Yoyogi von Harulein (Tsuzuku & Meto) ================================================================================ Kapitel 15: Keeki ----------------- Meto zischte unwillig, als er die Haustür hinter sich zusperrte und den durchsichtigen Regenschirm aufspannte. Er konnte die Regenzeit nicht ausstehen, erst recht nicht, wenn sie so spät kam und es dann schon so heiß war. Und er hasste Regenjacken, weshalb er trotz des Regens nur ein T-Shirt und knielange Shorts trug. Wind kam auf und trieb ihm den Regen schon hier vor der Haustür ins Gesicht, was den Schirm ziemlich überflüssig machte. „Ist aber fast egal, ob ich nass werde. Tsuzuku hat ja Handtücher“, dachte er sich und wagte sich ohne den nutzlosen Schirm hinaus in den Regen, Richtung Bahnstation. Sie hatten sich zu sieben Uhr abends in Tsuzukus Wohnung verabredet, diesmal allerdings nicht nur zu zweit. MiA war eingeladen, und Koichi (der nach dem Konzert Tsuzuku seine Nummer gegeben hatte) auch. Ohne Instrumente, nur zum Quatschen, einfach um sich mal näher kennen zu lernen. Seit dem Konzert im Park waren drei Tage vergangen und heute war Mittwoch. In der Bahn war es feuchtwarm und stickig, was Meto wiederum innerlich auf die Palme brachte, dazu kamen die vielen Menschen. Und so war er, als er in Ichigaya ausstieg, erschöpft, durchgeschwitzt und alles andere als gut drauf. Auf dem Weg zu Tsuzukus Wohnung versuchte er, sich wieder zu sammeln und kam schließlich ein wenig entspannter vor der Wohnungstür seines besten Freundes an. Von drinnen hörte er Stimmen und das Geräusch eines elektrischen Küchengerätes. Tsuzuku öffnete die Tür und sah gleich, dass Meto erst einmal einen kurzen Aufenthalt im Badezimmer brauchte. Während Meto sich also den Regen abtrocknete, Tsuzukus Parfüm ausprobierte und sein Make-up wieder herstellte, beobachtete der Ältere, wie seine sonst so ordentliche weil doch recht selten genutzte Küche (er aß meist im Tanaka oder woanders) in eine zuckersüße Kuchenbäckerei verwandelt wurde. Und zwar von Koichi, der als Erster an diesem Tag hier aufgeschlagen war, mit der Idee, man könne doch Cupcakes machen. Gesagt, getan, stand der Pinkhaarige nun mit Schürze um und Mehl im Gesicht am Küchentisch, das Handrührgerät in Gebrauch und dem neugierig dabeisitzenden MiA erklärend, wie er zu diesem Hobby kam. Zweiterer hatte zuerst keine sehr gute Laune gehabt. „Ach, wisst ihr, Dis:Hana ist komplett im Eimer. Ich bin gestern ausgestiegen und hab gesagt, ich komm erst wieder, wenn die ihr Gezicke in den Griff gekriegt haben. Dann haben Shun und Akio einen idiotischen Streit wegen dem Zeitplan angefangen, Hiro hat sich aufgeregt wegen der Miete für den Probenraum und jetzt ist Funkstille. Ich werd mein Talent jetzt besser verkaufen, da können die Gift drauf nehmen!“, hatte er erzählt und Tsuzuku damit zu einem doch recht unsozialen Gedanken verleitet. Denn natürlich war es nicht sehr nett, sich darüber zu freuen, wenn eine Band zerbrach, doch für Tsuzuku, der Meto, MiA und Koichi schon als Mitglieder seiner eigenen Band sah, fühlte es sich wie ein Glücksfall an. Und als Koichi MiA dann ins Backen miteinbezog, besserte sich die Laune des Gitarristen auch recht schnell wieder. Tsuzuku stand einfach daneben und fragte sich, ob seine Küche jemals so viel süßes Zeug erlebt hatte. Meto machte große Augen, als er die von Koichis pastellfarbener Erscheinung, Zuckerdekor und kandierten Erdbeeren dominierte ‚Backstube‘ erblickte. So viel Rosa schien Tsuzukus pragmatisch eingerichtete Küche fast ein wenig zu überfordern. Und das Lied, welches Koichi summte, während er den Teig rührte, setzte dem ganzen eine ebenfalls pinke Krone auf: „… Candy, Candy, Candy, Sweetie, Sweetie…“ „Koichi, was bitte singst du da?“, fragte MiA leicht irritiert. „Das ist aber nicht so’n Idolsong oder so?“ Der Pinkhaarige stoppte schlagartig und schlug sich mit der bemehlten Hand an die Stirn. „Oh Gott, das ist Kyary, glaub ich! Hilfe, bin ich jetzt infiziert?“ Tsuzuku, der diesen Namen nur aus seinen wenigen KERA-Ausgaben und vom Hörensagen kannte, sagte: „Es ist nur ‘ne Sängerin, oder? Die tut doch nichts.“ „Nur? Du bist gut, Tsu! Kyary Pamyu Pamyu ist das gruseligste, was ich je gesehen habe! Sie ist… quietschig und übertrieben niedlich und …überpink!“, erwiderte Koichi, stellte das Rührgerät ab und wandte sich dem Radio auf der Arbeitsfläche zu. „Und, ja, das sage ich mit dieser Haarfarbe! Tu dir ‘nen Gefallen und hör dir nie einen Song von ihr an, das sind extreme Ohrwürmer.“ „Was schreibt sie denn für Lieder?“ „Das willst du gar nicht wissen.“ Koichi drehte am Radio herum. „Hast du hier irgendeinen vernünftigen Sender eingestellt? Aber okay: in Kyarys Liedern geht es hauptsächlich um Bonbons, Kleidchen und so. Und richtige Texte hat sie nicht viel.“ „Okaay…“ Mehr fiel Tsuzuku dazu nicht ein. Er konnte sich nur schwer vorstellen, wie jemand auf die Idee kam, ernsthaft ein Lied über Bonbons zu schreiben. Das passte so gar nicht in seine Vorstellung von Musik. Seine Vorbilder waren Kyo und Ruki, dazu passte das, was Koichi da beschrieb, wirklich überhaupt nicht. Der Pinkhaarige hatte endlich eine passenden Radiosender gefunden und so schallte wenig später ‚Best Friends‘ von GazettE durch die Küche. „Kyary ist halt nicht unsere Musik…“, sagte MiA und wandte sich dann an Meto. „Hey, Metochen, du stehst ja da wie angewachsen!“ „Komm, mach mit, Backen macht Spaß!“ Koichi grinste fröhlich und winkte Meto zu sich her. „Hast du schon mal Cupcakes oder so was gemacht?“ Meto schüttelte den Kopf und wollte schon zu seiner Tasche, um seinen Schreibblock zu holen, aber Koichi hielt ihn zurück. „Beim Backen brauchst du nicht reden oder schreiben. Du musst nur nachmachen, was ich dir sage, okay?“ Meto nickte und nahm den Schneebesen, den Koichi ihm entgegenhielt. „Du hast ja starke Arme, also kannst du das Eiweiß bestimmt so aufschlagen, oder? Die müssen nämlich schön fluffig werden, die Cupcakes.“ „M-hm“, machte Meto leise, was Koichi wiederum grinsen ließ. „Hast du grade einen Ton von dir gegeben, Metochen?“, fragte MiA erstaunt. Meto reagierte darauf kaum und wandte sich dem Eiweiß zu, das es mit dem Schneebesen aufzuschlagen galt. Es war, soweit er sich erinnerte, das erste Mal, dass er beim Kuchenbacken half. Zu Hause gab es selten Kuchen, weil seine Mutter besser kochen als backen konnte, und wenn er einmal in der Küche half, dann höchstens beim Geschirrabtrocknen. Und das zeigte sich nun. Meto hatte keine Ahnung, wie genau Koichi ‚fluffig‘ gemeint hatte, war deshalb unsicher und das bewirkte, dass er etwas zu zögerlich war. „So wird das nichts“, sagte Koichi, als Meto ihm das Zwischenergebnis zeigte. „Du musst schon richtig schlagen. Schau mal, so geht das.“ Er nahm Meto die Schüssel und den Schneebesen aus der Hand und zeigte es. Meto sah genau hin und versuchte daraufhin, das nachzuahmen, aber irgendwie sah es bei Koichi viel einfacher aus, als es war. Er gab sich wirklich Mühe und versuchte, den Schneebesen schneller und mit mehr Kraft zu benutzen, doch diesmal übertrieb er es in die andere Richtung und ein kleiner Teil des jetzt flockigen Eiweißes verteilte sich in der Küche. „Oh…“, entkam es ihm. Tsuzuku war inzwischen etwas näher getreten und schüttelte sich jetzt die kleinen, weißen Flocken aus den Haaren. Er lachte leise. „Nicht schlimm, Meto.“ MiA, der ebenfalls etwas abbekommen hatte, lachte auch. „Sorry, Metochen, aber du bist irgendwie total niedlich, wenn so was passiert.“ Meto atmete drei Mal tief durch. Mit so einem kleinen, dummen Fehler umzugehen, war nicht ganz einfach für ihn. Da ging sein Perfektionismus mit ihm durch und drohte, ihn niederzumachen. „Hey, ist doch alles gut“, sagte Koichi. „Schau mal, das ist fluffig genug, das können wir jetzt unterheben und dann sind wir auch schon fast fertig.“ So motiviert kriegte Meto sich schnell wieder ein und ließ sich von Koichi zeigen, wie man das Eiweiß unter den Rührteig mischte, um diesen in eine fluffige Masse zu verwandeln. „Das werden echte Wölkchen, oder?“, fragte MiA. Koichi zog ein Muffin-Blech aus seiner mitgebrachten Tasche, dazu kleine Kuchenförmchen, und portionierte die Teigmasse so in kleine Kuchenkleckse. „So, die kommen jetzt in den Ofen und nachher wird das Icing gemacht.“ Er stellte eine Backuhr, schob das Blech in den Backofen und schaltete ihn ein. Auf einmal, wo es erst einmal nichts mehr zu tun gab, breitete sich eine etwas unangenehme Stille in der Küche aus. Tsuzuku wusste nicht, was er sagen sollte. Einerseits brannte es ihm unter den Nägeln, endlich über seinen Traum von einer richtigen Band zu sprechen, aber schon stellte sich seine Unsicherheit wieder ein und er war nicht sicher, ob es schon der richtige Zeitpunkt dafür war. Schließlich brach MiA das Schweigen. „Sag mal, Koichi, was spielst du eigentlich?“ „Stimmt, dir hab ich das noch gar nicht erzählt. Ich spiele E-Bass.“ „Hast du ‘ne Band oder so?“ „Nee, noch nicht. Ich suche aber eine.“ MiA lächelte. „Wie wär’s denn, wenn wir alle zusammen mal spielen? Deswegen haben wir uns doch heute hier getroffen. Und, na ja, also ich bin ja jetzt sozusagen wieder zu haben…“ Tsuzuku fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen. MiA sprach genau das an, worüber er ja auch reden wollte, sich nur wieder nicht getraut hatte. Meto lächelte breit, holte seinen Block und schrieb: „Wir können doch eine neue Band gründen. Nur wir zu viert. Wir gehen in den Yoyogi und spielen da und die Leute werden so begeistert sein, dass sie uns sogar Geld hinwerfen.“ „Wow, Metochen! Du hast ja ein Selbstbewusstsein… na ja, so wie du hinterm Schlagzeug abgehst, hätt ich mir das denken können, oder? Aber, weißt du, woher das kommt, dass ich dich zuerst für schüchtern gehalten habe und so?“ Meto nickte. Ja, er wusste, es lag an seinem Stummsein. Wer nicht redete, wirkte nun mal still und zurückhaltend. Dass er dahinter ganz anders war, war wohl schwer zu erkennen. Und er wusste, wie das zu ändern war. Nur fühlte er sich dazu noch nicht bereit. Er erinnerte sich an den Abend, als er zum ersten Mal mit Tsuzuku gesprochen hatte. Daran, wie viel Überwindung ihn das gekostet hatte. Er hatte stundenlang wach gelegen und darüber nachgedacht, dabei versucht, erste Töne hervorzubringen und war schließlich ohne seinen Schreibblock zu Tsuzuku ans Bett gekommen. Weil er mit diesem über den damaligen Streit mit seinen Eltern reden hatte wollen. Und jetzt? War der im Raum stehende Gedanke an eine eigene Band nicht Grund genug, sich wieder zu überwinden und endlich mit MiA und Koichi zu reden? Aber was sollte er sagen? Tsuzuku bemerkte, dass es in Metos Kopf wieder zu rattern begonnen hatte und trat näher an seinen Freund heran. „Willst du reden?“, fragte er. Meto nickte zögernd. „Lass dir ruhig Zeit“, sagte Koichi. „Hier drängt dich keiner.“ „Ich will aber“, dachte Meto. „Ich kann nur nicht.“ Er nahm seinen Block wieder und schrieb das auf. „Das schaffst du schon, Metochen“, sagte MiA und Tsuzuku lächelte ermutigend. Dann ging der Schwarzhaarige ins Wohnzimmer hinüber und schaffte dort ausreichend Ordnung, damit man sich auf dem Sofa zusammensetzen und reden konnte. Als die vier kurz darauf dort saßen, herrschte wieder diese unangenehme Stille. Tsuzuku traute sich nicht, wieder das Thema Band anzuschneiden, obwohl MiA darauf zu warten schien, Koichi sah hin und wieder auf die Uhr und Meto war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. „Okay, Leute!“, brach MiA schließlich wieder das Schweigen. „Wollen wir das so machen, also mal alle zusammen spielen? Meto hat einen tollen Probenraum zu Hause, wir haben alle Instrumente beisammen und genug Songs zum Covern gibt’s auch, oder?“ „Klar, wieso nicht?“, erwiderte Koichi. „Ich meine, wow, da könnte echt ganz schnell ‘ne kleine Band draus werden, oder?“ „Dann… steht doch nichts mehr im Wege, oder?“, fragte Tsuzuku, der langsam seine zwischenzeitlich wieder etwas abhanden gekommene Sicherheit zurückgewann. Er konnte kaum glauben, dass sich hier und jetzt vor seinen Augen der Weg zu seinem größten Traum ebnete. MiA schien die Idee, etwas auf die Beine zu stellen, jedenfalls wirklich zu gefallen. Währenddessen hatte sich das Rattern in Metos Kopf wieder beruhigt. Er war zwar immer noch nicht bereit zu sprechen, doch die Forderung danach, die sich trotz MiAs und Koichis Worten in ihm aufgebaut hatte, war wieder aufgelöst und so konnte er auf seine Weise am Gespräch teilnehmen. „Wann passt es euch denn mit der Zeit?“, schrieb er. „Ich kann ja fast immer.“ „Nächstes Wochenende?“, erwiderte Koichi. „Weil, ich muss die ganze Woche über Dienst im Goth-Laden schieben.“ „Wie wäre Samstag? Ich muss die halbe Woche und Sonntag arbeiten“, schlug MiA vor. „Oder Sonntagabend, wenn die Lady da absagt. Ich kenn die, manchmal macht sie das.“ „Was hast du denn für einen Job, dass du da Dates haben kannst?“, fragte Koichi und grinste. „Ich bin Teilzeit-Host.“ Koichi machte große Augen. „Echt jetzt?“ Dann wandte er sich an Tsuzuku: „Und du? Was hast du für einen Job?“ „Ich arbeite als Kellner“, antwortete Tsuzuku. Das Gespräch blieb beim Thema Beruf hängen. MiA erzählte von der Arbeit als Host, Koichi hatte einiges aus dem Gothic-Laden zu berichten und Tsuzuku warf hin und wieder etwas von seiner Arbeit im Tanaka ein. Meto saß daneben, hörte zu und versuchte, aus dem Gesagten heraus MiA und Koichi noch besser kennen zu lernen. Als die Uhr in der Küche klingelte, sprang Koichi auf, flitzte in die Küche und rief kurz darauf: „Die Wölkchen-Cupcakes sehen super aus!“ Meto folgte ihm und fragte per Notizblock: „Wo hast du denn so gut Backen gelernt?“ „Von meiner Ma“, erwiderte Koichi. „Sie hat auch das Rezept für diese Wölkchen erfunden.“ ‚Wölkchen‘ war wirklich genau der richtige Name für diese kleinen Kuchen. Sie sahen total weich und fluffig aus, was sicher zum größten Teil an dem eingerührten Eischnee lag. Meto nahm eins in die Hand, drückte es vorsichtig ein wenig zusammen und stellte fest, dass es genauso weich war, wie es aussah. Koichi war wirklich gut. „Aber nicht gleich essen!“, sagte der Pinkhaarige. „Da muss noch Icing drauf. Und ich hab Schokoherzchen dabei.“ „Du magst gern süßes Zeug, oder?“ „Ja. Ich weiß, das kommt ziemlich Girlie-like, aber so bin ich eben.“ Sich mit Koichi zu unterhalten, war natürlich ganz anders als mit Tsuzuku, doch es machte Spaß und Meto mochte ihn wirklich gern. Er war schon ziemlich gespannt, wie Koichi wohl Bass spielte und ob das mit seiner eigenen Vorstellung von Musik zusammen passte. Doch so begeistert, wie Koichi auf dem Konzert im Park gewesen war, sah es in der Hinsicht ziemlich gut aus. Währenddessen saßen Tsuzuku und MiA noch im Wohnzimmer zusammen. „Sag mal, kann es sein, dass du mir irgendwas sagen willst?“, fragte MiA. „Du wirkst irgendwie angespannt.“ „Ich… ähm, weißt du, wegen deiner Band… dass die jetzt kaputt ist, tut mir echt leid, aber… ich hab mich auch ein bisschen gefreut. Weil ich… na ja, ich würde gern eine Band mit dir und Meto gründen, und wenn Koichi auch will…“ Wieder hatte sich Tsuzukus Puls ein wenig beschleunigt und er spürte erneut die altbekannte Unsicherheit. War es okay, das jetzt so zu sagen? Obwohl MiA es sozusagen eingefordert hatte, fühlte Tsuzuku sich da nicht wirklich sicher. Aber MiA reagierte keineswegs traurig oder beleidigt. „Mensch, sag das doch! Du willst mehr als nur mal zusammen spielen und in den Park, hab ich Recht? Du willst ‘ne echte Band mit Namen und großen Zielen und allem Drum und Dran. Hey, ich hab gesagt, ich bin in der Beziehung zu haben und so hab ich das auch gemeint, Tsuzuku. Das kannst du mir ruhig glauben.“ „Wirklich?“ „Na klar!“ MiA lächelte, stand auf und nahm Tsuzukus Hand (was diesem wiederum das bekannte Herzklopfen bescherte). „Komm, gleich gibt‘s Kuchen!“ „Noch nicht fertig!“, rief Koichi. „Da muss doch noch die Deko drauf!“ Er riss die Tüte mit dem Icing-Pulver auf, gab Sahne dazu und drückte Meto den Topf in die Hand. „Zweiter Versuch?“ Meto nickte und versuchte daraufhin sein Bestes, um nicht wieder die Hälfte des Topfinhaltes in der Küche zu verteilen. Dieses Mal gelang ihm das auch relativ gut, jedoch half Koichi dann noch mit dem Handrührgerät nach. „Wenn du noch ein bisschen übst, klappt das bestimmt bald.“ Meto nickte wieder. Er hatte das Gefühl, in Koichi einen wirklich netten, neuen Freund gefunden zu haben. Als die Cupcakes schließlich fertig waren, räumten Tsuzuku und Koichi die Küche erst ein wenig auf, während MiA im Wohnzimmer den Couchtisch deckte. Und als sie zu viert um den Tisch herumsaßen, wandte MiA sich ganz direkt an Koichi: „Wir gründen eine Band, willst du mitmachen?“ Koichi blickte von MiA zu Tsuzuku, von Tsuzuku zu Meto und wieder zu MiA. „Das geht aber schnell…“ „Tsuzuku wünscht sich eine echte Band und ich dachte, dem steht doch nichts im Wege, oder?“ MiA lächelte. „So ‘ne richtige Band?“, fragte Koichi. „Ihr wisst doch noch gar nicht, ob ich so gut bin.“ „Würdest du dich denn selbst als gut bezeichnen?“, fragte Tsuzuku. „Na ja, ich spiele seit über drei Jahren Bass… Ich glaube, ich bin schon nicht ganz schlecht“, drückte der Pinkhaarige sich recht japanisch aus. „Es wäre mir eine Freude, das zu sehen und zu hören“, erwiderte Tsuzuku. „Wirklich.“ Meto saß neben ihm und strahlte in die Runde. Er war mehr als happy darüber, dass MiA die Sache in die Hand genommen hatte. Und trotzdem… eine Frage gab es da für Meto noch: „Und die anderen? Was sagen die dazu? Du hast ja vorhin schon gesagt, mit Dis:Hana ist’s aus, aber…“ „Ist mir egal, was die sagen. Ich bin da raus, weil ich keine Lust auf das Gezicke von Shun hab, Akio ist manchmal echt kindisch und Hiro wollte wegen Sayuri eh zu ‚Flower‘ wechseln. Shun ist selber schuld, wenn er mit seinem ‚Ich bin hier der Leader‘-Getue seine Leute vergrault.“ „Wieso, was macht er denn?“ „Na ja, er führt sich halt als Boss auf und glaubt, er sei der Beste. Dabei ist er das nicht mal. Tsuzuku, du bist ihm um Jahre voraus mit deinem Können. Aber das alles sieht Leader-sama überhaupt nicht ein und deshalb sehe ich auch nicht ein, warum ich mich weiter mit ihm befassen sollte.“ MiA schien wirklich ziemlich sauer auf Shun zu sein. Doch dann lächelte er. „Erst recht nicht, wenn ich so eine tolle Alterative habe. Und wisst ihr, ich würde zu gern Shuns Gesicht sehen, wenn er sieht, dass wir vier irgendwann mal so richtig erfolgreich sind.“ Er nahm einen Bissen von seinem Cupcake. „Ich wusste nicht, dass euer Streit wegen dem Zeitplan so schlimm ist…“, sagte Tsuzuku. „Es ging ja nicht nur um diesen blöden Zeitplan. Das Problem dahinter war Shun, beziehungsweise sein durchgeknalltes Ego. Der Typ hält sich einfach für megatoll und sieht’s nicht ein, wenn einer das anders sieht… aber okay, ich bin durch mit ihm.“ Tsuzuku hatte beim ersten Auftritt eigentlich gar nicht dein Eindruck gehabt, dass der rothaarige Bandleader ein so schwieriger Charakter war. Aber vielleicht fiel das auch nur denjenigen wie MiA auf, die länger mit ihm zusammen spielten. Auf jeden Fall freute Tsuzuku sich wahnsinnig, dass sein größter Traum sich gerade begann zu erfüllen. Das folgende Gespräch, an dem Meto sich schriftlich lebhaft beteiligte, drehte sich dann auch darum, was man für eine Band alles brauchte und welche Gründungsgeschichten sie von anderen Bands kannten. Sie verabredeten sich für Samstag zu viert bei Meto zu Hause, um zum ersten Mal alle zusammen Musik zu machen und damit herauszufinden, ob es wirklich passte. Als sie sich spät abends verabschiedeten, hatte der Regen eine kurze Pause eingelegt und so kam Meto trocken zu Hause an. Derweil stand Tsuzuku in seiner Wohnung am Küchenfenster und blickte in den Innenhof. Die Küche war bereits aufgeräumt und wieder vom Pink befreit, dabei hatten alle mitgeholfen. Tsuzuku nahm eine Packung Zigaretten von der Fensterbank, nahm eine heraus, zündete sie an und blies den bläulichen Rauch durch das offene Fenster in die nächtliche Luft. Obwohl der Tag recht anstrengend gewesen war, fühlte er sich noch kein bisschen müde und so beschloss er, noch ein bisschen an seinen Songs zu schreiben. Zuerst fielen ihm wieder nur Stichworte ein, doch dann kam alles Schlag auf Schlag, die Worte flossen geradezu aus dem Stift und bildeten mit den Melodien in Tsuzukus Kopf ein Lied, dann noch eines und noch eines. So viel hatte er noch nie geschrieben. Es waren ganz unterschiedliche Songs. Ein positiver über Freundschaft (beim Schreiben dachte er sehr an Meto), einer über die Angst, die immer noch da war, und einer über Liebe, obwohl er darin ja überhaupt keine Erfahrungen hatte. Als er dann doch irgendwann ins Bett ging, war sein Kopf voll mit Musik und er träumte wieder von der Bühne. Dieses Mal waren eindeutig Meto, MiA und Koichi dabei. Er träumte ein komplettes Konzert, von Anfang bis Ende, mit allem Drum und Dran, auch mit Sachen, die er sich in echt noch gar nicht traute und Liedern, die er noch nicht geschrieben hatte. Von diesen blieb ihm einiges in Erinnerung. Mitten in der Nacht wachte er auf und fühlte sich irgendwie verändert, in eine gute Richtung, die sich mutig und stark anfühlte, so als könne er auf einmal Dinge, die er vor dem Traum nicht gekonnt hatte. Mit diesem guten Gefühl schlief er wieder ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)