen im Fall Kira war diese Verschwiegenheit wahrlich nicht dienlich. Zahra hatte in dem letzten Tage tatsächlich mehrmals versucht gehabt, den abgerissenen Kontakt zwischen ihnen irgendwie wieder zu flicken, aber er hatte dieses Bemühen ganz bewusst mit jeden Mal erneut unterbunden gehabt. Die Nähe zu dieser Frau tat ihm absolut nicht gut und vernebelte ihm auf ihre ganz eigene Weise immer und immer wieder seinen sonst so scharfen Verstand, was ihm schon bereits seit Beginn ihrer Zusammenarbeit mehr als sauer aufgestoßen war. Seit diesem einen Abend allerdings hatte sich für L jedoch alles verändert und noch immer wusste er nicht wie er damit richtig umzugehen hatte, sodass ihm ein anderer Ausweg im Augenblick nahezu unmöglich schien. Selbst jetzt nach nur ein paar wenigen gesprochen Sätzen mit dieser undurchschaubaren jungen Frau meldeten sich in seinem Innersten abermals diese eindeutigen und für ihn doch so fremdartigen Gefühle wieder zurück, wodurch seine Laune nochmals ein ganzen Stück nach Unten rutschte. Er wollte nur noch, dass es endlich aufhörte. „ Wo mein Problem liegt?.....Du Zahra bist mein Problem und zwar seit ich dich in die Sonderkommission aufgenommen habe……Einen Fehler, denn ich niemals hätte begehen dürfen….“ Erklang auch schon dunkel aus seinem Mund, indessen er ihr unerbittlich finster in ihre blaugrauen Augen starrte und sogleich deutlich erkennen konnte, wie sich etwas in ihnen veränderte. Mein Herz setzte zur selben Zeit aus, als ich seine Worte vernahm und die Welt um mich herum schien im selben Augenblick einfach nur zu zerbrechen, sodass ich für eine gefühlte Ewigkeit nur wortlos in seine mich düster fixierenden Augen blicken konnte. Immer und immer wieder hallten die Sätze in meinen Gedanken nach, wie ein Echo das sich nur quälend langsam wieder aufzulösen schien. Hatte ich das gerade wirklich richtig verstanden? Sah er mich wahrlich nur als einen Fehler, ein Problem das man irgendwie beseitigen musste? War das tatsächlich sein voller Ernst? Die Achterbahn in meinem Kopf nahm mit jeden einhergehenden Gedankengang nochmals an Geschwindigkeit zu, sodass ich irgendwann aus dieser einfach hinauskatapultiert werden würde, wenn ich nicht schnell irgendetwas dagegen unternahm. Wenige Minuten wurden für mich zu unerträglichen Stunden, in denen sich ein wahrer Regenbogen aus Gefühlen in meinen Inneren auszudehnen begann, bevor sich der erschütternde Pein in meinem Herzen explosionsartig in alle Teile meines Körpers ausbreitete und zu einem neuen Gefühl zusammensetzte. Wut und diese spiegelte sich nun auch ganz deutlich in meinen Augen wieder, denn seine Worte hatten mich wirklich hart getroffen. „Vollidiot…“ war alles, was ich in diesem Augenblick bitter zwischen meine zusammengepressten Lippen hervorbrachte, ehe ich mich auf dem Absatz umdrehte und zusammen mit meinem Hund stinksauer und gekränkt das Hotelzimmer Hals über Kopf verließ. L hingegen beobachtete seelenruhig die sich veränderten Gesichtsspiegelungen der jungen Frau, bevor diese ziemlich verärgert lautstark aus dem Zimmer verschwand und er allein darin zurück blieb. Auch wenn er im Moment das erreicht hatte was er eigentlich wollte, so hinterließ dieser Sieg bei ihm jedoch nicht die gewünschte Erleichterung welche er ursprünglich erwartet hatte. Im Gegenteil, denn es schlich sich bei ihm immer mehr und mehr der Gedanke ein, gerade einen Fehler begangen zu haben, sodass er abermals nachdenklich den Daumen an die Lippe legte und irritiert die geschlossene Tür des Hotelzimmers fixierte. Gedankenversunken und mit wild klopfenden Herzen rannte ich blindlings durch die Straßen von Tokio, unterdessen mir Choco stillschweigend folgte. Ich wollte nur noch weg. Weg von dem Hotel, weg von L und weg von meinen Gefühlen. Alles in mir schrie in dem Chaos aus Wut, Schmerz und Enttäuschung, welches mich nur unaufhörlich immer weiter hinab in die tiefen Schwärzen meiner Gedanken zog. Unermüdlich trugen mich meine Beine immer weiter fort, währenddessen ich meine vor Sauerstoffentzug protestierenden Lungen einfach ignorierte und das schmerzlich schlagende Herz in meiner Brust nur somit noch weiter anheizte. Es war mir gerade alles nur egal, denn mein Verstand hatte sich in die hintersten Ecke meines Kopfes vergraben und weigerte sich vehement seinen Aufenthaltsort preis zugeben. Die Wut in mir und der Ärger über mich selbst hatte vollkommen die Kontrolle über meinen Körper übernommen und lenkte mich wie eine Puppe, die sich willenlos in ihr Schicksal ergab. Ein unerwarteter stechender Ruck ging augenblicklich durch meinen Körper, als sich meine außer Kontrolle geratenen Beine in der Wurzel eines Baums verfingen und ich kurz darauf mit gequält verzehrtem Gesicht die harte Bekanntschaft des Parkbodens machte, wo ich vorerst wortlos liegen blieb. Ermattend hörte ich auf das rauschende Blut in meinen Ohren und denen mich marternden Argumenten meines Körpers, welcher die ihm zugemuteten Überbelastung einfach nur müde war. Ein leises Winseln und das feuchte an stupsen einer kühlen Nase in meinem Gesicht holte mich langsam wieder zurück aus meinen träge wegdämmernden Verstand, sodass ich mich nach wenigen Minuten blinzelnd endlich wieder in eine senkrechte Position bewegte und ich meine sich überschlagenden Gedanken krampfhaft unterdessen zur Ruhe zu zwingen versuchte. Sachte schweifte mein Blick zu dem mich noch immer umrundenden Choco und ein sanftes Lächeln legte sich traurig auf meine Lippen, als ich meinen kleinen Freund schutzsuchend in meine Arme zog. Wenigstens ihn hatte ich noch und auch wenn er nur ein Hund war, so gab er mir zu mindestens gerade jetzt das Gefühl nicht allein zu sein. Denn das war es, was ich im Moment am allermeisten verspürte. Einsamkeit. Erneut schlichen sich meine Erinnerungen zurück zu L und die eben durchlebte Situation im Hotelzimmer, was abermals diese unbändige Wut und Traurigkeit in mir wach rief, die meinen Geist wie ein kriechendes Gift nach und nach erneut zu lähmen begannen. Sogleich bemerkte ich missmutig, wie meine Augen zu brennen anfingen und vergrub meine zitternden Hände noch ein gutes Stück weiter in das warme und weiche Fell von Choco, unterdessen ich krampfhaft gegen dir in mir aufsteigenden Tränen anzukämpfen versuchte. Nein, ich wollte nicht weinen. Das wäre nur eine noch größere Niederlage für mich, als die welche ich eh schon durch L erlitten hatte und ich war doch stark. Seit wann kümmerte es mich, was andere Menschen von mir dachten? Ich wollte einfach nicht so schwach sein und das alles nur weil mir dieser dämliche Detektiv ein paar Worte an den Kopf geknallt hatte. Es konnte mir doch eigentlich vollkommen egal sein, wie er über mich dachte oder? Warum also trafen mich seine Worte dann nur so sehr? Nur weil ich mich in ihn verliebt hatte? Ein verächtlicher Laut verließ meine bis eben noch so unerbittlich hart zusammengepressten Lippen, währenddessen ich erneut versuchte die salzigen Perlen meiner Trauer aus meinen Augen zu verbannen. Das war doch absolut lächerlich. So oft war ich nun schon unglücklich verliebt gewesen und ja so etwas konnte wahrlich sehr schmerzhaft sein, aber deswegen war ich doch noch niemals so ausgetickt. Was war nur eigentlich los mit mir? Normalerweise hätte ich jeden der mir in so einer Art und Weise Unrecht getan hätte, gehörig die Meinung gegeigt. Warum also hatte ich gerade nichts weiter tun können, als mein Heil in der Flucht zu suchen? Ein erneutes Winseln holte mich zurück aus meinen mich quälenden schwarzen Gedanken, sodass ich mein Augenmerk nachdenklich hinunter zu den auf meinem Schoss sitzenden Hund legte. Liebevoll tätschelte ich über seinen Kopf und vernahm kurz darauf ein lautes Grollen, welches mich überrascht hinauf in den Himmel blicken ließ. Kurz darauf spürte ich auch schon das kühle prasselnde Nass auf meiner Haut, welches sich von Minute zu Minute in eine wahre Sintflut zu verwandeln schien und mich bald darauf auch schon gänzlich durchweicht hatte. Langsam schloss ich meine Augen und genoss einfach nur das frische belebende Wasser, in welches sich trotz aller Mühe bereits wenig später das brennende Gefühl meiner heißen Tränen auf meinem Gesicht mischte. Der Himmel weinte und in dem Meer seiner Tränen würden meine einfach nur ungehört untergehen. Niemand würde es jemals merken, denn der Regen verwischte die salzigen Spuren auf meiner Haut und würde damit auch meine mich übermannende Traurigkeit ungesehen verstummen lassen. Grübelnd und klitschnass saß ich nun zusammen mit meinem Hund auf der Wiese des menschenleeren Parks und beobachtete stillschweigend das sich abwechselnde Spiel des Gewitters über mir. Lautlos ließ ich den Schmerz in meinem Herzen freien Lauf, unterdessen ich noch immer darüber nachsann, weshalb das alles gerade mir passierte. Lina war aus meinem Leben verschwunden und seitdem hatte ich das Gefühl, das mein gesamtes Dasein komplett aus den Fugen geraten war. Kein Tag war wie der Vorherige und seit meinem ersten Aufeinandertreffen mit L schien sich rein Garnichts mehr um mich herum auf logischen oder rationalen Bahnen zu bewegen. Wieso musste ich mich auch ausgerechnet in ihn verlieben? Jegliche Erinnerungen mit ihm waren von Provokation, Eskalation und dem entgleiten meiner früher so unumstößlichen Selbstkontrolle durchsetzt, was mir Seiten aufgezeigt hatte, die ich an mir selbst niemals vermutet hätte. War ich vielleicht wirklich einfach nur einsam gewesen? Dieses Ganze Verhalten passte doch überhaupt nicht mehr zu mir. Früher war ich doch auch stets ruhig, besonnen und immer darauf bedacht gewesen meine Gefühle und Gedanken vor allen Menschen zu verbergen, denn nur so konnte man nicht verletzt werden. Aber seit Lina in meinem Leben aufgetaucht war, hatte ich mehr und mehr meine Fassade fallen gelassen und vielleicht war genau das ein Grund dafür, warum mich seine Worte vorhin so sehr gekränkt hatten. Je länger ich mit L Zeit verbracht hatte, umso mehr hatte ich ihn ein Stück weit hinter meine Mauer aus Selbstschutz blicken lassen und ihm letztendlich vertraut. War das eventuell sogar mein Fehler gewesen? Nachdenklich strich ich fürsorglich durch das nasse Fell meines Hundes, ehe ich durch eine mir bekannte Stimme plötzlich aus meinen immer dunkler werdenden Gedankengängen gerissen wurde und überrascht in das Gesicht eines mir wohlvertrauten Mannes starrte. In der Zwischenzeit hockte L noch immer grübelnd auf seinem Sessel und versuchte vergeblich das schlechte Gefühl in seiner Brust, welches ihn seit Zahras verschwinden immer weiter quälte zu verdrängen. Hatte er wirklich einen Fehler gemacht? War er vielleicht doch zu weit gegangen? Allerdings hatte er doch nur die Wahrheit ausgesprochen. Wieso also bereitete ihm dieser Umstand jetzt plötzlich schon beinahe körperliche Schmerzen? Missmutig fixierte er abermals die Zimmertür des Hotels, hinter welcher die junge Frau vorhin Hals über Kopf verschwunden war und erneut erschien ihr Gesicht vor seinem inneren Auge, sodass sich wiederholt ein merkliches ziehen in seiner Brust abzuzeichnen begann. L wollte doch eigentlich nur das dieses ganze befremdliche emotionale Chaos in ihm endlich wieder aufhörte, aber irgendwie nahm dieses mit jeden vergehenden Tag nur noch weiter zu, wie er übellaunig feststellen musste. Er war schlicht und ergreifend sauer auf sich selbst. Sich und seine durcheinander geratenden wie ebenso irrationalen Gefühle für diese unberechenbare sture junge Frau, welche ihm seit ihrer ersten Begegnung ein Rätsel nach dem anderen aufgegeben hatte. Noch immer konnte er sie nicht durchschauen, aber inzwischen war das bei weitem nicht mehr sein größtes ihn quälendes Problem. Nein, viel schlimmer für ihn war nunmehr die Tatsache, dass er selbst doch wahrlich einer so unlogischen Emotion wie der Liebe unterlegen war und das Ganze auch noch viel zu spät bemerkt hatte. Wie hatte ihm eigentlich nur so etwas passieren können? Was hatte Zahra nur an sich, dass sie es schaffte solche Seiten in ihm wach zurufen und ihn damit aus seiner sonst so aufgeräumten und rationalen Welt zu reißen? Ihre Anwesenheit hatte ihn anfangs einfach nur verwirrt, aber nach und nach musste er sich eingestehen, dass er selbst ständig die Nähe von ihr gesucht hatte. Diese kleinen Plänkeleien und Provokationen hatten ihm doch irgendwie mehr und mehr zugesagt gehabt und auch ihre Unberechenbarkeit hatte auf ihn wohl einen gewissen Reiz ausgeübt. Immerhin war Zahra die erste Person in seinem Leben gewesen, welche sich ihm in kleinster Weise unterworfen hat und welche er nicht mit ein paar wenigen gezielten Sätzen wie eine Schachfigur über sein Spielbrett bewegen konnte. Waren es etwa genau diese Dinge, welche ihn dazu verleitet hatte, so etwas wie Liebe für sie zu empfinden? Unwillig schüttelte dieser sogleich seinen schwarzen Haarschopf und klaubte sich anschließend ein paar Süßigkeiten von dem neben ihm stehenden Servierwagen, welche er sogleich konzentriert aufeinanderzustapeln begann. Warum nur suchten ihn plötzlich solche Gefühle wie Sorge, Eifersucht und Liebe heim? Sein ganzes Leben lang hatte ihm die emotionalen Seiten der Menschen doch auch nichts ausgemacht oder ihn in irgendeiner Art und Weise gar dazu verleitet, sich selbst mit solchen in Verbindung zu bringen. L hatte nie etwas dergleichen auch nur ansatzweise Vermisst oder es sich in irgendeiner Form herbeigesehnt gehabt, denn Gefühle gründeten nun einmal nicht auf wissenschaftlichen Fakten die man analysieren und erklären konnte. Sie ergaben für ihn letztendlich keinen in sich schlüssigen Zusammenhang, mit welchen er einen genau festgelegten Verlaufsplan erstellen konnte und wurden somit schlicht weg nur als unnötig oder gar gefährlich von ihm eingestuft. Zwangsweise hatte er sich wohl oder übel durch seine Arbeit mit diesem irrationalen Sachgebiet auseinandersetzten müssen, ja, allerdings ergab sich für ihn aus diesen Erfahrungen nur eine unumstößliche Schlussfolgerung und diese besagte, das Emotionen das logische Denken nachhaltig beeinflussten. Schon alleine deswegen war ihm bereits das in Erwägung ziehen solch eines Erlebnisses in Bezug auf sich selbst ein Dorn im Auge. Warum konnte er diese befremdlichen Empfindungen denn nur nicht einfach ignorieren oder gänzlich ausschalten? Selbst das Ignorieren von Zahra fiel ihm von Tag zu Tag sichtlich schwerer und immer wieder hatte er sich selbst dabei erwischt, wie er diese minutenlang völlig unbewusst mit seinem Blick gefangen gehalten hatte. Erneut tauchten in seinen Erinnerungen die ihn so verstimmenden Erlebnisse mit dieser jungen Frau auf und abermals legte sich wie von selbst seine Hand an seine Wange, welche Zahra mit ihren Lippen so überraschend flüchtig berührt hatte und sogleich schlich sich neuerlich diese unbekannte wenn auch irgendwie angenehme Wärme in sein Herz. Perplex und verärgert besah er sich umgehend seine anscheinend ein Eigenleben entwickelnde Hand und erhob sich anschließend unwillig von seinem Platz, bevor er sich zum Fenster begab wo er seinen Blick missmutig über die Dächer von Tokio schweifen ließ. Wie schon so häufig wenn er die Augen schloss, konnte L wieder die wohlige Wärme von Zahras Körper in seinen Armen spüren und auch das sanfte kribbeln ließ nicht lange auf sich warten, was ihn erneut sichtlich verstimmte. Aus welchem Grund nur fühlten sich diese Erfahrungen mit ihr auch noch auf eine beunruhigende Art gut an? Wieso nur schien ihm dieses Gefühl der Liebe mehr und mehr zuzusagen, obwohl er doch alles in seiner Macht stehende tat, um genau das Gegenteil zu erzeugen? Er konnte einfach nicht verstehen, warum ihn Zahra in gewisser Weise regelrecht anzog und er sich dadurch zu Aktionen hinreißen ließ, welche er selber niemals für möglich gehalten hatte. Handlungen, die für ihn nahezu befremdliche Züge annahmen und ihm doch irgendwie zu gefallen schien. Was sollte er also anderes tun, als sich von dieser Person so gut es eben ging fernzuhalten bis der Fall Kira gelöst war und er endlich aus ihrer verwirrenden Nähe entfliehen konnte? Seine Augen fixierten reflexartig die Tür, als sich an dieser durch ein kurzes bittendes Klopfen Besuch ankündigte und L somit schlagartig aus seinen Grübeleien zu Zahra gerissen wurde. Einen Moment war es still, ehe sich diese beinahe lautlos zu öffnen begann und den Blick auf seinen treuen Gehilfen Watari frei gab, welcher sich sogleich daran machte den Servierwagen mit dem benutzten Geschirr zu bestücken. Irritiert besah sich Watari den Raum, denn ihm war sofort aufgefallen das hier irgendetwas nicht stimmte und er brauchte auch nicht lange, um diese Unstimmigkeit genauestens zu definieren. „Sagen Sie Ryuzaki….Wo ist eigentlich Zahra?.....Es ist äußerst ungewöhnlich, dass sie einfach so verschwindet….. und das auch noch ohne eines der Schokotörtchen angerührt zu haben……..Ist vielleicht irgendetwas Vorgefallen?“ wandte sich der besorgte ältere Herr nun umgehend an seinen Schützling, denn inzwischen kannte er die junge Frau und ihre Vorlieben nur zu gut, um bei solch einer Sachlage nicht hellhörig zu werden. Watari hatte bereits gemerkt, dass das Verhältnis zwischen L und Zahra abermals seit einiger Zeit angespannt war und er wusste nur zu gut, wie stur beide Parteien sein konnten, denn weder Sie noch Er würden sich jemals einen Fehler eingestehen. L musterte unterdessen stillschweigend seinen fragend dreinblickenden Assistenten und irgendwie schwante ihm schon, dass dieser sich nicht mit einer belanglosen Antwort zufrieden geben würde, denn immerhin schien der alte Mann Zahra wirklich ins Herz geschlossen zu haben. Dennoch hatte er gerade jetzt am aller wenigsten Lust darauf, sich auch noch mit diesem über sein ohnehin schon leidiges Problem namens Zahra auseinanderzusetzen. „Ich habe ihr gesagt, dass ich sie niemals hätte in die Sonderkommission aufnehmen dürfen.“ Folgte somit wahrheitsgetreu tonlos von diesem, währenddessen er sich erneut missmutig auf seinen Sessel niederließ und eingehend die Reaktionen seines Gegenüber zu studieren begann. In dessen Gesicht spiegelten sich beim Vernehmen der Worte sämtliche Fassetten von Unglauben, über Fassungslosigkeit bis hin zum eindeutigen Ärger über die unangebrachte Äußerung des jungen Detektives. „Sie haben Ihr damit großes Unrecht getan und das wissen sie auch L. Zahra ist eine sehr kluge und äußerst fähige Ermittlerin. So etwas hätten sie nicht sagen dürfen.“ Kam auch prompt mahnend die entsprechende Zurechtweisung von Watari, was ihm lediglich einen nicht gerade freundlichen Blick von seinem Gegenüber bescherte. „Kann es nicht eher sein, das Sie angefangen haben eine gewisse Sympathie für diese junge Frau zu entwickeln und Zahra deshalb bewusst Unrecht tun?“ warf dieser nach einer wiederholten eingehenden Musterung seines Schützlings lauernd ein, was dieser jedoch umgehend ärgerlich mit einer scharfen Ermahnung kommentierte. „Sie übertreten bei weiten ihre Befugnisse Watari.“ Gab dieser sogleich dunkel zur Antwort, unterdessen er seinen Assistenten mit einen ebenso finsteren Blick strafte. Der ältere Herr jedoch ließ sich nicht wirklich beirren, denn auch wenn er stets auf die Bedürfnisse des schwarzhaarigen Detektives achtete, so war er selbst in seinem Alter noch lange nicht blind. Zudem kannte er den jungen sturen Mann vor sich nun inzwischen schon zu lange, um nicht zu bemerken wenn diesen irgendetwas wirklich beschäftigte. Manchmal brauchten selbst die klügsten Menschen einen Stoß in die richtige Richtung, vor allem wenn sie so stur und uneinsichtig waren wie L. „…Ich bitte vielmals um Verzeihung…“ ließ dieser daher umgehend versöhnlich verlauten, bevor er sich den Servierwagen schnappte und auf den Weg aus dem Hotelzimmer machte. Jedoch kurz bevor er gänzlich aus der Tür verschwunden war, wandte er sich entschlossen nochmals an den nun abermals verstimmt dreinblickenden L „Wissen Sie…..Ich bin der Meinung Zahra tut ihnen wirklich gut und das L beruht Gegenseitigkeit…....vertrauen Sie einem alten Herrn….“ Verließ abschließend mit einem sanften Schmunzeln die Lippen von Watari und er hoffte inständig, das sein Schützling die darin versteckte Botschaft doch noch irgendwie verstand, ehe er kurz darauf leise die Tür des Zimmers ins Schloss zog und einen vollkommen verwirrten wie ebenso missgelaunten Detektiv darin zurück ließ, welcher erneut grübelnd seinen Daumen an die Lippe legte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)