Himmel oder Hölle? von Hallvalor (Xemnas x Saix) ================================================================================ Kapitel 12: Licht ----------------- # Kapitel 12 # Licht # Das Licht… Wo war das Licht? Es gab hier keines. Es gab eine Sonne, es gab einen Mond, doch das warme Licht des Himmels war zu weit entfernt. Es gab hier keine innere Wärme, keinen Hauch von Frieden in der trockenen, immerzu angespannten Luft, kein Lachen, keinen Blütenduft. In allen Ecken schienen Schatten zu lauern, überall schienen sie einem zu verfolgen. Für Saix war die Hölle alles andere als erträglich. Innerhalb des Palastes hielt er es aus, während des Trainings mit dem Fürsten war diese erdrückende Macht gar nicht zu spüren, doch draußen, außerhalb des Palastes, konnte Saix nur wenige Stunden unterwegs sein, bevor er nahezu von der inneren Finsternis verschlungen wurde. Die Hölle war eben kein Ort für einen reinen Engel, der das Licht in sich trägt, welches jedoch immer schwächer zu werden schien. Dabei war er erst drei Wochen am Stück hier. Vier Wochen, wenn man seine Woche Tiefschlaf noch mit einrechnete. Er wusste nicht einmal, wieso er sich dies hier antat. Warum sollte er eigentlich noch stärker werden? Er hatte nichts, wofür er trainieren und kämpfen sollte, denn für die Hölle würde er gewiss in keine Schlacht ziehen. Auf sein Drängen hin durfte Saix noch zwei Mal versuchen, ein Portal von der Erde zu seinem alten Heim zu erschaffen, doch noch immer waren die Pforten verschlossen. Das Einzige, was ihn wirklich zum Weitermachen anregte, war Lea, doch auch der schaffte es kaum noch, Saix aus seinen Existenzzweifeln herauszuholen. Aus dem seelischen Loch, das immer tiefer und dessen Rand immer glatter wurde. Und Xemnas? Nun, der Fürst hatte genug zu tun. Der Engel sah ihn nur beim im Moment seltenem Training, was gleichzeitig aber immer härter wurde und bisher war er nicht ein einziges Mal weniger streng und unnachgiebig gewesen und Zeit zum Reden blieb da auch keine. Was hätte Saix auch reden sollen? Ihn zujammern, wie schrecklich er die Macht der Hölle fand? Ihn anflehen, ihm irgendwie einen Weg zum Himmel zu öffnen? Klar… „Wir trainieren heute nicht.“, sagte der Silberhaarige, als er in Saix‘ Zimmer trat, um ihn abzuholen. „Wir werden uns heute Schriften widmen, damit du die Sprache der Hölle lernst. Ich bringe dir die Grundsachen bei, den Rest wirst du dir selbst erarbeiten.“ Saix nickte nur zur Antwort und senkte etwas den Blick. Er gehorchte ohne zu zögern, tat, was Xemnas von ihm verlangte, ohne nachzufragen warum. Er ließ sich führen, ohne auch nur den Drang zu verspüren, etwas anderes zu tun. Und so ging es schon seit Tagen. Und die innere Leere dabei wurde immer schlimmer und unerträglicher. Lea verdrängte sie etwas, wenn er alle 3 bis 4 Tage abends kam, aber sobald er weg war, war es nur umso leerer. Doch Saix schwieg darüber, selbst seinem Freund sagte er davon nichts, dass er spürte, dass er in dieser Macht hier unterging. Er lief an Xemnas mit leicht gesenktem Kopf vorbei, der ihn eingehend musterte und an der Tür stand und wartete, dass Saix hinausging, doch dann wurde der junge Engel aufgehalten, als der Fürst ihn am Arm festhielt. „Sieh mich an.“ Er blieb stehen, wandte sich seinem Mentor und Meister zu, blickte auf. Die goldenen Augen, die ihn stets so gefesselt hatten, waren ernst und Saix sah sie, doch ließen sie ihn kalt, wo sie ihn früher so gefangen hatten. Es war, als blicke er zu Xemnas auf, doch realisiere es gar nicht richtig, dass dieser wirklich da war. Nach außen hin wirkten seine eigenen, türkisenen Augen fast leer, beinahe gebrochen. „Dein Wille bricht.“, stellte der Fürst fest, schob ihn in das Zimmer zurück und schloss die Tür. „Die Macht des Infernums hat einen größeren Einfluss auf dich, als ich annahm. Das zeigt nur, wie rein deine Seele ist.“ Er deutete auf die Couch, setzte sich dann selbst in den Sessel der kleinen Sitzgruppe und als der Engel Platz nahm, fuhr er fort: „Je reiner die Seele, desto geringer die Überlebenschance in der Hölle, wenn das Licht nicht abgestoßen wird.“ Die Augen des Jüngeren weiteten sich etwas. Er wollte nicht fallen! Er wollte sein Licht behalten! Er war doch gar nicht gegen das Licht oder gegen den Himmel! „Ich wünsche jedoch nicht, dass du fällst. Ich wünsche, dass du dein Licht behältst und hier überlebst. Solltest du fallen, vernichte ich dich. Du würdest es ohnehin nicht ganz überstehen und dann nützt du mir nichts mehr.“ „Nütze ich Euch als reiner Engel etwas?“, erwiderte Saix, den es nicht wunderte, dass Xemnas Pläne mit ihm hatte, die ihm nicht einmal ansatzweiße geläufig waren. „Mehr als du dir vorstellen kannst. Die VIII, Axel, ist ein guter Freund von dir wie ich mitbekommen habe, doch er wird dich nicht retten, denn in ihm ist das Licht erloschen, was dich retten könnte. Ich sagte dir bereits, dass du dein Licht selbst erhalten musst. Ich kann dir dabei nicht helfen, doch im Moment gibst du dir nicht einmal ansatzweise Mühe, dies zu tun.“ „Wozu sollte ich? Die Pforten sind versperrt… Ich komme nicht zurück.“ Und dann fiel das Sofa durch Xemnas‘ Macht nach hinten um und Saix krachte gegen die Wand, an der er hinabsank, leicht zitternd sitzen blieb, dann aber sich aufrichtend Xemnas entgegen blickte, der auf ihn zukam. „Selbstmitleid nützt dir hier nichts.“, sagte dieser ernst und seine Augen glänzten hellgolden auf. „Wenn mich etwas verärgert, so ist es Schwäche. Und du bist schwach.“ Er griff nach Saix, hob ihn hoch und drückte ihn am Hals gegen die Wand, bevor er weitersprach und seine beängstigende, mächtige Aura zur Schau stellte, die den Jungen leicht zittern ließ. „Du hast überdurchschnittliche Fähigkeiten, bist im Kampf talentierter als es ein Engel deines Alters ist, doch was nützt es, wenn deine Seele am Zersplittern ist? Vielleicht haben die Engel deshalb die Pforten verschlossen. Sie wissen wohl, dass du noch lebst, wollen dich aber nicht wieder haben, weil du zu emotional bist. Für ihren Plan bist du ungeeignet.“ Worauf wollte Xemnas hinaus? Der Jüngere bekam kaum Luft, hörte aber genau zu, doch konnte er keine Schlussfolgerung aus dem Ganzen ziehen. Es klang jedenfalls fast so, als wollte Xemnas, dass er fiel, zugleich aber sagte er ihm, dass er ihm dann nichts mehr nützte? Erneut flog Saix durch das halbe Zimmer, landete nun auf seinen noch unbenutzten Schreibtisch, der Fürst war aber direkt wieder über ihm, griff in seine Haare und hielt ihn so fest, während die andere Hand seine Handgelenke in einem eisernen Griff hielt. „Du wehrst dich nicht einmal. Warum?“ „Ihr seid der Fürst… Und Ihr habt Recht mit dem was Ihr sagt. Ich zerbreche unter der Macht der Hölle langsam. Mir fehlt das Licht.“, antwortete Saix, weiterhin widerstandslos. „Bist du dir sicher? Was fühlst du wirklich in diesem Augenblick?“ Saix wollte ihm antworten, dass er das doch wohl selbst am Besten wusste und nicht fragen brauchte, aber noch bevor er dazu ansetzen konnte, hielt er inne. Im Moment fühlte er sich fast so, als sei er gerade erst in der Hölle aufgetaucht. Seltsam erfrischt, geradezu von der niederdrückenden Macht befreit. Aber wieso? Weil Xemnas ihn gerade durch den halben Raum geschmissen hatte? Der Fürst ließ ihn langsam los, trat zwei Schritte zurück, während sich der Engel aufsetzte und verwirrt blinzelte. „Finde heraus, was dir hilft, denn offensichtlich gibt es etwas in dir, was dein Licht bewahrt. So wie im Moment. Wenn ich feststellen muss, dass ich meine Zeit umsonst für dich opfere, wird dein Tod mehr als nur schmerzhaft sein.“ Sollte das nun motivierend sein? Saix senkte den Blick, nickte leicht. Er fragte sich, was Xemnas von ihm erhoffte und wofür er ihn eigentlich hier haben wollte. Aber das zeigte ihm nur, dass dieser von Anfang an einen Plan gehabt und ihn im Himmel nur verführt hatte, um ihn zu einem solch dummen Pakt zu bringen.  „Sieh mich an.“ Erneut gehorchte er, blickte auf, feststellend, dass sein Meister wieder vor ihm stand und sich leicht zu ihm beugte. Dann kam er näher. Saix verstand, was er wieder vorhatte, doch dieses Mal drehte er den Kopf weg, als er den warmen Atem an seinen Lippen spüren konnte. „Wieso tut Ihr das? Macht Ihr das nur, um mich noch mehr zu verführen?“, fragte er fast ein wenig trotzig. Ein Griff in seine Haare und sein Kopf wurde nahezu brutal zurückgedreht und da küsste ihn Xemnas auch schon, drückte ihn dabei gegen die Wand hinter dem Schreibtisch und hielt ihn fest, sodass er sich gar nicht hätte wehren können, selbst wenn er es versucht hätte. Der Kuss selbst war nicht sanft. Er war besitzergreifend, dominierend, einnehmend. All die letzten Wochen hatte ihn der Fürst nicht einmal angerührt, immerhin sahen sie sich nur kurz während des Trainings aufgrund der wenigen Zeit, die dieser zur Verfügung hatte und nun fühlte Saix wieder dieses Kribbeln, was ihn geradezu belebte.  Er wollte das hier an sich nicht, immerhin bestand keinen Grund dazu, dass Xemnas ihn küsste, doch zugleich mochte er es auch – unleugbar. „Merke dir eines“, hauchte der Ältere gegen seine Lippen. „Ich bin Xemnas, Fürst der Hölle, höchster aller und die Macht, die all das hier erschaffen hat – in meinem Reich mache ich, was ich will und jeder der hier lebt, gehört mir und es steht mir frei, was ich mit demjenigen tue, ohne, dass ich einen Grund brauche.“ Dabei sah er ihn mit seinen goldenen Augen vernichtend und fesselnd an, sodass Saix nicht einmal wagte zu atmen. Dann ließ er ihn los, drehte sich um und lief zur Tür, während er kalt und distanziert sagte, als sei gerade nichts gewesen: „Denk über das alles hier nach und teile mir mit, sobald du verstanden hast. Bis dahin fällt das Training aus.“ Und dann war er auch schon draußen. Und Saix sah ihn nicht mehr, bis er verstanden hatte. # Kapitel 12 Ende # Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)