L - You have changed my World von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 29: Einsicht -------------------- Einsicht Noch immer hielt ich mir meine vor Schmerzen glühende Wange, derweil ich mit der anderen Hand in dem Verbandskasten herum kramte, welchen mir dieser Irre freundlicher Weise hatte zukommen lassen. Inzwischen hatte ich mich mit dem Rücken zur Kamera gedreht, denn ich würde diesem geisteskranken nicht auch noch die Genugtuung geben, sich an meinen Qualen zu erfreuen und außerdem wenn er wirklich die Wahrheit über die eingeschränkte Funktionstüchtigkeit des mich beobachtenden Geräts gesagt hatte, so konnte ich damit gleichfalls die Wahrscheinlichkeit gering halten, das dieser kranke Typ irgendetwas von meinen kleinen Extras, die sich in meinem Schmuck befanden mit bekam. Es blieb zwar trotz alledem die unterschwellig im Raum schwebende Möglichkeit bestehen, das mich dieser Wahnsinnige mit seiner Aussage nur versuchte auszutricksen, aber bei seinem augenscheinlich nicht gerade hohen Intellekt war diese jedoch verschwinden gering. Wenigstens wusste ich nun, das L mich immer noch hören konnte, denn ich hatte seine kleine Ausführung über meine jetzige Lage durchaus mithören können. Auch meinen kleinen Plan schien er offensichtlich durchschaut gehabt zu haben, aber das wunderte mich bei ihm inzwischen nun wirklich nicht mehr. Immerhin war er der beste Detektiv der Welt und allein zu wissen, dass jemand wie er meine gesamte Situation zu mindestens akustisch verflogenen konnte, gab mir ein Stückchen mehr Sicherheit in dieser sonst so scheinbar schier ausweglosen Lage. Doch ganz egal was immer auch passieren mochte, ich würde niemals damit aufhören zu kämpfen. Schließlich hatte ich einen Massenmörder zu fangen und im Moment wahrlich noch keine Zeit dazu, mich hier von irgend so einem daher gelaufenen Stalker abmurksen zu lassen. Ich war eine hervorragend ausgebildete BKA Beamtin und kein kleines verängstigtes Mädchen, dessen Willen er mit Schmerz und Folter brechen konnte. `Der kann sich an mir meinetwegen gerne die Zähne aus beißen…………wenn ich ihm diese nicht vorher eigenhändig breche, falls er nochmal auf die widerliche Idee kommen sollte, Hand an mich zu legen…` ging mir bitter böse durch den Kopf und schielte nebenbei aus dem Augenwinkel finster zurück zum Objektiv auf dem Schrank. Vorsichtig nahm ich mir darauf hin behutsam den inzwischen vollgesogenen Verband ab und begutachtete fachmännisch die sich mir nun präsentierende Wunde an meinem rechten Oberschenkel. Sie blutete noch immer stark, war aber zum Glück nicht allzu tief, sodass es mir prompt ein erleichtertes Aufseufzen entlockte. Es schien lediglich ein Streifschuss gewesen zu sein, wodurch ich Gott sei Dank „nur“ mit einer ziemlich schmerzhaften Fleischwunde davon gekommen war. Angenehm war die ganze Geschichte aber dennoch nicht und sie wurde noch weitaus unangenehmer, als ich mich anschließend daran machte, diese sorgfältig zu säubern und neu zu verbinden. Tapfer biss ich die Zähne zusammen und konnte trotz allem dennoch nicht verhindern, ab und an erneut gequält aufzustöhnen, wenn die Schmerzen einfach zu übermächtig wurden. Nachdem ich zuletzt auch noch mehr blind als sehend meine fühlbare Wunde am Kopf versorgt hatte, ließ ich mich einfach erschöpft bäuchlings zurück auf das Bett fallen und schloss nachdenklich meine Augen. Immer noch hatte ich keine Ahnung wie ich hier bloß wieder herauskommen und wie ich mich im Falle eines erneuten Angriffs meines Entführers verhalten sollte. Er war mir klipp und klar körperlich gänzlich überlegen, was mir im Normalfall gar nicht mal so sehr zu schaffen gemacht hätte, wäre da nicht dieser mehr als unglückliche Zustand, das ich an diesem beschissenen Bett angekettet war. Jedoch wenigstens war ich nicht mehr vollkommen alleine in diesem Alptraum gefangen, auch wenn es mir nur möglich war sprachlich mit einem andren außenstehenden Menschen in Kontakt zu treten, so gab es mir dennoch das Gefühl, das ich es irgendwie schon schaffen würde diesem Gefängnis wieder zu entfliehen. „Ich hätte niemals gedacht, dass ich das mal sagen würde……aber es tut wirklich gut deine Stimme zu hören Ryuzaki…“ flüsterte ich leise vor mich hin und achtete stehst darauf, dass meine Lippen außerhalb des Sichtfelds des Kameraobjektives lagen. Ich musste es jetzt einfach riskieren, auch wenn immer noch die unwahrscheinliche Möglichkeit bestand, dass dieser Irre da draußen sich nur dümmer stellte als er wirklich war, denn mir war mittlerweile schlagartig bewusst geworden, das ich nur mit L´s Hilfe eine Chance hatte hier jemals wieder lebend rauszukommen. Mit schreckensgeweiteten Augen verfolgten die Ermittler der SOKO die Geschehnisse auf der anderen Seite des Lautsprechers, derweil ihnen beinahe jegliche Farbe aus dem Gesicht wich und ungläubig geschockte Ausrufe unter ihren Reihen laut wurden. Auch L starrte düster auf den Monitor seines Laptops und biss sich wütend auf die Unterlippe, währenddessen er entsetzt die ihm daraus entgegen klingenden Geräuschen aufmerksam studierte. Zahra wurde doch tatsächlich von diesem Schwein bedrängte und geschlagen, indessen er im Moment dazu Verdammt war hier lediglich nur tatenlos herumsitzen und nichts dagegen unternehmen konnte. Abermals meldete sich diese schon fast körperlich schmerzende Unruhe in ihm und ließ seine Laune bis unter den Gefrierpunkt sinken, derweil sein Herz erneut damit begann sein sonst so ruhiges Blut immer schneller durch seinen Körper zu jagen. Der Umstand so hilflos und untätig dabei zuhören zu müssen und nicht doch noch irgendwie eingreifen zu können, verärgerte ihn zutiefst. Angespannt begann sein scharfer Verstand abermals alle ihm bekannten Fakten zu ihrem Verschwinden durchzugehen, um nicht doch irgendein winzig kleines Schlupfloch, ein einziges augenscheinlich unbedeutendes Detail übersehen zu haben, aber es wollte sich ihm einfach nichts offenbaren. Immer und immer schneller rasten seine Gedanken durch die verschiedenen Türen des Labyrinths, doch jedes Mal fand er sich umgehend vor einer massiven Wand aus weiteren Fragen und Problemen wieder, welche es ihm nicht gelang einzureißen. Plötzlich wurde er jedoch augenblicklich durch die Bewegung einer Person aus seinen Gedankengängen gerissen und schaffte es gerade noch so mit einer schnellen gezielten Handbewegung, diese von ihrem Vorhaben abzuhalten. "Lassen sie das Matsuda………wenn wir jetzt eingreifen und dieser Mistkerl noch in ihrer unmittelbaren Nähe ist, dann könnte er etwas von dem Überwachungssystemen bemerken……..Es ist zwar eher unwahrscheinlich, aber nicht vollkommen aus zuschließen…….daher werden wir erstmal abwarten, bis Zahra sich von alleine meldet.“ wies er diesen prompt nachdrücklich zurecht und blickte derweil weiterhin missmutig auf den Bildschirm seines Laptops. Matsuda Augen weiteten sich abermals erschrocken, als er seinen beinahe begangenen Fehler gewahr wurde und begann sogleich damit sich kleinlaut bei Ryuzaki dafür zu entschuldigen, als ihm plötzlich fürsorglich eine Hand auf die Schulter gelegt wurde. „Schon gut Matsuda. Ich glaube wir können alle sehr gut nachvollziehen, warum sie gerade so gehandelt haben. Aber Ryuzaki hat Recht, wenn wir jetzt gänzlich unbedacht mit Zahra Kontakt aufnehmen, könnten wir sie dadurch in große Gefahr bringen.“ meldete sich Herr Yagami und besah sich indessen nachdenklich den jungen Detektiv auf dem Sessel. Weder ihm noch Watari war das kaum merkliche zittern seines Körpers entgangen gewesen, jedoch machten sich beide ihre ganz eigenen Gedanken dazu und ließen ihrer überraschende Beobachtung wissentlich unkommentiert. L versuchte derweil diese ungewollte Reaktion so gut es ging zu unterbinden, denn so etwas wie Schwäche durfte und konnte er sich einfach nicht erlauben. Er hatte bei seiner Arbeit einfach keinen Platz für solche Empfindungen wie Ärger oder Wut, denn diese behinderten den menschlichen Verstand in seiner logischen Arbeitsweise erheblich und das konnte folglich ziemlich gefährlich werden. Es waren lediglich die sehr wenigen Niederlagen in seinem Leben gewesen, welche in ihm bisher solche Gefühle ausgelöst hatten, aber seit Zahra bei ihm aufgetaucht war, schien sein Körper ein mehr als unerfreuliches Eigenleben entwickelt zu haben, welches sich seinem geistigen Verständnis weder unterwerfen wollte noch erklärte. So sehr ihn das alles auch beschäftigte und inzwischen wirklich auf den Wecker ging, so wenig hatte er jedoch jetzt gerade die Zeit dazu, dieses bisher ungelöste verwirrende Rätsel weiter zu ergründen. L musste im Augenblick wahrlich seine ganze Konzentration auf das Lösen der beiden Fälle fixieren und so schnell wie möglich mit seinen Ermittlungen vorankommen, bevor noch mehr Menschen ihr Leben verloren. Im nächsten Moment jedoch machte sein Herz einen erneuten überraschten Hüpfer, als sich Zahras Stimme ganz unverhofft in seine Gedanken schlich und ihn zurück in die Realität holte. Aufmerksam hörte er auf die leise geflüsterten Worte, welche sich nach und nach zu Sätzen formten und ihn neuerlich komplett irritierten. Hatte er das gerade richtig verstanden? Sie freute sich darüber seine Stimme zu hören? Seltsamer weise schien er bei diese Aussage von ihr sogar so etwas wie Wohlwollen zu empfinden, was allerdings doch vollkommen unlogisch war, denn in Anbetracht ihrer Lage wäre sie wohl über jede ihr bekannte Stimme glücklich gewesen. Aber wieso machte er sich überhaupt darüber Gedanken? Es gab doch gerade viel wichtigere Dinge, mit denen er sich auseinander setzten musste. Verärgert über sich selbst und seine mal wieder von alleine abschweifenden Überlegungen, legte er missmutig den Finger auf den Knopf, welcher das vor ihm stehende Mikrofon aktivierte, indessen sich die restlichen Mitglieder der Sonderkommission mit einer Mischung aus Erleichterung und Unbehagen hinter ihm aufzustellen begannen und gespannt auf das nun Folgende warteten. „Wie geht es dir Zahra?“ erklang seine tonlose Stimme leise in meinem Ohr, was mein immer noch pochender Kopf erneut dazu veranlasste, sich umgehend mit einer neuen Welle aus Qualen merklich zu beschweren. Gepeinigt kniff ich meine Augen zusammen und versuchte diesen unmissverständlichen Widerspruch meines geschundenen Körpers einfach zu ignorieren, bevor ich mich darauf besann L zu antworten. „Den Umständen entsprechend würde ich sagen. Ein Streifschuss am Oberschenkel und eine kleine Platzwunde am Kopf, ansonsten bin ich unverletzt. Nur der Blutverlust macht mir ein wenig zu schaffen, aber dieser Irre hat mir ja wenigstens Verbandszeug da gelassen, sodass ich schlimmeres vorerst verhindern kann. Habt ihr vielleicht schon eine Ahnung davon, wo ich hier bin?“ gab ich nun erschöpft von mir und zog die Decke des Bettes schützend über meinen Körper. Wenn ich Glück hatte konnte ich diesen Typen damit vorgaukeln das ich schlafen würde, derweil ich mich mit der SOKO unterhielt. „Nein. Bis jetzt haben wir noch keinen Anhaltspunkt ermitteln können, wo sich dein momentaner Aufenthaltsort befindet. Allerdings wäre eine detaillierte Täterbeschreibung von dem Kerl und deiner für dich sichtbaren Umgebung sicherlich hilfreich.“ folgte sogleich erklärend von ihm, währenddessen ihn der Umstand, dass sie sich durch ihrer Verletzungen nicht in unmittelbarer Gefahr befand, zusehends ruhiger stimmte. Wieder versuchte ich die neue Flut an marternden Schmerzen in meinem Kopf zu verdrängen und ebenso die Enttäuschung, welche durch seine Worte in mir aufzukeimen begann. Eigentlich war mir schon fast klar gewesen, dass das Auffinden meines Gefängnisses doch ein wenig mehr Zeit in Anspruch nehmen würde, aber die Hoffnung es könnte anders sein hatte sich trotz alledem in meinem zweiflerischen Unterbewusstsein fest gebissen gehabt. Resigniert holte ich einmal tief Luft, bevor ich die Augen schloss und versuchte mir das Gesicht des geisteskranken Vollidioten zurück ins Gedächtnis zu rufen, um L eine möglichst genaue Beschreibung dessen abliefern zu können. „Mmhh…..Also er ist wesentlich jünger als ich……würde bald sagen so um die zwanzig und hat kurze schwarze Haare…….mehr wie ein Igelschnitt…….er ist ca. einen Kopf größer als ich, wobei er allerdings eher schmächtig wirkt…….was noch……achso seine Augen sind Braun, wenn ich das vorhin richtig mitbekommen habe …….und außerdem trägt er im Augenblick eine schwarze Hose und einen ebenso farbigen Pullover…..“ ließ ich nachdenklich verlauten und suchte weiterhin in meinen Erinnerungen nach irgendwelchen Besonderheiten an ihm, welche ich aber auch nach mehreren Minuten des angestrengten Grübelns einfach nicht ausmachen konnte. „Mehr fällt mir zu dem Kerl beim besten Willen nicht ein…..Tut mir leid….Und zu meinem Zimmer kann ich auch nicht viel sagen…..Es hat zwar ein Fenster, aber durch das kann ich leider nicht hinausschauen, da mich dieser Typ an dem Bett festgekettet hat…“ schloss ich ermattend und suchte indessen krampfhaft nach einer Möglichkeit, unseren Kontakt doch noch irgendeinen weiteren Nutzen abzugewinnen. Es konnte doch absolut nicht wahr sein, das ich nur hilflos herumliegen konnte und es nichts gab, um mich selbst aus dieser unschönen Lage zu befreien oder wenigstens die SOKO dabei zu unterstützen, als ihnen nur meine Informationen zukommen zu lassen. Das Ganze machte mich einfach nur krank. Und dann urplötzlich durchfuhr es mich wie ein Blitz, was das sich überhöht drehende Karussell in meinem Kopf schlagartig zum Halten brachte. „Sag mal Ryuzaki….. wäre es nicht vielleicht unter Umständen möglich die ein und ausgehenden Signale von den Überwachungsgeräten irgendwie zu lokalisieren?......Ich meine, ich weiß es sind keine Wanzen oder ortungsspezifische Frequenzen wie bei einem Handy…..aber auch wenn diese absolut abhörsicher und nicht zurück verfolgbar sein sollen…….mit irgendetwas müssen diese doch empfangen und gesendet werden…….kann man sich diese Codierung nicht irgendwie zu Nutze machen…“ legte ich umgehend meine Gedankengänge offen und warte dann gespannt auf eine Antwort des schwarzhaarigen Detektivs. L hörte sich die leise ertönenden Worte von Zahra sehr genau an, währenddessen sich Herr Aizawa das soeben durchgegebene Aussehen des vermeintlichen Entführers notierte und dieses kurz darauf an die einsatzhabenden Streifenwagen weiterleitete. Nachdenklich legte sich abermals sein Daumen die Unterlippe, indessen er konzentriert die Möglichkeiten für so eine fast unmögliche Aktion überdachte und er sich dann kurz darauf an seine immer treue Unterstützung namens Watari wandte. „Gäbe es einen Weg, diese Signale abzufangen und einzugrenzen?“ Dieser hatte das Gespräch ebenso aufmerksam verfolgt und schon bei der Erwähnung dieser verrückten Option damit begonnen gehabt, sich etwas zu überlegen um diese Idee auf irgendeine Weise umsetzten zu können. „Nun ja ich denke ich könnte es versuchen….“ Kam sofort von Watari als Antwort und nickte L nochmals bestätigend zu. „Gut dann machen Sie sich bitte umgehend an die Arbeit Watari. Aber bleiben Sie bitte in der Zwischenzeit trotzdem weiterhin an Miss Amane dran. Sie hatte inzwischen wahrlich genug Zeit gehabt sich auszuruhen.“ Gab dieser sogleich ungerührt von sich und ignorierte dabei gekonnte die ihm nun mal wieder völlig entsetzt entgegen blickenden Gesichter der restlichen Ermittler, während er prüfend zu Misa auf den andren Monitor schielte. Ich hörte dem treiben in der Ermittlungszentrale lediglich mit einem imaginären Kopfschütteln aufmerksam zu und seufzte sogleich hörbar genervt auf. Mir war schon klar, das L nebenbei weiter am Kira-Fall arbeiten würde und das störte mich auch nicht im Geringsten, denn ich würde an seiner Stelle vermutlich nicht anderes handeln. Trotzdem missfielen mir seine eigenwilligen Ermittlungs-und Verhörmethoden immer noch und schon allein der Gedanke daran, das Misa schlussfolglich eine nicht bestreitbare neue Folter erwartete, ging mir selbst in meiner jetzigen Lage nicht minder gegen den Strich. Es gab einfach nichts was ich tun konnte, um dieses Unrecht zu unterbinden und dieses Gefühl war in meiner jetzigen Situation nur noch schlimmer als nur allein das Wissen darum. Ich bemerkte sofort die erneut in mir aufschäumende Wut darüber, aber es würde jetzt sowieso nichts bringen wenn ich mich darüber aufregte. Daher kämpfte ich mit zusammen gebissenen Zähnen den aufbrodelnden Missmut verdrossen wieder zurück in die tiefen Abgründe meines Verstandes und besann mich erneut auf mein eigens viel größeres Problem, in welchem ich zu Zeit ungewollt fest steckte. „Hey Ryuzaki….sag mal wie lange war ich eigentlich weggetreten gewesen?“ fragte ich somit beunruhigt nach, denn bis jetzt wusste ich ja noch nicht einmal, wie lange ich hier überhaupt schon weggesperrt war. Waren es nur Stunden gewesen oder gar ganze Tage? Mein Zeitgefühl hatte mich nach meinem Aufwachen unerbittlich im Stich gelassen gehabt und wäre dieses für mich unerreichbare Fenster nicht, so könnte ich mir nicht mal sicher sein, ob es Tag oder Nacht war. „Insgesamt waren es knapp fünf Stunden gewesen, in denen wir nichts von dir gehört hatten. Seit deiner Entführung sind bis jetzt mittlerweile aber schon gut sechs Stunden vergangen.“ Meldete sich auch prompt abermals die Stimme des dunkelhaarigen Detektivs, was mich erneut in meinen verworrenen Gedankengängen versinken ließ. Ganze fünf Stunden? Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was dieser Irre mit mir innerhalb dieser Zeit alles Angestellte haben könnte. Schon der Gedanke daran ließ mir unweigerlich mehrere kalte Schauer über den Rücken laufen, welche ich allerdings zwanghaft zu unterdrücken versuchte, denn ich durfte nicht vergessen, dass ich immer noch von diesen Perversling beobachtet wurde. Gerade als ich mich erneut an Ryuzaki wenden wollte, ruckten schlagartig meine blaugrauen Augen Richtung Tür, als ich erneut das leise Klimpern eines Schlüssels vernahm. Von einer Minute zur anderen saß ich wieder aufrecht auf dem Bett, was mir mein Kopf abermals schmerzhaft quittierte, indem erneut ein wahrer Orkan aus Pein in diesem zu toben begann. Gequält biss ich mir auf die Lippen, währenddessen ich jedoch die Tür nicht einen einzigen Moment aus den Augen ließ. Sogleich betrat erneut der junge Mann das Zimmer, dank welchen ich mich in dieser prekären Lage befand und schritt mit einem voll beladenden Tablett hämisch Grinsend auf mich zu. „Tut mir leid dass es so lange gedauert hat Zuckerpuppe, aber ich dachte du hast nicht nur Durst sondern vielleicht auch Hunger.“ ließ dieser erklärend verlauten, indessen er sein Mitbringsel vorsichtig auf meinem Bett ablud. Ich starrte dem Kerl einfach nur fassungslos entgegen und mir fiel im selben Moment geradezu ein Stein vom Herzen. Im allerersten Augenblick hatte ich wirklich damit gerechnet, dass ich doch noch aufgeflogen war und er mir die ganze Zeit nur etwas vorgespielt hatte, aber dass er mir tatsächlich etwas zu Essen brachte, hätte ich nun wahrlich nicht vermutet. Wachsam rutschte ich sogleich zurück ans Bettende, indessen ich ihn keine Sekunde aus meinem boshaften Blick entließ und gleichzeitig misstrauisch die Speisen begutachtete. Glaubte der wirklich, dass ich davon etwas essen würde? Der hatte sie doch nicht mehr alle. Woher sollte ich mir denn bitteschön sicher sein, das er da nicht irgendetwas hinein gemischt hatte, um mich gefügig zu machen? Mir war gerade schlicht und ergreifend wahrlich der Appetit vergangen, sodass ich ihm weiterhin nur finster entgegen starrte. „Jetzt sei nicht so stur Süße……Das schmeckt gut, glaub mir…...“folgte prompt hinterher, denn er musste wohl mein Unwillen bemerkt haben, bevor er sich selbst ein bisschen von dem Brot abzweigte, um wahrscheinlich seine eben geäußerten Wort nochmals zu unterstreichen. Wachsam verfolgte ich jede seiner noch so kleinen Bewegungen, ohne dass ich auch nur eine einzige Silbe mit ihm wechselte, denn auf ein gedientes Plauderstündchen mit einem geistig Verwirrten hatte ich im Moment nun wahrlich keine Lust. Dem Typen schien das allerdings eher weniger zu gefallen, denn ich konnte sehen wie sich sein Gesichtsausdruck in der nächsten Minute eindeutig zu einer verärgerten Fratze entwickelte, was mich sofort in aller höchster Alarmbereitschaft versetzte. Langsam aber unnachgiebig bewegte sich der Kerl erneut bedrohlich auf mich zu, derweil sich auf seinen Lippen ein böses Lächeln breit machte und er mich abermals mit seinen lüsternen Augen abzutasten begann. Ich drückte mich umgehend noch ein Stück dichter an die Wand des Bettendes, währenddessen meine Nerven zum Zerreißen gespannt waren. Was ging den jetzt schon wieder in seinem kranken Kopf ab? Der kam doch jetzt nicht wirklich auf die Schnapsidee mich nochmals antatschen zu wollen oder? Mein Puls schnellte in die Höhe und meinen Körper bedeckte eiskalter Schweiß, derweil mein rasender Verstand versuchte mir irgendeinen plausibel klingenden Fluchtweg zu erschließen. Nach außen hin wirkte ich zwar gefasst und starrte ihm immer noch mehr als dunkel mit meinen blaugrauen Augen entgegen, aber innerlich starb ich bereits bei dem Gedanken an die bevorstehenden Möglichkeiten tausend Tode. Immer näher kam der Kerl auf mich zu und schien sein vorhin so abruptes Vorhaben nun erneut wieder aufnehmen zu wollen, als er plötzlich unerwartet kurz bevor er mich erreichte stehen blieb und in einem böse amüsierten Gelächter verfiel. „Kein Sorge meine Hübsche…..Ich will dich doch nicht kaputt machen……. oder meinst du wirklich, das ich mit einem so zugerichteten Ding wie dir gerade Spaß haben könnte?..........Nein, noch nicht……..dafür haben wir noch genug Zeit, wenn du dich von deinen Verletzungen wieder gänzlich erholt hast…..“ hauchte er mir mit seinen nach Alkohol stinkenden Atem verrucht entgegen, was mich trotz jeglicher Gegenwehr doch nicht davon abhalten konnte, mich angewidert schütteln zu müssen. Sauer ballte ich die Hände und mein gesamter Körper begann vor Empörung abermals zu zittern, währenddessen ich wütend mit den Zähnen zu knirschen begann. „Du….du widerst mich an Arschloch…..“ zischte ich ihm finster entgegen, was ihm jedoch nur ein abfälliges erneutes Auflachen entlockte. „Ja wehr dich ruhig meine Süße…….das gefällt mir…“ flüsterte er mir sogleich lüstern zu, was meine Wut augenblicklich zum Explodieren brachte. Kraftvoll warf ich mich nach vorne, um diesen Mistkerl sein dreckiges Mundwerk zu stopfen, allerdings hatte dieser Irre anscheinend genau mit solch einer Reaktion gerechnet gehabt und sich sofort hurtig außerhalb meiner Reichweite gebracht, sodass ich mit einen gequälten Aufkeuchen unsanft neben dem Bett landete. „Na du bist ja eine richtige Wildkatze was?......Aber jetzt solltest du dich erstmal etwas ausruhen…..Zeit zum Spielen haben wir noch genug…“ gab dieser sogleich anzüglich grinsend von sich und machte sich dann daran, das Zimmer abermals wieder zu verlassen. Jedoch bevor er die Tür wieder hinter sich ins Schloss zog, zwinkerte er mir nochmals hämisch zu, was meine Wut abermals aufschäumen ließ. Ich griff das erst beste was ich in die Finger bekam und warf es mit voller Wucht gegen die Zimmertür, durch welche er gerade verschwunden war. Es brachte wie erwartet nichts, aber dennoch fühlte ich mich in diesen Moment ein klein wenig besser, ehe ich mich wieder vom Boden erhob und danach verärgert zurück aufs Bett fallen ließ. L hatte, wie auch der Rest der anwesenden Ermittler, abermals entsetzt das Geschehen auf der anderen Seite des Mikrofons verfolgt und erneut stieg diese mehr als verwirrende Wut in ihm auf, weshalb er sich wahrlich darauf konzentrieren musste seine Körper neuerlich gänzlich unter Kontrolle zu behalten. Jedes gesprochene Wort und schon allein die gewählte Tonlage, hatten ihn jedes Mal einen merklichen Stich versetzt und auch wenn er immer noch nicht wirklich wusste, woher diese übertriebenen ungewollten Reaktionen rührten, so sehr wollte er jedoch das diese endlich aufhörten. Aber irgendwie ahnte L inzwischen, dass diese ihn so irritierende Unruhe und diese immer heftiger werdenden unliebsamen Reflexe seines Körpers nur mit dieser jungen Frau zusammen hängen konnten. Auf eine seltsame, ihm nicht zu erklärende Art und Weise wurden diese nicht nur anscheinend von Zahra ausgelöst, sondern sie ganz alleine schien das Problem zu sein. Sie war offensichtlich also nicht nur der Auslöser sondern viel mehr der eigentlich Grund dafür. Jedoch anstatt das ihn diese Erkenntnis weiter brachte, verhedderte sich sein sonst so rationaler Verstand dadurch nur noch weiter in dem verwirrenden Netzt aus Fragen und Rätseln, welches ihn nun schon so lange beschäftigte und mit Unwissenheit quälte. Es hatte lange gebraucht, bis sich mein aufkochendes Blut endlich wieder vollkommen abgekühlt und ich mich einigermaßen ruhig wieder unter der schützenden Decke des Bettes zusammen gerollt hatte. Inzwischen war es bereits dunkel geworden und nur das schwache Licht des Vollmondes erhellte noch den spärlich eingerichteten Raum, welcher im Moment mein Gefängnis darstellte. Das Essen hatte ich nicht angerührt, sondern so wie es war einfach unter mein Bett geschoben, denn auch wenn ich noch so hungrige war konnte ich nicht mit absoluter Bestimmtheit sagen, ob es wirklich so harmlos war wie es aussah. L hatte sich nach dem Vorfall nur kurz nochmal gemeldet gehabt, um mit mir nochmals die einzelnen Fakten durch gehen zu können. Danach war es still geblieben, aber was sollte er mir auch schon erzählen? Watari war dabei ein Weg zu finden, wie wir die abfangsicheren Signale meines Schmuckes doch noch irgendwie orten konnten und die restlich Ermittler waren wohl damit beschäftigt, mit Hilfe des von einem Profilers erstellten Profils weitere Befragungen im Umfeld des Tatortes durch zuführen. Vorerst war alles besprochen, was es zu besprechen gab und somit hatte ich die erdrückende Wartezeit damit verbracht, endlich mal all meine wirren Gedanken und Gefühle zu sortieren wie auch zu entknoten. Eigentlich hatte ich mich ja schon lange mal wieder nach ein wenig Ruhe und Zeit für mich alleine gesehnt gehabt, aber so nötig hatte ich es nun auch wieder nicht, dass sich das Schicksal mit einer Entführung revanchieren musste. Andrerseits hatte ich gerade ja auch nicht wirklich etwas Besseres zu tun, denn auch wenn es inzwischen schon ziemlich spät sein musste, so würde ich hier doch niemals ruhigen Gewissens schlafen können. Meine Gedanken driften mehr und mehr in die sinkende Flut der Vergangenheit ab und wieder einmal verbrachte ich eine ganze Zeit damit, mich einsam in meinen Erinnerungen mit Lina zu vergraben. Ein paar verlorene Tränen verließen unbemerkt meine traurigen Augen, derweil ich sowohl die schönen wie auch die schlechten Momente, welche ich mit ihr verbringen durfte nochmals durchlebte. Es zerriss mir abermals schier das Herz und ich weinte ungehört all meinen mich quälenden Schmerz von meiner zerrüttenden Seele. Wie lange ich so da lag hätte ich im nach hinein gar nicht einmal zu sagen vermocht, aber es tat mir gut und es ließ all die Wunden in meinen Inneren ein kleines Stückchen mehr heilen. Dann jedoch schlich sich eine andere, mir inzwischen schon wahrlich vertraute Person in meine Gedanken und diesmal ließ ich es einfach geschehen. Abermals zogen all meine bisher erlebten Ereignisse mit diesem wunderlichen Detektiv an mir vorbei und entlockten mir hin und wieder ein warmes friedliches Lächeln. Auch die mich vorher so verwirrenden Träume manifestierten sich abermals vor meinem inneren Auge und ich wollte mich in diesem Augenblick einfach nicht mehr der wohligen Wärme in meinem Körper, welche nur durch die bloße Erinnerung daran ausgelöst wurde, entziehen. Ich hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu, mich gegen meine eigenen Gefühle zu wehren und zu sehr genoss ich es einfach in diesen Moment, diese übermächtige Geborgenheit in mir zu spüren. Meine geschundene Seele hatte wahrlich schon genug gelitten, als das ich dieser eigenmächtig noch mehr Qualen zu führen musste, denn bisher hatte ich mich vehement gegen jedes einzelne dieser Gefühle gesträubt. Nichts hatte mich seither dazu gebracht gehabt, endlich mal meinen gemarterten Verstand einfach abzuschalten und lediglich auf die Emotionen in meinem Körper zu hören, aber nun in dieser misslichen Lage gefangen, war es beinahe schon wie eine Flucht. Eine Flucht in eine schönere und bessere Welt, die mich all meine Probleme um mich herum vergessen ließ. Es war einfach falsch gewesen, mich grundsätzlich vor der Wahrheit verschließen zu wollen, welche ich doch schon längst Unterbewusst begriffen und trotz alledem nicht für Real zu erklären versucht hatte. Wieder erschien das Gesicht von L vor meinem inneren Auge und eine kleine einsame salzige Perle suchte sich flüchtig ihren Weg über meine Wange, derweil sich abermals ein sanftes Lächeln auf meine Lippen legte. Ja. Ich sah es nun endgültig ein. Ich hatte mich tatsächlich verliebt. Verliebt in einen seltsamen, sturen und kontrollsüchtigen Meisterdetektiv namens L. `Wie hatte mir so etwas nur passieren können….` ging mir nachdenklich durch den Kopf und entlockte mir erneut ein kleines Schmunzeln. Dieses Eingeständnis war wie eine Befreiung für mich und ließ mein Herz augenblicklich mehrere Takte höher schlagen, indessen sich in meinem Bauch ein wahrer Regenbogen an Schmetterlingen zu entfalten begann. Ja ich konnte und wollte es einfach nicht mehr leugnen. „Ryuzaki?“ fragte ich leise flüsternd in die finstere Stille hinein und schloss müde meine Augenlider. „Was gibt´s Zahra?“ kam sofort alarmiert zurück, was mir umgehend ein weiteres Lächeln entlockte. „Bitte versprich mir, das du mich hier rausholen wirst….….L“ folgte sogleich sanft aus meinen Mund und lauschte abwartend auf seine Antwort. Eine ganze Weile blieb es vollkommen ruhig, bis sich dann endlich nach einer gefühlten Ewigkeit erneut seine Stimme leise in meine Gedanken schlich. „Wir werden dich daraus holen, das verspreche ich dir……..Robin“ Bei dem vernehmen seiner Worte schlich sich erneut dieses warme sanfte Lächeln auf meine Lippen, bevor ich glücklich allmählich in das Land der Träume hinüber glitt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)