Abbygails Abenteuer von yazumi-chan (Road to Lavandia) ================================================================================ Kapitel 17: Alptraum oder Wirklichkeit (Ich will hier raus) ----------------------------------------------------------- Ich höre ein dumpfes Geräusch, als etwas Schweres zu Boden fällt, dann verschwimmt meine Sicht. Spiralen bilden sich vor meinen Augen und ich kann nichts mehr klar erkennen. Gelb vermischt sich mit Grün und Schwarz und drängende Pieptöne in meinem Kopf blenden alle anderen Geräusche des Waldes aus. Plötzlich spüre ich das knisternde, piksende Laub unter meinen Handflächen, an meinen Beinen. An meiner Wange. Dann wird alles schwarz.   Als ich aufwache, öffne ich vorsichtig die Augen, aber es bleibt genauso dunkel wie zuvor. Bin ich blind geworden? Aber dann erkenne ich die Umrisse eines nahestehenden Baumes und setze mich vorsichtig auf. Mein Kopf tut weh, aber als ich ihn betaste, kann ich keine Verletzung entdecken. Ich stehe langsam auf und schaue mich mit weit aufgerissenen Augen um, um jedes bisschen Licht einzufangen. Nach einer Weile gelingt es mir sogar, meine Uhr zu entziffern. Es ist schon nach sechs Uhr. Ich war über fünf Stunden bewusstlos. Nach einer Weile gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit und ich kann wieder annähernd gut sehen. „Da hast du dein Monster, Louis. Bist du jetzt zufrieden?“, frage ich und stapfe wütend den Weg entlang. „Wo bist du?“ Keine Antwort. „Louis?“ Meine Stimme wird wieder etwas panischer. Ich schließe die Augen, um mich ganz auf die Geräusche um mich herum zu konzentrieren. Hoothoot-Rufe. Wind in den Zweigen. Raschelnde Büsche. Kein Louis. „Verdammte scheiße!“, knurre ich und öffne die Augen wieder. „Verdammt, verdammt, verdammt!“ Ich betaste meinen Rücken und bin erleichtert, dass mein Rucksack noch an seinem rechtmäßigen Platz ist. Dann hole ich Skus Pokéball aus meiner Tasche und lasse sie raus. Das rote Licht erhellt für einen Moment den ganzen Wald. Dann verschmilzt ihr violettes Fell mit der Dunkelheit, während ihre hellbeigen Fellmuster mir wie Signalstreifen entgegenleuchten. Ihre roten Augen blitzen in der Dunkelheit und reflektieren das Licht so stark, dass sie wie zwei rote, stumpfe Spiegel glühen. Hunters große Flügel werden mir an diesem Ort nicht zu Gute kommen. Skus Nachtaktivität schon. Sie zischt leise und ihr Fell sträubt sich, dann läuft sie mit kurzen, flinken Beinen auf mich zu und schmiegt sich an mich. Ich gehe in die Knie und kraule ihren Kopf, unendlich froh über ihre Anwesenheit. Alleine würde ich das, was ich vorhabe, niemals schaffen. „Ein Pokémon hat Louis entführt“, flüstere ich und Sku schaut mich besorgt an. „Wir müssen ihn finden.“ Sku peitscht ihren Schwanz einmal hin und her, dann nickt sie und dreht sich um. „Kannst du irgendetwas erkennen?“, frage ich und Sku huscht über den Boden, dann richtet sie ihren Schwanz senkrecht in die Höhe. Ich gehe zu ihr und hocke mich neben ihr hin. Im weichen Waldboden, wo das Laub etwas zur Seite gewischt wurde, ist ein Fußabdruck. Er hat drei Zehen und ist ungefähr so groß wie mein eigener Fuß, aber alles andere als menschlich. „Das ist es“, flüstere ich und Sku brummt zustimmend. Sie schnuppert an dem Abdruck, dann läuft sie mit zu Boden gesenkter Nase in immer großer werdenden Kreisen. Schließlich fiept sie triumphierend und ihr Schweif schießt in die Höhe. Ich zögere nicht, ich laufe ihr sofort hinter her. Sku nimmt langsam Fahrt auf, immer wieder bleibt sie stehen, nur um mit erneuter Aufregung weiterzulaufen. Zuerst folgen wir dem Weg zurück, den wir gekommen sind, aber irgendwann kommen mir die Bäume nicht mehr bekannt vor und schließlich kommen überhaupt keine Wegkreuzungen mehr. Während Sku Louis´ Entführer sucht, versuche ich mich an die Sekunden vor meiner Bewusstlosigkeit zu erinnern. Alles hat sich gedreht und ich habe komische Geräusche gehört. Bei der Erinnerung daran beginnt mein Kopf wieder unangenehm zu pochen, als wäre allein die Erinnerung an die fiependen Töne genug, um mich bewusstlos werden zu lassen. Ich kann mich auch an den dumpfen Aufprall von etwas erinnern. War das Louis? Oder war ich es? Sku fiept aufgeregt und ich beschleunige meine Schritte, weil ich etwas zurück gefallen bin. Der Pfad wird immer schmaler und dunkler, die Bäume drängen sich dem Pfad immer enger auf  und die Fußspuren des Pokémon werden ebenfalls immer häufiger. Wir folgen ihnen noch fast eine Stunde lang. Mir ist nie in den Sinn gekommen, wie riesig dieser Wald ist. Bis jetzt. Schließlich endet der Weg und ich fluche leise. Sku muss sich verlaufen haben. Aber sie läuft stur gerade weiter – und zwängt sich zwischen einigen Bäumen hindurch. „Sku!“, rufe ich ihr leise nach, aber sie dreht sich nur flüchtig um, dann scharrt sie ungeduldig mit den Pfoten. Ich stöhne und folge ihr in das Gebüsch. Dornenranken und Kletten bleiben an meinem Top hängen und ich habe große Probleme, Skus Tempo zu folgen. Immerhin schließt das Pokémon aus, die größer sind als ich. Das ist zumindest ein bisschen beruhigend. Auch wenn ich in dem Gestrüpp das ein oder andere weiße oder gelbe Fellbüschel finde. Oh, das gefällt mir nicht. Mit den Händen schiebe ich tiefhängende Äste aus meinem Weg, während ich mit meinen Füßen den Boden vor mir nach Wurzeln oder großen Steinen abtaste. Hinfallen ist hier das letzte, was ich will. Schließlich verliere ich Sku aus den Augen, aber ich stolpere einfach immer weiter vorwärts. Ich weiß, dass sie mich nicht im Stich lassen wird. Als ich schließlich zwischen den Bäumen hindurch breche und wieder im Freien stehe, atme ich erleichtert aus. Meine Arme und Beine sind voller Kratzer und ich schwöre mir, nie wieder in Top und Shorts in den Wald zu gehen. Dann schaue ich mich um. Wie erwartet schnuppert Sku auf der kleinen Lichtung den ganzen Boden ab und winselt frustriert, als sie keine Gerüche mehr wahrnimmt. Der Platz ist klein, kaum größer als mein Zimmer zu Hause, und von drei Seiten von dichtem Baumbewuchs und undurchdringbarem Gebüsch gesäumt. Die vierte liegt an einem kleinen See. Na ja, einem großen Teich. Ich kann das andere Ende von hier aus sehen und die Lichtung dahinter scheint sich nach rechts auszubreiten. Sku taucht neben mir auf und knurrt leise, ihr Fell steht ihr zu Berge und ihr Schwanz ist bedrohlich in die Höhe gereckt. Ich kraule beruhigend ihren Rücken. „Hast du was entdeckt?“, frage ich und sie schüttelt den Kopf. Vorsichtshalber schaue ich nach oben, aber außer dicht belaubten, grünen Baumkronen ist dort nichts zu erkennen. Ein Zubat hängt kopfüber an einem der Äste und flattert raschelnd mit den Flügeln. Dann lässt es sich fallen und umkreist einige Male meinen Kopf, bevor es verschwindet. Ich gehe zum Teichufer und knie mich auf den Boden. Das Wasser ist klar und nicht sehr tief, maximal einen Meter. „Meinst du, sie sind hier durch?“ frage ich Sku und sie kommt zu mir. Als sie am Wasser schnuppert, verzieht sie das Gesicht. Natürlich kann sie ihre Spuren dort drinnen nicht wittern, aber vielleicht haben wir auf der anderen Seite mehr Glück. Ich ziehe meine Schuhe aus, dann steige ich vorsichtig ins Wasser, mein Blick auf den sandigen Untergrund fixiert, damit ich nicht versehentlich auf einen spitzen Stein trete. Im nächsten Moment springt Sku mir auf den Rücken und ich falle fast kopfüber ins Wasser. Sie krabbelt meinen Rücken hinauf und rollt sich um meinen Hals herum ein, wodurch sie mich noch tiefer in den Schlamm drückt, aber außer einem genervten Seufzen sage ich nichts. Mit Sku auf meinen Schultern mache ich mich auf den Weg auf die andere Uferseite. Als ich dort angekommen aus dem Wasser steige, bin ich bis zur Brust durchnässt. Sku springt schwungvoll von meinem Rücken zu Boden und schüttelt sich, als sei ihr der bloße Gedanke an das Wasser zuwider, dem sie nur so knapp entronnen ist. Dann senkt sie ihren Kopf und macht sich wieder auf Spurensuche, während ich vergeblich versuche, mein Top auszuwringen. Alles, was ich damit erreiche, ist es auszuleiern. Nass bleibt es trotzdem, aber immerhin tropft es mir nicht mehr die ganzen Beine hinunter. Skus euphorisches Schnurren erweckt meine Aufmerksamkeit. Sie ist nach rechts gegangen und scheint dort eine neue Spur entdeckt zu haben. Ich ziehe schnell meine Wanderschuhe wieder an, dann folge ich ihr. Der Weg ist hier wieder breiter und ein wenig heller, aber ein Blick auf meine Uhr bestätigt meine ungute Vermutung. Inzwischen ist es fast halb acht. Selbst wenn wir Louis sofort fänden, bleibt uns eine Übernachtung im Wald wohl nicht erspart. Mal abgesehen davon, dass wir erst einen Weg finden müssten, unsere Orientierung zurück zu erlangen. Die habe ich nämlich spätestens nach unserem Querfeldeintrack endgültig verloren. Plötzlich knurrt Sku alarmiert und bleibt regungslos stehen. Ich erstarre ebenfalls, obwohl ich nicht weiß, was Sku bemerkt hat. Sie setzt vorsichtig eine Pfote nach vorne und bewegt sich in Zeitlupe weiter. Ich ducke mich vorsichtshalber und folge ihrem Beispiel. Schließlich erreichen wir einen Vorsprung, hinter dem es steil bergab geht. Fast zwei Meter unter uns geht der Pfad weiter und weitet sich schließlich zu einer kleinen Lichtung aus. Es dauert einen Moment, bis ich Louis entdecke. Er liegt regungslos am Boden und hin und wieder zuckt er, als hätte er einen Alptraum. Sein Atem klingt hechelnd und er stöhnt leise. Ich kann den Anblick kaum ertragen und mache mich daran, den Abhang hinunter zu klettern, aber Sku beißt mir schmerzhaft ins Bein und zieht mich zurück. Als ich ihren Blick erwidere, schüttelt sie hysterisch den Kopf. Was gäbe ich nicht darum, jetzt ihre Gedanken lesen zu können. „Soll ich nicht zu ihm gehen?“, frage ich und sie nickt heftig. „Soll ich warten?“ wieder nickt sie. „Worauf?“, frage ich ungeduldig und sie schaut mich flehend an. Dann nimmt sie Schwung und setzt sich auf ihre Hinterbeine. Es sieht komisch aus, aber mir wird die Bedeutung ihrer Geste wie ein Schlag bewusst. Ich schaue wieder hinunter auf die kleine Lichtung. Es stimmt. Louis ist da. Aber wo ist sein Entführer? Also verstecke ich mich am Rand des Vorsprungs und warte mit Sku auf das Erscheinen des mysteriösen Pokémon, dessen Identität mir nach all dem verlorenen Fell gar nicht mehr so mysteriös vorkommt. Meine Nervosität lindert dieses Wissen jedoch kein bisschen.  Ich kann kaum still sitzen, jedes Mal, wenn Louis zuckt oder einen stummen Schrei ausstößt, schließe ich fiebrig die Augen und muss mich sehr davon abhalten, nicht alle Vorsicht in den Wind zu schlagen und zu ihm zu rennen. Nur Skus Anwesenheit und wacher Blick halten mich von meinem Vorhaben ab. Plötzlich höre ich eine Art röchelndes Grunzen. Wie der Blitz reiße ich den Kopf herum und sehe das Pokémon, das Louis mitgenommen hat, zum ersten Mal richtig. Gelbes Fell bedeckt seinen gesamten Körper, um seinen Hals sprießt es dichter und heller hervor und bildet eine Art Kragen. Seine Rüsselnase ist nach vorne gebogen und seine spitzen Ohren drehen sich aufmerksam hin und her. In den Händen hält es etwas, das es unablässig reibt. Ich habe noch nie ein Hypno gesehen, aber irgendwie habe ich mir diese Psychopokémon immer freundlicher vorgestellt. Jetzt jagt mir sein Anblick nur einen Schauer über den Rücken. Sku geht es nicht anders, ihr Fell steht ihr zu Berge und ihr Schwanz ist bedrohlich über ihren Körper gebogen, wie ein Skorpionstachel. Ich stehe langsam auf. Plötzlich wünschte ich, ich hätte Skus Training nicht so vernachlässigt. Denn trotz ihres Typs kann sie keine einzige Unlichtattacke, ein Typ, der sehr effektiv gegen ein Psychopokémon wie Hypno gewesen wäre. Aber was soll´s. Es wird auch so gehen müssen. Hypno setzt sich neben Louis in den Schneidersitz und hängt sich etwas um den Hals. Dann hebt es seine Hände und hält sie wenige Zentimeter über Louis´ Kopf. Die Luft zwischen ihnen beginnt zu flimmern und dunkle Schatten strömen in Richtung Hypnos Hände. Louis wimmert leise im Schlaf und ich balle die Fäuste. Dann renne ich los und springe kurzerhand den Hang hinunter. Der Aufprall auf dem Boden tut tierisch weh, obwohl ich meine Knie stark gebeugt habe und es dauert einen Moment, bis das Gefühl in meine Waden zurückkehrt. Sku landet etwas graziler neben mir, ihr Fell knistert geradezu vor angestauter Wut. „Kreideschrei!“, schreie ich und Sku reißt ihren Mund auf, nur um im nächsten Moment mit all ihrer Macht ebenfalls zu schreien. Das Geräusch drückt auf meine Ohren und das Hypno krümmt sich vor Schmerzen, während es sich die Ohren zuhält. Dann steht es wankend auf und zieht sich das etwas von eben wieder aus. Aus nächster Nähe scheint es ein runder Anhänger an einer Kette zu sein. Eine Art Pendel? Er hält es vor sein Gesicht und beginnt, es hin und her zu schwenken, während er leise vor sich hin murmelt. Dank Skus Kreideschrei höre ich ihn nicht, aber als das Pendel zu schwingen beginnt, trifft mich das Déjà-vu wie ein Blitz. Sofort schließe ich die Augen. „Sku, schau ihn nicht an!“, warne ich. „Er wird versuchen, dich zu hypnotisieren!“ Sku knurrt zustimmend und ich öffne meine Augen einen Spalt, schaue aber stur auf den Boden. Nie mehr werde ich diesem Monster in die Augen sehen. „Jetzt Toxin!“, rufe ich Sku zu und aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Sku dem Hypno eine Ladung violetten Gifts entgegen speit. Ich kann nicht sehen, ob sie trifft, aber Hypnos tiefer Schrei spricht für sich. Jetzt heißt es nur noch durchhalten. Ich höre, wie Hypno einige Schritte auf uns zumacht und sehe gleichzeitig, wie Sku zurückweicht. Dann beschleunigt es plötzlich sein Tempo und rammt Sku mit dem Kopf. Sie wird nach hinten geschleudert und klatscht gegen die Erdwand hinter uns. „Sku!“ Ich drehe mich zu ihr um, aber sie steht schon wieder, auch wenn sie etwas wacklig auf den Beinen ist. Ihre Augen sind fest zusammen gepresst. „Greif an mit Säurespeier!“ rufe ich ihr zu und sie hechtet nach vorne und öffnet wieder ihr Maul. Die dunkle Säure trifft Hypno nur zur Hälfte, weil Sku mit geschlossenen Augen nicht richtig zielen konnte, der Rest ätzt sich in den Waldboden. „Nochmal!“, rufe ich. „Weiter rechts!“ Aber Sku kommt nicht mehr dazu. Denn Hypno hebt beide Arme und die Luft beginnt zu vibrieren. Eine unsichtbare Kraft drückt von überall auf mich ein und ich fühle mich, als müsste ich jeden Moment ersticken. Dann greift die Kraft nach meinen Augenlidern und öffnet sie mit unendlicher Gewalt. Mein Kopf hebt sich, und obwohl ich weiß, wie verheerend es sein wird, schaue ich zu Hypno und mein Blick bleibt auf seinen Augen haften. Die kleinen schwarzen Pupillen bohren sich in mich hinein und es fühlt sich so an, als würde es bis in meine Seele sehen. Mir wird schlecht und ich schlucke meinen Würgreiz hinunter. Sku geht es nicht besser. Ich höre ihr angestrengtes Keuchen, während sie gegen die Macht anzukämpfen versucht. Schließlich spuckt sie noch einmal Säure nach Hypno, doch das weicht dieses Mal grazil aus. Es lässt seine Hände sinken und beginnt wieder, sein Pendel hin und her zu schaukeln. Ich bemühe mich verzweifelt, nicht hinzusehen und tatsächlich gelingt es mir, meinen Blick ein wenig nach unten zu verlagern. Ich fühle mich zwar mit jeder Sekunde schwächer und das Piepen breitet sich wieder in meinem Kopf aus, aber ich schaffe es, wach zu bleiben. Sku hat nicht so viel Glück. Ich höre, wie sie leise winselt, dann sackt sie zur Seite und loses Laub stiebt auf, als sie zu Boden fällt. Ängstlich greife ich nach meinen Pokébällen, aber Hypnos Konfusion richtet sich nun ganz auf mich und ich fühle mich, als würde ich durch zähen Schleim waten. Ich komme kaum voran. Hypno kommt langsam auf mich zu. „Hunter…“, flüstere ich verzweifelt und taste hilflos nach meinem Gürtel. Er scheint eine halbe Ewigkeit von meinen verzweifelten Fingern entfernt zu sein. Hypno hebt sein Pendel etwas höher, um es auf meine Augenhöhe zu bringen. Wir sind fast gleich groß und mir wird zum ersten Mal richtig bewusst, wie gefährlich Pokémon sein können. Wir lassen sie bedenkenlos gegeneinander kämpfen, aber wenn sie ihre Kräfte gegen einen Menschen einsetzen, sind die Folgen verheerend. „Was willst du?“, frage ich panisch, aber meine Stimme klingt sehr weit entfernt. Meine Kehle schnürt sich zu und mein Herz hämmert panisch von innen gegen meine Rippen. Ich will nur noch wegrennen, aber ich kann mich kein Stück bewegen. Mir dämmert allmählich, wie hoffnungslos meine Situation ist. Sku und Louis sind bewusstlos, ich kann mich keinen Zentimeter mehr rühren und Hypno steht nur zwei Meter von mir entfernt, sein Pendel hoch erhoben. Noch schaffe ich es, seinem einschläfernden Gemurmel und der hypnotisierenden Wirkung des Pendels zu entgehen, aber ich spüre bereits, wie meine Augen immer wieder zufallen. Das Piepen in meinem Kopf wird lauter und alles verschwimmt vor meine Augen. Gelb in grün in Schwarz. Das war es also, was ich gesehen habe… Nein! Ich reiße meine Augen ein letztes Mal soweit auf wie ich kann und schreie so laut wie meine Kehle es hergibt. „Hunter! HILFE!“ Dann fühle ich, wie meine Muskeln nachgeben. Meine Hüfte vibriert und meine Knie schlagen schmerzhaft auf dem Waldboden auf, aber das Laub federt den Aufprall ab. Das Vibrieren wird heftiger. Ist es wirklich meine Hüfte? Oder ist es womöglich… Ein roter Lichtstrahl explodiert irgendwo unterhalb meines derzeitigen Sichtfelds und Hunter materialisiert sich in der Luft. Und plötzlich fällt mir das eine Detail ein, das ich die ganze Zeit übersehen habe. „Hunter, Verfolgung!“, rufe ich mit schwacher Stimme und Hypno reißt den gelben Kopf herum. Hunter flattert in die Höhe, dann nimmt er Schwung und schießt mit Schallgeschwindigkeit auf Hypno zu. Er trifft ihn mitten in den Rücken und Hypno wird nach vorne geschleudert, wo es mit einem lauten Geräusch gegen einen Baum prallt und zu Boden rollt. Der Bann ist mit einem Mal gebrochen und ich rappele mich auf. Hunter flattert mit den Flügeln, dann landet er auf meinen Schultern, breitet die Flügel zu ihrer vollen Spannweite aus und keift krächzend. Ich kann seine Flügelspitzen aus meinen Augenwinkeln sehen und es kommt mir so vor, als wären es meine Flügel, nicht die seinen. Ich fühle mich augenblicklich wie ein Racheengel. Ich erwarte schon, dass Hypno wieder aufsteht, aber dann pulsiert sein ganzer Körper mit Skus Gift und seine Adern treten violett hervor. Deshalb hat er es also nicht geschafft, mich so schnell zu hypnotisieren wie bei unserer ersten Begegnung. Es war durch ihr Toxin geschwächt. Es gibt ihm nun den letzten Rest. Es stöhnt und grunzt schwach, dann sackt sein Kopf zur Seite und ich sinke erleichtert auf die Knie. „Du warst meine Rettung“, flüstere ich und Hunter reibt seinen Kopf liebevoll gegen meine Wange. Das Adrenalin der Begegnung verlässt mich und ich beginne unkontrolliert zu zittern. Das war das heftigste, was ich in meiner kurzen Karriere erlebt habe. Als Hypno mich unter seiner Kontrolle hatte war ich so sicher, dass es aus mit mir war. „Ich bin wirklich, wirklich froh, dass ich dir damals nicht den Hals umgedreht habe“, sage ich etwas lauter und Hunter schaut mich verwirrt von der Seite an. „Vielleicht ist es besser, wenn du das nicht weißt“, sage ich und schaffe es, zu grinsen. Dann rufe ich Sku zurück und krabbele zu Louis, der weiterhin bewusstlos am Boden liegt. Schweißperlen glänzen auf seiner Stirn und er keucht im Schlaf. Als ich seinen Arm berühre, ist seine Haut eiskalt. „Was hat es mit dir gemacht?“, wispere ich und ziehe ein Taschentuch aus meinem Rucksack, mit dem ich ihm das Gesicht abtupfe. Bei jeder meiner Berührungen zuckt er zusammen. Ich weiß nicht, ob ihn wecken oder ihn schlafen lassen soll, aber schließlich beginne ich, an seinen Schultern zu rütteln. Zunächst sanft, dann immer heftiger, aber außer dem Beben seines Körpers passiert nichts. Ängstlich schaue ich zu dem Hypno hinüber. Ich weiß nicht, wie lange es bewusstlos bleiben wird, aber eins weiß ich ganz sicher. Es muss aus diesem Wald verschwinden. Ich greife in meine Gürteltasche und ziehe einen leeren Pokéball heraus. Dann werfe ich ihn auf das Hypno. Ein roter Lichtstrahl saugt das Pokémon hinein und der Ball rollt ein paar Mal hin und her, bevor er schließlich blinkend zum Stillstand kommt. Zum ersten Mal seit wir den Wald betreten haben, lasse ich mich vollkommen fallen und atme tief und erleichtert durch. Das Monster ist gebannt und alles andere wird sich morgen klären. „Macht es dir was aus, wenn du heute Nacht draußen schläfst?“, frage ich Hunter und er krächzt fröhlich. „Dachte ich mir“, sage ich und streichle sein weiches Gefieder. Dann ziehe ich meinen Schlafsack und die Decke aus meinem Rucksack, hebe Louis an und wickle ihn in die Decke, bevor ich seinen Kopf auf den weichsten Teil seines Rucksacks bette. Dann krabbele ich in den Schlafsack und Hunter lässt sich an unseren beiden Kopfenden zu Boden sinken, wo er seine Flügel gegen seinen Körper schmiegt und den Hals auf seinem Brustgefieder einrollt. Sein rhythmisches Atmen beruhigt mich und es dauert nicht lange, bis ich schläfrig werde. Die Hypnose scheint mich stark beeinflusst zu haben, denn im Grunde habe ich heute mehr geschlafen als irgendetwas sonst. Trotzdem fallen meine Augen in Rekordschnelle zu und ich schlafe beruhigt ein.   Als ich aufwache, fällt einer der wenigen Sonnenstrahlen, der es durch die Baumkronen der Steineichen schafft, genau in mein Gesicht. Ich stöhne und rolle mich zur Seite. Hunter krächzt leise und ich blinzele ihn dankbar an. „Gut geschlafen?“, frage ich und er schaut mich glücklich an. „Ich bin immer noch verwirrt wegen gestern“, gestehe ich und betrachte Hunter nachdenklich. „Ich bin sicher, dass ich deinen Pokéball nicht berührt habe. Wie konntest du dich befreien?“ Hunter krächzt ratlos. „Vielleicht war der Pokéball defekt“, überlege ich laut. „Oder es hat damit zu tun, dass du dich nicht gewehrt hast, als ich dich gefangen habe?“ Ich runzele die Stirn, dann lasse ich es darauf beruhen. In jedem Falle ist es eine ziemlich hilfreiche Fähigkeit, sollte ich nochmal von einem Hypno angegriffen werden. Ich öffne den Schlafsack und winde mich daraus hervor, dann krabble ich zu Louis hinüber. Er sieht besser aus, der Schweiß und die angestrengte Atmung sind verschwunden und sein Mund ist halb geöffnet, während er leise schnarcht. Ich lege meine Hand auf seine Wange und tätschele ihn sanft. Es dauert nur wenige Sekunden, dann verändern sich seine Bewegungen und er öffnet schläfrig die Augen. „Wo bin ich?“, fragt er müde und ich grinse ihn erleichtert an. „Auf irgendeiner Lichtung irgendwo im Steineichenwald“, sage ich und stehe vorsichtig auf. Meine Arme und Beine tun weh und als ich sie unter Beschlag nehme, entdecke ich überall blutige Kratzer, die inzwischen verkrustet sind. Louis setzt sich auf und schaut sich desorientiert um. „Was ist passiert?“, fragt er dann und will den Arm heben, aber der bleibt unter der Decke hängen. Ich habe ihn fest eingewickelt. Als er die Decke bemerkt, bildet sich ein merkwürdiger Ausdruck auf seinem Gesicht. „Naja, wir sind von einem durchgedrehten Hypno überwältigt worden, es hat dich entführt, ich habe euch verfolgt, nachdem meine Hypnose abgeklungen ist und dann habe ich gegen es gekämpft, es besiegt und in einen Pokéball eingesperrt“, erkläre ich. „Sonst eigentlich nichts.“ „Du… hast mich gerettet“, sagt Louis und schaut weiter auf die Decke. „Natürlich“, sage ich und gehe neben ihm in die Hocke. „Das wäre ja noch schöner, wenn ich dich mit diesem Wahnsinnigen alleine gelassen hätte.“ „Danke.“ „Keine Ursache.“ Er schaut mich immer noch nicht an. „Louis“, sage ich und lege behutsam eine Hand auf seine Schulter. „Alles okay mit dir?“ „Ich, ich weiß nicht…“ Er zieht die Decke weg und legt seinen Kopf in seine Hände. Er sieht aus wie ein Häufchen Elend. „Ich dachte, du hättest mich zurück gelassen.“ „Was?“ Ich starre ihn entsetzt an. „Warum?“ „Ich bin ohnmächtig geworden, aber dann war ich wieder wach. Aber vielleicht war ich auch nicht wach, vielleicht habe ich das nur geträumt…“ Er krallt seine Finger in sein strohblondes Haar und kneift die Augen zusammen. „Ich war gefangen und du warst da und als du mich gesehen hast, da hast du dich umgedreht und bist gegangen.“ „Louis.“ Ich zögere einen Moment, dann nehme ich ihn in die Arme. Er zittert und ich halte ihn so fest ich kann, bis er sich etwas beruhigt. „Ich bin dir sofort gefolgt. Du hast geträumt. Hypno hat deine Träume gefressen. Wahrscheinlich hat er dir Alpträume beschert oder so was. Ich habe dich nicht im Stich gelassen. Okay?“ Louis nickt, aber sein Brustkorb hebt und senkt sich rapide und unregelmäßig. Er weint. „Alles ist gut“, flüstere ich und streiche ihm über den Kopf. „Alles ist gut.“ Es dauert eine Weile, bis Louis sich beruhigt hat. Als er sich von mir löst und den Kopf abwendet, damit ich sein tränenverschmiertes Gesicht nicht sehe, krame ich ein Taschentuch aus meiner Tasche, gebe es ihm und stehe auf. Dann rufe ich Hunter zurück und hole Sku aus ihrem Pokéball. Sie landet schlaftrunken auf dem Boden, eingerollt und mit ihrem Schweif über ihrem Kopf. Ich wecke sie behutsam auf. Als sie wach ist, atme ich erleichtert aus. Jetzt ist der Spuk endgültig gebrochen. Ich werfe einen Blick zu Louis, der weiterhin sehr mitgenommen aussieht. Na ja, fast gebrochen. „Sku, meinst du, du findest den Weg zurück? Auf den Hauptpfad meine ich.“ Sie schnurrt und geht auf ihre Hinterbeine, um ihre Vorderpfoten auf meine Brust legen zu können. Dann reibt sie ihren Kopf gegen meinen. „Das nehme ich dann mal als Ja“, flüstere ich grinsend und kraule ihren Kopf, woraufhin sie sich weit nach hinten lehnt, damit ich auch genau die richtige Stelle erwische. „Komm“, sage ich und stehe auf. „Ich möchte Azalea City gerne noch heute erreichen. Jetzt haben wir schließlich keine Ausrede mehr.“ Erleichtert sehe ich, dass Louis mich angrinst. Er hat immer noch Ringe unter den Augen, aber die werden verblassen. Für jetzt sieht er wieder stabil aus. „Also dann.“ Sku läuft voran und zu meinem großen Bedauern bleibt sie vor der Erdwand stehen. „Da hoch?“ frage ich und schaue die zwei Meter hinauf. Nicht unmöglich, aber zum Klettern bin ich eigentlich nicht zu gebrauchen. Louis taucht neben mir auf und läuft die Wand ab, während er mit den Augen die ganze Fläche absucht und hier und da mit seinen Händen die Erdkonsistenz prüft. Dann breitet sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. Er reibt sich über die Nase. „Kein Problem“, sagt er und stellt sich mit verschränkten Händen und gehockt vor die Wand. „Was wird das, wenn´s fertig ist?“, frage ich misstrauisch und er verdreht die Augen. „Räuberleiter, Abby. Wir müssen dich da schließlich hoch befördern.“ Ich gehe misstrauisch zu ihm. „Und du?“ „Lass das mal meine Sorge sein.“ Ich zucke die Achseln, dann steige ich auf seine Hände, drücke mich ab und erreiche, mit Louis´ Hilfe, problemlos die obere Kante. Es dauert ein bisschen, bis ich mich hoch gehievt habe, aber dann stehe ich auf und schaue zu Louis runter. „Wenn du darauf spekulierst, dass ich dich hochziehe, muss ich dich enttäuschen“, sage ich und verschränke die Arme. „So stark bin ich nicht.“ Louis grinst, dann geht er ein paar Schritte zurück, nimmt Anlauf und springt gegen die Wand. Oder besser, an der Wand hoch. Ich sehe nicht genau, was er macht, aber im nächsten Moment hängt er schon an der Kante. Dann strampelt und zieht er sich hoch und sitzt im nächsten Moment neben mir, seine Schuhe voller loser Erde, genauso wie seine Hände, aber sonst nicht mal außer Atem. „Und ich dachte schon, du bist zu nichts zu gebrauchen“, sage ich und er lacht. „Na ja, Klettern ist nicht gerade die Nummer eins Fähigkeit, die man als Pokémontrainer braucht.“ „Woher kannst du das?“, frage ich, während ich Sku zurück rufe und sie bei uns oben wieder rauslasse. Dann gehen wir los. „In Rosalia ist eine kleine Bucht“, erklärt er. „Wenn man ein bisschen ins Wasser hineinwatet, kommt man zu einer kleinen Insel. Die führt zu einer steilen Felswand. Ich wollte immer wissen, was sich dahinter verbirgt, also bin ich jeden Tag dorthin und habe Klettern geübt. Ich bin nicht professionell oder so, aber ich komme gut mit den meisten Vorsprüngen und Felswänden klar.“ „Praktisch“, stimme ich ihm zu. Als wir den kleinen Teich erreichen, verzieht Louis das Gesicht. „Müssen wir da durch?“, fragt er, während ich schon meine Schuhe ausziehe. „Der Teich ist in Ordnung“, erwidere ich und grinse ihn an. „Warte, bis wir durchs Dickicht müssen.“ Sku springt wie schon gestern Abend auf meine Schultern und ich stöhne, lasse sie aber gewähren. Dann waten Louis und ich durch das kalte Wasser. Als wir auf der anderen Seite herauskommen, schüttelt Louis sich. „Kalt“, wimmert er und reibt seine Arme. Er hat Recht. Da es noch früh am Morgen ist und die Sonne kaum in den Wald eindringt, hat die Luft hier ihre nächtliche Kühle noch nicht verloren. Und unsere nassen Klamotten helfen nicht gerade dabei, uns aufzuwärmen. Ich ziehe meinen Rucksack aus und krame meine ärmellose Kapuzenjacke, mein langärmliges schwarz-weiß gestreiftes Shirt und eine Strumpfhose hervor. Dann schaue ich Louis erwartungsvoll an. Er erwidert den Blick, verdattert. Ich mache eine kreisende Bewegung mit der Hand. „Du ziehst dich um, ich ziehe mich um. Wir drehen uns um und gucken nicht. Dann geht´s weiter.“ Louis läuft rot an und schaut die Klamotten in meinem Arm an. „O-okay.“ Er fischt einen Pulli aus seinem eigenen Rucksack, dann dreht er sich mit dem Rücken zu mir. Ich zögere einen Moment, dann tue ich es ihm gleich und ziehe so schnell ich kann meine Shorts und mein Top aus. Dann rolle ich meine Strumpfhose auf, schlüpfe hinein und ziehe meine Shorts drüber. Als nächstes stülpe ich mir mein Shirt über den Kopf, dicht gefolgt von meiner Hoodie. Dann ziehe ich mir noch dicke Socken an, damit ich in den Wanderschuhen keine Blasen kriege. Als ich mich umdrehe, schaut Louis mich bereits an. „Hast du geguckt?“, frage ich misstrauisch und er verzieht keine Miene. „Nein, habe ich nicht“, sagt er und irgendetwas sagt mir, dass er lügt wie gedruckt. „Ach, was soll´s.“ murmele ich und folge Sku in Richtung Bäume. „Hier lang?“, frage ich sie und Sku hebt zustimmend den Schweif. „Ne, oder?“, fragt Louis und taucht neben mir auf. „Da durch?“ „Was kann ich dafür, wenn dieses Hypno hier lang gelaufen ist“, erwidere ich und mache den ersten Schritt ins Dickicht. Innerhalb von wenigen Metern ist meine Strumpfhose an mehreren Stellen aufgerissen. „Na toll.“ „Wie weit ist es noch?“, fragt Louis nach nicht einmal einer Minute. „Vielleicht zwanzig Minuten“, schätze ich und diese ernüchternde Enthüllung raubt nicht nur Louis seine Motivation. „Ich glaube, ich muss mich nochmal für gestern bedanken“, sagt er nach einer Weile, während er sich von einer sehr hartnäckigen Dornenranke befreit, die sich in seiner Haut, seinen Haaren und seinem Pulli verheddert hat. Besser hätte sie ihn nicht erwischen können. „Du bist ja quasi durch die Hölle für mich gegangen.“ „Zahl mich zurück, wenn wir in der Stadt sind“, erwidere ich grinsend und ziehe einige Kletten aus meinem Zopf. Er ist mittlerweile völlig aufgelöst. „Ich mag Tamottee.“ „Ist notiert“, stöhnt er, dann stößt er einen frustrierten Schrei aus. „Und jetzt lass mich los, du verflixte Scheißranke!“ Ich kann nicht anders, ich muss laut loslachen. Gestern war dieser Weg nicht unbedingt leichter zu bewältigen, aber ich muss gestehen, dass ich rumschreiende Gesellschaft bevorzuge. Die Angst um Louis war nicht besonders berauschend. „Abby, hilf mir…“, jammert er und ich gehe stöhnend zu ihm zurück. Er ist wirklich völlig verheddert. „Das war nie im Leben die Ranke“, sage ich, als ich beginne, die Dornen einzeln aus den diversen Louisteilen zu entfernen. „Wahrscheinlich hast du mit deinem Gezappel alles noch schlimmer gemacht.“ Ich brauche mehrere Minuten, bevor Louis endlich weiter gehen kann. „Tamottee“, ermahne ich ihn und er wischt sich grinsend über die Nase. „Wenn wir in Azalea sind, kriegst du eine ganze Tonne von dem Zeug.“ „Zu großzügig.“ Aber jeder Alptraum hat ein Ende und nach fast dreißig Minuten, dank Louis´ kleinen Dornenduellen, brechen wir schließlich aus dem Unterholz heraus. Louis stützt sich schnaufend auf seine Knie. „Ich hasse diesen Wald…“, murmelt er, dann richtet er sich auf und hält seine Hände wie einen Trichter an seinen Mund. „Hörst du mich, Wald?! Ich hasse-“ Weiter kommt er nicht, denn sein Geschrei hat einen Schwarm Bibor aufgeschreckt, die in einem der Baumwipfel geschlafen haben. Jetzt preschen sie genau auf uns zu. „RENN!“, schreie ich und Louis muss sich das nicht zweimal sagen lassen, wir beide drehen auf der Stelle um und rennen in entgegen gesetzter Richtung immer tiefer in den Wald hinein. Ich frage mich langsam wirklich, wie wir hier je wieder lebend rauskommen sollen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)