On the Rise von Votani ================================================================================ XII. Daniel Jackson. Das Blut. Kleidung. ---------------------------------------- 34 Daniel hatte schon eine Menge im Leben erlebt, aber von dem Besitzer eines Ladens, der übernatürliche Gegenstände verkaufte, mit einem Schwert bedroht zu werden, war eine komplett neue Erfahrung für ihn. Ein Funke Wahnsinn hatte in den Augen von Jonathan Hughes gelegen. Aber wer konnte es ihm verübeln? Wenn er auch nur annährend so viel über die Existenz der Vampire wusste wie Daniel, dann war es kein Wunder, dass er realitätsfern war. Auch er hatte zeitweilig an seinem Verstand gezweifelt. Zwar lag sein Interesse im kulturellen Bereich, der den Zweig der Mythologie beinhaltete, doch er war auch ein Mann der Wissenschaft und der Logik. Vampire entsprachen jedoch nichts von alledem. Trotzdem befand er sich nun auf diesem kleinen Planeten und alles in ihm schrie förmlich danach das kleine Buch, das Malcolm Reynolds und seine Begleitung in der Hand gehabt hatte, in die Finger zu bekommen. Zwar hatte er nur ein paar Wortfetzen aufgeschnappt, doch er war sich sicher, dass das Buch der Schlüssel zu einige seiner Fragen darstellte. Frustriert fuhr sich Daniel mit einer Hand über das Gesicht und ging im staubigen Sand auf und ab. Er blieb stehen. Sein Blick wandte sich der Richtung zu, in der sich Hughes‘ Laden befand, nur ein paar fast verdorrte Sträucher und Bäume verwehrten in die Sicht und versteckten ihn vor den Augen des Ladenbesitzers, der ihm sonst wahrscheinlich mit dem Schwert hinterher gejagt wäre. Aber er konnte jetzt nicht einfach eine Mitreisegelegenheit auf einem der Transportschiffe erhandeln und verschwinden. Nicht, wenn er mit jeder Faser seines Seins spürte, dass Reynolds etwas wusste, was seine Forschung vorantreiben würde! Daniel stieß einen frustrierten Laut aus und marschierte in die Richtung des Ladens zurück. Bevor er jedoch fünf Schritte gemacht hatte, hörte er Stimmen und sein Tempo verlangsamte sich. Sein Elan verpuffte und hinterließ Überraschung, als Reynolds und seine zwei Begleiterinnen eine Baumgruppe umrundeten und direkt in seine Richtung marschierten. Malcolm Reynolds humpelte leicht und trug einen Beutel, während die kleine, blonde Frau an seiner Seite ein Schwert und eine Axt trug. Doch Daniels Blick galt abermals dem Buch, das seine zweite Gefährtin in der Hand trug, dicht an ihre Brust gepresst, als sei es ein heiliger Gegenstand. Als beinhaltete es die Antworten auf Daniels Fragen. Tief durchatmend stellte er sich der Gruppe in den Weg, machte abermals mit einem Räuspern auf sich aufmerksam und schenkte ihnen ein entschuldigendes Lächeln. „Eigentlich bin ich nicht so aufdringlich, aber mein Anliegen ist mir wichtig.“ Malcolm Reynolds betrachtete ihn mit passivem Gesicht. „Das sagen alle aufdringlichen Leute. Wenn es um das Buch geht, kann ich dir versichern, dass wir es nicht kampflos aufgeben.“ Seine Hand rutschte zu dem Griff seines Revolvers an seiner Hüfte und auch die blonde Frau wirkte, als sei sie bereit von der Axt oder dem Schwert Gebrauch zu machen. Es war die dunkelhaarige Frau mit dem Seidenkleid, die vortrat. „Du sagtest, du warst auf Miranda. Was hat Miranda und die Herkunft der Reaver mit den Vampiren zu tun?“ Anders als ihre Crewmitgliedern war sie interessiert und bereit ihm zuzuhören. „Genau das möchte ich euch erklären“, erwiderte Daniel, war jedoch nicht bereit alle seine Karten auf den Tisch zulegen, ohne etwas im Gegenzug zu erhalten. „Ich denke, wir könnten uns gegenseitig einige Fragen beantworten und helfen.“ „Haben dir deine Eltern nie beigebracht, dass man sich nicht mit Fremden unterhält? Inara, Buffy, lasst uns gehen.“ Der Captain wollte weitergehen, doch Inaras Hand auf seinem Arm hielt ihn zurück. „Ich denke, wir sollten ihm zuhören, Mal.“ „Dieser Meinung bin ich auch“, sagte Buffy. „Immerhin ist er ein... was war das noch gleich?“ Daniels Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ein Doktor der Archäologie?“ „Genau. Jemand, der sich mit alten Ruinen und Geschichte und so auskennt“, erklärte Buffy. „Und zufällig suchen wir etwas, was mit diesen Dingen zu tun hat.“ Mal stieß ein Schnaufen aus und die Nachdenklichkeit auf seinem Gesicht verriet, dass er darüber nachdachte, ob an Buffys Worten etwas dran war oder ob er Daniel nicht einfach erschießen und somit das Thema im Keim ersticken sollte. Daniel verfolgte den Austausch mit Skepsis. Zudem schlich sich ihm der Gedanke auf, dass diese Buffy nicht wirklich wusste, was ein Archäologe eigentlich tat, sondern sich die Informationen aus dem Ärmel schüttelte. „Falls ihr nach etwas Bestimmten sucht, kann ich euch vielleicht helfen“, warf er dennoch auf gut Glück ein. Offensichtlich suchten sie nach etwas, genauso wie Daniel, der nach Erklärungen und dem Ursprung dieser Vampire Ausschau hielt. „Und warum sollten wir dir über den Weg trauen?“, fragte Mal und Daniel bekam das Gefühl, dass die Frage ernstgemeint war. „Es ist schon ein komischer Zufall, dass wir mitten im Nirgendwo jemanden treffen, der über die Vampire Bescheid weiß.“ Mals Mundwinkel hoben sich zu einem freudlosen Lächeln. „Wahrscheinlich arbeitest du für Boyd“, fügte er leiser hinzu, mehr zu sich selbst, als dass er mit Daniel sprach. Dieser runzelte die Stirn, denn er hatte keine Ahnung, wer dieser Boyd sein sollte. „Ich kann verstehen, dass du keinen Grund siehst, mir über den Weg zu trauen. Aber... mir geht es doch eigentlich genauso. Alles, was ich über euch weiß, sind die Geschichten, die man sich über die Crew der Firefly erzählt. Die meisten sprechen nicht einmal wirklich für euch. Trotzdem bin ich bereit mir ein eigenes Bild von euch zu machen – und dass sollte schon etwas heißen, denn ich bin eindeutig gerade im Nachteil.“ Sein Blick zuckte zu Buffy und dem Schwert und der Axt hinüber. „Und unbewaffnet dazu.“ „Er hat nicht unrecht, Mal“, bestätigte Inara und auch Mal konnte seine Worte nicht widerlegen. Tat er auch nicht. Stattdessen zog er den Revolver aus dem Halfter an seiner Hüfte und presste den Hammer mit dem Daumen nach hinten. „Du kannst uns zum Schiff begleiten. Dann reden wir. Eine falsche Bewegung – sollte es auch nur ein merkwürdiges Zwinkern sein, was mir nicht gefällt – und du wirst nie mehr eine Bewegung machen.“ Daniels hob die Hände in abwehrender Haltung, ließ sie auf halben Weg jedoch wieder sinken. Er schluckte. „Einverstanden.“ Soweit er das beurteilen konnte, durfte er das als einen kleinen Sieg verbuchen, denn all seinen Informationen nach zu urteilen, war Mals Beschützerinstinkt gegenüber seiner Mannschaft und seines Schiffes unheimlich ausgeprägt. Gemeinsam und mit einem anspannten Schweigen kehrten sie der kleinen Stadt endgültig den Rücken. Vermutlich hätte Daniel klar sein sollen, dass ein Raumschiff wie die Serenity irgendwo entfernt und versteckt gelandet war. Allerdings hatte er nicht geahnt, dass sie sich zwischen steilen Klippen in einer schmalen Schlucht befand, die nicht viel Platz zum Manövrieren bot. Andererseits wusste Daniel nichts vom Fliegen eines Raumschiffs. Die folgten einem schmalen, verwinkelten Pfad, der zwischen den Felsen entlang führte. Sie gelangten tiefer in die Schlucht hinein, bis die Steinwände hoch über ihre Köpfe ragten und selbst die Sonne aussperrten. Hier unten herrschten Schatten und die damit einhergehenden Temperaturen waren kühler. Das Raumschiff der Firefly-Klasse ruhte zwischen den Felswenden mit weniger als fünf Metern Abstand. Die hintere Rampe war ausgefahren und erlaubte einen Blick in den Laderaum der Serenity. Ansonsten wirkte das Schiff und die Gegend verlassen. Daniel öffnete den Mund, obwohl er nicht wusste, was er eigentlich sagen wollte. Bevor er jedoch einen Laut über die Lippen brachte, gesellte sich ein anderes Geräusch zu den von den Steinwänden widergegebenen Echo ihrer Schritte. Es waren Motorengeräusche, gefolgt von dem Knattern von Pistolen. Sie fuhren herum. Daniels Blick huschte die Erhöhung hinauf, die einen weiteren Pfad durch den Canyon bildete und breiter als der Weg war, den sie genommen hatten. Die Geräusche schwollen an. Daniel konnte schwören, dass er über den brummenden Motor auch das gelegentliche Wiehern von Pferden vernahm. Bildete er sich das ein? „Was zum Teufel…?“, begann Mal, beendete seinen Fluch jedoch nicht, als im selben Moment ein Rover die Erhöhung hinunter gesaust kam. Am Steuer saß ein blonder Mann mit gehetztem Gesichtsausdruck, während seine zwei Passagiere sich festhielten, jedoch duckten, um dem Kugelhagel zu entgehen. „Wieso kann nicht irgendwas mal ohne Komplikation von statten gehen?“, zischte Mal, bevor er Daniel am Arm packte und mit sich zur Serenity zerrte. Buffy und Inara folgten ihnen mit hastigen Schritten. Sie erreichten die Rampe, schafften es jedoch nicht hinauf, weil in diesem Moment der Rover auf sie zudonnerte. Daniel fiel seitlich mit seiner Tasche in der Hand auf den sandigen Boden. Der Rover sauste an ihnen vorbei die Rampe hinauf. Das Steuer wurde herumgerissen und das Gefährt fuhr einen bremsenden Schlenker, schepperte jedoch gegen einige hohe Kisten im Laderaum, ehe er zum Stehen kam. Doch Daniel blieb keine Zeit um durchzuatmen, da die Reiter auf ihren Pferden den Canyon erreichten. Sie galoppierten auf das Raumschiff zu. „Mach schon, Mister Archäologe!“, rief Mal, der auf die Reiter schoss und gleichzeitig mit Buffy und Inara die Rampe hinaufrannte. Daniel kämpfte sich auf die Beine. Eine Kugel sauste dicht an seiner Schulter vorbei und er stolperte in den schattigen Bauch der Serenity. „Schließt die Rampe“, befahl Buffy, die Schwert und Axt beiseite warf, da sie in einer Schießerei nutzlos waren. Der Mann, der den Rover geflogen war, sprang aus diesem hinaus und betätigte den Mechanismus an der Wand. Quietschend hob sich die Rampe, während Mal durch den letzten Spalt die restlichen Kugeln in seinem Revolver verschoss. „Tom, Cockpit!“, rief er. „Aye, Aye, Captain.“ Der blonde Mann im verschwitzten Hawaiishirt rannte die metallenen Stufen hinauf. „Und ihr könnt mir auch erklären, wer zum Teufel auf mein Schiff schießt, sobald wir nicht mehr in dieser Schlucht festsitzen“, richtete Mal das Wort an die anderen Passagiere des Rovers, bevor er dem Piloten folgte. Daniel wich von der geschlossenen Rampe weg, gegen die noch immer geschossen wurde, und ließ seine Tasche auf den metallenen Boden fallen. Kleine, metallene Explosionen waren zu vernehmen, die Daniel einen eisigen Schauer über den Rücken jagten. Eine Hand berührte seine Schulter und ließ ihn zusammenzucken. Im nächsten Augenblick wurde er bereits herumgerissen. Die Beine wurden ihm weggetreten und die Luft ihm beim Aufprall aus den Lungen gepresst. Ein schweres Gewicht ließ sich auf seinem Brustkorb nieder, bevor sich die kalte Klinge eines Küchenmessers gegen seinen Hals legte. „River, nicht!“, rief einer der Passagiere. Nur der besorgte Stimme des Mannes war es zu verdanken, dass sein Blut nicht floss. Das Mädchen, welches auf ihm hockte, starrte ihn mit blankem Gesichtsausdruck an. Sie nahm nicht die Augen von ihm, hielt jedoch inne. „Er... ist ein Eindringling“, murmelte sie, aber Inara tauchte neben ihr auf und nahm ihr mit sanften Fingern das Messer aus der Hand. „Daniel ist ein Gast“, beschwichtigte Inara sie, auch wenn River trotzdem keine Anstalten machte, von ihm herunterzugehen. 35 Sein Herz rumpelte in seiner Brust und Simon hatte Mühe sich auf seinen wackeligen Beinen zu halten. Es war merkwürdig, denn es war nicht seine erste Verfolgungsjagd gewesen. Seit seinem Betreten der Serenity wurde ihm schon nach dem Leben getrachtet und scheinbar würde er sich niemals daran gewöhnen. Bevor er realisierte, was er tat, brachten ihn zittrige Schritte zu River hinüber. Simon packte seine Schwester an den Oberarmen, um sie auf die Beine zu ziehen, weg von dem fremden Mann, der bäuchlings und eingefroren auf dem Boden lag. „Tut mir leid. River ist manchmal etwas überstürzt, aber sie meint es wirklich nur gut“, murmelte Simon, als der Mann sich ächzend aufsetzte und seine Brille richtete, die ihm halb von der Nase gerutscht war. „Ich schätze, wir sind alle gerade etwas angespannt“, erwiderte dieser und akzeptierte Inaras Hand beim Aufstehen. „Wir sind alle nicht von Kugeln durchlöchert. Das sehe ich als etwas Positives an.“ „Simon, River, das ist Daniel“, sagte Inara und Daniel hörte auf an sich hinunterzuschauen, als wollte er sichergehen, dass er auch wirklich keine Kugel abbekommen hatte. Stattdessen streckte er ihnen die Hand entgegen, die Simon mit gekräuselter Stirn schüttelte. „Daniel Jackson“, stellte er sich vor. „Ich bin Archäologe und—“ Ein Ruckeln, das durch das Schiff ging, unterbrach ihn und auch Simons besorgter Blick wanderte zu den Stufen hinauf, die zum Cockpit führten. Rivers Blick wanderte zu den Stahlwänden und ein Summen schlüpfte über ihre Lippen. „Wie eine Fliege, die versucht den Händen zu entkommen, die nach ihr greifen wollen…“ Obwohl Simon ihre kryptischen Worte gewohnt war, jagten sie ihm trotzdem manchmal einen eisigen Schauer die Wirbelsäule hinunter. Ganz besonders, wenn ihre Metapher ins Schwarze traf, denn sie waren wie Fliegen, die versuchten dem Tod zu entkommen, weil überall irgendjemand auf sie lauerte. „Wohin fliegen wir eigentlich?“, erkundigte er sich. „Weit, weit weg von hier, wenn uns unser Leben lieb ist“, murmelte Johnny, der erst jetzt mühevoll aus dem Rover kletterte und den Gehstock den Großteil seines Gewichts tragen ließ. „Wahrscheinlich Zoe, Jayne und Kaylee abholen“, antwortete Inara. Simon nickte. Kaylee… Er wandte sich ab und stieg die Stufen hinauf. Spike und Faith kamen ihm entgegen und die braunhaarige Slayer hob die Augenbrauen. „Was war jetzt schon wieder los? Hier auf dieser Blechbüchse wird es wohl nie langweilig.“ Doch Simon winkte ab, bevor er sich an ihr vorbeischob. Seine Beine trugen ihn instinktiv zum Cockpit, in dem sich Mal und Tom verschanzt hatten. „Es waren Boyd Crowders Leute“, platzte es aus Simon heraus. Mal nahm den Blick von den Konsolen. „Ich weiß.“ „Ich hab schon geplaudert“, sagte Tom über seine Schulter, während er die Serenity über die hohen Klippen flog, die den Planeten zwischen flacheren Ebenen ausmachten. „Oh“, entwich es Simon und er hielt sich fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. „Aber es war fast so, als ob sie auf uns gewartet hätten.“ Es hatte nur so von seinen Leuten gewimmelt, die sie bei ihren Einkäufen beobachtet hatten. Simon wusste nicht, wie lange sie ihnen auf dem Marktplatz hinterher geschlichen waren. Sie hatten erst auf sich aufmerksam gemacht, als sie sich auf den Rückweg gemacht und sie sich nicht länger zwischen engen Menschentrauben befunden hatten. „Boyd ist nicht dumm“, sagte Mal. „Er wird die ungefähre Route vorausgeahnt haben, die wir zu den Koordinaten nehmen, die er uns gegeben hat. Mit seinen Kontakten hat er vorgesorgt. Wahrscheinlich hat er geahnt, dass wir dahinterkommen, was sich in den Kisten befindet und dass wir irgendwo für Treibstoff halten müssen.“ „Kann es da nicht sein, dass Kaylee… ich meine, Zoes Gruppe in Gefahr schwebt?“, fragte Simon und seine Ohrenspitzen glühten. Sein Anbändeln mit Kaylee war kein Geheimnis auf dem Schiff, nicht seitdem seine Schwester es den anderen detailliert beschrieben hatte, aber… es war ihm immer noch unangenehm. Diese Sachen gingen niemanden außer Kaylee und ihn etwas an. „Deswegen machen wir uns auf den Weg zu ihnen, Doktor“, erwiderte Mal. „Aber falls es dich beruhigt: Die Wahrscheinlichkeit ist niedrig. Zoe und ich haben extra einen abgelegenen Ort gefunden, um Treibstoff zu kaufen. Von Leuten, die kein Interesse an dem Trubel der Stadt haben und auch keine Fremde willkommen heißen.“ „Aber sie werden uns hoffentlich willkommen heißen?“, warf Tom ein. Mals Mundwinkel hob sich. „Sagen wir so, Boyd ist nicht der einzige, der den ein oder anderen kennt.“ Das Funkgerät gab ein Knarzen von sich, als ob es nur darauf gewartet hatte, dass Mal seinen Satz beendete. „Sir?“, erklang Zoes Stimme verzerrt über den Funk. „Wenn man vom Teufel spricht...“, murmelte Tom, als Mal nach dem Funkgerät griff. „Zoe.“ „Das Shuttle ist aufgetankt“, sagte Zoe. „Und es gibt noch mehr Treibstoff, alles bezahlt und abgesprochen. Alle warten nur noch auf euch.“ Ein Grinsen huschte über Mals Lippen und er sah Simon mit gehobenen Augenbrauen an, bevor er antwortete. „Wir sind auf dem Weg. Serenity out.“ Anschließend wandte sich Mal gänzlich an Simon. „Doc, tu mir den Gefallen und behalt unseren Gast im Auge, während wir das Schiff auftanken. Er scheint eine Menge über Vampire zu wissen – und ich frage mich, wie er reagiert, wenn er bemerkt, dass wir einen an Bord haben.“ Die fehlende Sorge in seinem Tonfall sagte ihm, dass es Mal nicht schade um Spike finden würde, sollte ihm etwas zustoßen. Ihm selbst war der Vampir auch nicht sonderlich vertrauenswürdig, aber sie hatten nun die Verantwortung für ihn. Ein Seufzen entfloh Simon, ehe er sich abwandte. Daniel Jackson fand er im Gemeinschaftsraum, da Inara gerade dabei war ihm Tee aufzusetzen, während Johhny seinen Oberschenkel massierte und in die Richtung seiner Kajüte davonhumpelte. Inzwischen bestaunte Faith die gekauften Waffen, die Buffy ihnen präsentierte. Faith schwang die Axt mit Leichtigkeit und Simon machte einen Bogen um sie. River fehlte, fiel ihm auf. Die Abwesenheit seiner Schwester wog schwer auf ihm und ein Gefühl der Nervosität breitete sich ständig in seinem Magen aus, umso länger sie voneinander getrennt waren. Ganz besonders, wenn mal wieder jemand hinter ihnen her war. Schlimmer noch, wenn das Ende des Universums nahte. Simon hatte immer noch Schwierigkeiten damit, sich vorzustellen wie eine Gruppe von Vampiren ein Tor öffnete, um einen uralten Dämon zu befreien, der das gesamte Universum in Schutt und Asche legen sollte. Andererseits war da Spike, der sarkastische Sprüche verteilte, aber weder Herzschlag noch Puls besaß. Gerade für einen Mann der Wissenschaft, wie Simon einer war, war das ein Schlag ins Gesicht. Er fand Spike in der Krankenstation, dicht an die Wand gedrängt, während River wie eine Raubkatze vor ihm lauerte. „River...“, entrann es Simon, sein Tonfall leise, um sie nicht zu erschrecken, obwohl er meistens wusste, dass das nicht passieren konnte. River hatte einen sechsten Sinn, was die Anwesenheit von anderen anging, seine Anwesenheit eingeschlossen. „Hey, Doc, halt mir deine verdammte Schwester vom Leib!“, fauchte Spike und hob abwehrend die Hände. Sein Gesicht war verärgert, doch die Angst funkelte in seinen Augen. Würde Spike nicht andauernd mit all den Leuten prahlen, die er auf dem Gewissen hatte, hätte er glatt Mitleid mit dem Vampir gehabt. So aber ignorierte er die aggressive Bitte. „River, was machst du da?“, erkundigte er sich stattdessen, als er eintrat. Spike schnaubte. „Nach was sieht es denn aus? Mich belästigen, weil sie weiß, dass ich ihr nichts tun kann. Sie spielt unfair.“ „Er war ein böses Hündchen“, erklärte River über seine Proteste hinweg und kam ihm mit dem Gesicht so nah, dass ihre Nasenspitze nur Zentimeter von seinem Kinn entfernt war. „Das Hündchen hat furchtbaren Hunger. Er hat nach unserem... Gast gelechzt.“ Nun rollte Spike mit den Augen. „Gelechzt, aber nur aus der Ferne. Und ich nichts getan“, maulte er. Simon stieß ein Seufzen aus, als er das Problem erkannte. Vampire mochten Untote sein, aber natürlich brauchten sie auch eine Energiequelle. In diesem Fall war es nun mal Blut, von dem er seit seinem Erwachen noch nichts zu sich genommen hatte. Bei dem Gedanken erschauderte Simon, doch er konnte es auch nicht ignorieren. Er hatte einen Eid geschworen, Leben zu erhalten. Zählte das in diesem Fall? Das war eine Frage, über die man debattieren konnte. Fest stand jedoch, dass Spike mehr oder weniger ebenfalls ein Gast auf der Serenity war, ob ihnen das nun gefiel oder nicht. „River, es ist in Ordnung. Mit dem Chip kann er Daniel und auch keinem von uns etwas tun“, beruhigte er seine Schwester, bevor sein Blick an Spike festhielt. „Ich werde sehen, was ich machen kann, was das Blut angeht. Gibt es... Gibt es eine Blutgruppe, die du bevorzugst?“ Seine Ohrenspitzen glühten bei dieser dummen Frage, obwohl sie ihm nur halb so peinlich war, als wenn Kaylee ihn fragte, ob der Sex nicht gut gewesen war oder warum er ihr sonst aus dem Weg ging. Abermals ging ein bekanntes Ruckeln durch das Schiff, als es in den Landeflug ging und auf den Boden aufsetzte. Scheinbar hatten sie den Ort erreicht, an dem sie sich Treibstoff beschaffen würden. Simon war froh, sobald sie wieder die Atmosphäre hinter sich gelassen hatten. Das All kam ihm im Moment noch als der sicherste Ort vor, obwohl Vampire und allerlei Kriminelle auch dort lauerten. Spike stieß ein raues Lachen aus und holte ihn aus seinen unsinnigen Gedanken. „Im Moment ist mir selbst die Blutgruppe ganz egal.“ Er schob sich an River vorbei, brachte Abstand zwischen sie und richtete bedeutungsschwer seinen verschlissenen Ledermantel. Ein weiteres Seufzen steckte in Simons Kehle, als er darüber nachdachte, dass er sich wahrscheinlich Blut abzapfen musste, um den Vampir zu füttern. Von den anderen konnte er das nicht verlangen, obwohl ihm speiübel bei dem Gedanken war, dass er Spike sein Blut servieren würde. Kaylee würde wahrscheinlich irgendwelche aufmunternde Worte für ihn übrig haben, die vielleicht nicht immer viel Sinn ergaben, aber gutgemeint waren. Im Moment hätte er sie gut gebrauchen können. Spike trabte aus der Krankenstation und Rivers durchdringender Blick lag nun auf ihm. Er erwiderte ihn mit einem schwachen Lächeln, ehe er die Schubladen durchging, um die nötigen Utensilien herauszusuchen. 36 Es war ein guter Deal, den sie gemacht hatten. Stolz brodelte in Buffys Brust, als ihr Blick über die Waffenauswahl wanderte, die sie auf dem Tisch im Gemeinschaftraum ausgebreitet hatte. Natürlich war diese kein Vergleich zur Magic Box, die mit allen möglichen Waffen vollgestopft war. Diese paar Spielzeuge reichten auch nicht an all das heran, was sie bei sich getragen hatten, bevor sie der Initiative in die Hände gefallen waren. Doch all das war nun Schnee von gestern. Nun waren sie hier auf der Serenity und auf dem Weg um die Sichel zu bergen, die verhindern würde, dass das Universum in Chaos versank. Dann galt es nur noch den Orden des Masters zu eliminieren. Und danach… danach konnten sie endlich nach Sunnydale zurückkehren, zu Willow und Xanders, sogar zu Giles, dessen nervige Ratschläge und Weisheiten ihr inzwischen fehlten. „Nicht schlecht“, kommentierte Faith, welche die Axt herumschwang, als wog sie nicht mehr als ein gewöhnliches Brotmesser. „Hey, pass auf“, beschwerte sich Tom halbherzig, der sich zu ihnen gesellte. Er duckte sich, als die Klinge dicht über seinem Kopf hinwegsauste. „Mein Gesicht ist das Beste an mir. Ich will nicht, dass es verunstaltet wird.“ Doch das Grinsen kehrte bereits wieder auf seine Lippen zurück. „Ich bringe Geschenke.“ Die Tüten in seinen Händen hochhaltend reichte er Faith eine von ihnen, bevor er Buffy die andere präsentierte. Mit einem Lächeln zuckte er mit den Schultern. „Ich dachte, ihr wollt vielleicht mehr als nur eine Sache zum Anziehen haben. Ich hoffe, ich habe einigermaßen euren Geschmack getroffen. Simon und Johnny waren leider überhaupt keine Hilfe.“ Faith stieß ein belustigtes Schnaufen aus und zog eine Jacke aus rauem Leder und eine dunkle Hose aus der Tasche. Dass sie nur eine Augenbraue hob, aber nichts sagte, bestätigte Buffy, dass sie mit Toms Wahl leben konnte. Ihre eigene Tüte nahm Buffy eher zögerlich entgegen. Toms Augen leuchteten förmlich vor Aufregung und diese Erwartungen füllten sich bleischwer auf ihren Schultern an, obwohl es ihr eigentlich egal sein sollte. „Solange es passt, hab ich keine besonderen Wünsche“, sagte sie und zuckte mit den Schultern, bevor sie einen Blick in die Tüte warf. Der dünne Pullover und die Stoffhose waren in warmen Brauntönen gehalten und auch die Größe schien zu stimmen. Bei ihrem Anblick konnte sie das Blut in ihren Ohren rauschen hören. „Sieht gut aus. Danke“, fügte sie tonlos hinzu, bevor sie energisch die Tüte beiseite packte und sich stattdessen wieder den Waffen widmete. Mit scharfen Objekten konnte sie besser umgehen, als mit Menschen. Als mit Männern. „In der nächsten Trainingsstunde werden wir den Umgang mit den Waffen üben“, informierte sie Faith und Tom, sprach jedoch laut genug, damit auch Inara und Daniel sie hören konnten. Diese standen nahe der Kochnische und unterhielten sich im Flüsterton. Das alte Buch, das die Informationen über den Master und seinen Orden enthielt, ruhte in Daniels Händen, der es wie einen antiken, wertvollen Schatz in den Händen hielt. Buffy hatte nicht viel für Bücher übrig, aber in diesem Moment erinnerte sie der merkwürdige Archäologe an Giles. „Energiewaffen sind gut, werden gegen eine Horde Vampire allerdings nichts ausrichten“, erklärte Faith weiter und deutete sie auf die kleinen Fläschchen. „Das hier dagegen schon. Schütte einem Vampir ein bisschen Weihwasser ins Gesicht und sieh zu, wie gut er tanzen kann.“ „Tanzen…“, wiederholte eine tonlose Stimme hinter ihnen. „Ich würde sie gern tanzen sehen.“ Ihre Köpfe ruckten herum, als River und Simon den Raum betraten. Der Arzt folgte seiner Schwester zu ihnen hinüber und betrachtete die Waffen skeptisch, während River die Hand nach dem Schwert auf dem Tisch ausstreckte. Liebevoll fuhren ihre Finger über die scharfe Klinge. „Wo hast du dein Schoßhündchen gelassen?“, fragte Faith, doch River antwortete ihr nicht. Simon räusperte sich. „Er ist in der Krankenstation. Ich… ich glaube, er braucht Blut“, sagte dieser. „Ich glaube, er ist noch blasser geworden. Wenn das überhaupt noch möglich ist.“ „Oh, der arme Vampir ist am Verhungern...“, höhnte Faith. Buffy zog die Augenbrauen zusammen. Sie dachte nicht gern über Spikes Nahrungsaufnahme nach, aber es musste tatsächlich schon eine sehr lange Zeit her sein, seit er das letzte Mal Blut zu sich genommen hatte. Er würde nicht verhungern und sich dadurch in Asche auflösen, aber… so oder so musste es unangenehm für ihn sein. Sie war kein Freund von Spike, aber seine Hilfe könnte sich noch als nützlich erweisen, ob sie das nun gern zugab oder nicht. Ganz besonders jetzt, da sie es mit einem Schiff voller Amateure zu tun hatten, die sich entschlossen hatten, mit ihnen das Universum retten zu wollen. Buffy schätzte diese Entscheidung, aber sie war realistisch genug um zu wissen, dass sie wahrscheinlich nicht alle überleben würden. Spike verbesserte ihre Chancen jedoch. „Wir müssen etwas tun“, entschied sie, obwohl sie wusste, dass ihre Optionen nicht gut aussahen. „Ich habe überlegt, dass es vielleicht funktionieren wird, wenn wir alle… nun, etwas Blut spenden würden“, schlug Simon vor und verschränkte die Arme vor der Brust. Er sah blass um die Nasenspitze herum aus, doch seine Stimme war fest. „Damit sollten wir ihn auf den Beinen halten können, wenn wir ihn eine bestimmte Menge zu bestimmten Zeiten geben.“ „Und du wirfst mir immer böse Blicke zu, B, wenn ich Hundewitze mache. Dabei klingt dein Vorschlag auch so, als sei Spike irgendein Köter“, sagte Faith und stieß ein Lachen aus, bevor sie mit der Axt, die sie offenbar für sich beanspruchte, davonging. Tom, Simon und Buffy sahen ihr nach. „Dann fang mit mir an, Doc“, verkündete Tom und betrachtete seinen Arm, der durch das Hawaiihemd ohnehin unbedeckt war. „Ich hab Blutgruppe A. Hoffentlich liegt es ihm nicht schwer im Magen…“ „Das ist nicht witzig“, rutschte es über Buffys Lippen und sie bereute es sofort wieder. Toms Blick huschte zu ihrem Gesicht. „Machst du dir etwa Sorgen um meine Gesundheit?“, erkundigte er sich mit einem lockeren Lächeln auf den Lippen. „Simon ist ein guter Arzt“, sagte Buffy. „Er wird schon nicht zulassen, dass dir etwas widerfährt.“ Sie zog River den Schwertgriff aus der Hand und sammelte die Waffen ein, um diese irgendwo sicher zu verstauen. River mochte ein übernatürliches Talent für die Bekämpfung von Vampiren besitzen, aber so ganz vertraute Buffy ihr nicht mit einer Waffe in der Hand. „Was denkst du, Daniel?“, schnappte sie auf dem Weg aus dem Raum auf. Daniel sah von dem Buch auf und starrte Inara an. „Dass ich doch nicht verrückt bin und meine Theorien auf Realität beruhen, anstatt aus der Luft gegriffen sind“, sagte er ernst, doch Buffy hörte ein Hauch von Erleichterung heraus. Sie identifizierte sich mit diesem Gefühl, denn es gab oft Gelegenheit in denen Monster ihr versucht haben einzureden, dass sie den Verstand verloren hatte und in denen sie es wenigstens für eine kurze Zeit geglaubt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)