Wie Sommer in Deinen Augen von Jaelaki ([Sai & Sakura]) ================================================================================ Prolog: Sturm ------------- Genau eine Woche später lehnte er vor ihrer Bürotür. Er trug noch die ANBU-Uniform und war direkt ins Krankenhaus gekommen. Es war wohl nichts Akutes, aber es war Abend und die Gänge leer. Normalerweise war die Nachkontrolle, eine Pflicht nach einer jeden ANBU-Mission, abends schneller erledigt – direkt nach der Mission, wenn sich der Großteil bereits einfach ins Bett fallen ließ. Noch bevor sie um die Ecke bog, wusste er, dass sie es war. Ihre Schritte hatten einen eigentümlichen Takt. Klack, klackklack, klack. Als sie ihn wahrnahm, weiteten sich ihre Augen instinktiv, doch sie ließ sonst nichts durch ihren stoischen Gesichtsausdruck durchschimmern. „Sakura“, meinte er ernst und zog sich die ANBU-Maske vom Gesicht, „ich glaube, ich bin krank.“ „Was? Wieso?“ Offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, ihn hier anzutreffen – oder überhaupt jemanden. Eigentlich hatte er nicht einmal selbst damit gerechnet. Aber es hörte einfach nicht auf. „Seit einiger Zeit verspüre ich flatternden Magenschmerzen, mir wird plötzlich kalt, dann heiß und ich leide immer mal wieder unter Schweißausbrüchen – vor allem an den Händen, was angesichts meines spezialisierten Jutsus sehr ungünstig ist“, erläuterte er mit ruhiger Mimik. „Und wann kommt das vor?“, hakte sie nüchtern nach, während sie die Bürotür öffnete. Er überlegte und irgendwie führten alle Striche zu – „Immer, wenn du in der Nähe bist.“ Sie fuhr zu ihm herum und er sah, wie sich ihre Augen weiteten, sich das Grün ihrer Augen verdunkelte. Wie ein Wald vor einem Sturm. Gefühle, das hatte er in einem Buch gelesen, waren nur der biochemische Vorgang, um höhere Säugetiere in einer aufeinander abgestimmten Gesellschaft überleben zu lassen. Empathie, das hieß: Wie du mir, so ich dir. Freundschaft, das hieß: Zusammen sind wir stark. Liebe, das hieß: Unsere Gemeinschaft wird fortbestehen. „Es war ein Fehler“, fasste sie knapp zusammen, als würde sie auf eine ungestellte Frage antworten, die im Raum stünde. Doch er wusste nicht, welche. Er sah, wie sie in einer fahrigen Bewegung ihr Top überzog und in ihren Slip schlüpfte. Ihre Augen wichen ihm aus und unwillkürlich fragte er sich, ob es seine Schuld war. Er konnte Trauer in ihnen erkennen. Trauer – das hatte er schon oft in fremden Blicken gesehen. Genauso wie Schmerz. Doch in ihren grünen Augen schimmerte noch etwas anderes. Als läge es hinter einem grauen Schleier. Er konnte es nicht benennen. „Es tut mir leid, Sai“, murmelte sie, als sie sich an ihm vorbei durch die Tür in den Flur drückte. Ihre Hand lag einen Moment auf der Eingangstür, als wollte sie noch etwas sagen, doch sie tat es nicht, drückte die Türklinke hinunter und verließ wortlos sein Apartment. Wortlos schlenderte er zum Fenster, durch das die späte Morgensonne strahlte. Warm und hell wanderte sie über seine Haut. Mit gerunzelter Stirn nahm er wahr, wie es in seinem Inneren trotzdem kalt blieb. Einen Fehler hatte sie es genannt. Wahrscheinlich sogar mit Recht. In seinem Magen zog sich etwas schmerzhaft zusammen. Vielleicht hatte er gestern etwas Falsches gegessen. Nachdenklich lehnte er sich gegen den Fensterrahmen. Er verstand diese Situation nicht, in der sie sich befand. Er wusste nicht, was in ihr vorging. Er wusste ja die meiste Zeit nicht einmal, was in ihm selbst vorging. Alles erschien ihm hinter einer trüben Wand aus grauem Nebel – es erinnerte ihn unwillkürlich an ihre Augen, wenn sie Sasuke mit diesem Mädchen sah, das mit dem roten Haar. Als lauerte hinter dem Nebel etwas, das sie nicht beherrschen konnte - und trotzdem mühsam unterdrückte. Vielleicht. Er fühlte etwas. Etwas, das ihm den Atem raubte. Etwas, das ihm die Lungen zusammenquetschte. Ihre Worte hallten in seinen Gedanken wider. Vielleicht war er tatsächlich krank. Vielleicht war auch sie es, vielleicht verdunkelte eine Krankheit das Grün ihrer Augen. Wie ein Sturm in einem Wald. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)