L - You have changed my World von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: Lass uns Spielen --------------------------- Lass uns spielen… Ich saß auf meinem Sofa und versuchte mich von meinen Gedanken abzulenken. Abwesend blätterte ich in meinem Buch und nippte an meinem Kaffee, während im Hintergrund der Fernseher lief. Dieser Kira-Fall hatte mittlerweile meinen gesamten Verstand eingenommen und malträtierte ihn auf schmerzliche Art und Weise. Immer wieder ging ich in Gedanken die einzelnen, mir bekannten, Fakten durch und versuchte, die sich daraus ergebenen Fragen, zu beantworten. Aber egal wie ich es auch drehte und wendete, mir fehlten einfach zu viele Details, um eine zufriedenstellende und plausible Schlussfolgerung zu ziehen. Das Ganze war wie eine unendliche Dauerschleife, in welcher man eine Tür schloss und sich zeitgleich eine andere öffnete. `Verdammt……ohne die Ermittlungsdaten komm ich einfach nicht weiter..` meldete sich mein gequälter Verstand während ich genervt die Augen schloss und das Buch auf den Tisch legte. Ich hoffte inständig, dass ich gegenüber diesem Herrn Moggi überzeugend genug gewesen war und ich eine Chance bekam der SOKO beizutreten. Wenn nicht würde mich dieser Fall entweder mein Leben oder meinen Verstand kosten. `Vielleicht sogar beides…` dachte ich resigniert und schüttelte meinen Kopf. So konnte es doch nicht weiter gehen. Ich schaute auf, als ich das Klingeln meines Handys vernahm und angelte mir dieses vom Tisch, ehe ich mich mit einem „Camino…?“ meldete. „ Hallo Zahra. Hier spricht Herr Moggi.“ Vernahm ich eine mir schon bekannte Stimme. „Ich habe gute Nachrichten für sie. Ich habe mit meinem Vorgesetzten über sie gesprochen und es wurde beschlossen sie zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen.“ Ließ er weiterhin freundlich verlauten. `Das ging jetzt aber schnell…` durchfuhr es mich überrascht. Schließlich hatte ich erst heute Morgen mit ihm über mein Anliegen gesprochen. Hatte ich wirklich so einen guten Eindruck hinterlassen oder wusste die Polizei wirklich nicht weiter und griff deshalb nach jedem Strohhalm der sich ihnen bot?!? „ Wirklich? Das freut mich sehr Herr Moggi. Wann soll dieses Gespräch dann stattfinden?“ fragte ich neugierig nach. „ In einer Stunde, wenn es ihnen recht wäre.“ Kam von der anderen Seite des Handys. In einer Stunde? Jetzt wurde es wirklich skurril. Klar freute ich mich, dass ich anscheinend wirklich eine Chance bekam der SOKO beizutreten und somit auch recht bald Zugriff auf die Ermittlungsdaten haben würde, aber ging das gerade nicht alles etwas zu schnell? Gut Kira zu fassen hatte sicherlich aller höchste Priorität, aber das ich überhaupt und vor allem so schnell eine vermeintliche Zusage bekommen würde, damit hatte ich nun nicht gerechnet. `….Mensch Zahra nun freu dich doch das du so schnell deine Chance bekommst, als dich über das warum zu wundern….` meldete sich prompt mein Verstand. „ Natürlich, kein Problem Herr Moggi. Ich werde dann in einer Stunde wieder im Präsidium erscheinen.“ Meinte ich also freundlich und verdrängte meine überraschten Gedanken. „ Nun Zahra….. es ist so, dass die SOKO aus Sicherheitsgründen nicht im Präsidium sitzt, sondern von einem anderen Standort aus ermittelt. Ich würde sie dann in einer halben Stunde abholen und sie dorthin bringen.“ Meldete sich Herr Moggi erneut von der andren Seite des Handys. Ein anderer Standort? Das wurde ja immer skurriler. Obwohl, wenn man bedachte wie gefährlich dieser Kira war, erschien eine außerhalb des Präsidiums liegende Ermittlungszentrale als gar nicht so abwegig. Immerhin würde das den Beamten der SOKO einen gewissen Schutz gewährleisten, um von Kira nicht so schnell aufgespürt werden zu können. Denn schlussendlich brauchte er ja nur den Namen und das Gesicht des Opfers um töten zu können. Ich würde es mir einfach mal ansehen, denn letztendlich war es meine einzige Möglichkeit, an die Ermittlungsdaten zu kommen und somit Kira dingfest machen zu können. „ Also gut Herr Moggi. Dann bin ich in einer halben Stunde fertig und warte unten auf sie.“ erklärte ich freundlich und gab ihm meine Adresse durch. „Alles klar Zahra. Dann bin ich gleich da und hole sie ab.“ Schloss er, bevor wir uns verabschiedeten und ich das Handy sinken ließ. Irgendwie überschlugen sich die Ereignisse gerade. Gestern wusste ich nicht mehr wie es weiter gehen sollte und heute schon hatte ich die Chance der SOKO beizutreten. Ich schüttelte sachte den Kopf. Mein Blick fiel auf das Buch, welches vor mir auf dem Tisch lag und aus dem ein Stück von Linas Foto heraus lugte. Vorsichtig zog ich es heraus und betrachtete es. Der Gedanke an sie schmerzte immer noch und ich wusste, dass dieser mich wohl bis an mein Lebensende begleiten würde. Die Trauer über ihren Tod hatte ich noch lange nicht verarbeitet. Dafür saß der Schock einfach zu tief. Zumal sie die einzige Person auf dieser Welt gewesen war, die mir jemals etwas bedeutet hatte. „Lina….“ Flüsterte ich traurig und strich zärtlich über das Foto, während eine einzelne Träne sich den Weg aus meinem Augenwinkel suchte. Selten nur gestattete ich mir so offen um sie zu trauern. Zu sehr schmerzte es. Sie hatte mir die Bedeutung von Gefühlen wie Freundschaft und Vertrauen beigebracht. Aber mit ihrem Tod lernte ich auch die Schattenseiten der Gefühlswelt kennen und wollte am liebsten alle Arten von Emotionen für den Rest meines Lebens abschalten, löschen und nie wieder neu installieren. Sie würden mir jetzt eh nicht mehr viel nutzen, sondern beeinträchtigten nur das, was mir noch geblieben war. Meinen Verstand. Schnell wischte ich mir mit einer Hand über mein Gesicht und ließ dann das Foto wieder in dem Buch verschwinden. Ich atmete einmal tief durch. Für sowas hatte ich jetzt keine Zeit. Ich musste nach vorne schauen. Schließlich hatte ich einen Mörder zu fassen und in nicht mal 15 Minuten würde Moggi vor der Tür stehen und mich zur SOKO bringen. Entschlossen stand ich auf und lief hinüber ins Schlafzimmer. `Wenn ich da mit Jogginghose und T-Shirt auftauche macht das bestimmt einen sehr kompetenten Eindruck….` dachte ich sarkastisch und beschloss mich erst einmal um zuziehen und mich noch etwas frisch zu machen, bevor ich mich nach unten begab. Kurze Zeit später fuhr auch schon ein Wagen vor und kam direkt vor mir zum Halten. Von innen öffnete mir ein freundlich lächelnder Herr Moggi die Tür.“ Hallo Zahra. Steigen sie ein“ kam gleichzeitig hinterher. Ich hob kurz meine Augenbrauen und warf ihm einem skeptischen Blick zu, bevor sich meine Gesichtszüge entspannten und ich mich mit einem freundlichen Lächeln in das Auto sinken ließ. „Verraten sie mir, wo die Reise hingeht?“ fragte ich neugierig und sah ihn erwartungsvoll an. „Lassen sie sich überraschen“ bekam ich als kurze Antwort ehe er den Wagen wieder auf die Straße lenkte. Na da war ich ja mal gespannt. Aber ich beschloss nicht weiter nachzuhaken und blickte stattdessen die Fahrt über aus dem Fenster. Viele Häuser und Menschen flogen an mir vorbei, bevor Herr Moggi das Auto vor einem Hotel zum Stehen brachte. „So, wir sind da“ meinte er lächelnd und begann die Fahrertür zu öffnen und um auszusteigen. `Ein Hotel?....Hier soll die Ermittlungszentrale der SOKO sein?.....Der veralbert mich doch.` war mein erster Gedanke während auch ich aus dem Wagen ausstieg. Skeptisch blickte ich den Beamten, welcher in der Zwischenzeit neben mich getreten war, an. Wollte der mir allen Ernstes weiß machen, dass die SOKO aus einem Hotel heraus ermittelte? Welches zudem, mal ganz nebenbei erwähnt, ziemlich teuer aussah. `Sowas nannte man dann wohl verschwendete Steuergelder.` schoss es mir durch den Kopf. „Ist das ihr ernst?“ fragte ich auch sogleich. „Ja, aber den Grund dafür darf ich ihnen im Moment noch nicht nennen. Ich kann mir gut vorstellen, wie das gerade auf sie wirken mag.“ Beantwortete Moggi meine Frage und kratzte sich etwas unbeholfen am Kopf. „Aber ich verspreche ihnen, dass sie es, wenn das Gespräch gut verläuft, bald erfahren werden.“ Fügte er noch hinzu und begab sich sogleich auf den Weg ins Hotel. Ich schaute ihm kurz irritiert hinterher und machte mich dann daran, ihm zu folgen. `Aaaja…was auch immer das bedeuten sollte…` war mein nächster Gedanke. Was sollte dieses ganze Spielchen hier? Es hörte sich schon beinahe so an, als ob sie etwas zu verbergen hätten, was niemals an die Öffentlichkeit gelangen sollte und nur dem Wissen der SOKO-Mitglieder vorbehalten war. Wüsste ich es nicht besser, wäre in mir die Vermutung aufgekommen, dass hier ziemlich krumme Dinger gedreht wurden oder eine Geheimorganisation hier Unterschlupf gefunden hatte, bei welcher ich gerade versuchte anzuheuern. Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. Ich sollte aufhören Gespenster zu sehen und mich einfach auf den Fall und vor allem auf das Gespräch vorbereiten. Aber irgendwie war die ganze Sache nicht ganz koscher. Irgendetwas stimmte hier nicht, das sagte mir mein Gefühl. Ich durchquerte mit Herrn Moggi das Hotel, bis wir schließlich vor eine der vielen Zimmertüren stehen blieben. “ Da wären wir.“ Erklärte er, bevor er mich nochmal kurz mit einem undeutbaren Blick besah und dann nach kurzem Klopfen das Zimmer betrat. Ich folgte ihm und schaute mich neugierig um. Es schien ein ganz normales Hotelzimmer zu sein, teuer eingerichtet ja, aber nichts was auf den ersten Blick auf eine polizeiliche Ermittlungszentrale schließen ließ. Letztendlich blieb mein Blick an einer Person haften, welche uns zu erwarten schien. Ich zog eine Augenbraue hoch und musterte den jungen Mann ausgiebig. Was war denn das für einer? Gehörte Der etwa zur SOKO? `Und wozu habe ich mich dann überhaupt umgezogen? Da wären Jogginghose und T-Shirt wohl passender gewesen` dachte ich mir sarkastisch. Vor mir saß, nein, hockte ein junger Mann mit zerzausten schwarzen Haaren und tiefen Augenringen, in einem weißen Sweatshirt und einer zu großen Jeans auf einem Sessel und starrte mich an, als versuchte er mit seinen zwei schwarzen Augen durch mich hindurchsehen. Mir lief glatt ein Schauer über den Rücken. Das war aber mal echt ein komischer Kauz. Die ersten zwei Gedanken, die mir zu ihm einfielen waren Maskottchen bzw. verrücktes Genie. Innerlich begann ich zu schmunzeln, doch äußerlich blieb ich vollkommen ruhig. „Sie sind also Zahra Camino, welche beabsichtigt der Sonderkommission Kira beizutreten.“ begann L sachlich und ließ die junge Frau keine Sekunde aus den Augen. Er wollte jegliche Reaktion von ihr, und sei sie noch so unscheinbar, erfassen und analysieren. „Mein Name ist Ryuzaki Susuke. Aber sagen sie einfach Ryuzaki zu mir.“ Fügte er noch an. Ich besah mir den jungen Mann vor mir immer noch mit hochgezogener Augenbraue und war unschlüssig, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Er war seltsam und ich konnte ihn nicht einschätzen. Nichts in seinem Gesicht, seinen Augen oder seiner Stimme ließ auf irgendetwas schließen. Im Gegenteil. Er zeigte keinerlei Gefühlsregung. Nichts. Das war schon fast unheimlich. „Ja die bin ich. Schön sie kennen zu lernen Ryuzaki. Aber sagen sie bitte nur Zahra, das reicht.“ Meinte ich und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. „ Gut. Setzen sie sich doch. Ich nehme an, dass sie nicht vorhatten während des gesamten Gespräches zu stehen.“ Kam monoton über seine Lippen und zeigte auf den noch freien Sessel, welcher ihm genau gegenüber stand. Ich beobachtet ihn weiterhin aufmerksam, blieb aber nach außen hin freundlich. Dieser Kerl war echt skurril. Und Freundlichkeit schien auch nicht gerade einer seiner Stärken zu sein. Und sowas sollte ein Polizeibeamter sein? Während ich seiner, ach so freundlichen, Aufforderung nachkam und mich in dem gegenüber stehenden Sessel sinken ließ, viel mir das erste Mal auf, das er nicht einmal Schuhe oder gar Socken trug. Der lief hier tatsächlich komplett barfuß durch die Gegend. Das alles wurde immer bizarrer. Ich konnte innerlich nur noch mit dem Kopf schütteln. Irgendetwas an der ganzen Sache war faul. Das spürte ich. Nachdem ich mich gesetzt hatte, verabschiedete sich Herr Moggi kurz und ehe ich etwas erwidern konnte, war er auch schon aus dem Zimmer verschwunden. Jetzt war ich doch wirklich allein mit diesem unheimlichen Vogel, welcher mich immer noch anstarrte. Im Moment fühlte ich mich alles andere als wohl. L besah sich die junge Frau, welche im jetzt gegenüber saß und konnte in ihren Augen, in ihrem Gesicht und auch ihrer Stimme nichts weiter erkennen, als eine ruhige freundliche trotz allem neugierige Zahra, welche ihn aufmerksam zu mustern schien. Sie schien also keinen Verdacht zu schöpfen, dass er kein normaler Polizeibeamter war. Hatte er sich vielleicht doch zu viel von ihr versprochen? Nun das würde sein kleiner Test zeigen. „Sie sind also die BKA Beamtin aus Deutschland, welche den Serienmörder, James Walter, überführt und festgenommen hat.“ Begann er während er sich einige Zuckerwürfel aus der Schale klaubte und in seinen Kaffee verschwinden ließ. „ Auch einen?“ fuhr er zusammenhangslos fort und wies auf den Kaffee. Ich hörte ihm aufmerksam zu und beobachtete mit einem Stirnrunzeln, wie er einen Zuckerwürfel nach dem anderen in seinem Kaffee plumpsen ließ. Innerlich musste ich mich kurz schütteln. Ja ich mochte es auch süß, aber Kaffee mit Zucker war mir schon immer zuwider. Und dann auch noch so viel. Aber einen Kaffee könnte ich gut gebrauchen. „Ja und ja danke“ erwiderte ich lächelnd bevor ich mir selber einen Kaffee einschenkte. „Wie sind sie ihn auf die Schliche gekommen?“ War L`s Frage bevor er einen Schluck von seinem Kaffee nahm. „Nun ich….“ fing ich an ihm eine kurze Zusammenfassung über den Fall zu geben. Indessen zeigte er noch immer keine Reaktion. Egal auf welches Detail der Geschichte ich auch einging. Nichts. Das war doch nicht normal. „Das mit ihrer Freundin tut mir Leid. Aber ihre Ermittlungsarbeit war ausgezeichnet. Das muss ich zugeben“ gab L emotionslos preis. „ Vielen Dank“ gab ich freundlich, aber mit einem leicht traurigen Unterton zurück. `Oh ja er scheint vor Mitgefühl ja gerade so zu zerfließen` dachte ich mir sarkastisch. Wie konnte man nur so teilnahmslos sein? Und das als Polizeibeamter bei der Kripo? Der saß bestimmt nur den ganzen Tag im Büro, denn Angehörigen zu befragen oder gar den Tod eines geliebten Menschen mitzuteilen war bestimmt nicht seine Stärke. `Nein ganz sicher nicht` fügte ich in Gedanken noch an. „ Und danach haben sie angefangen im Kira-Fall zu ermitteln. Ich habe ihre Daten durchgesehen. Ihre Ansätze sind gar nicht schlecht. Aber wie kommen sie zu dem Schluss, das es noch einen zweiten Kira geben könnte?“ harkte L nach und beobachtete weiterhin emotionslos die jung Frau. Ich nippte einmal kurz an meinem Kaffee und begann dann sachlich und ruhig zu erklären „Ganz einfach. Mir ist aufgefallen, das Kira sein Mordverhalten geändert hatte. Es starben plötzlich Straftäter, welche nicht in sein bisheriges Opferprofil passten, was äußerst ungewöhnlich für einen Serienmörder ist. Und außerdem weist der Kira, von dem die Videos stammen, charakterliche Veränderungen auf. Minimale Unterschiede, welche sich aber schon anhand seiner Ausdrucksweise abzeichnen.“ Schloss ich und sah dem jungen Ermittler in seine schwarzen Augen. Immer noch starrte er mich an und immer noch keine Regung von Emotionen oder Gedanken. So langsam könnte man glauben, man säße einer Puppe gegenüber, wenn er sich nicht bewegen würde. Das war schon alles ziemlich skurril. Und das schlimmste war, ich konnte ihn nicht einschätzen. Dann auch noch ständig dieses Starren. Das machte mich noch wahnsinnig. L beobachtete weiterhin jede ihrer Regungen. Sie schien wirklich keinen Verdacht zu schöpfen. Immer noch diese freundliche und ruhige Person, bis auf den kurzen Anflug von Trauer, der mit Sicherheit auf den Tod ihrer Freundin zurück zuführen war. Aber ihre Schlussfolgerungen zum zweiten Kira waren wirklich aufschlussreich. Sie hatte wirklich eine ausgesprochen gute Beobachtungsgabe. Nur gerade deshalb machte es ihn so stutzig, das sie keinerlei Anzeichen für Skepsis ihm gegenüber zeigte. „Sie haben eine sehr gute Beobachtungsgabe Zahra. „ bemerkte er tonlos. Ich schaute ihn nur weiterhin an. „Ich gebe ihn jetzt eine Liste und ich möchte, dass sie mir sagen, was sie davon halten.“ meinte er beiläufig während er in seine Hosentasche griff und die besagte Liste der jungen Frau übergab. Jetzt war er mal gespannt. Nachdem er ihr die Liste gereicht hatte, analysierte er wieder ihre Reaktionen und legte nebenbei nachdenklich den Daumen an den Mund. Ich nickte ihm kurz zu, bevor ich ihm die Liste abnahm und eingehend studierte. Es war eine Liste mit allen genauen Todeszeitpunkten der Opfer von Kira. Und auch die, von der am Anfang schwankenden Anzahl bis zu dem Zeitpunkt als sich eine klare Anzahl hinaus kristallisiert hatte, waren darunter. Es war das erste was mir auffiel. Sie schwankten auch in genau demselben Zeitraum. Aber warum? Ich überlegte und ging alle Möglichkeiten durch. Dann der entscheidende Einfall. Ich sah ihn fest in die Augen und begann sachlich meine Schlussfolgerungen offenzulegen. „Wenn man sich die Todeszeitpunkte ansieht, bemerkt man genau zwei Dinge. Erstens, das sie der gleichen Schwankung unterliegen, wie den Opferzahlen. Und zweitens, das die Todeszeitpunkte vor der Schwankung alle im Nachmittag Bereich liegt und nach der Schwankung gleichmäßig über den Tag verteilt. Zieht man nur die Zeitpunkte vor der Schwankung in Betracht, könnte man auf einen Schüler schließen. Aber wieso dann plötzlich diese Änderung im Verhaltensmuster? Ganz einfach es musste irgendetwas passiert sein, was ihn dazu bewogen hat, die Zeiten zu ändern. Führt man diesen Gedanken weiter und berücksichtigt, dass die Polizei und auch L zu den gleichen Schluss gekommen sein müssten, so kann es durchaus im Bereich des Möglichen liegen, das dieser Kira Zugriff auf vertrauliche Daten der Polizei hatte und deshalb sein Verhalten geändert hat um von sich abzulenken.“ Ich sah Ryuzaki herausfordernd an. Dieser hatte immer noch den Daumen an der Lippe. Allerdings hatte er nun die Augen zu dünnen Schlitzen verengt und starrte mich konzentriert an. Oder eher durch mich hindurch wie es mir schien. `Juhu….endlich mal eine Reaktion….also doch kein Botox-Opfer` dachte ich und musste bei dem Gedanken leicht in mich hineinschmunzeln. L hörte sich ihre Schlussfolgerungen ganz genau an und er war mehr als positiv überrascht von der jungen Frau. Unglaublich. Er hatte zwar schon auf Grund ihrer Daten und Übersichten gemerkt, dass ihre Kombinationsgabe mehr als durchschnittlich war, aber dass hier überstiegen seine Erwartungen. Sie war wirklich hochintelligent und erweckte immer mehr seine Neugierde. Vielleicht könnte sie ihm sogar ebenbürtig sein. Aber immer noch störte ihn die Tatsache, dass sie augenscheinlich noch immer keinen Verdacht gegen ihn zu hegen schien. Das passte nicht. „Und was wäre, wenn dem so wäre?“ Versuchte er ihre Gedankengänge anzuregen. Mal sehen wie weit sie kam. „Nun dann wäre es wahrscheinlich, dass sich Kira in den Reihen der Polizei oder in dessen näheren Umfeld aufhalten müsste. Daher wäre es sinnvoll ein Täterprofil zu erstellen und alle Beamte, welche mit dem Fall zu tun haben, überprüfen zu lassen, um so den Kreis der Verdächtigen einzuschränken.“ Schloss ich sachlich meine Überlegungen. Was sollte das hier eigentlich werden? Das war doch schon kein Vorstellungsgespräch mehr. Und Irgendwie beschlich mich immer mehr das Gefühl, das dieser Ryuzaki kein einfacher Polizeibeamter war. Gut er war schon mehr als seltsam, nahezu unheimlich, aber er wirkte trotz allem sehr kompetent auf mich. Aber was zum Kuckuck ging hier vor? Ein normales Gespräch war das auf jeden Fall nicht mehr. Eher beschlich mich das Gefühl, das dieser Typ mich testete. Oder spielte er etwa nur mit ihr? Ich konnte ihn einfach nicht analysieren. Nicht durchschauen. Aber irgendetwas war hier im Busch. Das spürte ich ganz deutlich. „ Aha und nehmen wir mal an sie hätten einen dringend Tatverdächtigen, aber die Beobachtung würde fehlschlagen.“ Setzte er nach und starrte sie weiterhin mit seinen schwarzen Augen an. „Wenn er dringend Tatverdächtig wäre und eine normale Beobachtung fehlschlagen würde, ließe das eigentlich nur noch eine Möglichkeit offen. Man müsste ihn versuchen aus der Reserve zu locken.“ Sinnierte ich weite, während sich immer mehr das Gefühl in mir bestärkte das ich hier gerade nach allen Regeln der Kunst getestet wurde. „Und wie würden sie das Anstellen?“ warf L gleich seine nächste Frage hinterher. Jetzt wurde es mir aber wirklich langsam zu bunt. Ich glaubte das einfach nicht, der teste mich wirklich. Wollte er etwa meine Kombinationsgabe auf die Probe stellen? Was sollte dieser ganze Mist? Und seit wann macht die Kriminalpolizei solche Vorstellungsgespräche? Nein, hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Nicht mit diesem Vorstellungsgespräch und auch nicht mit diesem Ryuzaki. „ Man müsste ihn so manipulieren, das er sich verrät oder irgendeine Information preisgibt, die wichtig sein könnte…..oder man macht sich einen Tick bzw. Eigenheit zu Nutze, wenn sowas bekannt ist.“ Beantwortete ich sachlich seine Frage und warf mit skeptischen blick noch ein „ aber sagen sie mal Ryuzaki…..warum testen sie mich auf so eine Art und Weise?“ und ich konnte sehen wie er kurz seine Fassung verlor. `oh Wunder noch eine Reaktion…..hatte ich ihn wohl erwischt` dachte ich bei mir. L entglitt für nicht mal einer Sekunde die Gesichtszüge. Sie wusste, dass er sie testete? Nachdem er sich wieder gefangen hatte, fuhr er sich nachdenklich mit dem Daumen über die Unterlippe. Aber er hatte sie doch eingehend beobachtet und nicht einen Hauch von Zweifel oder Skepsis feststellen können. Konnte sie sich wirklich so gut verstellen ohne dass er es bemerkte? Sie wurde immer interessanter. Ja sie könnte ihm bei dem Fall wirklich eine Hilfe sein beschloss er. „Sie besitzen wirklich eine beeindruckende Kombinationsgabe Zahra. Herzlichen Glückwunsch. Sie haben den Test mit Bravour bestanden.“ Ließ er verlauten. Ich glaubte das jetzt nicht. Der hatte mich doch tatsächlich getestet. Jetzt war auch klar, dass er nicht irgendein dahergelaufener Polizeibeamter war. Aber wer war er dann? „Sie sind nicht wirklich Beamter bei der Kriminalpolizei, hab ich Recht?“ stellte ich ihm auch schon die entsprechende Frage und beobachtete in genau. L ließ sich nichts anmerken. Sie hatte ihn also wirklich getäuscht. „ Wie kommen sie drauf?“ wollte er wissen und sah weiterhin in ihre Augen. „Niemand bei der Kriminalpolizei würde so ein Vorstellungsgespräch führen wie sie es getan haben. Jemanden so zu manipulieren….“ Meinte ich nur ernst und schüttelte nebenbei seicht den Kopf. L verengte die Augen und nam den Daumen von der Lippe. Er sah sieh mit seinen schwarzen Augen eindringlich an. „ Da haben sie Recht. Ich bin L.“ offenbarte er ruhig. Jetzt entglitten mir die Gesichtszüge für einen Moment, bis ich mich wieder gefangen hatte und ihn leicht angrinste. Das sollte L sein. Das war sicher nur irgendein dummer Scherz von dem. L würde sich niemals, nicht mal der Polizei, zeigen. Da war ich mir sicher. Dieses Spiel beherrschte ich auch. „ Natürlich, dachte ich mir schon. Und ich bin Robin Hood.“ Gab ich sarkastisch zur Antwort. Er warf mir einen skeptischen Blick zu ehe ich als Antwort ein „ Schön dich kennen zu lernen Robin“ bekam, bevor mir wiedermal die Gesichtszüge entglitten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)