Dragons of AfterEarth von Nara-007 (Ð.o.Æ.) ================================================================================ Prolog: Willkommen in AfterEarth -------------------------------- Ein nerviges Hämmern an seine Zimmertür, ließ den jungen Mann sich noch halbschlafend von einer Seite auf die andere drehen. Von draußen vernahm sein Körper die Stimme seiner kleinen Schwester: "YUU! Wach endlich auf! Es ist gleich 16 Uhr! Wie lange willst du noch schlafen? Warst du etwa wieder die ganze Nacht auf?" Es war kurzzeitig still; das Murren des schwarzhaarigen Langschläfers war nicht laut genug um von außerhalb des verdunkelten Zimmers gehört zu werden. Also erhob das Mädchen, noch darauf bedacht bei ihrem Bruder nicht einfach einzudringen - da man in seinem Alter entweder mit seinem Lover im Bett lag oder anderweitig mit diesem beschäftigt war, oder er eventuell nur vorgab zu schlafen und sich gerade mit sich selbst beschäftigte - schließlich noch einmal die Stimme: "Ich weiß, dass du keine Freundin hast! also schieb das nicht vor. Saeko hat mir von eurem Treffen neulich erzählt! Nicht nur, dass du sie eine ganze Stunde am Bahnhof warten gelassen hast... nein du hast sie einfach in ein Game-Center geschliffen und sie dort stehen lassen, da die Automaten ja scheinbar sehr viel interessanter waren. ... YUU! Ich werde jetzt reinkommen, ob es dir passt oder nicht!" Und somit setzt sie ihre Worte in die Tat um. Yuusuke - liebevoll von allen immer nur Yuu genannt - schloss sein Zimmer nie ab. Nicht, weil er keinen Schlüssel hatte, sondern aus dem einfachen Grund, dass man ihn wecken sollte. Normale Wecker funktionierten bei ihm schon lange nicht mehr. Entweder warf er sie im Schlaf noch vor dem Klingeln an die Wand oder stellte sie schon beim ersten Klingeln wieder ab und schlief genüsslich weiter. So jedenfalls, wenn er einmal wieder die gesamte Nacht durchgezockt hatte, wie auch dieses Mal. Tsukiko - die Schwester des noch schlafenden Yuus - öffnete die Tür zum Zimmer ihres älteren Bruders. "Beschwere dich nicht, wenn ich dich bei unanständigen Sachen erwische", ermahnte sie den anderen, trat daraufhin ein und musste an der Wand erst mal den Lichtschalter suchen, damit sie nicht noch über etwas fiel. Sobald das Mädchen den Knopf fand, drückte sie darauf und an der Decke, sowie an den Wänden entlang erleuchteten in gedimmten Licht verschiedene Lichtschläuche. Gleich darauf marschierte sie zum Fenster hinüber, zog die dicken Gardinen zur Seite und betätigte noch den Knopf der automatischen Jalousien, welche ratternd ihren Weg nach oben in ihren 'Schlafkasten' fanden. "Tsuki...", ertönte es knurrig unter der Bettdecke. "Wie oft hab ich dir gesagt, dass du mich so nicht wecken sollst?" "Schlimm genug, dass ich einen 20jährigen überhaupt wecken muss... und dann noch Ansprüche stellen, WIE es geschehen soll. Ich glaube, du überschätzt deine Kompetenzen, mein lieber, Langschläfer-Bruder." "Aber nur die Lampen hätten auch gereicht..." "Die du dann als Einladung nimmst um nach 5 Minuten Wachzustand, gleich wieder deinem Schlafrhythmus zu folgen... Vergiss es. Ansonsten komm ich dich demnächst mit Eiswürfel wecken." "Sagte die Schwester, die mich seit 2 Jahren mit ihren Freundinnen verkuppeln will...", schloss er ihr 'morgendliches' Gespräch. Immerhin, die Bemühungen des Mädchens waren nicht vergebens. Zufrieden sah sie zu, dass ihr Bruder es endlich schaffte, sie aus seinem Bett hervor zu kämpfen, aufstand und schlürfenden Schrittes seinen Weg Richtung Bad fand. Nach 30 Minuten kam er munterer Stimmung und erfrischt wieder raus, zog sich in seinem Zimmer noch an, schaltet seine Lichter aus, um danach die Treppen hinunter zu nehmen. Unten im Flur schlug er gleich die Richtung zum Wohnzimmer, in welchem seine Schwester saß. "Was gibt's zu essen?", war seine erste Frage ohne wirklich sie an jemanden zu richten; stattdessen ging er direkt weiter zur Küche, welche eine Anbindung zum Wohnzimmer hatte. "Für Faulpelze und Nichtsnutze gibt's nichts, Bruderherz", kam es im trockenen Konter zurück. "Das solltest du Aoi sagen und nicht mir... Ich arbeite doch. Nur verstehst du das nicht. Also was gibt's nun?" "Im Gegensatz zu dir, arbeitet Aoi aber außerhalb des eigenen Zimmers Daheim. ... man... Mum sagte, du sollst dir das Essen von gestern noch mal warm machen." "Verstehe... also Tofusuppe und Yakisoba..." Ohne weiter auf das Thema mit dem Nichtsnutz und ihrer älteren Schwester einzugehen, nahm sich Yuu aus dem Kühlschrank die übrig gebliebenen Speisen des Vortages. Auf einen Teller und in eine Schüssel füllte er sich seine Portion, stellte den Rest wieder zurück und packte sein Essen in die Mikrowelle. "Wo ist eigentlich Mum?", fragte er seine Schwester, während er noch die Zeit an der Mikrowelle einstelle, auf Start drückte und sich danach mit einer Flasche Wasser zu seiner Schwester setzte. "Sie hilft Frau Matsuda heute aus. Hast du das etwa vergessen? Der Sohn von Frau Matsuda hat heute Geburtstag. Da mit seinen Freunden gefeiert wird, hat sich Mutter angeboten, ihr zu helfen auf die Kinder Acht zu geben." "Stimmt... da war was. Wie alt wurde der Junge noch mal? Neun, oder?" "Wenigstens da hast du aufgepasst. Gut gemacht, mein großer weiser Bruder!", antwortete sie lachend, während sie seinen Kopf tätschelte. "Hat Vater sich gemeldet gehabt? Er wollte mir noch irgendwas neues zeigen...", fragte Yuu, der noch einmal aufgestanden war um sich ein Glas aus der Küche zu holen. "Ja... er hatte vor einer Stunde oder so sich kurz gemeldet. Klang aber ziemlich gehetzt... Vielleicht war er gerade vor einem persönlichen Durchbruch bei seiner Arbeit... du kennst ihn ja. Wenn du gegessen hast, sollst du zu ihm fahren." "Ist gut. Mach ich gleich." So unterhielt sich die beiden Geschwister noch etwas, bis endlich Yuus Essen fertig war. Nachdem er fertig gegessen war, hatte er sich ordentlich angezogen, seinen Rucksack auf dem Rücken und zur nächstgelegenen Bahnstation gelaufen. Von dort aus nahm er die Bahn in die Stadt. Glücklicherweise war der Weg von der Haltestelle aus, bei welcher er in Universitätsnähe ausstieg, nicht weit weggelegen vom Firmensitzt der SPC GmbH bei welchem Herr Hashiba Goemon arbeitete. Am Eingangsschalter brauchte Hashiba Junior nur seinen Ausweis vorzeigen, um durchgelassen zu werden. Auf direktem Wege in den fünften Stock des zwölfstöckigen Gebäudes ging es per Fahrstuhl. Mit einem *Pling* kündigte sich die Ankunft an; gleich darauf öffneten sich die Türen. //Was Vater wohl so spektakuläres entdeckt hat, dass er völlig aus dem Häuschen war, als er anrief...//, fragte er sich gedanklich. Aber die Antwort würde er sicherlich gleich bekommen. Auf der Suche nach seinem Vater, der sicherlich wieder ganz wo anders herum wuselte, als an seinem Arbeitsplatz, durchstreifte er die Gänge des Stockwerkes, sah sich links und rechts um, grüßte den ein oder anderen Mitarbeiter. Gott sei dank wurde in dieser Firma viel wert auf ein Miteinander, weshalb man alle Büros mit großen gläsernen Türen und Wänden ausgestattet hatte. Am Ende, so war sich Yuu schon bei seinem allerersten Besuch sicher gewesen, will man nur die Mitarbeiter auf diese Weise schnell und einfach kontrollieren können. Davon ließ er sich aber nicht weiter ablenken. Längst war er daran gewöhnt. Die Büros, ob Forschungs- oder Entwicklungsbereich waren hell und freundlich. Ein angenehmes Arbeitsklima herrschte hier vor. Das blieb auch, bis Yuu am Arbeitslatz seines Vaters ankam, und er hinterrücks ohne Vorwarnung plötzlich umarmt wurde, ehe er auch nur seine Hand an der Klinke hatte. "W-waaaaaah!", gab er erschrocken von sich, als er zusammenfuhr. "Stell dich nicht so an, mein Kleiner. Endlich bist du wach! Ich habe von Tsuki vorhin eine Nachricht erhalten, dass du endlich unterwegs bist. So und nun rein mit dir! Ich habe eine Sensation, die unbedingt von dir gesehen werden muss. Es wird dir gefallen. Und danach können wir einen Kaffee trinken gehen. Und etwas essen. Oh ja! Ich habe schon seit Stunden nichts mehr gegessen." Wie ein Wasserfall vor sich hin sprudelnd redete sein Vater munter auf ihn ein, öffnete neben bei die Tür zu seinem Büro und führte seinen Sohn hinein. "Vater... mach einen Punkt... Du tust glatt so, als hätten wir uns seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen..." "Aber aber! Ich freue mich doch immer, wenn du zu mir kommst, Yuu. Wir sehen uns ja sonst schon nicht so oft." "Zum Abendessen reicht dir nicht? Aber jetzt mal zurück zum Thema. Weshalb wolltest du mich heute so unbedingt sehen, dass ich gleich nach dem Essen herkommen sollte?" Seufzend ließ sich der Ältere in seinem Schreibtischstuhl nieder. "Du kommst immer gleich zur Sache, wie? Na schön, pass auf. Du hast doch vor einiger Zeit den Vorschlag gemacht, das Helmmodul zu verbessern. Wir sind damit fertig. Das Beste ist, es geht via Bluetooth mit allen anderen Geräten zu verbinden." "Warte... du meinst sicher, dass es mit anderen Bluetooth-Geräten geht... womit genau? Nur mit Laptop und PCs? Oder zufällig auch schon mit Tatstatur, Maus und Co.?" "Wie soll ich sagen... ALLES was wir entwickelt haben! Sprich Grafiktabletts, Mäuse, Joysticks, Tatstatur, PC, Laptop und unser Tablett-PC. Kompatibel und bisher keine Probleme", erklärte er begeistert und verlieh mittels eines breiten und überragend wirkenden Grinsen seine Worte. "Sind wir nicht genial?" "Schön... ich gratuliere zu eurem Erfolg", kam es weniger begeistert rüber, als man wohl von einem Technikfreak, wie Yuu erwarten würde. "Aber sicher willst du jetzt gleich noch sagen, dass ich es für euch testen soll oder?" "Hahahaha... wie eh und je. Erst zufrieden, wenn es wirklich perfekt ist, nur um sich kurzzeitig daran zu erfreuen, ehe es langweilig wird, nicht? Aber du hast Recht. Es ist sozusagen dein neuer Auftrag den Helm zu testen. Welches Spiel du dafür nimmst, ist dir überlassen. Allerdings geht es nicht zur Zeit nur hier. Ich hoffe, dass das kein Problem ist." "Nein schon ok. Wenn du willst, können wir gleich los." Nachdem beide dies geklärt hatten, verließen die Männer das Büro wieder begaben sich in eines der Entwicklungszimmer. Sie betraten den Raum mit der Türaufschrift "Entwicklungsbereich Alpha 3.2". Der gesamte Alpha-Bereich war mehr oder weniger Lager und Ausstellungsbereich der produzierten Geräte. Gleichzeitig testeten verschiedene Angestellte hier alles auf Herz und Nieren, bevor man das fertige Produkt weiter reichte, damit es am Ende zur Herstellung gelangte.   Yuu sah sich kurz um, begrüßte noch einen der Entwickler, welcher gerade seinen Platz hier aufräumte, bis seine Aufmerksamkeit dem gemütlichen Sessel im hinteren Bereich des Raumes galt. Denn dieser Sessel war hier Yuus Arbeitsstelle. Vor dem Sessel befand sich ein großer Schreibtisch, mit 3 Monitoren, sein PC und alles, was er brauchte, um neue Geräte und Software direkt zu testen. Ohne Worte setzte er sich hin. Ein zufriedenes "aaah~" gab er von sich, als er sich setzte. Sogleich rückte er alles zurecht, fuhr sämtliche Gerätschaften hoch, die er brauchte, loggte sich mit einem langen und komplizierten Passwort in Windeseile ein und war damit startklar. Sein Vater brachte ihm den Held, welchen er sich aufsetzte, als der Seite einen Knopf drückte, wodurch das Gerät eingeschaltet wurde. Während dessen suchte er sich bereits ein anspruchsvolles Spiel aus. "Der Helm ist noch ein wenig schwer...", meinte der Zwanzigjährige, als seine Wahl auf ein taktisches Shooterspiel auf Fantasieebene fiel, bei welchem man im Team bestimmte Aufgaben und Checkpoints innerhalb vorgegebener Zeit und auch nur mit zwischenzeitig gefundenen Items erreichen konnte. Sobald Yuu online war, wurde er gleich von einigen Spielern angeschrieben und gefragt, ob er gleich an einer Partie teilnehmen will. Für einen Moment musste er die anderen Spieler noch vertrösten, da er einige Einstellungen vor nehmen musste, bis er endlich mit Helm, Maus und Tastatur ausreichend für seine Zwecke verbunden war. //Das muss eindeutig vereinfacht werden...// Endlich war es dann soweit. Es hatten sich vier Vierer Teams gefunden, der Ladebalken auf dem Bildschirm füllte sich. Sein Vater tippte ihm noch auf die Schulter, zu signalisieren, dass er ging. Yuu winkte kurz noch seinem Vater, war aber gleich wieder voll auf dabei, als die letzten Millimeter der Leiste sich grün füllte. Plötzlich allerdings, kam, anders als erwartet, nicht die der Major, der die Aufgabe zum Bestehen dieser Runde erklären sollte. Nein, ein heller gar gleißender Bildschirm strahlte; sowohl sein Monitor, als auch das gesamte Interface, welches er durch das Helmvisier vor Augen hatte. Mit zugekniffenen Augen wollte er eigentlich nach dem Helm greifen und ihn absetzen. Allerdings konnte er aus ihm unerklärlichen Gründen nicht danach greifen. "H-hey... Killer879... StreamingHunter... könnt ihr mich hören? An0tH3R... Leute was ist los? Bei mir stimmt was nicht!" Er versuchte mit seinen Leuten im Telefonchat Kontakt aufzunehmen. Allerdings hörte er nichts. Nicht einmal um sich herum, beispielsweise das leise Surren seines PCs war zu hören. Einzig und allein sein eigener Atem war vernehmbar.   Stille. Nach gefühlten fünf Minuten und kurz vor dem erblinden erlosch das helle Licht plötzlich. Trotz seiner zugekniffenen Augen hatte er es sehen können. Jetzt, wo es dunkel war, öffnete er sie, mit einem grünlichen Viereck vor der Linse. Bis diese Sinnestäuschung verschwinden würde, würde es wohl noch etwas dauern. //Was mach ich nun?... Irgendwas stimmt hier doch nicht...// Noch einmal griff er nach oben zu seinem Kopf; erleichtert stellte er fest, dass es dieses Mal ging. Seine Freude darauf, aus diesem Debakel schnell zu entkommen, wurde allerdings nichts, als er feststellen musste, dass er keinen Helm mehr auf hatte. "Huh? Was nun?" Irritiert tastete er seinen Kopf und sein Gesicht ab, aber da war nichts. Gar nichts. "Was ist hier los?..." Lange Zeit zum Wundern blieb ihm nicht. Denn plötzlich erschien endlich etwas zum Sehen. Jedoch, anders als erwartet. Ein laues Lüftchen strich ihm durchs Haar, als sich Yuu auf einer weiten Lichtung umgeben von Bäumen wiederfand. "Wo bin ich hier?" Kapitel 1: Erste Bekanntschaft ------------------------------ Da stand er nun also. Im hohen sich wogenden Grases einer Lichtung. Um ihn herum, nichts als weite Natur. Bäume, Blumen, Vögel die irgendwo in der Nähe zwitscherten. Yuu stand geschlagene zehn Minuten regungslos da und starrte das offensichtliche an. Er war eindeutig nicht in dem eigentlichen Spiel gelandet. Denn dort gab es solch einen Wald nicht; zumindest keinen ihm bekannten und er war einer der besten Spieler weltweit. Wieso also war er hier? Hatte er doch etwas falsches am PC angeklickt? Fragen über Fragen quollen in seinen Gedanken zu einem riesigen Fragezeichen an: Wo um alles in der Welt war er gelandet?! Seufzend glitt sein Blick noch einmal über die Lichtung. In der Nähe konnte er niemanden sehen: kein Mensch... kein Tier. Nichts. Immerhin waren Vögel zu vernehmen, welche sich gut versteckt im grünen Blätterdach des umstehenden Waldes, ein Konzert für einander lieferten. Ihr fröhlicher heller Gesang kam aus alles Richtungen. Und dennoch war nicht auszumachen, von wo nun diese Stimmen an seine Ohren drangen. //Wie konnte das passieren? Was ist mit den anderen Spielern? Sind sie etwa auch hier gelandet?// Sollte dies der Fall sein, war wohl die Frage, wo sie abgeblieben sind. Hatten sie vielleicht vorher wieder etwas sehen können und sind vorausgeeilt? Landeten sie woanders? Einmal schossen ihm neue Fragen in den Kopf. Und je länger er alleine vor sich hin rätselte, desto weniger Sinn machte das alles hier. Wo überhaupt war das Interface? Die Leisten, mit denen Man zu Einstellungen, Inventar und Co. kam? Nichts von dem war da. Egal wohin er sah. weder im oberen Gesichtsfeld noch an den Seiten oder unten. Gähnende Leere - wenn er einmal die Landschaft um sich herum ignorierte. Ein erneutes Seufzen entglitt ihm, als alles suchen nichts half. Allerdings viel ihm etwas auf, als er nach unten geschaut hatte, wo man ja bekanntlich in Rollenspielen häufig die Skill- und Erfahrungspunkteleise fand. Gut - diese Sachen waren nicht da. Aber dafür war ihm an sich selbst etwas aufgefallen. Er trug noch immer die gleichen Klamotten, die er auch in der reellen Welt heute an hatte. Hieß das nur, dass er wo anders aufgewacht war und man ihm einen Streich gespielt hatte? Oder hatte man ihn 'gescannt' und ihn nach seinem wahren Aussehen her in dieses Spiel hinein gespeist? "Das kann doch gar nicht sein... woher wissen die, wie ich aussehe? Selbst meine Größe scheint zu stimmen...überhaupt... das alles hier fühlt sich so real an. Die Windbrise... das Gras... die Luft ist so frisch und rein..." Beim letzten Punkt kam ihm ein neuer Gedanke. Gab es hier überhaupt Technik? Und wenn ja, wo und in welchem Ausmaße? Hastig durchsuchte er seine Taschen. Irgendwo musste doch sein Smartphone sein. ... Doch die Suche blieb erfolglos. Auch dann noch, als er sämtliche Taschen vier Mal kontrolliert und sich selbst fast ausgezogen hatte. Irgendwie war es ihm von Beginn an klar gewesen, doch die Hoffnung starb ja bekanntlicher Weise zu letzt. Enttäuscht darüber straffte er mit wenig Begeisterung die Schultern. "Eine Stadt..." Irgendwo, so war er sich sicher, musste es hier ja eine geben. Hoffentlich auch in der Nähe, sofern er den richtigen Weg dorthin einschlug. Doch wer konnte ihm das hier schon sagen? A) war niemand zum fragen da, und B) kannte er sich nicht aus.   Yuu war bereits eine ganze Weile unterwegs. Dafür, dass er dachte in einem Dschungel unterwegs zu sein, war das Klima recht milde und gut auszuhalten. //Da soll mir noch mal jemand sagen, dass es in Urwäldern tropisch heiß ist...//, waren seine Gedanken, doch war er sich der Wahrheit bewusst, dass dies hier nicht richtig sein konnte. "Wenn ich wenigstens einen Anhaltspunkt finden würde, wo ich hinlaufe...", sprach er mit sich selber, um sich ein wenig vom momentanen Problem abzulenken. Sein eingeschlagener Pfad änderte sich zwar durch verschiedene Pflanzen, doch grob betrachtet, blieb er gleich und zog sich elendig in die Länge. "Warum hab ich nur den Weg genommen, der aussah, als würde er benutzt werden? Am Ende treffe ich auf irgendwelche Banditen und werd umgebracht... Herrliche Aussichten..." Je weiter er ging, desto unbehaglicher wurde ihm der Wald, wenn er auch noch immer vom Vogelgesang begleitet wurde. "Aber bevor irgendwelche Banditen mich finden, wird mich sicher eine Schlange beißen und ich krepier jämmerlich am Gift... oder eine Raubkatze nimmt mich als leichte Beute...", jammerte er weiter. Normalerweise war das absolut nicht sein Charakter. Alles was er wollte, war am Ende doch ein einfaches, problemfreies Leben zu führen; ohne Komplikationen. Ganz normal und bescheiden in einer Wohnung würde ihm reichen; solange er seine Computer und das Internet hatte. Der Rest konnte ihm weit fern bleiben. Doch zu diesem simplen Leben sollte es wohl vorerst nicht kommen. Denn erst einmal musste er einen Weg finden, wie er hier wieder rauskam.   Zu allem Unglück, welches man sich wohl wünschen konnte, lichtete die Sicht sich nicht. Nein! Viel schlimmer noch. Das Gehölz wurde nur umso dichter. Und jedes Mal, wenn er über oder unter einem umgekippten Baum kletterte, vernahm er weiter hinter sich seltsame, schnaufende, oder eher gesagt, hechelnde Geräusche war. Spielte ihm da sein Gehör Streiche oder waren da tatsächlich diese Laute? Unsicher, ob er es sich einbildete oder wirklich etwas vernahm, versuchte er schneller davon zu kommen. Wenn das etwas, dass er glaubte zu hören hinter ihm her war, sollte er sich spurten, endlich einen Weg aus diesem Gott verfluchten Wald zu finden! //Also wird es doch keine Schlange... ich werde von einem Raubtier gefressen...//, schoss ihm sein Ende durch die Gedanken, worauf hin ein langes und deutlich genervtes Seufzen folgte. //Wieso kann es nicht einmal einfach sein? Was soll das überhaupt für ein Spiel werden?... Ein "durchforste diesen unmenschlich riesigen Dschungel, bis du aufgibst und gefressen wirst" Spiel? Vater sollte wissen, dass diese Survival-Genre gar nichts für mich sind...// Wie sollte es auch anders sein? Alles, was viel zu anstrengend war, lehnte er ab. Zwar testete er hin und wieder solche Games, doch mit viel Begeisterung war er nicht dabei. Knifflige Rätsel, Action-basierte Spiele... das war eher seine Welt. Vor allem, wenn beides Kombiniert war. So liebte er eine inzwischen etwas ältere Reihe, welche auf der Idee von Indiana Jones basierte; nur mit dem Unterschied, dass man statt der altertümlichen Fundobjekte bestimmte Zahl- und Zeichenkombinationen in den einzelnen Leveln ergattern musste, um in Zwischensphären neue Items, Gebiete und Personen frei zu schalten. //Und in jedem der Level gibt es Hinweise zu entschlüsseln, wie man die Kombinationen anordnen muss.// Ja- das war sein lieblingszeitvertreib. Wann immer er gerade nicht gebraucht wurde, trat er in der virtuellen Welt gegen andere Spieler an oder entwickelte neue Dungeons, welche noch einmal von anderen Programmieren kontrolliert und überarbeitet wurden. Mit diesem Hobby hatte er inzwischen 15 neue Dungeons herausgebracht und kam selbst immer wieder ins Grübeln, wie er weiter kam, da er von den Änderungen erst nach dem Release erfuhr.   Doch zurück zu seiner momentanen Situation. Was auch immer ihn verfolgte, es kam dank der dichten Vegetation nicht so schnell vor an, wie der Junge anfangs angenommen hatte. Allerdings sollte er sich daran nicht festklammern. Für eine Pause war keine Zeit. Denn auch wenn sein Feind - davon war er sich in dieser unwirklichen Region sicher - ihn noch nicht erreicht hatte, so waren die hechelnden Laute inzwischen deutlicher zu vernehmen; dazu mischte sich inzwischen weitere Geräusche. Das knacken noch Geäst, auf welches getreten wurde. Somit konnte er sicher sein, dass tatsächlich jemand, oder etwas hinter ihm her war. In seiner auf kommenden Panik, da er das Wesen nicht abschütteln konnte und wohl als Futter enden sollte, rannte er kopflos immer weiter. Überhaupt nicht mehr darauf achtend, wohin er eigentlich lief, kam er unerwarteter Weise an eine Stelle, die ihm ganz und gar nicht gefiel. Denn obwohl er voller Hoffnung endlich Licht vor sich und nicht nur von oben sehen konnte, musste er kurz nach dem heraustreten aus dem Wald auch gleich wieder stehen bleiben. "Das ist nicht wahr... das darf nicht wahr sein... WAS SOLL DER SCHEISS?" Letzteres wütend schreiend stand er an einer Klippe, die nur gute 10 Meter hinter dem Wald lag. Links und Rechts entlang blickend, konnte er auch nichts anderes erkennen, als einen großen Abgrund. Gerade aus ging es sicherlich 20-30 Meter in die Tiefe. Die Felswand war für ihn viel zu steil. Zudem bezweifelte er, ob überhaupt jemand hier hinunter- oder heraufklettern könnte. vermutlich war das gar nicht möglich. Nicht einmal für einen Profibergsteiger. //Verdammt... was nun? Das etwas kommt näher und ich steh an einem Abgrund.... wenn ich springe lande ich als Breihäufchen irgendwo da unten... was da wohl liegt? Man erkennt dank des Nebels nichts... aber da hinten... scheint, als seien dort Felder... vielleicht ein Dorf?// Jedoch blieb ihm keine weitere Zeit darüber nachzugrübeln. Hinter ihm, wurde das Rascheln von Geäst und Blattwerk lauter. Mit angehaltenem Atem drehte er sich langsam um. //Das war's dann wohl...// Innerlich sich darauf vorbereitend, dass er wohl seinem Ende entgegen sah, kniff er die Augen zu. Sein Feind war in unmittelbarer Nähe, und jeden Moment würde er aus dem Dschungel gesprungen kommen, nur um seine Klauen und Zähne in Yuu zu versenken. Jedoch... selbst eine gefühlte Ewigkeit nach dem 'bevorstehendem Tod' kam nichts. Dass etwas aus dem Wald getreten war, hatte er gehört. Die dumpfen Schritte waren auf dem teils erdigen und steinigen Untergrund an der Klippe zu vernehmen gewesen. Allerdings war es das gewesen. Selbst das Hecheln war verstummt. Totenstille. //Vielleicht bin ich gestorben, ohne es mit bekommen zu haben?// Unsicher, was nun passiert war, öffnete er langsam die Augen. Einen Schatten sah er kurz huschen. Doch dann war es weg. "Huh?", gab er überrascht von sich. Hatte er sich das alles nun doch eingebildet? Verwirrt, was diese seltsame Situation nun zu bedeuten hatte, blickte er sich um. Nichts war zu sehen. Selbst, nachdem er sich um seine eigene Achse gedreht hatte, blieb seine Sicht an keinem Tier hängen. "Oh man... scheinbar bin ich da drin doch verrückt geworden... wer weiß, was da alles in der Luft lag und mich halluzinieren ließ." Erleichtert blickte er den Wald an. Aus gefühlter Selbstironie - da er sich so in diese Jagd hineingesteigert hatte - begann er plötzlich über sich selbst zu lachen. Jedoch klang dies reichlich verzweifelt, da er absolut keinen Schimmer hatte, wo er war. "Hahaha...hah...hah... Und jetzt?" Erst jetzt die Anstrengung seiner Rennerei wahrnehmend, ließ er sich zu Boden. Die Beine von sich gestreckt und die Hände seitlich etwas hinter sich abgestützt, atmete er erleichtert mit geschlossenen Augen durch. "Ich sollte wirklich besser aufpassen...", ermahnte er sich selbst. Den Kopf in den Nacken legend, öffnete er wieder die Augen. Doch zu seiner Überraschung, sah er nicht direkt in den schönen blauen Himmel. Nein! Zwei smaragdfarbene Augen sahen ihn aus dem Nichts heraus an. In den ersten Momenten wusste er nicht, was er sagen der tun sollte. Vor Schock erstarrt, stierte er die beiden grünen Augen an. //Das muss ein Scherz sein... das bilde ich mir nur ein. Ganz sicher! wenn ich die Augen zu mache, und danach noch einmal öffne, ist alles wie vorher... daran ist sicher nur das komische Moos von vorhin schuld... so eine seltsame rote Farbe kann nur schlimmes bedeuten.... das muss es sein! Das Moss hat mir diese Halluzinationen gebracht!// Sich selbst den Grund hier für einredend, kniff er nochmals die Augen zu. Mit der Hoffnung, danach würde alles wieder normal sein, öffnete er sich langsam und vorsichtig. "H-H...AAAAAAAAAAAAAH!", rief der junge Mann plötzlich aus. Über ihm sah er jetzt nicht nur die smaragdenen Augen; nein jetzt war dort ein Mensch. Der Ohnmacht nahe, da er absolut nicht verstand, was hier vor sich ging, sprang er aus einem Reflex heraus plötzlich nach vorn, stolperte dabei, konnte sich aber noch abfangen. Sich nach dem Fremden umdrehend, sah er diesen verwirrt und zugleich misstrauisch an. "W-wo kommst du her?", war Yuus erste Frage. Der Mensch ihm gegenüber stehend, sah ihn jedoch nur fragend und den Kopf leicht schlief gelegt an. //Versteht der mich nicht?// "Ich fragte, wo du herkommst!", verlangte er noch einmal zu wissen. Endlich schien sich beim anderen etwas zu regen. Aufgeregt nickte er. "Aus dem Wald", war die Antwort und die Hand deutete zum dichten Grün. "Ja gut... nein... das wollte ich nicht wissen. I-ich meine, wie du hier herkommst! Eben war hier niemand... dann plötzlich diese grünen Augen... und jetzt...-!" Yuu stockte. Bei näherem Hinsehen konnte er genau jene verwunschene Augen entdecken, die ihn zuvor aus dem Nichts heraus angestarrt hatten. //D-das muss ich mir einbilden...// Trotzdem hakte er nach. "B-bist du ein Geist... spukst du hier?" Auch wenn es absurd klang, lieber wollte er auf Nummer sicher gehen. Wer sagte ihm aber, dass er die Wahrheit hören würde?! "Ein GEIST??? Nein... NEIN NEIN NEIN!!!" Sogleich wurde diese Möglichkeit also nieder geschmettert. "Ich hab noch keinen gesehen... aber ich bin keiner!", versicherte der Fremde. "Obwohl... ich könnte einem gleichen... NEIN... also..." Als habe man ihn ins Wanken gebracht, begann er vor sich hin zu brabbeln, wie andere ihn denn sehen mochten. Letztlich kam eine Frage an Yuu: "Sehe ich denn wie einer aus?" Der Mann betrachtet den anderen eindringlich mit zusammen gezogenen Augenbrauen, doch musste er es verneinen. "Wenn ich ehrlich bin... tust du es nicht... aber jetzt sag schon... was genau treibst du hier? Und warum... trägst du nicht mehr als eine alte zerrissene kurze Lederhose?" Mit neugierigen, gar funkelnden Augen wurde er angeblickt. "O-OH! das kann ich dir-", begann der Unbekannte, doch verstummte er, als Yuu die Hand hob um ihn zum Schweigen zu bringen. "Bevor du mir antwortest... sag mir erst mal, wo ICH hier bin." Dies war immerhin viel wichtiger. "Auf Afterearth...und dieser Wald... keine Ahnung... ich komm hier her, wenn ich im Dorf war." "Dorf?", da wurde Yuu gleich hellhörig. "Also gibt es hier in der Nähe ein Dorf?" Hoffnung keimte erneut in ihm auf. "J-ja... westlich von hier... da gibt es einen Bergpfad nach unten", erklärte jener und deutete die Klippe hinab. //Gott sei Dank! Was auch immer er hier macht... wenn ich ihn dazu bringen kann, mich in dieses Dorf zu bringen...// Sich eine Taktik zurecht legend, wurde der Brünette jedoch aus seinen Gedanken geholt. "Magst du meine Hose? Ich habe sie im Dorf gefunden. Schick oder? Die Menschen dort sind alle etwas eigenartig... die mögen es gar nicht, wenn man nackt umherläuft... Aber jetzt hab ich ja meine Hose", offenbar glücklich über diese Kleidung, kam er fröhlich lächelnd auf Yuu zu. "Und du? Deine Kleidung hab ich noch nie gesehen... die anderen haben sowas nicht... kommst du aus einem anderen Dorf? Laufen da alle so rum?" Der Fremde war wohl vom Aussehen des Gametesters fasziniert, sodass er kurz darauf um ihn herum scharwenzelte, damit er ihn auch ja von allen Seiten betrachten konnte. "Was hast du da um? Ist da Wasser drin? Darf ich es mal haben?" Fragen über Fragen. Yuu wurde regelrecht bombardiert. //Ha! Warum nicht!// Ihm war eine Idee gekommen, wie er in das Dorf kommen würde. "Schön... du darfst meine Tasche auch mal umhaben, wenn du mich in dieses Dorf bringst, von welchem du gesprochen hast. Ein fairer Deal, oder?" Dass diese Abmachung alles andere als fair war, würde wohl jedem normalen Menschen sofort in den Sinn kommen. Doch der andere hatte diesen kindlich-naiven Charakter, sodass er sicher war, dass er dies für seine Zwecke nutzen konnte. "Wirklich?", wurde er überglücklich gefragt, so als habe man ihm gerade seinen größten Wunsch erfüllen wollen. "Sicher doch!", bestätigte er noch einmal. "Dann folg mir! Ich bring dich dort sofort hin. Geh nicht verloren!" Und damit lief der Fremde auch gleich in den Wald. Yuu tat es ihm gleich und setzte sich in Bewegung. Wenn er jenen aus den Augen verlieren täte, würde er wohl für immer in diesem Grün festsitzen. Somit holt er rasch auf, damit er ihm dicht auf den Fersen blieb. //Schon ein seltsamer Kerl... ob er mich wirklich zu dem Dorf bringt? Vielleicht stellt er sich auch einfach nur so freundlich... aber ein anderer ist nicht hier... da muss ich ihm wohl vertrauen...// Ein wenig leichtsinnig war es schon, doch wie er es festgestellt hatte, blieb ihm erst einmal keine andere Wahl. "Im übrigen... meine Name lautet Hashiba Yuusuke... Wie heißt du?" "Ich habe keinen Namen", kam es als Antwort, ohne dass sich der Fremde zu ihm umdrehte. "Aber mir gefällt deiner. Darf ich dich Meister Yuusuke nennen?" "Keinen Namen..? W-warte.. Meister? Wieso das? Yuusuke reicht völlig aus." "NEIN! Für mich seit Ihr Meister Yuusuke." Die Stimme von jenem ließ keine weitere Diskussion zu. Offenbar bestand er darauf, den Japaner mit solch einem Titel ansprechen zu wollen. "Hör mal... also... ach was soll's... wenn du unbedingt darauf bestehst." "Das tue ich!", gab er ehrlich bekannt. "Na schön... aber jetzt musst du mich auch wirklich zum Dorf bringen." "Natürlich, Meister! Passt bitte auf, wo Ihr hintretet. Und geht nicht verloren." //Na klasse... auf was für einen Kerl bin ich da nur gestoßen?// Noch unsicher darüber, ob er über diese Begegnung wirklich froh sein sollte oder nicht, folgte er dennoch jenem. Etwas anderes blieb ihm immerhin nicht übrig. Er wollte diesem Wald entkommen. Die Zivilisation wartete schließlich auf ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)