Wie Sommer in Deinen Augen von Jaelaki ([Sai & Sakura]) ================================================================================ Kapitel 8: Wie Kälte in Deinen Augen ------------------------------------ Alles hatte ein Ende. Tage endeten, Menschenleben endeten, Freundschaften endeten. Es wäre dumm sich etwas anderes einzureden. Sai hatte genug gesehen und erlebt, um zu wissen, dass alles andere nur Betrug war. Und er war sich sicher, dass auch Sakura genug gesehen und erlebte hatte, um das zu wissen. Und trotzdem betrog sie sich. Und stand wieder einmal hier. Und wartete. Er verstand nicht, worauf sie wartete oder auf wen, denn niemals änderte sich etwas. Niemals kam jemand vorbei. Nur er selbst manchmal, vor seiner Nachtschicht, dann wenn sie eigentlich schon lange hätte zu Hause sein sollen. Er beobachtete sie verschwiegen. Glaubte, dass sie wusste, dass er da war. Und trotzdem rührte sie sich nicht. Sie starrte nur auf diese Tür, als hätte sie vorbeigehen wollen, aber wäre mitten in der Bewegung einfach stehen geblieben. Immer wieder. Er verstand es nicht. „Ich verstehe es nicht“, sagte er also irgendwann in so einer Nacht, in der sie mit verquollenen Augen auf die Tür starrte und er seine Nachtschicht beginnen sollte. Sie zuckte zusammen und fuhr herum. Ihr Puls musste rasen. Ihre Augen starrten ihn erschrocken an. Langsam näherte er sich ihr. Der karge Flur und die Nachtbeleuchtung ließen ihren Teint kränklich und blass wirken, ihre grünen Augen viel zu groß. „Was machst du hier?“, fragte sie und nach dem Erschrecken lauerte Zorn in ihrer Stimme. Er fragte sich, ob sie ärgerlich über sich war oder zornig auf ihn. Beides jedoch hätte er nicht verstanden. „Ich habe gleich Schicht. Und warum wartest du hier?“, wollte er ruhig wissen. Ihr Blick wanderte von ihm zurück zu der Tür. Ihre Finger verkrampften sich in ihrem Ärztekittel. Sie stieß Luft aus und zuckte dann die Schultern, ehe sie freudlos auflachte. „Sie hatte auf ihn gewartet, sie hat es mir erzählt. Sie hatte erst vor wenigen Tagen erfahren gehabt, dass sie schwanger war und wollte sich mit Sasuke treffen. Sie war auf dem Weg, als sie von Zetsus angegriffen wurde. Sie ist sicherlich kein schwaches Mädchen“, fügte sie hinzu, „aber sie hatte bereits einige Wunden, die sich entzündet hatten und Fieber und – er muss sie ohnmächtig gefunden haben. Blutüberströmt. Und er hat sie mitgenommen und hierher gebracht. Ich konnte das Baby nicht retten.“ „Und Sasuke –“ „Ja, es war sein Kind.“ Sai verstand es nicht. Er versuchte es, wirklich. Aber er fand den roten Faden nicht. Oder den Rahmen, in den das Werk gehörte. Vielleicht fehlte ihm auch ein Teil des Bildes, das auf zwei unterschiedlichen Leinwände gemalt worden war und zusammen ein großes ergab. „Aber. Warum stehst du vor ihrer Tür und wartest?“ „Ich weiß es nicht.“ Ihr Blick verdunkelte sich. Kühl schaute sie an ihm vorbei. An ihm nagte die vage Ahnung, dass das nicht alles war. Sai hatte nie verstanden, warum Menschen um ihre Gefühle logen, sie verschleierten, verleugneten. Aber er glaubte zu erkennen, dass Sakura es tat; wie sie seinem Blick auswich und ihre Finger ineinander rang. Wie Kälte in ihren Blick kroch, sobald es auf ihn zu sprechen kam. „Wie auch immer – ich gehe dann mal nach Hause. Viel Erfolg bei deiner Schicht“, bemühte sie sich um einen locker-leichten Ton und schritt an ihm vorbei. „Gute Nacht“, murmelte er. Alles hatte ein Ende. Tage endeten, Menschenleben endeten, Freundschaften endeten. Es wäre dumm sich etwas anderes einzureden. Sai hatte genug gesehen und erlebt, um zu wissen, dass alles andere nur Betrug war. Und er war sich sicher, dass auch Sakura genug gesehen und erlebte hatte, um das zu wissen. Und trotzdem betrog sie sich. Er hatte nicht verstanden, worauf sie wartete oder auf wen. Bis zu diesem Tag, an dem sie wutentbrannt aus dem Zimmer des rothaarigen Mädchens stürmte, Sasuke folgend. „– nicht einfach verlassen! Gerade jetzt! Sie hat ein Kind verloren! Deines!“, keifte sie zornig. Ihre Stimme bebte. „Nur deswegen ist sie überhaupt noch hier“, erwiderte Sasuke nüchtern. „Wir sind kein Paar, waren es nie und werden es nie sein. Ich denke, sie erwartet nicht, dass sich das jetzt ändert.“ „Aber –“ „Es ist nicht deine Sache, Sakura. Beschränke dich auf die medizinische Nachsorge. Umso schneller kann sie wieder gehen.“ Damit wandte er sich um und ließ sie stehen. Sakura schaute ihm einen Moment wortlos nach. Dann ballten sich ihre Hände zu Fäusten. Mit wehendem Ärztekittel raste sie ihm den Flur nach. „Du bist und bleibst ein Arsch, Sasuke! Du hast nicht den Mut, dich dem Ganzen zu stellen und wie immer rennst du davon!“ Mit einer abrupten Bewegung zwang sich Sasuke stehen zu bleiben und drehte sich langsam zu ihr um. Seine dunklen Augen funkelten. „Und du bist und bleibst eine Nervensäge. Wie immer rennst du mir hinterher.“ Damit wandte er sich von ihr ab und ließ sie stehen. Bebend machte sie einen Schritt zurück, fuhr herum und schritt den Gang zurück in ihr Büro, einfach an ihm vorbei. Wortlos. Er fragte sich, wie kalt die Kälte in ihren Augen gewesen wäre. Es war dunkel. Frösche, die lauthals quakten und Grillen, die wieder mit ihrem Zirpen fortfuhren, sobald er sich ein wenig entfernt hatte. Die alten Weiden vor dem Krankenhausgebäude rauschten sachte in der abendlichen Brise. Noch bevor er sich umwandte, wusste er, dass sie da war. Auf der alten Bank in dem kleinen Park, in dem tagsüber kranke, verletzte Menschen spazieren gingen, humpelten. Er setzte sich unaufgefordert neben sie. Ohne sich anzusehen verweilten sie so. „Wie machst du es?“, durchbrach er die angespannte Stille. „Was mache?“, erwiderte sie argwöhnisch. „Wie kannst du ihn trotz allem, was er dir – euch – angetan hat, lieben?“ Wütend schoss sie in die Höhe, stierte auf ihn herab mit Eiseskälte im Blick. Zorn waberte durch ihre mattgrünen Augen, die sich abweisend zusammenzogen und ihn geradezu mit Feindseligkeit tangierten. Instinktiv erhob er sich von der Bank, überbrückte spielend den Höhenunterschied und schaute nun auf sie herab. „Ich liebe ihn nicht“, zischte sie doch – sein offener Blick? Ihre Wut? – riss sie zu einer Erläuterung hin: „Nicht mehr.“ „Aber warum wartest du dann auf ihn?“, fragte er sie ganz ruhig. Ihre Augen weiteten sich. Es war ganz still. So eine Stille, in der mehr stand, als es Worte hätten ausdrücken können. Nur verstand er nicht, was. Aber ihre leuchtenden, grünen Augen wollten ihm nicht aus dem Kopf gehen. Es war die Erkenntnis, dass sie etwas vermisste, was nie gewesen war. „Ich warte nicht auf ihn“, behauptete sie flüsternd und beugte sich zu ihm, griff gleichzeitig nach seinem Shirt und zog ihn zu sich. Sai folgte ihrer Bewegung. Seine Gedanken ausradiert. Fragen, die plötzlich auf ihn eingedroschen waren, weggewischt. Da war nur ihre Nähe und sein intensiver Drang seine inneren Alarmglocken zu überhören. Ihre Lippen berührten die seinige. Er unterdrückte den ersten Impuls, sie wegzustoßen. Ihre Lippen pressten sich auf die seinigen. Er spürte ihre Wut und die Sehnsucht und es überwältigte ihn. Sie bewegte ihre Lippen auf den seinigen. Und er antwortete ihr. Wie ein Echo. Er spürte ihren warmen Atem seine Wangen entlang streichen, ihre Hand in seinem Nacken, ihren Busen an seine Brust gedrängt. Und er sah, wie die Kälte in ihren Augen brach, wie Eis, klirrend und knackend. Und zurück blieb ein leuchtendes Funkeln. Augen, in denen Sehnsucht stand. Gefühle, die er nicht verstand, Gefühle, die er kaum erahnen konnte. Grüne Augen. Grün. Das war für ihn immer eine Farbe gewesen ohne große Kraft. Ein wenig langweilig. Aber wie er ihr so in die Augen sah, musste er revidieren. Grün war eine Farbe voller Emotionen, voller Wildnis und Kühnheit. In ihrem Blick tobte ein Sturm. Grün. Wie ein Sommergewitter über Konoha. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)