Born to Die von Suppengruen ================================================================================ Kapitel 6: Warum nicht für Verwirrung sorgen? --------------------------------------------- Mit einem lauten Schrei fuhr sie aus ihrem Schlaf auf. Verdammte Scheiße! Die Schmerzen waren unerträglich. Das Morphium hatte schon seit Stunden aufgehört zu wirken. Harley konnte sich nicht bewegen. Verzweifelt lag sie auf der Couch und hielt sich die Hände vor den Mund. Sie durfte Edward nicht wecken, hatte sie ihm doch versprochen, dass er nicht einmal bemerken würde, dass sie da war. Hart biss sie ihre Zähne aufeinander. Wo war nur die Scheiß Tasche? So ein Mist, sie stand noch am Eingang der Wohnung. Das Atmen viel ihr unglaublich schwer. Röchelnd lag sie auf der Couch. Noch immer lief der Fernseher. Harley fühlte sich so schrecklich hilflos und schon wieder wurde ihr schlecht. Das durfte doch nicht wahr sein. Der ganze Stress bekam ihrem Magen wohl nicht sonderlich gut. Was sollte sie nur tun? Tränen rannen ihre Wangen hinab und verzweifelt begann sie zu schluchzen. "Eddie! Eddie bitte...bitte hilf mir", ihre Stimme klang schwach und schmerzerfüllt. Mit einem Ruck drehte sie sich auf die Seite. Sie musste jetzt sofort zum Badezimmer! Aber vorher musste das Morphium her. Dumpf und unkontrolliert schlug ihr Körper auf dem Boden auf. Ihr Kopf verfehlte dabei nur knapp die Tischkante. Der Schmerzensschrei, welcher ihren Lippen entfuhr war nun nicht mehr zu überhören. Harley konnte kaum noch atmen. Ihre Glieder zitterten und verzweifelt fielen ihre Tränen zu Boden. Sie musste es bis zu dieser Scheiß Tasche schaffen. Ein Schrei riss ihn aus dem Schlaf. Was war das gewesen? Hatten sie ihn etwa gefunden? Nein es war ein Frauenschrei gewesen. Harley? Wieder ein schwaches Wispern in der Dunkelheit. Hatte sie seinen Namen gerufen? Nein das konnte nicht sein, er bildete sich das sicherlich nur ein. Zudem musste sie wohl schon längst das Haus verlassen haben. Plötzlich vernahm er, wie etwas dumpf auf den Holzboden aufschlug, gefolgt von einem weiteren Schrei, welcher seine Adern gefrieren ließ. Das war eindeutig Harleys Stimme. Hastig trat er die Decke beiseite und war in Sekunden auf den Beinen. Hatte der Clown sie etwa gefunden? Edward traute diesem Psychopathen so einiges zu. Hastig griff er nach seiner Brille und schob sich diese auf die Nase. Mit großen Schritten eilte er durch den dunklen Flur. Stolpernd kam er in dem kleinen Wohnzimmer zum stehen. Panisch durchsuchte sein Blick den Raum. Nein Joker war nicht zusehen, aber wo war Harley? Er hatte sich das sicherlich nicht eingebildet. Ein Schluchzen drang an sein Ohr und er beugte sich über die Couch. Die Blonde lag am Boden und blickte mit schmerzverzerrtem Gesicht zu ihm auf. Das Shirt war etwas hoch gerutscht und entblößte die tiefblauen Rippen. Edward stellten sich sämtliche Nackenhaare bei dem Anblick auf. Hilflos stand er über sie gebeugt da. Was sollte er nur tun? Er war Informatiker und kein Rettungssanitäter. Zaghaft formten ihre Lippen die Worte `Tasche` und `Morphium`. Ohne zu überlegen hastete er zurück zur Eingangstür, neben der noch immer die Tasche stand. Schnell öffnete er diese und versuchte das Morphium darin zu finden. Leicht errötete er, als er ihre Unterwäsche zur Seite schob. Endlich, da war das Morphium. Noch während dem Gehen zog er die Spritze auf. Bei Harleen angelangt beugte er sich hinunter und rammte ihr die Spitze der Nadel eher unsanft ins Bein. Schmerzerfüllt schrie sie auf. Zugegeben er war nicht gerade für sein Feingefühl bei Frauen bekannt. Sein Gebiet beschränkte sich dann doch eher auf seine Tastatur. Die hatte sich zumindest noch nie darüber beschwert, wie er mit ihr umging. Vorsichtig half er der Blonden auf und setzte sie zurück auf die Couch. Als Harley endlich Schritte auf dem Flur hörte atmete sie erleichtert aus. Minuten später saß sie kraftlos auf dem Sofa und sah dankend zu Edward empor. Schnell begann das Morphium zu wirken. Ihre Atmung wurde ruhiger und auch die Schmerzen verschwanden allmählich. Ihre Züge entspannten sich und ein erleichtertes Seufzen entrann ihrer Kehle. Sie wollte gerade ansetzten etwas zu sagen, als ihr übel wurde. Panisch presste sie die Hände auf den Mund und rannte in Richtung des Badezimmers davon. Wie schon den Tag zuvor übergab sie sich. Ein Glück, dass das Morphium sein nötigstes tat, dass sie so wenig wie möglich verspürte. Was war nur los mit ihr? Lag es am Stress oder womöglich an der Schwangerschaft? Kraftlos hing sie mit dem Kopf über der Toilette. Wenn das so weiter ginge, würde sie noch hier übernachten. Gefühlte zwanzig Minuten verbrachte sie damit ihren Mageninhalt auszuleeren. Erst als sie sich sicher war, dass ihr Magen vollständig leer war, erhob sie sich wieder, putze sich die Zähne und ging zurück ins Wohnzimmer. Edward sah verdutzt zu, wie sich die Mimik in Harleys Gesicht veränderte. Von Schmerzerfüllt über zufrieden bis hin zu schrecklicher Übelkeit war alles zu finden. Hastig stürmte sie aus dem Raum heraus und Sekunden später vernahm er das plätschernde Geräusch. Fast hatte er ja schon Mitleid mit ihr. Aber eigentlich war sie es ja auch selber Schuld. Wie konnte man auch nur so blöd sein und sich vom Prince of Crime höchstpersönlich schwängern lassen? Mal ganz davon abgesehen, dass sie wohl von Verhütung noch nie was gehört hatten. Kopfschüttelnd ging er in die Küche seiner Wohnung. Mit einem Handgriff schaltete er die Kaffeemaschine ein und mit einem weiteren steckte er sich eine Zigarette an. Genau das richtige um in den Tag zu starten. Mal ganz davon abgesehen, dass Harley ihn geweckt hatte. Eigentlich hätte er sauer sein müssen, doch aus einem ihm unerfindlichen Grund war er das nicht. Viel zu euphorisch war er noch von seiner gestrigen Entdeckung. Ihm war es nach einigen Stunden Arbeit gelungen, das Versteck des Clowns auszumachen. Wäre er ein Freund von Nähe gewesen hätte er Harley wohl umarmt, so grinste er einfach nur in sich hinein. Das würde ihm irgendwann noch den Arsch retten. Diese Informationen waren Gold wert. Harley war Gold wert. Genüsslich schenkte er sich eine Tasse Kaffee ein, ging zum Küchentisch und ließ sich auf einem der Stühle nieder. Kurz fuhr er durch das struppige Haar. Was Harley wohl noch alles wusste? Bestimmt konnte sie ihm einiges aus der Zeit als Ärztin in Arkham erzählen. Freudig rieb er sich die Hände. Ja diese Frau musste er sich warm halten. Erst als er die Schritte von Harleen vernahm sah er von seiner Tasse empor. "Na ausgekotzt?" fragte er mit einem Lächeln auf den Lippen. "Ich würd dich ja fragen ob du auch nen Kaffee willst, aber so wie du aussiehst ist das wohl eher eine schlechte Idee." Kurz zwinkerte er ihr aufmunternd zu. "Setzt dich doch. Ich hol dir ein Glas Wasser, das sollte denke ich drin bleiben" und im nächsten Moment verschwand er in der Küche. Mit einem Glas Wasser in der einen Hand und einer neuen Zigarette in der anderen kehrte er zurück. Das Wasser stellte er auf den Tisch vor ihr. Etwas schwach war sie auf den Beinen. Das Morphium betäubte zwar den Schmerz, gab ihr allerdings nicht die nötige Kraft zurück. Kraftlos ließ sie sich auf den Stuhl sinken. Matt lächelte sie über seine Witzeleien. Sie wusste selber wie scheiße sie aussah. Ein Glück war er nicht sauer, dass sie noch da war. Sicherlich hatte sie ihn geweckt. Wenn sie etwas mehr Kraft hätte würde sie hier verschwinden. Dankend nahm sie das Glas entgegen. In kleinen Schlücken rann das Wasser ihre Kehle hinab. Kurz wartete sie ab, ob ihr wieder übel wurde, ehe sie auch den Rest hinunter kippte. Entschuldigend blickte sie zu Edward. "Tut mir leid dass ich dich geweckt habe... Ich werd gleich meine Sachen packen und dann bin ich auch schon verschwunden. Versprochen." Schweigend saßen sie sich gegenüber. Nach einer halben Stunde erhob sie sich, drehte sich um und verschwand im Wohnzimmer. Schnell streifte sie sich frische Klamotten über, setzte noch einmal eine Dosis nach und kehrte ein letztes Mal zurück in die Küche. Zögerlich näherte sie sich Edward. Ihr Herz schlug plötzlich schnell und sie wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Leicht beugte sie sich zu ihm hinunter, nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn. "Danke für alles", hauchte sie ihm noch entgegen dann war sie auch schon verschwunden. Still nippte Edward immer wieder an seinem Kaffee. Das heiße Getränk tat gut und kurbelte das Gehirn an. Schweigend betrachtete er Harleen, wie sie so da saß. Anscheinend war sie in Gedanken versunken. Es störte ihn nicht. Ihm gefiel die Stille, war er doch nicht der Mensch, der gerne Konversationen führte. Zumindest nicht, wenn sie ihm nicht in irgendeiner Weise von Nutzen waren. Genüsslich zog er an seiner Zigarette und schob sich die Brille wieder etwas höher auf die Nase. Eine gefühlte halbe Stunde verging, ehe Harley sich aufraffen konnte. Fast schon beleidigt sah er zu, wie sie im Wohnzimmer verschwand. Nicht mal ein Dankeschön? Etwas pikiert sah er auf die Tür, welche noch immer halb offen stand. Erneut nippte er an seiner Tasse und drückte die gefühlte fünfte Zigarette aus. Plötzlich vernahm er von neuem Schritte, welche näher kamen. Nanu wollte sie sich doch verabschieden? Fast schon zögerlich schien sie sich ihm zu nähern. Was war nur los mit ihr? Das mussten bestimmt die Hormone sein, von denen die Ärzte immer sprachen. Erschrocken hielt er die Luft an, als er ihre weichen Lippen auf den seinen spürte. Er wusste nicht, was er machen sollte. Sollte er den Kuss etwa erwidern? Nein! Das war doch irre. Sie war das Mädchen von dem verrückten Horrorclown. Wenn er das erfahren würde, dürfte er sich bald ein neues Versteck suchen. Und das wäre dann hoffentlich sein kleinstes Problem. Ihre Lippen lösten sich von den seinen und noch immer sah er sichtlich verwirrt drein. Nur am Rande vernahm er das gehauchte „Danke“ ihrerseits. "Bitte" stammelte er, ehe er sich mit einer Hand durch das Haar fuhr. Was hatte das bitte zu bedeuten? Er hielt es für besser das ganze auf sich beruhen zu lassen und ihre Hormone dafür verantwortlich zu machen. Arbeit! Er brauchte jetzt dringend etwas um sich abzulenken. Regen peitschte ihr ins Gesicht, als sie mit der Tasche unter dem Arm zum Wagen lief. Harley hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, wohin sie nun fahren sollte. Zurück in ihre Wohnung? Vielleicht, aber womöglich würde die Polizei dort nach ihr suchen. Zwar wussten sie bis jetzt noch nicht, dass sie hinter dem Überfall steckte, doch würde der Commissioner sicherlich bald darauf schließen. Aber was blieb ihr anderes übrig? Zurück zu dem Clown? Nein, er hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass er sie nicht bei sich haben wollte. Einige Minuten saß sie stumm hinter dem Lenkrad des Wagens, ehe sie sich ein Herz fasste und den Motor startete. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als das Risiko einzugehen und zurück in ihre alte Wohnung zu fahren. Sie brauchte dringen Ruhe, um ihre Wunden Zeit zum verheilen zu geben. Vorsichtig näherte sie sich ihrer Wohnungstür. Anscheinend war noch niemand hier gewesen. Ein Glück! Die nächsten zwei Wochen verbrachte sie damit im Bett auszuharren und ihre Wunden zu versorgen. Die Schusswunde verheilte wirklich gut und auch die Schwellungen und blauen Flecken waren größtenteils verschwunden. Ihre Rippen begannen wieder zusammen zu wachsen und neue Energie durchströmte ihren Körper. Harley hatte viel Zeit damit verbracht über alles nachzudenken. Sie würde das Kind behalten. Mit oder ohne Vater, dass war ihr mittlerweile egal. Oft hatte sie in den vergangenen Tagen an ihn gedacht. Sein Gesicht tauchte immer wieder in ihren Träumen auf und oft schrak sie aus dem Schlaf auf, seinen Namen rufend. Warum konnte sie den Joker nicht einfach vergessen? Warum kam er nicht um sie zurück zu holen? Wütend setzte sie sich auf. Sie musste ihm zeigen, wie viel besser sie ohne ihn dran war, dann würde er schon sehen, dass sie ihm fehlte. Ja genau. Doch wie sollte sie das anstellen, wenn schon nicht der Einbruch ihn auf sie aufmerksam gemacht hatte? Vielleicht etwas Größeres, Gewagteres? Ja genau, so dass Batman auftauchen musste, denn wo Batman war, würde auch er auftauchen. Doch was sollte sie tun? Eine Geiselnahme vielleicht? Wirklich viel Erfahrung hatte sie ja nicht in der Materie. Zwar hatte sie oft mit Crane und den anderen in deren Therapiesitzung so etwas aufarbeitet, aber das hier war anders. Zudem musste sie an das Baby denken. Nein eine Geiselnahme wäre wohl zu gefährlich. Aber was sonst würde genug Aufmerksamkeit erzeugen? Waren nicht heute die Wahlen? Ja genau. Und was wäre nicht wahnsinniger und gewagter, als Harvey Dent als Geisel zu nehmen? Ja das würde jeder mitbekommen. Was aber sollte sie als Grund vorschieben? Geld? Oder sollte es nur als Drohung fungieren? Warum nicht für Verwirrung sorgen? Plötzlich wusste sie genau was sie fordern würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)