L - You have changed my World von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 21: Schicksalhafte Fügung --------------------------------- Schicksalhafte Fügung Meine Laune war mittlerweile wirklich auf dem Tiefpunkt angelangt und ich suchte inzwischen schon unbewusste mit meinen Augen die Umgebung nach etwas ab, was ich L einfach mal eben an seinen sturen Dickschädel werfen würde, wenn er so weiter machte. Seit einigen Tagen hatte er sich anscheinend mal wieder dazu entschlossen, mich einfach so von heute auf morgen zu ignorieren und überhörte gekonnte jeden meiner Versuche den dafür ausschlaggebenden Grund heraus zu finden. Egal was ich auch anstellte, L war und blieb unnachgiebig und das brachte mein Blut schlussendlich erneut zum kochen. Zwar bemühte ich mich mit aller Kraft darum die Situation nicht mal wieder eskalieren zulassen, aber diese Unwissenheit darüber warum er sich neuerlich so verhielt, war einfach unerträglich für mich. Unaufhörlich rasten meine Gedanken durch die letzten Tage und suchten nach einem Anhaltspunkt. Allerdings gefiel mir die einzige logische Schlussfolgerung, welche ich daraus zog ganz und gar nicht. Ich erinnerte mich plötzlich wieder an einen ganz bestimmten Morgen, an dem ich solch eine ablehnende Haltung von L schon einmal zu spüren bekommen hatte. Es war der Morgen gewesen, nachdem ich ihm während meiner nächtlichen Zombiephase angeblich umarmt hatte. Ruckartig richteten sich meine blaugrauen Augen prüfend auf den jungen Detektiv, währenddessen ich gleichzeitig damit begann unruhig auf meiner Unterlippe herum zu kauen. Hatte ich etwa erneut etwas im Schlaf angestellt worüber er nun so derartig unglücklich war, das er mir jetzt nur noch die kalte Schulter zeigte? Tief in Gedanken versunken stützte ich meinen Kopf auf die Hand und seufzte einmal schwer auf. Wenn ihn damals eine einfache Umarmung schon so aus den Konzept gebracht hatte, was musste ich dann angestellt haben, um ihn dazu zu bringen sich nun komplett von mir fern zu halten? Mir war ganz und gar nicht wohl bei der absurden Richtung, in die meinen Verstand sich gerade zu verirren begann. Allein die Vorstellungen, welche sich in meinem Kopf zu manifestieren begannen, ließen mir einen kurzen Schauer über den Rücken laufen, woraufhin ich mich unweigerlich leicht schütteln musste. Die Gedanken und Gefühle, die mich gerade durchströmten verwirrten mich völlig und ich begann mich vehement gegen meine eigene Fantasie zu wehren. Schon allein der Traum von ihm hatte mich mehr beschäftigt gehabt, als gut gewesen war und nun empfand ich auch noch die Möglichkeit ihm vielleicht noch näher gekommen zu sein, als ich es bei meiner letzten unbedachten Aktion schon gewesen war, nicht einmal als störend. Mir wurde sogar schlagartig bewusste, das mich solch eine wohl mögliche Tatsache durchaus irgendwie erfreuen würde. Irritiert schloss ich die Augen und fuhr mir völlig konfus durch die Haare. Fing ich jetzt vielleicht noch wirklich an, so etwas wie Sympathie für diesen seltsamen Kautz zu empfinden? Begann ich etwa wahrlich ihn zu mögen? Das wurde doch immer alles skurriler. Wie um alles in der Welt konnte man jemanden sympathisch finden, der einen ständig nur an den Rand eines Nervenzusammenbruchs führte oder einem fortwährend misstraute? L interessierte mich als Person ja und das war mir auch relativ schnell bewusst geworden, denn er war wie eine komplex ineinander verkettete Aufgabe für die es bis jetzt noch keinen exakt definierten Lösungsweg gab. Er war eine Herausforderung, ein Schloss zu dem es unendlich viele Schlüssel gab, aber nur ein Einzigen bis jetzt noch verschollenen, der sicher passte. Jedoch seit wann hatte ich angefangen, ihn eventuell sogar so etwas wie gern zu haben? Wenn ich ehrlich darüber nachdachte viel mir schon auf, das ich ihm mit der Zeit immer mehr habe durchgehen lassen, als wie ich es zu Beginn unserer gemeinsamen Ermittlungen getan hatte. Zudem pflegte ich inzwischen einen man könnte manchmal schon fast sagen freundschaftlichen Umgang mit ihm, was mich in diesem Augenblick nur noch weiter verwirrte. Versuchte ich intuitiv eventuell sogar sowas wie eine Freundschaft zwischen uns zu schaffen, ohne das es mir selbst richtig bewusst war? Trat ich vielleicht auch deshalb während meines Schlafwandelns einen Schritt auf ihn zu und vollzog solche bizarr anmutenden Aktionen? Das war doch alles totaler Irrsinn, der sich da in meinem Verstand zusammen knotete. Ich wurde langsam aber sicher wirklich verrückt. Der tägliche Umgang mit L und seine kuriosen Macken machten mich tatsächlich allmählich mürbe im Kopf wie mir schien. Ich musste einfach Wissen, was denn nun der eigentlich Auslöser für dieses distanzierte Verhalten war, ansonsten könnte ich zweifelsohne nicht mehr ruhig schlafen. Diese nagende Ungewissheit und die damit aufkommenden mehr als wirren Gedankengänge mussten endlich ein für alle Mal ein Ende haben. Ich hatte mich gerade dazu entschlossen L nun definitiv und unumgänglich zur Rede zu stellen, als im nächsten Augenblick gänzlich unerwartet die Haupttür geöffnet wurde und ein freundlich lächelnder Watari eintrat. „Es wäre dann alles soweit erledigt. Wir können jetzt los.“ Erklärte er knapp, ehe er auch schon wieder aus dem Zimmer verschwand, um sich bereits zum Wagen zu begeben und dort auf uns zu warten. Genervt blickte ich diesem hinterher und bemerkte aus den Augenwinkel zeitgleich, wie L sich in Bewegung setzte um ihm zu folgen. An diese ständigen Wanderschaften von Hotel zu Hotel würde ich mich wohl nie gewöhnen. Allerdings galt im Moment meinem Interesse eher einem anderem Thema, als das ich mich noch lange über diese unfreiwillige Reisebereitschaft aufregen konnte. So einfach würde ich nicht aufgeben. Da konnte Ryuzaki sich auf den Kopf stellen und einen auf sturen Esel machen, wie er wollte. Ich würde diesen Raum nicht eher verlassen, bevor ich nicht endlich meine Antworten hatte. Genauso wenig wie er und während ich diesen Gedankengang noch nicht mal ganz zu Ende gedacht hatte, stand ich auch schon mit verschränkten Armen vor der Tür und versperrte ihm kurzerhand einfach den Weg. „Vergiss es Ryuzaki. Wir beide verlassen erst diesen Raum, wenn du mir erklärt hast, warum du mich in den letzten Tagen nach allen Regeln der Kunst ignoriert hast. Was hab ich dir bitte schon wieder getan?“ kam prompt gereizt über meine Lippen und starrte ihn herausfordernd entgegen. L blieb stehen und besah sich misslaunig die junge Frau vor ihm, welche alles andere als freundlich auf ihn wirkte. Im Gegenteil, er konnte ganz genau die sich aufbauende negative Spannung zwischen ihnen fühlen und wusste sogleich alarmiert, dass er sich in dieser Situation besser nicht zu weit aus dem Fenster lehnen sollte. Dennoch hatte L wahrlich keine Lust darauf, sich in irgendeiner Art und Weise auf ein Gespräch mit ihr einzulassen oder sich wie auch immer vor ihr zu rechtfertigen. Seit dem letzten unerfreulichen Zusammentreffen mit ihrer Zombiegestallt, war ihm Zahras permanente Anwesenheit nur noch lästiger geworden. Diese Nacht und die damit erneut einher gegangenen Erfahrungen, hatten ihn schlussendlich nur noch mehr verwirrt gehabt. L verstand einfach nicht, warum ihn diese Nähe zu einem anderen Menschen so sehr aus der Bahn warf. Nicht nur sein Verstand, nein auch sein Körper hatte abermals eindeutig auf ihrer einfachen Berührungen reagiert und das verärgerte ihn zutiefst. Er hatte sich in solch einer Situation einfach nicht unter Kontrolle und ganz egal wie sehr er es auch versucht hatte diese zurück zu gewinnen, die Lähmung welche von seinem Geist besitzt ergriffen hatte, ließ sich nicht abschütteln. Zudem kam, dass sich mit jeder weiteren Annäherung von Zahra diese Symptome zu verstärkten schienen und die unergründliche Unruhe in ihm immer weiter wuchs. L wusste sich einfach nicht zu erklären, auf was genau diese Reaktionen gründeten und wie er sie umgehen konnte, außer sich vorerst von Zahra fern zu halten. Er hasste es einfach, wenn sich etwas seinem sonst so allumfassenden Verständnis entzog und ihn infolge dessen mit quälender Unwissenheit strafte. Es gab für alles eine logische Erklärung, nur diesmal tappte sein gemarterter und wirrer Verstand einfach nur im Dunkeln, was ihm schon fast körperliche Schmerzen bereitete. Normalerweise konnte er jedes Problem lösen, denn er war schließlich L der Meisterdetektiv. Aber aus diesem für ihm bisher unlösbare Rätsel wurde er einfach nicht schlau. „Lass den Unsinn Zahra, dafür haben wir jetzt keine Zeit. Watari warten unten bereits auf uns.“ Ließ er knapp unwirsch verlauten und musterte diese mit einem mehr als finsteren Blick. Ich besah ihn nur kurz mit hochgezogener Augenbraue und schüttelte anschließend nachdrücklich den Kopf. „Je eher du mir sagst, was ich dir eigentlich schon wieder getan habe, umso weniger muss Watari auf uns warten. Es ist deine Entscheidung.“ Gab ich entschiedene von mir, während ich ihm weiterhin kampflustig im Blick behielt. L fixierte sie wachsam mit seinen dunklen Augen und trat dann bestimmt einen Schritt auf sie zu. „Ich habe wirklich keine Lust, jetzt mit dir über irgendwelche unwichtigen Dinge zu debattieren. Geh aus dem Weg, sonst muss ich mir diesen eigenhändig frei machen und ich will dir nicht unnötig wehtun Zahra.“ Warf er ihr dunkel entgegen und ließ sie dabei keine Sekunde aus seinen wachsamen Blicken. L wusste sehr genau, wie dünn das Eis war auf dem er sich gerade bewegte, aber ihm war im Augenblick alles andere als nach einer stundenlangen Diskussion mit dieser verwirrenden Person. Mein Gesicht verfinsterte sich schlagartig und ich biss mir wütend auf meine Lippe, um ihn nicht sofort einfach den Hals um zudrehen. Hatte er mir da gerade ganz offen gedroht? Der hatte wohl mittlerweile echt einen an der Klatsche. Er ließ es lieber drauf ankommen, anstatt mir einfach mal eben meine Frage zu beantworten und damit diesen ganzen Quatsch hier endlich zu beenden? Was in drei Teufels Namen hatte ich den bitte angestellt? „Versuch´s doch, aber es wäre um einiges angenehmer für uns beide, wenn du mir meine Frage kurz beantworten würdest. Mehr will ich doch gar nicht.“ Kam postwendend bissig von mir zurück, währenddessen sich mein Körper immer weiter zu spannen begann. L trieb mich mit diesem sinnlosen Spielchen erneut zur Weißglut und irgendetwas sagte mir, das ihm das auch ganz genau bewusste war. Er beobachtete misstrauisch jede ihrer Reaktionen und merkte schnell, dass es nun letztendlich nur noch zwei Auswege aus dieser Lage für ihn gab und diese sagten ihm beide ganz und gar nicht zu. Entweder er gab ihr eine Erklärung für sein Verhalten oder er müsste versuchte sie mit handfesten Argumenten von ihrem jetzigen Platz zu vertreiben. Würde er die Situation auflösen, dann wäre dies erneut so etwas wie eine Niederlage für ihn. Wenn er aber versuchen sollte sie mit Händen und Füßen dazu bewegen zu wollen, dass sie Tür wieder frei gab musste er auf jeden Fall mit ihrer Gegenwehr rechnen. Auch wenn L normalerweise kein Problem damit hatte, sich in jeder Situation den nötigen Respekt mit allen erdenklichen Mitteln zu verschaffen, so hatte er vor Zahra in der Zwischenzeit einen gewissen Respekt entwickelt. Sie war zwar eine Frau, aber er hatte schon mehr als einmal den Fehler begangen Zahra in diesem Punkt zu unterschätzen. Allerdings hatte er daraus schlussendlich auch nur gelernt. Daher überlegte er wirklich, welche dieser beiden Optionen wohl die klügere von beiden wäre. Egal welche er wählte, beide hatten Vor- und Nachteile zu verzeichnen, welche L nun sorgfältig gegen einander abwog. Was sollte er jetzt tun? Aufmerksam musterte er die junge Frau, welche ihm ebenfalls keine Sekunde aus ihrem prüfenden Blick entließ. Die Anspannung zwischen den beiden war schon fast körperlich greifbar und wenn man genau hingehört hätte, wäre mit Sicherheit ein elektrisierendes Knistern vernehmbar gewesen. Gerade als L sich endlich für eine ihm brauchbar erscheinende Option entschieden hatte, wurde ihre Aufmerksamkeit abrupt umgelenkt. „Entschuldigen Sie bitte. Ich will Sie ja nicht stören, aber wir sollten uns langsam wirklich auf den Weg machen.“ War auch schon die räuspernde Stimme von Watari zu hören, welcher nun abermals zum Zimmer zurückgekehrt war, um nach dem Grund für die Verzögerung zu forschen. Ich schaute mich genervt zum Verursacher dieser Worte um und auch L richtete nun sein Augenmerk auf den älteren Mann im Flur. „Entschuldigen sie Watari. Wir können jetzt los.“ Ergriff Ryuzaki geistesgegenwärtig seine Chance aus diesem momentanen Zwiespalt zu entfliehen und machte sich auch sogleich daran sich missmutig an Zahra vorbei zuschieben, welche ihm zwar nun doch widerwillig passieren ließ, aber ihm trotzdem das durchkommen so schwer wie nur irgend möglich machte. Übellaunig folgten meine Augen dem jungen Detektiv und ich musste mich schon sehr zusammen nehmen, um ihn nicht einfach fest zuhalten. Das war ja mal wahrlich einer der unpassendsten Augenblicke für Watari gewesen hier einfach so aufzutauchen, denn nun lief meine erhoffte Antwort schnurstracks Richtung Aufzug und ich konnte ihm bloß noch verärgert nachstarren. Genervt schnaufte ich aus und maß Watari verstimmt aus den Augenwinkel, bevor ich mich resigniert umwandte um dem flüchtenden L zu folgen. Watari blickte den beiden irritiert hinterher und schüttelte dann mit einem leicht amüsierten Schmunzeln den Kopf. Sein Plan ging sogar noch besser auf, als er es für möglich gehalten hatte. Die gesamte Fahrt über blieb es bedrückend still im Auto und auch danach wechselten die Beiden nicht ein einziges Wort miteinander. Nachdem schlussendlich auch die restlichen Mitglieder der Sonderkommission im neuen Hotel eingetroffen waren, hielt ich diese unerträgliche Ignoranz von Ryuzaki einfach nicht mehr länger aus und machte mich kurzentschlossen dazu auf, mit Choco etwas spazieren zu gehen. Im Augenblick hatte ich jedenfalls noch keine neue Gelegenheit dazu gehabt, L nochmals für sein nerviges Verhalten zur Rede zu stellen und da wir ohnehin im Moment nicht weiter kamen, war mir ein wenig Abstand von diesem sturen Typen ganz recht. Somit hatte ich mir entschlossen meinen Hund geschnappt und nach einem knappen „Muss mal eben mit Choco raus.“ das Hotel hurtig verlassen. Nun lief ich mittlerweile schon eine halbe Stunde angefressen mit meinem Hund durch die Stadt und grübelte abermals angestrengt über die mögliche Ursache für sein Verhalten nach. Jedoch kam ich immer wieder zu dem Schluss, dass es nur mit meinem Problem namens Schlafwandeln zu tun haben konnte und neuerlich schlich sich in mir die Frage ein, was ich denn eigentlich so schlimmes angestellt haben konnte. Zudem verwirrte mich ebenso die sich aufdrängende Fragestellung nach meinen scheinbar sich entwickelnden freundschaftlichen Gefühlen für ihn, was ich mir bei seinen bisher mehr als dreisten Verhaltensweisen mir gegenüber nun wirklich nicht erklären konnte. Dieser L machte mich wahrlich irre und das im wahrsten Sinne des Wortes. Irgendwie musste ich ihn doch dazu bringen können, sich mir zu erklären. Es konnte doch jetzt nicht ewig so weiter gehen und hinzu kam ebenfalls, dass wir schließlich einen Fall zu lösen hatten, bei welchem dieses permanente verbohrte Anschweigen nun wirklich nicht förderlich war. In Gedanken versunken ließ ich mich blindlinks von meinem treuen Gefährten durch die Straßen Tokios ziehen und wich dabei hin und wieder einen vorbeikommenden Passanten aus, als im nächsten Moment auch schon ein spitzer Aufschrei zu hören war, welcher mich ruckartig wieder zurück in die Realität holte. Perplex starrte ich auf das sich vor mir auftuende Bild und ich brauchte ein paar wenige Minuten, um die neue Lage überhaupt erstmal zu begreifen und darauf reagieren zu können. Dann als die neuen Informationen sich endlich durch den tiefen Sumpf meines Verstandes durch gearbeitet hatten, war ich auch schon bei dem jungen Mädchen das vor mir auf dem Boden saß und beeilte mich schleunigst Choco von dieser herunter zu bekommen. Dieser hatte sich genüsslich sein erbeutetes Eis schmecken lassen und versteckte sich nun mittlerweile gescholten hinter meinen Beinen, während ich entschuldigend dem Mädchen wieder auf half. „Es tut mir wirklich schrecklich leid. Haben Sie sich weh getan?“ fragte ich unterdessen und reichte ihr hilfsbereit wie auch zerknirscht die Hand. Diese schenkte mir sofort einen bösen Blick, nahm aber dennoch meine Hilfe an. „Sagen Sie mal können Sie nicht besser auf ihren blöden Hund aufpassen? Was wäre gewesen, wenn der mich gebissen hätte?“ kam sogleich sauer über ihre Lippen und funkelte mich wütend an. Choco und ein blöder Hund? Ich biss mir auf die Zunge, um eine entsprechende Erwiderung zu unterdrücken. Meine Laune war eh schon miserabel, aber immerhin war ich es gewesen, welche nicht richtig aufgepasst hatte und somit stand mir im Augenblick wahrlich nicht das Recht zu, sie zurecht zuweisen. Abermals setzte ich gekonnt meine freundliche Maske auf und zeigt ein betroffenes Gesicht, welches ich nochmals mit einer Entschuldigung untermalte. Das Mädchen konnte schließlich nichts dafür, dass ich eben so unaufmerksam gewesen war. „Hören Sie, ich möchte mich wirklich bei ihnen für meinen Hund entschuldigen. Ich war in Gedanken und habe daher nicht auf den Rabauken geachtet. Kann ich es vielleicht mit einem Kaffee wieder gut machen?“ gab ich nun zermürbt von mir und lächelte Sie etwas schief an. Kritisch wurde ich eine Weile von dem Mädchen beäugt, denn sie schien über meinen soeben geäußerten Vorschlag ernsthaft nach zudenken. „Sagen Sie wissen sie überhaupt wer ich bin?“ kam nun lauernd die Gegenfrage von ihr und musterte mich währenddessen misstrauisch. Ich blinzelte kurz verwirrt und besah mir zunächst nochmals eingehend das junge Mädchen, bevor ich erneut mit einem entschuldigenden Lächeln den Kopf schüttelte. „Nein tut mir ehrlich leid. Ich wüsste gerade nicht, wo ich sie hinstecken sollte.“ Meinte ich nachdenklich und blickte ihr fragend entgegen. Diese wirkte im ersten Augenblick ein wenig überrascht von meiner Offenbarung und begann dann sogar ein kleines Schmunzeln auf ihre Lippen zu zaubern. „Ehrlich nicht? Na ja also schön. Ich nehme ihr Angebot an, aber dann möchte ich auch ein neues Eis dazu haben.“ Kam mit einer Mischung aus Enttäuschung und Empörung fordernd von dieser als Antwort und maß mich nochmals abschätzend, bevor sie nun wieder ein Lächeln auflegte. Irritiert und mit hoch gezogener Augenbraue musterte ich abermals das Mädchen, während ich in Gedanken leise vor mich hin fluchte. Die war ganz schön frech und außerdem hatte ich ihr dieses Angebot eigentlich nur höflichkeitshalber unterbreitet. Ich hatte ganz sicher nicht damit gerechnet gehabt, dass sie dieses auch tatsächlich annehmen würde. `Na ganz toll jetzt darf ich mir auch noch den Nachmittag mit so einer augenscheinlichen frechen Göre um die Ohren schlagen…..` ging mir prompt verstimmt durch den Kopf und ich seufzte kurz kaum hörbar auf. Dazu hatte ich nun wahrlich keine Lust, aber jetzt hatte ich wohl keine andere Wahl mehr, als mich meinen eigenen Vorschlag zu beugen. Mich schien das Pech inzwischen wirklich zu verfolgen und mehr als nur gern zu haben. ` Hoffentlich will es mich nicht auch noch Heiraten…..bis das der Tod euch scheidet…` war das nächste, was mir sarkastisch durch den Kopf schoss. Mein Leben das Chaos, also warum nicht auch mein Mann das Pech? Trotz allem behielt ich meine erfreut wirkende Fassade bei und lächelte ihr begeistert zu. „Das ist doch das mindeste. Ich freue mich ehrlich, dass Sie meine Einladung annehmen und ich diesen kleinen Fauxpas wieder gut machen darf. Ich bin übrigens Zahra Schneider und der da heißt Choco.“ Gab ich mit einem netten Lächeln zurück und zeigte indessen zuerst auf mich und danach auf meinen Hund. „Freut mich. Mein Name ist Misa Amane.“ Erwiderte diese umgehend und besah mich nochmals ziemlich skeptisch, bevor sie mich erneut anlächelte. Kurz ließ ich mir eingehend ihren Namen durch den Kopf gehen, allerding konnte ich ihn auch nach längerem grübeln einfach nicht zuordnen und beließ es vorerst auch dabei. Spätestens beim Kaffee wäre das sicherlich eines der ersten Gesprächsthemen, weshalb ich diese Frage erstmal überging und mich somit anschließend mit Misa auf den Weg ins nächste Café machte. Ich hing wahrlich sehr lange in dieser unfreiwilligen Verabredung mit dieser Misa Amane fest und zuletzt hatte ich einfach nur noch schreiend weg laufen wollen. Diese Mädchen war doch nicht zum Aushalten. Sie war laut, naiv und redete ununterbrochen, wodurch mir bereits nach einer halben Stunde begannen die Ohren zu klingeln. Wie immer hielt ich auch währenddessen meine freundliche Fassade aufrecht, aber innerlich hätte ich ihr am liebsten den Mund gestopft und anschließend zu genäht. Sie erzählte mir, dass sie wohl als Model und Schauspielerin arbeiten würde, was aber nichts an meiner Unwissenheit über Misa änderte. Ich interessierte mich nicht für solche Dinge und da war es für mich auch nicht verwunderlich, dass ich sie nicht erkannt hatte. Jedoch tat ich ihr gegenüber begeistert, was sich im Nachhinein als großer Fehler heraus gestellt hatte, denn damit hatte ihr Mundwerk sprichwörtlich von der Leine gelassen. Genervt hatte ich ihre Ausführungen über mich ergehen lassen und indessen missmutig meinen Kaffee geschlürft, ehe ich es wahrlich nicht mehr ausgehalten und mich mit einer höfflichen Entschuldigung verkrümelt hatte. Misa war darüber sichtlich enttäuscht gewesen, denn wie sie sagte gab es wohl nicht viele Leute, welche sie nicht so wie ich nur als einfache Person wahrnahmen. Oh man berühmte Menschen konnten wirklich alberne Probleme haben. Dennoch hatte ich mich schlussendlich dazu breit schlagen lassen, mich demnächst abermals mit ihr zu Treffen und ihr zuletzt doch noch meine Handynummer gegeben, was ich im Umkehrschluss bereits schon wieder bereute. Eigentlich hatte ich nur noch raus gewollt und mich deshalb ihrer quälenden Bettelei danach ergeben. Sie war wie eine nervige kleine Schwester und ich war noch keine zwei Minuten aus ihrer Reichweite entfernt gewesen, als auch schon die erste Nachricht auf meinem Telefon eingegangen war. /Hat mich sehr gefreut. Danke für den schönen Nachmittag. Hoffentlich können wir das bald mal wiederholen. Ach ja und Choco ist eigentlich echt niedlich. Misa / Genervt rollte ich mit den Augen und seufzte schwer auf. Auf was hatte ich mich da nur schon wieder eingelassen? Vielleicht hätte ich ihr doch lieber eine gefakte Nummer geben sollen und wäre Sie damit ein für alle Mal losgeworden, aber dann hätte sich auch prompt mein schlechtes Gewissen gemeldet. Resigniert ließ ich mein Handy wieder in der Tasche verschwinden und machte mich dann erschöpft auf dem Heimweg. Derweil grübelte ich nicht nur schlecht gelaunt über meine gerade, eigentlich für mich unübliche Handlungsweise nach, sondern auch ebenso abermals über L, auf den ich gleich erneut unausweichlich stoßen würde. Wenn das alles hier endlich vorbei und die beiden Kiras geschnappt waren, würde ich einen sehr sehr langen Urlaub nötig haben. Völlig fertig und verstimmt betrat ich das Hotelzimmer und schaut mich sogleich aufmerksam um. Selten kam es vor, dass alle Mitglieder der SOKO sich im Hotel versammelten und auch die bisher getrübte Stimmung im Raum hatte sich inzwischen eindeutig verändert. Man konnte ganz deutlich neue Entschlossenheit und Hoffnung in deren Augen ausmachen und sofort war ich wieder voll da, denn das konnte nur eines bedeuten. Wir hatten eine neue Spur. Alarmiert blickte ich hinüber zu L und brauchte keine fünf Schritte, um mich dann auch schon ungefragt neben ihm auf einem der Sessel nieder zu lassen. Die Zwistigkeiten zwischen uns waren für diesen Moment vergessen und ich fixierte abwartend seine schwarzen Augen. „Also was gibt´s neues Ryuzaki. Sag schon.“ Begann ich auch schon auf ihm einzureden, während ich mir nebenbei eine Tasse von dem Kaffee einschenkte, welcher auf dem Tisch stand. L musterte die junge Frau kritisch, denn auch wenn es nun wichtiger war an dem Fall weiter zu arbeiten, hatte er eigentlich immer noch keine Lust mit ihr zu reden. Allerdings wusste er auch, dass sich Zahra nicht einfach so von ihm abspeisen lassen würde, denn egal wie sehr sie sich auch über ihn ärgerte, seine Meinung war ihr dennoch immer wichtig gewesen. Sie trennte Arbeit und Privates strikt voneinander, was L sehr schnell bei ihr begriffen hatte und somit würde sie auch in dieser Situation keine andere Möglichkeit offen lassen. Das Team agiert ihrer Meinung nach gemeinsam und daher zählten für Zahra auch die Überlegungen eines jeden Einzelnen. Das schloss ihn selbstverständlich mit ein. „Herr Moggi hat eine äußerst interessante Beobachtung in Bezug auf Light und seinem Bekanntenkreis gemacht.“ Fing er an tonlos die neuen Fakten zu schildern und behielt sie indessen prüfend im Auge. Ich starrte ihn weiterhin neugierig entgegen und gab ihm per Handzeichen zu verstehen, dass er es nicht so spannend machen sollte, was ich zusätzlich noch mit einem „Und weiter?“ auffordernd unterstrich. „Er hat neben dieser Takada noch eine weitere neue weibliche Person in seinem Umfeld, welche erst vor kurzem hier nach Tokio gezogen ist. Genauer gesagt kurz bevor die ersten Kira Videos aufgetaucht sind.“ Führte er nachfolgend an und beobachtete die nicht gerade freundlichen Gesichtsspiegelungen von Zahra derweil genau. Ich rollte genervt mit den Augen und atmete tief durch. Musste man ihm heute denn alles aus der Nase ziehen? Was sollte dieses Spielchen eigentlich schon wieder? „Und hat diese ominöse neue weibliche Person auch einen Namen?“ kam nun bereits gereizt von mir zurück, während ich einen kleinen Schluck von meinem Kaffee nahm. „Ja hat sie.“ Ließ er knapp verlauten und begann trotz all dem Unmut, welchen er in den letzten Tagen ihr gegenüber empfunden hatte, dennoch erneut Spaß an diesem kleinem provokanten Schauspiel zu finden. Zweifelsohne verwirrte ihn diese neue Beobachtung nur noch weiter, jedoch war der Reiz an dieser unausgesprochenen Herausforderung zwischen ihnen für L wesentlich größer, als sich diese Gelegenheit unausgenutzt entgehen zu lassen. Was sollten denn jetzt eigentlich wieder diese Provokationen von ihm? Erst ignoriert er mich vollkommen und jetzt will er ganz plötzlich diesen inzwischen schon fast alltäglichen Brauch praktizieren? Ja es war mittlerweile schon beinahe so etwas wie ein Ritual unter uns beiden, das wir einander ständig und bei jeder Gelegenheit zu provozieren begannen. Ihm schien es also mindestens wohl genauso viel Spaß zu machen, wie mir selbst. Es amüsierte mich irgendwie und diesen Umstand hatte ich mir wohl oder übel bereits eingestehen müssen. Auch wenn er mich damit in den Wahnsinn treiben konnte, war mir diese Art von Unterhaltung doch ganz eindeutig lieber, als seine starrsinnige Ignoranz mir gegenüber. „Man Ryuzaki, komm endlich zum Punkt. Ich will hier nicht die ganze Nacht sitzen.“ Meinte ich grimmig und funkelte ihm unfreundlich an, was er mir sofort mit gleicher Münze quittierte. Ein paar quälende Minuten ließ L nochmals ganz bewusst verstreichen, um diesen kleinen Augenblick seine Überlegenheit ihr gegenüber auszukosten, bevor er dann doch noch mit der Sprache rausrückte. „Ihr Name ist Misa Amane.“ Schloss er nun ungerührt seine Ausführungen und besah sich die Reaktionen der jungen Frau aufmerksam. Ich blickte ihm nur ungläubig entgegen und wiederholte völlig überrumpelt den Namen des Mädchens, mit welchem ich noch vor wenigen Stunden Kaffee getrunken hatte. Misa war die neue Bekannte von Light und somit folglich auch die neue Hauptverdächtige in Bezug auf den zweiten Kira? Das war doch wohl jetzt ein schlechter Scherz oder? Sie passte zwar laut L´s Aussage in den Zeitlichen Ablauf, aber bei ihrem Intelligenzquotienten kamen mir erhebliche Zweifel. Dieses naive vorlaute Mädchen konnte doch nie im Leben der zweite Kira sein. Wenn dem so war, hatte sie sich entweder verdammt gut dumm gestellt oder ich bin mittlerweile unglaublich unaufmerksam geworden, dass ich solch einen Sachverhalt übersehen haben konnte. Ich hatte jedenfalls nicht den Eindruck gehabt, das Misa mir etwas vorgespielt hatte, aber wiederum war sie nach ihrer eigen Aussage ja immerhin einen Schauspielerin. Konnte es denn nicht auch sein, das dies gerade alles nur eine unglückliche Verkettung von Umständen war, die einfach nur das Bild erschufen das Misa dieser zweite Kira sein könnte? Mein Kopf rotierte in immer enger werdenden Kreisen und verfiel abermals in den einnehmenden Strudel meiner rationalen Denkprozesse, ehe mich L noch rechtzeitig zurück in die Realität holte, bevor sich meine Verstand heiß zulaufen begann. „Was ist los Zahra? Kennst du Misa Amane etwa?“ sprach er misstrauisch die mehr als abwesend wirkende Person im Sessel neben ihm an und musterte diese prüfend. Er hatte sofort gemerkt, das Zahra beim erwähnen des Namens fast unmerklich zusammen gezuckt war und auch ihre Überraschung darüber war ihr mehr als deutlich anzusehen gewesen. Er kannte Zahra nun mittlerweile lang genug, um bei solchen Reaktionen mehr als wachsam zu werden. Für einen kurzen Augenblick sah ich Ryuzaki einfach nur perplex entgegen, bevor sich mein Verstand wieder zurück in die reale Welt gekämpft hatte und ich meine Fassung zurück erlangte. „Natürlich kenn ich Misa Amane. Sie ist doch dieses berühmte Model und wenn mich nicht alles täuscht schauspielert sie nebenbei auch noch.“ Gab ich nun gleichgültig erklärend von mir und bemühte mich, mir von meinen wahren Gedanken zu ihr nichts anmerken zu lassen. Vorerst war es vielleicht besser, wenn ich ihm nichts von meinem kleinen Zusammenstoß mit Misa erzählen würde. Ich hatte so etwas wie einen Stein bei ihr im Brett und konnte mir dies eventuell sogar zu Nutze machen, wenn ich schon nicht mehr an Light heran kam. Mir war zwar nicht wirklich wohl bei dem Gedanken Ryuzaki diese Informationen vorzuenthalten, aber wenn ich ihm davon unterrichten würde, hätte ich ihn neuerlich wieder permanent im Nacken zu sitzen. Das war mir bei Light schon unheimlich auf den Wecker gegangen und hatte mich indirekt in meinen Ermittlungen behindert. Nochmal würde mir so etwas nicht passieren, daher entschloss ich mich diese Tatsache zunächst mal für mich zu behalten. L maß Zahra mehr als misstrauisch mit seinen schwarzen Augen, den irgendwie schlich sich in ihm das unbestimmte Gefühl ein, das sie ihm etwas verheimlichte. Selbstverständlich wusste er um die Berühmtheit des Mädchens, aber es schien aus Zahras Mund nicht die ganze Wahrheit gewesen zu sein. „Richtig. Und du bist sicher, dass du ihr nicht schon mal begegnet bist?“ warf er nun doch lauernd hinterher und behielt sie indessen fest in seinem kritischen Blick. Ich hob die Brauen und ein zweifelnder Gesichtsausdruck machte sich unbewusst bei mir breit, welchen ich jedoch sogleich gekonnt für meine Zwecke ausnutzte. „Seh ich aus, als ob ich in solchen Kreisen verkehren würde? Wenn ich jemanden wie ihr zu nahe komme, denn nur aus beruflichen Gründen und diese Leute sind durch unglückliche Umstände leider nicht mehr sehr gesprächig.“ Konterte ich umgehend und schenkte ihm zudem noch einen eindeutigen Blick, welcher meine Aussage weiter untermauerte. Misstrauisch beobachtete L Zahra stillschweigend und legte sich nachdenklich den Daumen an die Lippen. Sagte sie ihm nun die Wahrheit oder spielte sie ihm abermals etwas vor? Sah er vielleicht nur Gespenster und interpretierte in ihre Reaktionen auf den Namen Misa Amane etwas hinein, was gar nicht da war? Er konnte es nicht hundertprozentig bestimmen und doch ließ ihm das Gefühl nicht los, das sie ihm etwas verschwieg. „Wie auch immer. Wir werden jedenfalls ihre Wohnung durchsuchen und vielleicht finden wir ja etwas, das uns Hinweise zu einen der beiden Kiras liefern kann.“ Gab er nun erneut tonlos von sich, während er weiterhin Zahra forschend fixierte. Ich hielt seinen bohrenden Blicken problemlos stand und besann mich nun darauf, mir mein weiteres Vorgehen in dieser neuen Situation zu überlegen. Vielleicht war dieser Nachmittag ja doch gar nicht so vergeudet gewesen, wie ich bisher angenommen hatte. „Das ist eine sehr gute Idee. Vielleicht haben wir ja wirklich Glück und kommen einen der beiden somit etwas näher.“ Meinte ich nachdenklich zu L, währenddessen mein Verstand selbst schon längst an einem neuen Plan arbeitete. „Ja vielleicht.“ Kam kurz angebunden von Ryuzaki zurück, welcher immer noch die nun abermals abwesend wirkende junge Frau vor ihm mit seinen schwarzen Augen kritisch musterte und derweil sich seine eigenen Gedanken zu ihrem jetzigen Verhalten machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)