Wie Sommer in Deinen Augen von Jaelaki ([Sai & Sakura]) ================================================================================ Kapitel 10: Wie Schneeflocken in Deinen Augen --------------------------------------------- „Deine Ge- was?“, stammelte Naruto und blicke ihn mit seinen großen, blauen Augen an. Verständnislosigkeit zuckte durch seine Mimik. Sais hingegen war ausdruckslos. „Du hast mir geholfen, was Freundschaft anbelangt. Es wird Zeit, dass du mir weiterhilfst.“ „Weiterhelfen? Was – ich glaube nicht – du – ich –“ Sai legte seine Hand auf Narutos Schulter. „Es geht um eine Frage bezüglich sozialer Kontakte.“ Einen Augenblick starrte Naruto ihm sprachlos entgegen, dann atmete er durch und schien erleichtert. „Mann, ich dachte schon – also echt.“ Sai hob eine Augenbraue, um sein Unverständnis auszudrücken (das hatte er so gelernt) und Naruto winkte ab. „Schon gut. Wie kann ich dir helfen?“ „Ich habe eine Frage – und angesichts dessen, dass Hinata dich liebt, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass du für die Beantwortung der Frage qualifiziert bist.“ Als er Naruto damals das erste Mal getroffen hatte, hätte er nie gedacht, dass es jemals so weit kommen würde – in vielerlei Hinsicht. Erstens: Dass er qualifiziert und Naruto in einem Satz verwenden oder gar denken würde, ohne es mit einem Nicht zu verbinden. Und zweitens: Dass er ihn jemals etwas fragen würde, das auch nur annähernd in die Richtung gehen sollte. Und vor allem: Dass er tatsächlich etwas Hilfreiches von ihm erwartete. Naruto sah ihn erwartungsvoll an. „Wie veranlasse ich es, dass sich eine Frau im romantischen Sinne für mich interessiert?“ Narutos Mimik wurde blank. „Hä? Was meinst –?“ Allmählich schwappte eine vage Ahnung über seine Gesichtszüge und dann strömte plötzlich eine Erkenntnis über sein Gesicht. „Du – du – du – hast dich VERLIEBT?“, rief er aus, sprang auf seine Füße und deutete mit anklagendem Zeigefinger auf Sai. Sai empfand es als verstörend. Verliebt? Er schüttelte den Kopf. Vielleicht hatte er Narutos Qualifikation doch überbewertet. „Warum sollte ich das tun?“, fragte er stoisch. „Warum solltest du es sonst fragen?“, hielt ihm Naruto entgegen. Dann lehnte er sich vor. Seine Nasenspitze berührte fast die des anderen. „Wer ist es?“, hakte er nach. „Wer ist was?“, fragte Sai. „In wen – oh, bei der Hokage! Sakura-chan? Ist es – sag es mir!“, redete Naruto auf ihn ein. Sai fragte sich in diesem Moment zwei Dinge. Erstens: Seit wann dachte Naruto nach? Und zweitens: Woran erkannte man, dass man verliebt war? „Was – wohin gehst du?“, fragte Naruto entgeistert, als Sai aufstand und ihn einfach zurückließ. „Ich muss etwas nachforschen“, erwiderte er bloß. Er hätte nie gedacht, dass das der Name seines Gefühls sein konnte. Verliebt? Hatte Naruto seinem Gefühl den richtigen Namen gegeben? Fast ein Jahr war inzwischen vergangen. Ein Jahr ohne Krieg, aber mit vielen Dingen, mit denen er sich vor dem Krieg nicht hatte auseinander setzen müssen.  Er betrat die Bibliothek. Gefühl. Das Fühlen; (durch Nerven vermittelte) Empfindungen. Das Fühlen; psychische Regung, Empfindung des Menschen, die seine Einstellung und sein Verhältnis zur Umwelt mitbestimmt. Gefühlsmäßiger, nicht näher zu erklärender Eindruck; Ahnung. Fähigkeit, etwas gefühlsmäßig zu erfassen; Gespür.* Er blätterte weiter. T … U … V. V. Verliebt. Von Liebe zu jemandem bzw. zueinander ergriffen.* Er schlug die Seiten zurück. O … N … M. L. Wie … Liebe. Starkes Gefühl des Hingezogenseins; starke, im Gefühl begründete Zuneigung zu einem [nahestehenden] Menschen. Auf starker körperlicher, geistiger, seelischer Anziehung beruhende Bindung an einen bestimmten Menschen, verbunden mit dem Wunsch nach Zusammensein, Hingabe o. Ä. Sexueller Kontakt, Verkehr. Gefühlsbetonte Beziehung zu einer Sache, Idee o. Ä. In »mit Liebe« … Gefälligkeit; freundschaftlicher Dienst oder … (umgangssprachlich) geliebter Mensch.* Anziehung. Bindung. Mit dem Wunsch nach Zusammensein. Sex. Er atmete tief durch, hob seinen Blick von den vergilbten Seiten. Er wusste wirklich nicht, ob Naruto den richtigen Namen gefunden hatte. Er bezweifelte es und lehnte sich zurück mit diesem Gefühl, das an seinen Magenwänden kratzte. Sakura ging ihm aus den Weg, als forderte die plötzliche Nähe durch den Kuss und all das, was passiert war, all das, was in seinem Kopf einen wirren Knoten ergab und Bilder, bei denen ihm heiß und kalt wurde, jetzt eine Distanz, um es wieder auszugleichen. Er akzeptierte Sakuras Entscheidung. Er schauderte vor Hitze, als ihm dieses Bild erneut in den Kopf schoss und legte sich die Rechte auf seine Stirn. Vielleicht hatte er Fieber. Draußen tanzten Schneeflocken in der Brise. Als hauchte ihnen jemand Leben ein. Es war ein lächerlicher Gedanke, aber wenn er es recht bedachte, dann doch nicht. Es war wie bei ihm selbst. Er war wie diese Schneeflocken, überlegte er und streckte die Hand nach ihnen aus, schaute nach oben, als könnte er so ihren Weg ausmachen. Der Himmel war grau. Wolken schoben sich dort entlang und verdeckten das Blau. Er war wie dieser Himmel. Aber niemand schien zu begreifen, dass er eigentlich nicht grau war. Manchmal begriff er es ja nicht einmal selbst. Er wusste nicht, warum oder was, aber er fühlte etwas. Danzou hatte Unrecht gehabt. Gefühle zerstörten die Menschen nicht. Gefühle waren Teil von ihnen. Ohne sie fehlte etwas. Manchmal etwas Gutes, manchmal etwas Schlechtes. Am Abend stand er bei ihr auf dem Balkon vor dem Wohnzimmer und zögerte. Der Himmel war schwarz. Der Schnee ließ sich auf seinen Schultern nieder und obwohl er die Winter-Uniform trug, fröstelte er. Er akzeptierte Sakuras Bedürfnis nach Distanz. Er wollte nur – ihr Blick traf ihn unerwartet durch das Wohnzimmerfenster in diesen Gedanken hinein. Sie machte einige Schritte und öffnete die Balkontür. Er sah, dass sie gezögert hatte. Er verstand es, glaubte er zumindest, immerhin hatte er es auch getan. Anstatt ihn hinein zu bitten, trat sie zu ihm auf den Balkon und blieb vor ihm stehen. In ihren Augen reflektierte das Licht von der Wohnung, erhellte ihre Gesichtszüge teilweise und ließ Schatten darüber wandern. So standen sie voreinander, gerade entfernt genug, um sich nicht versehentlich zu berühren. Doch ihre Gegenwart war ihm so präsent, als tastete sie ihn ab. Durch ihren Blick schwebten Schneeflocken, blieben in ihren Haarsträhnen hängen und sie schaute ihn nicht an, dann doch, dann wieder nicht, als könnte sie sich nicht entscheiden. „Sai, ich –“ Er ließ sie den Satz nicht beenden. Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Für einen Wimpernschlag hatte er aufgehört zu atmen. Der Gedanke, sie würde ihn berühren, nur mit den Fingerspitzen. „Ich wollte dir lediglich Tschüss sagen. Ich habe eine Mission, wir gehen gleich los“ – als wäre das nicht offensichtlich, wie er so vor ihr stand in ANBU-Uniform – „und obwohl es unlogisch ist, da du offenbar meine Nähe vermeidest, wollte ich –“ „Ich habe nicht –“ Diesmal ließ sie den Satz von sich aus in der Luft hängen, denn es wäre eine Lüge gewesen und das wussten sie beide. Stattdessen rührte sie ihre Hand, als wollte sie sie auf seine Wange legen, doch sie tat es nicht, verschränkte lediglich ihre Arme. Sie rang sich dazu durch, seinem Blick nicht auszuweichen. Etwas schwebte in ihren Augen, gefangen in dem Grün. Er versuchte dem durch ihren Blick zu folgen, doch es war, als versuchte er den Weg der Schneeflocken vom Himmel herab zu erraten. „Ich habe viel – nachgedacht und – ich meine – mach kein dummes Zeug auf der Mission, Sai.“ Stille. Er betrachtete ihr Profil, als versuchte er, es sich einzuprägen. „Danke.“ Sie verzog das Gesicht, als hätte sie einen Schlag in die Rippen bekommen, und er wusste nicht warum. „Wofür?“, hakte sie nach, seinem Blick ausweichend. „Naruto hat mir einmal gesagt, dass – wenn Leute solche Sachen sagen, dass man ihnen dann etwas bedeutet.“ Sie schaute auf und blinzelte, ein Lächeln zuckte verlegen an ihrem Mundwinkel und sie bewegte ihre Hand zu ihm, als wollte sie ihn berühren. Doch statt sich einfach nur ihr Haar zurück zu streichen, wie er es erwartet hatte, legte sie ihre Finger tatsächlich an seine Wange. Ihre Berührung schien sich einzubrennen, nicht mit Schmerzen, sondern mit diesem Gefühl, das ihn die Augen schließen ließ. „Komm wieder zurück, Sai“, flüsterte sie an seinem Ohr. Danzou hatte Unrecht gehabt. Ohne sie fehlte etwas. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)