Die Herrin der Dämonen von XdramaX (Sesshoumaru X ?) ================================================================================ Kapitel 32: ein Familienmitglied mehr ------------------------------------- „Du musst uns schon etwas mehr liefern.“, klärte Akaya Jou in dem improvisierten Thronsaal Sesshoumarus auf. Der Dämon schloss die Augen, senkte den Kopf und ballte die Hände auf seinen Knien zu Fäusten. Es war nicht schlimm für ihn hier vor dem Rat und seinem Fürsten auszusagen, es war eher schlimm, dass er dabei seine bisherigen Freunde verraten würde. Trotz allem: Er kannte sie ihr ganzen Leben. Er konnte von jedem einzelnen nachvollziehen, warum er wie handelte. Sie fühlten sich verraten und hintergangen. Eigentlich sollte man meinen, dass sie in Freiheit glücklicher waren, doch sie alle drei – oder vier, ihn eingeschlossen – hatten sich so an den Hass gewöhnt, dass sie in der Welt, in der sie jetzt lebten, noch immer mit Angst und Schrecken zu Bett gingen. Jou verstand es nun: Sie waren alle vier gestört. Sie müssten in Behandlung deswegen, doch keiner der anderen dreien würde es einsehen. Sie kannten nur die Therapiemethoden ihrer einstigen Herren, die diese sich für die Dämonen erdacht hatten. Doch niemand hier in diesem Raum würde das verstehen. Er musste versuchen es ihnen allen so gut es ging zu erklären. Er wollte nicht, dass noch mehr Blut vergossen wurde. Das alles musste doch irgendwann ein Ende haben! Hätte er sich doch nie auf all das eingelassen. Hätte er doch einfach Akito den Rücken zugekehrt, als sie frei waren. Es wäre alles so viel einfacher gewesen... So aber holte Jou nur Luft und streckte die Wirbelsäule durch. Nacheinander sah er alle Anwesenden an. Von seinem Bruder – der noch immer nichts von seinem Glück ahnte – über den Arzt, der ihn zusammengeflickt hatte – und natürlich auch Tomomi, die als Kuraiko verkleidet in einer Ecke saß, neben ihr Akito, der ihn finster anfunkelte, als wolle er ihm noch immer drohen. Die Gefährdung von Mariko und Kuraiko allerdings, hatte bei Jou den Schalter umgelegt. Wenn seine Familie – mit Ausnahme seines Bruders und seines Vaters – auch nicht anwesend war, er fühlte sich in eben diesem Moment mit den drei Frauen, dem Mädchen und den beiden Männern wesentlich stärker verbunden, als mit irgendjemandem sonst auf dieser Welt. Und es kam auch bei weitem nicht an das Gefühl heran, das ihn mit den anderen drei Spinnern verband. „Jou“ - er sah wieder zu seinem Vater vor sich, der direkt neben Sesshoumaru saß und die Verhandlung unter dessen starkem Blick leitete - „Sprich endlich.“ „Bei allem Respekt“, nun erhob sich Akito zu seiner Linken von seinem Sitzkissen und trat vor. Er verneigte sich vor dem Fürsten. Jeder, der so die Etikette missachtete, wäre zurecht gewiesen worden, doch nicht er. Er war der offizielle Psychiater des Fürsten und damit einer seiner engsten Vertrauten. Niemand würde ihn zurechtweisen. „Verzeiht, mein Fürst, und Ihr, Akaya-Sama, doch ich kenne Jou, seid er ein kleines Baby war. Er redete noch nie viel. Vermutlich wird er es auch jetzt nicht tun. Ich empfehle daher ein Urteil ohne Anhörung. Er wird nichts sagen.“ Jou verengte die Augen zu schlitzen und funkelte den Rücken seines Freundes mordlüstern an. Zwar hatte Sesshoumaru ihn bereits mehr oder weniger begnadigt, doch diese Entscheidung konnte nur umgesetzt werden, wenn auch drei seiner vier Berater davon überzeugt waren – wobei Akaya und Lee hierbei nicht das Problem waren, sie waren selbst Zeugen seiner jüngsten Tat gewesen. Akito allerdings, wollte seine eigene Haut retten. Und was Jou alles über ihn preisgeben konnte: Er hatte nicht nur die Morde an den alten Herren in Auftrag gegeben, sondern auch den an Sesshoumaru, an dessen Erfüllung Tomomi bereits fleißig arbeitete. Jou sah zu der gemeinten Dämonin hinüber. Tomomi, sie tat ihm so unendlich leid. Sie hatte das selbe Schicksal erlitten wie er und niemand, nicht einmal Akito, würde dieses Los jemals nachvollziehen können. Und nun wurde sie schon wieder für solche kranken Sexspielchen verwendet! Einer Sache war sich Jou bewusst: Akito und Yoshimitsu mussten büßen, doch Tomomi war nichts, als ein unschuldiges Werkzeug. Sie würde er nicht verraten. Ergo konnte er auch nichts über den geplanten Mord an Sesshoumaru hervorbringen. Nein, dieses Dilemma musste auf eine andere Art gelöst werden: Mit Akitos tot wäre sicher alles vorbei. „Dafür, dass Jou nicht reden kann oder will, sprach er uns gegenüber in der vergangenen Nacht sehr viel.“, erklärt Akaya und sah von Akito zu Sesshoumaru. „Wir sollten den jungen Mann anhören, mein Herr.“ Der Fürst nickte nur, war er sich doch der Wichtigkeit von Jous Worten bewusst, um ihn frei zu bekommen. „Herr, noch einmal, bei allem Respekt, aber Jou...“, weiter kam Akito nicht. „Setz dich wieder hin, Akito.“, knurrte Jou und der Saal schien bei seiner bedrohlich tiefen Stimme noch stiller zu werden, als er es eh schon war. Akito drehte sich mit einem Ruck zu ihm um und fixierte ihn finster. „Auf dein Platz.“, knurrte Jou nur weiter und nickte zu dem Kissen neben Tomomi. „Akito-sama, geht. Lasst den Mann vorsprechen!“, befahl Akaya nur barsch und der Gemeinte wusste, dass er an dieser Stelle verloren hatte. So ging er und setzte sich wieder an den Rand des Geschehens. „Nun, Jou, du kennst die Punkte, in denen du angeklagt bist. Worauf plädierst du?“, Isamu war anzusehen, dass er auf all das hier keine Lust hatte und nur so schnell es ging die Täter hinrichten lassen wollte. „Schuldig, mein Herr, doch ich bitte Euch, mein Fürst, dass Ihr mich anhört.“ Sesshoumaru nickte stumm. „Um meine Geschichte zu verstehen, muss ich weit ausholen. Als Baby verkaufte der Herr meiner Eltern mich nach Süden, an die aufsteigenden Psychologen Harrison. Diese Menschen waren sehr wohlhabend, weil zu der Zeit in Australien eine Art Putsch der Dämonen lief. Viele Menschen waren von ihnen angegriffen worden und Misshandelt. Und sie alle ließen sich bevorzugt in der Klinik der Harrisons behandeln, aufgrund ihrer eher... ungewöhnlichen Behandlungsmethoden. Selbes hielt sich übrigens auch unter den Dämonen. Auch unter ihnen gab es viele, die von Menschen gepeinigt wurden, und misshandelte und kein Herr wollt solch einen Dämonen haben. Jemand musste sie Therapieren. So hatten diese Leute genug Geld, um sich noch ein zweites Baby zu besorgen“, er nickte zu seinen Leidensgenossen, „Tomomi. Akito lebte zu dieser Zeit bereits bei den Harrisons und hatte von ihnen alles über die Psychologie gelernt. Einem traumatisieren Dämonen konnte man schlecht einen Menschen als Psychlogen vorsetzen, dafür war er da, natürlich nie gegen Bezahlung.“ Akito nickte ernst. Bis hierhin lief es ja schon mal nicht schlecht für ihn. „Während Akito also seine Patienten auf dem... normalen Weg therapierte, haben Sie an Tomomi und mir etwas Neues ausprobiert.“ „Jou“, klang eine leise Stimme aus der Ecke und er sah zu der gemeinten Dämonin hinüber. Sie schüttelte den Kopf und sprach leise. „Bitte, tu das nicht.“ Aber er hörte nicht weiter auf sie und sah wieder nach vorn. „Sprich weiter, Jou. Es mag nichts mit dem Fall zu tun haben, aber natürlich interessiert uns der Leidensweg aller Dämonen in den letzten Jahrhunderten.“, es schwang Sarkasmus in Isamus Stimme mit, sodass Kiyoshi sich berufen fühlte etwas zu sagen: „Ihr irrt Euch, mein Freund, wenn Ihr der Meinung seid, dass die psychische Gesundheit eines Dämonen keine Rolle für dessen Verurteilung spielen sollte. Wir können nur verstehen, was sie zu diesem Schritt bewogen hat, wenn wir auch die Täter selbst verstehen. Und nur aufgrund dessen sollten wir uns erlauben über sie zu richten.“ Isamu zog sich zurück. Kiyoshi war vielleicht kein offizieller Berater, doch als ältester Dämon vor Sesshoumaru, war sein inoffizieller Rang unter dem Fürsten noch immer Höher, als der von jedem anderen. Er konnte es sich sogar leisten Sesshoumaru in gewissen Situationen zurecht zu weisen. Daher hielt er hier lieber den Mund. „Danke.“, Jou nickte ihm zu. „Nun, was unsere Herren mit uns taten, war genau das Gleiche, wie Akito nun auch mit Tomomi tut, mit Augenmerk auf den Fürsten. Sie vertraten die Ansicht, dass sich jedes Leiden durch Sex heilen ließe. Besonders, wenn es sich bei dem Patienten um ein Missbrauchsopfer handelte.“ „Lass mich raten, Sie erklärten es mit: Einen gebrochenen Dämonen kann man an seine alte Stärke zurück erinnern, wenn man ihm selbst ein Opfer darbieten kann, dass er nach belieben Foltern und Missbrauchen kann.“ Jou nickte. „Das ist richtig, Akaya.“ „Woher wisst ihr das?“, fragte Seiichi seinen Kollegen interessiert. „Mit eben diesen Worten überzeugte Akito mich davon, ihm die Erlaubnis zu geben Tomomi in das Gemach des Fürsten zu führen.“ „Was ein Schwachsinn, ich kann es nur noch einmal wiederholen.“, meinte Kiyoshi. Sesshoumarus Augen wanderten kurz hinüber zu Tomomi, doch nicht lange, Jou sprach weiter. „Ob Schwachsinn oder nicht, es war seit ich denken kann das Einzige, was wir beide taten und zu dem wir ausgebildet wurden. Und es gab viele Patienten. Meiner Ansicht nach zu viele. Tomomi ist... nicht in dieser Gestalt, aber in ihrer Wahren, nicht mal mehr das Abbild einer Frau. Und mich trieb es zu den grausamsten Dingen, die ein Dämon tun kann.“ „Du hast viele Leben gerettet in den letzten Monaten. Das nenne ich nicht grausam.“ „Aber ich sah zu, wie Yoshmitsu viele mehr oder weniger unschuldige Menschen auf brutalste Art und Weise niedermetzelte und das ist meiner Ansicht nach nicht zu verzeihen. Ich habe viel zu lange gebraucht, um zu begreifen, dass dies der falsche Weg ist.“ „Lass uns später zu diesem Thema kommen.“, Akaya winkte ab. „Erzähl deine Geschichte weiter. Wir haben noch nichts von dem Hauptangeklagten gehört. Wie kommt Yoshimitsu in dein Leben und warum seid ihr nach der Befreiung losgezogen, um die alten Herren zu töten?“ „Yoshimitsu kam erst vor etwa fünfzig Jahren zu uns. Ebenfalls als Baby. Er hat das selbe durchlebt wie wir, bis zu dem Punkt, dass ihn der erste Dämon – an den er zur Behandlung gegeben wurde – mehr als nur misshandelt hat. Er hat damals noch kleinen Jungen aufs Grausamste verstümmelt, all seine Aggressionen an ihm ausgelassen. Das Ganze ging soweit, dass er begann den Jungen bei lebendigem Leib zu verspeisen. Nach und nach schnitt er ihm diverse Stücken aus dem Leib und aß sie langsam vor seiner Nase...“ Die Anwesenden verzogen angewidert das Gesicht. „Das war kein Dämon. Das war ein Mensch.“, erklärte Akito von der Seite. „Das weiß ich noch genau.“ „Falsch. Es war ein Dämon.“, fuhr Jou ihm dazwischen. „Soetwas hat niemals ein Dämon getan!“, warf Tomomi ein. „Dieser Dämon sah dabei zu, wie sein Meister – ein später verurteilter Psychopath, der seine Opfer aß – die Kinder seines Dämonen verspeiste. Er redete sich ein, so die physische Macht der Dämonen zu erlangen. Ich bin mir daher so sicher, weil ich meinem Herrn dabei half, den halb toten Yoshimitsu aus der Zelle zu holen. Es war ein Dämon. Glaubt mir das.“, das letzte sagte er zu seinen Begleitern. Doch nur Tomomi schien dies zu tun, Akito dagegen schnaubte nur. „Danach war Yoshimitsu nicht mehr derselbe. Er begann Tiere zu quälen. Erst tötete er sie nur, dann zerhackte er sie und später weidete er sie aus, während sie noch lebten.“ Die Anwesenden sahen sich an. „Du willst uns also um das Leben deines Freundes bitten?“, fragte Lee nur, doch zu ihrer aller erstaunen schüttelte Jou den Kopf. „Nein. Auf keinen Fall. Ich habe die letzten Monate gesehen wie er war. Ich selbst wäre beinahe sein Opfer geworden. Ich denke nicht, dass Yoshimitsu aufzuhalten ist, indem man ihn einsperrt und versucht zu therapieren. Yoshimitsu ist... geistig nicht mehr vorhanden. Was in seinem Kopf ist, das ist einfacher, purer Wahnsinn. Nichts sonst.“ „Wie seid ihr beide auf die Idee gekommen nach der Befreiung die Menschen zu töten. Ihr solltet froh sein, dass diese Zeit nun vorbei ist und sie genießen. Rache ist keine Lösung.“, erklärte Seiichi. Jou nickte. „Ja, da habt ihr recht. Doch es ist schwer gegen die Angst anzukommen, dass es nicht doch wieder so wie früher wird, wenn es noch immer Personen gibt, die wissen, wie man uns bannen kann.“ „Also habt ihr beschlossen alle alten Herren zu töten?“ „Nein, beschlossen haben wir es nicht.“, Jou sah zu Akito hinüber. „Es wurde uns befohlen. Und dem Ältesten von uns, der uns praktisch aufzog und uns alles lehrte und immer für uns da war, dem gehorchten wir natürlich blind. Wieso auch nicht? Wir vier waren für uns immer die einzige Familie, die wir hatten. Wir schworen uns, immer zusammenzuhalten.“ „Das ist eine Lüge!“, rief nun Akito und sprang wieder auf die Füße. „Ich habe euch nie befohlen, die alten Herren zu ermorden! Es war eure Idee, oder Yoshimitsus oder deine - wer weiß - aber ich habe NICHTS damit zu tun! Du sagtest zu mir, dass du es nicht mehr aushältst, still hier herum zu sitzen und deswegen ein wenig reisen willst, dir die Welt anschauen und dass du Yoshimitsu mitnimmst.“ „Jou“, sprach Kiyoshi leise. „Hast du einen Grund hier zu lügen?“ „Nein“ Akito knurrte in der Ecke. „Setzt Euch wieder hin, Akito.“, befahl Kiyoshi und sah genießend dabei zu, wie sich Wachen um ihn herum aufbauten, um zu verhindern, dass er einfach ging, oder gar amoklief. „Tomomi, mein Kind, nimm dein Kissen und setze dich hier rüber.“, sprach der Arzt weiter und Tomomi tat sofort, was er sagte. Sie wusste noch nicht, was sie von den Geschehnissen halten sollte, aber bewarte vorerst stillschweigen. „Fassen wir also noch einmal zusammen.“, Seiichi lehnte sich nun etwas vor und sah Jou eindringlich an. „Ich beschreibe euer aller Kindheit und eure Zeit unter dem Bann mal als „schwer“.“, beschloss er. „Ihr wurdet befreit, ihr habt – durchaus berechtigt, wie ich finde – Angst, dass alles wieder auf den Ursprungszustand kommt und daraufhin befielt euch – laut deiner Aussage – Akito den Mord an den Herren. Aber nicht jeder Herr weiß - oder wusste - wie man Dämonen bannt. Wieso also diese Masse an Opfern und nicht nur die Großmeister?“ „Befohlen wurden uns die Großmeister, doch Yoshimitsu bettelte Akito um mehr Opfer an, da es ihm sonst zu „langweilig“ werden würde. Also gestattete er ihm auch die anderen Herren zu töten, solange er sich nicht erwischen ließ und nach dem vierten Großmeister alles beenden würde.“ „Was war deine Rolle dabei?“ „Ich bin sozusagen der Babysitter für Yoshimitsu gewesen. Man kann ihn nicht alleine lassen, er würde eine ganze Stadt auslöschen, wenn man ihn ließe. Also ging ich mit um darauf zu achten, wen und wann er sich denjenigen vornahm.“ Dann kam die Frage von Akaya, die Jou schlucken ließ: „Wann hast du beschlossen, dass – wie du sagtest – dieser Weg der Falsche sei? Immerhin hast du mehr als nur einen Menschen gerettet und am Ende Yoshimitsu daran gehindert seinen Auftrag zu erfüllen.“ Er wollte ihm nicht die Wahrheit sagen. Diese Schmach wollte er der Familie ersparen. Daher versuchte er es mit einer Ausrede drum herum. „Ich habe es entschieden, als ich Yoshimitsu bei dem ersten Angriff zusah. Es war grausam. Und meines Erachtens, hat niemand solch einen Tod verdient. Besonders keine Kinder. Darum habe ich immer so viele ich konnte vor ihm versteckt.“ „Aber nicht nur das.“, Akaya bohrte weiter. „Du hast ihn zumindest die Großmeister soweit es ging töten oder wenigstens angreifen lassen. Doch obwohl du dir sicher sein konntest, dass die letzte Herrin – Kuraiko Yokokume – von mehreren Dämonen streng bewacht wurde, kamst du vergangenen Abend in ihr Haus und brachtest jeden, der dort war, in Sicherheit. Noch dazu hast du Yoshimitsu daran gehindert den Wagen anzugreifen, in dem die Herrin abtransportiert wurde. Du hast dich aktiv gegen deinen Verbündeten gestellt und an unserer Seite gekämpft. Warum?“ Jou schwieg und sah zu Boden. Verdammt. Wie sollte er das nur erklären? Sein Kopf war wie leer gefegt. Ihm viel einfach keine passende Ausrede ein! „Jou“, sprach Kiyoshi fürsorglich. „Wir sind uns alle einig, dass du das Richtige getan hast. Nun lass uns das Richtige tun und dich begnadigen. Doch dazu musst du uns zeigen, dass du wirklich deine Fehler eingesehen hast. Und all dies nicht nur berechnend war.“ Jou atmete tief durch. „Genau betrachtet, Kiyoshi-sama, ist mein Motiv das Niederste, was es gibt. Wäre Kuraiko jemand anderes gewesen, oder hätte sie jemand anderes beschützt, dann wäre all dies vermutlich nicht so ausgegangen.“ Nun sahen der Rat, Sesshoumaru und der Arzt auf. Akito knirschte mit den Zähnen. Er hatte es gewusst! Jou wusste Bescheid. Er wusste einfach alles. „Nenne uns den Grund, Jou.“, forderte Lee noch einmal. „Meine Mutter nannte mich bei meiner Geburt nicht Jou.“, sprach er leise. „Den Namen gab ich mir, als wir frei kamen, um dem Fluch auf meinem Geburtsnamen zu entkommen.“ Eine Weile blieb es still. Dann plötzlich stand Lee auf. Erschrocken blickte Jou zu ihm auf, als er auf ihn zugerauscht kam. Akaya schaltete nahezu sofort – wenn er auch sonst äußerst Begriffsstutzig war. Die rechte Seite seines Gesichtes war tätowiert, als wolle er etwas verstecken... Lee ließ sich vor Jou auf die Knie sinken, nahm das Gesicht des Jüngeren und legte es in den Nacken, um die Haare von der Wange zu bekommen. Jou ließ es einfach geschehen und sah fest in die Augen seines Bruders, die seinen so verdammt ähnlich sahen. Lee schluckte, als er das dunkle Muster unter all der Tinte fand. „Wie lautet dein wahrer Name, Junge?“, fragte Akaya da endlich. „Akio“ Gemurmel erhob sich unter den anwesenden Dämonen. Natürlich wussten sie um den noch immer verschollenen Sohn vom ersten Berater des Fürsten und seiner Frau. „Es ist wahr.“, bestätigte Lee. „Hier ist das Zeichen.“, er setzte sich vor Jou auf die Waden und sah zurück zu den anderen Herren des Rates. „Er ist mein Bruder.“ „Als Tomomi mir erzählte, dass Kuraiko deine Tochter ist, meine Nichte, da konnte ich nicht mehr zusehen. Yoshimitsu sollte meine Familie töten“, nun knurrte Jou auf. „Und Akito wollte es mir nicht erzählen, weil er genau wusste, dass ich eingreifen würde.“ Wütend funkelte er Akito an. „Moment“, Isamu hob eine Hand und sah Akaya an. „Die Herrin ist deine Enkelin? Wann wolltest du uns das sagen?“ Akaya atmete tief durch, doch Lee schob sich im Hocken neben seinen Bruder und verneigte sich tief, bis die Stirn den Boden berührte. „Die Umstände erlaubten uns bisher nicht, Kuraikos Abstammung offiziell zu machen.“, er richtete sich wieder auf. „Wir erfuhren es vor zwei Monaten, als wir zu ihr gingen, um sie zu schützen. Kiyoshi hatte sie untersucht und stellte dabei fest, dass ihre Blutgruppe nicht zu der ihres Vaters passte. Daher bat ich ihn, mich zu untersuchen, da sie mit meiner übereinstimmt.“ „Wie kannst du ihr Vater sein?“, fragte nun auch Seiichi irritiert. „An dem Tag, als Ruri Yokokume herausfand, dass ihr Mann regelmäßig mit Dämoninnen schlief, war ich an ihrer Seite. Danach wollte sie ihn verlassen. Mit mir als Abfindung. Doch stattdessen verbannte er mich auf die andere Seite und Ruri trug unser Kind alleine aus. Kuraiko.“ Die Anwesenden schwiegen. Sie wussten genau, warum sich Kuraiko als Mensch entwickelt hatte und nicht als Halbdämon. „Ihr habt also Eure Familie beschützen wollen, Jou... Akio... sehe ich das richtig?“, Jou nickte als Antwort zu Isamus Frage. Sesshoumaru sah von Akaya zu Lee, dann zu dem Angeklagten. Nachdenklich strich er sich über das Kinn und ließ den Blick dann durch den Raum schweifen. Hätte er es nicht eigentlich wissen sollen, dass Kuraiko keine Yokokume war? Sie war anders, als ihr... als der Mann, der vorgab ihr Vater zu sein und hatte auch sonst mit ihren Geschwistern keinerlei Gemeinsamkeiten gehabt, wo doch Kenshin und Mitsuko eindeutige Ähnlichkeiten aufwiesen. Er musste alles, was er über diese Familie wusste in Frage stellen. Ebenso, wie er darüber nachdenken musste, welche Rolle Kuraiko wirklich gespielt hatte. Vor allem in Anbetracht dessen, mit welchen Anschuldigungen Jou Akito hier belastete. Sein Blick glitt von seinem Psychiater zu Tomomi. Welche Position nahm sie in dieser ganzen Geschichte ein? Er schloss die Augen und kam zu einem Punkt. „Jou“, sprach er eindringlich und erhaben und alle sahen ihn an. Da zwei Personen aus dem Rat nun eindeutig befangen waren, konnte er sich auf das Urteil seiner treuen Berater nicht mehr verlassen. Hier musste er selbst richten. „Es steht fest, dass du schwere Verfehlungen begangen hast. Doch wie ich das sehe, bist du dir darüber im Klaren, dass es falsch war, andernfalls hättest du nicht so viele Menschen vor dem wahren Mörder gerettet. Und zu guter Letzt hast du Ehrenvoll gehandelt. Ich respektiere das. Daher werde ich dich – wie versprochen – begnadigen. Du sollst bei deiner Familie leben. Und Akaya...“, er sah zu seinem Berater. „... achte darauf, dass er seinen Platz in unserer Gesellschaft findet.“ Akaya verneigte sich tief: „Das werde ich, danke, Meister.“ Damit wandte sich der Fürst wieder Akito zu. „Was dich anbelangt, Akito, so wurden schwere Vorwürfe gegen dich erhoben. Du wirst hiermit unter Arrest gestellt. Solange, bis deine Schuld oder Unschuld bewiesen ist.“ Damit stand er auf und mit ihm alle anderen. Unter den Protesten von dem Dämon, der verhaftet und abgeführt wurde, ging er hinüber zu Tomomi und schob sie hinaus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)