Abbygails Abenteuer von yazumi-chan (Road to Lavandia) ================================================================================ Kapitel 49: Der Krieg beginnt (Verrat) -------------------------------------- Unsere Nacht im Kesselberg ist kalt, unbequem und laut, aber trocken. An eine der Felswände gelehnt, mein Kopf auf Erasmus´ Schulter und sein Kopf auf meinem, kommen wir kaum zu mehr als drei oder vier Stunden Schlaf, aber so bemerken wir sofort, als der Regen abflaut und schließlich aufhört. Mein Handy ist noch in meinem Rucksack, aber als wir übermüdet aus der Höhle treten, ist der Himmel schon nicht mehr ganz so dunkel. Bleiche rosa und orangefarbene Streifen verdrängen die Dunkelheit über den sich verfärbenden Baumspitzen und künden vom nahenden Morgen. Ich schaue zu Erasmus. Er nickt und gemeinsam schwimmen wir Richtung Westen ans andere Ufer, dieses Mal nicht mit der Todesangst im Nacken und ich genieße die Art, wie meine Muskeln sich im Wasser strecken, wie schwerelos ich mich fühle. Es gibt vor allem einen Grund, warum ich meine Reise nach Oliviana City kaum erwarten kann: Der Strand und das Meer. Wie erwartet sind unsere Rucksäcke und Schuhe nicht mehr hier, Wiesel und die anderen müssen sie wieder mitgenommen haben, als sie uns in die Höhle zurückkehren sahen und so laufen wir barfuß, pitschnass und frierend durch das Durchgangshäuschen. "Raue Nacht gehabt?", fragt der Wärter, der gestern Abend halb schlafend an seinem Platz saß. Ich grinse. "Sie haben keine Ahnung." Teak City ist im frühen Morgenlicht wunderschön, die Wasserpfützen reflektieren unsere Spiegelbilder und eine herbstliche Stille liegt über der Stadt. Ein wenig torkelnd machen Erasmus und ich uns auf den Rückweg zum RES-Q Revier. Die nasse Straße befreit unsere Füße etwas von dem Schlamm, der sich dort festgesetzt hat, auch wenn sie nichts zur Erhöhung unserer Körpertemperatur beiträgt. Als wir schließlich das Grundstück erreichen, entdecke ich ein kleines, loderndes Feuer. Auf dem Stahlbalken daneben sitzt Wiesel. Vier leere Kaffeedosen liegen zerdrückt neben ihr auf dem Boden und sie ist vornüber gebeugt, so als würde sie schlafen. Das im weichen Boden glucksende Geräusch unserer Schritte erweckt jedoch ihre Aufmerksamkeit. Sie hebt den Kopf. Ihr rotes Haar ist nass und einige Töne dunkler als sonst und schwarze Ringe heben ihre glasigen Augen hervor. "Ihr seid zurück", sagt sie und atmet erleichtert aus. "Wenn ihr nicht bald gekommen wärt, hätte ich eine Sucheinheit zurückgeschickt. Ihr wart in der Höhle sicher vor dem Gewitter, aber man weiß ja nie." Sie kommt zu uns und umarmt mich und Erasmus, bevor sie ihre Augen reibt. "Tut mir leid, dass ich so aussehe, aber ich habe keine Auge zugetan diese Nacht. Und ihr auch nicht, wenn ich euch so anschaue." Ich lache. "Ein paar Stunden, nicht mehr." "Legt euch ruhig noch ein paar hin", sagt Wiesel und schiebt uns Richtung der Plastikplane, von deren Rändern stetig Wassertropfen fallen. Die Gestalten darunter schnarchen leise, dicht eingepackt in ihre Schlafsäcke. "Was ist mit dir?", frage ich, bevor wir uns von ihr abwimmeln lassen. "Planung." Ich schaue sie fragend an. "Der Überfall der Biker steht morgen an", erklärt sie mit einem müden Lächeln. "Ich muss noch einige Informationen auswerten und überprüfen. Außerdem muss gleich jemand die anderen wecken." "Überarbeite dich nicht", sagt Erasmus. Sie macht eine wegwerfende Handbewegung. "Vier Dosen Kaffee reichen, um mich wach zu halten. Heute Nacht gehe ich früher schlafen, keine Sorge." Ich habe das Gefühl, Wiesel doch noch zum Schlafen überreden zu müssen, aber ich bin so erschöpft, dass ich meinen Schlafsack kaum ausgepackt habe, bevor ich schon darin liege. Aber die klamme Kälte werde ich nicht los und schließlich rufe ich zitternd Sku und Gott. Die beiden fauchen sich leise an, widmen sich dann aber dem wichtigeren Problem, nämlich mir. Ich öffne meinen Schlafsack etwas, sodass Sku neben mir hinein kriechen kann. Ihr dichtes, weiches Fell wärmt den Sack von innen auf und mit Gott, der dicht neben uns liegt und uns neidisch ansieht, verschwindet die Kälte langsam aus meinen Knochen. Ich wache erst auf, als die Sonne hoch am Himmel steht und die angestaute Hitze in meinem Schlafsack zu viel wird. Es dauert einen Moment, bevor ich Skus Kopf entdecke, denn sie hat sich mit der zunehmenden Helligkeit tiefer und tiefer in dem Schlafsack verkrochen. Gott liegt dösend an meinem Kopfende, seine Rückenflamme ist zu einer flachen Glut geschrumpft und steigt und sinkt mit jedem seiner Atemzüge. Ich rufe die beiden zurück, dann schäle ich mich aus dem Schlafsack, ziehe frische Socken und meine Schuhe an und geselle mich anschließend zu den anderen, die um das stetig brennende Lagerfeuer versammelt sind. Ich lasse meinen Blick über die versammelten Gesichter wandern. Toby, Heather und Vivi fehlen, woraus ich schließe, dass es zwischen 12:00 und 16:00 Uhr ist. Ich setze mich zu Ginger, die auf einem der Stahlträger sitzt, ihre schmalen Beine im Schneidersitz gekreuzt. Sie lächelt mich schüchtern an und ich erwidere die Geste. "Wir haben euch gesehen", sagt sie nach einer Weile, in der ich nur den Gesprächsfetzen der anderen lausche. "Ihr habt Raikou aus der Höhle gezogen." Ich nicke. "Er war zu schwach, um alleine raus zu gehen." "Ihr wart sehr mutig", fährt sie fort. "Du und Erasmus. Ich wollte mitkommen, weil ich besorgt um Raikou war, aber als ich vor dem See stand, konnte ich mich nicht mehr dazu durchringen." "Das war nicht mutig", erwidere ich mit einem Grinsen. "Das war Dummheit von unserer Seite aus. Wir hatten Glück, dass wir nicht vom Blitz getroffen wurden. Eine legendäre Raubkatze an den Füßen aus einer Höhle zu ziehen war danach reine Erholung." Sie kichert. "Vielleicht. Wiesel war in jedem Fall schwer beeindruckt." "Geht es ihr gut?", frage ich und deute mit einem Kopfnicken in ihre Richtung. "Sie sah heute Morgen nicht gerade fit aus und sie hat nicht geschlafen." "Sie hält schon durch." Ginger lächelt wieder. Sie hat ein verträumtes Lächeln, als würde ihr Mund reden und ihr Kopf ganz woanders sein. An einem besseren Ort. "Du warst eine von den Nicht-Ordensammlern, oder?", frage ich. "Was ist dein Ziel?" Gingers Wangen nehmen eine dunkle Farbe an und sie schaut zu Boden. "Ich möchte Pokémonzüchterin werden. Nachdem ihre Großeltern gestorben sind, hat Lyra die Pension in Dukatia City übernommen und jedes Jahr nimmt sie einen Schüler an. Ihre nächste Vorstellfrist ist erst im Dezember, aber ich wollte schon früher dort sein, um eine Wohnung zu finden und mich dort einzuleben." "Wohnung? Wie alt bist du?" "Sechzehn." "Das ist krass", sage ich lachend. "Aber Dukatia City wird dir bestimmt gefallen. Ich war vor zwei Monaten dort. Woher kommst du?" "Oliviana City." Sie lächelt wieder ihr verträumtes Lächeln. "Meine Eltern sind für die Instandhaltung des Leuchtturms verantwortlich und wollten, dass ich die Arbeit später übernehme, aber ich habe meinen Mut zusammen genommen und ihnen gesagt, dass ich nach Dukatia City gehe und später meine eigene Pension aufmachen werde." "Fühlt sich gut an, oder?", frage ich wissend. Sie nickt. "Ich habe mich noch nie so selbstständig und lebendig gefühlt. Manchmal liege ich nachts wach, weil ich Angst habe, es nicht zu schaffen, aber dann denke ich…" Sie hebt erschrocken den Kopf. "Tut mir leid! Ich wollt dich nicht langweilen!" "Träume sind nicht langweilig", sage ich. Ginger hebt den Kopf und lächelt. Dieses Mal ist sie ganz da.   "Robin, was haben deine Nachforschungen ergeben?", fragt Wiesel an diesem Abend, als alle Qs um das Lagerfeuer versammelt sind. "Die Gruppe besteht aus drei Trainern, zwei Jungen und einem Mädchen, im Alter von dreizehn und vierzehn. Ihre Pokémon sind vermutlich nicht über Level 10 und sie wurden von ihren Eltern mit Schutz ausgestattet, um unbeschadet bis nach Viola City zu kommen. Die Biker werden ihnen mit einer Gruppe aus ebenfalls drei Mitgliedern an der Waldkreuzung auflauern." "Die Stärke der Biker variiert, deswegen können wir nicht mit Sicherheit wissen, wen sie schicken werden, aber wenn sie nicht von unseren Informationen wissen, sollten ihre Trainer im Level 20 Bereich sein." Olivia hebt eine Hand. "Ja, Olivia?" "Mein Netzwerk ist noch nicht ausgebaut, aber ich habe Informationen zu den Bikermitgliedern sammeln können." "Fahr fort." "In Teak City ist die Gruppe sieben Mann stark. Sie wird geleitet von Alina, kurz Al und ihrem jüngeren Bruder, Michael oder Mik. Die beiden treten als Duo auf und sind berüchtigt für ihre Doppelkämpfe. Die restlichen Mitglieder sind ausschließlich männlich und zwischen siebzehn und fünfundzwanzig Jahren alt. Miks und Als Pokémon bewegen sich in einer Levelklasse 30-35, soweit die Gerüchte stimmen. Der Rest liegt im Endzwanziger Bereich." "Du bist eine wahre Bereicherung für RES-Q, Olivia", sagt Wiesel, sichtlich überrumpelt ob der Details, die von unseren Informationsteam ans Licht gefördert worden. Ich habe zum Schluss kaum noch zugehört. Mik ist einer der Anführer. Ich versuche, ihn mir neben seiner älteren Schwester vorzustellen, wie er alte Frauen ausraubt und Kinder ihrer Items und Pokémon erleichtert. Das Bild passt nicht zu dem Jungen, der panisch davon rennt. Der mir in den Wald folgt, um sich zu bedanken. "In Ordnung." Wiesel steigt wieder auf den schrägen Stahlträger und schaut uns von oben herab an. "Wer hat ein oder mehr Pokémon über Level 20?" Ungefähr zweidrittel meldet sich. "Über Level 25?" Einige der Hände sinken. "Über Level 30?" Meine Hand ist immer noch erhoben und ich schaue mich um. Da ist Toby. Vivis Hand ist wieder gesunken, aber Erasmus hält seine weiterhin in die Höhe. Wiesel ebenfalls. Und… Ginger. "Okay. Über Level 35?" Alle Hände sinken. Wiesel nickt, als hätte sie das erwartet. "Wir sind mehr als doppelt so viele und auch wenn nicht jeder von uns ein erstklassiger Trainer ist, werden wir sie besiegen können. Wir beginnen mit der Mission, sobald es dunkel wird. Die Trainer, die ich für die Mission wähle, werden die Nacht im Wald verbringen müssen. Für den Fall, dass einer der Anführer dabei sein wird, werde ich Erasmus und Abby mitschicken. Außerdem Ginger und Toby. Ihr vier solltet in der Lage sein, die drei Biker auszuschalten. Olivia und Robin, nach der morgigen Mission werden die Biker wissen, dass wir sie beschatten, sorgt dafür, dass wir bis dahin alle Informationen haben, die wir brauchen, um ihr Hauptquartier zu stürmen." Die beiden werfen sich einen Blick zu, dann machen sie kehrt und verschwinden augenblicklich in der Stadt. "Ich werde von hier aus die Organisation übernehmen und mit den anderen Qs im Falle eines Bikerübergriffs unser Territorium verteidigen. Wir können nicht vorsichtig genug sein. Teilnehmer der morgigen Mission, bitte zu mir." Die Gruppe löst sich auf, bis nur noch Ginger, Toby, Erasmus und ich übrig sind. Wir setzen und stellen uns zu Wiesel, die eine ausgedruckte und reichlich zerknitterte Karte von Teak City und Region in der Hand hält. "Es tut mir leid, euch beide schon wieder zu so schlechten Schlafverhältnissen zu zwingen", sagt sie entschuldigend an Erasmus und mich gewandt. "Wir wissen nicht, wann die Biker ihren Hinterhalt planen oder wann die Trainer losziehen, deshalb müssen wir schneller sein. Vivi und Paul werden sich auf Stand-by nahe dem Stadtausgang aufhalten, damit sie im Notfall dazu stoßen können. Ich spreche später mit den Beiden. Der Plan ist wie folgt…"   Einige Stunden später liege ich in meinem Schlafsack auf Posten drei unserer Formation. Wiesel hat unsere Schlafplätze entlang der möglichen Wege gelegt, welche die Trainer nehmen könnten. Jeder Posten ist in Hörweite des nächsten und so versteckt, dass man ihn nicht auf den ersten Blick finden kann. Sku hält neben mir Wache, ihre Augen rote Leuchtsignale in der Dunkelheit. Sie ist bewegungslos. "Weck mich, sobald den kleinsten Verdacht auf einen Biker hast", warne ich sie. Sku schnurrt einmal zustimmend, dann ist sie wieder still. Die Nacht verläuft ruhiger, als ich angenommen habe, das einzige, was mich anfangs wach hält ist die Aufregung. Als ich schließlich einschlafe, ist nur das Rascheln der Blätter über mir und das immer wiederkehrende Schuhu eines Noctuhs zu hören. Skus peitschender Schweif in meinem Gesicht weckt mich am frühen Morgen. Ich öffne verschlafen die Augen und drehe mich zur Seite um weiter zu schlafen. Erst dann fällt mir ein, warum ich im Wald übernachtet habe und ich reiße meinen Schlafsack auf. Ein wenig zu hastig. "Was war das?" "Das war ein Pokémon, du Depp", antwortet eine tiefere, ältere Stimme. Vorsichtig klettere ich aus meinem Schlafsack und spähe durch das Dickicht. Zwei Biker folgen dem Weg der Route, ihre Motorräder neben sich her schiebend, Pokébälle an den nietenbesetzten Gürteln. Ein dritter folgt ihnen mit etwas Abstand. Als ich sein Gesicht sehe, setzt mein Herz einen Schlag aus. Es ist Mik. Selbst, wenn er ernst meint, was er mir gesagt hat, kann ich ihn dieses Mal nicht davon kommen lassen. "Haltet eure verdammte Klappe", sagt Mik drohend. Die beiden anderen Biker drehen sich zu ihm um. "Sorry, Boss", sagt der mit der tiefen Stimme, der andere nickt hektisch. Mik lächelt kalt und die drei setzen ihren Weg fort. Tja. Scheiße. Dieser Mik ist ziemlich überzeugend. Ich habe keine Ahnung mehr, welche Seite von ihm die echte ist. "Leise, Sku", murmele ich und gehe neben ihr in die Hocke, dann ziehe ich mein Handy aus meiner Tasche. Wie erwartet finde ich eine SMS von Toby, der die Position vor mir besetzt und mir vor kaum zehn Minuten vom Kommen der Biker geschrieben hat. Ich leite die Nachricht an Erasmus weiter und ziehe mich dann tiefer in die Schatten der Bäume zurück, bis ich sicher bin, dass die Biker außer Hörweite sind, rolle meinen Schlafsack zusammen, stopfe ihn in meine Tasche und warte. Erasmus´ SMS kommt ungefähr zwanzig Minuten später. Die Biker sind nie an seinem Standpunkt angekommen, was bedeutet, dass sie ihren Hinterhalt zwischen dem dritten und vierten Posten planen. Nun heißt es im Gebüsch sitzen und auf die Trainergruppe warten. Ich vertreibe mir die Zeit damit, Sku eine Bauch- und Kopfmassage zu geben, die sie mit skandalösem Schnurren und einem Kratzer auf meinem Arm belohnt. „Es ist wirklich eine Schande, dass Chris nicht bei uns mitmacht“, sage ich nach einer Weile. Sku hebt fragend den Kopf. „Erinnerst du dich an Nick? Der nette Junge in Azalea City?“ Sku nickt.  „Er hat doch von der Freundin seiner Schwester erzählt, Chris. Ich habe sie hier in Teak City getroffen. Sie schläft im Pokécenter.“ Ich seufze. „Ich wette, sie könnte diese Biker im Alleingang besiegen, wenn sie nicht so sehr mit der Ho-Oh Suche beschäftigt wäre.“ Sku schnurrt zustimmend und rollt sich auf den Rücken, um mir ihren ausladenden Bauch darzubieten. "Fettes Pokémon", murmele ich liebevoll, während ich ihre Bauchrollen zusammendrücke. Sku schnurrt und schlägt mit einer Pfote nach mir. Ich esse eine der Folienkartoffeln, die wir gestern Abend am Lagerfeuer gebacken haben und denke über meine bisherige Reise nach. Flucht aus meinem Haus. Machtkämpfe im Untergrund in Dukatia. Fast umgebracht von Team Rocket und einem Hypno in Azalea. Viola verlief ziemlich harmlos bis auf, ach ja, verschüttet in einer Ruine.  Und natürlich vergiftet auf dem Indigo Plateau. Und jetzt? Krieg gegen eine Gruppe Biker, die vermutlich von Team Rocket angestachelt werden. Ich halte in meiner Kraulbewegung inne und lausche. Außer dem Rascheln der Blätter und dem Rauschen des Windes kann ich nichts hören. Da vibriert mein Handy. SMS von Ginger. Die Trainergruppe ist an Posten eins vorbeigekommen und haben damit die Dominokette der Qs ausgelöst. Ginger wird ihnen folgen, zu Toby aufschließen und gemeinsam mit ihm in meine Richtung kommen. Dann können wir die Biker mit Erasmus von beiden Seiten einkesseln. Es dauert etwa zwanzig Minuten, bis ich ein Rascheln in den Sträuchern neben mir vernehme und Toby entdecke, der sich mit Ginger um Schlepptau durch die Dornenbüsche schlägt. "Sind sie schon durchgekommen?", flüstert er und geht neben mir in die Hocke. Ich schüttele den Kopf. "Lassen sich wohl Zeit." Ich zögere, bevor ich weiterspreche. "Ich habe ihr Gespräch überhört. Mik scheint bei ihnen zu sein." "Gut, dass wir nur die besten sind, was?", fragt er grinsend. Ginger lächelt schüchtern und setzt sich auf meiner anderen Seite ins Unterholz. "Da kommen sie", sagt sie und deutet durch eine Lücke im Gebüsch. Wir folgen ihrem Blick. Tatsächlich kann in eine Gruppe Kinder um die Ecke kommen sehen. Ihr lautes Lachen übertönt alle anderen Geräusche des Waldes und ich muss lächeln bei dem Gedanken, dass wir die Biker fertig machen werden, bevor sie die drei ausrauben können. "Warten wir, bis sie vorbei sind, dann folgen wir ihnen", flüstere ich. Die anderen beiden nicken. Ich schicke Erasmus schnell eine SMS. Kinder an Posten 3, bereit für Klammerangriff Die Gruppe trödelt ziemlich, bleibt hier und da stehen, um ihre Pokémon zu streicheln oder hochzuheben. Das Mädchen, zierlich und mit einer dicken Brille, hebt liebevoll ein Quapsel in die Höhe und presst ihre Wange gegen den Spiralbauch des Wasserpokémons. Die beiden Jungen besitzen ein Vulpix, das seinem Trainer Leckerli aus der Hand frisst und ein Hoothoot, das fröhlich um den Kopf seines Trainers fliegt und immer wieder auf seinem Kopf landet und an seinen Haaren ziept. Als sie schließlich an uns vorbei laufen, folge ich gebannt der Unterhaltung. "Ich werde der stärkste Trainer aller Zeiten!", sagt der größere der Jungs mit der Wollmütze und dem Vulpix. "Niemals, Holger", lacht sein Freund und sein Hoothoot gurrt zustimmend. "Das werde nämlich ich sein." "Redet ihr, was ihr wollt", verkündet das Mädchen. "Aber Mädchen sind klüger als Jungs und stärker, deswegen werde ich eindeutig besser sein als ihr." Ich gluckse und Toby schlägt mir gegen die Schulter. "Quatsch Rebecca, dann wären doch mehr Frauen in der Liga." "Es gibt Frauen in der Liga!" "Ja, aber mehr Männer." "Das stimmt nicht!" "Wollen wir wetten?" Ihre Stimmen verklingen im Wald, als sie sich immer weiter von uns entfernen. Ich gebe Toby und Ginger das Signal und wir schleichen mit etwa zwanzig Metern Abstand den Weg entlang, eine dichte Wand aus Sträuchern, Bäumen und Gebüsch zwischen uns. Eine SMS von Erasmus informiert uns davon, dass er die Polizei angerufen hat. Sie werden natürlich erst kommen, wenn der Überfall schon passiert ist, aber bis dahin werden wir die Biker ausgeschaltet haben. Sku, die neben mir läuft, dreht sich immer wieder verdrießlich um. Dann kratzt sie an meinem Bein und gibt ein grollendes Schnurren von sich. "Ich kann dich jetzt nicht kraulen, Sku", murmele ich abgelenkt. Es ist gar nicht so leicht, nicht versehentlich über eine Wurzel zu fallen. "Und tragen werde ich dich auf nicht." Sku knurrt verzweifelt und beißt nochmal in meine Hose. "Jetzt reicht´s Sku!", zische ich. "Keinen Laut mehr." Sie drückt sich entschuldigend zu Boden. Mein schlechtes Gewissen setzt fast augenblicklich ein, aber ich verdränge das Gefühl genauso schnell wieder. Ich streiche ihr über den Kopf, dann gehen wir weiter. Der Hinterhalt beginnt, kaum dass wir die nächste Waldkreuzung erreichen. Die drei Trainer, deren freundschaftliches Geplänkel während unserer Verfolgung der drei durchgängig zu hören war, verstummt. Motoren grollen auf und zwei der Biker rollen gemächlich auf ihren Motorrädern auf den Weg, wo sie den Durchgang blockieren. Mik taucht hinter ihnen auf und schließt die drei neuen Trainer erfolgreich ein. "Wen haben wir denn da?", fragt er süffisant und zieht einen Pokéball. "Seid ihr drei etwa Anfänger? Und alleine unterwegs?" Die Kinder rücken näher zusammen, Holger macht einen Schritt nach vorne. "Was willst du?", fragt er. Sein Vulpix springt beschützend vor ihn. "Habt ihr Geld von euren Mamis und Papis bekommen?", fragt er. "Wollt ihr es uns nicht geben? Wir versprechen auch, euren Pokémon nicht weh zu tun." Ein roter Lichtstrahl schießt aus seinem Pokéball und ein hin und her hopsendes Riolu materialisiert sich vor seinen Füßen. "Glaub mir, du willst nicht gegen dieses kleine Kerlchen kämpfen." "Ja, Boss, zeigen wir´s den Kids", sagt einer der beiden anderen Biker. Sein Kumpel lacht nur. Keiner von ihnen zieht seinen Pokéball. "Unser Auftritt, Ladies", sage ich und werfe Toby ein breites Grinsen zu, bevor er sich beschweren kann, dann springe ich durch das Gestrüpp und nehme hinter Mik Aufstellung. Toby und Ginger stellen sich an meine Seite. "Wir würden gerne mitmachen", sage ich an Mik gewandt. Er dreht sich langsam um. "Sind noch vier Plätze frei?" Erasmus tritt ebenfalls aus den Schatten und zieht zwei Pokébälle. Die beiden Biker fluchen und greifen nach ihren eigenen. "Oh, Abby." Mik lächelt. "Schön, dich hier zu sehen." Ich kneife die Augen zusammen. Toby stupst mich an. "Woher kennt der Typ deinen Namen?", fragt er. "Hast du ihnen nicht davon erzählt?", fragt Mik und schaut mich überrascht an. "Abby und ich haben uns schon vor eurer kleinen Gruppengründung kennen gelernt." "Da wusste ich noch nicht, dass du einer von denen bist", sage ich grimmig. Sku faucht wieder und kratzt an meinem Bein. "Ich stand ja nur an mein Bike gelehnt", sagt Mik spöttisch. "Schwer zu erahnen, ich weiß." "Ist das wahr?", fragt Toby. "Ja, ist es, aber-" "Dann hast du ihnen bestimmt auch nicht erzählst, wie du mich vor ein paar Tagen hast laufen lassen, oder? Erinnerst du dich an den Markt? Du warst auch da, großer." "Abby? Du sagtest, er hätte dich fast umgefahren." "Er hat gesagt, dass er-" Ich breche ab. Ich weiß, wie unglaubwürdig meine Ausrede klingen wird. "Was? Dass ich gezwungen werde, mitzumachen? Dass ich Angst habe? Dass meine böse Schwester mich bestrafen wird, sollte ich etwas vermasseln?", fragt Mik lachend und reibt sich die Augen, so als hätte er einige Tränen vergossen. "Junge, Junge, Naivität ist keine Tugend, auf die man stolz sein sollte, Abby." Ich kann das Gelächter der Biker kaum noch ertragen. Tränen steigen mir in die Augen und Sku lässt einfach nicht von meinem Bein ab. Sie brummt und knurrt und kratzt, bis ich schließlich rot sehe. "Was willst du, verdammt nochmal?!", schreie ich und trete sie von meinem Bein weg. Sku wird von meinem Fuß getroffen und rollt einen Meter über den Weg, dann springt sie auf und schaut mich entsetzt und anklagend an. "Oh Gott…", flüstere ich. "Sku, es tut mir leid, das wollte ich nicht!" Aber Sku faucht mich an, schießt davon und verschwindet zwischen den Bäumen. "Ohhh, wie kannst du nur, Abby? Dein treues Pokémon treten? Wie tief kann man sinken." Mik grinst und streichelt Riolus Kopf. "Lass mich in Ruhe!", schreie ich ihn an. "Warum erzählst du ihnen nicht noch von unserer Begegnung im Wald, dann haben wir alles abgehandelt!" "Fuck, Abby." Toby macht einen Schritt von mir weg. "Was hast du getan?" "Die Begegnung im Wald… Lass mal sehen." Mik schaut mich nachdenklich an. "Ich habe mich für deine Kooperation bei der Flucht bedankt und du hast mir verraten, dass eure stolze Gruppierung unseren Hinterhalt vereiteln will." "Nein…" Ich starre ihn an. "Ich habe dir gar nichts verraten! Wenn du das gewusst hättest, hättest du Vorkehrungen getroffen!" Mik lächelt. "Das habe ich." Im nächsten Moment höre ich hinter mir das Geräusch mehrerer Pokébälle, die sich öffnen. Langsam drehen wir uns um. Drei weitere Biker stehen mit verschränkten Armen hinter uns, vor ihnen ein Magmar, dessen glühender Körper den Boden verkohlt, ein Nockchan und ein Rasaff. "Oh Fuck." Toby schaut von den dreien zurück zu mir, sein Gesicht wutverzerrt. "Das ist alles deine Schuld! Warum hast dich von diesem Typen einlullen lassen! Dachtest du, er kommt uns zu Hilfe wie ein Ritter in strahlender Rüstung? Was hast du dir dabei gedacht!" "Ich habe ihm nichts erzählt!", schreie ich zurück. "Das ist genau sein Plan, er will, dass wir streiten, damit er leichteres Spiel hat." "Das sagt sich jetzt leicht, was? Ich kann nicht glauben, dass Wiesel dir vertraut hat, dass wir alle dir vertraut haben, Gott…" "Wir müssen kämpfen", sagt Ginger leise. "Alles andere kann warten." "Der Rotschopf hat Recht", sagt Mik. "Meine Schwester lässt sich übrigens empfehlen. Sie hielt es nicht für notwendig, ihre neuen Felgen schmutzig zu machen." Ich beiße mir auf die Lippen und schiele in Richtung der Bäume, in denen Sku verschwunden ist. Sie ist das einzige Pokémon in meinem Team, das mit den Bikern mithalten kann und ich habe sie weggetreten. Sie wollte mich nur warnen. Während wir anderen mit Diskutieren beschäftigt waren, hat sie die Gefahr hinter uns gewittert. Schon vor einer halbe Stunde hat sie mich darauf aufmerksam machen wollen und ich hatte nichts besseres zu tun, als sie zu ignorieren. Wütend auf Mik und auf mich selbst ziehe ich Hunters Pokéball. Er ist immer noch stärker als Gott und sein Flugtyp wird mir gegen die beiden Kampfpokémon zu Gute kommen. Aber ich glaube nicht, dass er lange durchhalten wird. Ich rufe seinen Namen und er schießt aus meinem Pokéball. Während das rote Licht mich noch blendet, fällt mir ein, was Wiesel gesagt hat. Vivi und Paul stehen am Stadteingang Wache. Sie mussten die drei Biker bemerkt haben. Es sei denn… Toby ruft sein eigenes Pokémon, ein Guardevoir, das herablassend auf die anderen Trainer herab sieht. Gingers Pokémon, ein stattliches und ziemlich langweilig aussehendes Muschas, landet klappernd vor ihren Füßen. "Erasmus!", schreie ich hinter mich. "Ruf Verstärkung!" "Halt die Klappe, Abby, du hast gar nichts mehr zu sagen", zischt Toby mich an. "Jetzt halt mal die Luft an, ich will nur heil hier raus, also können wir uns die Standpauke für später aufheben? Hunter, Aero-Ass auf Rasaff!" Während Hunter schon in die Höhe schießt, startet eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse aus Attacken, Pokémonnamen und dem Zischen, Stampfen und Schlagen von angreifenden Pokémon. Hunter prescht auf Rasaff hinunter und trifft ihn mit voller Kraft, Rasaff weicht einen Schritt zurück, ist aber nicht so schwer verletzt wie ich gehofft habe und kontert mit einem Karateschlag, der Hunter im Genick trifft und zu Boden reißt. Guardevoir hebt die schmalen Arme zu einer Konfusion, die Nockchan in die Höhe hebt und wie verrückt zittern lässt, während Muschas auf Magmar zuschießt und dem Feuerpokémon mit seiner Kalkklinge einen tiefen Schnitt zufügt. Hinter mir höre ich intensive Kampfgeräusche und drehe mich nur einmal flüchtig um. Erasmus kämpft mit drei Pokémon gleichzeitig gegen die drei Biker und tippt eine Nachricht in sein Handy. Immerhin einer kann noch logische Entscheidungen treffen, ohne meinen "Verrat" in die Quere kommen zu lassen. Was die Verstärkung angeht, gibt es jedoch nur zwei Möglichkeiten. Entweder die später eintreffenden Qs haben die drei zusätzlichen Biker für die ursprünglichen Biker gehalten und durchgelassen, was bedeutet, dass sie in den nächsten zwanzig Minuten hier sein sollten, wenn sie sich beeilen, oder die Biker haben sie bereits ausgeschaltet, bevor sie her gekommen sind. Keine der beiden Varianten ist besonders hilfreich, nicht mit einem Verhältnis von 3:2 und meinem fehlenden Powerhouse. "Sku, komm zurück!", schreie ich, bevor ich Hunter den Befehl für sein nächstes Aero-Ass gebe. Er kämpft sich hoch, aber Rasaff schlägt ihn mit einem weiteren Karatehieb zu Boden und Hunter bleibt reglos liegen. Ich rufe ihn zurück, stattdessen muss Gott jetzt zeigen, was er drauf hat. Magmars Funkenflug trifft inzwischen Guardevoir, die sich davon wenig beeindruckt zeigt und Nockchan mit einer weiter Konfusion beschäftigt, damit Gingers Muschas seine Kalklinge ungestört gegen Magmar benutzen kann. Gott plustert sich auf und sein Flammenrad trifft Rasaff, doch das schüttelt sich lediglich und macht dann einen bedrohlichen Schritt nach vorne. "Weich seinem Karateschlage aus!", rufe ich ihm zu und Gott sprintet zur Seite, doch Rasaffs Fingerspitzen treffen ihn und er wird zu Boden geschleudert. "Sku, bitte!", rufe ich. Keine Antwort. Ich drehe mich noch einmal um. Es sieht nicht gut aus. Erasmus´ hat nur noch ein kampffähiges Pokémon, sein Bisaknosp. Es hinkt, seine Ranken schlenkern müde durch die Luft und ihm gegenüber stehen ein Vulpix, ein Alpollo und Miks Riolu, auch wenn es ebenfalls ziemlich angeschlagen aussieht. Die drei Neutrainer haben sich an den Rand des Waldweges zurückgezogen und sitzen verängstigt und überfordert auf dem Boden. Ich kann es ihnen nicht verübeln. Ihr erster Tag als Trainer und schon sind sie Zeuge eines ausgewachsenen Sechs vs. Vier Kampfes. Schließlich löst Nockchan sich aus Guardevoirs Konfusion und trifft es mit einem gewaltigen Patronenhieb, der es, gemeinsam mit Magmars Feuerschlag, ausschaltet. Toby knurrt und ruft sein Meganie, das Guardevoir mit einem Blättertanz rächt, der Nockchan durch die Luft wirbelt und besiegt. Es wird ersetzt durch Sleima. Gott greift Rasaff ein zweites Mal mit seinem Flammenrad an und dieses Mal trifft er Rasaff mitten im Gesicht. Rasaff gibt ein schmerzverzerrtes Grunzen von sich und sinkt dann blind zu Boden. Gotts Ruckzuckhieb erledigt den Rest. Der Biker lacht und ruft als nächstes ein bissiges, aggressives Fukano, das sich augenblicklich mit einem Feuerzahn auf Meganie stürzt. Muschas hat in der Zwischenzeit Magmar erledigt, das jetzt durch ein Smogon ersetzt wird. Egal, wie lange wir kämpfen, es nimmt einfach kein Ende! "Gott, Ruckzuckhieb auf Sleima!", rufe ich ihm zu. Zwei Giftpokémon und ein Feuerpokémon, die Chancen für Meganie sind gleich Null, wenn wir nicht bald etwas unternehmen. Gott rammt Sleima, allerdings erst nachdem es Meganie mit einer Matschbombe angreift, während Smogon es gleichzeitig von der anderen Seite mit seinem Schlammbad attackiert. Gegen drei sehr effektive Attacken hat Meganie keine Chance, es knickt ein und muss zurückgerufen werden. Während Gott versucht, das Sleima auszuschalten, kümmert Muschas sich um Fukano und ich habe einen Moment Zeit, zu Toby zu schauen. Als er meinen Blick bemerkt, schaut er mich grimmig an. Und ängstlich. Niemand hier hat schon sechs Pokémon und es würde mich nicht wundern, wenn Gingers Muschas sogar ihr einziges wäre. Toby hat in jedem Fall keine Pokémon über Level 30 mehr, und die brauchen wir, wenn wir noch mit Mik und den anderen fertig werden wollen. Toby ruft ein drittes Pokémon, ein… Karpador. "Nicht echt, oder?", frage ich perplex. Er schaut mich wütend an. "Ich wollte es hier hoch leveln, damit es zu einem Garados wird, aber dank dir habe ich keine Gelegenheit mehr dazu!" "Du hattest genug Gelegenheit während der Tage, die wir hier waren!", fahre ich ihn an. Ich war vielleicht naiv, Mik zu vertrauen, aber ich bin nicht an allem Schuld, das schief gegangen ist. Karpador übersteht nicht lange. Tatsächlich ist sein Erschienen der Beginn des Endes. Muschas wird von den vereinten Kräften von Sleima und Smogon besiegt, Gott und Fukano liefern sich einen kurzen, aber intensiven Kampf mit ihren Zähnen, aus dem Fukano siegreich hervor geht und bereits eine Minute nach seinem Erscheinen wird Karpador von drei gegnerischen Pokémon gleichzeitig attackiert. Ich werfe einen letzten Blick in die Büsche, um Sku zu finden. Sie würde jetzt zwar auch nichts mehr ändern können, aber ich fühle mich fürchterlich im Stich gelassen, auch wenn ich es war, die sie getreten hat. Ihre rote Augen beobachten mich aus dem Gebüsch. Ich möchte sie anschreien, mich entschuldigen und weinen, alles gleichzeitig, aber ich bleibe still. Warte darauf, dass Sku mir vergibt und mir zu Hilfe kommt, aber sie bleibt in den Schatten verborgen. Ich suche in ihrem Gesicht nach einer Nachricht, ob sie mich verlassen wird. Sicher hält unsere Freundschaft mehr Stand? "Ich sehe, ihr seid fertig", sagt Mik süffisant. Wir drehen uns zu ihm um. Die beiden anderen Biker halten Erasmus an den Oberarmen fest. Als er versucht, sich loszureißen, schlägt einer der beiden ihm mit seinem Helm gegen den Kopf. Erasmus sackt tonlos in sich zusammen und die beiden schleifen ihn zu Mik, der sich den Kindern zuwendet. "Ihr könnt gehen." Die drei schauen ihn fassungslos an. "Na los, bevor ich meine Meinung ändere. Ihr wart von Anfang an nur ein Köder. Was will ich mit euren nicht vorhandenen Items und unterlevelten Pokémon? Husch, husch." Die Kinder rennen los und drehen sich nicht mal mehr um. Es ist wahrscheinlich zu viel verlangt, zu hoffen, dass sie Hilfe holen werden. Die Biker nehmen uns in einen Polizeigriff, der unsere Arme so hinter unserem Rücken verschränkt, dass wir nicht ohne unsere Schulter auszukugeln entkommen können, Toby wehrt sich mit Tränen in den Augen und scheint dieses Opfer durchaus in Erwägung zu ziehen. Er schreit, als sein Bewacher den Griff verstärkt. "Ihr habt euch gut geschlagen", sagt Mik und krault seinem Riolu den Kopf. "Dafür möchte ich euch belohnen. Ihr fragt euch sicher, warum die Verstärkung nicht gekommen ist, die euer lieber Freund hier so verzweifelt angefordert hat. Ich kann es euch sagen. Sie war nie da." "Ihr habt sie ausgeschaltet", zische ich. "Bevor ihr uns von hinten überrumpelt habt." "Das hätten wir getan, Abby, wäre Verstärkung dort stationiert gewesen. Aber das war sie nicht." "Was willst du andeuten?" Toby spuckt auf den Boden. "Dass sie abgehauen sind?" "Nein." Mik lächelt. "Sie waren ganz einfach nie stationiert." Er krault weiter Riolus Kopf. "Wisst ihr, meine Schwester und ich leiten die Biker in dieser Stadt als Team. Wir werden von einem Mann namens Craig unterstützt, mit dem ihr euch besser nicht anlegen solltet, nur nebenbei bemerkt. Sie ist eine hervorragende Trainerin. Sie ist außerdem nicht hier. Wisst ihr, wer noch nicht hier ist?" Ginger zieht scharf die Luft ein, dann greift sie nach ihrem Handy, so unauffällig, dass es mir fast nicht auffällt. Ihr Daumen ist über den Tasten in der Schwebe. "Wer?", fragt Toby, seine Stimme dünn. Mik sieht jedem von uns in die Augen, bevor er grinsend fortfährt. "Wusstet ihr, dass meine Schwester ein Bojelin besitzt? Sie ist ganz vernarrt in das kleine Ding. Seine Art ist eine ziemlich ausgefallene, wie heißt sie noch gleich…ach ja. Meereswiesel." Skus Augen leuchten auf. Ein kleiner Piepton kündigt von einer gesendeten Nachricht. Ein heftiger Schlag auf meinen Hinterkopf zieht mich nach unten. Halb bei Bewusstsein hänge ich nur noch im Griff des Bikers. "Bringt sie ins Hauptquartier." Der zweite Schlag erzielt seine Wirkung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)