Born to Die von Suppengruen ================================================================================ Kapitel 1: This little Piggy... ------------------------------- Sie war so unglaublich müde, so erschöpft. Die Dunkelheit war so wohltuend, so einladend und so friedlich. Sie spürte wie er nach ihren Schultern griff, sie schüttelte, ja fast schon panisch versuchte sie wach zu halten. Was war denn nur los mit ihm? Verzweifelt versuchte sie ihre Augen noch einmal zu öffnen, doch ihre Lider wollten nicht ihr Blau freigeben. Wie durch Watte, vernahm sie die Worte des Cowns. Dumpf und Meilen weit weg schienen sie an ihr Ohr zu dringen. Kurz musste sie auflachen. Irgendwie war es einfach komisch und zugleich wollte sie wieder weinen. Ja er hatte an so etwas natürlich nicht gedacht. Wie alle Männer war ihm gerade das nicht in den Sinn gekommen. Warum auch? Sie mussten sich ja nur selten mit den Konsequenzen herum schlagen. Harley bekam nun kaum mehr was mit. Sie wusste nicht einmal ob sie schon schlief und das alles hier nur ein Traum war. Es lag durchaus im Bereich des Möglichen. Dumpf vernahm sie wie er noch immer sprach, doch konnte sie ihm nicht mehr folgen. Viel zu sehr entfalteten nun die Tabletten ihre Wirkung. Das letzte was sie glaubte zu hören war ein „Ich liebe dich“ doch war sie sich sicher, dass ihr Verstand versuchte ihr diese Illusion vorzuspielen. Sie musste sich damit abfinden, dass sie diese Worte niemals aus dem Mund des Jokers hören würde. Welch trauriges Schicksal. In der eisigen Kälte auf dem Schotterplatz stand Joker mit einer neuen Flasche Scotch, gegen seine Tür gelehnt. Der Alkohol half das Geschehene wenigstens für Heute zu vergessen. Sein nervenaufreibendes Geständnis an Harley versuchte er weitgehend zu verdrängen. Wobei er noch immer nicht genau wusste, ob sie es noch mitbekommen hatte, immerhin stand sie ganz schön unter Tabletten. Es war mittlerweile nächster Morgen und seine Augen lagen hasserfüllt auf den Männern, welche an den Zäunen standen. Leise tuschelnd, wahrscheinlich über... Daran wollte er gar nicht denken. Mit einem großen Schluck spülte er den Gedanken hinunter. Jeder von ihnen würde seine Strafe bekommen. Aber zunächst sollte die Blonde wieder zu Kräften kommen, sie selbst sollte dieses Werk verrichten, vielleicht auch mit ihm zusammen. Sie bräuchte ihre Rache um die Sache für sich abzuschließen. Langsam griff er hinter sich an die Klinke der Tür und trat hinein. Ganz vergessen, sein Fernseher war ja Schrott. Völlig egal. Weiter ging es ins Schlafzimmer, den Scotch stellte er auf den Tisch. Harley schlief noch immer. An dem Türrahmen gelehnt sah er zu, wie sich langsam ihr Brustkorb hob. Wie das blonde Haar wirr auf ihrem Gesicht lag. Wann sie wohl erwachen würde? Was sie wohl noch vom Vorabend wusste? Langsam regte sich ihr Körper und Joker hob die Brauen an. Kurz dachte er darüber nach, ihr entgegen zu treten, entschied jedoch, sich ins andere Zimmer zurück zu ziehen. Sie bräuchte wahrscheinlich erst einmal Zeit für sich. Mit einem lauten Schrei schreckte sie hoch. Kerzengerade saß sie auf der Matratze. Ihr Puls raste und ihr ganzer Körper zitterte vor Anspannung. Harley brauchte einige Sekunden um zu realisieren wo sie war. Panisch griff sie nach dem Plastikröhrchen neben ihrem Bett. Scheiße das hatte sie ja ganz vergessen. Wütend und verzweifelt warf sie das leere Plastik gegen die Tür. Verdammte Scheiße! Schluchzend hielt sie sich die Hände vors Gesicht. Wann würde das alles endlich aufhören? Wann würde sie nicht mehr diese Bilder sehen, diese Berührungen spüren und dieses Lachen hören? Zittrig griff sie nach dem Wasserglas und leerte es. Kühl lief das Wasser ihre Kehle herunter. Kurz strich sie sich die Haare aus dem Gesicht und fuhr mit ihrem Handrücken über die schweißgebadete Stirn. Erst jetzt spürte sie die Schmerzen. Ihr ganzer Körper schien diese zu verursachen. Vorsichtig schob sie die Decke beiseite. Tief blau hatte sich ihre Haut gefärbt und wurde lediglich von tiefen Kratzspuren und der Abzeichnungen der Gürtelschläge unterbrochen. Sie sah einfach schrecklich aus. Vorsichtig schwang sie die Beine aus dem Bett, hielt jedoch kurz inne. Noch immer fühlte sie sich etwas benommen, aber es war eine andere Benommenheit, welche nicht von den Tabletten her rührte. Langsam tasteten ihre nackten Füße nach dem Boden. Warum zur Hölle war sie noch immer nackt? Noch immer fühlte sie sich schrecklich dreckig. Sie musste duschen und zwar schnell. Wankend erhob sie sich von der rauen Matratze und versuchte einen Fuß vor den anderen zu setzten. An ihrer Tasche hielt sie inne und griff blind irgendwelche Kleidungsstücke heraus. Es war ihr egal was sie tragen würde, sie würde sich dennoch nackt und hilflos fühlen. Als sie die Tür zum Wohnzimmer öffnete Schlug ihr der Geruch von Alkohol entgegen. Oh nein er hatte wieder getrunken. Diesmal würde sie nicht den gleichen Fehler begehen. Schnell drängte sie sich an ihm vorbei, ja versuchte fast schon zu rennen. Er sollte sie nicht so sehn. Ihren geschundenen Körper, die scheiß Spuren dieser Gott verdammten Misshandlung. Eifrig schloss sie die Tür des Badezimmers hinter sich und drehte den Hahn der Dusche auf. Heiß prasselte das Wasser auf die Fliesen, ehe Harley unter den Strahl tauchte. Schmerzhaft traf dieser auf ihre geschundene Haut und sie musste sich auf die Zunge beißen, um nicht vor Schmerz los zuschreien. Vorsichtig öffnete sie den Deckel ihres Duschgels und vertraut schlug ihr der Duft von Erdbeeren entgegen. Als jedoch die Seife in die offenen Stellen drang konnte sie einen Schrei nicht mehr unterdrücken. Es brannte so sehr und doch war es das, was sie wollte. Sie wollte jede verdammte Berührung aus ihrem Körper brennen. Eine gefühlte halbe Stunde später stieg sie aus der Dusche, trocknete sich ab und besah sich ihre Auswahl an Klamotten. Angewidert hob sie den Rock hoch. Konnte sie wirklich so was tragen? War das nicht direkt wieder eine Einladung für den Clown und seine Männer? Mit spitzen Fingern ließ sie den Rock über ihre Haut gleiten, ehe sie den Reißverschluss zuzog. Zugegeben das Top war nun auch nicht die beste Wahl gewesen aber es konnte ihr ja auch eigentlich egal sein. Alle wussten doch eh, wie sie aussah. Seufzend schob sie sich das schwarze T-Shirt, mit der lachenden Sonne darauf, über den Kopf. Etwas skeptisch besah sie sich im Spiegel. Noch immer blitzen die blauen Flecken unter der Kleidung hervor. Besonders an Armen und Beinen war es deutlich zu sehen. Ihre Schussverletzung sah schrecklich aus. Rot und verdächtig Entzündet. Nicht schon wieder... Achtlos warf sie das nasse Handtuch in eine Ecke des Raumes und ging wieder zurück ins Wohnzimmer. Angst mischte sich mit der Verzweiflung zu einer explosiven Mischung. Bitte bitte lass ihn Herr seiner Sinne sein, betete sie gen Himmel. An einen Gott glaubte sie schon längst nicht mehr. Auf dem Tisch ruhte eine neue Flasche Scotch und Harley verzog unweigerlich das Gesicht. Nichts Gutes konnte sie mehr mit diesem abscheulichen Getränk verbinden. Langsam ging sie darauf zu und ihre Hände griffen nach dem Hals der Flasche. Kurz setzte sie diesen an und nahm einen großen Schluck. Angewidert verzog sie das Gesicht, als dieser heiß ihre Kehle hinunter rann. Wie ein kleines Kind streckte sie die Zunge heraus. "Widerlich", brachte sie über ihre Lippen, ehe sie die Flasche wieder da abstellte, wo sie, sie gefunden hatte. Wie konnte man das nur trinken? Auf der Couch hatte Joker platz genommen. Dumpfe Schritte konnte er hinter sich hören, wagte es jedoch nicht, sich nach dem Ursprung dafür, umzudrehen. Doch er konnte nicht verhindern, dass sich mit ihrer Anwesenheit auch diese nervigen Gedanken wieder zeigten. Nicht einmal der Alkohol konnte jetzt noch dagegen ankämpfen. Bitte lasse sie sich nur nicht an seine letzten Worte erinnern. Das würde ihn schier umbringen. Was war da nur in ihn gefahren? Selbst wenn er nur daran dachte, es gesagt zu haben, durchzog ihn ein kalter Schauer. Noch einmal griff er zur Flasche. Aber so sehr er auch dagegen ankämpfte, so sehr er sich dafür hasste und verfluchte, er konnte einfach nicht verleugnen, dass es der Wahrheit entsprach. Ohne eine Kontrolle darüber zuhaben, hatte er sich in dieses blonde Weib verliebt. VERLIEBT! Wer würde ihm denn das abkaufen? Es war geradezu lächerlich. Aber wahr. Gedankenversunken bekam der Clown gar nicht mit, das Harley neben ihn schritt, erst als sie nach der Flasche Scotch griff, einen Schluck nahm und ihn dann wieder angewidert auf den Tisch stellte. Eigentlich müsste er sich jetzt kringeln vor lachen, aber nichts. Nicht einmal ein Grinsen. Viel zu sehr war Joker damit beschäftigt sich ihre Wunden anzusehen. So viele schändeten ihre perfekte Haut. Mit einer Spur aus Mitleid blickten seine grünen Augen sie an und er bewegte sich langsam zum Aufstehen. Sie mussten sterben, einer nach dem anderen. Vorsichtig schritt er auf sie zu und versuchte dabei nicht bedrohlich zu wirken. Kein Wort drang aus seiner Kehle, er strich ihr nur sanft über die Wange und bekam einen Ausdruck, den man wohl noch nie auf seinem Gesicht gesehen hatte. Schließlich fasste er einen Entschluss. Weiterhin stumm setzte er ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwand aus der Tür. Zielsicher ging er auf die Männer am Tor zu und griff sich einen, bei dem er sich sicher war, das dieser besonders hart zur Sache gegangen war. „Du! Mitkommen!“, meinte er nur knapp und zog ihn mit sich. In dem provisorischen Verhörraum kam der Horrorclown schließlich zum stehen. Sein Spielzeug lag noch immer dort, wo er es gelassen hatte, sowie auch der Stuhl. Dem Mann konnte man ansehen, dass er wusste wie schlecht es jetzt für ihn aussah. „Boss? Was ähm, machen wir hier?“ Keine Antwort. Joker stand im Türrahmen und pfiff zwei Hohlköpfe zu sich. „Macht ihn am Stuhl fest“, befahl er mit fester Stimme, woraufhin die Männer sofort Folge leisteten. Ganze Kraft mussten sie aufbringen um den Schänder auf den Stuhl zu befestigen, welcher mit jeder verstrichenen Minute ängstlicher wirkte. „Boss?! Das kann doch nicht ihr ernst sein. Sie…sie wollte doch das wird die Schlampe rann nehmen…“ Keine Antwort. Der Bleiche schritt, nachdem sie allein gelassen wurden, langsam auf den kleinen Tisch zu und betrachtete das glänzende Werkzeug. Er entschied sich für das Skalpell. Anschließend verschränkten sich die Arme des Clowns hinter dem Rücken und er stolzierte mit ausdruckslosem Gesicht auf den Gefesselten zu. Allein das der Kerl das Wort Schlampe benutzte, brachte das Blut in ihm zum kochen. Doch äußerlich sah man ihm rein gar nichts an. Gelassen, wie bei einem Einkauf im Supermarkt schritt er auf den Mann zu. „Schlampe?“, fragte er mit kühler Stimme nach und brachte sein kleines Spielzeug zum Vorschein. Dem Mann viel sämtliche Farbe aus dem Gesicht. „Ich meine Harley…Harley jaa“, mit einem schweren Schlucken unterbrach der Schänder seine Worte. „Ja ja ihr solltet sie rann nehmen, aber sterben wirst du trotzdem…weil ich dazu Lust habe.“ Details musste der bald Schreiende nicht erfahren, sie würden ihm nichts nützen. Obwohl, wenn Joker so Recht darüber nachdachte, zum größten Teil würde das Folgende, wirklich zu seiner eigenen Befriedigung nutzen. Die ganze Anspannung, welche sich in der Nacht anstaute frei heraus lassen. Den Zorn und die Scham fallen lassen. Noch näher trat er an den Stuhl. „Kennst du das Kinderlied, This little Piggy?“ Langsam schüttelte der Mann den Kopf. „Neeein? Ein entzückendes, kleines Liedchen, ich würde es dir liebend gerne einmal vorsingen.“ Langsam ging er in die Knie und entfernte Schuh wie Socken von dem Sitzenden. Der Geruch welcher ihm dabei entgegen trat, ließ sein Geicht verziehen, doch war sein Vorhaben zu gut, als es deshalb zu unterbrechen. Vorsichtig griffen seine Finger nach seinem großen Zeh, das Skalpell legte sich sanft auf diesen. „This little Piggy went to the market.“ Tief schnitt sich die scharfe Klinge in den Zeh, mit Druck durchtrennte er den dünnen Knochen, bis er das stück Fleisch abgetrennt hatte. Die Schmerzen, welche soeben heraus geschrieen wurden, nahm er genüsslich in sich auf. Und zugleich merkte er auch den ersehnten Effekt seines Schnittes. Der Knoten seiner Anspannung löste sich ein wenig. „This little Piggy stayed home.“ Der zweite wurde abgetrennt. „AHHHHH…bitte aufhööööören!!!!“ „This little Piggy had roast beef.“ Der Dritte. “This little Piggy had none.“ Das Schreien verwandelte sich in ein erbärmliches Wimmern. “This little Piggy WEE! WEE! WEE! All the way home.” Damit verschwand auch der letzte Zeh. Blut strömte aus den offenen Wunden, seine Hände färbten sich rot. „Warst es nicht du, der Harley als erstes den Schwanz ins Maul schob?“, fragte Joker gefährlich und blickte mit teuflischen Augen auf. Der Mann war kaum im Stande etwas zu sagen, weshalb seine Antwort unverständlich klang. Klirrend viel das Skalpell auf den Boden, als er die abgetrennten Stummel sich in die Hand schaufelte. „Bitte? Ich habe dich nicht verstanden.“ Langsam baute er sich vor dem Wimmernden auf. „Hast du nicht so ihren Kiefer gegriffen?“ Kraftvoll setzte er seine Worte an ihm um und öffnete so sein stinkendes Maul. „Und hast ihr dann das Fleisch zwischen die Zähne gerammt?“ Mit sadistischem Ausdruck drückte er ihm die abgetrennten Zehen in den Rachen und presste seine Hand auf dessen Lippen, so dass der Kerl sie nicht ausspucken konnte. Der Mann begann zu würgen und blickte panisch auf. „Widerlich nicht wahr? Und was hast du danach verlangt?“ Nachdenklich rieb er sich mit der freien Hand über das spitze Kinn. „Ach jaaaa, du zwangst sie zu schlucken.“ Jokers Augen verrieten, was er mit dieser Aussage meinte. Sein Mund zog sich zu einem wölfischen Grinsen. „Schluck.“ Tränen rannen über das Gesicht seines Gegenübers, der aussah, als würde er gleich kotzen. Doch das war dem Bleichen egal, dann müsse er eben auch seine eigene Kotze schlucken. „Ich zähle bis drei, wenn du bis dahin nicht geschluckt hast, werde ich dir das Lied noch einmal vorsingen und du hast eine weitere Ladung vor dir. Eins.“ Dumpf trat das Schluchzen unter seiner Hand hervor. „Zwei.“ Der Mann kniff die Augen zusammen und begann die Stummel einzeln zu schlucken. Den großen musste er sogar zerkauen. Erst als er fertig war, entfernte Joker seine Hand und grinste den Mann zufrieden an. „Gut gemacht. Dann lass mich überlegen, was du als nächstes mit ihr angestellt hast. Ohhh ich hab’s, das Knallen deines Gürtels habe ich noch immer im Ohr." „Bittee…“ Erklang es leise, wurde jedoch vom Clown ignoriert. Zurück schritt er zum Tisch und nahm sich einen weiteren Gegenstand. Ein langer, stabiler Stock fand sich in seinen Händen, welchen er auf seiner Schulter platzierte. „Das müsst auch gehen.“ Seelenruhig schritt er hinter den Stuhl. Diesen trat er nach vorn, so dass zwischen Sitz und Lehne der Hinter des Schänders zum Vorschein kam. „Mal sehen ob dir das genauso gefällt wird wie Harley.“ Durch den ganzen Raum schallten seine Schläge, sowie die Schreie. Immer wieder holte er erneut zu einem kräftigen Schlag aus. Die Jeans zerriss unter dem harten Holz, so dass es nicht lange dauerte bis er auf nackte Haut schlug. Erst als sich die Striemen auf seinem Hintern mit einem Blutfilm verschmiert wurden, endete er mit seinen Hieben. Kichernd ließ Joker den Stock zu Boden fallen und betrachtete sein Werk, mit dem er gerade begonnen hatte. Es tat so unendlich gut den Frust an solch einer unwichtigen Person abzubauen. Kurz waren sogar sämtliche Sorgen vergessen. Bis die Bilder der Vergewaltigung sich wieder zeigten. Harleys Schreie in seinem Kopf erklangen. Nie wieder, nie wieder durfte jemand anderes, als er selbst, Hand an sie legen. Neue Wut brannte in ihm auf, diese Folter war noch lange nicht vorbei. Leicht begann sie zu zittern, als sich der Clown von dem weichen Leder erhob. Etwas lag in seinem Blick, was sie nicht recht deuten konnte. War es etwa Mitleid? Stumm musterte er sie von oben bis unten und Harley wusste nicht so recht was sie nun tun sollte. Plötzlich spürte sie die Lippen des Clowns auf ihrer Stirn und sie fröstelte. Leicht hauchte er ihr einen Kuss entgegen und verschwand dann. Wie erstarrt stand sie in der Mitte des Raumes. Erneut griff ihre Hand zu der Flasche. Jeder Schluck der Flüssigkeit jagte ihr ein warmes Gefühl durch den Körper. Erst als auch der letzte Tropfen in ihrer Kehle verschwunden war, ließ sie die Flasche wieder sinken. Das würde die Schmerzen zumindest für einen Moment betäuben. Wie ein Geist schwebte sie durch den Raum. Ihre Finger durchsuchten dabei Schubladen und Schränke, bis sie fanden wonach sie gesucht hatten. Wusste sie es doch, dass er noch welche hatte! Ohne nachzudenken beförderte sie eine Handvoll der Schmerztabletten in ihren Mund und zerkaute sie lautstark. Innerhalb einer Minute zeigten diese dann ihre Wirkung. Vermischt mit dem Alkohol fühlte sie sich nun wie auf Droge. Alles schien unendlich langsam von statten zu gehen. Harley musste sich kurz abstützen, um nicht umzufallen. Aus der Ferne vernahm sie plötzlich Schreie. Wie magnetisiert, schwankte sie auf die Tür zu. Geradezu wie eine Schlafwandlerin rannte sie über den Kies, den Schreien entgegen. Fast schon glaubte sie, dass es ihre eigenen waren. Stolpernd kam sie am Eingang des Raumes zum Stehen. Ihre Augen weiteten sich, als sie sah, woher die Schreie kamen. Leise hörte sie das Kinderlied, welches ihre Mutter ihr ab und zu vorgesungen hatte und dabei mit ihren Zehen gewackelt hatte. Dies hier jedoch war alles andere als ein Spiel zwischen Mutter und Tochter. Schreckensbleich sah sie zu, wie der Joker vor dem Mann kniete. In seiner Hand befand sich der Fuß des Mannes, an welchem bereits schon zwei der fünf Zehen fehlten. Blut tropfte auf den staubigen Boden und Angst stand dem Mann ins Gesicht geschrieben. Harley war unfähig sich zu bewegen. Sie konnte nur zusehen, was der Clown mit ihm tat. Warum? Warum tat er das? Was für einen Sinn hatte das ganze? War es der Alkohol? Oder womöglich doch die Wut über seine eigene Dummheit? Tränen stiegen ihr in die Augen und rannen ihre Wangen hinab. Schluchzend stand sie da. Ihre Augen hafteten noch immer auf der Szenerie. Die Worte des Clowns hallten durch den Raum und Harley musste ihren Blick abwenden, als er ihm seine eigenen Zehen in den Mund steckte. Also doch. Es tat ihm also doch leid, was er ihr angetan hatte und das hier war seine Art, damit umzugehen. Harleys schluchzen wurde lauter. Sie konnte sich das ganze nicht mehr mit ansehen. Starr presste sie ihre Hände auf die Ohren und ging in die Hocke. Das Knallen des Holzes auf Fleisch war zu viel für sie. Schmerzlich sah sie von neuem die Bilder vor ihren Augen, wie sie lachend auf sie einschlugen. Ein Schrei entfuhr ihrer Kehle und sie stürzte auf den Parkplatz. Ohne auch nur nachzudenken sprang sie in den Dodge Monaco, welchen sie noch vor einer Woche für den stolzen Preis einer Millionen gekauft hatte. Laut heulte der Motor des Wagens auf und mit quietschenden Reifen fuhr sie los. „Hey halt! Die verdammte Schlampe versucht zu fliehen!“ Ertönten die Stimmen der Männer hinter ihr. Sekunden später schlugen auch schon Patronen in das Metall der Karosserie ein. Einer der Männer stellte sich ihr in den Weg. Tief drückte sie das Gaspedal hinunter. Dumpf prallte der Körper des Mannes gegen die Motorhaube und wurde einige Meter weit geschleudert. Wie eine Irre raste sie davon. Panisch warf sie immer wieder einen Blick in den Rückspiegel um zu sehen, ob sie verfolgt wurde. Würden diese Männer tatsächlich so viel Eigeninitiative besitzen um sie zu verfolgen? Schritte bewegten sich auf den Raum zu, in dem Joker gerade nach seinem nächsten Folterinstrument suchte. Verwundert blickte er auf, als zwei Männer ihn erreichten. Ihre Gesichter zornerfüllt, in der Hand hielten sie jeweils eine Pistole. Das konnte nichts Gutes verheißen. „Boss, Harley konnte entkommen…wir haben noch versucht sie aufzuhalten, aber…naja sie hat uns mit nem Auto übermannt“, stammelte einer von ihnen nervös. „Ihr habt sie…entkommen lassen?“ Hart schlugen seine Fäuste auf den kleinen Tisch ein. „Ihr habt sie entkommen lassen?!“ Vor Wut keuchend entriss er einem die Knarre und schoss auf sie ein. Anschließend drehte er sich um und feuerte auf den Gefesselten drauf los. Auf dem ganzen Weg nach draußen, leerte er das Magazin an den Hohlköpfen die ihm unter die Augen kamen. Gleich darauf landete die nächste Pistole in seinem Besitz und auch die Gruppe vor der Fabrik bekamen seine Kugeln zu schmecken. Joker stand nun mitten auf dem Kiesplatz, rings um ihn lagen die toten Körper welche den Boden rot färbten. Die Waffe rutschte aus seiner noch blutverschmierten Hand und schlug schwer auf dem Stein auf. War sie nun endgültig gegangen? Warum auch nicht? Hatte er tatsächlich geglaubt, nur die Liebe würde sie bei ihm halten, nach dem was er ihr antat? Nein, sie durfte ihn nicht verlassen! Nicht wissend wohin mit seinen Gedanken brüllte er in die kalte Luft hinaus. Das durfte sie einfach nicht. Was wollte sie denn noch, von ihm? Er entschuldigte sich bei ihr. Er tat sogar etwas, was er nie für möglich gehalten hatte, er gestand ihr die Liebe. Hatte sie auch nur die leiseste Ahnung, wie viel es ihn kostete diese Worte zu ihr zu sprechen? Es zerriss ihn fast entzwei und trotzdem tat er es. Oder war es ihr einfach egal? Was tun? Wo mag sie wohl jetzt hin? Würde sie zu ihm zurückkommen? Natürlich nicht. Was machte er sich hier vor, welchen Grund hätte sie denn dafür? Er sollte es vielleicht einfach gut sein lassen, damit klar kommen das sie für immer fort sein würde. Harley vergessen und wie zuvor weitermachen. Er brauchte sie nicht. Sie machte doch alles nur schlimmer, machte ihn schwach, erbärmlich. Wie ein dummes, naives Kind führte er sich auf und für was? Für Zärtlichkeiten die er sich bei jeder ixbeliebigen Nutte hätte holen können? Dafür sich in den Rücken schießen zu lassen? Sich vor seinen Leuten erniedrigen zu lassen? Sich vorzukommen wie der aller größte Idiot? Sich seit seinem Dasein als Joker zu verlieben? Dafür ihr jeden morgen in die blauen Augen zu blicken? Ihre Lippen zu schmecken? Ihre Haut zu spüren? Ihre Haare zu riechen? Verdammt noch mal nein, das brauchte er nicht. Sollte Harley bleiben wo der Pfeffer wächst. Ihm nie wieder unter die Augen treten! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)