When the rain begins to fall... von Takaya ================================================================================ Kapitel 13: Zuhause ------------------- Kursiv = Brief/"rapider" Szenenwechsel Dreizehntes Kapitel -Zuhause- ~~Im Hotelzimmer~~ Ty: Ich hätt' ja nicht gedacht, dass deine Mutter es so locker auffasst. Max: Tja, sie hat schon immer gesagt, dass es bei der Liebe nicht drauf ankommt, wie jemand aussieht oder welchen Geschlechts diese Person ist. Tyson errötete. Max errötete. Kenny errötete. Ty+Max: HUH?! Ken: Sorry für die Störung, aber draußen steht jemand, der mit dir sprechen möchte. Dabei zeigte der Brünette auf Max. Max: Mit mir? Ty: WER ist das? Und Tyson brodelte vor sich hin. Doch Max wusste, wie man da rangehen musste. Einfach einen Kuss auf die Wange geben, woraufhin der Hitzkopf erneut einer Tomate glich. Unser Blondschopf trat aus dem Zimmer, nur um einen ganz in weiß gekleideten Mann vor sich zu finden. Konnte es sein...? Max: Wer bist du? Der Fremde antwortete erstmal nicht aus Verlegenheit, holte aber aus einer gut versteckten Tasche seiner Robe einen Umschlag hervor. "Mein Name ist Jun, werter Herr, und ich bin gekommen, Euch diese Nachricht von meinem Meister Rei zukommen zu lassen. Max guckte wie ein Auto. Werter Herr?! MEISTER Rei?!? Was ging hier vor?!?! Denn schon allein die Tatsache, dass jemand Älteres ihn so hoch stufte, war ihm schon peinlich. Max: Ähm... äh..Wo... ist denn Rei? Zögerlich nahm er den Brief entgegen. Jun: Mein Meister ist mit diesem ungehobelten Flegel wieder zu Hause. Dabei schaute der erwachsene Engel nicht gerade gut gelaunt drein, als sein Blick zur Seite schweifte. Max: Ach so... WAS?! Beinahe wären seine Augen aus den Höhlen geflogen. Wenn er das so richtig verstanden hatte, war Rei wieder im Himmel. Und auch noch mit Kai, wenn mit dem 'ungehobelten Flegel' er gemeint war. Au weia, wie wird das enden; ein Dämon im Himmel?! Als hätte Tyson es gespürt, kam er ebenfalls aus dem Zimmer und legte seinem Freund beruhigend eine Hand auf die Schulter und meinte nur: "Es wird ihnen schon gut gehen, Max. Und soweit ich weiß, ist es auch Dämonen gestattet, sich im Himmel aufzuhalten. Oder was glaubst du, wie ich entstanden bin?" Max glotzte den Drachen ungläubig an, als hätte er ihm einen Bären aufbinden wollen, aber anscheinend meinte Tyson es ernst. "Na, willst du nicht den Brief öffnen?" Diese Frage unterstrich er noch mit einem raschen Kuss auf den Mund. *OxO* <- Max *O_O* <- Jun, war das nicht gewohnt Als die Schildkröte sich wieder fangen konnte, holte er die Nachricht aus dem Umschlag und las Folgendes: Hallo Max! Damit du dir keine Sorgen machst, habe ich Jun nach dir schicken lassen, um dir Bescheid zu sagen. Ich bleibe etwa für eine Engelwoche hier und werde weiter für meine Mission recherchieren. Max: Engelwoche? Unverständnis war auf der Stirn von Max zu erkennen. Ty: Das ist etwa ein Tag auf der Erde. Mann, die da oben müssen alles wieder mal komplizierter gestalten! Max: Wieso? Ty: Bei uns in der Unterwelt ist die Zeit genauso wie auf der Erde. Max: A..ha Ty: Was denn? Max: Woher weißt du soviel über die Welt der Engel? Eigentlich müsste ich doch über all das Bescheid wissen und nicht du. Ty: Tja... Liest doch den Brief weiter! Vielleicht hat Rei noch was Wichtiges geschrieben! Max: Hm. Ach ja, wunder dich nicht, wenn ihr Kai nirgendwo auffinden könnt', denn er ist hier bei mir. Frag mich nicht, wie das zustande kam. Er ist einfach mitgekommen... Auf alle Fälle pass ich gut auf ihn auf! Ach, und noch etwas: "Nenn mich nicht vor den anderen 'Meister', Jun!", las Max laut vor und beobachtete den großen Mann, wie er beim Laut seines Namens aufzuckte und danach eine entschuldigende Miene aufsetzte. Selbst hier wusste Rei auch ohne da zu sein, was sein Gehilfe tat. "Gut! Wenn die beiden sich aus dem Staub gemacht haben, tun wir es ihnen gleich!", rief Tyson freudig auf und packte seine und Max' Sachen auf schnellstem Wege in seinen Koffer, ließ eine recht verwirrte Schildkröte zurück. "Wie... meinst du das Ty?" Max ahnte schon, was auf ihn zukam. "Wir gehen in die Hölle zu mir nach Hause." . . . Blanke Fassungslosigkeit. . . . Max dachte, er habe sich verhört, und fragte noch mal nach: "Bitte WAS?!" "Max, seit wann verstehst du nicht unsere Sprache? Wir gehen ebenfalls nach Hause!" Der sonst so quirlige Junge war nun still und blass wie der Onkel Mond. "Sag mal, geht's dir noch gut?!", er fasste seinem Freund an die Stirn, "Hallo~~~o! Schon vergessen, dass ich ein Engel bin?!" Tyson nahm Max' Hand von seinem Kopf weg und hielt sie fest. "Ja und? Rei ist doch auch nichts passiert, als er Kai da zurückgeholt hat. Außerdem, solange du deine Flügel nicht zeigst, wirst du auch nicht bemerkt. Also, komm mit, denn ich möcht' dich gerne meinem Vater zeigen." Max wurde schon rot, als Tyson seine Hand ergriff, doch nachdem, was er gerade gesagt hatte, flammte er auf wie ein Leuchtturm. "Ich..ich.." Er konnte nur stottern, so aufgeregt war er. Denn für ihn war es was Besonderes, Tysons Eltern vorgestellt zu werden (So was wie die Schwiegereltern kennen lernen). "O..okay!", stimmte er dann verlegen zu und holte noch schnell Papier und Stift, um Rei mit zittriger Hand zurück zu schreiben: Hallo Rei! Ist okay, wir geben auch Lee Bescheid! Tyson und ich werden ebenfalls nach Hause gehen, zu ihm nach Hause... Na ja, falls irgendwas sein sollte, du weißt, was du zu tun hast! Ich komm dann später in den Himmel und besuch dich. Grüß Kai von uns, wenn er mal 'gute' Laune hat! Max Beim letzten Satz musste Max kichern, als er aus dem Augenwinkel den erwartungsvollen Blick von Tyson spürte. Er nahm den Brief, steckte ihn in den Umschlag von Rei und überreichte ihn Jun mit den Worten: "Bitte bestellen Sie ihm schöne Grüße von uns und dass er sich keine Sorgen zu machen braucht." Der andere Engel nickte, machte eine kurze Verbeugung und verwandelte sich wieder in einen weißen Spatz, um aus dem am Hotelflur grenzende Fenster hinauszufliegen. Max sah ihm erstaunt hinterher bis ihn Tyson wieder an der Schulter berührte. "Wollen wir los?" "Ja!" ~~In Rei's Haus~~ "Also, willst du dich noch fertig machen oder nicht?" "Ts, wer sagt, dass ich überhaupt mitkommen will.", murmelte Kai vor sich hin, doch aber noch laut genug für Rei's Ohren. "Keiner zwingt dich dazu.", seufzte dieser, "Werde ich wohl mit jemand anderen auf dem großen Ball tanzen müssen..." Der Chinese war sichtlich enttäuscht gewesen, dass sein Captain nicht mitgehen wollte. Denn er ging nicht gerne alleine dahin, da er normalerweise sonst immer mit Lee dort gefeiert hatte. Die Leute dort waren ihm natürlich nicht fremd gewesen, aber dennoch unterschieden sie sich von Lee. Ihnen konnte er nicht so viel Vertrauen entgegen bringen... Plötzlich nahm er einen warmen Lichtschein wahr und drehte sich zu Kai um. Dort stand er, ganz in schwarz gekleidet. Sein auffälliger weißer Schal war verschwunden und wurde von einem ärmellosen Shirt mit engem Rollkragen ersetzt. Die Hose hatte anstelle der Cargotaschen zwei Schnallen auf der einen und vier auf der anderen Seite, die die Haut darunter hervorschimmern ließen. Betont wurde das Ganze noch mit schwarzen ellenbogenlangen Pulswärmern, wobei auf dem linken eine einzelne kleine rote Feder aufgestickt war. Rei musste zugeben, Schwarz war eine Farbe, die Kai sehr gut stand. "Ist es so okay, oder wieso starrst du mich so bescheuert an?", weckte der Russe Rei barsch aus seiner Träumerei auf und begab sich in Richtung Haustür. "Uhm, ja..warte!" Die Sonne war bereits am Untergehen und tauchte die Wolken in ein tiefes Rotorange. Bald würde die Nacht den Tag vertreten. Rei war irgendwie neben sich, was sich in dem Ausmaß zeigte, dass er kaum ruhig neben Kai lief und immer wieder zu ihm rüberschielte. "Was soll die Glotzerei, Kon?!", fuhr dieser ihn an und stapfte weiter durch die Wolken, ohne das Gebäude, an dem er vorbeiging, einem Blick zu schenken. Als er dann aber merkte, dass Rei nicht mit ihm ging, drehte er sich mürrisch um und sah ihn vor jenem lächelnd stehen, ärgerte sich über seine Unachtsamkeit. Rei dagegen ging schon mal ein paar Stufen hoch, die vor dem opernähnlichen Haus gebettet waren, blieb jedoch auf der vorletzten stehen. Ohne sich umzudrehen meinte er kleinlaut: "Du... siehst gut aus." und nahm die Beine in die Hand, in dem Eingang zu verschwinden. Tyson führte Max zu einem alten Mammutbaum und klopfte einmal dagegen. Vor ihnen öffnete sich der Stamm auf einmal mit einem lauten Knarren und ließ Max' Augen immer größer werden. "Und hier sollen wir durch?", klang es ängstlich aus seiner zittrigen Stimme und er hielt sich etwas an Tysons Weste fest. Er mochte die Dunkelheit nicht, dachte an die Zeit zurück, wo er allein in seinem Zimmer saß, während seine Eltern sich stritten... "Max?" Der Angesprochene horchte auf und sah direkt in Tysons bedrücktes Gesicht. "Schon okay. Es ist nur..." Sein Blick schweifte wieder in dieses unheimliche Nichts, machte ihn noch blasser als er schon war. "Du fürchtest die Dunkelheit, nicht wahr?" Der Engel sah zum Blauhaarigen auf, in seinen tiefblauen Augen nur Trauer und Furcht zu sehen. Das erschütterte den Drachen, denn er hatte nie was anderes außer Fröhlichkeit oder Ausgelassenheit in diesen Seelenspiegeln gesehen, in denen er jedes Mal versank, wenn er träumen wollte. Aber die Sache im Geisterhaus hatte er nicht vergessen... Zuerst erhob sich seine rechte, danach seine linke Hand, berührten leicht das Gesicht des anderen, um es dann sanft zu umfassen und langsam zu sich zu ziehen. Der Größere sah, wie sich nun Erstaunen in diesen wunderschönen Augen widerspiegelte, bevor sie sich schlossen und die seinigen Lippen empfingen. "Ich werde es nicht zulassen, dass dir etwas zustößt." kam es flüsternd bevor der Mund wieder auf Wanderschaft ging und sich auf Max' wieder fand. Ein Zittern ging über des Engels ganzen Körper und seine Finger krallten sich in den Stoff von Tysons Shirt. Das Herz schlug ihm bis zum Hals hoch, obwohl der Kuss nicht für lange anhielt. Und doch gab es ihm die nötige Ruhe und auch den Mut, sich nun in die Tiefe stürzen zu können. Die Sicherheit, die Tyson ihm versprach, gab ihm Halt, aber keine Vorsicht, als er in den dunklen Gang tapste und plötzlich "KYAAA!!!" prompt in ein Loch stürzte und von der Bildfläche verschwand. Ty: Schatz! Wieso hast du es denn so eilig? Max: AAAAaaaah! Dessen Schrei wurde immer leiser. Ty: Na, da soll ich wohl hinterher. Warte, Maxi!!! Kai stand noch da und starrte auf die Stelle, wo Rei noch vor kurzem stand. Hatte er sich verhört?! Oder meinte Rei gerade wirklich, dass ihm sein Outfit... gefiel? Wahrscheinlich hätte er noch weiter dort verweilt, wenn ihn Rei's Stimme nicht gerufen hätte, doch endlich rein zu kommen. Wieder finster blickend ging er die Treppe hoch und sah zwei Engel an einem riesigen massiven Tor stehen, die ihn herzlich empfingen. Erstaunen hätte sein Gesicht geziert, wäre seine Maske nicht so eisern gewesen. Rei führte Kai in einen prächtig dekorierten Saal, welcher eine solche Wärme und eine solche freundliche Ausstrahlung hervorrief, die Kai nie in seiner Welt vorgefunden hätte. In der Hölle gab es nicht sehr viel mehr Unterschiede als im Himmel abgesehen von der etwas düsteren Stimmung, doch die Dämonen, mit denen der Phönix verkehrte, hatten ihm nie das Gefühl gegeben, willkommen zu sein. Weder Boris noch sein Großvater noch sonst jemand. Respekt, ja, aber niemals das Gefühl, gebraucht zu werden. Eher missbraucht. Doch all diese Emotionen, die ihn überschwemmten, unterdrückte er gewaltsam. Das einzige, was er gelernt hatte: Zeige unter keinen Umständen deine Schwächen! Und an diesem Ort hatte sich seine Ansicht auch nicht geändert. Jeder Gast, der ihn grüßte, bekam gratis einen misstrauischen Blick von unserem Dämon, woraufhin dieser ihn bestürzt mied. Hinzu kam noch, dass er der Blickfang der ganzen Veranstaltung war. Warum? Na ja, würdet ihr ein schwarzes Schaf unter sonst nur weißen übersehen? Denn in dem Sinne war er das nämlich. Seine tiefschwarzen Sachen und seine düstere Erscheinung zogen die Blicke auf ihn, doch das ließ ihn völlig kalt. Er fragte sich nur, warum er überhaupt mitmachte. Er konnte solche Partys nicht ausstehen und alles, was damit zu tun hatte, weswegen er ihnen regelrecht aus dem Weg ging. Und sollte er hier und jetzt eine Ausnahme machen? Also machte der Dämon auf dem Absatz kehrt und wollte den Saal geradewegs verlassen, wenn ein gewisser Chinese nicht seinen Arm ergriffen hätte. "Lauf nicht weg." Diese wenigen Worte brachten ihn zum Denken, ließen ihn zum Entschluss kommen, dazubleiben und die Blicke der anderen Engel zu ignorieren. Denn sonst wäre er nicht besser als Rei gewesen. BOMM! ROLL! POF! So in etwa landete Max erst auf seinem Allerwertesten, um danach wie eine Kugel weiterzurollen und dann auf dem Rücken liegend alle Glieder von sich zu strecken. Daraufhin folgte gleich Tyson aus der ewig langen Rutsche geschlittert, kam grazil (DAS geht?!) auf zwei Beinen an und bewegte sich auf seinen Geliebten zu. Ty: Na, das müssen wir aber noch üben. Max: Sehr witzig, Tyson. Ty: Na komm, ich helf dir auf! Gesagt, getan. Der Blauhaarige zog seinen Freund auf die Beine und dann zu sich an die Brust. Max: ... Hey! Tyson amüsierte sich prächtig, Max so schüchtern zu erleben, und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Komm! Ich zeig dir mein Haus!" "O... okay..." Nachdem das Fest als eröffnet galt, wurde die Luft mit Musik und Lachen erfüllt und alle erfreuten sich an diesem Abend. Rei ging kurz fort, um für Kai und sich etwas zu trinken zu holen, und ließ den Russen für einen Moment allein an einer Säule stehen. Eigentlich konnte er jeder Zeit sich aus dem Staub machen und den Engel links liegen lassen, aber aus einem unauffindbaren Grund wollte er ihn nicht enttäuschen. Nicht noch einmal. "Langsam werde ich genauso soft wie er.", grummelte Kai, während er seinen Blick über die ganze Party schweifen ließ. Alle trugen diese weißen Gewänder, jeder auf seine individuelle Art wie das von Rei. Doch Kai ging es nicht aus dem Sinn, dass der Chinese sich von den anderen irgendwie hervorhob, sie überstrahlte. 'Ich bilde mir das nur ein', war sein nächster Gedanke und wartete gelassen, bis Rei zurückkam. 'Jetzt fehlt nur noch, dass Tyson und ich Freunde werden! Igitt...' "Hier, Kai.", reichte ihm der Tiger einen Becher mit einer farblosen Flüssigkeit. "Aber sei vorsichtig. Es hängt einzig und allein von dir ab, was du trinken möchtest." Kai warf ihm einen etwas verwirrten Gesichtsausdruck entgegen, was bei dieser Äußerung verständlich war. Rei lachte kurz auf deswegen. "Na ja, du solltest wissen, dass das eines von Gottes Tricks ist.", grinste er, "Wenn du daran denkst, was du gerne trinken möchtest, wirst du es auch wirklich trinken. Versuch es!" Skepsis konnte von Kais Gesicht abgelesen werden, während er einen Blick in den Becher warf. 'Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll, aber ich gehe das Risiko mal ein.' Schließlich stellte sich der Russe etwas Einfaches vor, während er ansetzte und nippte: Orangensaft. Und tatsächlich: Er schmeckte den reinsten Saft, den er jemals in seinem ganzen Leben getrunken hat. Sogar ein leises "Köstlich" konnte er nicht unterlassen, während er in den Becher sah. "Nicht wahr?" Rei lächelte amüsiert und nahm ebenso einen Schluck. "Aber du musst darauf achten, was du denkst, ansonsten kriegst du plötzlich den Geschmack von z.B. Gras in den Mund oder sogar etwas Schlimmeres." 'Eh... Gras?' . . . Und sogleich spuckte der Grauhaarige seinen Drink angeekelt zurück in seinen Becher, sah den kichernden Engel etwas verblüfft an. "Sieht du. Das meinte ich." Dann rief jemand nach Rei, der sich kurz beim Dämon entschuldigte und ihn für einen kurzen Moment allein ließ. Dieser nickte nur und konzentrierte sich wieder auf Orangensaft, sobald er an seinem Becher kostete. Als er sah, wie Rei von seinen Bekannten aufrichtig begrüßt worden war und sogar umarmt wurde, kam ihm plötzlich etwas oder sollte ich besser sagen jemand in den Sinn. Unverzüglich hatte er den seltsamsten, aber auch den außergewöhnlichsten Geschmack im Mund, für das er sich selbst mental schalt: 'Was kam nur über mich, so einen Scheiß zu denken?!' Kai leerte ohne aufzufallen schnell den Inhalt seines Bechers bis auf den letzten Tropfen und stellte ihn auf den nächst gelegenen Tisch wieder ab. Gleich danach kam Rei zurück, gefolgt von Musik; so engelhaft wie er selbst. "Los, Kai! Lass uns tanzen!", lachte der Dunkelhaarige und winkte ihn zur Tanzfläche. Kai dagegen, der das schon kommen gesehen hatte, schnauzte ihn verhohlen an: "Ich. Tanze. Nicht." Das unterstrich er, indem er demonstrativ seine Arme vor seiner Brust verschränkte. 'Das war zu erwarten.', dachte Rei, grinste aber hinterhältig. "Nun, du würdest mehr auffallen, wenn du dich nicht an der Party beteiligst, weil dieser Tanz Tradition ist. Und jeder Mann muss daran teilnehmen." Hm, das war logisch für den Dämon, aber nichtsdestotrotz wollte er nicht, zeigte das mit einem Kopfschütteln. Dies regte den Engel nicht auf, nicht ganz zumindest. Er schnappte sich einfach die Hand des anderen und schleifte ihn geradewegs zur Tanzfläche. "Woah! Das ist ja Wahnsinn!!" Max konnte sich kaum zurückhalten mit seiner Freude, als er das Haus zu Gesicht bekam, von dem Tyson sprach. Dabei hatte er noch vor kurzem geschlottert wie Espenlaub, als sie durch die unheimlichen Gänge und Wege der Unterwelt gegangen waren. Erstaunlich, dass jemand so schnell die Stimmung wechseln konnte. Fand auch Tyson, als er seinen Freund auf und ab springen sah, wie ein kleines Kind vor seinem ersten Lolli. "Nun komm mal wieder runter, Max, es ist nur ein Haus." "NUR ein Haus?! Es sieht aus wie ein teures japanisches mit was weiß ich wie vielen Zimmern!" "Nur fünf." "WAIII!!!" Die Schildkröte kriegte sich kaum wieder ein, so atemberaubend fand er Tysons Behausung. "Ach komm, Kai hat bestimmt genau so ein tolles Haus wie ich, wenn nicht noch größer." "Coool!!" Jetzt flippte Max völlig aus. "HEY! Lass mich los! Halt mich da raus!", beschwerte sich Kai und marschierte unbewusst hinter Rei her. "Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?!", zischte der Phönix mit scharfer drohender Stimme, versuchte aber nicht mal, sich loszureißen. "Tu nicht so.", flüsterte der Chinese, so dass nur Kai es vernehmen konnte. 'Was?!' "Oder du wirst bei dieser Feier als Mauerblümchen gelten.", sagte Rei es diesmal lauter. "WAS?!" Und bevor er sich im Klaren war, was mit ihm geschehen würde, stand er schon inmitten anderer Männer, die gespannt auf den langersehnten Tanz warteten. 'Wieso lass ich mich immer auf so was ein...' Rei stieß ihn an der Schulter, um ihn aus seinen Gedanken zurückzuholen. "Tu, was ich dir sage. Und mach dir keine Sorgen, du wirst dich schon nicht blamieren." Dann setzte die Musik ein. Kai war sich nicht sicher, wie er sich danach bewegen sollte, doch fürs Wegrennen war es zu spät. Wie konnte er sich nur bloß auf so was herablassen? "Es ist nicht so schwer wie es auf den ersten Blick aussieht. Sei einfach mein Spiegelbild. Du musst keine Angst haben." "Ich habe keine Angst!", fauchte Kai verdrossen und folgte des Tigers Unterweisungen. Nach ein paar Minuten hatte er den Dreh raus, tanzte mehr und mehr flüssiger bis ein paar Leute riefen: "Rei! Bitte tanz für uns!" "Yeah Rei! Du bist der Beste darin!" "Komm, sei kein Spielverderber!" ... Der Phönix drehte sich zu ihm, welcher ihm ein Lächeln schenkte. "Sicher." Ein Trommelsolo erklang, veranlasste Rei einen großartigen Stepptanz hinzulegen, wirbelte herum und machte ebenso ein paar akrobatische Kunststücke. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, auch die von Kai. Und es machte dem Engel Spaß, sich so zu präsentieren. Das Solo kam zu einem Ende mit dem Ausbreiten seiner weiten weißen Schwingen, welche ein paar Federn verloren, getränkt mit dem Duft der gelben Blüte, und alle applaudierten begeistert, während die anderen Männer sich wieder zur richtigen Musik einreihten. Rei forderte seinem stillen Teamkameraden auf, sich dem Tanz wieder zu widmen, was er auch tat ohne sich zu beklagen. Nach einer Weile ließ die Musik langsam ab, kam zu einem Ende und die Tanzgruppe löste sich auf. "Und, war es so schlimm gewesen?", fragte der Dunkelhaarige, als sie wieder am Buffet sich etwas zu trinken holten. "Ja.", war Kais einzige Antwort, entlockte ein warmes Lachen aus Rei. 'Tja, besser ein fieses Lächeln als ein finsterer Blick, ne?' "Ich gebe dir gleich einen finsteren Blick.", meinte der Russe beiläufig und trank derzeitig sein 'Wasser'. Doch Kai blieb wirklich nichts erspart... "So, und das ist mein Schlafzimmer. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, aufm Futon zu schlafen." Max stand nur da und starrte fasziniert auf das Bett auf dem Boden. "Hm, ich denke, meine Frage hat sich erledigt." Denn als Tyson sah, wie sein Freund sich in seinem Futon gemütlich machte, musste er seine Zweifel wieder ablegen und setzte sich neben Max ans Kopfende. "Max?" "Hm?" "Ich... ich.." Der blonde Junge setzte sich aufrecht und sah mit einem sanften Lächeln seinen Freund an. "Was ist, Ty?" "Ich... also ich.." Langsam näherte sich der Blauhaarige und wollte es über die Lippen des anderen flüstern, wenn... "Hey, Tyson? Bist du wieder da?" "BRUUUUUUDAAAAAA!!!!!!" Ein kleiner recht aufgedrehter Engelsjunge hüpfte durch die Menge, als er unter den Leuten seinen 'großen Bruder' gesehen hatte, und brachte viel Aufsehen mit sich durch sein Geschrei. Alle wandten ihre Köpfe in Richtung Kai, wie er von dem gerade fünf Stunden altem Neugeborenen umgeworfen wurde und herzlich gedrückt. "Verdammt nochmal! Geh von mir runter!!", rief dieser aufgebracht. Sofort ging ein Raunen durch die Partygäste und die Stimmung wurde zusehends unangenehmer, da nun alle Blicke auf den dreien ruhten. "Kai!", flüsterte Rei betreten neben dem Phönix, zu dem er sich runtergekniet hatte, "Im Himmel ist es nicht gestattet zu fluchen!" "Das ist mir SCHEIßEGAL! Nimm dieses Bündel von meiner Brust! SOFORT!" Kai wäre fast vor Wut explodiert aufgrund dieser peinlichen Situation. Und das auch noch ausgerechnet vor Rei's Augen, der in dieser Lage auch noch in Verlegenheit gebracht worden war. Der Chinese versuchte sein Bestmöglichstes, die kleine Klette zu überzeugen indem er seine Schultern packte und versuchte, von Kai runter zu zerren, doch wie ein Saugnapf klebte es weiter auf den Dämon, wenn dann nicht die Eltern sich durch die Zuschauer gedrängt hätten. "DEVI! Geh unverzüglich von dem jungen Mann runter!", rief vermutlicherweise die Mutter des Jungen, eine recht junge Frau in einem schlichten weißen Kleid und feuerrotem Haar, das totale Gegenteil zu ihrem Sohnes, dessen Haare schlohweiß waren. Mit erwartungsvoller Miene und verschränkten Armen stand sie vor ihrem Sohn, der immer noch auf Kais Brust hockte und nicht mal irgendwelche Anstalten machte, sich runter zu bewegen. Doch als er den Klang seiner Mutters Stimme vernahm, hob er verwundert seinen Kopf und sah dann glücklich in ihr Gesicht, was ihre Augen weiten ließ. Dann stieg er von Kai runter, nachdem er ihn noch einmal kurz umarmte, und ging ruhigen Schrittes auf seine Mutter zu, um sein Gesicht in ihrem Bauch zu vergraben. "Es tut mir außerordentlich leid, dass mein Sohn Sie so angefallen hat!", verbeugte sie sich tief in Demut, "Ich versteh überhaupt nicht, was in ihn gefahren ist!" Kai murmelte nur etwas in seinen imaginären Bart und kam wieder auf die Beine. "Liebling?" Ein Mann stand hinter Devis Mutter und trat nun ebenso zum Vorschein. Anscheinend Herr Papa, der nun seinen Sohn übern Kopf strich und sich um ihn sorgte. Die Blicke der Anwesenden hatten mittlerweile den Anreiz dieser Angelegenheit verloren und befassten sich wieder dem eigentlichen, nämlich der Feier, und lüfteten so die Reihen. Endlich trat Rei vor und erklärte dem Elternpaar, was Kai und ihm am 'Nestplatz' vor ein paar Stunden passiert war, woraufhin der Vater auf den Dämon zutrat und ihm kräftig die Hand schüttelte, was natürlich Kai zusehends verwirrte. "Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet! Wir hätten sonst wahrscheinlich die Hoffnung auf unseren Sohn aufgegeben!" Kai verstand gar nichts mehr, riss sich aber angewidert von dem Mann los und zeigte sich wie immer in seiner typisch abweisenden Haltung. Die Mutter wandte sich an Rei, um auch bei ihm sich zu bedanken: "Ihr müsst wissen, dass unser Devi nach zwei Jahren immer noch nicht aus seinem Ei geschlüpft war und wir uns deswegen sorgten, dass er schon... tot geboren werden würde." Die Engelsfrau hielt sich kurz zurück, sprach aber dann weiter: "Doch als dann der Wächter auf uns zukam mit Devi an der Hand, waren wir überglücklich und konnten es kaum fassen. Er hat uns zwar erzählt, dass wir es einem Jungen mit finsterer Miene zu verdanken hatten...", Ein böses Grummeln von Seiten Kais ,"... aber er hatte uns nicht den Namen nennen können. Wir fragen uns jetzt nur, wieso er uns verschwiegen hatte, dass jener mit dir in Begleitung kam." "Hehe, tja, ich weiß es auch nicht.", lächelte Rei verlegen. "Wie ist dein Name, junger Mann?", fragte der Mann freundlich unseren Russen, während seine Frau kurz von ihrem Sohn abließ und daneben trat. Dieser wollte schon eine Antwort á la Kaltschnauz entgegen pfeffern, hätte Rei ihn nicht mit einem ermahnenden Blick zurückgehalten. "Kai.", murrte der Phönix und drehte seinen Kopf weg von den immer noch lächelnden Eltern. So langsam hatte er genug von diesem freundlichen Getue und überhaupt diesen Feierlichkeiten. Plötzlich wurde er herzlichst umarmt. Zuerst von der Mutter, dann vom Vater. Beide drückten Kai an sich und beteten Sachen runter wie "Hab vielen Dank, Kai!", "Wie können wir das nur wieder gutmachen?!" oder "Dich hat Gott geschickt!". Kai wand sich in ihrer Umarmung und drückte sie mit sanfter Gewalt etwas von sich. "Ist..ist ja gut! Nun lassen Sie mich los!" *~Rei's POV~* Irrte ich mich oder wurde Kai gerade schüchtern? Richtig rot wurde er im Gesicht! Der kleine Devi gesellte sich nun zu mir und zeigte immer auf Kai. "Bruder! Bruder!", lachte er und zupfte an meiner Robe. "Ach so! Du bist also dieser 'Bruder', von dem unser Sohn die ganze Zeit sprach. Das war sein erstes Wort, als er ausgeschlüpft war, wie uns der Wächter erzählt hatte, und er wollte von nichts anderem mehr reden." Devis Mutter nahm Kai noch mal richtig an die Brust und ich konnte sehen, wie peinlich ihm die Sache war. Jeder einzelne Muskel war angespannt, seine Augen waren starr wie vor Schreck. Und da sah ich es ohne weiteres: Diese sonst immer so kaltblütigen oder markerschütternden Blicke dieser Augen wurden auf einmal von einem sanften und, wie ich meine, glänzenden Blick ausgetauscht, die sowohl Wohlbefinden als auch vollkommene Zufriedenheit ausdrückten. War... das wirklich Kai...? Doch dann zog er sich aus der Umarmung dieser warmherzigen Frau und ging ein paar Schritte zurück. Dabei versuchte er wahrscheinlich auch noch seine Röte unter Kontrolle zu halten, was meiner Meinung nach ruhig hätte so belassen werden können, denn so sah er irgendwie süß aus... Sekunde! Das hatte ich jetzt nicht wirklich gedacht, oder?! Zumindest nicht so laut, dass er das auch gehört hatte, denn seine saure Miene kehrte wieder an seinen alten Platz zurück und machte wieder aus Kai den unbarmherzigen Captain, wie ich ihn kannte. Eigentlich schade... "Komm Devi! Es wird Zeit für dich und deine erste Waschung.", meinte seine Mutter freudestrahlend und nahm ihren Sohn bei der Hand. Kais Kopf schwenkte zu mir rüber, stets dieser finstere Blick in diesen blutroten Augen, vermischt mit einer stillen Frage. "Die Waschung muss jeder Engel machen, damit er rein ist und später auch fliegen kann." "Hn." Wieder hatte er nichts Besseres zu sagen. Aber so war er nun mal... Irgendwann hatten wir genug von dem ganzen Trubel und machten uns wieder auf den Weg zu mir nach Hause. Die Nacht hatte schon den Himmel mit seinen Sternen bedeckt, die uns den Weg leuchteten und bei unserer nachdenklichen Nachtwanderung begleiteten. Dort angekommen meinte ich zu ihm, er könne in dem Bett meiner Eltern schlafen, woraufhin ich gleich seine Augenbraue heben sah. "Naja, ein Gästezimmer haben wir nicht und auf dem Sofa will ich dich nicht schlafen lassen. Also übernachtest du im Bett meiner Eltern." "Aha. Und was ist mit deinen Eltern?" Früher oder später musste es ja so kommen. "Ich habe keine Eltern.", sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen und verschwand ins Badezimmer, um mich umzuziehen. Das letzte, was ich sah, bevor ich die Tür schloss, war eine Mischung aus Verwirrung und Entsetzen, die sich in seinen Augen widerspiegelte. *~Normal POV~* Kai stand immer noch vor dem Bad und starrte auf die verschlossene Tür. War das wahr? Hatte Rei wirklich keine Eltern? "Ich bin wieder zu Hause!" Aber wieso hatte er dann... es war für den Russen vollkommen unverständlich. Doch er konnte sich jetzt nicht die ganze Zeit seinen Kopf darüber zerbrechen, denn Rei würde bald wieder rauskommen und er wollte bis dahin umgezogen sein. Obwohl... Sachen hatte er sowieso nicht mit, also musste er wohl oder übel in seinen Boxershorts schlafen. Im Bett von Rei's Eltern. Es schüttelte ihn regelrecht. "Kai!", kam es aus dem Bad. Jener horchte auf, "Du kannst ruhig ein paar Klamotten aus meinem Schrank in meinem Zimmer nehmen. Ich hab nichts dagegen." So stapfte Kai durch den wattierten Raum in das besagte Zimmer, in das Rei sich sofort begeben hatte, als der Dämon zum ersten Mal sein Haus betrat. Ruhigen Schrittes trat er ein und sah sich darin etwas um. Es war dunkel trotz des offenen Fensters, aber nichtsdestoweniger noch hell genug, um etwas zu erkennen, auch wenn es nur schemenhaft war. Zu sehen waren ein weißer Schreibtisch, welcher über und über mit Unterlagen und Papierkram belegt war. Anscheinend hatte Rei viel im Himmel zu tun, so hoch wie der Berg aus Aufträgen und Akten war. Zu oberst lag eine offene Mappe, die wahrscheinlich die aktuelle Mission von Rei beschrieb und jederzeit in greifbarer Nähe sich befand. Eigentlich wäre es ein Leichtes gewesen, kurz einen Blick hinein zu werfen, doch das war nicht Kais Art gewesen. Er wollte es aus Rei's Mund hören, was seine Aufgabe war, und nicht durch irgendwelche Tricks. Also ließ er seinen Blick weiter im Zimmer umherschweifen. In der Mitte des Zimmers stand das Bett des Engels, schlichter Holzrahmen und weißer Bettbezug. Kai hätte bei Rei vermutet, dass er noch mit Kuscheltieren schlief, rief sich aber dann wieder ins Gedächtnis, dass wir hier nicht von Max redeten. So sah er sich weiter um, obwohl es sonst nicht mehr viel zu sehen gab. Keine Fotos seiner Eltern oder sonst jemanden, nur ein Gemälde, welches an der Wand hing und in einem solchen Rot leuchtete, dass man das höchstens mit verbundenen Augen in diesem sonst kahlem weißen Zimmer nicht entdeckt hätte. Auf dem Bild waren nur verschiedene Rottöne und wenige Blautöne zu erkennen und er dachte sich, wie so was Einfallsloses nur hier hängen konnte, bis ihm auffiel, dass es sich hierbei um einen Sonnenuntergang hielt. Seine Wolken schillerten in den intensivsten Farben und wurden so naturgetreu auf die Leinwand gebracht, dass man fast in dieses Bild eingetaucht wäre. 'Seit wann bin ich so kunstinteressiert?', fragte sich der Russe verstimmt und wandte sich ab, um sich endlich aus dem Wäscheschrank ein paar Schlafsachen rauszusuchen. Knarrend ging die Tür dazu auf und zum Vorschein kamen fast nur weiße und schwarze Kleidungsstücke. Dabei trug der Chinese doch normalerweise solch farbenfrohe Klamotten. Aber das tat jetzt nichts zu Sache. Ohne viel nachzudenken holte Kai ein schwarzes Shirt und eine weiße Hose heraus und zog sie sich an, denn sogleich kam Rei in einem weißen kurzärmeligen Hemd und schwarzen Boxershorts hinein und wollte schon nachfragen, ob sein Teamkamerad sich zurechtfand. Doch jener warf ihm nur einen missbilligen Blick zu und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer, was in dieser kleinen Wolkenwohnung nicht schwer war zu finden. So zog Rei sich in sein Zimmer zurück und legte sich zu Bett. Auch Kai lag nun auch im Ehebett von Rei's Eltern und starrte die Wolkendecke an. Es fühlte sich schon seltsam an, im Bett von jemandes Eltern zu schlafen, die derjenige nicht mal mehr hatte. Und Rei wollte ihm auch noch weismachen, dass das für ihn kein Problem darstellte, indem er diese Tatsache mit einem Lächeln überspielte. "Wieso versuchst du uns immer etwas vorzumachen?", flüsterte Kai extrem leise, da es in diesem Haus nur zwei Türen gab: die Haustür und die für's Badezimmer. Ansonsten war nicht viel mit Privatsphäre. Plötzlich hörte Kai ein Knacksen und daraufhin ein Krachen im Nebenzimmer, gefolgt von einem Aufschrei unseres Chinesen. Er stützte sich auf seine Ellbogen, wollte schon aus dem Bett springen, hätte der andere ihn nicht davon abgehalten, indem er rief, dass alles in Ordnung war. Dann vernahm er ein Schlurfen über dem Boden und sah, wie Rei mit einer Decke und einem Kissen unter seinem Arm an seinem Schlafzimmer vorbeizog. "Was tust du da?", fragte Kai in rauem Tonfall, für seine Verhältnisse noch zu freundlich, und ließ den Engel seinen Kopf zu ihm drehen. "Ich packe mich aufs Sofa, weil mein morsches Bett zusammengekracht ist?", meinte Rei patzig zurück und wollte wieder losmarschieren, hätte ihn Kai nicht mit der nächsten Aussage davon abgehalten: "Wäre es nicht einfacher, hier zu schlafen?" Rei konnte seine Röte nicht verbergen. Und wieso auch sein Herz auf einmal so heftig schlug, wusste er auch nicht, aber bevor Kai sein Angebot zurückzog und er auf dem nicht gerade für's Schlafen geeignete Sofa übernachten musste, nahm er doch lieber diese Gelegenheit wahr. Unsicher tapste er durch das Schlafzimmer seiner Eltern, während Kai noch ein Stückchen zum Rand rückte. Ihm ging es wohl nicht sowie Rei, der sich schnell hingelegt hatte und die Decke über den Kopf warf. "Seit wann so nervös, Kon?" Hatte der Chinese etwa ein schelmisches Lächeln vernommen? Na warte! "Und wieso bist du soweit an den Rand gerutscht, dass du eigentlich auch gleich auf dem Boden schlafen könntest?", zog Rei seinen Kopf hervor und griente seinen Gegenüber frech an. Dieser hatte nichts zu sagen, bekam selber etwas Farbe auf den Wangen und starrte Rei mit tellergroßen Augen an. Der Engel konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, versteckte seine Nase unter die Decke. "So sehe ich dich wirklich selten." Sofort verwandelte sich dieses Erstaunen in diese typische 'Lass-mich-in-Ruhe' Miene wieder und er hätte beinah Rei die kalte Schulter gezeigt, hätte jener nicht die Stimmung gewechselt und mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht sich bei ihm bedankt. Dabei sah er ihn nicht an. Wieder war mal der Moment gekommen, wo Stille zwischen den beiden herrschte. Keiner von ihnen konnte einen Anfang machen, weswegen sie sich weiterhin anschwiegen. Rei's Blick ging ins Leere. Er dachte an früher nach, als er kleiner war. Er hatte immer in diesem Bett geschlafen und den Geruch darin aufgesogen, welcher noch heute sich in der Wäsche befand und seinen Sinnen einen Streich spielte. Denn er hatte immer das Gefühl, die Nähe seiner ungekannten Eltern zu spüren, wenn er sich in ihr Bett gelegt hatte. Doch das änderte sich im Laufe der Zeit, denn irgendwann konnte er das nicht mehr ertragen und fing an, in seinem eigenen Zimmer die Nächte zu verbringen. Eigentlich wollte er nicht neben Kai im Bett seiner Eltern schlafen, weil es ihn wieder an sie erinnerte, die ihm nur auf Bildern und von Erzählungen ein Begriff waren. 'Warum...' "Warum was, Kon?" Wieder mischte sich Kai einfach in Rei's Privatleben ein, aber er versuchte, so nett wie möglich zu klingen und sich nicht ihm aufzudrängen. Rei: Kai...? Kai: Hn? Rei: Ich habe einen Vornamen. Also mach davon auch Gebrauch. Kai: Rei? Der Angesprochene fuhr zusammen. Rei: Was. Kai: Wieso hast du nie von deinen Eltern gesprochen? Rei sah zu ihm auf; Trauer spielte sich in seinen Augen ab. Dann sah er weg und versteckte sein Gesicht zur Hälfte unter der Decke. "Seit wann interessiert dich so was?", nuschelte er in den Stoff, bekam natürlich keine Antwort von seinem Captain. "Tja, weißt du, meine Eltern sind schon vor meiner Geburt gestorben, daher habe ich sie nie kennen gelernt." Bei diesem kam er wieder hervor und lächelte seinen Bettnachbarn an. "Aber ich habe mich damit abgefunden und sah deswegen keinen Grund darin, euch unnötig Sorgen zu machen." Sofort und unerwartet bekam der Chinese eine Kopfnuss von Kai, leicht aber trotzdem schmerzhaft. Sowohl Verblüffung als auch Ärger standen in Rei's Gesicht geschrieben. Rei: AU! Wofür war das?! Er rieb sich verdrießlich die betroffenen Stelle. Kai: Wieso belügst du dich immer selbst? Der Tiger stockte in seiner Bewegung und sah in diese durchdringenden karmesinroten Augen, die alles offen zu legen schienen, was er in seinem Inneren stets verbarrikadiert hatte. Dabei versuchten sie selbst, jegliche Informationen über das eigene Innenleben zu verbergen, was mit diesem gefühlskalten Gesichtsausdruck ein Leichtes war. "Ich..ich.." "Ich frage dich: Seit wann dürfen Engel lügen?" Jedes Wort aus Kais Mund versetzte Rei einen Schock, auch wenn er nur minimal war. Wieso konnte Kai das? Wieso konnte er in ihn hineinsehen? Oder war er wirklich so offensichtlich? "Warum... warum tust du das?" Seine Stimme war nun ein einziges Wimmern, denn er konnte seine Tränen kaum mehr zurückhalten. Eigentlich wollte er sie 'aufheben', wenn er alleine war, aber der Druck, den Kai bei ihm verursacht hatte, wurde zu groß. "Wieso fragst du mich all die Sachen, die sonst keiner mich gefragt hätte! Wieso bist es immer du, der mich aufs Neueste quält?" Seine Hände schlossen sich zu Fäusten und zitterten unaufhörlich. Rei wurde immer lauter mit jedem Satz, den er ausspie, wie auch sein Herzschlag, der in seinen Ohren pochte und sein Blut pulsieren ließ. Sein Ausbruch ließ seinen ganzen Körper beben und er hielt sich die Ohren zu. Er wollte, dass all das aufhören sollte. Schon trat die erste Träne zum Vorschein, die vorsichtig vom anderen aufgefangen und weggewischt wurde. Wieder musste der Dunkelhaarige aufzucken, riss die Augen erschrocken auf, die er fest zusammengekniffen hatte, und sogleich wurde sein Kinn angehoben. Ein Augenkontakt mit Kai war die Folge. "Nicht ich füge dir diese Schmerzen zu, ... sondern du selbst." Die nächste Träne wurde getrocknet. Kai selber konnte es kaum fassen, was er gerade da tat, denn er gehörte nicht gerade zu den sensibelsten Personen, die als Trostspender dienten. Aber Rei in dieser Verfassung zu sehen, wie er sich immer was vorgaukelte, hatte ihm gereicht. Er konnte es nicht länger mit ansehen, wie der Engel weiterhin unter seinen eigenen Alpträumen litt und anscheinend nie gelernt hatte, sich zu offenbaren. Und wie man nicht schwer erkennen konnte, war wohl Kai der Einzige gewesen, dem Rei nichts vormachen konnte. So war Kai auch der Einzige gewesen, der die Tatsachen darlegen musste. "Immer wieder versuchst du den anderen jemanden vorzuspielen, der du in Wirklichkeit nicht bist. Du glaubst, dich so schützen zu können und dein Leiden nicht anmerken zu lassen. Aber aus irgendeinem Grund bin immer nur ich es, der das durchschaut hat." Mittlerweile hörte man Rei seine Nase mehrere Male hochziehen. Er weinte leise. Wie auch damals im Hotelzimmer traf ihn die Erkenntnis hart, nur mit der Ausnahme, dass er seine Tränen diesmal nicht zurückhielt. Diesmal war er einfach nicht in der Lage, sich zu verstecken. In Kais Gegenwart hatte er auch das Gefühl, dass es ihm nicht peinlich zu sein brauchte und dass es ihm auch erlaubt war, nachzugeben. Und als ob sein stiller Wunsch gehört wurde, nahm ihn Kai langsam in den Arm und drückte ihn an sich, sein Gesicht an seine Schulter platziert. War das wirklich oder träumte Rei gerade? Von allen Menschen hatte er am wenigsten das von Kai erwartet. Doch das konnte ihm in diesem Moment egal sein, denn es fühlte sich einfach zu gut an. ~~Zurück in Tysons Haus~~ Automatisch zogen die beiden voneinander weg und starrten gebannt auf die papierne Zimmertür, die sogleich aufging: "Tag, mein Sohn! Schön dich wieder zu Hause zu sehen!" Zum ersten Mal sah Max Tysons Vater und er war sichtlich von ihm beeindruckt. Ein großer (in seinen Augen riesiger ) stattlicher Mann, von dem Tyson eindeutig die Augen und die Gesichtszüge hatte wie auch dieses breite Lächeln und diese herzliche Ausstrahlung. Doch etwas Entscheidendes fiel ihm sofort auf: Wo war Tysons Mutter überhaupt? "Oh! Hallo! Ich wusste gar nicht, dass Tyson jemanden mitbringen wollte." Ohne weitere Umschweife trat der stämmige Mann auf den mittlerweile klein geschrumpften Jungen zu und schüttelte ihm kräftig die Hand. Max dachte schon, ihm würde der Arm abfallen, hätte Tysons Papa nicht wieder losgelassen. "Vater.", Tyson trat näher, seine Stimme mit Ernst belegt, "Das hier ist Max." Er machte eine kurze Pause, dachte aber nicht lange nach, was er eigentlich sagen wollte. "Vater, Max ist mein fester Freund." Besagter Blondschopf kippte aus allen Latschen und hatte Augen so groß wie Fußbälle. Was hatte Tyson sich nur dabei gedacht?! ... Fortsetzung folgt A/N: HaHA! Ein Mini-Cliffie! X3 Wie wird jetzt Tysons Vater reagieren? Das wollt ihr wohl wissen? MUWUHAHAHA! Kennt ihr Chris aus Arjuna? So in etwa stell ich mir Devi vor! ^o^ Von der Statur bis zur Frisur, nur die Augen sind nicht so 'ausgeprägt' ^.~ Und er ist im Gegensatz zu Chris sehr lebhaft und nicht so gebrechlich, wie ihr schon bemerkt habt ^^; Ach ja, sein Aussehen ist das etwa eines 10jährigen, in dem Alter schlüpfen nämlich alle Engel in meiner Story ^o^ Um gleich ma darauf zu kommen, warum Kai in Szene vorm Zubettgehen sich nicht einfach seine Schlafsachen rangezaubert hat: Weil ich nen Grund brauchte, damit er sich Rei's Zimmer ansehen konnte XD Ganz schlicht und einfach. Das Lied, was bei Rei's Party gespielt wurde, nennt sich "Toss the feathers" von The Corrs ^o^ Zumindest das, was mir so durch den Kopf dabei ging X3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)