Himmel oder Hölle? von Hallvalor (Xemnas x Saix) ================================================================================ Kapitel 14: Ein anderer Ort --------------------------- # Kapitel 14 # Ein anderer Ort # „Los, steh auf. Ich zeige dir etwas.“ Saix erwachte ziemlich schnell am Morgen aus seinem Schlaf, denn er wurde durch Xemnas‘ Macht einfach aus dem Bett geschleudert. Murrend richtete er sich auf, war aber hellwach. Im Ernst, einen besseren Wecker gab es mit absoluter Sicherheit nicht. Schnell schlüpfte er in seine schwarze Hose und sein schwarzes Hemd, zog im Laufen irgendwie seine Schuhe an, dann folgte er auch schon dem Fürsten. Dieser ging geradewegs aus dem Palast hinaus, was den Engel innerlich schon stöhnen ließ, denn ihm war der Palast deutlich lieber, immerhin ging es ihm dort besser als hier draußen. Trotzdem breitete er ohne Klagen seine Schwingen aus, erhob sich hinter Xemnas in die Luft, dessen schwarze Flügel mächtiger als die der Erzengel waren. Und so unglaublich schön und kräftig. Saix fühlte sich dagegen wirklich mickrig, dabei waren seine für einen Engel überdurchschnittlich groß. Aber auch an ihnen sah man den Druck der Hölle, denn die Federn waren etwas matter, sahen nicht mehr allzu geschmeidig aus, doch noch immer hatten sie diesen silberweißen Glanz, der von seiner inneren Reinheit zeugte. Sie flogen eine ganze Weile. Vielleicht 2 Stunden, vielleicht auch 3. Saix hatte irgendwann kein Zeitgefühl mehr, denn es war anstrengend und je weiter sie sich von der Stadt entfernten, desto unangenehmer wurde ihm. Xemnas war schon ein ganzes Stück vorausgeflogen und deprimiert darüber, so langsam zu sein und nicht nachzukommen, ließ Saix an dem Überraschungsausflug die Lust verlieren. Er schaute eine Weile Richtung Boden, der immer kahler und rötlicher wurde. Unwirtliches Gebiet, eines von vielen der Hölle. Hier lebte keine Seele. Ab und an mal stand ein recht kahler Baum in der Landschaft, da war gerade eine trockenes Flussbett, ein ausgetrockneter See, Felsen… Und so ging es immer weiter. Und dann plötzlich traf Saix ein  Schlag direkt zwischen die Schulterblätter und er fiel. Seine Flügel wollten ihm gerade nicht gehorchen, da seine Wirbelsäule sich wie gelähmt anfühlte, aber kurz bevor er auf den Boden aufprallte, konnte er immerhin seinen Sturz etwas abbremsen. Trotzdem war der Aufschlag auf den trockenen, harten Boden schmerzhaft und er brauchte einige Sekunden, um sich wieder hinzustellen. Neben ihm landete der Höllenfürst. „Du gibst nicht einmal auf deine Umgebung Acht. Du würdest hier allein nicht mal 2 Tage überleben. Wobei… Dämonen würden sich erst mal ein paar Tage an dir weiden, bis du selbst zu Grunde gehst.“ Oh, Xemnas war sauer. Das sah man ihm an. Seine Augen leuchteten geradezu gelb auf. Dieses Mal verbarg er seine Gefühle scheinbar nicht so sehr, wie sonst. „Du bist verwöhnt, glaubst, nur weil du in meinem Palast lebst, bist du sicher.“ „Nein, ich“, setzte Saix an, aber eine Druckwelle fegte ihn nach hinten gegen einen großen Felsen. „Unterbrich mich nicht! Und jetzt greif mich an! Es wird Zeit, dass dein Training wirklich beginnt, Kind.“ „Ich bin kein Kind.“, knurrte der Jüngere. Nun war auch er sauer. Hatte Xemnas ihn hergebracht, um mit ihm zu trainieren? Das hätte er doch auch anders angehen können. Aber anscheinend lernte er hier in der Hölle sein wahres Gesicht kennen. Dass das im Himmel nur Tarnung gewesen war, war ihm ja nun schon länger klar. „Dann benimm dich nicht wie eines, sondern greif mich endlich an. Ich wiederhole mich nicht wieder.“ Xemnas verschwand von der Stelle, nur eine Sekunde danach hörte Saix hinter sich: „Und normalerweise gar nicht.“ Und dann wurde der Engel erneut durch einen Schlag ein paar Meter weggeschleudert. Anscheinend tat sein Meister dies wirklich gerne. Oder er hatte eine gewisse Vorliebe seit gestern dafür entwickelt. Aber bevor ihn der nächste Schlag treffen konnte, sprang Saix hoch, wich schnell ein paar roten Energiekugeln aus, wobei aber eine seinen Flügel streifte. Zusammenzuckend flog er ein paar Meter von Xemnas weg auf den Boden, klappte die Schwingen ein, bevor sie noch mehr abbekamen und rollte sich zur Seite, um den nächsten Geschossen auszuweichen. Es war nicht direkt ein Kampf. Denn Saix kam auch nicht dazu, anzugreifen. Womit denn auch? Wobei… Er rief seine magischen Kugeln, mit denen er sonst immer Konzentrationsübungen machte und schoss sie den Roten entgegen. Beim Zusammenprall verpufften Beide mit einem lautlosen Schlag und so konzentrierte sich der Blauhaarige erst mal darauf, die Angriffe so abzufangen, während er gleichzeitig zwei Kugeln von hinten auf Xemnas losschickte. Dieser wich ihnen aber mühelos aus, obwohl er nicht mal einen Millimeter den Kopf gedreht hatte. Ihr ‚Kampf‘ war nicht lange, aber dafür intensiv. Xemnas beschoss ihn recht schnell und häufig mit den Kugeln, sodass Saix kaum hinterherkam und sich irgendwann auch nur noch auf diese Geschosse konzentrieren konnte. Dann verschwand der Fürst plötzlich wieder von der Stelle und ein Schlag traf Saix im Nacken, der ihn zu Boden gehen ließ. „Du passt nicht auf deine Umgebung auf.“ „Ich habe mich konzentriert.“ „In der Tat, aber nicht gut genug. Du hast dich auf meine Kugeln konzentriert, aber nicht auf mich. Wäre es anders gewesen, hättest du gesehen, dass ich mich einen Schritt weiter bewegt habe, der mir es ermöglichte, hinter dich zu kommen.“ Saix verstand nicht mal, was ein Schritt damit zu tun hatte, um Xemnas hinter ihn zu bringen, aber bestimmt hing es irgendwie mit den Teleportationssachen zusammen. Konnte ja sein, dass es da besondere Regeln gab. Er fragte aber auch nicht nach. Vor ihm erschien auf dem Boden wieder sein altbekanntes eisernes, schweres Schwert und seufzend hob er es auch. Xemnas hatte die leichtere Version in der Hand und kaum stand der Blauhaarige wieder aufrecht, musste dieser Schläge parierend zurückweichen und sie befanden sich in einem schnellen Waffenkampf. Nicht nur einmal bekam er einen Ellenbogen oder den Schwertknauf in die Seite, auf den Rücken oder die Breitseite des Schwertes gegen das Bein, Arm und sonst wohin. Es erinnerte ihn fast an Michaels erstes Waffentraining, aber hier konnte Saix wenigstens noch ausweichen und wirklich nur wenn er unkonzentriert war, wurde er getroffen. Er fand sich aber recht schnell ein, kam irgendwann mit dem Angriffsmuster zurecht und konnte mehr und mehr parieren oder ausweichen und zudem achtete er noch auf Xemnas und dieses Mal wich er geschickt aus, als dieser sich erneut hinter ihn teleportierte und zuschlug. Die Freude darüber verging aber schnell, da aus dem Grund auch die Konzentration stockte und mit was Saix eben nicht gerechnet hatte war, dass Xemnas sich einfach noch mal teleportierte und ihn niederschlug. „Genug für heute. Ich sehe Fortschritte, doch deine Konzentration muss sich bessern. Du bist zu schnell unkonzentriert und abgelenkt.“ Die Übungswaffen verschwanden, ächzend stand der Jüngere auf, spürte so langsam jeden blauen Fleck, den er wohl morgen haben würde. „Komm.“ Der Fürst erhob sich in die Lüfte, sein Schüler blickte ihm ungläubig nach. Wollten sie jetzt diese gut 3 Stunden zurückfliegen? Dazu reichten seine Kräfte nun wirklich nicht. Aber Saix folgte ihm trotzdem, dabei fiel ihm aber auf, dass sie sich noch weiter vom Pandämonium entfernten. War er wirklich so verweichlicht, dass er auf den Schutz des Palastes vertraut hatte? Die Aussage von Xemnas störte ihn etwas, aber irgendwie stimmte es schon. Sie waren hier in der Hölle und bisher hatte Saix hier eher gut gelebt. Abgesehen von manchen Momenten, aber es hätte wirklich schlimmer sein können. Nun, was ja nicht ist, kann ja noch werden und im Moment sah es ganz danach aus, als würde es so werden… Sie flogen eine halbe Stunde, dann landete Xemnas in einer Art Krater. Es war wie ein kilometergroßes Loch in blankem Fels. In diesem Krater war es grün, grüner als es im Himmel war und schöner als auf der Erde. Selbst ein kleiner Fluss floss dort aus einer Felsspalte heraus und floss auf der anderen Seite des Kraters wieder in den Fels hinein. Eine Baumgruppe gab es dort auch, ansonsten war alles eine riesige Wiese mit einem kleinen Haus am Felsrand. Als sie hinunterflogen spürte Saix die magische Barriere, die sie durchdrangen und es war ihm auch ohne diese schon klar gewesen, dass ohne magische Hilfe das hier nicht hätte entstehen können. Es war aber ein schöner, ruhiger Ort, gemütlich beinahe und vor allem abgelegen. Sehr abgelegen. Der Schild über ihnen leuchtete kurz auf, als sie den Boden vor dem Haus betraten und Xemnas ging direkt hinein, gefolgt von einem stutzigen Engel. Innen drin war es fast genauso eingerichtet wie im Palast. Weiß, so wie das ganze Haus war, schlicht und selbst die Sitzgruppe war die Gleiche im Wohnzimmer, in welches sie zuerst kamen. Aber hier gab es sogar ein paar Pflanzen. Ein paar Tonkrüge mit Blumen oder mit einfach nur ein bisschen Grün standen herum. „Dein Zimmer ist die Treppe hoch, der Raum rechts. Das Bad ist in der Mitte des Flurs, alle anderen Zimmer oben sind für dich Tabu.“, erklärte Xemnas schlicht, als wäre das hier alles selbstverständlich. „Wenn du was zu essen willst, da ist die Küche.“ Er zeigte auf einen Raum neben ihnen. Essen in der Hölle war eh interessant. Bisher hatte Saix sich von Früchten und Obst ernähren können, auch Milch gab es zum Glück, aber er fragte sich, wo es herkam. Das hatte er noch nicht herausgefunden. Höllenbewohner aßen eigentlich nur Fleisch und solche Sachen, aber es wurde darauf bestanden, dass er sich weiterhin wie ein reiner Engel ernährte. Der Fürst schien wirklich viel darauf zu setzen, dass Saix seine Reinheit bewahrte. „Folge mir.“ Der Himmelsbewohner gehorchte kommentarlos. Sie gingen wieder hinaus, einen Steinpfad entlang zur Felswand, wo ein größerer Felsen lag, den Xemnas magisch zur Seite schob. Ein Zugang wurde frei und als sie durch diesen gingen, standen sie eine Minute später in einer Höhle. Diese Höhle war noch magischer als alles, was dort draußen im Krater war. Hier war alles voll von Magie und mehr als nur deutlich zu spüren. Bunte Kristalle hafteten an den Wänden in allen möglichen Farben. In der Mitte dieser Höhle, die von diesen Kristallen gleichzeitig erleuchtet wurde, war ein See, der sich bis ans Ende streckte, wo ein kleiner Wasserfall leise herab plätscherte. Auch wuchsen hier große Blumen, Farne und Sträucher in manchen Bereichen. Der Boden war ein normaler Grasboden, nur um den See war Stein. Es war mehr als nur himmlisch schön und langsam konnte Saix auch die Mondmagie hier drin fühlen. Auch fühlte er sich seltsam erfrischt, zumindest immer erholter, je länger sie hier standen. „Diese Höhle passt sich denjenigen an, die sie betreten. Dein Element ist die Macht des Mondes, darum spürst du hier Mondmagie. Sie wird sich verstärken und dich zu neuen Kräften kommen lassen, aber richtig heilen tut sie nicht. Nicht körperlich jedenfalls. Die Höhle habe ich dazu geschaffen, damit du dich hier von der Macht der Hölle erholen kannst. Deine eigene Magie sollte dir Stütze genug sein.“ Saix starrte ihn an. „Ihr habt dieses Paradies hier erschaffen?“, fragte er ungläubig und der Fürst hob kaum merklich eine Augenbraue. „Glaubst du, der Herr kann hier in der Hölle etwas erschaffen? Einen solch mächtigen Ort – dazu wäre er ohnehin nicht fähig.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich komme morgen früh wieder und dann werden wir uns deinem Training widmen. Und das einige Tage am Stück.“ „Warum ist es so wichtig, dass ich trainiere?“, fragte Saix nun, da er das alles langsam immer komischer fand. „Was ist Euer Plan?“ Lange blickte er in die goldenen Augen, die ihn einfach nur anschauten, ohne, dass er eine Antwort erhielt, bis Xemnas schließlich sagte: „Dazu ist es noch zu früh. Begnüge dich mit der Antwort, dass ich die Abwechslung einfach… genieße. Und nun erhole dich bis morgen.“ Obwohl er anscheinend gehen wollte, blieb der Fürst noch stehen, schaute seinen Schüler abwartend an, der den Blick nur fragend quittierte, doch dann hielt ihm Xemnas die Hand hin und er nahm sie zögernd, befand sich im nächsten Augenblick in dessen Arme innerhalb eines weiteren Kusses. Ach ja… er wollte ja jedes Mal einen, wenn sie auseinander gingen. Und Xemnas wollte weg. Saix wurde gegen die Felswand gedrückt, dieses Mal dauerte der intensive Kuss länger und es jagte ihm eine Hitze in den Körper, die er so an sich nicht kannte, aber gerade, als er glaubte es konnte nicht mehr heißer werden, da wandte sich der Ältere einfach um und ging wieder wortlos, ließ einen Engel auf zittrigen Beinen zurück, dessen Verstand erst einmal wieder einige Minuten brauchte, um wieder auf ein normales Level zu kommen. Warum musste sich so ein Kuss aber auch so verdammt gut anfühlen? # Kapitel 14 Ende # Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)