Born to die von Loomis (Theon & Robb) ================================================================================ Kapitel 1: Born to die ---------------------- Ein eisiger Windzug streichelte sein Gesicht. Es brannte wie Feuer auf seiner Haut. Die Knochen schwer wie Stein, die Muskeln taub. Langsam hoben sich seine Augenlider. Wie vereist klebten sie aneinander und schmerzten beim Öffnen. Vor ihm nichts außer die Farbe weiß. Er schloss sie wieder, öffnete sie und blinzelte. Vorsichtig bewegte er seine Muskeln, sie schmerzten, doch er schaffte es, sich aufzurichten. Kein Ton entwich ihm, bis er auf dem Boden saß und seine Augen die Gegend abtasteten. Alles war weiß. Der Himmel, der dichte Nebel und der Boden unter sich. Er sah runter und sah seine Hände, umhüllt von dicken Handschuhen aus Leder und Fell. Er griff auf den Boden und schaufelte tausend von Schneeflocken in seine Hand, die er hob, um den Schnee anzusehen. Wo war er? Wieder hob er seinen Kopf und sah sich um, ließ den Schnee wieder auf den Boden fallen und erhob sich. Auf beiden Beinen stand er im Schnee. Er sah an sich herunter und erkannte die Kleidung. Er war dick eingekleidet, aus Leder, Fell und er spürte das Kettenhemd. Seine Kleidung war nicht schwarz, er war nicht auf der Mauer. Auch wenn es so aussah. War das hier das Ende der Welt? Und warum war er hier? Nicht einmal ein kleiner Busch ragte aus dem Schnee hervor, kein Haus und kein Baum war in Sicht. Hier war nichts. Träge bewegte er seine Füße, rechnete mit dem Fall. Doch er fühlte eine Stärke, die er noch nie zuvor verspürt hatte. Meter für Meter trugen ihn seine Füße, ohne dass er umknickte, ohne Schmerzen zu verspüren. Er lief, weiter und weiter. Er wusste nicht, wie viel Zeit verging, doch das schien hier keine Rolle zu spielen. Nichts schien hier eine Rolle mehr zu spielen. Er lief weiter, sein Blick stets nach vorne gerichtet, als müsse er ein Ziel erreichen. Jedoch wusste er nicht, um was für eines es sich handelte. Der Schnee knirschte unter seinen Füßen und der Wind pfiff sachte, flüsterte ihm Dinge zu, die er nicht verstand. Es roch nach Eis, die Kälte brannte in seiner Nase, doch es fühlte sich gut an. Einzelne Flocken blieben in Haar und Bart hängen, doch all das kümmerte ihn nicht. Etwas anderes bekam seine Aufmerksamkeit. Weit, weit entfernt entdeckte er einen Punkt. Er war dunkel und nur schwer durch den Nebel zu erkennen, aber er sah es. Er blieb stehen und spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. War das sein Ziel? Er schluckte hart und ging darauf zu. Seine Füße trugen ihn schneller, zielsicherer. Wenige Meter vor seinem Ziel blieb er stehen. Es war ein Mann, der mit dem Rücken zu ihm gedreht da stand und sich nicht rührte. Braune Haare mit leichten Locken, tanzten mit dem Wind, an den Spitzen einzelne Flocken. Die Kleidung hatte Ähnlichkeit mit seiner eigenen. Der Mann war dick eingekleidet mit Leder, Fell und sicherlich versteckte sich unter dem Mantel ein Kettenhemd. Neben dem Mann stand ein Helm. Ein Schattenwolf als Helm. Ihm blieb die Luft weg und jedes Wort, das er sagen wollte, blieb ihm im Halse stecken. Der Mann rührte sich nicht, auch wenn er die Meter langsam überbrückte. „... Robb.“ Trocken und doch laut genug sprach er es aus. „Theon, mein Freund.“ Wieder blieb er stehen und sah den König des Nordens mit großen Augen an. Er spürte, wie diese brannten, doch schluckte er es herunter. „Robb...“, wiederholte er fassungslos und ging wieder weiter, blieb direkt neben den Anderen stehen. „Ich... Ich dachte...“ „Du dachtest, ich bin tot.“, beendete Robb den Satz, ohne sein Blick auf Theon zu richten. Er starrte einfach in die weite Ferne. „Bin ich das?“, fragte Theon und seine blauen Augen tasteten nochmals die Gegend ab. Warum war er dann hier? Warum war Robb hier an diesem Ort? Er war tot... „Nein, bist du nicht.“, antwortete Robb sachlich und abgeklärt. Und endlich wandte der König seinen Blick vom Jenseits ab und sah auf Theon, drehte sich anmutig zu ihm. „Du, mein Freund, bist nicht tot.“, wiederholte er sich und Theon sah zu ihm auf, fühlte sich klein und unbedeutend. Eine Last erdrückte ihn und zwang ihn, weg zu sehen. Sein Gewissen. „Theon. Du hast mich zutiefst enttäuscht.“ Das war die Bestätigung seines Gewissen und er nickte leicht. „Es tut mir leid, Mylord.“, sagte Theon und sah wieder auf Robb. „Ich weiß.“, antwortete dieser streng und sah Theon tief in die Augen. „Ich habe jede Bestrafung verdient.“, fügte Theon hinzu. Sein Hals war trocken, wie das Stroh, indem beide sich als Kinder versteckt hatten, während Jon sie suchen musste. Robbs Miene blieb unverändert. Sie war klar, sachlich, wie die eines Königs. Anmutig und erwartete Respekt. „Du hast Strafe genug erleiden müssen.“ Es war für Theon unerklärlich. Woher wusste Robb das? „Hör zu.“, forderte der König und packte Theon plötzlich am Nacken. Sofort verspannten sich Theons Muskeln. Der Griff fühlte sich so wirklich an, so präsent. „Ich erwarte von dir, dass du deinen Schwur nicht erneut brichst. Hast du mich verstanden?“ Das erste Mal veränderte sich der Ausdruck von Robbs Gesicht. Die Brauen leicht zusammen gezogen, Ernst und Trauer spiegelten sich in den Augen des Königs wieder. „Ja. Aber wie, Mylord? Du bist tot...“ Dieser Satz sorgte dafür, dass sich sämtliche Organe in seinen Leib zusammen zogen. Er hatte es ausgesprochen, es war real. Robb war tot! „Das ist wahr, Theon. Aber du wirst mein Werk fortführen.“, sagte Robb und sein Griff wurde sanfter, bis er gelöst wurde und Robb sich wieder von Theon abwandte, nach vorne sah. „Sieh her, mein Freund.“ Theon verstand im ersten Augenblick nicht, wohin er sehen sollte. Doch als er seinen Blick zu seiner linken wandte, entdeckte den Himmel. Er sah runter und sah direkt auf Winterfell. Banner mit Schattenwölfen wehten im Wind und er ging fassungslos einen Schritt nach vorne, aber nicht weiter. Sie standen auf einer Klippe und hatten den perfekten Blick auf die Welt. „Robb...“ Theons Stimme leise und erbärmlich, während das Gefühl des Heimwehs aufkam. Winterfell, wie es einst einmal aussah. Nicht zertrümmert, voll und ganz aufgebaut. Er entdeckte Catelyn, wie sie am Fenster stand, hinter ihr Ned, der sachte eine Hand auf ihre Schultern legte. Er sah auf Bran, der auf einen Turm kletterte, seine beiden Beine bewegen konnte. Arya, wie sie mit ihrem Wolf über den Hof rannte und vor Septa Mordane davon rannte. Sansa, die kopfschüttelnd dabei zu sah. Er sah Jon, der mit Rickon spielte und dann sah er sich selbst. Den kleinen rothaarigen Jungen, der mit einem Holzschwert auf Robb einschlug. „Noch nie hatte es einen Kampf gegeben, der nicht unentschieden ausgegangen ist.“ Robb lächelte und nickte. „Und dieser wird auch nicht anders sein.“, erwiderte er. Doch Theon wusste noch immer nicht, was genau Robb meinte. „Theon. Ich vergebe dir auf jede erdenkliche Weise, die es gibt. Du musst mir nur eines versprechen.“ Theon sah auf seinen besten Freund hinauf. „Du wirst unsere Heimat zurück gewinnen, Theon. Du wirst dafür sorgen, dass meine Schwestern, Arya und Sansa, wieder zurück nach Hause kommen. Du wirst ein neues zu Hause erschaffen. Du wirst Bran und Rickon dahin bringen und wirst zu sehen, wie sie groß werden.“ Theons Herz schlug schneller als er diese Worte hörte. „Ich kann das nicht.“, sagte Theon. Es gab keine Möglichkeit, wie er das zustande bringen sollte, wie er den Wunsch seines besten Freundes gerecht werden konnte. „Du kannst, Theon!“ Robb drehte sich zu Theon und nun krallten sich beide Hände in den Nacken Theons. „Du bist ein Stark, Theon. Du warst schon immer ein Stark und du wirst es immer bleiben.“ Streng sah Robb Theon an, sodass ihm die Luft wegblieb. „Mögen dir die Götter beistehen. Ich werde es auf jeden Fall.“ Theon presste seine Lippen zusammen. „Was, wenn ich scheitere?“ Wieder lächelte Robb. „Ich werde auf dich warten.“ Stille kehrte ein. Nur der Wind, der um sie herum pfiff. „Ich werde dich vermissen.“, flüsterte Theon und Robb ließ seinen Blick sinken, um die Traurigkeit darin zu verstecken, lehnte seine Stirn dann gegen Theons. „Das habe ich die ganze Zeit getan.“, sprach Robb und Theon merkte, wie sich eine Träne gelöst hatte und kalt über seine Wange lief. „Du wirst es schaffen. Ich vertraue dir, Theon, wie ich es bei keinem zuvor getan habe.“ Theons Hände legten sich auf den Armen des Anderen, während der König seinen Freund langsam führte. „Ich werde immer bei dir sein.“ Theon löste seine Stirn und sah Robb noch einmal an. „Ich werde dich nicht enttäuschen, mein Bruder.“ Robb lächelte. „Ich weiß, mein Bruder.“ Ein Stoß. Plötzlich verlor Theon den Halt und kippte nach hinten. Stoßartig schrie er den Namen seines besten Freundes heraus, doch er sah nur, dass er immer kleiner wurde. Er streckte seine Hand nach ihm aus, doch er war zu weit entfernt und er schrie stumm und alles um ihn herum wurde schwarz und verschwommen. Tief holte er Luft und Theon war plötzlich wach. Wach, vom eigenen Zucken seines Körpers. Er hing schräg und sah direkt auf den hölzernen Boden. Seine Arme nach wie vor gefesselt, er selbst nach wie vor bis auf die Hose entkleidet. Die Schmerzen waren wieder präsent und die Realität hatte ihn eingeholt. Dennoch hob Theon Graufreud seinen Kopf und sah nach oben. „Ich verspreche es dir.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)