Vom Thron gestoßen von Jason (wieder die Italiener & wieder im Halbfinale) ================================================================================ Kapitel 1: Vom Thron gestoßen ----------------------------- Der Pfiff halte noch in seinen Ohren, kurz darauf traten bereits die lauten Jubelrufe ein. Selbst wenn sie nicht auf italienisch gewesen wären, hätte er bei all dem Durcheinander wohl nichts verstanden. Enttäuscht sackte er auf dem Boden zusammen, stützte die Arme auf den Beinen und ließ den Kopf mit geschlossenen Augen hängen. Ausgeschieden im EM-Halbfinale gegen Italien. Der Schmerz der Niederlage war keine Erfahrung, die er zum ersten Mal machte und dennoch war es jedes Mal aufs neue bitter. Wenn man glaubt, seinem Ziel nahe zu sein und dann doch eiskalt zu Boden gerissen wird, kann das bloß einen unangenehmen Beigeschmack haben, egal wie oft man diese Misere schon durchgestanden hat. Das Spiel saß ihm noch in den Knochen, die Anstrengungen und Bemühungen zogen sich durch jede seiner Gliedmaßen. Er hatte gekämpft, zusammen mit den anderen, und obwohl er erst in der zweiten Halbzeit die Chance bekommen hatte aktiv mitzuwirken drückten die vollen 90 Minuten, des Hoffens und Glaubens an den Sieg, auf ihn. Erst als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, wagte er es aufzusehen und aus den Augenwinkeln die jubelnden Italiener wahrzunehmen. Wie sehr er sich doch wünschte, zusammen mit seinen Teamkollegen, an deren Stelle zu sein. Er biss sich auf die Unterlippe bei diesem Gedanken und blickte seinem Teamkollegen, welcher an ihn herangetreten war, ins Gesicht. Die Enttäuschung stand Manuel Neuer ebenso ins Gesicht geschrieben, wie ihm selbst. „Na komm, Thomas.“ Er nahm die ihm gereichte Hand des Torhüters an und ließ sich auf die Beine helfen. Die laute Musik und die Jubelchöre der Italiener drangen noch immer in sein Gehör, es war schier unmöglich diese Geräuschkulisse auszuschalten. Manuel Neuer half dem Mittelfeldspieler wieder auf die Beine, sah ihm ins Gesicht und rang sich für einen kurzen Moment zu einem nüchternen Lächeln durch. Der Torhüter fasste das Gesicht des jüngeren und lehnte seine Stirn gegen die seines Teamkollegen. „Das war nicht unsere letzte Chance“, flüsterte er ihm entgegen und unterließ es nicht ihm über die Wangen zu streicheln, als er sich wieder von ihm löste. Dem Keeper des FC Bayern München war bewusst, dass dies kein großer Trost war, ihm selbst halfen die Worte auch nicht, doch konnte er die Bodenlosigkeit seines geschätzten Teamkollegen nicht ohne jede Reaktion abtun. Der dunkelblonde Mann legte die Hand an Thomas' Schulter und führte ihn langsam mit sich vom Platz in Richtung Kabine. Weg von der jubelnden und feiernden Menge, weg von den sinnbildlichen Trümmern der Niederlage. Sie nahmen den direkten Weg in Richtung der Kabinen, einigen Reportern konnten sie entgehen, da diese bereits Teamkollegen unter die Fittiche genommen hatten, andere lehnte Manuel mit einer höflichen Geste ab. Stets wollten die Journalisten eine direkte Stellungnahme nach dem Spiel, jedes Mal sollte man sofort mit Informationen abrufbar sein. Enttäuschungen verarbeiten sich langsamer als Erfolge, sie sind niederdrückend, deprimierend und rauben einem Kraft. Natürlich gehört es bis zu einem gewissen Maßstab zu ihren Verpflichtungen, den Medien Rede und Antwort zu stehen, aber auch wenn sie für ihre Leidenschaft, dem Fußball, bezahlt wurden waren sie auch lediglich Menschen die mit einer Enttäuschung erst einmal zurechtkommen mussten. Der großgewachsene Ex-Schalker stieß die Tür auf und gab den Weg ins Innere der Kabine frei. Sie waren nicht die Ersten. Einige der anderen saßen Schulter hängend auf den Bänken, andere zogen sich gerade aus und das Geräusch des Wassers ließ verlauten dass einige von ihnen es auch bereits bis unter die Dusche geschafft hatten. Niemand sagte etwas und dennoch kannte jeder die Gedanken der restlichen Mannschaftsmitglieder. Die Kabinentür fiel mit einem lauten Geräusch zu, doch niemand sah auf. Thomas spürte die Hand Manuels über seine Schulterblätter streifen, ehe sich jener von ihm lossagte und zu seinem Platz ging um sich auszuziehen und unter die Dusche zu kommen. Thomas holte einmal tief Luft, obwohl er über keine körperlichen Beschwerden klagen konnte, blieb ein eiserner Stich in der Brust sitzen. Ein kurzweiliges Husten entfuhr ihm, er fasste sich jedoch schnell wieder und begann sich selbst auf das kühle Nass vorzubereiten. Eine kalte Dusche würde ihn nicht bloß ungemein erfrischen, sondern seinem Kopf die Möglichkeit geben wieder einen klaren Gedanken zu fassen. ­ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)