Himmel oder Hölle? von Hallvalor (Xemnas x Saix) ================================================================================ Kapitel 5: Der Fürst der Finsternis ----------------------------------- # Kapitel 5 # Der Fürst der Finsternis # „Was hast du mit dem Messer vor?“, fragte Isa, die Augen etwas geweitet, nun doch unsicher, ob die Sache mit dem Pakt eine kluge Entscheidung gewesen war. „Den Pakt besiegeln.“ War die Antwort. „Damit er nicht gebrochen werden kann.“ Der Blauhaarige war wie erstarrt und erst als Xemnas wieder am Bett stand und sich halb über ihn beugte, kam sein Fluchtinstinkt hervor und er wollte flüchten. Aber eine unsichtbare Macht drückte ihn aufs Bett zurück und er konnte sich nicht mehr rühren, selbst als er versuchte, mit seiner eigenen, im Vergleich jämmerlichen Magie dagegen anzukommen. Die Augen des Kriegers wirkten geradezu dämonisch und schienen golden aufzuglimmen, als er Isas Kinn mit einer Hand packte und festhielt, obwohl sich der Junge ohnehin nicht rühren konnte. Dann setzte er das Messer an der Stirn an, drückte es in die zarte, junge Haut hinein und zog es quer über das Nasenbein zu Isas Wange. „Auf der Erde sowie in der Hölle wirst du den Namen Saix tragen. Isa ist nicht für einen Krieger geeignet, der von mir ausgebildet wird. Ob Engel oder nicht.“, sagte Xemnas dabei und klang kalt und unnachgiebig und es war deutlich, dass er keine Widerworte zuließ. Isa wollte schreien, sein Gesicht brannte, er spürte, wie Blut an seiner Wange hinab lief, ein anderes Rinnsal in seine Haare hinein. Dann setzte Xemnas das scharfe Messer auf der anderen Seite, zog es wie zuvor über Stirn und Nasenbein, betrachtete einen Moment sein Werk und lächelte finster auf den Engel hinab. Zwischen dem ganzen Brennen spürte Isa, wie Magie in ihn eindrang und sich wie Fesseln in ihm festsetze. Die Besiegelung des Pakts. Er wollte ihn von sich stoßen, bereute seine Worte von zuvor und wünschte sich, er hätte nicht so dämlich und aus Verzweiflung heraus gehandelt. Das hatte er nun davon. Weil er egoistisch war und die Klappe nicht halten konnte. Dem Blick nach hatte Xemnas genau das gewollt, denn er hatte dieses Mal diesen kurzen Triumph in den Augen gesehen. „Du bist so schön, kleiner Engel.“, hauchte der Silberhaarige nun als er das Messer in einer Wolke aus Dunkelheit verschwinden ließ, strich kurz durch die blauen Haare und betrachtete sein blutiges Meisterwerk, eher er sich hinab beugte und erneut seine Lippen sanft auf die des Engels legte, der sich in dem Moment wieder rühren konnte, aber noch immer am Kinn festgehalten wurde. Es war erneut nur ein kurzer Kuss und trotz des Schmerzes konnte Isa die Wärme fühlen, die dieser mit sich brachte und sich bis in seinen Bauch hin zog. „Ich erwarte dich morgen früh auf der Erde, mein Engel. Selbst Michael wird dich mit diesem Pakt nicht aufhalten können.“ Xemnas richtete sich auf, trat vom Bett zurück, wo Isa noch ruhig liegen blieb, zitternd und fassungslos und absolut neben der Spur. Dann knallte die Tür auf und Erzengel Michael kam herein gestürmt, wütend fauchend und die Waffe sogleich gezogen, kaum dass er Xemnas erblickte. „DU!!“ Nur ein spöttisches Lächeln seitens des Gefallenen, der in einem Wirbel aus Finsternis verschwand, wodurch der Schlag des goldenen Engels ins Leere ging. Isa setzte sich zitternd auf, blinzelte Blut aus den Augen und schaute dann auf das Bett, wo er gerade noch gelegen hatte. Das weiße Kissen war voller Blut und als er mit seinen zitternden Fingern über das Gesicht strich, brannte es noch ein wenig mehr und danach war auch seine Hand rot. „ISA!“ Isa zuckte zusammen, starrte Michael schmerzerfüllt an. „WAS-HAST-DU-GETAN?“ Der Erzengel war zu ihm heran getreten, hatte sogar die Waffe fallen lassen und den Blauhaarigen an den Schultern gepackt, um ihn kurz zu schütteln. „Was hat ER hier zu suchen gehabt?!“ Isa schwieg, sein Verstand arbeitete gerade auch nicht so ganz wie er sollte. Ihm war schwindelig durch den hohen Blutverlust und es hörte noch immer nicht auf. Raphael kam ebenfalls herein, war wohl von Michael gerufen worden. Dieser stellte keine Frage, aber war dennoch über die Szene hier überrascht, kniete direkt neben dem Bett und legte eine Hand auf die Isas. Isa konnte den Zauber fühlen, der ihn heilen sollte, aber es passierte nichts. Die Wunde hörte nicht mal auf zu bluten. „Du hast einen Pakt mit ihm geschlossen.“, stellte Michael zischend fest. „Das war die Magie, die ich eben gespürt habe. Wieso hast du das getan? Hast du eine Ahnung, was er mit dir tun kann?“ Sorge war dennoch nicht in seiner Stimme zu hören, aber das fiel Isa nicht mal auf. Leise sagte er: „Er wird mich die nächste Zeit trainieren. Auf der Erde und in der Hölle. Aber ich stehe unter seinem Schutz und keiner wird mir etwas tun und wenn ich es wünsche auf die Erde zurückzukehren, so wird er mich zurückbringen. Das alles ist Teil des Pakts.“ Ein kurzes Grinsen konnte Michael nicht verbergen, aber Isa blickte in dem Moment kurz zu Raphael und bekam es so nicht mit. „Ich werde nichts vom Himmel verraten. Wir können alle nur dadurch gewinnen. Das seht Ihr doch ein, hoher Michael? Nachdem Ihr mich für so unfähig haltet, lasse ich jemand anderen sich mit mir herumquälen, dann habt Ihr Zeit für wichtigere Dinge als mich.“, meinte Isa dann, rieb sich die Augen, weil ein paar Blutstropfen hinein gelaufen waren. Die Blutung schien aber langsam nachzulassen. Immerhin. Trotzdem lief es ihm bis zum Kragen seines Hemdes und tropfte ihm von der Nase. Beide Erzengel richteten sich auf, Raphael lief schon Richtung Tür, während Michael noch einmal kurz zu Isa blickte. „Du wirst den Pakt nicht umgehen können. Mach das Beste draus. Vielleicht bist du als Spion ganz gut geeignet. Viel beibringen wird er dir ohnehin nicht können. Was ich schon nicht schaffe…“ Michael verließ nun auch den Raum, ließ Isa zurück. Niedergeschlagen, da ihn diese Worte mal wieder ziemlich trafen, ging er ins Bad und betrachtete sich im Spiegel, bekam aber erst mal einen heftigen Schreck. Das X sah wirklich grausig aus, einfach weil die Haut im Moment geschwollen war und überall Blut war. Es würde eine Weile dauern, wenn es auf normalem Wege heilen musste. X für Xemnas…. Michael schien ihn jedenfalls gekannt zu haben, aber wenn es ein gefallener Engel war, so war es fast logisch, oder? Sie kannten sich von früher. Isa seufzte, versuchte stark zu sein und reinigte sich erst einmal, bevor er zu Bett ging, um zu Schlafen und die verlorene Energie wieder zu regenerieren. Der Blutverlust machte ihm ganz schön zu schaffen. Als er so ruhig da lag, konnte er beinahe das Kribbeln auf den Lippen fühlen, welches Xemnas‘ Kuss verursacht hatte, doch dann schlief er auch schon völlig erschöpft ein. Er erwachte am Morgen, war zwar etwas erholt, aber seine frische Wunde schmerzte noch und fit war auch nicht das Wort, welches ihn gerade zu beschreiben vermochte. Also Training war heute gewiss nicht auf dem Plan, trotzdem würde er zur Erde gehen, da Xemnas ihn dort erwartete. Und eines wollte Isa gewiss nicht, den Pakt brechen. Außerdem hatte er keine Lust auf Michaels Anwesenheit und Worte. Also machte sich Isa fertig. Sein Bett war noch blutverschmiert, aber das war ihm gleich. Er hatte sich am Abend das Kissen umgedreht, aber das war jetzt auch auf der anderen Seite etwas rot. Wahrscheinlich hatten die zwei Schnitte noch mal zu bluten begonnen. Er wollte nicht einmal Bescheid geben, dass er jetzt ging, er kam ja am Abend ohnehin wieder, sondern machte sich einfach ein Portal zur Erde, was er jetzt mittlerweile beherrschte und schritt hindurch. Er war wieder an dem See, an dem er Xemnas das erste Mal getroffen hatte und dort stand auch schon der Krieger aus der Hölle, hatte wieder eine schwarze Lederrüstung an. „Saix.“, grüßte dieser ihn mit einem kaum merklichen Lächeln. Isa nickte nur. Er mochte den Namen Saix, aber ob er seinen Himmelsnamen einfach so ablegen konnte? Dass Isa nicht wie ein Krieger klang wusste er selbst. „Da dein Zeichen erst etwas heilen sollte, werden wir heute noch nicht trainieren.“ Der Junge nickte, denn das war ihm selbst klar gewesen. Aber Xemnas nannte es ‚Zeichen‘? Er hatte ihn gezeichnet, ja. Und wahrscheinlich würde das jeder wissen, der ihn sah. „Stattdessen zeige ich dir ein paar Bereiche der Hölle.“ Nun blickte der Engel auf, die Augen etwas geweitet, aber er nickte dann. Xemnas beschwor wieder einen Wirbel aus Finsternis und deutete hinein, weshalb Isa, oder eben ab nun Saix, sich in Bewegung setzte und hindurch ging, dicht gefolgt von seinem Begleiter, der ihn an der Hand nahm und zwei Schritte durch die Finsternis führte, bevor sie wieder draußen waren. Sie standen auf einem Felsen inmitten eines Gebirges. Fast sah es aus, wie auf der Erde, wenn der Himmel nicht seltsam rötlich wäre und die Luft anders roch und schmeckte. Eine bedrückende Präsenz war hier, es war wohl die Macht der Hölle. „Die Hölle ist in eine Art Bezirke eingeteilt. In der Mitte ist das Pandämonium, der Hauptsitz mit meinem Schloss.“ „Dein Schloss?“, unterbrach ihn Saix nun mit hochgezogenen Augenbrauen. „Hat es dir Michael nicht erzählt?“ Aufgrund des fragenden Blickes des Jungen musste Xemnas nun doch kurz auflachen. Es war ein amüsiertes lachen, aber gleich darauf wurde er wieder ernst und schüttelte etwas den Kopf. „Du hast wirklich keine Ahnung.“, stellte er fest, tat aber auch nichts, um Saix eine Erleuchtung zu geben. Der verstand einfach nicht, obwohl er schon so viele Hinweise bekommen hatte, war in dieser Hinsicht zu naiv oder kam einfach nicht auf den Gedanken, weil es zu absurd war. „Komm.“ Der Gefallene breitete seine großen, schwarzen Schwingen aus und erhob sich in die Lüfte. Saix tat das Gleiche und als er neben seinem neuen, kurzzeitigen Mentor herflog und sich die Gegend anschaute, fragte er: „Wenn ich hier bin und du mir das alles zeigst, werde ich dann fallen?“ „Ein Engel kann nicht einfach so fallen. Erst wenn du dich komplett von dem Licht des Himmels entsagst und es aus deinem Herzen sperrst kannst du fallen. Es kann natürlich sein, dass der Himmel nicht mit deiner Entscheidung einverstanden ist und dich wegen dem Pakt stürzt. Aber das überlebt kaum einer der heutigen, jungen und schwachen Engel.“, erklärte Xemnas ruhig. Es sah ein wenig abstrakt aus. Xemnas mit den mächtigen und ungewöhnlich großen, schwarzen Flügel und Saix mit den im Vergleich dazu kleinen Schwingen, die aber in dieser rötlichen Luft noch immer silberweiß zu leuchten schienen. Sie überflogen eine rote Sandwüste mit roten Felsen. Es sah ziemlich karg und nicht gerade einladend aus. Aber immer noch besser, als Saix es erwartet hatte. So gesehen sah das Gebiet bisher einfach leer aus, dabei wurde immer gemunkelt, die Hölle sei überfüllt. Als habe er die Gedanken des Engels gelesen, erklärte Xemnas: „Die meisten Dämonen leben von hier aus gesehen auf der anderen Seite des Palastes. Dort ist die Landschaft fruchtbarer. Das hier sind die äußersten Ausläufer der Hölle.“ Sie wechselten die Richtung und nur kurz darauf flogen sie über Dörfer hinweg. Hier war eine Art Graslandschaft, wobei das Gras eine Mischung aus Lila, Grün und Rot war. Einige Dämonen sahen zu ihnen hinauf. Es sah hier deutlich einladender aus und absolut nicht so, wie Saix es sich vorgestellt hatte. Tatsächlich gab es hier sogar Ackerbau und Viehzucht, aber von irgendwas mussten sich die Dämonen hier ja ernähren. So flogen sie über schwarz aussehendes Wasser, Dörfer, Steppen und Wälder. Es war einfach riesig. Und die Dörfer wurden immer größer und voller, aber etwas genaueres konnte der Engel nicht erkennen, denn dazu flogen sie zu hoch. Eine Weile später, als er schon müde wurde, flogen sie auf einen großen Palast zu, der umgeben von riesigen Häuserbauten war. Hier sah es nun auf jeden Fall überfüllt aus. Er schien von schwarzer Finsternis umgeben zu sein, doch als sie durch diese flogen und vor dem Palast landeten, der wie auch der Palast im Himmel von einer Mauer umgeben und so von der angrenzenden Stadt getrennt war, war der Besucher überrascht, dass die Mauern weiß waren. Zwei Wachen standen von der Tür, die erst ein wenig perplex drein blickten aufgrund des Engels, der hier eben mitgelandet war, doch als sie das X sahen, entspannten sie sich und verbeugten sich vor Xemnas. Nun hatte Saix wirklich ein paar Fragezeichen über den Kopf, doch so langsam dämmerte es ihm. Vor allem als sie durch die riesige Eingangshalle liefen und sich hin und wieder ein Dämon vor Xemnas verbeugte. Er war so geschockt, als er die Erkenntnis hatte, dass er nicht mal bemerkte, wie hübsch die Dämonen und nicht wie im Himmel dargestellt, abscheuliche und groteske Kreaturen waren. Sie sahen im Grunde aus wie Engel und Menschen auch, nur dass sie Mutationen hatten. Manche hatten schön geschwungene Hörner und einen Schwanz, andere waren halb Mensch, halb Tiergestalt. Es gab hier eine regelrechte Artenvielfalt und man konnte sie nicht als so hässlich bezeichnen, wie es im Himmel gelehrt wurde. Eben sehnige, ekelhafte Kreaturen, die am Boden kriechen und denen der Geifer aus dem Mund tropfte. Nein, das war es gewiss nicht. Doch darüber machte sich Saix noch keine Gedanken, der geradezu wie in Trance Xemnas folgte und einfach nicht den Mut hatte, ihn zu fragen. Dann traten sie in eine Art Thronsaal. Ein leerer, verzierter, weißer Thron stand auf einer Art erhöhten Stufe am Ende des Saales auf den Xemnas nun zuschritt. Ansonsten war der ganze Saal abgesehen von ein paar Säulen leer. Und nun war sich Saix sicher und er glaubte, seine Knie würden ihm gerade nachgeben. Noch immer folgte er Xemnas, nun aber auf ein paar Schritt Entfernung und als dieser sich auf den Thron setzte, knickten die Knie des Engels doch ein und er sank auf den Boden, wo er zusammengesunken sitzen blieb und zu dem gefallenen Engel aufblickte. „… Das ist kein Scherz, oder? Wieso hast du… wieso habt Ihr mir nicht gesagt, dass Ihr…“, setzte Saix an. Der Pakt fühlte sich gerade um einiges belastender an, aber nun fragte er sich, wieso er es nicht erkannt hatte. Er hatte die Hinweise nicht zusammengezählt, die eigentlich so eindeutig gewesen waren. Eine Antwort auf seine Fragen blieb aus, das leicht amüsante, kalte Lächeln des Silberhaarigen sprach Bände, welcher nach einem kleinen Moment der Stille sagte: „Willkommen in meinem Palast und in meinem Reich, junger Engel. Ich bin Xemnas, Fürst und Herrscher der Hölle, der Superior. Einst Lucifer, erster und höchster Erzengel des Himmels.“ # Kapitel 5  Ende # Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)