Born to Die von Suppengruen ================================================================================ Kapitel 7: Wer Hunger hatte konnte auch ohne Milch -------------------------------------------------- Die beiden Wochen zogen sich fast endlos, in der Joker die meiste Zeit verbrachte seine neuen Gefolgsleute einzuweißen, Waffenlager aufzufüllen und Pläne auf Blaupausen zu kritzeln, die jedoch alle großer Mist wurden. Keiner hatte den nötigen Witz, keiner spiegelte sein Selbst wieder. Und warum? Das war nicht schwer zu erraten, seit Harleys Verschwinden war er nicht mehr er Selbst. Mann konnte es nicht anders ausdrücken, der Horrorclown litt tatsächlich unter Liebeskummer. Zwar wagte es keiner auszusprechen, aber selbst ein Blinder mit Krückstock hätte es gesehen. Joker war fast ununterbrochen schlecht gelaunt und zwar nicht die schlechte Laune, welche er sonst gegen seine Männer lehnte, sondern eine unverkennbare „ich bin verlassen worden“ - Laune. Außerdem fand man den Clown nur noch selten im nüchternen Zustand. In den Nächten hörte man wie er Dinge durch seine Räume warf und durch die Gegend brüllte. Es kotzte ihn einfach alles an. Dazu kam diese unerträgliche Langeweile, weshalb er sich seit einigen Tagen über den Schreibtisch beugte. Ein kleines Tänzchen mit Batman würde ihn vielleicht helfen noch einmal auf den rechten Weg zu kommen. Dieses Weib endlich zu vergessen. Gott, was würde er nicht alles geben um sie endlich aus dem Kopf zu bekommen. Aber nicht einmal der Alkohol konnte verhindern, dass er alle paar Minuten an sie denken musste. Wo sie war, was sie gerade machte. Wie es dem Ding in ihrem Bauch ging. Vielleicht hätte er ihr Geld geben sollen, vielleicht sogar die ganze Tasche vom Ausraub. Und genau diese Gedanken würden in noch um den Verstand bringen. Wo kamen sie nur her? Sie hätte doch da bleiben können, hätte doch merken müssen, dass sein Ausbruch nur durch die Panik verursacht wurde. Nein, nein er war ihr gar nichts schuldig. Zurück zu den Plänen. Knurren zerriss er die nächste Blaupause. „Das ist doch alles Mist!“. Der Boden des kleinen Arbeitszimmers, häufte sich bereits mit Schnipseln und leeren Scotchflaschen. Eine Idee, er bräuchte dringend eine Idee. Haare raufend lehnte er sich in dem eingesessenen Stuhl zurück und ließ die Augen durch den Raum schweifen. Schließlich blieben sie auf einem bestimmten Punkt verharren. An einem Poster, genauer gesagt einem Wahlposter, welches mit einem roten, großen X und ein paar Dartpfeilen verschönert wurde. Ein teuflisches Grinsen zog sich über die roten Lippen, als er den zum erbrechen, schmierigen Mann auf dem Poster betrachtete. Waren nicht übermorgen Wahlen? Harvey Dent der alte Schmierlappen wäre doch der perfekte Köder um die Fledermaus anzulocken. Er hatte es also doch noch, man brauchte ab und zu nur ein bisschen Inspiration. Und dieses falsche Grinsen von dem Mann, vor der amerikanischen Flagge, gab ihm den so erhofften Funken. Lachend warf Joker den grünen Schopf zurück und leerte die nächste Flasche, welche dann ebenfalls auf dem Boden landete. Endlich, nach Tagen des Selbstmitleids und der durch Wut versteckten Trauer, hatte er wieder etwas zum Lachen. Mit Wahnsinn durchdrängt, hallte es durch die Zimmer und sogar die Wachen an den Toren konnten es vernehmen. Es dehnte sich sogar so sehr aus, vielleicht auch durch den Scotch, das der Bleiche rücklings vom Stuhl flog und zwischen klirrendem Glas weiter lachte. Irgendwann kam ihm nur noch ein heißes Krächzen über die Lippen, als er sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. Es tat gut das Stechen in der Brust, von seinem Lachkrampf, zu spüren und der schwere Atem, welcher dieser verursachte. Es war Joker fast so, als hätte sich ein enger Knoten von ihm gelöst und alles heraus gelassen, was ihn so sehr quälte. Mit einer Hand auf der Brust, schloss der Clown die Augen und verfiel sofort in einen tiefen Schlaf. So merkwürdig es auch klang, da er auf dem harten Boden lag, aber so gut wie diese Nacht, hatte er die ganze Woche nicht geschlafen. Er hatte noch nicht einmal einen Kater, nein, es ging ihm fantastisch. Der Plan von letzter Nacht war noch immer in seiner Erinnerung vorhanden und würde sich noch zu etwas Großartigem entwickeln lassen. Langsam raffte er sich auf und sah erneut zu dem Poster an seiner Wand. „Morgen Dent, du alte Schmalzlocke…man sieht sich“, kicherte er dem 2D-Mann entgegen und trat aus dem Zimmer. Eine Dusche hatte er dringend nötig, Körperhygiene hatte der Bleiche die letzten Tage etwas schleifen lassen, genauer gesagt, seit dem die Blonde fort ging. Nicht daran denken, jetzt nicht wo es ihm so gut ging. Das Wasser tat gut und brachte die Räder im Kopf in die Gänge. Das Shampoo, welches Harley leider vergessen hatte, konnte er zum Glück weitgehend verdrängen. Den Fehler es zu öffnen würde er nicht noch einmal begehen. Eigentlich müsste er es sofort verschwinden lassen. Nichts sollte ihn mehr an sie erinnern. Gesagt, getan. Nach dem er sich weitgehend abgetrocknet hatte und einen Morgenmantel übergeworfen hatte, schnappte er sich die Flasche und ließ diese im Müll verschwinden. Aus den Augen aus dem Sinn. Anschließend griff er sich seinen Anzug, welchen er einem, zu sich gerufenen, Mann in die Arme warf. „Hast doch bestimmt Lust auf einen Ausflug in die Reinigung mein Großer“, kicherte er ihm gut gelaunt entgegen, was den Breitgebauten schwer verwunderte. Doch ließ dieser die Worte des Clowns unkommentiert und nickte nur, bevor er wieder nach draußen verschwand. Man wollte es schließlich nicht auf die Probe stellen. Der Anblick des Leichenhaufens, welchen die Anhänger entsorgen mussten, ließ nichts Gutes von dem Job erhoffen. Aber was tat man nicht alles für das liebe Geld. Nachdem sich auch etwas zum Essen in den Schränken fand, kehrte Joker zurück ins Arbeitszimmer. Die Schüssel mit trockenen Cornflakes -wer Hunger hatte konnte auch ohne Milch- stellte er neben die leere Blaupause und griff sich den abgenutzten Bleistift. Nachdenklich nagte er an dem Ende des Stifts. Hübsche Ideen jagten ihm durch den Schädel und verdrängten jeglichen Gedanken an unangenehme Themen. Abknutschen würde er das Poster, wenn er das Gesicht darauf nicht so verachten würde. Zunächst sollte wohl die passende Drohung her. Eine gewöhnliche Geiselnahme war nun wirklich nicht das Richtige für den Joker. Es musste etwas Großes sein, etwas das ganz Gotham den Atem anhalten ließ. Der nötige Witz durfte natürlich auch nicht fehlen. Eine Bombe? Eine große Bombe, direkt unter dem Podest, auf dem Harvey stehen würde. Guter Anfang, aber das war es noch nicht. Es musste den alten Bats so richtig aus den Socken hauen. Es musste sofort klar sein, dass der Horrorclown dahinter steckte. In der ersten Sekunde, wenn sich die Nachrichten zeigten, musste der Name Joker der Fledermaus durch den Kopf gehen. Eine Bombe, gefüllt mit seinem eigens hergestellten Gas. Ja, ja das war es. Was hätte mehr Witz, als eine ganze Stadt die sich tot lachen würde. Er war einfach brillant! Viel Zeit blieb ihm zwar nicht mehr, da schon am nächsten Tag die Wahlen stattfinden würden, aber wer wäre er denn, wenn er das nicht schaffen würde? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)