Abbygails Abenteuer von yazumi-chan (Road to Lavandia) ================================================================================ Kapitel 19: Wahrheit oder Pflicht (Bitte lächeln) ------------------------------------------------- Als ich in unser Zimmer zurückkehre, liegt Louis frisch geduscht und angezogen quer auf dem Bett, die Augen geschlossen. Ich schließe die Tür hinter mir und seine Augen öffnen sich schlagartig. Er hebt den Kopf und grinst mich an. Seine Zahnlücke blinkt mir spielerisch entgegen und ich verschränke die Arme vor der Brust. „Fühlst du dich fit für einen Besuch beim Arenaleiter?“, frage ich und betrachte ihn aufmerksam. Er wirkt wieder ganz gesund, aber das kann täuschen. „Mir geht´s gut“, sagt er nickend, dann steht er auf und gemeinsam verlassen wir das Pokécenter. Inzwischen ist es früher Nachmittag und die Sonne brennt auf uns herab. Wenigstens endet der August bald. Ich kann den Herbst kaum noch erwarten. Es dauert nicht lange, bis wir Kais Haus finden. Es steht weit hinten in Azalea, wie er gesagt hat und davor steht ein Schild mit der Aufschrift: Hier wohnt der Arenaleiter von Azalea City, Kai. Ich klopfe und Kai öffnet beinahe augenblicklich. „Da seid ihr ja!“, begrüßt er uns und lässt uns hinein. „Ich bin froh, dass ihr es geschafft habt.“ „Nicht der Rede wert“, erwidere ich kurz angebunden und Kai wirft mir einen schnellen, prüfenden Blick zu. In Gedanken ermahne ich mich daran, meine Stimme etwas besser unter Kontrolle zu halten. Ich bin heute von Grund auf gereizt. Kais Haus ist sehr geschmackvoll eingerichtet, dunkle Holzbalken zieren die Decke und im Wohnzimmer knistert ein gemütliches Feuer im Kamin. Die Sofas sind rot und weich und auf dem Esstisch steht eine dampfende Tasse. Als wir ihm ins Wohnzimmer folgen, entdecke ich außerdem ein Bücherregal voller Käferpokémonbücher. Wir setzen uns und Kai bietet uns Kaffee und Saft an. Als wir gemütlich sitzen, schaut Kai uns erwartungsvoll an, sein violettes Haar bedeckt geradeso seine Ohren. „Es kommt nicht oft vor, dass Trainer den Steineichenwald von Dukatia City aus durchqueren“, sagt er dann. „Die meisten kommen aus unserer Richtung. Sie werden von unseren Köhlern durch die erste Hälfte des Waldes begleitet und finden den Weg danach sehr gut alleine. Deshalb melden uns die Durchgangshäuschen auf der anderen Seite immer, wenn ein paar Trainer zu uns kommen wollen, damit wir ihnen Leute schicken, die sie abholen. Gestern hat Maria uns angerufen und euch angekündigt. Sie sagte, ihr würdet irgendwann am frühen Nachmittag ankommen. Also habe ich Reagan geschickt, um euch abzuholen.“ „Aber wir sind nicht gekommen“, rate ich und Kai nickt, dann faltet er seine Finger zusammen. „Reagan hat bis zum Einbruch der Dunkelheit gewartet, aber dann ist er zurückgekehrt. Heute Morgen ist er bei Sonnenaufgang wieder los. Als ihr immer noch nicht am normalen Durchgang wart, hat er begonnen, unsere gesamte Waldhälfte abzusuchen. Wir haben uns riesige Sorgen gemacht. Glücklicherweise hat er euch dann am Schrein gefunden. Früher sind die Trainer da oft entlang gegangen, aber mittlerweile nehmen sie eine andere, einfachere Route.“ „Einfach war leider keine Option für uns“, sage ich müde und trinke einen Schluck Saft. „Wir waren froh, dass wir überhaupt aus dem Wald gekommen sind.“ „Was ist euch passiert?“, fragt Kai und schaut mich genauso ernst an wie Reagan heute. „Ich will die ganze Geschichte hören. Die Gerüchte entwickeln in so kleinen Städten gerne ein Eigenleben.“ Ich erzähle ich ihm alles. Wie Jasmin uns vor dem ominösen Monster gewarnt hat und wir es als Spukgeschichte abgetan haben. Wie ich aufgewacht bin, Stunden später und alleine. Wie ich mich querfeldein durch den Wald geschlagen habe, um Louis zu finden. Wie ich das Hypno besiegt und es sicherheitshalber gefangen habe. Und wie wir den gesamten nächsten Morgen durch den Wald geirrt und von Bibor gejagt worden sind. Kai hört aufmerksam zu. Als er mich nach dem Hypno fragt, drücke ich ihm den betreffenden Pokéball in die Hand. „Behalte es“, sage ich und schaue den Ball angewidert an. „Ich will nichts mehr mit dem Viech zu tun haben.“ Kai nickt verständnisvoll, dann steckt er den Pokéball ein. „Das war ziemlich mutig von dir“, sagt er dann an mich gewarnt und ich spüre nun auch Louis´ Blick auf mir. „Ich kenne viele Menschen, die lieber weitergegangen und nachträglich Hilfe geschickt hätten.“ „Ach was…“, murmele ich und schaue schnell zur Seite. „Ich hatte tierische Angst.“ „Das macht es umso mutiger“, erwidert Kai und lächelt mich an. „Wie geht es deinem Arm, Louis?“ „Viel besser, dank Luna.“ „Und was wollt ihr zwei in Azalea City?“, fragt Kai und lehnt sich auf seinem Sessel zurück. „Ich reise durch Johto“, sage ich und trinke noch etwas Saft. „Ich sammle Orden“, sagt Louis und überspielt seine Unsicherheit mit einem breiten Grinsen. Kai erwidert die Geste und nippt an seinem Kaffee. „Dann freue ich mich auf deine Herausforderung. Die Arena ist jeden Tag von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.“ Louis nickt und einige Sekunden lang herrscht entspanntes Schweigen. „Ich frage mich immer noch“, fährt Kai schließlich fort, „wie ein Hypno in unseren Wald gekommen ist.“ „Vielleicht ist eins der Traumato hinein gekommen“, schlägt Louis vor. „Die leben ja gleich vor dem Wald in Mengen.“ Aber Kai schüttelt den Kopf. „Maria und die anderen Durchgangswärter sind rund um die Uhr aktiv. Der Durchgang bleibt nie unbesetzt. Kein Pokémon, das nicht in einem Pokéball transportiert wird, kommt ungesehen hinein. Ein Vogelpokémon könnte sich vielleicht durch die Baumkronen zwängen, aber kein Traumato.“ „Vielleicht hat ein Trainer es dort freigelassen“, vermute ich und Kai schaut mich interessiert an. „Das könnte in der Tat möglich sein“, stimmt er mir zu. „Normalerweise sollen Pokémon entweder an ihrem Heimatort freigelassen oder an das Pokécenter abgegeben werden, damit sie artgerecht ausgewildert werden können. Aber natürlich kann man das nicht immer kontrollieren.“ „Es war ziemlich stark, zumindest für ein wild lebendes Pokémon“, sage ich nickend und eine Weile hängen wir alle unseren eigenen Gedanken nach. „Was mir zu schaffen macht, ist folgendes“, sagt Kai dann und Louis und ich schauen interessiert auf. Er hat die Hände vor dem Gesicht gefaltet und betrachtet die braune Oberfläche seines Kaffees. „Vor kurzem hat ein Trainer mit einem Hypno gegen mich gekämpft. Er hat gewonnen, aber sein Hypno hatte gegen meine Käferpokémon keine große Chance.“ „Verständlich“, sage ich nickend. „Psycho ist schwach gegen Käfer.“ „Er war sehr erregt. Er hat sein Pokémon angeschrien, es schwach genannt und war insgesamt trotz seines Sieges sehr unzufrieden. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich ihm alleine deshalb den Orden verweigert, aber ich mache leider nicht die Regeln.“ „Denkst du, er hat es aus Frust freigelassen?“, fragt Louis und ich erschauere. Kein Wunder, dass es so schlecht auf Menschen zu sprechen war. „Es ist möglich“, stimmt Kai hm zu. „Pokémon sind Menschen gegenüber friedlich oder neutral gesonnen. Letztendlich kommt es darauf an, welche Erfahrungen sie mit uns machen. Speziell mit ihren Trainern. Ein schlechtes Erlebnis kann selbst das gutmütigste Pokémon verderben.“ „Dieser Typ ist doch krank“, fluche ich leise. „Der sollte lieber mal seine Typenkenntnisse auffrischen, anstatt seine eigene Unfähigkeit an seinen Pokémon auszulassen.“ Kai nickt. „Ich kann das gesamte Prinzip des Freilassens ohnehin nicht verstehen. Zumindest nicht bei Pokémon, die man trainiert und aufgezogen hat. Man hat eine Verantwortung ihnen gegenüber. Eine Bindung. Sie einfach wegzuwerfen, wenn sie einem nicht mehr in den Kram passen… widerlich.“ Louis zuckt zusammen und ich schaue ihn besorgt an. „Alles okay?“ „Ja, ja, mir geht´s gut“, versichert er hastig, aber er kommt mir wieder eine Spur blasser vor. „Es ist nur der Arm.“ „Wir sollten gehen“, sage ich und Kai nickt verständnisvoll. „Du solltest dich erholen, Louis. Wir sehen uns.“ Er zwinkert ihm zu und Louis grinst, aber es wirkt gekünstelt. Wir trinken unseren Saft aus, dann verabschieden wir uns von Kai und verlassen sein Haus. Auf dem Weg zurück zum Pokécenter werfe ich Louis immer wieder besorgte Blicke zu. Seit wir Kais Haus verlassen haben, ist er wieder so still. „Ist wirklich alles okay?“, frage ich zum dritten Mal und dieses Mal zischt Louis ein gereiztes „Mir geht´s gut, verdammt!“ zurück. Ich ziehe die Augenbrauen hoch, sage aber nichts mehr, bis wir im Pokécenter sind. Ich drücke Louis den Schlüssel in die Hand und er verschwindet ohne ein Wort nach oben. „Geht es ihm gut?“, fragt Schwester Joy vorsichtig und ich seufze. „Nicht wirklich“, gestehe ich und gehe zu ihr an die Theke. „Vielleicht braucht er einfach etwas Zeit für sich und jede Menge Schlaf.“ Joy nickt, dann lächelt sie mich wieder fröhlich an. „Was kann ich für dich tun?“, fragt sie und ich lehne mich über den Tresen zu ihr. „Ich bin inzwischen ziemlich knapp bei Kasse“, gestehe ich und verziehe den Mund. „Gibt es hier eine Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen? Ich bin nicht wählerisch.“ „Hmm.“ Sie legt einen Zeigefinger an ihre Lippen und überlegt einen Moment. „Du kannst die Köhler fragen, ob sie Hilfe brauchen. Das wäre hauptsächlich körperliche Arbeit, deshalb weiß ich nicht, ob sie dich dafür nehmen würden. Kurt arbeitet mit Maisy zusammen, braucht also keine Hilfe, Luna wird nicht bezahlt und bezahlt niemanden… Wenn du natürlich nur um eure Unterkunft hier besorgt bist, kann ich dir ein Angebot machen.“ „Ich bin immer für Angebote zu haben“, sage ich und Joy lächelt wissend. „Wenn du willst, kannst du eure Essens- und Zimmerkosten hier bei mir abarbeiten. Du würdest in der Küche helfen, Wäsche waschen, die Zimmer aufräumen und jeden Abend hier alles auf Vordermann bringen. Ein paar Stunden pro Tag, nicht mehr. Die restliche Zeit kannst du selbstverständlich durch Azalea stromern.“ „Bieten das alle Pokécenter an?“, frage ich, als sich mir einige völlig neue Perspektiven ermöglichen. „Na ja…“ Sie lacht peinlich berührt. „Nein, eigentlich nicht. Aber wie gesagt, normalerweise haben wir nicht so viele Trainer hier. Meine Mitarbeiterin, Tanja, ist in Urlaub und für mich alleine wird das hier sehr schwer zu stemmen sein. Ich hätte wahrscheinlich ohnehin rumgefragt, ob jemand die Arbeit für freie Kost und Übernachtung übernehmen möchte, aber du hast mir die peinliche Fragerei erspart.“ „Wunderbar. Soll ich sofort anfangen?“ „Moment.“ Sie holt etwas aus einer Schublade und drückt mir dann die beiden 500er PD-Scheine in die Hand. „Jetzt kannst du anfangen“, sagt sie dann und ich lache.   Den restlichen Nachmittag verbringe ich damit, Kartoffeln zu schälen und in Schieben zu schneiden, Wäsche zu waschen und aufzuhängen und das Erdgeschoss zu wischen. Es ist keine leichte Arbeit, aber Schwester Joy unterhält mich mit Klatsch aus der Stadt und so vergeht die Zeit wie im Flug. Als es schließlich Abend wird, weist Joy mich an, den Rest des Abendessens vorzubereiten. Die drei Trainer hätten sich bereits für heute Abend angemeldet und würden in ungefähr einer halben Stunde eintreffen. Ich verschwinde in der Küche, werfe die Kartoffelscheiben in das heiße Öl, das in der monströsen Pfanne auf dem Herd blubbert. Während die Bratkartoffeln vor sich hin brutzeln, kümmere ich mich um das Gemüse und die Eier. Als ich fast fertig bin, höre ich plötzlich das Aufgehen der elektrischen Türen und werfe einen schnellen Blick durch das kleine,runde Fenster in der Küchentür. Wie Joy gesagt hat sind es drei Trainer. Ein Mädchen mit kurzem, feuerrotem Haar und zwei Jungen, einer drahtig, der andere eher auf der wohlgenährten Seite. Mehr kann ich auf die Schnelle nicht erkennen. Ich bereite drei Teller vor und fülle alle reichlich mit Kartoffeln, Brokkoli und gekochten Eiern, dann stelle ich sie zusammen mit drei Gläsern Saft auf ein Tablett und drücke die Küchentür mit meiner Hüfte auf. „Dreimal Abendessen wie bestellt“, kündige ich fröhlich an und stelle das Tablett auf dem Tisch ab, den die drei Trainer belegt haben. Das Mädchen schaut mich abschätzig an und rümpft ihre lange schmale Nase. „Wo haben sie dich denn aufgesammelt?“, fragt sie dann und nimmt mir unwirsch den Saft ab, den ich ihr lächelnd hinhalte. „Auf der Müllhalde?“ „Wieso, kennst du die Leute von da gut?“, frage ich scharf zurück und sie spießt mich mit Blicken auf. „Komm schon, Ruth, lass die Zicke.“ „Du hast Recht, Markus“, sagt Ruth zu dem drahtigen Jungen mit den kurzen dunklen Locken und betrachtet ihren Teller kritisch. „Sie ist es nicht wert.“ „Hast du das gekocht?“, fragt sie dann und spießt vorsichtig eine Bratkartoffel mit der Gabel auf, bevor sie daran schnuppert. Einen Moment lang überlege ich, einfach zu lügen, nur damit sie mich in Ruhe lässt, aber meine Gereiztheit von heute Morgen steigt mir bei ihrem Anblick wie Galle wieder hoch und ich stütze mich mit beiden Händen auf den Tisch. „Stimmt. Und wenn du´s nicht essen willst, sag’s mir lieber jetzt, bevor du die Kartoffeln mit deinem scheiß Charakter ansteckst.“ „Abby? Kommst du mal bitte?“, ruft Joy und ich werfe Ruth einen letzten mahnenden Blick zu, bevor ich mich umdrehe, das leere Tablett unter den Arm geklemmt und zu Schwester Joy hinüber gehe. „Wenn du dich unseren Kunden gegenüber nicht benehmen kannst, platzt unser Deal“, sagt sie leise und ohne Umschweife und mir klappt die Kinnlade herunter. „Aber du hast gehört was sie gesagt haben! Wie kannst du-“ „Abby.“ Joy schaut mich scharf an, dann schmilzt ihre Wut von ihrem Gesicht und wird von einem sanftmütigen, freundlichen Lächeln ersetzt. „Wenn du in einem Pokécenter arbeitest, gibt es nur eine Regel für das Personal“, sagt sie fröhlich und ich kann nicht glauben, dass sie dieselbe Person von vor ein paar Sekunden ist. „Sei immer freundlich und lächle zu jedem Zeitpunkt. Es ist mir egal, was sie sagt. So lange es bei Worten bleibt, spielst du deinen Part. Verstanden?“ „Verstanden“, murmele ich und Joy nickt mir zu. „Und jetzt lächelst du und entschuldigst dich. Der Rest wird sich schon zeigen.“ Ich sage nichts mehr, sondern setze mein breitestes und gekünsteltes Lächeln auf, drehe mich um und gehe zurück zu dem Tisch mit den Trainern. „Ich möchte mich für mein Fehlverhalten entschuldigen“, sage ich zuckersüß und starre Ruth eiskalt in die Augen, während mein Mund sich zu einem breiten und vermutlich sehr gruseligen Lächeln verzieht. „Ich habe mich ungebührlich verhalten. Es tut mir Leid.“ Ruth schaut mich ungläubig an, dann lacht sie laut. Sie quietscht dabei wie ein kleines Kind und hält sich den Bauch. „Na, hast du Anschiss gekriegt?“, fragt sie und wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Schon schade, wenn man so ein armer Schlucker ist, nicht wahr?“ Ich lächle sie unentwegt an. Ich blinzle nicht einmal. Ruth erholt sich langsam, dann wirft sie einen schnellen Blick zu Schwester Joy. Was sie sieht, scheint ihr zu gefallen, denn ein fieses Grinsen bildet sich auf ihrem Gesicht. Sie hebt eine der Kartoffeln mit spitzen Fingern in die Höhe. „Die schmecken scheußlich“, sagt sie und schnippt die Kartoffelscheibe in meine Richtung. Sie prallt an meiner Wange ab und fällt zu Boden. Mein Lächeln gefriert – aber es hält. „Einen schönen Aufenthalt wünsche ich.“ Und mit diesen Worten drehe ich mich um und verschwinde in der Küche. Ich ziehe die Tür hinter mir zu und starre an die gegenüberliegende Wand. Ich bin wütend, aber da ist auch etwas anderes. Demütigung. Dafür wird diese Zicke noch büßen. Ich krame mein Handy aus der Tasche und rufe Louis an. Nach dem dritten Klingeln hebt er ab, seine Stimme klingt rau und verschlafen. „Was ist?“ „Essen ist fertig. Du musst nicht bezahlen“, sage ich und zupfe an meinem Top herum. „Aber wenn du ein paar richtigen Giftzwergen entgehen willst, solltest du erst später runterkommen.“ „Was für Giftzwerge?“ „Die drei Trainer, die Joy erwähnt hat.“ „Wo bist du?“ „Unten in der Küche.“ „Was machst du in der Küche?“ Er klingt verwirrt. „Ich arbeite jetzt hier, Louis. Irgendwer muss unseren Aufenthalt ja finanzieren.“ Er schweigt, dann höre ich ein komisches Rauschen. „Ich komme jetzt runter.“ „Sicher?“ „Sicher.“ Dann legt er auf. Ich kann nicht anders, ich muss grinsen. Louis mag zu nicht viel zu gebrauchen sein, aber trotzdem fühlt es sich an, als könnte man sich immer auf ihn verlassen. Nur eine Minute später öffnet sich die Tür zur Küche und Louis kommt rein. Er wirkt noch etwas verschlafen, sein Haar ist zerzaust und steht in alle Richtungen ab, aber die Ringe unter seinen Augen sind verschwunden und seine Wangen haben eine gesunde Röte. Er sieht wieder so aus, wie ich ihn von unserer ersten Begegnung in Erinnerung habe. „Wer ist die Zicke?“, fragt er, kaum dass die Tür wieder geschlossen ist. „Die Rothaarige?“ „Wie viele Mädchen hast du da drin gesehen?“, frage ich grinsend und Louis grinst unbeholfen zurück. Seine Zahnlücke blitzt mir aufmunternd entgegen. „Geht´s dir wieder besser?“, frage ich und gehe zu ihm, um seinen Arm zu betasten. Die Schwellung ist abgeklungen und sein Arm weist nur noch eine kleine Wölbung auf. „Mir geht´s super“, sagt er und tätschelt mir den Kopf. „Keine Sorge.“ Ich schlage spielerisch nach seiner Hand. „Wer macht sich Sorgen?“, frage ich, aber er wackelt mit den Augenbrauen und ich muss lachen. „Mann, hör auf mich immer zum Lachen zu bringen!“, beschwere ich mich und lehne mich gegen die Küchentheke. „Ich will wütend sein. Du hilfst nicht gerade dabei.“ „So besser?“ Er verzieht das Gesicht zu einer bösartigen Grimasse, aber sie sieht einfach nur lächerlich aus und ich schüttele schmunzelnd den Kopf. „Nicht wirklich.“ „Verdammt.“ Wir schweigen einen Moment, dann gehe ich zur Küchentür und spähe durch das kleine Fenster nach draußen. „Tut sich was?“, fragt Louis und schaut ebenfalls aus dem Fenster. Mehrere Sekunden lang starren wir wie zwei Stalker mit aneinander gepressten Wangen nach draußen. „Sie sind gleich fertig, glaube ich.“ „Musst du abräumen?“ „Jep.“ Ich ziehe eine Grimasse. „Aber ich werde lächeln und alles ignorieren, was sie sagt. Und heute Nacht schleiche ich mich in ihr Zimmer und stranguliere sie mit meinen Socken.“ „Klingt nach einem Plan“, stimmt Louis mir zu und wir beobachten die Vorgänge noch einen Moment länger. Ruth und Kumpanen legen gerade ihr Besteck hin und Ruth schaut ungeduldig in meine Richtung, als müsste sie schon seit Stunden auf mich warten und nicht erst seit ein paar Sekunden. „Ich geh dann mal“, sage ich und öffne die Tür. „Gib mir Rückendeckung.“ Dann schnappe ich mir mein Tablett und gehe zu Ruth und ihren Freunden. „Hat es euch geschmeckt?“, frage ich freundlich und Ruth imitiert als Antwort einen Würgreiz. Markus sagt nichts und der etwas Dickere öffnet den Mund, schaut dann aber unsicher zu Ruth und schließt ihn wieder. „Das freut mich“, sage ich offenkundig fröhlich und sammle die Teller ein. „Wir hatten heute eine Spezialzutat in den Kartoffeln. Ich hoffe, ihr habt das Zehennagelpulver herausschmecken können.“ Ruths Gesichtszüge entgleisen, dann verdüstert sich ihr Gesichtsausdruck. „Du bluffst.“ „Eine gute Nacht wünsche ich.“ Ich hebe das volle Tablett hoch, zwinkere Joy zu als ich mich umdrehe und verschwinde dann in der Küche. Kaum ist die Tür hinter mir geschlossen und das Tablett abgestellt, wende ich mich strahlend Louis zu. Er hebt seine flache Hand und ich schlage ein. „Nett gelöst“, sagt er grinsend und ich erwidere sein Grinsen bis über beide Ohren. „Bedien dich mit den Resten“, sage ich und häufe mir ebenfalls einen ordentlichen Teller voll. Wenn ich eines in den letzten Tagen gelernt habe, dann dass man nie weiß, wann es die nächste Mahlzeit geben wird. Und so sitzen wir auf dem Küchenboden, die Teller auf unseren Knien und genießen das üppige Abendessen. „Abby“, sagt Louis schließlich und stellt seinen leeren Teller neben sich. Dann umarmt er seine angezogenen Knie und schaut mich mit seinen babyblauen Augen von unten her an. „Ich habe ein schlechtes Gewissen.“ „Warum?“, frage ich und stelle meinen Teller ebenfalls zur Seite. „Naja, zuerst erklärst du dich dazu bereit, mit mir zusammen zu reisen, dann setzt du Himmel und Hölle in Bewegung um mich vor diesem Hypno zu retten, bleibst die ganze Zeit bei mir, als Luna mich behandelt und jetzt arbeitest du auch noch, damit wir hier kostenlos unterkommen. Ich hab das Gefühl, dass du alles machst und ich dir mehr im Weg stehe als helfe.“ „Naja…“ Ich schaue zur Seite. „Ich gebe zu, die letzten Tage waren schon ziemlich krass und ich habe mir unseren Trip weniger gefährlich vorgestellt, aber…“ Ich zucke mit den Achseln. „Mir macht es nichts aus. Gestern hast du meine Hilfe gebraucht und ich habe dir geholfen. Dass wir hier umsonst unterkommen ist in unser beider Interesse, vermutlich sogar eher in meinem, je nachdem wie viel Geld du noch hast. Außerdem, wenn ich mal Hilfe brauche, dann kann ich schließlich auch auf dich zählen. Oder?“ Er grinst mich an. „Auf jeden Fall.“ „Siehst du, dann ist doch alles geklärt.“ Ich werfe ihm ein schelmisches Grinsen zu. „Wenn du mir aber wirklich so unbedingt helfen willst, könntest du den Abwasch machen, während ich mal kurz frische Luft schnappen gehe? Ich bekomm langsam Kopfschmerzen von dem Muff hier drinne.“ „Klar, kein Problem.“ Er steht auf und nimmt die Teller mit. Ich schaue ihm dankbar hinterher, dann erhebe ich mich ebenfalls und verschwinde aus der Küche. Ruth und Markus gehe gerade die Treppe hoch. Nur der dicke Junge steht noch bei Schwester Joy und scheint seine Pokémon heilen zu lassen. Er sieht mich und sein Blick folgt mir, während ich durch die Eingangstür nach draußen verschwinde. Kaum atme ich die abkühlende Abendluft, fühle ich mich augenblicklich viel besser. Ich rufe Sku raus und sie krabbelt meinen Rücken hoch, wo sie sich auf meinen Schultern nieder lässt. Ihr Unterleib ist um meinen Hals gewickelt, ihr Schweif hängt meine Brust hinunter und ihr Oberkörper schlängelt sich meinen Kopf entlang, bis ihre Vorderpfoten auf meiner Stirn aufliegen. Ihr Schnurren sendet Vibrationen durch meinen ganzen Kopf. Ich gehe ein paar Schritte den kleinen Weg vor dem Pokécenter entlang, da höre ich plötzlich das Sirrender elektrischen Pokécentertür und drehe mich um. Es ist der dicke Junge. Er schaut sich suchend um, dann entdeckt er mich und kommt auf mich zugelaufen. Kaum ist er aber nur noch einen Meter von mir entfernt, wird er langsamer und wirkt plötzlich sehr verlegen. „Ehm, hi“, sagt er und schaut überall hin nur nicht in mein Gesicht. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Hi.“ „Ich wollte nur sagen, dass-“ Er holt tief Luft und fängt neu an. „Mir hat dein Essen sehr gut geschmeckt.“ Ich schaue ihn ein paar Sekunden lang perplex an, dann bildet sich ein aufrichtiges Lächeln auf meinen Lippen. „Das ist lieb, danke.“ „Ja, ehm.“ Er schaut hilflos zur Seite. „Das, ehm, das war´s eigentlich auch schon.“ Er schaut wieder zu mir und dieses Mal bleibt sein Blick auf einen Punkt über meinem Kopf hängen. Sku gibt zur Begrüßung ein grollendes Maunzen  von sich und der Junge kneift die Augen zusammen. „Ist das dein Skuntank?“, fragt er dann und ich nicke. „Aber die entwickeln sich doch erst auf Level 34“, sagt er dann und ich grinse ihn an. „Gut erkannt.“ „Dann bist du ja total stark“, sagt er bewundernd und sein Blick huscht zwischen Sku und mir hin und her. „Naja, sie ist das einzige Pokémon in meinem Team auf diesem Level.“ „Trotzdem. Du bist doch viel zu stark für Kai.“ „Ich kämpfe nicht gegen Kai. Ich begleite nur einen Freund von mir. Er sammelt die Orden, nicht ich.“ „Ich dachte immer, sie wäre die einzige…“, murmelt er und ich schaue ihn verwirrt an. „Wer?“ „Oh, niemand. Eine Freundin meiner Schwester. Sie kommt aus Kanto, aber sie reist durch alle möglichen Regionen. Sie ist stark, ich meine, wirklich stark. Wenn sie wollte, könnte sie bestimmt bei der Pokéchampionship mitmachen. Aber sie sammelt keine Orden.“ „Warum nicht? Wenn sie so stark ist.“ „Naja, du sammelst doch auch keine.“ Er schaut mich überrascht an. „Ja, aber nur, weil ich zu faul bin“, sage ich lachend. „Ich werde Sku vielleicht noch ein paar Level höher bringen, aber das war´s dann auch. Ich bin nicht dafür gemacht, Tag und Nacht zu trainieren.“ „Oh.“ Er runzelt die Stirn. „Nein, Chris ist da anders. Sie trainiert pausenlos. Ihr Team ist total krass drauf. Sie lebt für den Pokémonkampf.“ „Und trotzdem sammelt sie keine Orden?“, frage ich und plötzlich pocht etwas in meinem Hinterkopf, eine wichtige Erinnerung. Irgendwie kommt mir das Muster der Geschichte bekannt vor, aber ich weiß nicht… „Naja, ich muss jetzt rein, sonst kommen sie mich noch suchen.“ Er dreht sich um und will gehen, aber ich halte ihn am Arm fest. „Warte. Du hast mir deinen Namen noch gar nicht gesagt.“ „Oh, richtig.“ Er lacht verlegen und schaut zur Seite. „Ich heiße Nick.“ „Nick.“ Ich wiederhole seinen Namen mit einem Lächeln. „Danke für das Gespräch. Ich bin Abby.“ „Ich weiß.“ Als ich ihn verwirrt anschaue, lacht er wieder verlegen. „Schwester Joy hat dich doch gerufen.“ „Oh. Du hast recht.“ Ich grinse und lasse ihn los. „Dann gute Nacht Nick. Vielleicht sprechen wir uns ja nochmal.“ Er nickt, dann dreht er sich um und geht zurück. Ich bleibe noch ein bisschen draußen und laufe Sku spazieren. Erst als es windiger und kühler wird, gehe ich ebenfalls rein. Louis ist bereits mit dem Abwasch fertig, er steht an der Theke und unterhält sich mit Schwester Joy. Als er mich sieht, verabschiedet er sich von ihr und gemeinsam gehen wir hoch. In unserem Zimmer angekommen lasse ich mich auf das Bett fallen. Sku springt gerade noch rechtzeitig von meinem Rücken, bevor sie unter mir erdrückt wird und rollt sich lasziv über das Bett. Dann wirft sie Louis einen für ein Pokémon sehr koketten Blick zu und ich kriege einen hysterischen Lachanfall, als ich Louis´ Gesichtsausdruck sehe. Es dauert eine Weile, bis ich mich wieder einigermaßen im Griff habe, aber als Louis genervt ein Kopfkissen nach mir wirft, kommen mir wieder die Tränen und ich rolle mich verzweifelt und dem Erstickungstode nahe auf dem Bett herum. Schließlich beruhige ich mich, was damit zusammen hängt, dass Louis im Bad verschwindet um mir keinen erneuten Lachanlass zu geben. Als er zurückkommt, gluckse ich zwar, kann mich aber beherrschen und Louis atmet erleichtert aus. „Ich wollte dich schon zu Luna schleppen“, sagt er grinsend und ich gluckse wieder. „Gott, ich könnte auf der Stelle einschlafen…“, murmele ich und schließe die Augen. Ein weiteres Kissen landet auf meinem Kopf und ich schaue Louis wütend an. „Wofür war das denn bitte?“ „Jetzt wird nicht geschlafen, alte Frau. Es ist noch nicht mal neun Uhr.“ „Anders als ein gewisser jemand hatte ich kein erholsames Mittagsschläfchen.“ „Anders als einem gewissen jemand sind dir deine Träume nicht von einem psychopathischen Hypno gefressen worden.“ „Touché.“ Ich seufze. „Also gut, dann schlafe ich eben nicht. Was schlägst du vor?“ Ein gespenstisches Glitzern breitet sich in Louis´ Augen auf. „Mir gefällt dein Blick nicht“, füge ich hinzu und Louis grinst nur noch breiter. „Wahrheit oder Pflicht“, sagt er und ich stöhne auf und lasse mich wieder nach hinten aufs Bett fallen. „Ohne mich. Du kannst mit Sku spielen.“ „Komm schon, das wird lustig! Wir haben schon so viel zusammen durchgemacht, aber eigentlich kennen wir uns noch überhaupt nicht.“ „Du könntest mich einfach etwas fragen“, schlage ich vor, aber Louis schnaubt nur verächtlich. „Langweilig. Komm schon Abby, nur heute Abend. Nur dieses eine Mal.“ Er blinzelt mich mit seinen Babyaugen an und ich seufze ergeben. „Meinetwegen.“ „Yay!“ „Aber nur, weil du ein Krüppel bist.“ Er grinst. „Damit kann ich leben.“   Wenige Minuten später sitzen wir uns gegenüber auf dem Bett, Louis in seinem blauen Pyjama und mit frisch verbundenem Arm und ich in Top und Unterhose. Erstaunlich, wie schnell meine Hemmgrenze gesunken ist. Dann wiederum spielen wir Wahrheit oder Pflicht. Niveauloser kann es schließlich nicht mehr werden. Und trotzdem. Irgendwie freue ich mich auf das Spiel. „Wahrheit oder Pflicht?“, fragt Louis und ich verdrehe die Augen. „Wahrheit.“ „Gut, fangen wir locker an“, sagt er grinsend. „Aus welcher Stadt kommst du?“ „Ursprünglich aus Orania City in Kanto. Wahrheit oder Pflicht?“ „Pflicht.“ „Geh zu Ruth ins Zimmer und erdrossele sie mit meinen Socken. Oder nein, warte, nimm deine Unterhose.“ „Abby, du musst das Spiel ernsthaft spielen.“ „Ich spiele ernst“, erwidere ich und schaue Louis tief in die Augen. „Todernst.“ „Ich passe. Ich töte niemanden.“ „Du bist langweilig.“ „Nimm was anderes.“ „Fein“, maule ich und überlege kurz. Dann hellt sich mein Gesicht auf. „Gib Sku einen Kuss auf die Schnauze.“ „Was?!“ Louis schaut mich entsetzt an und Sku hebt gelangweilt den Kopf. „Du wolltest spielen, nicht ich. Jetzt musst du es auch durchziehen.“ „Mann ey…“ Louis seufzt, dann beugt er sich zu Sku hinunter, kneift die Augen zusammen, und küsst sie auf die Schnauze. Ich klatsche in die Hände, während er sich den Mund mit seinem Ärmel abwischt und Sku mich abfällig ansieht. „Das zahle ich dir heim“, murmelt Louis und ich grinse ihn breit an. „Pflicht. Ich bin bereit.“ „Häng einen deiner BHs draußen an die Klinke.“ „Du wirst ster-ben“, säusele ich mit meiner lieblichsten Singstimme, dann stehe ich auf, ziehe einen meiner BHs aus meinem Rucksack und hänge ihn blitzschnell draußen hin. „Nur damit das klar ist, ich hole ihn wieder rein, bevor wir schlafen gehen. Sonst klaut Ruth ihn mir noch.“ „Meinetwegen.“ „Wahrheit. Hmm…“ Plötzlich fällt mir etwas ein. „Als wir von Kai zurückgekommen sind, da warst du komisch drauf. Warum?“ „Kann ich die überspringen?“ Ich schaue ihn scharf an und Louis seufzt. „Es war nichts, wirklich, ich-“ „Louis.“ Ich sehe ihm tief in die Augen. „Egal was du zu sagen hast, schlimmer als die Sache mit meinem BH kann es nicht mehr werden.“ „Du wirst mich hassen.“ „Lass mich das entscheiden.“ „Weißt du noch, worüber ihr geredet habt?“, fragt er dann und ich überlege einen Moment. „Es ging darum, Pokémon freizulassen, wenn sie nicht die Erwartungen des Trainers erfüllen, glaube ich. Warum?“ „Ich hab dir gesagt, wie schlecht ich bin, oder?“ „Ja, mehrmals.“ „Ich hab es immer auf meine Pokémon geschoben. Speziell auf eines. Es war immer frustriert mit sich selbst und mit mir und ich war genervt, weil es nie gewann. Weil ich es trainierte und trainierte und es einfach nicht stärker wurde.“ Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter. „Hast du es freigelassen?“, frage ich leise, aber Louis schüttelt den Kopf. „Ich wollte. Ich hatte den Pokéball schon in der Hand.“ Er kneift die Augen zusammen. „Aber es hat mich angesehen… Es sah so verletzt aus, als hätte ich sein Vertrauen für immer gebrochen. Ich hab es nicht über mich gebracht!“ Er ist den Tränen nahe und ohne zu Zögern beuge ich mich zu ihm nach vorne und umarme ihn, so wie heute Morgen. Unglaublich, dass es erst so kurz her ist. Der Wald kommt mir schon wieder vor wie eine halbe Ewigkeit. „Du hast es nicht freigelassen.“ flüstere ich. „Das ist die Hauptsache.“ Louis nickt, dann rückt er mich sanft weg. „Hör auf, mich immer zu umarmen, das wird mir langsam unangenehm. Du musst mich für ein totales Weichei halten.“ Ich schüttele den Kopf. „Ich halte dich für jemanden, der in sehr kurzer Zeit sehr viel durchgemacht hat. Außerdem kannst du immer alles auf dein Biborsenfieber schieben.“ Louis gluckst und ich grinse ihn breit an. „Ich nehme Wahrheit.“   Als wir zwei Stunden später nebeneinander im Bett liegen, schnarcht Louis leise und regelmäßig. Meine Augen fallen immer wieder zu, während mein Kopf auf meinen Arm gebettet ist. Aber jedes Mal, wenn ich die Augen schließe und gerade weg döse, hallen Gespräche in meinen Gedanken wieder…   „Nein, Chris ist da anders. Sie trainiert pausenlos. Ihr Team ist total krass drauf. Sie lebt für den Pokémonkampf. Sie ist stark, ich meine, wirklich stark. Wenn sie wollte, könnte sie bestimmt bei der Pokéchampionship mitmachen. Aber sie sammelt keine Orden.“ „Keine Arena hat Aufzeichnungen einer Ronya, geschweige denn einer Ronya Olith. Sie hat an keinen Arenakämpfen teilgenommen und keine Orden gewonnen. Sie liebt den Pokémonkampf, das stärker werden, die Anerkennung, die sie von schwächeren Trainern bekommt. Sie will immer die Beste sein und sie tut alles, um ihr Ziel zu erreichen. Sie ist ganz einfach nicht der Typ, der nur auf Reisen geht.“ „Als Gerard noch so jung war, da wuchs er in einem Tempo, das glaubst du nicht, er ist so groß geworden… Aber ich habe ihn ja schon lange nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich trainiert er seine Pokémon, er ist ein Pokémontrainer musst du wissen, aber er verfolgt merkwürdige Ziele. Als er seine Reise vor zwei Jahren begann, wollte er der stärkste Pokémontrainer der Welt werden und ging nach Viola City, um seinen ersten Orden zu gewinnen. Aber danach ist er kreuz und quer durch Johto gereist, ohne weitere Arenen zu besuchen und schließlich hat er seine Reisen auf Kanto und Hoenn ausgeweitet. Ich weiß nie, was in seinem Kopf vor sich geht.“   Dann greift der Schlaf nach mir und ich lasse ihn gewähren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)