The answer to our life von Vienne (Viel Lärm um Nichts...) ================================================================================ Kapitel 1: The Call ------------------- Der Geräuschpegel im Crown war nicht leise, nicht laut. Um diese Zeit war das Café voll von Schülern, die sich nach der Schule noch auf ein oder zwei Spiele an den Automaten trafen oder die einfach nur zum Quatschen zusammen kamen. Allerdings schien es heute kein Ende an Gästen zu nehmen. Zumindest kam es Motoki so vor. Immer mehr und mehr junge Menschen kamen hinein. Und als er seinen Blick aus den Fenstern hinaus auf die Straße richtete, wusste er auch warum: Über Tokio war ein Schneesturm zusammen gekommen, der sich nun auszutoben schien. Die Straßen waren mittlerweile weiß und auch die Autos schienen langsamer zu fahren, weil nun auch die Fahrspuren zu schneiten. Und weit und breit war kein Schneeschieber in Sicht. So wie jeden Winter schien es die Stadtregierung vollkommen unvorbereitet zu treffen, sobald der erste Schnee fiel. Motoki seufzte auf, als ihn die nächste Bestellung einer heißen Schokolade erreichte. Er wusste nicht mehr, die wievielte es in der letzten halben Stunde war. Nach der zwanzigsten hatte er aufgehört zu zählen. Während er die Milch heiß aufschäumte, glitt sein Blick zur Uhr über dem Eingang. Sie zeigte halb fünf an. Er hatte sowas schon geahnt. Draußen dämmerte es bereits. Seine Schicht war erst drei Stunden alt. Und noch vier weitere sollten folgen. Wenn das so weiter ging mit der bunten Gästeschar, konnte er sich nach Feierabend ins Bett legen und drei Tage durchschlafen. “Hey Motoki!”, eine nur allzu bekannte Stimme erreichte seine Ohren, “Was ziehst du für ein Gesicht?” Der junge Mann drehte sich um und schaute in vier breit lächelnde Gesichter. “Hey Minako. Hi Mädels.”, begrüßte er seine vier liebsten Stammgäste, “Wo ist Usagi?” ”Muss nachsitzen.”, antwortete Rei sichtlich genervt. “Die Frage hätte ich mir sparen können. Warum dieses Mal?” ”Sie hat im Unterricht geträumt.” ”Geträumt?”, Motoki schaute Ami fragend an, “Ist sie etwa eingeschlafen?” ”Nein. Mit offenen Augen hat sie vor sich hin geträumt.” ”Und das von der ersten bis zur letzten Stunde.”, nickte Makoto bestätigend. “Sie ist also immer noch so abwesend?” “Allerdings.”, Minako blickte sich um, “Sag mal, wo sind deine beiden Kollegen?” ”Einer krank, der andere irgendwo. Warum?” ”Hast du dann fünf Minuten für uns, wenn du mit den Bestellungen fertig bist?” Motoki musste nicht lange nachdenken. Er wusste, worauf Minako hinaus wollte und nickte: ”Sicher. Bin gleich bei euch. Was wollt ihr eigentlich haben?” ”So wie immer. Danke!”, antwortete Ami und verschwand dann mit den Mädchen in Richtung ihres Stammtisches. Die Mädchen saßen schweigsam über ihren Getränken. Heißer Zitronentee für alle. Sie wollten Motoki nicht länger als nötig mit heißen Schokoladen aufhalten. Der Arme hatte schon mehr als genug zu tun. Und nachdem er seinen Kollgen eingeschärft hatte, nun auch einmal gescheit und effizient zu arbeiten, kam er nach einer gefühlten Ewigkeit zum Tisch der Mädchen. “Habt ihr schon was heraus gefunden?” ”Nein. Alles was wir wissen, ist, dass sie seit Makotos Geburtstagsfeier hier bei dir so ist.”, murmelte Rei und beobachtete die Schneeflocken, die tanzend zu Boden fielen. “Aber was kann denn nur passiert sein? Immerhin ist Mamoru auch so seltsam.” ”Stimmt, Ami hat Recht.”, pflichtete Makoto ihr bei. “Also ich kann mich daran erinnern, dass sie mal miteinander getanzt haben. Sehr zu Reis Verdruss.” Rei schaute zu Minako, die sie mitfühlend anblickte, bevor sie fortfuhr: “Und schon während der ganzen Party haben sie sich nicht gezofft.” “Usagi war betrunken vom Sekt.” Alle Blicken glitten zu Motoki. “Ich hab dann Mamoru gebeten, sie nach Hause zu bringen.” ”Bist du nicht auch mitgegangen, Rei?” “Ja, das bin ich, Mako.” “Und?” ”Nichts und. Usagi war angetrunken und Mamoru und ich haben sie gestützt. Ich bin dann zum Tempel abgebogen und er ist mit ihr alleine weiter.” ”Glaubt ihr, dass Mamoru...”, Amis Stimme war leise. “Nein. Mamoru würde sowas nicht ausnutzen. Und außerdem ist es Usagi.”, Motoki schüttelte den Kopf, “Ich glaube nicht, dass ausgerechnet Mamoru und Usagi soweit gehen würden. Selbst im Suff nicht.” “Stimmt. Usagi könnte uns sowas auch nie verheimlichen. Die würde doch platzen.”, grinste Minako. ”Richtig.”, kicherte Makoto. “Ihr vergesst, dass Usagi auch ein sehr emotionaler Mensch ist.”, Rei schaute ernst in die Runde, “Selbst wenn sie es wollte, könnte sie uns nie verheimlichen, wenn sie plötzlich verliebt wäre. Denkt nur mal an ihren Bekannten.” ”Bekannten?” “Usagi hat einen Bekannten, der ihr öfters hilft.”, erklärte Ami dem fragenden Motoki. Sie und auch die anderen Mädchen wussten, von wem Rei da sprach. Doch sie konnten schlecht dem jungen Mann sagen, dass sie alle Tuxedo Kamen kannten. “Und in den ist Usagi verliebt?” “Ja. Und sie kann es nur sehr schlecht verbergen, wenn sie auf ihn trifft.”, seufzte Minako. “Ich glaube nicht, dass Usagi was für Mamoru empfindet. Wer weiß, was zwischen ihnen passiert ist. Vielleicht sind sie ja wirklich zu Vernunft gekommen?!”, Motoki erhob sich etwas schwerfällig. Er hatte schon die nächste Gästeschar durchs Fenster gesehen. “Wir können sie ja fragen.” ”Und wie stellst du dir das vor, Mina? Ich glaube, sie würde es eh vehement bestreiten.” ”Meinst du Rei?” ”Ja. Aber bitte, frag sie doch selbst. Und am besten Mamoru gleich dazu.”, die Schwarzhaarige deutete mit dem Kopf in Richtung Eingang und alle Blicke folgten ihr. Usagi war angenervt. Sie hatte nachsitzen müssen und das nur, weil sie mal wieder viel zu weit mit ihren Gedanken abgedriftet war. Und das nicht zum ersten Mal in den letzten Wochen. Sie war schon beinahe darüber erstaunt, dass sie noch wusste und halbwegs steuern konnte, wohin sie gehen wollte. Doch durch das Nachsitzen war sie mitten in den schweren Schneesturm geraten. Und obwohl sie ihren dicken Wintermantel trug, zitterte sie am ganzen Leib, als sie in Richtung Crown gerannt war. Aber durch den Wind kam sie nur schwer voran. “Kann ich dich mitnehmen?” Überrascht hatte Usagi zur Seite geblickt und sah direkt in Mamorus Auto, der das Seitenfenster runtergelassen hatte und sie fragend anschaute. “Ja.” Ohne weiter darüber nachzudenken, war sie zu ihm ins Auto gestiegen. Schnell war klar, dass auch er am Weg zum Crown war. Die Fahrt verging schweigend. Sie hatte ihm eh nicht viel zu sagen. Sie hatten alles bereits vor zwei Wochen geklärt und Stillschweigen darüber vereinbart. Und eigentlich auch das sie sich weiterhin normal verhalten. Aber das war nicht mehr möglich. So sehr es Usagi auch wollte, aber sie konnte sich nicht mehr mit ihm streiten. Es ging einfach nicht mehr. Und ihr war durchaus bewusst, dass es den anderen mittlerweile auch auffiel. Doch sie schwieg behaarlich. Sie konnte es den Mädchen nicht sagen. Vielleicht noch nicht. Vielleicht auch nie. Sie wusste es nicht. “Wir sind da.”, Mamorus Blick war auf das Auto vor sich gerichtet, “Willst du vor gehen?” ”Nein. Wir können ruhig zusammen hinein gehen. Ist doch eh egal. Den anderen ist es sowieso schon aufgefallen, dass wir nicht mehr streiten.”, ihr Blick glitt zu den großen Fenstern des Crown. Sie waren beschlagen und Usagi konnte nur die Umrisse ihrer Freundinnen und Motokis wahrnehmen. “Willst du es ihnen sagen?” ”Nein. Du?” ”Nicht unbedingt. Es würde für ziemlich viel Aufsehen sorgen.” ”Stimmt.”, sie nickte und löste den Sicherheitsgurt, öffnete die Tür und trat auf den Gehweg. Der eisige Wind verwirbelte ihre Haare und ließ sie erneut zittern. “Komm.” Usagi spürte Mamorus Hand auf ihrem Rücken und wie er sie ins Crown schob. “Verdammt ist das kalt.”, sie sah, wie er sich durch die Haare fuhr und den Schnee heraus schüttelte. “Nicht nur kalt. Es ist arschkalt. Ich kann den Frühling kaum erwarten.”, grinste sie ihn an und schälte sich aus ihrem Mantel, den er ihr bereitwillig abnahm und an die Garderobe hing. “Scheiß auf Frühling. Ich will Sommer.” ”Keine schlechte Idee. Dann hab ich schneller Geburtstag.” “Eben. Ich ja auch.”, lachte er sie an, “Die Mädchen warten hinten auf dich.” “So wie immer eben. Danke nochmal fürs Mitnehmen.” “Gern geschehen. Kann dich ja schlecht erfrieren lassen, Frostbeule.” ”Selber.”, grinste sie ihn nochmal an und wandte sich dann winkend ab und ging beschwingt zu ihren Freundinnen. Mamoru folgte ihr mit dem Blick, bevor er sich auf einen Barhocker setzte und von Motoki seinen Kaffee entgegen nahm. Motoki entging es nicht, wie seine bester Freund seiner besten Freundin hinterher schaute. “Sag mal, Mamoru?” ”Hm?”, Unschuld vortäuschend drehte sich der Genannte zu dem Blonden um und schlürfte seinen heißen Kaffee, “Ja?” ”Was läuft da zwischen dir und Usagi?” ”Was?” “Da läuft doch was zwischen euch beiden.” ”Wie kommst du denn da drauf?” ”Na hör mal. Das sieht doch ein Blinder mit dem Krückstock. Ihr streitet euch nicht mehr. Du nimmst sie im Auto mit. Ihr lacht miteinander.” “Und?” ”Und? Ihr verhaltet euch so seit Makos Geburtstag Anfang Dezember.” ”Deine Fantasie geht mit dir durch. Was soll denn da zwischen uns sein?” “Was weiß denn ich? Aber ihr macht ein riesen Geheimnis daraus.” ”Woraus denn? Was willst du denn von mir hören?” ”Na das ihr zusammen sein, du Holzkopf.” “Was?”, Mamoru verschluckte sich fast an seinem neuerlichen Schluck Kaffee. Auch seine Stimme schien eine halbe Oktave nach oben gegangen zu sein. Erschrocken schaute er seinen besten Freund an. “Scheint dich ja aus dem Konzept zu bringen.”, grinste Motoki. “Blödsinn.”, er tupfte sich mit einer Serviette den Kaffee vom Pullover, “Zwischen mir und Usagi läuft rein gar nichts. Ich hab sie damals lediglich heim gebracht und wir kamen auf die Idee, dass wir uns ja nicht immer nur streiten müssen.” “Das ist alles?” “Ja.” Motoki schaute hinüber zum Tisch der fünf Mädchen. Und blickte genau ins Gesicht von Usagi. Doch kaum hatte sie bemerkt, dass er sie beobachtete, wandte sie den Kopf ab. Der junge Mann schaute wieder zu Mamoru: ”Ich glaub dir kein Wort.” Mamoru schaute zu ihm auf, aber sein bester Freund hatte sich umgedreht und kümmerte sich um die nächste Bestellung, die ihn erreicht hatte. Aus dem Augenwinkel heraus schaute er nun selber zu Usagi. Kurz trafen sich ihre Blicke und sie schüttelte beinahe schon unmerklich den Kopf. Er zuckte nur mit den Schultern. Rei beobachtete Usagi aufmerksam. Ihr entging es nicht, wie ihre beste Freundin und ihr Schwarm Blicke austauschten. Aber sie konnte ihnen keine Bedeutung beimessen. “Er hat dich also im Auto mitgenommen.”, grinste Minako Usagi breit an und holte diese zurück aus ihren Gedanken. “Hä?” ”Mamoru. Ihr seid doch zusammen mit seinem Auto her gekommen.” “Achso, ja. Das war Zufall.” ”Zufall?”, Makoto hob skeptisch die Augenbraue. “Ja. Ich bin mitten in den Schneesturm gekommen. Und als ich an der Kreuzung auf die grüne Ampel gewartet habe, stand er eben da und hat es mir angeboten. Ich wäre ja blöd, wenn ich sein Angebot nicht angenommen hätte.”, grinste Usagi in die Runde. “Seltsam.” “Was ist denn daran seltsam, Ami?” ”Naja, ich möchte behaupten, dass er das vor einigen Wochen noch nicht getan hätte.” ”Was? Mich mitzunehmen?” ”Ja.” “Ist doch egal.”, Usagi wandte den Blick ab und schaute hinaus aus dem Fenster. Sie sah Mamorus roten Sportwagen, auf dem sich mittlerweile eine dünne Schneeschicht gebildet hatte. Dabei waren sie noch keine halbe Stunde hier. Ihre Gedanken schweiften ab und glitten zurück zu den wenigen Minuten im Auto. Sie kam nicht umhin sich einzugestehen, dass sie die Zweisamkeit mit ihm ein wenig genossen hatte. Auch wenn sie nicht viel miteinander gesprochen hatten. Doch alleine nur das sie kurz seine Stimme gehört hatte, genügte ihr. Und sein Lachen am Ende im Crown was beinahe schon wie das Sahnehäubchen auf ihrem Schokoshake. Aber das konnte sie den anderen unmöglich sagen. Sie würden ihr nicht glauben. Und selbst wenn würden sie sie mit noch mehr Fragen löchern. Was keinesfalls sein durfte. Was Usagi verhindern musste. Keine Fragen. Denn für ihre Antwort hätte keines der Mädchen Verständnis. Allmählich kam sie sich vor, als müsste sie platzen. Sie war nicht der Typ Mensch, der Geheimnisse vorenthalten konnte. Ihr kam es fast schon wie ein Vertrauensbruch gegenüber ihren Freundinnen vor, dass sie so behaarlich schwieg. Aber sie konnte es nicht ändern. Sie und Mamoru hatten Stillschweigen vereinbart. Laut seufzte sie auf. “Willst du nicht doch lieber darüber reden?” Usagi blinzelte und schaute gedankenverloren in die Runde. Ihr Blick blieb bei Ami hängen, die ihr die Frage gestellt hatte. “Vielleicht würde es dir hinterher besser gehen?” ”Nein, alles okay. Es ist nichts. Er ist einfach mal nett zu mir und ich zu ihm und gut ist.” ”Aber es muss doch einen Grund dafür geben.” “Nein, Mina. Es gibt keinen Grund.”, Usagis Stimme war lauter geworden als nötig und sie bekam es beiläufig mit, dass auch Mamoru und Motoki sie gehört hatten. “Glotz nicht so, Baka.” “Das ist unsere Usagi.”, grinste Minako und klatschte zufrieden in die Hände. Auch die anderen Mädchen grinsten von einem Ohr zum anderen und keine bemerkte, wie der Blick ihrer Freundin traurige Züge annahm. “Ich muss los.” “Was?”, Rei schaute verwirrt auf, “Aber du hast deinen Tee noch gar nicht getrunken.” ”Macht nix. Zuhause hab ich schließlich auch welchen und ich muss noch Hausaufgaben machen. Sonst sitze ich morgen schon wieder nach.” “Hm.” ”Keine Sorge. Wir sehen uns ja morgen.”, Usagi lächelte ihre Freundinnen an und winkte ihnen zu, als sie ging. “Bis morgen!”, ihre Freundinnen verabschiedeten sich im Chor. Die Blondine ging zum Garderobenständer und nahm sich ihren Mantel. “Na nu? Du gehst schon Usagi?”, Motoki schaute überrascht zu ihr. ”Ja. Hab noch Hausaufgaben.” ”Soll dich Mamoru fahren?” “Was?” ”Na er hat dich doch schließlich auch mit her genommen.” “Das heißt aber noch lange nicht, dass ich jetzt zu ihrem persönlichen Chauffeur werde.”, murmelte Mamoru. “Ganz genau. Also bis dann, Motoki. Mach’s gut, Mamoru.”, Usagi lächelte die beiden jungen Männer an und verschwand dann hinaus in den Schneesturm. Die Schwarzhaarige war die letzte, die noch am Stammtisch der fünf Mädchen saß. Alle hatten sich nacheinander von ihr verabschiedet und waren nach und nach in Richtung ihres Zuhauses verschwunden. Doch Rei wollte noch abwarten. Denn genau wie sie noch im Crown verweilte, tat das auch Mamoru. Sie beobachtete ihn, wie er über seinem Laptop saß und ab und an etwas hinein tippte. Doch die meiste Zeit starrte er nur vor sich hin. Eigentlich hatte sie beschlossen, zu ihm zu gehen, um ihn um ein Date zu bitten. Mal wieder. Denn von sich aus, lud er sie nie ein. Leise seufzte sie auf. ”Willst du nicht auch mal langsam heim? Es ist schon gleich halb acht.”, Motoki war zu ihr gekommen. Sie und Mamoru waren noch seine einzigen Gäste. Und er war nicht böse darum. “Nein.” ”Wegen ihm?” “Ja. Ich will ihn noch mal fragen.” ”Wegen einem Date?” ”Ja. Oder was denkst du? Er wirkt so abwesend, seid...” ”Seid Usagi vorhin gegangen ist.” “Genau. Meinst du, es ist was zwischen ihnen?”, Reis Stimme zitterte ein wenig. “Ich weiß es nicht. Ich hab ihn vorhin gefragt, aber er hat es verneint.” ”Usagi auch.” ”Er hat mich noch nie angelogen. Aber jetzt kann ich es wirklich nur schwer glauben, dass er die Wahrheit sagt.” ”Hm.” ”Frag ihn trotzdem wegen dem Date. Vielleicht liegen wir wirklich alle falsch.” ”Na klar.”, sie lächelte ihn an und ihr Blick wurde wieder zuversichtlicher. Sie schaute Motoki nach und überlegte sich, wie sie es am besten anstellen sollte. Mamoru war in Gedanken versunken. Usagis Blick ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Ihm war klar, dass sie ihn vorhin nicht so anschreien wollte. Und er war ihr nicht böse deswegen. Ihre Flucht war nur normal. Dummerweise konnte er sich genau wegen diesem Anblick nicht konzentrieren. Hausarbeit für die Tôdai hin oder her. “Was ist los?” ”Nichts.” “Mamoru.” “Ich weiß, wie ich heiße.” ”Du kannst mir nichts vormachen. Sag es doch einfach. Ich verspreche auch, dass ich nichts sagen werde.” Mamoru schaute auf und blickte in das Gesicht Motokis. “Ich kann es nicht.” ”Warum?” ”Ich hab es versprochen.” ”Usagi?” “Ja.” ”Also war doch was zwischen euch und nun ist es peinlich oder was?!” “Nein. Ja. Ach keine Ahnung. Es ist nicht peinlich oder so. Nur verwirrend.” ”Ich kann dir nicht ganz folgen. Kannst du es mir nun sagen oder nicht?” Mamoru atmete tief ein und aus. Fuhr seinen Laptop herunter und klappte ihn zu. Dann schaute er auf seine nun leere Tasse: ”Ich hab Rei und Usagi nach Hause gebracht nach Makos Party. Usagi war ziemlich angetrunken.” ”Und?”, Motoki war gespannt wie ein Flitzebogen. “Ich hatte ja auch was getrunken.” ”Stimmt. Genau wie alle hier.” “Wir haben viel gelacht und konnten uns trotz der sehr heiteren Stimmung Usagis wirklich gut unterhalten.” ”Ihr hattet Spaß? Deswegen bist du so anders?” ”Nein. Nicht nur. Wir haben halt geredet und gelacht und dann führte eines zum anderen und, naja.” ”Was naja?”, der Blonde kam fast schon über den Tresen gekrochen. “Wir sind uns näher gekommen.” ”Also doch. Wie nah? Habt ihr euch geküsst?!” Mamoru wollte gerade antworten, als ihn und Motoki ein kalter Windhauch vom Eingang her erreichte. “Rei.” “Was?”, Mamoru schaute perplex zu Motoki und dann zum Eingang. Im wieder dichter werdenden Schneegestöber sah er nur noch schwach Reis Umrisse: ”Sie war noch da?” “Ja.” ”Ich dachte, sie wäre zusammen mit den anderen vorhin gegangen.” ”Nein. Sie wollte dich eigentlich noch nach einem Date fragen.” ”Wahrscheinlich hat sie es sich anders überlegt. Auch gut.” ”Klingt so, als sei es dir ziemlich recht.”, grinste Motoki breit, “Also, ihr habt euch geküsst. Und dann?” ”Nichts und dann. Ich geh jetzt auch. Hier kann ich mich nicht konzentrieren. Wir sehen uns. Bis dann.”, Mamoru legte das Geld auf den Tresen und hob die Hand zum Gruß. Es war eine Notlüge gewesen, dass ihm im Café die Konzentration fehlte. Aber auf weitere bohrende Fragen Motokis hatte er keine Lust mehr. Er hatte eh schon viel zu viel gesagt. Außerdem gab es nichts weiter darüber zu sagen. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und mit dem Laptop unterm Arm, stiefelte er zu seinem Auto. Es war mittlerweile unter eine zentimeterdicke Schneeschicht gehüllt. Wie eine weiße Decke. Er ging einmal um den Wagen herum, wischte die Seitenfenster frei und setzte sich dann hinein. Augenblicklich drehte er die Heizung auf, betätigte den Scheibenwischer vorne und hinten und bekam so nun endlich eine freie Sicht auf die Straße. Der Motor heulte kurz auf und vorsichtig parkte er aus. Noch immer waren die Straßen nicht geräumt. Mamoru fragte sich ernsthaft, wo sich die angebliche Schneeschieber-Armarda befand. In Jubaan definitiv schon mal nicht. Er rutschte beinahe schon aus der Parklücke und legte den zweite Gang ein, um nach Hause zu rollen. Denn mehr als Rollen war nicht drin. Usagi schreckte von ihren Hausaufgaben hoch. Verwirrt blickte sie sich um. “Deine Handy.”, murmelte Luna, die es sich auf einem Kissen auf dem Fensterbrett gemütlich gemacht hatte. “Oh.”, das Mädchen schob alle Notizen beiseite. Ihr Handy vibrierte und klingelte gnadenlos weiter. Es kam ihr eine gefühlte Ewigkeit vor, bis sie es gefunden hatte: ”Hallo?” Sie stockte kurz, als sie die Stimme auf der anderen Seite der Leitung erkannte. “Hey Rei. Was gibt’s? – Sicher können wir reden. Willst du vorbei kommen? – Oh wirklich? Hab ich gar nicht mitbekommen, dass es immer noch so schneit. Weißt du, ich hab wirklich meine Hausaufgaben gemacht und dabei die Zeit vergessen.” Sie lachte auf. “Ich hab vorhin Mamoru wieder um ein Date bitten wollen.”, Rei versuchte locker zu klingen. Nervös zupfte sie an ihrer Bettdecke herum. “Nichts. – Ich hab ihn dann doch nicht gefragt. – Usagi, ihr habt euch geküsst, oder? An dem Abend von Makos Party als er dich noch weiter nach Hause begleitet hat. – Bist du noch dran?” “Ja. Ja bin ich. – Ja es stimmt. Wir haben uns geküsst. – Ich wollte dich nicht verletzen. Und Mamoru und ich haben auch gesagt, dass wir es nicht in die Welt hinaus posaunen wollen. Außerdem waren wir betrunken. – Als du zuhause warst, sind wir weiter gegangen und...” “Und was? – Normal miteinander geredet? Echt jetzt? – Und dann habt ihr euch einfach so geküsst. Aus heiterem Himmel. – Und jetzt? – Ich meine damit, wie es jetzt zwischen euch weiter geht. Seid ihr jetzt zusammen? – Wirklich nicht?” “Wirklich nicht. – Ich empfinde nichts für ihn. – Gar nichts. Es war ein Ausrutscher wegen dem Alkohol. – Du musst dir keine Sorgen machen. Mamoru gehört dir. Ich habe kein Interesse an ihm. – Ja. Bestimmt.”, Usagi lachte auf. Doch es klang nicht echt. Aber Rei schien es nicht zu bemerken. “Ja, schlaf du auch gut. Ach und Rei?” “Was denn noch? – Ist es dir so peinlich? – Okay, dann sag es ihnen aber auch bald mal. Ich kann dir nicht garantieren, dass ich es länger als fünf Tage für mich behalte. – Selbst schuld. Was knutschst du auch im Suff mit deinem Lieblingsfeind rum. – Ich hab dich auch lieb. Gute Nacht.”, Rei klappte ihr Handy zu und kuschelte sich in ihrer Kissen auf dem Bett. Den Blick hatte sie zur Decke gerichtet. Es stimmte also, was Mamoru Motoki erzählt hatte. Sie seufzte auf. Usagi hatte es bestätigt. Und sie hatte geschworen, dass sie nichts für ihn empfindet. Sie hatte also immer noch frei Bahn bei ihm. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Sie konnte ihrer besten Freundin den Ausrutscher verzeihen. Immerhin war sie mit Mamoru ja noch gar nicht richtig fest zusammen. Rei war erleichtert. Usagi schob ihre Notizen zusammen und stopfte sie in die Schultasche. Still ging sie zu ihrem Bett, warf sich hinein. Sie hatte schon vor einer Weile ihren Pyjama angezogen. Ihr Blick glitt zu der Uhr am Nachttisch. Es war kurz nach halb elf. Und sie war eigentlich hundemüde. “Du hast Mamoru geküsst?”, Luna war zu ihr aufs Bett gesprungen und schaute sie mit großen Augen an, “Ich dachte, du kannst ihn nicht leiden?” ”Ich war angetrunken. Genau wie er.” “Warst du deswegen so seltsam in letzter Zeit.” ”Möglich.” ”Weil du es keinem sagen wolltest?!” ”Ja. Aber nun weiß es Rei und nächste Woche sicher auch der Rest.” “Bist du in ihn verliebt?” ”Nein. Ich liebe nur Tuxedo Kamen.”, Usagis Stimme war leise, aber sie lächelte dabei. “Er könnte einer unserer Feinde sein.” ”Ich weiß.” ”Ach Usagi.” “Luna, wäre es okay, wenn du die Nacht bei Mama und Papa schläfst?” ”Sicher.”, Luna nickte und sprang vom Bett, huschte durch die von Usagi geöffnete Tür. Die Katze wollte ihre Herrin nicht weiter durchlöchern. Sie hatte sicherlich ihre Gründe. Leise strich sie über den Flur und verschwand durch die stets angelehnte Türe vom elterlichen Schlafzimmer. Usagi angelte nach ihrem Handy: ”Hallo. Störe ich dich?” “Äh, hallo. Nein. Ich bin eh gerade mit dem Lernen fertig. Was gibt’s denn?”, Mamoru klappte seine Medizinbücher nacheinander zu. Dann schaltete er die Schreibtischlampe aus und ging mit dem Handy am Ohr hinüber in sein Schlafzimmer. Ließ sich dort aufs Bett fallen. Es überraschte ihn ein wenig, dass Usagi ihn um dir Uhrzeit noch anrief. Aber es störte ihn auch nicht wirklich. “Du hast es vorhin Motoki gesagt.”, es war mehr eine Feststellung als eine Frage, die Usagi leise und etwas unsicher ins Handy sprach. “Woher weißt du das?” “Rei hat es gehört und mich eben angerufen.” “Was hat sie gehört?” “Das wir uns geküsst haben.” “Oh.” “Ja ‘oh’. Sie weiß es und ganz offensichtlich Motoki auch. Was hast du ihm gesagt? Und warum überhaupt? Ich dachte, wir bewahren Stillschweigen darüber?” ”Beruhige dich. Er hat wieder mit tausend Fragen und Vermutungen angefangen und ist dann mehr oder weniger selber drauf gekommen.” ”Mehr oder weniger? Was hast du ihm denn als Köder hingeworfen?” “Das wir uns näher gekommen sind. Und dann schloss er selber auf einen Kuss. Rei muss es mitangehört haben.” “Ja hat sie. Deswegen hat sie mich ja angerufen.” “Und was hast du ihr gesagt?” ”Nichts. Ich konnte sie beruhigen.” ”Beruhigen? Inwiefern?” ”Sie hat mich gefragt, ob ich in dich verliebt sei.”, Usagi schluckte bei ihren letzten Worten. “Oh.”, auch Mamoru schluckte. Sie beide hatten das Thema Gefühle nach diesem Abend nicht weiter angesprochen. Es war einfach nur ein Zufall gepaart mit Alkohol gewesen und guter Laune. “Sagt sie es den anderen?” “Nein. Sie besteht darauf, dass ich es ihnen sage.” “Wirst du es tun?” ”Wahrscheinlich.” “Was wirst du ihnen sagen?” “Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht, Mamoru. Vielleicht sollten wir uns erstmal auch aus dem Weg gehen, damit die anderen nicht noch Blödsinn hinein interpretieren.”, ihre Stimme zitterte, “Ich gehe jetzt ins Bett.” “Halt Usagi! Wie meinst du das, mit aus dem Weg gehen?”, Mamoru war verwirrt und saß kerzengerade in seinem Bett. “Gute Nacht, Mamoru. Schlaf gut.”, sie drückte ihn weg. Beendete das Gespräch. Sie hatte gerade nicht die Nerven, es ihm genau zu erklären. Sie wusste nur, dass sie Rei nicht weiter verletzen wollte. Ihre beste Freundin machte sich immer noch Hoffnung auf Mamoru. Und sie wollte ihr nicht dazwischen funken und auch nicht weiter ein Anlass für Gesprächsstoff sein. Ihr Handy klingelte noch einmal. Sie las Mamorus Namen auf dem Display. Drückte ihn erneut weg und schaltete das Handy komplett aus, legte es auf den Nachttisch. Usagi schob sich dicht unter die Decke und seufzte auf. Warum musste immer alles so kompliziert sein? Aber was geschehen war, konnte sie nicht mehr rückgängig machen. Alles was sie konnte, war dafür zu beten, dass es nicht noch schlimmer wurde. Sie konnte nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Ein Teil davon war, Mamoru aus dem Weg zu gehen. Und am nächsten Tag wollte sie damit beginnen. Irgendwie. Auch wenn sie innerlich wusste, dass es ein aussichtsloses Unterfangen war. In jeglicher Hinsicht. Kapitel 2: Incomplete --------------------- Der Schnee glitzerte. Die Sonne strahlte vom stahlblauen Himmel und brachte die weiße Landschaft zum Funkeln. Raben saßen in den kahlen Baumwipfeln und ließen ab und an ein Krächzen erklingen. Der Wind war eisig und nur wenige Menschen waren unterwegs. Anscheinend war es ihnen egal, dass seid Tagen mal wieder die Sonne schien und nicht ständig nur Schnee fiel. Trotzdem verließen sie nicht ihre warmen Wohnungen. Im Jubaan-Park war es still. Das jetzt gelbe Rohrschilf ließ die paar Blätter, die es noch besaß, hängen und wehte sanft im Wind. Ein Paar Stockenten schnatterte aufgeregt und watschelte nahezu empört ins kalte Wasser, als sich ihnen jemand näherte. Usagi hatte keine Schule heute. Es war Samstag. Sie hatte ausgeschlafen und gut gefrühstückt. Wenn auch spät. Als Ami und Makoto sie abholen wollten, lehnte sie dankend ab und murmelte etwas vom Einkaufen. Und das sie später nachkommen würde ins Crown. Es war eine Notlüge, aber es war nötig gewesen. Sie wusste nur allzu gut, dass Mamoru sicherlich auch da war. Und bis jetzt konnte sie ihm so gut aus dem Weg gehen, dass sie ihr Glück nicht aufs Spiel setzen wollte. Einige Meter weiter stand eine Bank. Usagi wischte mit ihrer behandschuhten Hand den Schnee weg und setzte sich, seufzte auf. Warf den Kopf in den Nacken und starrte in den Himmel. Sie hatte keine Ahnung, wie sie bei einer plötzlichen Begegnung mit Mamoru mit ihm umgehen sollte. Nach ihrem Telefonat hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Auch wenn Mamoru sie den Tag darauf im Stundentakt angerufen und mit Nachrichten beinahe schon bombardiert hatte. Sie hatte ihn stoisch ignoriert. Jetzt waren bald sechs Tage vergangen und er hatte es scheinbar aufgegeben. Usagi kramte in ihrer Manteltasche nach ihrem Handy und öffnete das Nachrichtenfach. “’Du weißt genau, dass wir uns irgendwann wieder über den Weg laufen werden. Also sei nicht so bockig. Bis dann, Mamoru.’ Ach manno, warum kannst du mich nicht in Ruhe lassen?” Usagi wusste eigentlich selbst, dass auch sie eine Teilschuld traf an dem, was zwischen ihnen passiert war. Doch sie konnte es überhaupt nicht verstehen, dass es Mamoru anscheinend geradezu darauf anlegte, dass die anderen sonst was von ihnen glaubten. Und das wollte sie nicht. Sie wollte keinen von ihnen auf dumme Gedanken bringen. Vorallem wollte sie Rei nicht verletzen. Ihre beste Freundin machte sich immer noch Hoffnungen auf Mamoru. Fast schon ein wenig schwerfällig stand sie auf und steckte ihr Handy wieder zurück in die Manteltasche. Auch wenn sie nicht wirklich Lust darauf hatte, aber sie musste ins Crown. Die Mädchen und Luna und Artemis warteten dort auf sie. Sie ging am Ufer des Sees zurück zum Hauptweg und lief diesen langsam entlang. Betete insgeheim dafür, dass Mamoru schon weg war. Die Mädchen saßen an ihrem Stammtisch. Jede mit einer heißen Schokolade vor sich. Minako war kurz nach Ami und Makoto angekommen und hatte sich gewundert, dass Usagi nicht bei den beiden anderen war. Auf ihre Frage antwortete Ami mit der Notlüge, die ihre Freundin ihr und Makoto aufgetischt wurde. Allerdings hatten die beiden keine Antwort auf Minakos Frage, wo denn nun auch Rei sei. Mit der Blondine waren auch die beiden Katzen gekommen. Eigentlich hatten sie gar nicht vor die Tür gehen wollen. Aber dank eines äußert komfortablen und kuscheligen Tragekörbchens ließen sie sich doch erweichen. Und von Motoki hatten Luna und Artemis sogar lauwarme Milch in zwei Schälchen bekommen. Makoto schaute versonnen aus dem Fenster und sah, wie Usagi daher geschlendert kam. ”Hey, da ist Usagi.” “Sie ist vor Rei da?”, erstaunt legte Ami ihr Buch beiseite und beobachtete wie die beiden anderen, wie Usagi herein kam und direkt zum Tresen ging. “Hallo Motoki.” “Hey Usagi. Heute so spät dran?”, er grinste sie schief an. “Es ist doch Samstag.” ”Trotzdem bist du nicht mit den anderen gekommen.” ”Ich hatte noch was zu erledigen.” ”So? Sicher, dass du nicht eher getrödelt hast, um Mamoru nicht über den Weg zu laufen?” ”Ja, ganz sicher. Ist musste noch etwas für meine Mutter im Buchladen bestellen.” “Aha. Naja, hättest du nicht machen müssen.” ”Wieso?”, sie zog eine Augenbraue hoch. “Er war heute noch nicht da.” Sie starrte Motoki fassungslos an und nahm wie in Trance ihre heiße Schokolade entgegen. Auf dem Weg zum Tisch ihrer Freundinnen arbeitete ihr Gehirn auf Hochtouren. Sie überlegte hin und her. Aber sie kam auf keine plausible Antwort auf den fehlenden Grund seines Fernbleibens. Ihren Freundinnen entging es nicht, wie sich Usagi gedankenverloren zu ihnen setzte. “Ist alles okay?”, Minako schaute sie fragend an. “Äh, ja. Alles gut.” “Als du gestern gegangen warst, meinte Rei, du hättest uns noch was Wichtiges zu sagen.” Usagi schaute zu Ami, dann zu den anderen beiden und Artemis. Zum Schluss blieb ihr Blick an Luna hängen. Es bedurfte keiner Worte zwischen dem Mädchen und der Katze. “Nein, also ja. Aber das ist nicht so wichtig, wie sie es vielleicht gemeint hat. Hat noch Zeit.” “Okay.” “Ich sag es euch demnächst.” ”Demnächst?” ”Ja, Mina, demnächst. Ich muss selber noch ein wenig darüber grübeln.” ”Wieso grübeln? Hat es etwa mit einem Jungen zu tun?” ”Was? Nein. Also nicht direkt.”, Usagi wurde augenblicklich rot und nahm einen großen Schluck ihrer Schokolade. “Hast du etwa einen Freund?”, stichelte nun auch Makoto weiter. “Nein, hab ich nicht.” ”Aber es geht doch um einen Jungen. Ist es etwa wegen Mamoru?” ”Nein.” “Und warum wirst du dann so rot?”, Amis Blick war geradezu fixierend. “Hört zu, ich sag es euch, wenn ich es für richtig halte. Okay?!”, Usagis Stimme war etwas lauter geworden. “Und ich dachte, wir hätten keine Geheimnisse voreinander.”, Minakos Blick wurde traurig und eine Spur der Enttäuschung lag darin. Genau wie in den Blicken der anderen. “Lasst mir einfach nur noch etwas Zeit. Bitte.”, Usagi wich den Blicken aus und starrte aus dem Fenster, während sie mit ihrem Löffel in der Tasser herum rührte. Sie bekam die Blicke der anderen nicht mit. Wollte sie auch nicht sehen. Sie konnte sich eh denken, was in den Köpfen der anderen vor sich ging. Leise seufzte sie auf und stützte ihren Kopf auf ihre Hand. Ihr Gefühl sagte ihr, dass es nicht richtig war, was sie hier tat. Es fühlte sich beinahe wie Verrat an ihren Freundinnen an. Doch so sehr sie es auch ändern wollte, umso weniger konnte sie es. Auch wenn sie Rei versprochen hatte, die anderen Mädchen auch aufzuklären, fiel es ihr schwer. Sie machte sich weniger Gedanken darum, dass die anderen entsetzt sein würden. Im Gegenteil: Sie würden sagen, dass sie sich sowas schon gedacht hatten. Und das sie und Mamoru doch ein süßes Paar abgeben würden. Das es so romantisch sei. All solche Dinge die Usagi nicht hören wollte. Minako war unterdessen aufgestanden und zu Motoki hinüber an den Tresen gegangen. In ihrer Hand die halbvolle Tasse mit heißer Schokolade. “Hey Mina, was gibt’s?”, Motoki verräumte gerade einige Gläser, die er bis eben noch poliert hatte. Es war heute nur wenig los im Crown, was sicherlich daran lag, dass es so eisig draußen war. Sonst war am Wochenende generell viel mehr los. Doch so hatte er ein wenig Zeit, um in Ruhe mit Minako so reden. “Usagi. Sie verschweigt uns etwas.” “Ich weiß.” “Was weißt du?” “Naja, also Mamoru hat ein bisschen was erzählt.” Minakos Augen weiteten sich vor Aufregung: ”Erzähl.” ”Darf ich nicht.” “Was?” ”Sei nicht enttäuscht, Mina. Aber ich hab es ihm versprochen.” ”Ach komm schon, nur ein kleiner Tipp!” ”Hm, naja, also...” ”Also was?” ”Sie sind sich wohl nach der Party näher gekommen.” “Wie nah?” “Sie haben sich geküsst.” ”Ah!”, ein heller Schrei entwich ihrer Kehle, aber sie hielt sich schnell die Hand vor den Mund. Erstickte den Ton. “Sei leise.” “Entschuldige. Sie haben sich geküsst?” ”Ja.” ”Sind sie jetzt zusammen?” ”Nein.” ”Wieso nicht?” ”Keine Ahnung. Sie schieben es beide auf den Alkohol.” “Das ist es also, was sie uns sagen soll.” ”Hä?”, Motoki schaute sie fragend an. “Rei hat uns gestern erzählt, dass Usagi uns was Wichtiges zu sagen hätte.” ”Rei weiß es schon?” ”Anscheinend.” ”Sie muss es gehört haben, als es mir Mamoru gesagt hat. Das erklärt auch, warum sie an dem Abend so plötzlich verschwunden war und ihn nicht mehr wegen einem Date gefragt hat.” ”Hm. Anscheinend hat sie Usagi schon gesagt, dass sie es weiß.” “Vielleicht gehen sich die beiden deswegen aus dem Weg.” “Wie meinst du das?” ”Naja, überleg doch mal, Mina. Bis vor drei Tagen sind die beiden ganz normal miteinander umgegangen. Haben sich gegrüßt und alles und nun kommt Mamoru seit fünf Tagen nur mehr am frühen Nachmittag und geht vor sechzehn Uhr. Und dann kommt Usagi. Eben hab ich ihr gesagt, dass er heute noch gar nicht da war.” ”Deswegen war sie so in Gedanken, als sie sich zu uns setzte.” ”Wahrscheinlich hat sie überlegt, wie sie am schnellsten die Flucht ergreifen kann, wenn er hier auftauscht.” “Vielleicht gehen sie sich jetzt mit Absicht aus dem Weg, um Rei nicht zu verletzen. Immerhin ist sie immer noch hinter Mamoru her.”, sinnierte Minako. “Möglich. Was, wenn sie doch ineinander verliebt sind.” “Das könnte kompliziert werden. Alleine schon wegen Rei. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Usagi ihre Gefühle zulassen würde. Sie könnte und würde Rei nie verletzen wollen.” ”Ach ist das anstrengend mit den beiden.”, seufzte Motoki. “Allerdings.”, Minako nahm einen letzten Schluck Schokolade. Sie schaute zusammen mit dem Blonden zu Usagi hinüber. Sie starrte immer noch aus dem Fenster. Doch es war unverkennbar, dass sich ihre Augen von einem zum anderen Augenblick weiteten. Minako versucht den Grund für die Änderung von Usagis Gesichtsausdruck herauszufinden. Sie sah, wie ihre Freundin mit immer noch vor Schreck geweiteten Augen nun in Richtung Eingang blickte. Usagi erstarrte bei diesem Anblick. Alles in ihr verkrampfte sich. Ihr Herz inklusive und von allem am stärksten. Sie hatte das Gefühl, ihr würde die Luft aus den Lungen gepresst werden. Ihr Körper war in Sekundenschnelle wie aus Stein gemeißelt. Sie wusste, dass sich ihre Finger schon sehr schmerzhaft in die metallene Tischplatte gekrallt hatten. Aber sie ignorierte das aufkommende Taubheitsgefühl. Ami und Makoto entging Usagis Gefühlsregung nicht. Genauso wenig wie Luna und Artemis. Alle vier Augenpaare richteten sich auf Usagi und dann hinüber zum Eingang. Die schwarze Katze zog scharf die Luft ein. Besorgt schaute sie zu ihrer Herrin. Sie hatte nur ein kleine Ahnung von dem, was gerade in dem blonden Mädchen vorging. Usagis Beine setzten sich von selbst in Bewegung. Doch sie zitterten und das Mädchen hatte keine Ahnung, wie weit sie damit kommen würde. Es kostete sie viel Überwindung zu laufen. Langsam ging sie in Richtung Eingang. Sie hatte keine Ahnung was sie tun sollte. Oder warum sie überhaupt los lief. Ihr Kopf war wie leer gefegt. Mit weichen Puddingbeinen kam sie auf Minako und Motoki zu. In dem Blick ihrer Freundin konnte sie sehen, dass sie es bereits wusste. Und das sie ahnte, was in ihr vorging. “Was plauscht ihr denn hier so rum?”, Usagi wollte unbedarft klingen, aber es fiel ihr nicht leicht. Ihre Stimme zitterte genauso wie der Rest ihres Körpers. “Alles okay?”, Motoki sah sie besorgt an. Das Mädchen nickte. “Vielleicht sollten wir uns wieder nach hinten setzen.” “Warum denn, Mina? Darf ich nicht auch mal hier am Tresen sitzen? Außerdem nimmst du Motoki schon ziemlich lange in Beschlag und meine Schokolade ist leer. Ich hätte gerne noch eine.” Die Blicke Motokis und Minakos fielen in die Tasse Usagis. Sie war noch zu zwei Dritteln gefüllt. Die Blondine wollte ihre Freundin gerade darauf hinweisen, aber der junge Mann schüttelte den Kopf und nahm die Kanne mit der heißen Milch in die Hand: ”Willst du nur Milch oder auch noch Schokosirup.” “Milch reicht. Danke.”, Usagi lächelte. Es war ein ehrliches Lächeln, ihre Freunde erkannten es sofort. “Hallo Motoki. Hey Usagi und Minako.”, Rei trat zu ihnen. Hinter ihr stand Mamoru: ”Hallo.” ”Hey Mamoru.”, Motoki blickte seinem besten Freund in die Augen und der Schwarzhaarige erkannte sofort ein wenig Feindseligkeit in seinem Blick. “Hallo Mamoru.” “Hey Mina. Hallo Usagi.” “Hey Baka.”, das Mädchen sah ihn nicht an und nahm stattdessen einen großen Schluck ihrer heißen Schokolade. “Was klingst du denn so patzig?” “Sie hatte Ärger mit ihren Eltern, Rei.”, sprang Minako ihrer Freundin bei. Rei schaute Usagi fragend an, aber sie blickte nicht auf. Dennoch spürte sie die Blicke in ihrem Rücken. Nicht nur den von Rei. Sie hatte das Gefühl, das Mamorus Blick viel stechender war. Und das er schon fast bis zu ihrem Herzen vordrang. Auch wenn sie ihm aus dem Weg gehen wollte, hätte sie nie vermutet, dass es sie so aus der Bahn werfen könnte, ihn zu sehen. Ihn zusammen mit Rei zu sehen. Ihre Gedanken und ihr Herz liefen schreiend Amok und sie wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Sie hatte schon beinahe Angst, dass sie vom Barhocker fallen würde, wenn sie ihre Tasse loslassen würde. “Sag mal Usagi, ist alles okay mit dir? Du bist so blass.”, Rei war an sie heran getreten und schaute sie besorgt von der Seite an. “Ja. Alles okay. Ist das Wetter.” Keiner der um sie herum stehenden Personen wagte etwas zu sprechen. “Bleib bei ihr.”, Reis Stimme war leise gewesen, aber ihr Blick den sie Mamoru schenkte umso durchdringender. Er nickte und sah ihr nach, wie sie zu den anderen beiden Mädchen und den Katzen ging. Tausende Gedanken schwirrten der Schwarzhaarigen im Kopf herum, als sie zu den anderen trat. “Was ist mit Usagi?”, Ami klang besorgt. “Hat sie es euch gesagt?” ”Du meinst diese wichtige Sache?” ”Genau die, Mako.” ”Nein. Was ist es denn? Hat es etwas damit zu tun, dass sie gerade so schlecht aussieht.” ”Möglicherweise.”, Rei schaute zu Luna, “Du weißt es, richtig?” ”Ja.” “Dann sag du es ihnen.” Die schwarze Katze nickte nur. Sie ahnte, dass Rei ihr Versprechen gegenüber Usagi nicht brechen wollte, indem sie es weiter sagte. Aber sie, Luna, hatte nichts versprochen. “Was sollst du uns sagen, Luna?”, Artemis schaute sie neugierig an. “Sie und Mamoru haben sich geküsst.” “Was?”, Ami und Makoto blickten ungläubig zwischen Luna und Rei hin und her. Artemis erging es nicht besser. “Als er sie nach deinem Geburtstag heim gebracht hat und ich bereits am Tempel war.” “Sie haben rumgeknutscht? Im Suff?”, Makoto blickte die Schwarzhaarige überrascht an. “Ja.” “Aber sie sind nicht zusammen oder?” “Nein, Ami. Sind sie nicht.” ”Woher weißt du es?” ”Ich hab es neulich zufällig mitbekommen. Eigentlich wollte ich Mamoru fragen, ob er mit mir ausgeht. Da hat er es gerade Motoki gesagt.” ”Und was hast du dann gemacht?”, Artemis schaute sie fragend an. “Ich bin heim und hab nach einer Weile Usagi angerufen, gefragt, ob es stimmt, was Mamoru gesagt hat.” “Sie hat es bestätigt.”, Luna ließ den Kopf ein wenig hängen und schaute aus dem Augenwinkel heraus zu Usagi, die immer noch wie zur Salzsäule erstarrt und sich an ihre Tasse klammernd auf dem Barhocker saß. “Ist sie in ihn verliebt?”, Makoto schaute vorsichtig zu Rei. “Sie hat es verneint, aber ich bin mir nicht sicher.”, nun schaute auch Rei wieder zu Usagi, “Ich war vorhin mit Mamoru frühstücken in diesem neuen französischen Café in der Nähe meines Tempels. Ich hab ihm gesagt, dass ich von dem Kuss weiß und er meinte, dass es ihm Usagi schon gesagt hat. Sie hat ihn angerufen, nach dem ich aufgelegt hatte. Ich hab ihn gefragt, wie es nun zwischen ihnen weitergehen soll. Immerhin streiten sie ja nun auch nicht mehr.” ”Und was hat er gesagt?” “Das er es mir gar nicht beantworten kann und Usagi ihn darum gebeten hat, erst einmal Abstand zu bewahren.” ”Warum denn das?” ”Damit ihr nichts hinein interpretiert.” Ami wollte gerade Luft holen und noch etwas sagen, als sie abrupt unterbrochen wurde. Erschrocken blickten sie alle zum Tresen und waren augenblicklich auf den Beinen. “Lass mich doch in Ruhe, Mamoru. Ist das so schwer zu begreifen oder meiner Bitte nachzukommen?”, Usagis Stimme war laut geworden und ihre Freunde konnten den Schmerz nur allzu deutlich heraus hören. Sahen das wütende Funkeln in ihrem Blick, den sie Mamoru zu warf. Sie war vom Hocker gerutscht und stand beinahe in Kampfstellung dem jungen Mann gegenüber. Minako und Motoki waren etwas zurück gewichen. “Ich hab doch nichts gemacht!”, zischte er jetzt ebenso wütend zurück. “Was ist los?”, Rei stand neben Minako. Ami und Makoto mit den beiden Katzen auf den Armen hinter ihr. “Keine Ahnung. Ich hab es nicht gesehen.” ”Aber irgendetwas muss er doch gesagt haben, was sie so wütend macht.” Ratlos blickten sich die Freunde an. “Doch, du nervst mit deinem Tun und hast unsere Abmachung gebrochen. Musst du es unbedingt raus posaunen? Bitte sehr. Hast du ja schon erfolgreich gemacht. Und das auch noch besonders laut. Neben Motoki hat es ja auch noch Rei mitbekommen.”, Usagi drehte sich zu Motoki, “Nichts gegen dich, aber es war klar, dass du es weiter traschst.” ”Du hast es weiter gesagt?”, Mamoru blickte an Usagi vorbei und sauer zu seinem besten Freund. “Sorry.” ”Ja, Motoki hat es vorhin anscheinend Minako gesagt.” “Woher weißt du, dass ich es weiß, Usagi?” ”Oh bitte, Mina. Man kann in dir lesen wie in einem Buch.” “Oh.” ”Schon okay. Ihr wisst es auch, oder?”, sie schaute zu Ami und Makoto und die verlegen nickten. “Dann wissen es eben alle.”, Mamoru grummelte. “Ja, faszinierend für die Tatsache, dass wir es keinem sagen wollten. Und jetzt ist es ja auch scheiß egal.” “Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich es nicht gesagt hätte?” ”Ja. Weil es nur dich und mich was angeht. Aber das du nicht mal zwei Wochen die Klappe halten kannst, ist scheiße, Mamoru. Weißt du, was es mich an Überwindung gekostet hat, den Mädchen nichts zu sagen? Ich kann Geheimnisse im Normalfall nicht für mich behalten. Ich kann sie nicht belügen und ich will es auch nicht. Mir ging es die letzten Tage so mies.” ”Aber dann ist es doch gut, dass sie es jetzt wissen.” “Nein, ist es nicht.” ”Oh Usagi, warum bist du nur so kompliziert.” ”Ich bin eine Frau. Deswegen!”, ihre Stimme war wieder lauter geworden, “Aber das tut auch nichts zur Sache. Ich wollte Rei nicht verletzen. Sie mag dich, und du weißt das. Deswegen hab ich dir am Telefon auch gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst.” ”Aber warum? Was hab ich dir getan?”, er sah sie sauer und ratlos zugleich an. Sie ging auf ihn zu, stellte sich nur wenige Zentimeter vor ihn und schaute zu ihm auf. In ihren Augen sammelten sich Tränen, die sie eigentlich zu unterdrücken versuchte. Aber es ging nicht. Ihre Gefühle und ihr Herz hatten sich einen Weg gebahnt und begannen nun mit einem spektakulären Ausbruchsversuch in Form von unzähligen Tränen, die ihr heiß über die Wangen liefen. “Usako.”, seine Stimme war leise. Hatte eine nahezu zärtlichen und liebevollen Ton angenommen. “Nein. Spar dir das.”, sie schüttelte den Kopf. “Was hab ich dir getan?” Usagi wusste nur allzu gut, worauf er hinaus wollte. Aber sie verdrängte es. Stattdessen griff sie zu einer weiteren Notlüge: ”Du hast alles kaputt gemacht.”, sie schob sich an ihm vorbei, schnappte sich ihren, an der Garderobe hängenden, Wintermantel und verschwand nach draußen. Die anderen schauten ihr atemlos und verwirrt hinterher. “Was meint sie damit?”, Minako fand als erste ihre Stimme wieder und schaute Mamoru fragend an. Doch sie bekam keine Antwort. “Mamoru?”, nun war auch Rei zu ihm getreten, “Was meint sie damit?” Aber auch ihr antwortete er nicht. Wie gebannt stand er einfach nur da, bevor er realisierte, was sie da gerade gesagt hatte. Es ratterte in seinem Kopf und ihre Worte brannten sich hinein. Sie machte ihn gerade dafür verantwortlich, dass es ihr selbst nicht gut ging. “Red mit ihr.” “Was?”, überrascht schaute er zu Ami, die ihn eindringlich an sah. “Du musst mit ihr reden.” ”Sie will mich nicht mehr sehen.” ”Das stimmt nicht. Usagi reagiert immer trotzig, wenn sie verwirrt ist oder keine Lösung für ein Problem weiß.”, Makoto seufzte. “Vergiss es. Ich tu mir ihre Laune nicht nochmal an.” “Sturkopf.”, überrascht schaute er zu Rei. “Hä?” ”Wenn du nicht mit ihr redest, dann tu ich es eben.” ”Aber ich dachte, wir hätten ein Date.” “Nicht mehr. Meiner besten Freundin geht es nicht gut. Und da du offensichtlich nicht in der Lage bist, mit ihr eine vernünftige Lösung für euer Problem zu finden, versuch ich es eben.” “Es gibt kein Problem zwischen uns. Sie ist einfach nur stur und bockig. Und sieht Probleme, wo keine sind.” ”Falsch.”, Minako mischte sich nur allzu gerne mit ein in die Diskussion, “Es gibt da schon ein Problem.” ”Das da wäre?” ”Euer Kuss.” ”Mina hat Recht.” “Fang du jetzt nicht auch noch an, Motoki.” “Tut mir leid, Kumpel. Aber die Mädels haben wirklich Recht. Anscheinend ist das Problem der Kuss. Und alles was damit zusammenhängt.” ”Zusammenhängt?” “Habt ihr darüber hinterher geredet?” Mamoru schwieg. “Habt ihr darüber geredet, wie es jetzt mit euch weiter geht?” Mamoru starrte zu Boden und ballte die Fäuste. “Hast du dir mal Gedanken gemacht, was du bei solch einem emotional veranlagten Mädchen wie Usagi damit auslöst?” Dem Schwarzhaarigen ging ein Licht auf. Nein, sie hatten nicht darüber gesprochen, wie es jetzt zwischen ihnen weiter gehen sollte. Sie hatten nie über ihre Gefühle gesprochen. Es hing alles seitdem in der Schwebe. Ganz egal wie der Kuss entstanden war, egal welche Hintergründe er hatte, es belastete Usagi. Und auch ihn. Sie hatte Recht gehabt: Nichts war mehr so wie vorher. Vielleicht hatte er wirklich alles kaputt gemacht. “Ich ruf euch später an.”, Rei schnappte sich ihre Tasche, die sie vorher auf dem Tresen abgelegt hatte. Ihre Freundinnen nickten. “Bis dann!” Das Mädchen verschwand durch die Eingangstür. Zurück ließ sie einen ratlosen Mamoru und ihre Freundinnen samt Katzen und Motoki. “Da hast du echt was angestellt.”, Motoki klopfte seinem Freund auf die Schulter. “Das wollte ich nicht.” “Glaub ich dir. Sie wollte dich also nicht mehr sehen?” ”Ja.” ”Und du bist ihrer Bitte nachgekommen?” ”Ja.” ”Einfach so?”, Makoto schaute ihn überrascht an. “Nicht ganz. Ich hab ihr noch Nachrichten geschickt. Aber sie hat mir nicht den Grund gesagt.” “Sie wollte Rei wahrscheinlich nicht verunsichern.”, Ami schob Mamoru einen Kaffee über den Tresen, “Und sicherlich hat sie gehofft, dass sie so auch mit sich selbst ins Reine kommt.” ”Mit sich selbst?” ”Oh Mamoru, du musst echt noch viel über Frauen lernen.”, grinste Minako ihn breit an, “Und ganz besonders über Usagi. Glaubst du denn wirklich, das sie der Kuss kalt gelassen hat?” Er schwieg und sie fuhr fort: ”Abgesehen davon das es wahrscheinlich auch ihr erster Kuss war, kann Usagi ihre Gefühle nur schwer außen vorhalten. Aber sie versucht es wegen Rei. Sie will ihr den Vortritt lassen.” ”Was hast du sie vorhin eigentlich gesagt?” Mamoru schaute zu Motoki, der nun wieder hinter dem Tresen stand und für die Mädchen neue heiße Schokoladen zubereitete. Er bückte sich und hob eine am Boden liegende Serviette auf, legte sie auf den Tresen und strich sie etwas glatt. Dann schob er sie zu Motoki. Auch die Mädchen samt Katzen schauten an dem blonden jungen Mann vorbei, als dieser laut vorzulesen begann. “Ich habe versucht weiter zu machen, so als hätte ich dich nie gekannt. Aber ohne dich ist alles was ich bin, unkomplett.” Ungläubig starrte das Grüppchen auf die Serviette. “Äh, Mamoru?” Kein Geräusch war zu hören. Verwirrt blickte nicht nur Motoki auf. Auch die Mädchen und Luna und Artemis schauten sich suchend um. “Mamoru?” “Er ist gegangen.”, stellte Makoto nüchtern fest. “Na toll.”, maulten Minako und Motoki im Chor. Ami kicherte leise und verhalten: ”Dann müsst ihr wohl warten.” Laut seufzten die anderen auf und begutachteten noch einmal die beschriebene Serviette. “Deswegen haben wir nichts gehört. Er muss sie Usagi zugeschoben haben.”, überlegte Minako, “Ach warum können die es sich denn einfach nicht eingestehen. Ist es so schwer über Gefühle zu reden?” ”Ein ehemaliger Lehrer von mir sagte einmal ‘Gefühle sind eine hochkomplizierte Angelegenheit und eine verrückte Mischung aus biologischen und chemischen Reaktionen im Gehirn mit der Tendenz auf das Herz überzugreifen.’”, lächelte Ami. “Du meinst, wir sollten ihnen Zeit geben?” “Genau das, Mako. Usagi sollte mit Rei reden und dann mit Mamoru, der dann auch nochmal mit Rei reden sollte.” Erneut entwich den Freunden ein Seufzten. Und Motoki hätte schwören können, dass auch die Katzen laut ausatmeten. Das Stockentenpärchen schwamm schnatternd im kalten Wasser, auf dem die Sonnenstrahlen blitzten. “Usagi?” Rei war ihren Instinkten gefolgt, die sie zum Jubaan-Park geführt hatten. Auf einer Bank am Seeufer entdeckte sie ihre Freundin. Sie stapfte durch den Schnee und setzte sich neben sie. “Hier.”, sie reichte ihr ein Taschentuch. “Danke.” “Was hat dich denn so aus der Fassung gebracht? Etwa das er und ich zusammen reingekommen sind?” Usagi nickte schweigend. “Bist du deswegen so sauer auf ihn gewesen?” Das Mädchen schüttelte den Kopf. “Weswegen denn dann?” ”Wegen dem was er getan hat.”, Usagis Stimme war leise. “Was hat er getan? Ich meine, du bist plötzlich ausgerastet, aber keiner konnte eine Beleidigung oder sonst was von Mamoru hören. Halt nicht so wie sonst.” “Er hat mir etwas auf eine Serviette geschrieben.” ”Aha.”, Rei schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, “Was denn?” ”Das er versucht so zu tun, als hätte er mich nie kennengelernt. Aber das es nicht geht und er sich unvollständig fühlt ohne mich.” Rei musste schlucken. Solche Worte hätten sie nie im Leben von ihm erwartet. Sie sagten alles über seine Gefühle aus. Über seine Gefühle für Usagi. Anscheinend bedeutete ihm der Kuss mehr, als er es offen zugeben wollte und konnte. Er konnte es nur Usagi sagen. Ausgerechnet ihr die auf Abstand ging. Laut seufzte sie auf: ”Und das hat dich so wütend gemacht?” ”Ja. Es verwirrt mich. Ich will das nicht. Ich will dir nicht wehtun.”, Usagi schluchzte auf. “Hör mal, ich kann seine Gefühle ja nun mal nicht beeinflussen. Aber du anscheinend schon. Und es verwirrt ihn sicherlich genauso wie dich. Was er dir da geschrieben hat, ist wunderschön. Er drückt damit aus, wie sehr du ihm fehlst.” ”Aber es geht nicht nur um ihn.” “Hm. Na gut, dann frag ich dich, wie es dir geht. Wie geht es dir Usagi?” Usagi schaute ihre Freundin mit verheulten und roten Augen an. Sie konnte es nicht. Sie konnte Rei nicht sagen, wie sie sich fühlte wegen Mamoru. Zuviel hing daran. Ihre Freundschaft würde vermutlich unwiderbringlich zerstört werden. Langsam schüttelte sie den Kopf: ”Ich kann es nicht. Tut mir leid.” Sie stand auf, wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. “Aber warum nicht?” “Es geht einfach nicht. Es würde dich zu sehr verletzen.”, Usagi umarmte ihre verdutzte Freundin und rannte dann los. Sie musste weg. Egal wohin. Aber sie brauchte Abstand. Abstand von Rei. Abstand von ihren neugierigen Freundinnen und Motoki. Abstand von Mamoru. Und seine Nähe. Kapitel 3: How did I fall in love with you? ------------------------------------------- Der Abend war über Tokio herein gebrochen. Die Straßenbeleuchtung ließ die Stadt wieder in ein unwirkliches buntes Licht aus Werbetafeln und Autolichtern tauchen. Die Sonne war schon am späten Nachmittag untergegangen und mit ihr die wenige Wärme, die sie in der kalten Jahreszeit spendete. Ein noch eisiger Wind als am Nachmittag fegte durch die Straßen. Es waren nur einig junge Leute unterwegs, die sich mit Gleichaltrigen in irgendwelchen Karaokebars in Shibuya treffen wollten oder auf dem Weg zu einer Party waren. Sie alle waren dick angezogen. Hatten ihre Schals bis zu den Nasenspitzen gezogen und drängten sich selbst beim Laufen dicht aneinander, um noch ein wenig mehr Wärme zu erfahren. Doch trotz aller Kälte hatten sie noch die Kraft munter zu plaudern und zu tratschen. Zu lachen und ganz offensichtlich Spaß zu haben. Usagi lief wesentlich langsamer durch die große Einkaufsstraße von Jubaan. Aber sie hatte es ohnehin nicht eilig. Nach dem sie aus dem Park und vor Rei geflüchtet war, hatte sie ihrer Mutter eine Nachricht mit dem Handy geschrieben. Sie würde wieder einmal bei Ami übernachten. Eine Lüge die ihre Mutter allein deshalb schon glaubte, weil sie Ami als sehr verantwortungsvolles Mädchen sah. Diese Nachricht lag bald dreieinhalb Stunden zurück. Doch Usagi konnte einfach nicht anhalten. Sie war aus dem Park gelaufen und seitdem hatte sie sich nicht einmal umgedreht oder aufgeschaut. Sie hatte halbwegs eine Ahnung wo sie war. Aber keine wie sie hierher gekommen war. Das einzige wovon sie wirklich Ahnung hatte, war, dass ihr Kopf an sich wunderbar leer war. Sie hatte seit ihrer Flucht nicht einmal mehr an Rei gedacht oder an ihre Freundinnen oder an Mamoru. Und bis jetzt war es auch dabei geblieben. Bis ihr Handy sich meldete. Sie kramte es aus ihrer Manteltasche und schaute auf den Namen, der auf ihrem Display leuchtete: Mamoru. Augenblicklich verkrampfte sie sich und blieb stehen. Ihr Herz begann zu rasen und in einem viel zu schnellem und nahezu krankhaft ungesunden Takt zu schlagen. Schwer musste sie schlucken. Ihre Hand mit dem Handy darin zitterte. Und ihre Gedanken überschlugen sich. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Ob sie das Gespräch annehmen sollte oder wegdrücken. Ein junges Pärchen rempelte sie an. Beleidigte sie kurz, weil sie mitten auf dem Gehweg stand. Aber Usagi bekam es gar nicht mit. Es war still um ihn herum geworden. Keiner der um ihn herum stehenden Personen sprach ein Wort. Wie gebannt starrten sie ihn stattdessen an und warteten auf eine Reaktion. Irgendeine. Aber nichts geschah. Mamoru stand immer noch mit dem Handy am Ohr da und ließ es läuten. Er hatte die Freizeichen nicht mitgezählt. Aber er ahnte, dass es mehr als zehn waren. Wahrscheinlich sogar mehr als fünfzehn. Doch am anderen Ende der Leitung rührte sich nichts. Und er fragte sich mittlerweile, warum er überhaupt hier war. Er war schon fast zuhause gewesen, als Rei anrief und ihn über Usagis Verschwinden unterrichtete. Ohne weiter groß darüber nachzudenken, war er umgekehrt und zurück zum Crown gegangen. Und dann hatte er sich von den Mädchen regelrecht beschwatzen lassen, Usagi anzurufen und mit ihr zu sprechen. Oder es zumindest zu versuchen. “Ich ruf mal bei Naru an. Vielleicht ist sie da.”, überlegte Ami laut. Sie wandte sich von dem Grüppchen ab, dass sich am Tresen und rund um Mamoru versammelt hatte und ging hinüber zu ihrem Stammtisch, wo ihre Tasche lag. Sie brauchte nicht lange nach ihrem Handy zu suchen. Im Gegensatz zu den meisten Frauen und ihren Handtaschen war die von Ami geordnet. In wenigen Sekunden hatte sie das, was sie brauchte und wählte die Nummer von Naru: ”Hallo Naru. Hier ist Ami. – Ich wollte dich fragen, ob Usagi bei dir ist. – Wir waren verabredet für die Abendvorstellung im Kino. Aber sie ist nicht da. – Na macht nichts. Vielleicht ist sie gleich da. Danke trotzdem. – Bis Montag in der Schule. Tschüss!” “Und?”, Minako hatte sich zu ihr umgedreht, “Ist sie bei Naru?” ”Nein. Auch nicht.” “Wo steckt sie nur? Hat sie dir denn nichts gesagt, wo sie hin geht, Rei?” ”Nein. Sie hat mir nur gesagt, dass sie mir nicht sagen kann, wie es ihr selber geht und dann ist sie einfach losgelaufen.” ”Und warum bist du nicht hinterher?”, Makoto klang leicht vorwurfsvoll. “Weil ich vollkommen perplex war. Es ging einfach nicht. Ihr trauriger Blick hat mich so aus der Bahn geworfen, dass ich gar nicht reagieren konnte. Wahrscheinlich selbst dann nicht, wenn ich es gewollt hätte. Du weißt selbst ganz genau, wie sie sein kann. Und was ihr Blick bewirken kann.” Die Brünette nickte nur. Sie wusste wie auch die anderen Freundinnen, dass in Usagi dank ihrer zweiten Identität eine Menge Macht inne wohnte. Alleine ihr Blick war für ihre Feinde manchmal mehr als nur verwirrend. Es kam mit unter vor, dass er geradezu läuternd war für sie. “Was hast du nur angerichtet?!”, Motoki versuchte neutral zu klingen, aber der Blick, den er Mamoru zu warf, sprach Bände. “Ja, gib du mir jetzt auch noch die alleinige Schuld an ihrem Verschwinden.”, zwischen Schultern und Ohr hatte Mamoru sein Handy geklemmt, mit dem er immer noch versuchte, Usagi zu erreichen. Aber sie reagierte immer noch nicht. Er brach seinen Versuch genervt ab. Nahm einen Schluck Kaffee. Sein achter seid seiner Ankunft im Crown. Aber nur die Hälfte davon hatte er auch bis zum letzten Tropfen ausgetrunken. “Aber es stimmt doch. Hättest du sie nicht geküsst, wäre sie jetzt nicht so verwirrt.” ”Hey, es gehören immer noch zwei dazu.” “Schon, nur von dir ging es doch aus.” ”Wie kommst du darauf?” ”Ist doch so.” ”Nein, ist es nicht.” ”Und wie dann?” ”Wir waren angetrunken und es ist aus einer Laune heraus passiert.” “Nichts passiert aus einer Laune heraus. Gib es doch einfach zu.” ”Was denn?” ”Das es dir gefallen hat.” ”Motoki, du bist so ein Arsch!” Wütend schmiss Mamoru die jetzt leere Kaffeetasse nach seinem eigentlich besten Freund, der nur in letzter Sekunde ausweichen konnte. “Stopp jetzt!”, Ami war laut geworden, “Eure Streit bringt uns auch nicht weiter.” Schuldbewusste schauten die beiden jungen Männer erst zu Ami und dann sich gegenseitig an. Sie brauchten keine Worte. Ihre Freundschaft war lang und fest genug, als das der jeweils andere es auch so verstand. “Mamoru.”, Reis Stimme war leise und sie schaute aus dem Fenster auf die hell erleuchtete Straße vorm Café. “Ja?” “Was hast du bei eurem Kuss gefühlt?” Die Mädchen und auch Motoki blickten zwischen den beiden hin und her. Hielten die Luft an. “Rei.” ”Sie hat mir gesagt, was du ihr vorhin auf die Serviette geschrieben hast.” Er schwieg. “Und eben bist du ausgerastet, weil dich Motoki auf deine Gefühle angesprochen hat. Ich weiß, dass du kein so emotionaler Mensch bist. Du bist das ganze Gegenteil von Usagi.”, sie lachte leise auf, “Doch anscheinend schafft es ausgerechnet sie, deine Gefühle so durcheinander zu bringen, dass dir beinahe schon alle Sicherungen durchbrennen. Also sag mir bitte, was du bei eurem Kuss gefühlt hast. Ich werde dir sicherlich nicht böse sein. Denn das steht mir auch gar nicht zu. Aber bitte sag es uns.” Mamoru schaute von einem Gesicht zum anderen. Blieb dann an Rei hängen, die ihn fast schon flehend ansah. Dann schüttelte er langsam, aber für alle gut sichtbar, den Kopf. “Du kannst es uns nicht sagen?!” “Nein. Tut mir leid.” ”Ich nehme an, aus dem selben Grund heraus, warum es mir Usagi vorhin im Park nicht sagen konnte.” “Kann ich dir nicht beantworten.”, er nahm sein Handy und ging in Richtung Garderobe. Er konnte hier nicht mehr bleiben. Er hatte schon sein Versprechen gegenüber Usagi gebrochen und über den Kuss gesprochen und sich dadurch ihren Zorn zugezogen. Er hatte nicht die geringste Lust, sie noch mehr zu verärgern. Vorrausgesetzt, dass sie auch wieder auftauchte und mit ihm sprach. Eine kleine Option dafür, dass sie ihm irgendwann mal verzeihen würde, musste er sich offen halten. Er schlang seine Schal um den Hals und zog sich die Daunenjacke an. “Wo gehst du jetzt hin?”, Minako sah in verblüfft an, “Gehst du sie suchen?” ”Ich geh nach Hause.” “Ach so, du läufst jetzt also genauso davon wie Usagi. Sehr schlau von dir. Und ich dachte, du studierst an der Tôdai.”, Makoto sah ihn höhnisch an. “Nein, ich laufe nicht davon wie sie. Ich bin einfach nur müde und muss auch noch bis Mitte Januar eine Hausarbeit fertig schreiben und abgeben. Und dank euch und Usagi hatte ich nicht viel Zeit in den letzten Tagen.” “Jetzt sind wieder die anderen daran schuld.” Mamoru warf seinem besten Freund einen bösen Blick für dessen Satz zu. Dann drehte er seinen Freunden den Rücken zu, hob den Arm und winkte kurz. Die anderen konnten ihm nur hinterher starren. “Usagi hatte Recht.” Alle schauten zu Rei. “Er ist wirklich ein Baka.”, die Schwarzhaarige ließ sich auf einem der Barhocker nieder. “Und was machen wir jetzt?” “Keine Ahnung, Mina.” “An ihr Handy geht sie immer noch nicht.”, Ami winkte mit ihrem, “Entweder hat sie den Ton und die Vibration gar nicht an oder sie ignoriert tatsächlich ihren nervigen Klingelton.” ”Nerviger Klingelton?”, Motoki hob neugierig die Augenbraue. “Ja, irgend so eine amerikanische Boygroup. Keine Ahnung.” ”Wie heißt der Song?” ”Weiß ich nicht. Aber wenn man ihn einmal gehört hat, vergisst man ihn nicht mehr so schnell.”, grinste Makoto. “Vielleicht geht er sie ja doch suchen.” “Meinst du wirklich?”, Rei schaute zu Minako. “Ja. Er macht zwar einen auf ‘mir ist alles egal’, aber das stimmt nicht. Auch wenn er das genau emotionale Gegenteil von Usagi ist, sind die beiden sich viel ähnlicher, als sie selber glauben.” “Kommst du damit klar?” ”Ich denke schon.”, die Schwarzhaarige schaute zuversichtlich zu Makoto, “Ich habe auch schon Usagi gesagt, dass ich seine Gefühle nicht beeinflussen kann. Aber solange wie sie beide nicht mit der Sprache rausrücken, können wir auch nichts tun.” “Ich versteh nicht, warum die beiden so ein Theater und Drama daraus machen, dass sie sich geküsst haben.”, Motoki schmiss seinen Polierlappen auf den Tresen und begann wie ein Wahnsinniger zu schrubben. Selbst da wo schon alles glänzte. “Das wissen sie wahrscheinlich nicht mal selbst.”, grinste Minako breit. Die anderen schlossen sich ihr an. Auch Rei versuchte es. Aber ihr wollte es nicht so richtig gelingen. Nach Mamorus Reaktion auf ihr Frage was seine Gefühle betraf, schlich sich langsam die Auswirkung des Kusses zwischen ihm und ihrer besten Freundin in ihren Verstand ein. Sie begriff, dass sie es nie soweit schaffen würde wie Usagi. Sie würde Mamoru nie küssen. Nie. Es war ganz egal, wie dieser Kuss zustande gekommen war. Tatsache war, dass sowohl Usagi als auch Mamoru in einem Gefühlschaos steckten, dass nur die beiden selbst entknoten konnten. Rei ahnte, was am Ende bevor stand. Leise seufzte sie auf. “Alles okay?”, Ami war zu ihr getreten und schaute sie mit einer Spur Sorge in den Augen an. “Hm?” ”Ist es wegen Mamoru?” Rei nickte: ”Was denkst du? Worauf wird es hinauslaufen?” ”Das ist schwer einzuschätzen bei den beiden Sturköpfen.” “Meinst du, Usagi und er werden ein Paar?” ”Keine Ahnung. Aber Usagi liebt ja bekanntermaßen auch Tuxedo Kamen. Also sieh es nicht so schwarz. Und schreib ihn nicht gleich ab.”, Ami schaute sie aufbauend an. “Du hast Recht! So leicht lass ich mich nicht abservieren.” Beide Mädchen wussten, dass es eine leere Drohung war und auch zum Mut machen, reichte sie nicht aus. Aber es war allemal besser, als den Kopf in den Sand zu stecken und nur noch rumzujammern. Denn sie wussten, dass sie genug Probleme mit Usagis Verschwinden hatten. Ein Problem was schnell behoben werden musste. Die beiden beschlossen zusammen mit Minako, Makoto und Motoki im Hikawatempel auf ein Lebenszeichen ihrer Freundin zu warten. Zunächst hatte Motoki Bedenken wegen Reis Großvater. Aber sie versicherte ihm, dass es kein Problem wäre. Außerdem hatten sie ja mehr als genug Gästezimmer zur Verfügung. Er stimmte zu und sie halfen ihm noch beim letzten Abwasch, bevor sie hinaus gingen und die Tür zuschlossen. Der Flur des Apartementblocks war in helles und unfreundliches Neonlicht getaucht. Aber dennoch erschien es einladender als der eisige Polarwind. Selbst im Hauseingang, der ein wenig nach innen gebaut war und sogar ein Vordach bot, war es frostig. Usagi hatte ihre Arme um ihren Körper geschlungen. Sie zitterte am ganzen Leib. Selbst ihre Thermostrumpfhose, die sie unter ihrer Jeans trug, bot keine Wärmedämmung mehr. Genauso wenig wie der Rest ihrer Kleidung. Sie fragte sich schon, welchen Sinn der Zwiebellook überhaupt noch hatte. Ihre Haarknoten hatte sie schon vor einiger Zeit gelöst und ihre langen Haaren umhüllten sie wie ein zweiter Mantel. Dank ihnen waren ihre Ohren warm. Aber das war auch schon alles. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Finger abstarben. Trotz der dicken und selbstgestrickten Handschuhe, die ihr Makoto letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. In ihren Thermostiefel versuchte sie ihre Zehen in den Wollsocken zu bewegen. Es gelang ihr kaum mehr. Und langsam aber sicher fragte sie sich, ob es überhaupt noch einen Sinn hatte. Sie hatte nicht einmal eine Ahnung, warum sie überhaupt her gekommen war. Was sie sich davon erhoffen sollte. Usagi seufzte auf und atmete die klare und kalte Luft tief ein. Sofort brannte es in ihren Lungen. “Wahrscheinlich ist es selbst am Nordpol wärmer als hier bei uns.”, bibberte sie. Sie spürte ihre Kräfte schwinden und wusste, dass sie dringend irgendwohin musste, wo es wesentlich wärmer war. Sie wusste nur nicht wohin. Gedanklich ging sie die potenziellen Möglichkeiten durch: Ihren Eltern hatte sie gesagt, dass sie bei Ami sei. Sie wären verwirrt, wenn sie jetzt doch Zuhause auftauchte. Zu Naru konnte sie nicht, weil deren Cousine aus Sapporo da war und sie somit keinen weiteren Schlafplatz hatte. Dafür war zwar bei Rei jede Menge Platz, aber genau vor ihr war sie ja geflüchtet und noch immer konnte und wollte ihr Usagi nicht unter die Augen treten. Ami wäre sicherlich ohne große Widerrede bereit, sie bei sich schlafen zu lassen. Aber wenn sie Pech hatte, müsste sie mit ihrer schlauen Freundin zusammen lernen und darauf hatte sie nun wirklich keine Lust. Bei Makoto ging es nicht, weil die nur in einer kleinen Ein-Zimmerwohnung lebte und alle freien Stellen mit Pflanzen voll gestellt hatte. Und Minako würde sie nur mit Fragen löchern, auf die Usagi selbst noch keine Antworten hatte. Das Mädchen war alleine. Und so fühlte sie sich auch. Langsam setzte sie sich trotz allem in Bewegung. Das musste sie tun, sie musste ihre Muskeln in Bewegung halten. Auch wenn sie sich am liebsten irgendwo heulend in einer Ecke verkrochen hätte. Kaum dachte sie daran, liefen ihr wieder die Tränen übers Gesicht. Es tat weh, wie sie über ihre Haut kullerten. Fast so als würden sie sofort zu eisigen kleinen Perlen gefrieren. Immer noch zitternd und bibbernd lehnte sie sich einige Meter entfernt vom Wohnblock an eine flackernde Straßenlaterne. Sie schluchzte laut auf, aber es verhalte ungehört in der leeren Straße. Sein Atem gefror in der kalten Luft, sobald er seine Lungen verließ. Die Hände hatte er tief in die Jackentaschen geschoben. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass es jemals so kalt gewesen war. Natürlich war es Winter und auch der Schnee war vollkommen normal für diese Jahreszeit. Nur die Temperaturen waren alles andere als das. Auf seinem Rückweg war er an einer Apotheke vorbei gekommen, die sowohl die Uhrzeit samt Datum als auch die aktuelle Temperatur anzeigte. Bei der Temperaturanzeige war er regelrecht zusammen gezuckt: Minus fünfzehn Grad. Und es war gerade mal kurz nach neun am Abend. Wahrscheinlich würde die Nacht noch frostiger werden. Er konnte es kaum erwarten, in seiner warmen Wohnung anzukommen und sich in sein Bett zu legen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er einen Winterschlaf bis mindestens Ende März eingelegt. Auf alle Fälle solange bis zur Sakurablüte. Aber leider ließ das sein Studium ebenso wenig zu, wie das eventuelle Verschieben des Abgabedatums für seine Hausarbeit. Mamoru seufzte auf. Seine Gedanken wanderten zu Usagi und er hoffte inständig, dass sie Zuhause war. Oder zumindest an einem Ort, wo es warm und sicher war. Als er das Crown verlassen hatte, hatte er noch einmal versucht sie anzurufen. Aber sie war wieder nicht an ihr Handy gegangen. Und beim nächsten Versuch fünf Minuten später, war ihr Handy ganz ausgeschaltet gewesen. Er bog in seine Straße ein und konnte schon seinen Wohnblock sehen. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er schwören können, dass sein Bett nach ihm rief. Das und seine Studienbücher. Nur heute würde er nicht mehr lernen. Und morgen am Sonntag sicherlich auch noch nicht. Vielleicht am Montag. Sonst eben Dienstag. Oder Mittwoch. Leise lachte er auf. Er klang schon so wie Usagi, die das Lernen auch immer und immer wieder verschob, bis es schließlich zu spät war. Notgedrungen zog er seine rechte Hand aus der warmen Jackentasche, um sie gleich wieder in die Hosentasche seiner Jeans zu stecken, um den Schlüssel heraus zu kramen. Am Schlüsselbund suchte er gerade nach dem Haustürschlüssel, als ihm ein kalter Schauer über den Rücken fuhr. Ihm war dieser Schauer nur allzu gut bekannt und er blieb stehen. Mamoru hörte tief in sich hinein. Aber das zum Schauer passende Stechen in der Herzgegend blieb aus. Es hatte nichts mit ihr zu tun. Nur was war es dann? Langsam ging er weiter. Blickte sich dabei suchend um und erstarrte in Sekunden zu einer menschlichen Salzsäule, als er den Grund für den Schauer sah. Das Zittern ihres Körpers hatte sich gelegt. War einem Taubheitsgefühl gewichen. Aber es tat nicht mehr weh. Es war vielmehr entspannend und erlösend. Ihre Augen hatte Usagi schon vor einer ganzen Weile geschlossen. Es war viel zu anstrengend, sie offen zu halten. Sie hatte keine Kraft mehr dafür. Sie spürte, das ihr Herz langsamer schlug. Fast so als würde es in einen Dämmerzustand fallen. Innerlich lachte das Mächen laut auf: Da lag sie also. Die großartige Sailor Moon von aller Welt verlassen und mutterseelenallein. Keine ihrer Gefährtinnen um sie herum. Keiner der sie retten konnte. Selbst Tuxedo Kamen nicht. Selbst er hatte sie verlassen. Sie war ja so dumm gewesen. So naiv. Alle hatte sie von sich gestoßen. Alle! Ihre beste Freundin Rei. Ihre liebsten Gefährtinnen. Ihre Vertraute Luna. Ihren besten Freund Motoki. Selbst Mamoru musste von ihr denken, sie wäre vollkommen geisteskrank. Sie hatte innerhalb weniger Wochen und Tage alles verloren, was ihr lieb und teuer und wichtig war. Alles wofür sie ihr Leben gegeben hätte. Und sie allein trug letzten Endes die Schuld daran, dass am Ende alles zerbrochen war. Nur sie allein. Ein Wimmern entwich ihr. So wollte sie nicht enden. Nicht so! “Usako.” Eine Stimme drang an ihr Ohr. Sie war ihr so vertraut, wie keine zweite. ”Usako, wach auf.” Es klang verzweifelt. Angsterfüllt. “Bitte, du musst die Augen aufmachen. Bitte! Hörst du mich? Usako?!” Zwei Hände umfassten ihre Oberarme. Schüttelten sie ein wenig. Konnte es wirklich sein? Konnte er wirklich zu ihr gekommen sein? Wollte er sie retten? “Usako, ich flehe dich an. Komm zu dir!” Er hatte Recht. So durfte und sollte es nicht enden. Langsam öffnete sie ihre Augen. Es kostet sie einige Anstrengung. Sie sah noch nicht ganz klar. Es war alles ein wenig verschwommen. “Usako.”, Mamorus Stimme nahm den Ton der Erleichterung an. Er war zu Tode erschrocken gewesen, als er sie zusammen gesunken an der Laterne gesehen hatte. Sie saß da, als wäre sie bereits erfroren und alles Leben aus ihr gewichen. In Millisekunden war er bei ihr gewesen. Er sah, wie ihre Augenlider flatterten. Ihre Lippen war bereits bläulich angelaufen, als sie sie langsam öffnete. “Mir ist so kalt. So kalt.” ”Scht, es wird alles gut. Ich bin bei dir.” ”Mamoru.”, ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauchen. Aber für den Genannten war dieses Hauchen gerade das schönste Lebenszeichen, was sie ihm geben konnte. Er schob seine Arme unter ihren zierlichen und jetzt wieder zitternden Körper und hob sie hoch. Fest an sich gedrückt, trug er sie zu seinem Wohnblock. Er war froh, als ein Nachbar ebenso wie er hinein wollte und ihm dadurch die Tür aufhielt. Mamoru nickte ihm dankend zu. Als er den Fahrstuhl erreichte, schaute er auf sie hinab. Ihr Atem war tief und entspannt. Ihre Lippen hatten wieder einen warmen Rotton angenommen und sie lächelte leicht. Ihr Kopf war an seine Brust gelehnt. Er konnte nicht anders als zu lächeln, als er mit ihr den Aufzug betrat. Vorsichtig drückte er den Knopf zu seiner Etage. Surrend fuhr der Fahrstuhl an. Es dauerte keine Minute, bis sie oben waren und er den Flur zu seiner Wohnung entlang ging. “Usako?”, seine Stimme war leise und er hatte sich ein wenig hinab zu ihrem Ohr gebeugt. “Hm?” “Usako, kannst du stehen? Ich müsste die Tür aufschließen. Aber ich befürchte, dass du mir runter fallen könntest dabei.” “Ich versuch es.”, sie murmelte und nuschelte. Usagis Worte waren kaum deutlich zu verstehen. Mamoru nickte und setzte sie vorsichtig ab. Einen Arm um ihre Taille geschlungen, damit sie nicht plötzlich umkippte, schloss er seine Wohnungstüre auf. Mit kleinen Schritten ging er hinein, damit sie mitkam. Er traute ihrem Zustand nicht. Sie fühlte sich immer noch kalt an. Mit dem Fuß stieß er hinter sich die Türe wieder zu. Lehnte Usagi sanft an die Wand. Dann zog er ihr die Handschuhe aus und hielt ihre kleinen, kalten Hände in seinen, als sie die Wand hinunter rutschte. So schnell es ihm möglich war, entledigte er sich seiner Jacke und dem Schal, schlüpfte aus den Schuhen. “Komm.”, erneut half er ihr auf die Beine, legte ihren Arm um seine Schultern und stützte sie dadurch. Mamoru zog die Badezimmertüre auf und platzierte das Mädchen auf einem Hocker, der gleich neben der Türe stand. Er war froh, dass er vor seinem Fortgehen heute Vormittag, die Heizung im Bad schon einmal vorsorglich aufgedreht hatte. Nun war es mollig warm. Usagi spürte die Wärme, die sie erreichte. Langsam und wie in Zeitlupe zog sie den Reißverschluss ihrer Jacke nach unten und den Schal vom Hals. Ihre Kopf hatte sie an der Wand hinter sich gelehnt und mit geschlossen Augen stülpte sie sich ihre Stiefel von den Füßen. Erst den linken. Dann den rechten. Sie konnte hören, wie das Wasser aufgedreht wurde und blinzelte. Das Badezimmerlicht stach ihr grell in die Augen und sie musste sich eine Hand davor halten. Langsam konnte sie die Umrisse ihrer Umgebung war nehmen. Erkannte den Wasserhahn der Badewanne, aus dem dampfend heißes Wasser lief. Sah die Umrisse Mamorus, der vor der einem Regal stand und scheinbar etwas suchte. “Was machst du da?” Er drehte sich zu ihr und hielt ihr eine braune Flasche mit grünem Verschluss vor die Nase: ”Schokoladen-Schaumbad.” “Aha. Und wozu?” Scheinbar hatten nicht nur ihre Gliedmaßen unter der Kälte gelitten sondern auch ihr Verstand. Er musste grinsen. “Für das heiße Bad.” ”Hä?” ”Usako, du bist immer noch vollkommen durch gefroren. Ich denke, dass es besser ist, wenn du dich erst mal in Wanne packst und auftaust. Wie wär’s?” Sie wollte etwas sagen. Ihm eine schnippische Antwort geben. Aber es kam kein Wort über ihre Lippen. Sie konnte nur nicken. “Okay. Ich mach dir alles fertig.”, er lächelte sie an und goss dann das braune Schaumbad in die Wanne. Schnell bildete sich jede Menge Schaum und ein Duft nach dunkler Schokolade erfüllte das kleine Bad. “Das riecht gut.”, seufzte Usagi und zog sich den Pullover über den Kopf. “Dachte mir, dass es dir gefällt.”, er drehte sich zu ihr um und sah, wie sie gerade damit begann, sich aus ihrer Jeans zu schälen. Eine leichte Röte trat auf seine Wangen. Und kurze Zeit später auch auf ihre, als sie sah, dass er sie beobachtete. “Äh, soll ich hinaus gehen?” “Schon okay. Ich hab ja noch eine Strumpfhose an.” “Sicher?” Sie war mittlerweile dabei, ihr T-Shirt auszuziehen. Darunter trug sie noch ein Unterhemd aus rosa Satin. “Ja. Ich hab mehrere Lagen an. Keine Sorge. Ich schick dich sicherlich gleich hinaus. Wo hab ich es denn nur?” “Was?” ”Ein Haarband.” Ihm war schon auf der Straße aufgefallen, dass sie ihre Haarknoten gelöst hatte. Ihre langen Haare fielen in Wellen über ihre Schultern und den Rücken hinab. “Ah, da ist es ja.”, sie wusste, dass sie eines dabei hatte. Sie hatte immer eines dabei. Gekonnt fasst sie ihre langen Haare zu einem dicken Bündel mit ihren beiden Händen zusammen und drehte es, um es anschließend am Hinterkopf hoch zu zwirbeln und mit dem Band festzuhalten. In ihrer Jeans, die sie über den Hocker gelegt hatte, kramte sie nach ihren Haarklammern und fixierte den nun sehr dicken und festen Knoten. Mamoru stand da und beobachtete sie dabei. Schon mit offenen Haaren hatte sie ausgesehen wie ein anderer Mensch. Doch nun sah sie erwachsener aus. Eleganter. Er musste schlucken bei ihrem Anblick. Doch Usagi bekam es nicht mit. Sie hatte ihm den Rücken zugekehrt und eine Fuß auf den Hocker gestellt. Schob sich ihr eine Wollsocke vom Fuß. Dann wechselte sie und tat das gleiche beim zweiten Fuß. “Könntest du jetzt bitte gehen?” “Sicher.”, er nickte und ging an ihr vorbei. “Mamoru?” Er drehte sich im Türrahmen um und schaute sie fragend an. “Danke!” “Es gibt nichts zu danken. Das weißt du.” Sie lächelte ihn an. Meinte es ehrlich. “Entspann dich, Usako.” ”Ich versuch’s.” Er nickte ihr lächelnd zu und wandte sich dann ab. Schloss die Türe hinter sich. Ein erleichterndes Gefühl durchströmte ihn. Er war froh, dass es ihr scheinbar und momentan gut ging. Das er sie rechtzeitig retten konnte. Und das sie ihm soweit vertraute, als das sie sein Angebot angenommen hatte, bei ihm zu bleiben. Vorerst. Der Schaum war über die ganze Wasseroberfläche der Wanne verteilt und knisterte leise. Das Wasser war dunkelbraun gefärbt und duftete verführerisch. Bis zum Kopfansatz war sie hineingetaucht in dieses wohltuende Bad. Usagi wusste nicht, wie lange sie schon darin lag. Aber mittlerweile konnte sie ihre Gliedmaßen wieder ohne Schmerzen bewegen und ihre Muskeln fühlten sich mehr als nur entspannt an. Bevor sie in die Wanne gegangen war, hatte sie ihr Handy wieder angeschaltet und gesehen, dass es fast halb elf war. Sie war froh gewesen, dass er gekommen war. Das Mamoru sie gefunden hatte. Ohne ihn wäre sie vermutlich erfroren. Sie blickte sich um und konnte es selbst nicht glauben, dass sie auf seinen Vorschlag eingegangen war und in seiner Wanne badete. Duschen ja. Das wäre ja auch nur eine kurze Angelegenheit gewesen. Aber gleich baden. Sie seufzte auf. Immer noch war alles so verwirrend. Sie hatte seine Sorge in den Augen gesehen. Sie war echt gewesen. So wie seine Augen immer die echten Emotionen wiederspiegelten, die in ihm vorgingen. Über die er so nicht reden konnte. “Usako?” Erschrocken und aus ihren verworrenen Gedanken gerissen, blickte sie zur Tür. “Usako? Bist du noch wach?” ”Äh, ja. Natürlich.”, sie schob sich mit den Händen den Schaum über ihre Rundungen und ihre intimste Stelle. Auch wenn es natürlich schwachsinnig war, denn er würde sowieso nicht rein kommen. Nicht ohne das sie ihn darum bat. Und das hatte sie nicht vor. “Ich wollte dir nur sagen, dass du die Handtücher nehmen kannst, die unten im Regal liegen.” ”Okay. Danke.” “Und, ähm, ich hab dir einen Schokopudding gemacht.” ”Wirklich?”, sie musste unwillkürlich lächeln. Freude machte sich in ihr breit. “Ja, wirklich.”, auch Mamoru musste auf der anderen Seite der Türe grinsen, “Und du kannst in meinem Bett schlafen.” ”In deinem Bett? Und wo schläfst du?” ”Auf dem Sofa. Ich hab dir den Pudding auch schon neben das Bett gestellt.” ”Danke.” ”Hör auf, dich zu bedanken. Ich hab’s gern gemacht.” Sie starrte auf den Schaum. Ihr fehlten die Worte. “Ach und Usako?” ”Ja?” ”Schlaf gut.” “Du auch.” Er nickte hinter der Türe und wandte sich dann ab. Er trug bereits seine Schlafhose und ein altes T-Shirt. Seine Schritten hallten leise auf dem Parkettboden wieder, als er ins Wohnzimmer ging und sich dort auf die Couch legte. Sein Blick war zu dem großen Fenster gerichtet. Es war eine sternenklare Nacht. Die Minuten vergingen, die er vor sich hin starrte. Nach einiger Zeit konnte er leise Schritte hören. Mamoru schloss die Augen. Usagi sollte nicht auf die Idee kommen, dass das Sofa vielleicht unbequem sei und er dadurch nicht schlafen konnte. Ihre Haare fielen ihr wieder offen über die Schultern. Ihre Klamotten hatte sie im Bad gelassen. Sie trug lediglich noch ihr rosafarbenes Satinunterhemd und das dazu passende Höschen . Mehr brauchte sie auch nicht zum Schlafen. Langsam ging sie am Kopfende vom Sofa vorbei in Richtung Schlafzimmer, das gleich angrenzte. In der Türe blieb sie stehen, warf einen Blick zu Mamoru, der schon tief und fest schlief. Usagi wusste nicht, warum sie es tat, aber sie ging die kurze Distanz zurück und beugte sich über die Lehne. Betrachtete das Gesicht des schlafenden Mamorus. Zitternd streckte sie die Hand aus, berührte seine Wange und strich darüber. “Erinnere dich daran, als wir uns nie gegenseitig brauchten. Als wir uns einfach nur gesehen und gestritten haben. Als alles noch so einfach war. Was ist nur passiert, Mamoru? Was habe ich gesagt, was hast du gemacht? Wie konnte ich mich nur in dich verlieben?”, ihre Stimme war leise. Die Worte kamen ihr so schwer und so leicht zugleich über die Lippen. Sie kniff die Augen zusammen, als sie die Tränen in ihnen brennen spürte. Mamoru hörte jedes Wort. Und er konnte nicht anders. Er konnte nicht so tun, als würde er schlafen. Als hätte er es nie gehört. Er musste handeln. Instinktiv. Er streckte seinen Arm aus, legte seine Hand auf ihre Wange, so wie sie es immer noch selber bei ihm tat. Usagi riss erschrocken die Augen auf. Blickte in seine. “Mamoru.” “Frag das noch mal.” ”Was?” “Frag mich noch mal, wie du dich in mich verlieben konntest.” Kapitel 4: More than that ------------------------- Der Futon hinterließ einen dumpfen Knall, als er auf das Parkett aufschlug. Ein zweiter und ein dritter Futon erzeugten ähnliche Geräusche. Kichern erfüllte den Raum und ein verlegenes Räuspern. “Ist das wirklich okay?”, Motoki war puderrot im Gesicht und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ihm war es unangenehm, dass ihn die Mädchen dazu überredet hatten, dass sie alle zusammen in einem Raum schliefen. “Mach dir doch nicht so viele Gedanken. Aber wenn wir uns etwas wegen den beiden überlegen wollen, dann wirst du nicht darum herum kommen.”, grinste Minako und schüttelte ihre Decke auf. “Genau. Entspann dich. Wir quatschen einfach ein bisschen und irgendwann werden wir einschlafen.” “Wenn du meinst, Mako. Sagt mal, kann ich mich irgendwo umziehen?” Er war auf dem Weg zum Hikawatempel noch über seine Wohnung gegangen und hatte sich einige Klamotten zum Wechseln geholt. “Den Gang hinunter ist das Bad.”, Ami kam zusammen mit Rei ins Zimmer. Beide beladen mit jeweils einem Tablett. Darauf Tee und Cracker. So wie immer bei ihren Mädchenabenden. Nur das statt Usagi heute Motoki bei ihnen war. Ein Umstand den die Freundinnen nun nicht sonderlich seltsam fanden. Allerdings hofften die Mädchen auch alle, dass nicht der Feind aktiv werden würde. Sie hätten alle keine Ausrede für Motoki gehabt, mit dem sie ihren plötzlichen Aufbruch hätten erklären können. “Danke.”, Motoki erhob sich und ging hinaus aus dem Zimmer. “Oh ich finde es so toll, dass er hier ist.”, Minako rutschte aufgeregt hin und her. “War ja klar.” “War es das, Mako?” ”Ja.” Rei ließ die beiden weiter kichern und stellte zusammen mit Ami die Tabletts auf dem kleinen Tisch ab, der in der Mitte des Raumes stand. Sie beneidete ihre Freundinnen darum, dass sie noch so ausgelassen sein konnten. So unbeschwert. Sie wusste, dass ihre beiden Freundinnen eine Auge auf den gutaussehenden jungen Mann geworfen hatten. Aber die kleine Rivalität um seine Gunst schien ihre Freundschaft nicht zu belasten. Das Mädchen überlegte, ob es bei ihrer Freundschaft zu Usagi genauso sein würde. Sie erinnerte sich daran, dass Usagi für Tuxedo Kamen schwärmte. Und sie, Rei, tat das selbe. Allerdings nahm sie diese Schwärmerei selten ernster als die für Mamoru. Doch nun war es ausgerechnet ihre Freundin, die es schaffte, den sonst so kühlen Mamoru Chiba aufzutauen und ihn aus seiner Höhle zu holen, in die er sich immer verkroch. Sie und ihn verband etwas Intimes. Ein Kuss. Egal ob er im Rausch passiert war oder nicht. Es machte keinen Unterschied. Denn anscheinend bedeutete er für beide viel mehr, als sie allen weiß machen wollten. Ami entging diese plötzliche Verschlossenheit von Rei nicht. Behutsam legte sie ihr eine Hand auf die Schulter. Sah sie an. Sie brauchte keine Worte. Rei verstand sie auch so. “Alles okay. Ich frage mich nur, ob ich es ihr verzeihen kann.” “Verzeihen?” “Wenn sie mit ihm zusammen kommt.” ”Denkst du wirklich, dass das passieren wird?” ”Ich gehe davon aus.”, sie blickte ihrer Freundin direkt in die Augen. Und diese sah sofort die Traurigkeit in ihnen. “In vino veritas.” “Hä?” “In vino veritas.” “Und was soll das heißen?” Ami kicherte und drehte sich dann um. “Ami!” Erschrocken über den leicht wütenden Unterton in Reis Stimme schauten auch die anderen beiden zu ihrer jetzt lauter kichernden Freundin. ”Ami, was ist so komisch?”, Makoto schaute sie verwirrt an. “Sie macht sich über mich lustig mit irgendeinem dämlichen Spruch.” “Nicht doch.”, die Beschuldigte hob beschwichtigend die Hände, “Ich habe nur gesagt ‘In vino veritas’, im Wein liegt die Wahrheit.” “Achso.”, der Schwarzhaarigen ging ein Licht auf. “Und was meinst du damit?” “Rei und ich haben gerade überlegt, ob aus Usagi und Mamoru nicht doch ein Paar werden könnte. Und da sie sich ja betrunken geküsst haben, fiel mir der Spruch ein.” “Du meinst also, dass sie der Alkohol nur lockerer gemacht hat und sie ihre wahren Gefühle dadurch eher erkannt haben!” Alle Mädchen drehten sich erstaunt zu Motoki, der jetzt in der Tür stand und eine ausgebeulte Jogginghose und ein Shirt trug. “Genau das habe ich damit gemeint.” “Nicht schlecht, Ami.”, er setzte sich auf seinen Futon und begann damit, Artemis zu kraulen, der es sich bereits darauf gemütlich gemacht hatte. “Würde es dich denn stören, Rei?” “Ja.”, die Angesprochenen blickte fest in die Augen von Minako und ließ sich dann auf ihr Bett sinken, “Aber ich kann es schließlich auch nicht ändern. Und sind wir mal ehrlich: Usagi kannte Mamoru noch vor mir und hat so gesehen eher ein Anrecht auf ihn.” ”Obwohl sie sich immer streiten?” ”Ich glaube nicht, dass diese Streitereien wirklich ernst zu nehmen waren.”, Ami setzte sich neben ihre Freundin. “Denke ich auch. Mamoru hat mir gegenüber sogar mal zugegeben, dass es ihn immer tierisch freut, wenn er Usagi zur Weißglut treiben kann.” “Echt jetzt, Motoki?”, Makoto schaute ihn erstaunt an. “Ja. Und Usagi war doch nicht besser. Ich hatte immer das Gefühl, dass es ihr nach den Geplänkeln immer besser ging als vorher. Sie genoss es doch genauso wie er.” “Stimmt. Und ich habe nie verstanden, warum sie ihn eigentlich überhaupt immer provoziert hat.”, lachte nun auch Rei. Es tat ihr gut, mit ihren Freundinnen und Motoki darüber zu reden, warum es wohl doch zwischen Usagi und Mamoru gefunkt haben könnte. “Warum hast du dich eigentlich in ihn verliebt?”, Minako grinste Rei breit an. “Weil er gut aussieht.” ”Dann ist es bei dir das volle Gegenteil von Usagi.” ”Warum?” ”Na sie sagt ja immer, dass er überhaupt nicht ihr Typ sei.”, Makoto nahm einen Schluck Tee. “Ja genau.”, Motoki nickte Cracker kauend, “Sie hat mal gesagt, das ein Mädchen schon blind sein müsste, um ihn attraktiv zu finden.” ”Oh ist das fies.”, Ami musste lachen. “Nicht wahr?!” “Aber warum hat sie sich dann scheinbar doch in ihn verliebt?”, Rei legte sich auf den Bauch und so auch einmal quer über ihr Bett. “Im Gegensatz zu dir geht sie wohl scheinbar über den Charakter.”, sinnierte Minako in die Luft starrend. “Aber das ergibt doch keinen Sinn. Sie meinte neulich, er sei der größte Widerling, den sie je kennen gelernt hat.” ”Hm, mag ja sein. Aber scheinbar hat er etwas in ihr geweckt. Sie sind sich immer über den Weg gelaufen. Wie magisch angezogen. Tag und Nacht und somit ergänzen sie sich perfekt.” ”Und einmal hat sie ihn sogar um Rat wegen ihrer Freundin Naru gefragt. Scheinbar war ihr Vertrauen da doch so groß, dass sie ihn um Hilfe bitten konnte.” Die Schwarzhaarige blickte zu Motoki: “Usagi und Mamoru hat wohl von Anfang an mehr verbunden, als ich sehen konnte.” “Mach dir nichts drauß. Keiner von uns ist davon ausgegangen, dass es wirklich passieren könnte.” “Stopp Ami, noch sind die beiden nicht zusammen.” “Ach komm, Mako. Das ist nur noch eine Frage der Zeit.”, Minako sah sie eindringlich an, “Vielleicht können wir auch nachhelfen. Also wenn du, Rei, nichts dagegen hast.” ”Was hast du denn vor?”, Rei sah sie skeptisch an. Der Rest tat es ihr gleich. Einschließlich der Katzen. “Wir machen einfach an Silvester noch einmal eine Party im Crown. Genauso wie bei Makos Geburtstag. Und dann soll er dich und Usagi heim bringen. Natürlich wird es Alkohol geben, dass macht das Ganze wieder einfacher.” ”Auja, das machen wir.”, Makoto nickte heftig lachend. Sie war begeistert von der Idee. “Ich weiß nicht.” ”Ich geb Ami Recht.”, Motoki schüttelte bedenklich den Kopf. “Was soll denn schief gehen?” “Das es genauso endet wie jetzt. Und vielleicht noch schlimmer.”, Rei schaute ihre Freundin ernst an. “Quatsch. Das ist todsicher. Vertraut mir.” ”Ja genau deswegen ja.” ”Was soll das denn heißen?” “Ohne mich.” “Und ohne mich.”, Ami schüttelte den Kopf. “Ich bin auch raus.” ”Du auch Motoki? Was ist mit dir Mako?” ”Ich bin dabei.” “Super. Und wenn du, Motoki, uns nicht bei dir feiern lässt, dann machen wir das ganze eben hier.” ”Was? Vergiss es, Mina.” Die Mädchen brachen augenblicklich in eine heftige Diskussion aus. Es wurde laut herum gerufen und teilweise waren auch Beleidigungen dabei. Es flogen Cracker und Gelächter brach aus. Es versprach eine lange und vergnügte Nacht zu werden und für einen Augenblick waren die Sorgen um ihre Freundin und ihr Verschwinden nicht mehr da. Jedoch nicht für alle. Luna hatte sich zusammen mit Artemis aus dem Zimmer gestohlen und saß vor der Verandatür, blickte hinauf zum Mond. “Hast du es nochmal über den Communicator versucht?”, Artemis schaute sie an. “Ja. Aber sie reagiert nicht. Wenigstens ist ihr Handy jetzt wieder an. Nur ran gehen tut sie da auch nicht. Ich hoffe nur, dass sie einen warmen Schlafplatz gefunden hat.” ”Vielleicht ist sie ja bei euch zuhause.” ”Das hoffe ich, Artemis. Das hoffe ich so sehr!” Der weiße Kater stubste mit seinem Kopf sanft gegen ihren. Er mochte es nicht, wenn seine Freundin so niedergeschlagen war. Auch wenn sie allen Grund dafür hatte. Immerhin war ihre Herrin verschwunden und draußen waren es mittlerweile minus zwanzig Grad. Innerlich betete er wie Luna dafür, dass es Usagi gut ging. Der Halbmond warf ein schales Licht durch das große Fenster hinein ins Wohnzimmer. Außer dem schnellen Atem Usagis erfüllte kein Geräusch den Raum. Erschrocken starrte sie in die dunkelblauen Augen Mamorus, der sie geradewegs anblickte. Sie war unfähig, sich zu rühren. Liebend gerne hätte sie die Flucht ergriffen, aber er ließ ihr keine Möglichkeit dazu. Noch immer hielt er ihre Hand fest und blickte ihr fest in die Augen. “Wie?”, seine Stimme war leise aber deutlich. Sie zitterte. Jedoch nicht vor Kälte als viel mehr vor Aufregung. Was hatte sie nur schon wieder angerichtet. Er sollte es nicht hören. Sie wollte es ihm nicht sagen. Niemals. “Wie konntest du dich in mich verlieben?”, Mamoru ließ ihre Hand los. Es kam Usagi wie ein Ewigkeit vor. Endlich konnte sie zurückweichen. Presste sich an den Türrahmen zum Schlafzimmer und schaute betreten zu Boden. “Usako.”, er war aufgestanden. Die Wolldecke war unachtsam zu Boden gegangen. Langsam ging er zu ihr. Ein halber Meter stand zwischen ihnen. “Ich...”, sie stotterte. Warum war es auf einmal so schwer? Lag es nur daran, dass er plötzlich vor ihr stand und nicht mehr reglos da lag? “Wie?” ”Ich weiß es nicht.”, Usagi hob langsam den Blick und schaute ihn an, “Es ist einfach so passiert.” ”Einfach so?” ”Ja. Soviel ist zwischen uns passiert. Ich wollte das nicht. Ehrlich nicht. Ich wollte mich nicht in dich verlieben. Ich wollte Rei nicht wehtun.” “Oh.”, langsam verstand er, was sie da sagte. Sie entschuldigte sich bei ihm für ihre Gefühle. “Aber ich kann doch nichts dafür. Ich hab es so gut es ging, verdrängt seit dem Abend. Doch es ging nicht. Und dann hast du es Motoki gesagt und Rei rief mich deswegen an.” Nun war er es, der wie angewurzelt da stand. Er sah, wie sie anfing zu weinen. Wie es nicht aufhören wollte. “Ich wollte das alles nicht.” Mamoru sah, dass sie schwankte unter ihrem Tränenfluss und war mit einem Schritt bei ihr. Zog sie in seine Arme. Sanft strich er ihr über den Kopf. “Scht, es ist alles gut. Ich bin da. Ich bin immer da.” Sie drückte sich an ihn. Atmete seinen Duft ein. Er roch so vertraut nach Schokolade und Rosen. Noch mehr presste sie ihren Körper an ihn. “Mamoru.” “Alles ist gut, Usako. Hör auf zu weinen. Das steht dir nicht.”, er schob sie ein wenig von sich und wischte ihr mit den Daumen links und rechts über die Wangen, “Wenn du lächelst, bist du viel schöner.” “Hast du getrunken?”, sie konnte nicht anders, als ihn anzugrinsen. ”Nein, dieses Mal bin ich stocknüchtern. Und du?” ”Ich auch.” Mamoru musste es einfach tun. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er sich zu ihrem Gesicht hinunter gebeugt und legte seine Lippen auf ihre. Und es schien genau das Richtig zu sein. Er konnte den leichten Gegendruck spüren, als Usagi seinen Kuss erwiderte. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, zog ihn noch näher zu sich. Gewährte ihm den Einlass, um den er mit seiner Zunge bettelte. Erwiderte den Kuss stürmisch und zärtlich zugleich. Legte all ihre Liebe und ihr Verlangen hinein. Ihr wurde mit einem Schlag bewusst, wie sehr sie sich nach diesen Lippen gesehnt hatte. Wie sehr sie sich nach diesem Mann gesehnt hatte. Ihr Körper presste sich an seinen. Sie fühlte seine Hände auf ihrer Taille und wie sie hinab zu ihrem unteren Rücken wanderten. Spürte seine Finger auf ihrer nackten Haut, als ihr Satinhemd nach oben rutschte. Er drückte ihr Becken an seinen Körper. Mamoru wusste, dass er sie mehr als nur begehrte. Er wollte sie wieder haben. Er wollte seine Usako zurück. Egal was alle Welt behauptete. Egal wie oft sie sich gestritten hatten. Er wusste es besser. Sie beide wussten es besser. “Mamoru.”, sie keuchte in den Kuss hinein. Er musste nicht mehr hören. Ohne großen Kraftaufwand hob er sie hoch. Bemerkte, wie sie ihre langen und endlos erscheinenden schlanken Beine um seine Hüfte schlang. Ohne den Kuss zu unterbrechen. Und immer noch sie küssend, schob er halb blind die Schlafzimmertüre beiseite und wankte mit ihr zu seinem Bett. Usagi landete weich in den Kissen. Für diesen kurzen Augenblick wurde ihr Kuss unterbrochen. Aber sie wurde dafür belohnt: Mamoru stand vor ihr und zog sich sein T-Shirt über den Kopf. Nur allzu deutlich sah sie seine Bauchmuskln, die leicht unter seinen Bewegungen zuckten. Er bemerkte ihren bewundernden Blick. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Sie erwiderte es. Als das T-Shirt lieblos auf dem Boden gelandet war, überwand er mit einem Schritt die Distanz zum Fußende des Bettes und somit zu Usagi. Sah, wie sie unter ihm weiter rauf rutschte und er folgte ihr auf allen Vieren hinterher. Mit seinen Händen stützte er sich links und rechts neben ihrem Kopf ab. Sie kam ihm entgegen und umfasste sein Gesicht mit ihren zierlichen Händen. Begann ihn zu küssen. Er kam ihrer Aufforderung nur allzu gerne entgegen. Mit einem Arm umfasste er sie an der Taille und zog sie näher zu sich heran, rollte sich mit ihr im Arm auf den Rücken. Sie saß genau auf seiner Hüfte. Es bestand kein Zweifel daran, dass er sie scheinbar genauso wollte wie sie ihn. Sie sah es in seinen Augen. Sie spiegelten all seine Gefühle wieder und sie konnte erneut in ihnen lesen wie in einem Buch. Zärtlich wanderten ihre Finger über seinen Oberkörper. Sie beugte sich hinab und haucht Küsse auf die nackte Haut. Spürte, wie er sich unter jedem Kuss anspannte. Ihre Finger glitten an der Seite hinab und brachten ihn damit zum Erschaudern. Dann setzte sie sich wieder gerade auf und umfasste mit ihren Händen den Saum ihres Hemdes. Mamoru musste unwillkürlich lächeln, als er ihre Aktion bemerkte. Bewundernd und genüsslich sah er ihr zu, wie sie sich ihr rosa Satinhemd über den Kopf zog und einzelne Strähnen ihres langen Haares auf ihre weiche Haut fielen. Er umfasste mit seinen Händen ihr Becken und setzte sich auf. Fühlte ihre Finger in seinen schwarzen Haaren, als er begann, ihre Brüste zu küssen. Seine Hände verließen ihr Becken und leisteten seinen Lippen Unterstützung. Zärtlich streiften seine Finger ihre Knospen und schon fast ein wenig gierig saugte er an ihnen. Entlockte Usagi ein Stöhnen. Sie kam ihm entgegen. Genoss seine warmen Lippen und den heißen Atem auf ihrer Haut. Ein Keuchen entwich ihren Lippen. Sie konnte nicht anders, als zu zugeben, dass er sie erregte. Und sie fühlte, das es andersherum wohl genauso war. Unruhig rutschte sie mit ihrer heißen Mitte über seine deutliche Erregung, die sie nur allzu gut spüren konnte. Sie war beinahe schon überrascht, als er sie an sich drückte, sein Gesicht zwischen ihren Brüsten vergrub und sie auf den Rücken drehte. Sie ließ von ihm ab, und legte ihre Arme neben den Kopf. Vergrub ihre Finger in den Kissen, als er begann, mit seinen Lippen nach unter zu gleiten. Seine Küsse bedeckten ihren Bauch und als er zum Bund ihres Höschens kam, zog er es mit einer Bewegung nach unten. So wie sie Gott erschaffen hatte, lag sie nun vor ihm. Aber es löste keine Scham in ihr aus. Im Gegenteil: Sie genoss es, dass er sie so sehen durfte. Und zwar nur er! Als er das dünne Stückchen Stoff beseitigt hatte, fühlte er nur zu gut die ihm entgegenkommende Hitze. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er mitbekam, wie sie ihm geschickt mit der Hilfe ihrer Füße und dank ihrer Gelenkigkeit die Hose runterschob. Er trat sie von den Füßen und sie fiel zu Boden. Seine Hände fuhren wirr über ihren nackten Oberkörper und kam Sekunden später zu ihrer intimsten Stelle. Liebevoll küsste er sie auf ihre heiße Mitte und schob dann zwei Finger in sie hinein. Hörte, wie sie sich aufbäumte und keuchte. Seitlich von ihr rutschte er nach oben und genoss das Schauspiel, was sich ihm bot, während er gekonnte mit seinen Fingern zwischen ihren Schenkeln spielte. Usagi drückte den Rücken durch, als sie seine Finger in sich spürte. Ein Zittern durchfuhr sie, als er ihre Perle streifte und leichten Druck drauf ausübte. Sie wusste, dass er sie beobachtete. Und es gefiel ihr. Sie fühlte, wie sie kurz vor einer kleinen Explosion stand. Aber sie wollte sie nicht zulassen. Sie wollte mehr! Geschickt schob sie ihr Becken von ihm weg und zog Mamoru zu sich rauf. Presste ihre Lippen auf seine: ”Mehr!” Er musste nicht weiter fragen, was sie damit meinte. Mamoru nickte nur und rollte sich auf sie. Zwischen ihren gespreizten Schenkeln platzierte er sich und drang mit einem Stoß in sie ein. Er fühlte ihr erneutes Aufbäumen und umfasste ihr Becken, um noch tiefer in sie hinein zu stoßen. Deutlich konnte er die Enge spüren, die seine Erregung umfing. Sie hatte ihre Finger in die Kissen gekrallt. Ein Stöhnen entkam ihrer Kehle und sie presste ihm ihr Becken entgegen. Sie genoss das Gefühl, was er gerade in ihr auslöste. Erwiderte seinen Kuss, den er ihr gab, während er hart in sie stieß. Rhythmisch kam sie ihm entgegen. Zog ihn an sich und bekam eine Gänsehaut, als sie seinen heißen Atem an ihrem Ohr spürte: ”Du machst mich wahnsinnig, Usako!” Er löste sich aus ihr und drehte sie auf den Bauch. Schob eine Hand unter ihren Bauch und bedeutete ihr so, sich auf den Knieen und Händen abzustützen. Sie kam seiner Bitte sofort nach und er drang ebenso schnell wieder in sie ein. Seine Hände umfassten ihre Taille und er stieß noch härter in sie hinein. Fühlte, wie ihre Pobacken gegen seine Lenden schlugen. Mit einer Hand wanderte er an ihrer Taille nach vorne und hinunter zu ihrer Mitte. Erneut massierte er ihre Perle, entlockte ihr so ein lautes Keuchen. Es brachte ihn zum Lächeln. Mit der anderen Hand glitt er hinauf zu ihren Brüsten, die unter jedem seiner Stöße wippten. Mit Daumen und Zeigefinger zupfte er ihre Knospen. Brachte sie so zum Stehen. Usagi konnte sich kaum mehr halten. Sie hätte ihre Erregung hinaus brüllen können, aber sie wollte ihm diese Genugtuung nicht geben. Noch nicht. Abrupt schob sie ihr Becken vor und setze sich gerade hin. Blickte den verwirrten Mamoru an. Doch sie konnte nur grinsen. Bestimmend legte sie eine Hand auf seine Brust und zwang ihn somit, sich auf den Rücken zu legen. Er folgte ihrer Unterweisung. Sie schwang ein Bein über ihn und platzierte sich auf seiner Erregung. Fühlte, wie er sie wieder ausfüllte. Mamoru keuchte auf. Ihre Enge umschloss ihn erneut. Beide Hände legte er auf ihre Pobacken, als sie sich zu bewegen begann. Sie kreiste mit ihrem Becken und warf den Kopf zurück. Ihre langen gold-blonden Haare federten im Takt ihrer Bewegungen. Seine rechte Hand streichelte von ihrer Pobacke an der Seite entlang nach oben und über ihre Brüste und das Schlüsselbein. Er spürte, wie sie ihre Fingernägel in seiner Haut vergrub. Es war ein süßer Schmerz, der ihn aufstöhnen ließ. Ihre Bewegungen über ihm wurden immer schneller und ähnelten einem Stakkato. Er merkte, wie ihre Enge immer mehr zuckte. Sie keuchte laut auf. Aus der anfänglichen kleinen Explosion wurde eine große. Sie wusste, dass sie kurz davor stand. Usagi fühlte, wie seine Erregung in ihr pulsierte. Er war genau wie sie kurz davor. Ihr Becken kreiste schneller und sie spürte wieder seine Hände auf ihren Pobacken. Wie sie sich hinein krallten. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie er versuchte, sich auf zu setzen. Aber die Kraft fehlte ihm. Diese lag alleine zwischen ihren Beinen. Er konnte nicht mehr. Ihre Enge begann zunehmend immer mehr zu zucken. Seine Erregung war an der Schmerzgrenze angelangt. Er zog sie zu sich herunter und rollte sich, ohne sich dieses Mal aus ihr zu lösen, mit ihr wieder auf den Rücken. Seine Hände umklammerten ihre Handgelenke. Er kam sich vor wie ein Beserker, als er in sie hinein stieß. Aber konnte nicht anders. Er musste es tun und seine Leidenschaft und sein Begehren für diese Frau unter sich heraus lassen. Und er begehrte sie wie ein Besessener. Immer und immer wieder stieß er in sie, ließ sie aufschreien vor Lust. Sie umschlang sein Becken mit ihren Beinen und drückte ihn so noch näher an sich. Gab ihm kaum noch Bewegungsfreiheit. Sie spürte das Zucken in ihrem Körper. Das Kribbeln von Tausenden von Schmetterlingen, die durch ihren Magen flogen. Ihr Kopf war leer. Mit den Händen umfasste sie wieder sein Gesicht und zog es zu sich herunter. Ihre Lippen pressten sich heiß, verlangend und innig auf seine. Begehrten Einlass, den er ihr gab. Mit den Unterarmen stützte er sich links und rechts neben ihrem Kopf ab. Erwiderte ihre heißen Küsse. Stieß dabei noch einmal tief in sie hinein. Und noch einmal. Sie keuchte in den Kuss. Er presste sie fest an sich. Widerwillig löste sie ihre Lippen von seinen und warf den Kopf in den Nacken. Gierig saugte er an ihren Brüsten. Sie drückte den Rücken durch und stöhnte laut auf. Er bettete seinen Kopf zwischen ihren weichen Brüsten und keuchte. Alles in ihr explodierte. Seine Erregung pulsierte, als er sich stöhnend in ihr entlud und erschöpft auf sie sank. Usagi strich ihm liebevoll über den Rücken. Er hatte sich aus ihr zurückgezogen und neben sie gelegt. Seine Gesicht lag auf ihren weichen Brüsten. Noch immer war sein Herzschlag beschleunigt. Seine Augen waren geschlossen und er genoss ihre Streicheleinheiten. Seufzte leise auf, als er sich dazu entschloss, doch die Augen zu öffnen. Der Halbmond warf ein silbernes Licht auf ihren Körper. Mit seinem Zeigefinger malte er kleine Kreise auf ihren Brüsten. Mamoru konnte ein leises Kichern hören. “Bist du kitzlig?” ”Ja, ein klein wenig.” Er legte seine Hand flach auf ihren Bauch. Mit einem Arm stützte er sich neben ihr ab, legte seinen Kopf in die Handfläche und schaute sie an. “Wusste ich gar nicht.” ”Du weißt eben nicht alles von mir, Mamoru.”, grinste sie ihn an und stubste mit dem Finger gegen seine Nasenspitze. “Ich denke auch. Aber du weißt ja auch noch nicht alles von mir.” Sie nickte, rollte sich auf die Seite und schaute hinaus zum Fenster. Spürte, wie Mamoru sich von hinten an sie ran schob. Mit seinem Arm umfasste er ihre Taille und legt seine Hand erneut auf ihren Bauch. Usagi wusste, dass sie reden mussten. Das Mädchen wusste nur nicht, wie und wo sie anfangen sollte. Tief atmete sie ein und wieder aus. Mamoru ahnte nur allzu gut, was sie vorhatte. Aber er wollte es nicht zu lassen: ”Lass es bleiben.” ”Was?”, sie drehte sich leicht um, blickte ihn über ihre Schulter hinweg an. “Du wolltest doch was sagen, oder?” ”Ja, ich wollte reden.” ”Nicht mehr heute. Nicht jetzt. Lass es uns verschieben, okay?” ”Ja.” Mamoru lächelte sie an und sein Lächeln wurde erwidert. Sie war froh, dass er es nicht wollte. Er nahm ihr damit eine Last von den Schultern und schaffte es tatsächlich, den Augenblick zwischen ihnen noch für eine Weile zu bewahren. Usagi streckte die Hand aus, berührte sein Gesicht. Wanderte damit in seinen Nacken und zog ihn zu sich herunter. Liebevoll hauchte sie ihm einen Kuss auf die Lippen, den er sanft erwiderte. Als sich ihre Lippen trennten, versanken sie gegenseitig in den Augen des anderen. “Wir sollten schlafen. Es war ein langer Tag.”, Mamorus Stimme war leise, aber sie duldete keinen Widerspruch. Auch wenn es nur lieb gemeint war. “Ich kann jetzt nicht schlafen.” “Warum nicht? Die letzten Stunden müssen hart für dich gewesen sein.” ”Schon. Aber...” ”Aber was?” “Naja, also ich hab, ähm, Hunger.”, wie auf Kommando meldete sich ihr Magen und sie grinste ihn verlegen an, zog sich die Bettdecke bis zur Nasenspitze. Mamoru konnte nicht anders als zu lachen. Es war so typisch für sie: ”Oh, Usako!” ”Was denn?” Er lachte bereits Tränen. “Was denn, Mamo-chan?”, sie hatte sich aufgesetzt und schaute ihn verwirrt an. Beobachtete ihn dabei, wie es ihn vor Lachen schüttelte. “Tut mir leid.”, er wischte sich die Tränen aus den Augen und lächelte sie an, “Aber das war einfach zu gut.” ”Hä?” ”Usako, du schaffst es binnen von Sekunden eine Stimmung ins Gegenteil zu schwenken. Faszinierend.” ”Was meinst du?” ”Wir hatten Sex. Kuscheln zusammen. Und du sagst, dass du Hunger hast.” ”Und?” ”Du bist die Beste.”, er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. Usagi schaute ihn immer noch fragend an, als er sich von ihr wegdrehte. Hinter seinem Rücken sah sie, wie er sich zu dem Nachttisch beugte und nach einer großen Schüssel angelte. Sie erkannte einen Löffel senkrecht drin stecken. Nein, es waren zwei. “Zwei Löffel?”, sie nahm sich den ersten raus, als Mamoru ihr die Schüssel unter die Nase hielt. Genüsslich leckte sie den Löffel ab. “Ja, zwei.” ”Aber...”, Usagi unterbrach sich selbst, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. Sofort ging ihr ein Licht auf und ihre Wangen färbten sich rot. Spielerisch boxte sie ihm gegen den Oberarm. ”Aua.” ”Von wegen.” ”Das tat weh!”, er rieb sich die Stelle, an der sie ihn getroffen hatte. “Es ist ja auch berechtigt gewesen.” ”Warum denn das?” Sie schob sich den nächsten Löffel mit Schokopudding in den Mund und zwinkerte ihn an: ”Weil du ein Schuft bist.” ”Bin ich das?” ”Du hast die ganze Zeit geahnt, dass wir zusammen in diesem Bett schlafen werden.” “Gar nicht wahr.” ”Mamoru Chiba!” ”Naja, vielleicht ein bisschen.” Sie hob eine Augenbraue. Mit dem Löffel im Mund schaute sie ihn skeptisch an. “Ich hab’s gehofft.”, gab er kleinlaut zu und konzentrierte sich darauf, seinen Löffel voll zu laden. Als er ihn sich in den Mund steckte, verschluckte er sich fast daran: Usagi hatte sich an ihn gelehnt und schaute ihn versonnen mit ihren blauen Augen an. “Hm?” “Ich hab’s auch gehofft.”, sie wurde augenblicklich wieder rot um die Nase. Mamoru konnte nicht anders, als sie anzulächeln. Zog sie an sich. “Schon seit dem Abend als Makoto ihre Party gefeiert hat.” ”Warst du deswegen so überaus nett zu mir?”, er grinste sie an. “Möglicherweise. Und du?” ”Vielleicht. Bereust du es?” ”Was?” ”Das hier.”, er malte mit dem Löffel in der Hand schwungvoll eine Halbkreis und deutete damit das Bett samt zerwühlter Laken an. “Nein. Weder heute, noch in der Nacht nach der Party.” Es war alles, was er hören wollte. Mamoru nahm ihr die Schüssel und ihren Löffel aus der Hand. Stellte beides zusammen mit seinem Löffel blind auf dem Boden ab. Dann umfasste er mit beiden Händen ihre Gesicht und presste seine Lippen auf ihre. “Mamo-chan.”, sofort stieg sie auf seinen Kuss ein. Gewährte ihm erneuten Einlass und drücke sich an ihn. Umschlang seinen Oberkörper mit ihren Armen. “Ich kann einfach nicht mit dir befreundet sein.”, keuchte er in den Kuss hinein, “Es vergeht kein Tag, ohne dass ich mich frage, weshalb wir es nicht versucht haben.” ”Wir reden später.” ”Hm.” Wieder versanken sie in den Laken. Gaben sich einander hin. Es war ruhig geworden. Die Mädchen und Motoki hatten noch lange geredet, aber schließlich waren sie doch alle irgendwann eingeschlafen. Luna lag neben Artemis auf einem Kissen. Sie konnte nicht schlafen. Stattdessen hatte sie versucht, eine geistige Verbindung zu Usagi aufzunehmen. Aber es gelang ihr nicht. Es schien eher so, als hätte sich ihre Herrin einen Schutzkreis aufgebaut. Eine Barriere, die die Katze davon abhielt, zu ihr vorzudringen. Leise seufzte sie auf. ”Luna, du solltest schlafen.”, der weiße Kater blickte verschlafen zu ihr hinüber. “Ich weiß. Aber ich muss an Usagi denken. Und wo sie jetzt wohl sein mag.” ”Sie ist in Sicherheit.” ”Meinst du, Artemis?” ”Ja. Sonst hätten wir es doch schon längst gespürt. Mach dir keine Sorgen um sie.” Luna nickte, versuchte zuversichtlich zu sein. Sie rollte sich neben Artemis zusammen und betete dafür, dass Usagi sich so schnell wie möglich bei ihnen melden würde. Kapitel 5: The One ------------------ Der Sonntag machte seinem Namen keine Ehre. Er war das komplette Gegenteil davon. Der Wind schien noch eisiger zu sein als am Vortag. Der Himmel war noch grauer als in all den Wochen zuvor. Es bahnten sich nicht nur einzelne Schneeflocken ihren Weg zum Boden sondern eine ganze Armee. Die Bäume in den Parks von Tokio ächzten unter der zentimeterdicken Schneelast. Der Winterdienst kam kaum hinterher, die Straßen zu räumen. Weder die Hauptverkehrsadern noch die Nebenstraßen. Die Menschen kamen kaum zu Fuß voran. Denn trotz allem waren die Straßen belebt. Tokio war noch nie eine ruhige Stadt gewesen und würde es auch nie sein. Die Leute trieb es trotz des Wetters nach draußen. Gegen ihre eigene Vernunft und die Aussagen des Wetterdienstes im Fernsehen, dass es gescheiter wäre lieber Zuhause zu bleiben und einen ruhigen Sonntag in den eigenen vier Wänden zu verbringen, liefen sie durch die Straßen und trotztem dem Wetter. Oftmals eilten sie aber auch nur von Geschäft zu Geschäft und dann in ein gemütliches Café oder Restaurant, um sich dort aufzuwärmen. Auch im Crown waren einige Bewohner des Stadtteils Juuban zu finden. Vor allem Jugendliche die es nicht lassen konnten und sich unbedingt mit Freunden treffen mussten, um zusammen mit denen an den Spielekonsolen Spaß zu haben, bevor am nächsten Tag der Schultag wieder startete. In der hintersten Ecke saßen vier Stammgäste. Und auch einer der Angestellten saß bei ihnen und den beiden Katzen. Motoki hatte heute frei und die Mädchen nutzen es schamlos aus: Sie hatten ihn gleich nach dem Aufstehen dazu überredet, seinen Mitarbeiterrabatt zu nutzen und sie alle zum Frühstück einzuladen. Erst hatte er abgelehnt, aber auf die Nachfrage von Minako, ob er den Rabatt bis jetzt denn überhaupt schon mal genutzt hatte, musste er mit dem Kopf schütteln. Und hatte verloren. Sie hatten Glück gehabt und warem im Crown angekommen, bevor es zum einen voll und zum anderen der Schneesturm stärker wurde. Nun saßen sie alle zusammen vor ihrem American Breakfast samt Kaffee und Orangensaft. Luna und Artemis hatten beide ein Schälchen lauwarmer Milch vor sich. Wurden behandelt wie normale Gäste. Sehr zu ihrer beiden Wohlgefallen. “Hat eine von euch nochmal versucht, Usagi zu erreichen?”, Minako biss von ihrem Croissant ab und schaute in die Runde. Alle bis auf Ami schüttelten den Kopf. “Ich habe es vorhin versucht.” ”Und?” ”Nichts.”, das Mädchen trank einen Schluck ihres Kaffees, “Ihr Handy ist zwar angewesen, aber ich wurde weggedrückt.” ”Weggedrückt?” “Beruhig dich, Rei.”, Makoto hob beschwichtigend die Arme, bevor sie wieder zu Ami blickte, die ihr gegenüber saß. “Warum sollte ich das tun? Anscheinend ignoriert sie ja unsere Sorgen, also hab ich doch allen Grund, mich aufzuregen.” ”Wenigstens wissen wir jetzt, dass es ihr gut geht.” ”Sie könnte auch entführt wurden sein.” ”Minako!”, Ami ließ fast ihr Messer fallen. “Wie kommst du denn da drauf? Sie ist doch an ihr Handy gegangen. Auch wenn sie Ami weggedrückt hat.” “Mag ja sein, Motoki. Aber es könnte auch der Entführer gewesen sein, der aufgelegt hat.” ”Du hast echt zu viele schlechte Krimis gesehen.”, seufzte Rei. “Vielleicht will sie auch einfach nur ihre Ruhe haben.” ”Vor was denn, Mako? Vor uns? Wir wollen ihr ja nur helfen. Das ist alles.” ”Eigentlich wollen wir das nicht.”, Ami schaute mehr als schuldbewusst auf ihren Teller, “Wir haben nichts weiter getan, als sie permanent zu löchern und zu fragen, warum sie so komisch ist. Und selbst als wir gestern Nachmittag erfahren haben, dass sie und Mamoru sich geküsst haben, hatten wir nichts besseres zu tun, als sie zu fragen. Beide zu fragen wie und wann und wo und warum und ob noch mehr dahinter steckt. Aber wir haben ihr nie wirklich Hilfe bei der Lösung ihres Problems angeboten.” ”Welches Problem denn?”, Minako schaute dumm aus der Wäsche. Für die Blondine war es ganz klar, dass Mamoru und Usagi ineinander verliebt waren. Sie sah da überhaupt kein Problem darin, dass sich die beiden geküsst hatten. Sah nicht, dass Usagi damit in einen Gewissenskonflikt geraten war. “Stell dich doch nicht so blöd. Du bist schon wie Usagi.” ”Oh, das ist fies, Rei.” ”Es ist nur die Wahrheit.” ”Hört auf zu streiten.”, Makoto schaute die beiden Streithennen scharf an und dann zu Ami, “Was denkst du, sollten wir tun. Sie in Ruhe lassen und uns nicht mehr aufdrängen?” ”Nein. Das nicht. Wir wissen ja noch nicht mal, wo sie ist.” ”Probiert es doch zuhause. Wenn sie bei Naru nicht ist, wird sie wohl da sein.”, Motoki legte Messer und Gabel ordentlich auf seinen jetzt leeren Teller ab. “Es gäbe noch eine andere Möglichkeit, wo sie sein könnte.” “Sie ist nicht bei Mamoru.”, Ami schaute zu Makoto und schüttelte dabei den Kopf. “Woher weißt du das?”, jetzt war auch Minako neugierig geworden und auch Rei blickte sie fragend an. ”Weil ich ihn vorhin angerufen habe.” “Warum hast du uns das denn nicht gesagt.” ”Weil es eh nicht wichtig ist. Sie ist nicht bei ihm.” “Ein Glück.” Alle Blicke glitten zu Rei, die sofort rot wurde bei ihren Worten. “Du bist doch eifersüchtig.”, die Blondine grinste über das ganze Gesicht. “Ja, na und? Ich kann nun einmal nichts dafür.” ”Ich dachte, dir wäre es egal.” ”Ist es ja auch, Mako. Zumindest das sie sich geküsst haben. Aber das sie gleich bei ihm übernachten soll, geht ja wohl zu weit. Sowas macht man nicht.” “Da hat sie Recht.”, nickte Ami und schob sich das letzte Stück Bacon mit der Gabel in den Mund. “Ich glaube auch nicht, dass Mamoru lügen wurde.” ”Motoki, er dich belogen, als er sagte, dass zwischen ihm und Usagi nicht passiert ist.” “Auch wieder wahr.”, seufzte der Blonde, “Aber ich denke trotzdem, dass er es nicht noch mal machen würde. Er weiß außerdem genau, wie viele Sorgen ihr euch um sie macht. Ganz egal ist es ihm ja nicht. Das wisst ihr.” Die vier Mädchen nickten. “Na gut, dann werden wir gleich aufbrechen und zu ihr nach Hause gehen.”, Makoto lächelte entschlossen in die Runde. “Was? Aber draußen ist ein Sauwetter. Da schickt man keine Katze vor die Tür.” ”Erstens, meine liebe Mina, heißt dass ‘Bei dem Wetter schickt man keinen Hund vor die Tür.’ Hund nicht Katze. Und zweitens, können Luna und Artemis ja auch hier bleiben und wir holen sie später ab. Oder drittens wir verstauen Luna und Artemis in unseren Taschen, wo es eh schön warm ist.”, Rei sah sie triumphierend an. “Ich will aber trotzdem nicht da raus.” “Hör auf zu jammern und rutsch lieber. Wir gehen los. Je eher wir Gewissheit haben, wo Usagi ist desto besser.” Immer noch nörgelnd und murrend stand Minako auf und die Schwarzhaarige folgte ihr. Auch die anderen beiden standen auf und Makoto öffnete wie Ami ihre Tasche, damit die beiden Katzen hinein springen konnten. Es war von Anfang an klar gewesen, dass die beiden mitkommen würden. Vor allem weil Luna endlich wissen wollte, wo ihre Herrin sich versteckt hielt. Motoki war gentleman-like und holte von der Garderobe die Mäntel der Mädchen. Half jeder einzeln hinein. Und jede einzelne bedankte sich artig. Sie verabschiedeten sich bei ihm und dankten nochmals für das Frühstück. “Ich halte hier die Stellung. Ruft mich an, wenn ihr was neues wisst.” ”Du auch. Also falls sie sich bei dir meldet.”, Ami schaute ihn bittend an. “Mach ich. Ich sag euch auch Bescheid, falls sich der andere Sturkopf bei mir melden sollte.” Es bedurfte keiner weiteren Worte. Die Freundinnen wussten sofort, von dem Motoki da sprach. Sie konnten sich alle ein Grinsen und eine Grimasse nicht verkneifen. Die Mädchen umarmten den jungen Mann und winkten ihm noch einmal durch das Fenster zu, als sie draußen waren. Es war nicht weit vom Crown bis zu Usagis Elternhaus. Aber bei dem immer noch anhaltenden Schneesturm samt eisigem Polarwind, erschien der Weg doppelt und dreifach so lang. Die Mädchen gingen abwechselnd hintereinander. Jede von ihnen nahm eine Weile die Führungsspitze ein, während die anderen in deren Windschatten gingen. Dann wurde getauscht. Als sie das Haus erreichten, in dem Usagi mit ihrer Familie wohnte, drängten sie sich unter das Vordach der Haustüre. Ami klingelte. Von drinnen konnten sie Schritte hören und kurze Zeit später wurde ihnen die Türe geöffnet. Die Mutter ihrer Freundin stand vor ihnen und sah sie überrascht an: ”Hallo Mädchen. Was treibt euch denn bei dem Wetter hierher? Kommt doch rein.” Augenblicklich trat Ikuko zur Seite und machte den Freundinnen ihrer Tochter Platz. Die wohlige Wärme umfing die Mädchen sofort und Ami und Makoto öffneten ihre Taschen. Sofort sprang Luna heraus, Artemis folgte ihr und zusammen rannten sie hinauf zu Usagis Zimmer. Staunend konnte die Hausherrin nur hinterher schauen. “Entschuldigen Sie bitte die Störung, Frau Tsukino.”, Rei verbeugte sich. “Ach was. Aber was wollt ihr hier? Wenn ihr Usagi sucht, muss ich euch enttäuschen.”, kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, waren auch die beiden Katzen wieder zurück und Ikuko hätte schwören können, dass die beiden den Kopf schüttelten. “Sie ist nicht da?”, Minako schaute die Frau vor sich fragend an. “Nein. Sie hat mir gestern Abend eine Nachricht geschrieben, dass sie bei dir, Ami übernachten würde.” ”Bei mir?”, Ami schaute erschrocken zu den anderen. In Sekundenschnelle erarbeitete ihr Gehirn eine möglichst plausible Erklärung, das Usagi nicht bei ihr war. “Ja. Sie schrieb, dass ihr noch lernen wolltet. Aber wenn du hier bist und Usagi nicht bei dir war, wo war sie dann?”, langsam machte sich Sorge in Ikukos Stimme bemerkbar. “Ikuko, Schatz, was ist denn?”, Usagis Vater kam aus dem Wohnzimmer und staunte über den Auflauf im Flur. “Usagi ist scheinbar verschwunden.” ”Verschwunden? Ich dachte sie ist bei Ami.”, Kenji blickte in die Runde, “Oh, hallo Ami. Wieso war sie nicht bei dir?” In die sich ausbreitende Stille mischte sich ein Handyklingeln. Makoto zog ihres aus der Tasche und nahm den Anruf an. Keiner wagte etwas zu sagen, während die Brünette sprach: ”Oh, Usagi. Mensch wo bist du? – Achso, bei Naru. Deine Mama macht sich Sorgen, weil du ihr geschrieben hast, dass du bei Ami schlafen würdest. – Achso, ja na dann klär ich das. – Gut, wir sehen uns dann im Crown. Bis dann!” Alle Blicke hatten sich auf Makoto gerichtet, die sich an Ami wandte: ”Warum sagst du denn nicht, dass Usagi und du noch bei Naru ward und sie dort eingeschlafen ist.” Alleine am Ton der Stimme wusste Ami, was zu tun war. “Oh, das hab ich wirklich vergessen. Entschuldigen Sie bitte. Ich wollte Sie nicht in Sorge oder Panik versetzen.”, sie verbeugte sich tief. “Du lernst zu viel, Mädchen. Da vergisst du noch das Wesentliche.”, Kenji schaute sie schief an. ”Anscheinend.” ”Wenigstens wissen wir jetzt, wo Usagi ist. Typisch, dass sie beim Lernen einschläft.” “Trefft ihr sie nachher?” “Ja Frau Tsukino. Wir schicken sie dann auch später bis vor die Tür. Versprochen.”, Minako lächelte. “Genau, sonst geht sie wieder verloren.”, lachte Rei. Sie verabschiedete sich von Usagis Eltern, die anderen taten es ihr nach. Sie hörten, dass die Tür hinter ihnen schnell wieder ins Schloss fiel. Was sie auch alle absolut nicht verwunderte. Als sie den Vorgarten verlassen hatten und wieder auf der Straße standen, sahen sie sich ratlos an. Luna und Artemis schauten aus den Taschen heraus. “Ihr Zimmer sah so aus wie immer.”, Luna schaute besorgt zu den anderen. “Es hat nichts gefehlt.”, ergänzte Artemis. “Wir sollten zurück ins Crown.” “Ami hat Recht.”, nickte Makoto, “Sie wird schon auftauchen. Wahrscheinlich gibt es wirklich ein plausible Erklärung.” Die anderen nickten. Versuchten zuversichtlich auszusehen. Aber es wollte ihnen nicht gelingen. Ami sprach Makoto ein Lob aus, in was die anderen beiden einfielen, weil der Brünetten der falsche Anruf eingefallen war. So wie sie gekommen waren, gingen sie zurück in ihr Stammcafé. Jede für sich hoffend, dass Motoki Neuigkeiten für sie hatte. Ein fahles Licht fiel durch die große Fensterfront ins Schlafzimmer. Es wirkte nicht freundlich, noch ermunterte es einen zum Aufstehen. Das Pfeifen des Windes, der durch die enge Straße vorm Wohnblock fegte, erreichte ihr Ohr. Das und das Rauschen von Wasser. Verschlafen rollte sie sich auf den Rücken. Eine Hand neben ihrem Kopf, die andere auf ihrer Brust, die von der Decke verhüllt wurde. Blinzelnd sah sie sich um. Drehte ihren Kopf zur Seite. Das Kissen neben ihr war zerknittert aber leer. Sich mit den Unterarmen abstützend, richtete sie sich auf und sah sich um. Dunkel kamen ihre Erinnerungen zurück: Sie war aus dem Crown abgehauen, nach dem sie sich mit Mamoru gestritten hatte. War durch die Straßen Juubans geirrt und schließlich vor Kälte erschöpft zusammen gebrochen. Er hatte sie gefunden und mit zu sich genommen. Ihr ein heißes Bad gemacht und Schokoladenpudding gekocht. Und dann waren sie im Bett gelandet. Hatten miteinander geschlafen. Zum zweiten Mal. Hatten den Pudding gegessen und waren sich noch ein drittes Mal nah gekommen. Usagi konnte nicht anders, als zu lächeln. Mit den Fingern berührte sie ihre Lippen. Es kam ihr vor, als wären sie geschwollen von den vielen Küssen, die sie und Mamoru ausgetauscht hatten. Aber sie fühlte sich gut. Hatte sich nie besser gefühlt. Das Mädchen setzte sich ganz auf und schwang die Beine über die Bettkante. Die Decke fiel halb zu Boden, als sie aufstand. Als sie in Richtung Türe ging, sammelte sie ihre Unterwäsche auf, die immer noch achtlos am Boden lag. Sie legte beide Teile auf die Kommode, die neben der Türe stand, bevor sie hinaus ging. Das warme Wasser prasselte in großen Tropfen auf seinen Körper. Das Gesicht hielt er direkt unter den Wasserstrahl und verweilte in seiner eigenen Welt. Letzte Nacht war seiner Meinung nach der pure Wahnsinn gewesen. Innerlich hatte er die ganze Zeit seit der ersten gemeinsamen Nacht mit Usagi nach Makotos Geburtstagsparty drauf gehofft, dass es wieder dazu kommen würde. Er hatte sich danach verändert. Genauso wie sie es getan hatte. Es war alles so harmonisch geworden. Mamoru war kurz davor gewesen, ihr zu sagen, was er wollte. Doch dann wurde ihr scheinbar doch alles zuviel. Er wusste, dass er nie über den Kuss hätte reden dürfen. Das er gegen sein Versprechen verstoßen hatte, war der wahrscheinlich größte Fehler seines Lebens gewesen. Sie hatte allen Grund gehabt, wütend auf ihn zu sein. Und dennoch hatten sie wieder zueinander gefunden. Er hatte sie vor dem Kältetod bewahrt und sie mit zu sich genommen. Als er gestern Abend den Pudding gekocht hatte, war sein Plan mit zwei Löffeln und einer im Schlafzimmer platzierten Schüssel wirklich tollkühn gewesen. Und es hätte schief gehen können, wäre Usagi nicht noch einmal zu ihm gekommen. Das sie ihm ihre Gefühle gestanden hatte, war unglaublich für ihn gewesen. Was danach gekommen war, war unbeschreiblich. Mamoru hatte nicht wirklich damit gerechnet. Er war davon ausgegangen, dass sie tatsächlich nur in einem Bett liegen und vielleicht aneinander geschmiegt einschlafen würden. Mehr nicht. Das sie miteinander schlafen würden und das zweimal, konnte er selbst jetzt nicht richtig glauben. “Was grinst du so?” Der junge Mann schreckte aus seinen Gedanken auf. Er wischte den Wasserdampf von der Duschwand und schaute in das lächelnde Gesicht Usagis. Vollkommen nackt stand sie vor der Dusche und schaute ihn fragend an: ”Darf ich auch?” ”Äh, ja. Sicher.”, er schob die variable Wand beiseite und rutschte ein Stück. Ließ sie einsteigen. “Tut das gut.”, Usagi hatte sich vor ihn geschoben und somit direkt unter den warmen Wasserstrahl. “Stimmt. Hast du gut geschlafen?” ”Ja. Und du?” ”Wie ein Stein.” ”Bist du schon lange wach?” ”Nein. Erst seid einer halben Stunde oder so.” ”Du hättest mich doch wecken können.” ”Hm. Du saßt aber so niedlich aus, dass ich es nicht getan habe.” “Hey.” “Was denn?”, er versuchte betont unschuldig zu klingen, als er von hinten die Arme um sie schlang und sich an sie schmiegte. Das Mädchen grinste ihn über die Schulter hinweg an und griff nach dem Honigmilch-Duschbad. Als er die Hand hin hielt, gab sie ihm etwas drauf und genoss kurze Zeit später seine Hände, die sanft über ihre Haut glitten. Langsam drehte sie sich um und versiegelte seine Lippen mit ihren. Ein Kribbeln erfüllte ihren Bauch, als er ihren Kuss erwiderte. Nach einer gefühlten Ewigkeiten ließen sie wieder voneinander. Mamoru versank in ihren blauen und endlos erscheinenden Augen. Mit den Fingern strich er ihr ein paar nasse Strähnen aus dem Gesicht. Ihre Haare hingen schwer an ihrem nassen Körper. Glänzten vor Nässe. Usagis Blick wanderten von seinen Zehen über seine Lenden und die Bauchmuskeln hinauf zu seinem Gesicht. Ihre Finger ruhten auf seinem Rücken. “Alles gut?”, es verwunderte ihn, dass sie ausnahmsweise mal so schweigsam war. “Ja. Alles gut.” “Hunger?” “Woher weißt du das?”, Überraschung war in ihren Augen zu lesen. “Ich glaube, dass ich dich langsam kennen lerne.” Sie lächelte ihn an und nickte: ”Ja, Frühstück.” “Willst du irgendwo hin oder soll ich uns was zaubern.” Usagi stellte das Wasser ab und öffnete die Duschwand. Angelte nach einem Handtuch, dass auf dem Wandheizkörper hing und reichte ihm ein zweites. Schlang es um ihren Körper und entstieg der Dusche. “Ich weiß nicht. Das Wetter sieht nicht gerade einladend dafür aus, dass wir raus gehen sollten.” ”Stimmt.”, er trat neben sie und schaute sie ernst an, “Ich muss dir noch was sagen.” ”Hm?” ”Dein Handy hat vorhin geklingelt.” ”Wer war es?” ”Ami.” ”Was wollte sie?” ”Keine Ahnung. Um ehrlich zu sein, habe ich sie einfach weggedrückt.” “Echt?”, sie sah in ungläubig an. “Echt.” ”Sie glaubt sicher, das ich es war. Und wenn sie es den anderen sagt, gibt’s Ärger.” ”Ich nehm’s auf mich. Sie hat mich dann auch angerufen.” ”Und?” Mamoru zog das Handtuch um seine Lenden und schaute dann in den Spiegel. Wuschelte sich durch die Haare. So lange bis er zufrieden mit seiner Sturmfrisur war. Dann drehte er sich um und öffnete die Tür. Ließ ihr den Vortritt. “Sie hat mich gefragt, ob du bei mir bist.” Usagi folgte ihm in die Küche, ließ sich nur mit dem Handtuch bekleidet auf dem Stuhl nieder. Sah ihn neugierig an: ”Was hast du ihr gesagt?” ”Das du es nicht bist.”, er setzte Kaffee auf. ”Sie werden bei meinen Eltern nachfragen. Aber denen hab ich gesagt, dass ich bei Ami bin.” ”Schließt sich irgendwie gegenseitig aus.” ”Ich weiß.” “Warte einfach ab.” Sie nahm ihm zwei Teller ab und nickte: ”Früher oder später müssen wir es ihnen sagen, Mamo-chan.” Mit Marmelade und Toast in der Hand drehte er sich zu ihr um. Er seufzte nur. Wusste, dass sie Recht hatte. Allerdings hatte er das erste Mal in seinem Leben keine Idee, wie er alles erklären sollte. Und er ahnte, dass es dem Mädchen vor sich nicht anders erging. Sie nahm ihm auch noch halbierte Tomaten und Gurkenscheiben ab. Atmete den Duft von gebratenen Eiern inklusive Bacon genießerisch ein. Als eben jene Speise vor ihr stand, begann sie zu essen. Sie fühlte sich so hungrig, wie selten zuvor in ihrem Leben. ”Lange Nacht?”, fragte Mamoru belustigt. “Baka!” ”Sind wir wieder bei diesem Spitznamen? Der andere gefiel mir wesentlich besser.” Sie lächelte ihn nur an und nahm einen Schluck des heißen Kaffees. “Mamo-chan.” ”Reden?” ”Ja. Lieber jetzt, als wenn wir es immer weiter verschieben.” “Hm.” Beide sahen sich einfach nur an. Keiner der beiden wollte beginnen. Usagi kam sich ziemlich dumm vor, dass sie jetzt noch reden mussten. Viel zu viel war zwischen ihnen passiert, als das irgendetwas unklar gewesen wäre. Doch sie wusste, dass sie zumindest einmal reinen Tisch machen mussten. Und Mamoru dachte im Grunde nicht anders. Zwar wusste er, wie sie für ihn empfand und er war sich seiner Gefühle für sie auch mehr als sicher. Aber sie mussten die Karten auf den Tisch legen und offen über das, was zwischen ihnen war und ist, reden. “Usako?” ”Ja?”, sie blickte ihn kurz unsicher an und dann wieder auf ihren Platz, wo jetzt eine Schale mit Obstsalat stand. “Hast du es letzte Nacht ehrlich gemeint? Ist es einfach so passiert?” ”Das ich mich in dich verliebt habe?” ”Ja.” ”Mehr oder weniger.”, sie legte die Gabel beiseite und lehnte sich zurück, “Um ehrlich zu sein, mochte ich dich schon länger. Als ich dich das erste Mal sah, dachte ich mir noch, dass du echt gut aussiehst. Dummerweise traf dich dann meine Mathearbeit.” ”Und später der Schuh.” ”Ja genau. Ich fand es seit damals schon schade, dass wir uns immer nur gestritten haben. Das war irgendwie doof. Aber bei Makos Party war das alles irgendwie nicht mehr. Lag vielleicht auch am Alkohol. Doch ich war noch nüchtern genug, um zu wissen, mit wem ich da tanze. Und ich fand es toll. Was dann nach der Party geschehen ist, ach ich weiß auch nicht.” ”Hm.”, er ließ den Löffel in der Tasse kreisen, “Du weißt genauso gut wie ich, Usako, dass es nicht nur der Alkohol allein an dem Abend war.” Sie schaute ihn an und nickte. “Sicher, es lag auch an der vielen Bowle, die wir getrunken hatten. Man hatte ich einen Kater am nächsten Tag.” ”Dito. Wer weiß, was Mina da rein getan hatte.”, sie lachte und nahm einen neuerlichen Schluck Kaffee. “Aber die ganze Situation, das ganze Drumherum taten ihr übliches.” ”Du hast Recht.” ”Und nun?” ”Was meinst du?” ”Wie geht es jetzt mit uns weiter?” ”Du hast gestern Abend zu mir gesagt, dass du nicht mit mir befreundet sein kannst. Und das du dich seit der ersten Nacht jeden Tag gefragt hast, warum wir es nicht probiert haben.” ”Stimmt.”, er nickte. “Dann probieren wir es.” ”Einfach so? Was ist mit Rei? Sie ist deine Freundin, Usako.” ”Ich weiß. Aber wahrscheinlich hat sie sich eh schon ihren Teil gedacht, oder?” ”Sie hat mich gestern im Crown gefragt, was ich bei dem Kuss gefühlt habe.” ”Und?” ”Ich hab geschwiegen.” ”Sagst du es mir?”, sie legte den Kopf schief und grinste ihn an. Eigentlich kannte sie die Antwort nach letzter Nacht sowieso schon. “Ich werde der Einzige sein, der all deine Sorgen vertreibt. Ich werde das Licht sein, wenn du glaubst, nirgendwo Unterschlupf zu finden. Und ich werde derjenige sein, der dich beschützt und darauf achtet, dass es dir gut geht.” ”Das hast du gefühlt?” ”Nein. Das hab ich gedacht bei unserem ersten Kuss. Aber es ist wahr.” Usagi war aufgestanden und ging um den Tisch herum. Noch immer waren sie und Mamoru nur mit den Handtüchern bekleidet. Aber nach der letzten Nacht war das eh egal. Sie setzte sich auf seinen Schoss und schlang die Arme um seinen Hals. Hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen: ”Du brauchst mich so, wie ich dich brauche. Wir können unsere Träume gemeinsam träumen und sie wahr werden lassen.” “Nur allzu gerne.”, es war an ihm, ihr einen Kuss zu geben. Seine Hände lagen um ihre Taille und er versank erneut in ihren Augen. Er musste sich zusammen reißen, um trotzdem noch einen klaren Gedanken zu finden: ”Willst du die Mädchen trotzdem heute treffen und es ihnen sagen?” ”Das von uns?” ”Unter anderem. Ja.” “Kommst du mit?” ”Wenn du mich dabei haben willst. Natürlich.” ”Sicher will ich dich mit dabei haben. Es geht schließlich auch mit um dich.” Als hätte sie das Universum verraten, klingelte erneut Usagis Handy im Wohnzimmer. Ein wenig schwerfällig erhob sie sich von seinem Schoß und ging ins andere Zimmer. Mit der Kaffeetasse in der Hand folgte er ihr. “Wer ist es?” Das Mädchen schaute auf das Display: ”Ami. Soll ich rangehen?” ”Ist vielleicht besser.” ”Und was soll ich ihnen sagen? Wahrscheinlich wissen sie, dass ich nicht bei meinen Eltern bin und bei Naru werden sie sicher auch schon angerufen haben. Und du hast ihnen ja auch gesagt, dass ich nicht bei dir bin.” ”Sonst irgendwelche Freundinnen?” Sie schüttelte den Kopf. Ihre Freundinnen wussten, dass sie bei einem Streit mit ihnen nur zu Naru gehen würde. Ihrer ältesten Freundin seit dem Kindergarten. Bei anderen Mädchen aus ihrer Klasse hatte sie nie übernachtet. “Ich hab eine Idee.”, sie durchfuhr es wie ein Geistesblitz. “Was denn?” “Warte ab.” Stoisch ließ sie das Handy weiter klingeln. “Was ist das eigentlich für ein seltsamer Klingelton.” ”Ich ändere ihn. Versprochen.”, kaum hatte sie es gesagt, verstummte das Handy. Sie schnappte es sich und wählte Narus Nummer: ”Hey Naru, ich bin’s. Ich brauch deine Hilfe.” In kurzen Worten und sehr zum Erstaunen Mamorus schilderte sie Naru ihr Anliegen. Es dauerte keine fünf Minuten und sie legte zufrieden auf. “Und?”, er sah sie neugierig an. Wieder ertönte ihr Handy. Wieder war es Ami. Dieses Mal nahm sie das Gespräch an. “Hey Ami. – Ich war bei Naru. – Weil sie mich verleugnen sollte. Ihr habt mich wahnsinnig gemacht mit euren Fragen. – Bei meinen Eltern? – Und was habt ihr gemacht? – Na damit lag sie ja eh nicht falsch. – Ja, von mir aus um sechzehn Uhr im Crown. – Jetzt schon? Hast du mal gesehen, was für ein Wetter ist? Außerdem sind wir gerade erst mit dem Frühstück fertig geworden. – Ich weiß, das es zwölf ist. Aber es war eine lange Nacht. Ich glaub, ich hab erst gegen vier geschlafen oder so. – Ja gegen vier. Also treffen wir uns dann sechszehn Uhr im Crown. Okay? – Gut, bis dann. – Ja? – Nein, bin ich nicht. Bis dann!”, zufrieden beendete Usagi das Gespräch und legte ihr Handy wieder auf den Wohnzimmertisch. “Du warst bei Naru und hast dich verleugnen lassen?” ”Ja.” ”Es war eine lange Nacht?” ”Ja.” “Respekt, Usako.” ”Danke. Und nun frühstücken wir weiter.”, sie ging beschwingt zurück in Richtung Küche. Wackelte dabei aufreizend mit dem Po, was Mamoru zum Grinsen brachte und er ihr einen liebevollen Klaps darauf gab. Sie widmeten sich wieder ihrem Frühstück. Zwischendurch rief ihn Motoki noch an. Fragte, ob sie sich heute im Crown sehen würden. Der Schwarzhaarige stimmte zu. Er würde ja so oder so zusammen mit Usagi kommen. Jedoch band er es seinem besten Freund nicht auf die Nase. “Sag mal, Usako?” ”Ja?”, sie schaute ihn liebevoll lächelnd an. “Haben sich deine Eltern eigentlich nicht gefragt, wo du in der Nacht der Party geschlafen hast?” ”Hä? Nein.” ”Was hast du ihnen erzählt?” “Das ich wahrscheinlich zusammen mit den anderen bei Mako schlafe, nach dem wir das Crown aufgeräumt haben. Allerdings ist es ja dann anders gekommen.” ”Stimmt. Da hab ich ja Glück gehabt.” “Und dieses Mal können wir auch ein Frühstück zusammen genießen.” Mamoru erinnerte sich nur zu gut daran, dass sie nach der gemeinsamen Nacht am nächsten Morgen aufgesprungen war. Beide hatten mehr oder weniger den Kaffee in sich hinein gekippt und eine Schüssel Müsli runter geschlungen. Sie hatten kaum miteinander geredet, weil sie, jeder für sich, einfach nur verwirrt gewesen waren. Sie kamen lediglich zu dem Entschluss, dass keiner den Freunden etwas sagen sollte. Über das Geschehene und ihre möglichen Gefühle füreinander schwiegen sie sich aus. Sie grinste ihn an und er erwiderte es. Usagi fühlte sich glücklich. Noch vor einem Monat wäre sie nie freiwillig zu ihm gegangen. Nie und nimmer hätte sie seine Wohnung betreten. Nicht einmal im Notfall. Doch seit Makotos Party war alles anders zwischen ihnen. So vieles war passiert, dass sie es selbst noch nicht ganz glauben konnte. Sie bereute es fast schon ein wenig, dass sie es nicht von Anfang an versucht hatten. Doch nun saß sie zusammen mit ihm hier. Nach einer wunderbaren Nacht für sie beide. Sie hatten miteinander geredet. Über ihre Gefühle für ihn und er über seine für sie. Sie fühlten beide das gleiche und Usagis Herz schlug schneller bei dieser Erkenntnis. Sie hatten beide den gleichen Traum und wollten zusammen versuchen, ihn wahr werden zu lassen. Ihn zusammen träumen. Auch wenn weder sie, noch Mamoru es laut ausgesprochen hatten: Aber sie waren jetzt ein Paar. Jetzt mussten sie nur noch die anderen davon unterrichten und in Kenntnis setzen. Es gab immer noch was zu klären zwischen Usagi und Mamoru auf der einen und den Mädchen auf der anderen Seite. Kapitel 6: Helpless when she smiles ----------------------------------- Mehrere Eiszapfen hatten sich am Balkongeländer gebildet und Eisblumen wuchsen von der unteren Leiste der Balkontüre langsam hinauf in die Mitte. Die eisigen Pflanzen waren sehr erfolgreich bei ihrer Vermehrung. Hartnäckig rankten sie auf allen Fenstern nach oben. Nichts konnte sie in ihrem Wachstum scheinbar stören. Der Wind, der eisig war, unterstützte sie dabei. In schnellen Böen suchte er sich einen Weg durch die Straße vorm Wohnblock. Die Bäume auf der Straße, so dick und mächtig sie auch schienen, bogen sich wie Grashalme. Es kam einem Wunder gleich, dass noch keiner abgebrochen und umgekippt war. Der Tokyo Tower war in der Ferne gut zu sehen. Der Sendemast an seiner Spitze schwankte über alle Maßen. Der Wind schien dort oben auf knapp dreihundertdreiunddreißig Metern noch schlimmer zu sein, als er es schon am Boden war. Besorgt blickte Usagi zum Himmel hinauf. Der Schneesturm hatte immer noch nicht aufgehört und zu allem Überfluss hingen noch mehr schwere dunkelgraue Wolken am Himmel. Sie seufzte auf. Führte ihre Tasse an ihre Lippen und nahm einen Schluck der heißen Schokolade, die ihr Mamoru gemacht hatte. Sie kramte ihr Handy hervor und schaute aufs Display. Es war viertel vor drei. Sie hatte noch Zeit, um sich auf das bevorstehende Treffen mit den Mädchen vorzubereiten. Usagi hatte immer noch keine Idee, was sie sagen sollte. Ob sie ihnen überhaupt etwas sagen sollte. Etwas über sich und Mamoru. Ihre Freundinnen wussten sowieso schon von dem Kuss. Die Frage die sich nur selber stellte, war allerdings, ob sie ihnen noch mehr erzählen sollte: Das es nicht zufällig zum Kuss kam und der Alkohol nur eine geringe Schuld trug. Das sie und Mamoru noch in der gleichen Nacht miteinander geschlafen hatten. Das er ihr erster Mann gewesen war und es auch bleiben sollte. Das sie sich in Mamoru verliebt hatte und er sich in sie. Das Mädchen hatte nicht den blassesten Schimmer, wie sie an das Gespräch heran gehen sollte. “Lass es einfach auf dich zukommen.” Mamoru war aus dem Schlafzimmer gekommen und trat näher an sie heran. Sie konnte seinen warmen Atem in ihrem Nacken spüren. Es kitzelte sie leicht. “Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nicht anfangen, dich mit ihren Fragen zu löchern. Meinst du nicht auch?” ”Ich bin mir nicht sicher. Ami hat mich vorhin gefragt, ob ich böse auf sie alle wäre. Es kommt mir eher so vor, als würden sich mich für eine Weile in Ruhe lassen wollen.” ”Ist doch gut.” Sie schaute ihn über die Schulter hinweg an: ”Ich kann kein Geheimnis für mich behalten.” Er konnte nicht anders, als zu grinsen und schlang seine Arme um ihren Bauch. Legte seinen Kopf auf ihre Schulter. “Was ist daran so lustig?” ”Nichts. Aber dafür, dass du angeblich ein Plappermaul bist, hast du unser Geheimnis in den letzten Wochen besser bewahrt als ich.” “Stimmt allerdings.”, jetzt war es an Usagi über beide Ohren zu grinsen, “Du hast mich echt damit überrascht.” ”Entschuldige.”, er hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe. “Schon gut. Solange du nur über den Kuss geredet hast.” ”Nur darüber. Und auch nicht mal wie es dazu kam. Beziehungsweise hab ich dem Alkohol die Schuld gegeben.” “Mehr muss Motoki auch nicht wissen.”, sie drehte sich in seinen Armen um und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. Trotz des Pullovers und des Shirts, welches es darunter trug, konnte sie seinen Herzschlag hören. “Egal was die anderen sagen werden. Ich lass dich nie wieder gehen, Usako!” Die Genannte blickte auf und direkt in seine wunderbaren blauen Augen. Sie hatte sich nie so geborgen gefühlt wie jetzt in seinen Armen. Er gab ihr Halt und Sicherheit und sie fragte sich, warum sie nicht schon viel früher ihre Gefühle für ihn erkannt hatte. Es hätte vieles einfacher gemacht. Nun war alles unnötig verkompliziert wurden. Wie in Trance erkannte sie, dass sich Mamoru mit seinem Gesicht ihrem näherte. Fühlte seine Lippen auf ihren und sie schloss genießerisch ihre Augen. Genoss das Gefühl, welches er in ihr auslöste. Ihre Hände wanderten hinauf in seinen Nacken. Ihre Finger spielten mit seinen Haarspitzen. Usagi war ihrem Schicksal dankbar dafür, dass es sie beide zusammen gebracht hatte. Zwar auf seltsame Art und Weise, aber lieber so als gar nicht. Langsam löste er sich wieder von ihr. Obwohl er es nicht wollte. Aber Mamoru wusste, dass sie sich ihrer Verantwortung stellen mussten. Sie mussten ihre Freunde aufklären. Ihnen die Wahrheit sagen. Liebevoll strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. “Willst du sie heute offen tragen?” Sie beobachtete ihn dabei, wie ein dickes Bündel Haare durch seine Finger glitt und zuckte mit den Schultern. ”Ich kann mich nicht erinnern, dich jemals mit offenen Haaren gesehen zu haben. Du siehst wunderschön aus.” “Weil ich sie auch nur nachts so trage. Und selbst da nicht immer.” “Hm, wäre es dir recht, wenn ich dich um etwas bitten würde?” ”Hm?” ”Trag sie offen, wenn du bei mir bist. Und wenn es nur ein paar Stunden ist.”, er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und grinste sie frech an. Usagi wusste sofort, was er damit meinte und boxte ihm lachend in den Oberarm: ”Du bist ein dreckiger Schuft, Mamo-chan!” “Autsch! Für ein Mädchen hast du eine ganz schöne Schlagkraft.” ”Training.”, sie zwinkerte ihm zu und ging an ihm vorbei, “Weißt du, wo meine Haarklammern sind?” “Hattest du sie nicht gestern Abend im Bad dabei? Als du dir deine Haare hochgebunden hast?” ”Oh ja. Stimmt.”, sie ging zielstrebig aus dem Wohnzimmer ins Bad und sah die Klammern auf dem Regal liegen. Sie nahm sie sich und legte sie vor sich auf die Ablage des Badezimmerspiegels. Mit flinken Handgriffen begann sie, ihre Haare in zwei gleich große Bündel zu teilen. Dann nahm sie die eine Hälfte und drehte die dicke Strähne solange, bis es reichte, um daraus einen Knoten zu fertigen. Steckte diesen mit einigen Haarklammern fest. Genau das gleiche tat sie auf der anderen Seite. Es dauerte gute fünf Minuten. Schmunzelnd erinnerte sie sich daran, wie sie es das erste Mal selber versucht hatte: Sie war acht gewesen und hatte ihre Mutter angebettelt, es selber zu machen. Bis dahin war es immer ihre Mama gewesen, die ihr die Haarknoten gedreht hatte. Usagi hatte alleine bald eine halbe Stunde gebraucht, bis es so aussah, als hätte ihre Mutter die Frisur gezaubert. Seid sich das Mädchen erinnern konnte, lief sie so rum. Nie hatte sie eine andere Frisur. Aber sie wollte es auch nicht. Es war ihr Markenzeichen und sie mochte es so. Innerlich machte ihr Herz einen Freudenhüpfer, als sie an Mamorus Worte dachte. Er fand sie so wunderschön. Sie seufzte auf. “Bist du fertig? Wir müssen los.” “Komme schon.”, sie trat aus dem Bad mit einem Lächeln im Gesicht, was ihn für eine Sekunde verstummen ließ. “Wenn du mich so ansiehst, werde ich sofort wieder schwach.”, hauchte er. Usagi trat auf ihn zu. Strich ihm zärtlich mit der Hand über die Wange. “Du bist total schräg und trotzdem kann ich nicht mehr ohne dich sein.” “Ich kann und will auch nicht mehr ohne dich sein.”, sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen alles bedeutenden Kuss, “Müssen wir wirklich schon los?” ”Ich würde auch lieber mit dir hier bleiben und andere Dinge tun, als mich mit unseren neugierigen Freunden herum zu schlagen. Aber es geht nicht, Usako, wir müssen es ihnen sagen.” ”Ich weiß.”, sie trat einen Schritt zurück und griff nach ihren Stiefeln, die sie sich über ihre dicken Wollsocken stülpte. Usagi hatte sich wieder für den Zwiebellook entschieden und hoffte, dass es dieses Mal mehr nützen würde. Mamoru hatte ihr ohnehin gesagt, dass sie mit dem Auto fahren und er sie auch nach Hause bringen würde damit. Sie schlang sich ihren Schal um den Hals und zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu. Zog die Wollmütze über den Kopf. “Fertig!”, strahlte sie ihn an. “Ich auch.”, Mamoru griff nach dem Autoschlüssel, der in einer Schale auf der Kommode neben der Wohnungstüre lag. Der junge Mann war selber bis zum Hals warm eingepackt. “Hast du sonst alles? Handy, Geldbörse, dein Schlüssel von Zuhause?” “Alles in der Tasche.” ”Gut. Dann auf in die Schlacht.”, grinste er und zog sie mit sich. Unwissend, wie schnell sich dieser Satz bewahrheiten würde. Nervös schlich er auf und ab. Er konnte es kaum erwarten, dass sein bester Freund im Crown auftauchen würde. Als er von den Mädchen erfahren hatte, dass Usagi um vier Uhr nachmittags kommen wollte, hatte er gleich Mamoru angerufen. Dieser hatte nur gemeint, er käme am späteren Nachmittag. Doch für Motoki war es klar gewesen, dass er höchstwahrscheinlich zusammen mit seiner besten Freundin um die Ecke kommen würde. Der Blonde konnte jetzt schon die Genugtuung fühlen, die sich in ihm ausbreitete, weil er Recht behalten hatte. “Mensch Motoki, jetzt setz dich endlich auf deinen Hintern. Du machst einen ja ganz nervös.”, Minako hatte ihn am Ärmel gepackt und unsanft in die Sitzecke ihres Stammtisches gedrückt. ”Entschuldige. Aber ich freue mich so diebisch drauf, Mamoru hier zu sehen.” ”Aber wir wissen doch noch gar nicht, ob er und Usagi zusammen hierher kommen.” “Oh doch, Ami.Das werden sie.” ”Hm, Usagi sagte aber doch am Telefon, sie sei bei Naru gewesen und habe sich verleugnen lassen. Warum sollte sie also zusammen mit Mamoru kommen?”, Makoto schaute den jungen Mann von der Seite fragend an. “Weil Usagi Ami angelogen hat.” Alle Blicke wandten sich an Rei. Diese hatte ihr Kinn auf die Hand getützt und schaute den Eisblumen beim Wachsen an den Fenstern zu. “Hä? Jetzt versteh ich gar nichts mehr.” “Sie hat Ami angelogen, Mina. So einfach ist das.” ”Aber warum?” ”Weil sie uns gegenüber wahrscheinlich nicht zugeben wollte, dass da mehr als nur ein harmloser Kuss zwischen ihr und Mamoru war. Und weil sie mir mit ihren Gefühlen für ihn nicht vor den Kopf stoßen wollte.”, seufzte die Schwarzhaarige und schaute ihre Freunde ernst an, “Ich gehe davon aus, dass Usagi die Nacht bei Mamoru war.” ”Aber sie haben sich doch gestern noch gestritten. Glaubst du wirklich, dass sie danach freiwillig zu ihm gegangen ist?”, Makoto sah ihre Freundin ungläubig an. “Das weiß ich nicht. Vielleicht haben sie sich auch zufällig getroffen. Auf alle Fälle haben sie uns beide angelogen.” “Ganz schön schäbig von den beiden. Das hätte ich nicht erwartet. Vor allem nicht von Usagi.”, Motoki lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, “Tut mir leid, Rei, wenn ich jetzt so direkt in die Runde frage. Aber glaubt ihr, dass sie uns eine Beziehung oder Affäre oder was auch immer verheimlichen?” ”Du meinst seid dem Zeitpunkt meiner Geburtstagsparty?” ”Ja.” “Ich glaube nicht. Dafür war Usagi viel zu verschlossen.”, sinnierte Ami, “Und eher wäre sie vorher zu Rei gegangen, bevor sie Nägel mit Köpfen gemacht hätte.” “Sie hat es mir gegenüber ja auch mehr oder weniger zugegeben, dass sie mehr für ihn empfindet, aber es nicht zulassen will wegen mir und meinen Gefühlen.” “Das ist eben unsere Usagi.”, Minako seufzte und rührte ihre heiße Schokolade vehement um. “Wir sollten sie auch nicht überfallen mit unserer Erkenntnis.” “Noch ist es doch noch gar nicht sicher, Mako.” “Das weiß ich auch Ami, vielen Dank. Aber wir halten uns trotzdem zurück, oder? Ich meine, sie werden sicher von sich aus kommen und es uns sagen.” ”Usagi wird sicher erstmal nichts sagen und dann mit dir, Rei, reden wollen.” “Mina hat Recht.”, nickte Motoki, “Wobei auch Mamoru ehrlich zu dir sein sollte. Immerhin hast du ihn jetzt schon so oft um ein Date gebeten.” Rei nickte. Sie hoffte, dass ihre beste Freundin mit ihr darüber redete. Schließlich hatte sie nur allzu oft steif und fest behauptet, dass sie Mamoru nicht leiden konnte. Natürlich würde sie ihr das Glück einer Liebe gönnen. Aber so ganz konnte sie sich noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass es ausgerechnet ihr passiert war, der ein Mann ausgespannt wurde. Und das auch noch von Usagi. Jeder der am Tisch sitzenden machte sich so seine Gedanken. Und vor allem die Mädchen sorgten sich um ihre Freundschaft. Denn bisher war es noch nie vorgekommen, dass Usagi sie angelogen hatte. Aber nun tat sie es einer Liebe wegen. Rei beschlich ein ungutes Gefühl. Sie blickte sich um. Konnte aber nichts ausmachen. “Ami?”, ihre Stimme war leise, als sie sich zu ihre Freundin beugte, die ihr gegenüber saß. “Hm?” ”Ich hab das dumpfe Gefühl, dass etwas nicht stimmt.” ”Du meinst ein Feind?” ”Möglicherweise.” “Hey, was tuschelt ihr da?”, Minako lachte sie an. Rei schaute zu ihr und bemerkte, dass Motoki den Tisch verlassen hatte und nun am Tresen bei einem Kollegen stand und mit diesem plauderte. “Rei hat etwas gespürt?” ”Was denn?” ”Einen Feind?”, Makoto mischte sich mit ein und auch die beiden Katzen, die bis jetzt friedlich geschlummert hatten, horchten auf. Sie alle sahen sich um. Doch keine konnte etwas ausmachen. Weder im Café noch draußen auf der Straße. Die Straßen waren kaum geräumt und der Verkehr kam nur schleppend voran. Immer wieder wurde der Schnee auf die Straße geweht. Im Auto von Mamoru war es mollig warm. Usagi hatte ihre Wollmütze vom Kopf gezogen und die Jacke ein wenig geöffnet. Genauso wie er. Im Radio waren gerade die Verkehrsnachrichten zu hören. Etwas, was sich der Sender eigentlich sparen konnte. Denn überall gab es Behinderungen. Teils durch Schneeverwehungen. Teils durch Auffahrunfälle. “Es hat gar nichts gebracht, dass wir so früh los gefahren sind. Wir werden so oder so zu spät kommen.”, maulte Usagi und schaute hinaus auf die Straße. “Was willst du damit sagen?” ”Was wohl?!” Er sah sie von der Seite her an und kam nicht umhin, ihr breites Grinsen zu erwidern: ”Ich wusste gar nicht, dass du so dreckige Gedanken haben kannst.” ”Hab ich doch gar nicht.” ”Und an was hast du gerade gedacht?” ”Daran, dass ich noch eine von deinen leckeren heißen Schokoladen hätte trinken können.” “Aha.”, er lehnte sich halb übers Lenkrad und hob eine Augenbraue, “Wirklich?” ”Solltest du nicht lieber auf die Straße achten?” ”Wirklich? Heiße Schokolade?” ”Ach halt den Mund!”, sie musste lachen und wurde rot um die Nase. “Du hattest dreckige Gedanken.” ”Ja.”, sie dehnte das Wort über alle Maßen. “Du bist einzigartig, Usako!” “Du aber auch, Mamo-chan.”, sie beugte sich zu ihm herüber und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Ein Hupen hinter ihnen ließ sie den Kuss unterbrechen und Mamoru legte den ersten Gang ein. ”Man, die sollen mal keinen Stress machen. Wir werden eh nur einige Meter voran kommen.”, grummelte er. Und er sollte Recht behalten. Sie kamen gerade einmal gute fünf Meter weiter, bevor sie wieder vom Stau angehalten wurden. “Vielleicht sollten wir doch laufen.”, überlegte Mamoru, “Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Crown. Nur gute zehn Minuten zu Fuß.” ”Ich will da aber nicht raus.” Usagis Blick glitt aus der Frontscheibe hinaus und zum Himmel. Der Sturm hatte sich verschlimmert und sie hatte das dumpfe Gefühl, dass es nicht mehr einfach nur ein normaler Sturm war. Als würde etwas dahinter stecken. “Ich wärme dich dann.” Das Mädchen konnte gar nicht so schnell auf den Satz von Mamoru antworten. Sie bemerkte, wie er langsam in eine Parklücke schräg vor sich rollte und einparkte. Die Handbremse anzog und den Schlüssel aus dem Zündschloss nahm. Er zog den Reißverschluss seiner Jacke wieder nach oben und schaute zu ihr. “Na schön. Aber wenn ich Frostbeulen bekomme...” ”...werde ich dir jede einzelne wegküssen. Versprochen.”, er stubste gegen ihre Nasenspitze und gab ihr dann einen kleinen süßen Kuss darauf. “Was würde ich nur ohne dich machen?”, sie tat es ihm gleich und schloss wieder ihre Jacke. Setzte sich die Mütze auf und zog die Handschuhe an. “Das frage ich mich allerdings auch manchmal.” ”Baka!” ”Ich dich auch.” Sie grinste breit und öffnete die Tür. Sofort wehte ihr ein eisiger Wind um die Nase und ließ sie erschaudern. Mamoru ging es nicht anders. Als er seinen Fuß auf die Straße setzte, knirschte es darunter. Die Schneedecke reichte ihm bis über den Knöchel und einmal mehr war er froh darüber, dass er sich bei seinem letzten Schuhkauf vor einigen Wochen für die hoch geschnitten Schuhe entschieden hatte. Er ging zu Usagi auf den Gehsteig und zog sie eng an sich. Fühlte, wie sie sich in ihn hinein kuschelte. Sie kamen nur langsam voran. Der Wind, der ihnen entgegen bließ, raubte ihnen fast den Atem und füllte ihre Lungen mit eisiger Luft. Die Schneeflocken behinderten die Sicht und flogen ihnen in die Augen. Mamoru hatte sie die Hand über die Augen gehalten, um die Eiskristalle abzuhalten, doch er hielt es nicht lange aus. Seine Hand fühlte sich schon nach wenigen Minuten taub an und war ganz rot. Was Usagi nicht entging und sie ihn bat, doch die Hand wieder in die Jackentasche zu stecken. Allein ihrem Blick konnte er nicht widerstehen und kam ihrer Bitte nach. Als sie um die Ecke bogen, wurden sie fast schon zurück geworfen durch den Wind. Das Mädchen drückte sich an Mamoru, vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. “Wir hätten doch mit dem Auto fahren sollen.”, murmelte sie. “Nur noch wenige Meter. Halte durch, Usako.”, er stemmte sich gegen den Wind und zog sie mit sich, “Wir sind gleich da.” Sie schaute zu ihm hinauf und nickte. Lächelte dabei. Egal wie widrig die Situation auch war, er schaffte es immer wieder, sie aufzubauen. Das Mädchen sammelte all ihre Kräfte und folgte ihm. Sie kniff die Augen ein wenig zusammen, um mehr von ihrer Umgebung zu sehen und entdeckte das Crown. Es waren tatsächlich nur noch wenige Meter. So wie es Mamoru gesagt hatte. Usagi konnte schon beinahe ihre heiße Schokolade riechen. Genüsslich seufzte sie auf. “Stopp!” “Was?”, irritiert schaute sie zu ihm auf. Erkannte, dass er sich vor sie gestellt hatte und sie vom Weiterlaufen abhielt. Ihr Blick folgte seinem und ihr stockte der Atem. Die Mädchen schauten sich verwirrt um. Es schien, als wäre die eisige Kälte durch jede noch so gut abgedichtete Ritze und Fuge ins Crown gekrochen. Die Gäste begannen schwer zu atmen, fassten sich an den Hals. Keuchen entwich ihren Kehlen, bevor sie wie leblos von ihren Stühlen rutschten und zu Boden sanken. Auch Motoki war davon betroffen. Seine Blicken glitten zu den Freundinnen, die sich alle die Hände vor Mund und Nase hielten. Er konnte sich nicht erklären, warum es ihnen nicht so erging wie ihm. Doch bevor er sich selbst eine Antwort zusammen basteln konnte, fiel er auch schon in die Bewusstlosigkeit. “Was geht hier vor?”, Rei war aufgesprungen und zog den jungen Mann zusammen mit Makoto auf die Sitzbank. “Das muss ein Angriff des Feindes sein.”, Luna schaute sich suchend um, genau wie es Artemis tat. “Aber warum ist uns nichts passiert? Wieso sind wir nicht bewusstlos?” ”Wahrscheinlich liegt es unseren Schutzplaneten, Mina.”, antworte Ami. “Egal was es ist, wir sollten uns verwandeln.” Alle Mädchen folgten Makotos Blick und sahen bestürzt auf die Straße. Auch dort sanken die Menschen zu Boden und blieben bewusstlos liegen. “Wir müssen sie retten. Wenn sie dort länger liegen bleiben, werden sie erfrieren.”, Rei zückte ihren besonderen Füller und sah sich noch einmal um. Sie wollte sicher gehen, dass wirklich alle ohnmächtig waren und keiner es mitbekam, wenn sie sich verwandelten. Als sie überzeugt war, sprach sie die magischen Worte und die anderen taten es ihr nach. Sie wurden alle in zauberhaftes und warmes Licht gehüllt: Rot. Blau. Grün. Orange. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie alle verwandelt waren. “Mercury.”, Jupiter drehte sich zu ihrer Gefährtin um, “Kannst du herausfinden, woher diese Kälte kommt?” “Sofort.”, Mercury nickte und drückte an ihrem rechten unteren Ohrring. Sofort bildete sich eine Brille vor ihrer Augenpartie und gleichzeitig zückte sie ihren Computer. Tippte in Sekundenschnelle etwas hinein. “Und?” Mercurys Blick schnellte nach draußen: ”Wir müssen raus. Der Feind ist draußen.” Die anderen nickten und folgten ihrer Freundin zusammen mit den Katzen hinaus. Sie alle konnten sehen, wie die Menschen in den Straßen aufkeuchten und zu Boden fielen. “Wo ist er?”, Venus sah sich suchend um. ”Da vorne!”, Mars zeigte mit dem Zeigefinger die Straße hinunter. Sie alle konnten eine kurvige Gestalt ausmachen. Daneben schienen zwei Männer zu stehen. “Los!”, Jupiter rannte los. Gefolgt von den anderen. Als sie näher kamen, erkannten sie Kunzite und Zoisite. Und neben ihnen das Monster. “Hey!”, Mars rief ihnen zu. Der Feind widmete alle Aufmerksamkeit den Sailorkriegerinnen. Grinste diabolisch. “Schön euch zu sehen.” “Halt die Klappe, Kunzite.” ”Warum so aggressiv, Venus?” ”Ich bin nicht aggressiv. Mir ist kalt und das macht mich wütend.” “Kalt? Ach so, das.”, grinste Zoisite, “Das liegt an ihm hier. Yukidaruma.” Die Mädchen schauten zu dem Schneemann. “Er ist für die Kälte verantwortlich?”, Mercury schaute zu dem weißen Ungetüm. “Oh ja. Er hat in den letzten Tagen für Kälte und Eis gesorgt.” “Warum?” “Um den Menschen die Lebensenergie abzusaugen.” “Was?”, Mars Schrei wurde grell, als Yukidaruma damit begann, riesige Schneebälle auf sie zu werfen. Die Gefährtinnen stoben auseinander. “Wir wünschen euch viel Spaß.”, lachte Kunzite laut und böse auf. Er und Zoisite machten sich daran, einige Schritte aus der Flugbahn der Angriffe von Yukidaruma zu gehen. Es würde nicht lange dauern und die Sailorkriegerinnen wären erledigt. Noch einmal drehten sich die beiden um und schaute zurück. Erst jetzt fiel ihnen auf, dass es nur vier Kriegerinnen waren. Ihre Anführerin fehlte. “Yukidaruma. Stopp!”, Kunzites Befehl hallte durch die Straße. Der Schneemann senkte seine Arme und starrte seine Befehlshaber fragend an. Der Weißhaarige und Zoisite schauten zu den Kriegerinnen. Sie alle lagen verstreut im Schnee, waren gerade dabei, sich aufzurappeln. Aber es waren immer noch nur vier. Es durften nicht nur vier sein. Die beiden Generäle tauschten Blicke aus. Suchten in den Augen des jeweils anderen nach Antworten. Aber es gelang ihnen nicht. Keiner der beiden hatte eine Idee. Gerade als Zoisite auf Mercury zu gehen wollte, die ihm am nächsten lag, traf ihn ein Schneeball am Hinterkopf. Er fuhr herum: ”Hey Yukidaruma! Lass das!” “Was denn?”, der Schneemann hoppste auf seiner unteren Schneekugel hin und her. “Warum schießt du mich ab?” “Hab ich doch gar nicht.” Keine Sekunde später wurde auch Kunzite an der Schulter getroffen. Er drehte sich um und erstarrte. “Hallo ihr beiden.” Die Sailorkriegerinnen schauten ebenfalls in die Richtung, aus der die Stimme kam. “Sailor Moon!”, sie sprachen wie aus einem Mund. “Jeder mag es, im Winter einen wunderschönen Schneemann zu bauen. Aber ihr missbraucht den gutmütigen Kerl für eure fiesen Angriffe. Ich bin Sailor Moon. Und im Namen des Mondes werde ich euch bestrafen!” “Auf dich haben wir gewartet. Besser gesagt: Auf euch.” Jetzt bemerkten alle Anwesenden, dass Moon nicht alleine war. Hinter ihr stand Tuxedo Kamen. Eine Hand lag auf ihrer Taille und es schien, als hätte sie sich an ihn gedrückt. “Yukidaruma!”, Zoisite wandte sich wieder an den Schneemann, der ohne einen weiteren Befehl wusste, was zu tun war: Er nahm seine Nase in Form einer Möhre aus der Mitte seines Gesichts und begann sie zwischen seinen kugelförmigen Händen schneller und schneller zu drehen. ”Was hat er vor?”, Jupiter sah zu den anderen Kriegerinnen, die nur mit den Schultern zuckten. Auch Moon und Tuxedo Kamen sahen sich irritiert an. Sie standen immer noch dicht beieinander, als die Möhrennase auf sie zugeschossen kam. Sofort nahm Tuxedo Kamen Moon auf seine Arme und sprang zur Seite. Landete genau neben Mars, die zu ihm und ihrer Freundin schaute: “Wo warst du?” “Später.”, Moon schaute sie ernst an und dann wieder zu Yukidaruma. Dieser hatte seine Nase wieder und schlug sie abwechselnd links und rechts in den Schnee. Immer und immer wieder. Die weiße Pracht wirbelte auf und immer höher. “Viel Spaß und bis später!”, lächelte Kunzite diabolisch und verschwand im Schneegestöber. Zoisite folgte ihm. Die Sailorkriegerinnen und Tuxedo Kamen standen dicht gedrängt. Auch die Katzen waren mit ihnen eingeschlossen. Um sie herum begann sich eine weiße Wand aus Eiskristallen aufzubauen. Sie konnten kaum mehr was erkennen. Verzweiflung machte sich breit. “Mercury, kannst du einen Ausweg finden?”, Venus drehte sich zu der Kriegerin, die bereits wild in ihren Minicomputer eintippte. “Nein. Er funktioniert nicht. Irgendetwas stört die Verbindung.” Moon musste husten. Alle schauten zu ihr. “Alles okay mit dir?”, Jupiter sah sie besorgt an. Doch ihrer Anführerin konnte ihr nicht antworten. Der Husten wurde immer stärker. Sie klammerte sich an Tuxedo Kamen, der sie sofort in die Arme nahm. Was den anderen nicht entging. Das Mädchen bekam immer schwerer Luft. Japste förmlich danach und sank zu Boden. Ihre Brust hob sich schwer. “Sie muss hier raus.”, Tuxedo sah zu Rei, die ihm gegenüber hockte, “Schnell.” ”Was passiert mit ihr?” ”Ich weiß es nicht.” Erneut hustete Moon. Der junge Mann zog sie eng an sich: ”Hey, nicht aufgeben. Nicht jetzt.” “Lass sie los.”, Luna war zu ihm getreten und schaute ihn böse an. “Was?” ”Lass sie los. Du bist einer unserer Feinde.” ”Können wir das Thema bitte verschieben?” “Nein. Lass sie los und geh. Du hast nichts in ihrer Nähe verloren.” Tuxedo Kamen schaute sie wütend an. Zog das Mädchen in seinen Armen näher an sich ran. Sie hustete erneut und sein Blick glitt zu ihr. Besorgt sah er, wie sie die Augen öffnete und fühlte ihre Hand auf seiner Wange. ”Wir müssen es sagen.” “Jetzt?” ”Ja.” Die Mädchen schauten zu Moon und Tuxedo, der sich jetzt mit ihr im Arm erhob. Sie noch mehr an sich drückte. Er machte einen unsicheren Eindruck, als er vor den anderen stand. “Setz mich ab.” ”Sicher?” ”Ja. Bitte!”, sie lächelte ihn an, bevor sie wieder husten musste. Sie konnte die Eiskristalle in ihrer Lunge spüren und wie sie sich ausbreiteten. Er kam ihrer Bitte nach. Fühlte, wie sie sich an ihn schmiegte und zu ihm hinauf blickte. Er nickte ihr zu und schaute wieder zu den anderen. Moons Hand wanderte hinauf zu seiner Maske. Sie fühlte die verwunderten Blicke in ihrem Nacken. Aber sie sah sich nicht um. Sagte kein Wort. Sie schaute nur Tuxedo Kamen an. Versank in seinen Augen. ”Ich bin ein Kartenhaus im Sturm.”, seine Stimme war leise aber fest, “Und das Leben mit ihr ist wie ein waghalsiger Ritt im strömenden Regen. Sie verletzt mich immer wieder aufs Neue und jedes Mal winde ich mich in meinem Schmerz. Und dann tanzt sie wieder vor mir wie ein kleines Kind und macht mich gleichzeitig verrückt und wild. Aber wenn sie mich dann wieder so anlächelt, bin ich einfach total hilflos.” Tuxedo Kamen merkte, wie ihm die Maske von den Augen und der Zylinder vom Kopf genommen wurde. Hörte, wie alle um ihn herum die Luft scharf einzogen. “Mamoru.”, Mars fand als erste ihre Stimme wieder. Sie wollte ihm in die Augen sehen, aber er wich ihr aus. Sein Blick galt nur Moon. “Du wusstest, wer es ist? Wer hinter der Maske steckt?” Moon wollte der schwarzen Katze antworten, aber sie wurde wieder von einem Hustenanfall geschüttelt. In Mamorus Armen sank sie wieder auf die Knie. Ihre Augenlider flatterten. “Was passiert mit ihr?”, Venus war zu ihr geeilt und sah sie angsterfüllt an. Aber der junge Mann antwortete nicht. “Es ist die Luft.”, Mercury mischte sich ein und schaute auf ihren Computer. “Die Luft?”, Jupiter war zu ihr getreten, “Was können wir tun?” ”Gar nichts könnt ihr tun.”, eine runde Gestalt durchbrach die Wand aus Eiskristallen. Yukidaruma stand vor ihnen und lachte höhnisch auf. Sofort sprang Mamoru mit Moon im Arm auf. Wich einige Schritte zurück. Venus und Mars stellten sich vor ihn. Dazu bereit ihn und ihre Anführerin zu schützen. “Was hast du gemacht?”, Jupiter schrie dem Schneemann entgegen. “Meine Luft ist eisig. Zu eisig für eure Lungen. Zu eisig für ihre Lunge.”, er zeigte auf Moon, “Sie wird das nicht aushalten.” “Was hast du vor?”, Rei schaute ihn wütend an. “Ich handle nur auf Befehl. Das Königreich des Dunkeln will Sailor Moon und Tuxedo Kamen.” ”Warum?” ”Kein Ahnung. Interessiert mich auch nicht. Ich tu nur, was man mir sagt.” Er hielt sich seine runde Hand vor den Mund und pustete. Eine Schneewolke wirbelte umher. Die Sicht vor den Augen der Kriegerinnen verschwand. Sie konnten sich nicht mehr orientieren. Unwirsch nahmen sie wahr, wie Yukidaruma an ihnen allen vorbei huschte. Doch sie waren unfähig sich zu bewegen. Die Schneeflocken, die er versprüht hatte, schienen sie bewegungsunfähig zu machen. Dann hörten sie einen Aufschrei. Sofort legte sich der Schneewirbel. Die Mädchen sahen sich um. Sie alle erkannten, dass Yukidarum an Größe gewonnen hatte. Geschockt sahen sie zu ihm. Er formte neue Schneebälle. Größere und schwerer um sie auf Moon und Tuxedo Kamen nieder zu schmettern. Moon presste sich an Tuxedo Kamen. Sie bekam immer weniger Luft. “Usako.”, sie konnte seine Stimme dicht neben ihrem Ohr vernehmen, “Es ist das gleiche Schema wie damals.” “Sie sollen zu uns kommen.” Tuxedo Kamen sah sich um. Sein Blick traf den von Mars: “Kommt her. Alle.” Die Schwarzhaarige nickte und bedeutete ihren Gefährtinnen, zu dem Paar heran zu kommen. Zusammen mit Luna und Artemis kämpften sich durch den Schneeballhagel und traten an die Seiten von Moon und ihrem Retter. Mars und Jupiter schleuderten Yukidaruma ihre Kräfte entegegen, um ihn in Schach zu halten. “Ihr müsst eure Kräfte auf Usako konzentrieren.” ”Was?”, Luna saß auf Mercurys Schulter und starrte den jungen Mann misstrauisch an. “Ihr müsst ihm vertrauen. Mir vertrauen.”, Moon sah ihre Katze mahnend an. Hustete erneut. “Du darfst ihm nicht trauen, Usagi.” “Zu spät. Wenn ich nur könnte, würde ich dagegen vielleicht ankämpfen. Aber auf der einen Seite tut es so weh und auf der anderen Seite dann gleichzeitig wieder so gut. Er ist wie ein Rose, die sich für mich öffnet. Wenn er bei mir ist, würde ich alles tun, was er will.” ”Usagi.” “Und wenn er will, dass ich ihm vertraue, dann tue ich das.”, das Mädchen schloss die Augen. Lehnte ihren Kopf an seine Brust. Hörte diesen vertrauten Herzschlag. “Bitte Luna.”, seine Stimme klang flehend, “Wir werden euch alles erklären. Aber bitte vertraut uns.” “Wir sollten seiner Bitte nachkommen.” ”Artemis?!”, Luna schaute den weißen Kater an, der sie nickend anlächelte. Auch die anderen nickten und traten näher an ihre Anführerin heran. “Was müssen wir tun?”, Jupiter schaute fragend zu Tuxedo Kamen, der immer noch auf Moon schaute. “Konzentriert euch auf sie.” ”Okay.” Die Mädchen taten wie geheißen. Bündelten ihre Kräfte und ihren Auren begannen zu leuchten. Sie schlossen alle ihren Augen und ein helles Licht umfing sie. Ließ die Kälte für eine Weile vergessen. Yukidaruma hielt für einen Moment inne und konnte nicht anders als zu staunen. Das Licht blendete ihn und für einen kurzen Moment blieb die Welt stehen. Er musste sich die Kugelhand vor die Augen halten. Und als er das nächste Mal blinzelte, waren die Sailorkriegerinnen verschwunden und er blieb alleine zurück. Kapitel 7: Don't wanna lose you now ----------------------------------- Draußen heulte der Wind. Die Eisblumen hatten sich mittlerweile das Ganze Fenster hinauf gearbeitet. Der Schneesturm wurde immer dichter und ließ kaum mehr etwas erkennen. Selbst den Baum, der direkt vor dem Wohnblock wuchs, war nicht mehr zu erkennen. Seine Umrisse waren gänzlich verschwunden. Usagi hielt die Hand auf die metallene Heizung. Sie war lauwarm und wurde gleich noch ein wenig mehr aufgedreht. Dann drehte sie sich um. Auf dem Wohnzimmerboden und dem Sofa lagen ihre Freundinnen und schliefen. Luna und Artemis lagen zusammen auf einem großen Sofapolster. Das Mädchen beugte sich zu ihrer schwarzen Katze hinab und kraulte sie liebevoll hinter dem rechten Ohr. Ein leises Schnurren war zu hören. Sie wandte ihren Blick den anderen zu. Sie alle schlummerten unter ihren Decken, die sie und Mamoru über sie gelegt hatten. Es war ein friedlicher Anblick. Und Usagi fürchtete sich ein wenig davor, wenn sie aufwachen würden. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht einmal mitbekam, wie Mamoru aus der Küche kam und vor ihr stehen blieb. “Sind sie noch nicht aufgewacht?”, seine Stimme war sanft. Genau wie sein Blick den er ihr schenkte. “Nein. Sie sind ziemlich fertig. Aber ich mach mir keine Sorgen. Uns ging es ja nicht anders.”, sie schaute ihn lächelnd an und nahm ihm die heiße Schokolade ab, die er ihr hin hielt. “Stimmt.” Mamoru erinnerte sich nur allzu gut daran, wie er und Usagi in der Nacht von Makotos Party hier gelandet waren. Nur kurz um Kräfte zu tanken, bevor sie das Monster entgültig besiegten. Und was dann danach hier geschehen war. Ohne viele Worte zu verlieren, waren sie sich küssend um den Hals gefallen und waren, ehe sie überhaupt groß darüber nachdenken konnten, zusammen im Bett gelandet. Er schaute kurz nach draußen und dann zu Usagi. “Geht es dir wieder besser?” Usagi sah seine Sorge in den Augen und strich ihm sanft über die Wange: ”Mir geht es gut. Und meine Kraft ist auch wieder zurück. Mach dir keine Sorgen.” Noch immer trug sie ihr Sailor-Kostüm und Mamoru seinen Smoking. Lediglich die Maske und der Zylinder fehlte. Die schienen sie in vorm Crown gelassen zu haben. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und näherte sich mit ihren Lippen den seinigen. Sie fühlte sich um so vieles befreiter. Es hatte ihr gut getan, dass ihre Freundinnen von seiner Identität erfahren hatten. Zärtlich legten sich ihre Lippen auf seine. Augenblicklich umfasste er sie an der Taille und zog sie näher an sich. Auch ihm war es wohler, dass jetzt einige Sachen ans Licht gekommen waren. Jetzt war nur mehr die Frage, wie es die anderen auffassen würden. Immerhin galt er indirekt als Feind. Aber er hoffte, dass er diesen Gedanken, von dem vor allem Luna wie besessen zu sein schien, schnell würde zerstreuen können. Die Welt schien still zu stehen, als ihr Kuss erwidert wurde. Usagi konnte nicht anders, als zu lächeln. Sie war momentan einfach nur glücklich. Langsam beendete sie den Kuss und lehnte ihre Stirn an seine. Erwiderte seinen Blick. “Hoffentlich sind sie nicht allzu sauer.”, seufzte sie. “Mehr als uns die Hölle heiß machen können sie uns nicht.” “Ich hoffe, sie stellen mir keine Bedingungen.” ”Zweifelst du etwa?” Sie schaute zu ihren schlafenden Gefährtinnen und dann auf den Boden. Ihre Stiefelspitzen erschienen ihr plötzlich überaus interessant. Das Mädchen fühlte seine Finger unter ihrem Kinn und folgte seiner Bewegung, bis sich ihr Blick mit seinem traf. “Zweifelst du, Usako?” “Nein. Natürlich nicht. Ich hab mich nie wohler als in deinen Armen gefühlt. Aber...” ”Es ist wegen Rei, oder?” Sie nickte nur. “Sie wird es verstehen.” ”Und wenn nicht.” ”Dann hat sie Pech gehabt.” ”Pech gehabt?”, sie hatte die Augenbraue hoch gezogen und schaute ihn skeptisch an. “Ja, Pech gehabt. Ehrlich gesagt: Ich hätte nie gedacht, dass ich mal den Verstand verlieren würde und ich würde dir den Mond und die Sonne vom Himmel holen, um dir zu zeigen, wieviel ich für dich empfinde.” “Das musst du nicht. Ich weiß es auch so.” “Ich will mich nicht in der Einsamkeit verlieren. Ich weiß, dass wir das gewinnen können und ich will mich nicht wieder leer fühlen. Niemals wieder, Usako.”, sanft strich er mit dem Daumen über ihre Wange. Hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn: ”Niemals wieder.” Sie schlang ihre Arme um seinen Oberkörper und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Sein Herzschlag beruhigte sie. Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, als sie seine Hände auf ihrem Hinterkopf und dem Rücken fühlte. Wie sie beruhigend auf und ab strich. Wie sehr wünschte sie sich, jetzt mit ihm alleine zu sein. “Sie werden wach.”, Mamorus Stimme war leise. Sein warmer Atem streifte sie im Nacken. Langsam und widerwillig schob sie sich ein wenig von ihm weg. Er drehte seinen Kopf zu den anderen, bevor er sich wieder abwandte und Usagi in seine Arme zog. Mit ihr ihm zusammen aus dem Fenster in das trübe Grau des Nachmittages schaute. Usagi hatte nicht den Mut, ihren Freundinnen direkt ins Gesicht zu blicken. Noch nicht. Und auch Mamoru vermied die Blicke. Sie mussten ihnen noch früh genug entgegen treten. Erstmal sollten die Mädchen und Katzen in Ruhe aufwachen, bevor sie noch einige Dinge klärten. Sie spürte die wohlige Wärme. Minako streckte sich genüsslich und langsam öffnete sie ihre Augen. Sah sich blinzelnd um. Sie merkte, dass sie auf dem Rücken lag und nun direkt an eine ihr unbekannte Zimmerdecke über sich starrte. Das Mädchen drehte ihren Kopf. Sie entdeckte Ami, die ebenfalls gerade am Wachwerden war, zu ihrer Linken. Zu ihrer Rechten erkannte sie Makoto, die sich aufsetzte und über die Augen rieb. “Wo sind wir?” Minako stützte sich auf ihre Unterarme und sah zu Rei, die bauchlinks auf einem Sofa lag und sich suchend umblickte. “Ich weiß es nicht. Aber wir sind immer noch verwandelt.” “Du meinst, es könnte eine Falle sein, Ami?” ”Möglicherweise. Wir sollten auf alle Fälle vorsichtig sein.” “Wo ist Usagi?”, Minako schaute sich um. “Da vorne.”, Makoto zeigte in Richtung einer großen Fensterfront. Alle folgten ihrem Blick. “Mamoru ist bei ihr.”, knurrte Luna. “Bleib ruhig.” ”Nein, Artemis. Es ist falsch, was sie da macht. Sie darf nicht mit ihm zusammen sein.” Die Mädchen standen jetzt alle und sahen zu dem Paar, was zusammen mit den Rücken zu ihnen aus dem Fenster schaute. “Sie muss es uns erklären.”, Reis Stimme zitterte. Sie alle konnten den wütenden Unterton darin hören. Ihr Gesichtsausdruck zeigte das gleiche. In ihr schien es zu brodeln. Vielleicht aus Eifersucht. Vielleicht aus Wut weil Usagi ihnen nichts davon gesagt hatte, dass sie wusste, wer Mamoru war. Das er Tuxedo Kamen war. Die Schwarzhaarige ging zielstrebig die wenigen Meter in Richtung ihrer vermeintlichen Freundin. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Neben ihr lief Luna, die genauso so wütend erschien. Die anderen hielten sich im Hintergrund. Sie wussten so oder so, dass sie jetzt nicht zu Wort kommen würden. “Usagi!”, Lunas Stimme duldete keinen Widerspruch. Die Angesprochene schaute nur kurz über die Schulter und lächelte. Dann wandte sie sich wieder ab. Lehnte sich an Mamoru. “Sieh uns an.” Nun war es Mamoru, der sich umdrehte. Er sah Reis wütenden Ausdruck im Gesicht. Aber er sagte nichts und schaute wieder nach vorne. “Warum habt ihr nichts gesagt? Warum habt ihr es uns verschwiegen?” “Ist doch ganz einfach, Rei.”, Luna klang gehässig, “Damit wir ihre Aufeinandertreffen mit Mamoru nicht verhindern. Damit sie ihn weiterhin sehen und scheinbar beleidigen konnte. Das wir hinter den Kuss gekommen sind, war nur ein dummer Zufall. Wie lange weißt du es schon, Usagi?” “Seid nicht zu hart.”, Minako war zu den beiden heran getreten, “Es wird sicher eine logische Erklärung dafür geben, dass sie es wissen.” ”Logische Erklärung?”, die Schwarzhaarige lachte hohl auf, “Das ich nicht lache. Sie hat uns hinters Licht geführt. Die ach so tolle Sailor Moon hat uns verarscht. Hat mich verarscht. Die ganze Zeit über tat sie so, als würde sie ihn hassen. Lügt mir ins Gesicht, dass sie mir nicht wehtun will. Und dann das! Wie lange geht das zwischen euch schon so? Und wie lange wolltest du, nein, wolltet ihr uns noch betrügen?” Mamoru konnte nicht weiter unbeteiligt zuhören. Ihm tat es weh, dass Usagi ausgerechnet von einer ihrer engsten Vertrauten so angeschrieen wurde. Natürlich verstand er es, dass Rei verletzt war. Aber sie gab ihrer Freundin und auch ihm selbst nicht einmal den Hauch einer Chance, es zu erklären. “Du bist so hinterhältig, Usagi!” Das war zuviel für den jungen Mann. Mit einem Ruck drehte er sich zu den Mädchen um. Erwiderte alle ihre Blicke. Doch am längsten schaute er Rei an, auf deren Schulter jetzt auch Luna saß. “Hört auf damit!”, seine Stimme war nicht mehr als ein Knurren. “Du hast uns nichts zu sagen. Du bist der Feind.” “Ich wusste, dass Katzen eingebildet sind. Aber auch so unsäglich dumm?” “Oh du mieser...” “Luna, hör bitte auf.”, Usagis Stimme war leise und bittend. Hatte sich aber noch nicht umgedreht. “Usagi.”, Ami ging an den anderen vorbei und stellte sie neben ihre Freundin. Sah sie fragend an. “Es gibt eine Erklärung dafür, oder?” “Ja, Mako. Die gibt es.” “Wahrscheinlich eine weitere Lüge.” “Rei!” Das Mädchen zuckte unter der Stimme Mamorus zusammen. “Gebt uns wenigstens die Chance, es euch zu erzählen.”, er seufzte und schaute zu Usagi, “Willst du beginnen oder soll ich?” “Beginn ruhig.”, nun hatte auch sie sich umgedreht. Ergriff seine Hand und lächelte ihn an. Versank kurz in seinen Augen. “Okay.” Die Mädchen stellten sich um das Paar herum im Halbkreis auf. “Setzt euch lieber.”, kicherte Usagi, “Es könnte länger dauern.” “Lass deine dummen Witze.”, schnauzte sie Rei an, aber ihre Anführerin war es egal. Sie ging einmal quer durch den Raum und setzte sich aufs Sofa. Mamoru folgte ihr und ließ sich neben ihr nieder. Makoto und Ami teilten sich den einzigen Sessel im Raum und Minako hockte sich auf das Polster, auf dem kurz zuvor noch die beiden Katzen geruht hatten. Rei blieb mit Luna auf der Schulter und verschränkten Armen stehen. “Dann fang mal an, Mamoru.”, grinste Minako. “Also erstmal: Usagi und ich wissen noch nicht so lange von den Identitäten des jeweils anderen. Wir haben es eher zufällig heraus gefunden.” ”Wie denn?”, Amis Blick war neugierig. Mamoru holte tief Luft, schaute noch einmal zu Usagi. Sie erwiderte seinen Blick lächelnd und schaute dann an Rei vorbei aus dem Fenster. Dann sah er zu den Mädchen, die ihn musterten. Allen voran Rei. Langsam formten sich die Worte in seinem Mund und verließen ihn: Er erzählte ihnen davon, wie er von Motoki auf Makotos Geburtstagsparty gebeten wurde, die leicht angetrunkene Usagi heim zu bringen. Rei hatte sich ihnen angeschlossen und sie eine Viertelstunde später am Hikawa-Tempel verabschiedet. Das Mädchen erinnerte sich. Sie hatte ihn noch gefragt, ob sie ihm nicht helfen sollte. Aber er hatte dankend abgelehnt und sie die Stufen hinauf und ins Bett geschickt. “Du wolltest doch nur mit ihr alleine sein.”, Tränen hatten sich in Reis Augen gebildet. “Nein. Ich wusste da ja noch gar nicht, wer sie ist.”, er sah ihren misstrauischen Blick. Fuhr dann weiter fort. Erzählte, dass sie nur noch zwei Straßen von Usagis Elternhaus entfernt waren, als plötzlich wie aus heiterem Himmel ein Eisregen einsetzte. Alle erinnerten sich an den Wetterumschwung. Er sprach weiter davon, dass sie beide Unterschlupf suchten in einem Wartehäuschen einer Bushaltestelle. Der Regen wurde immer heftiger und materialisierte sich schließlich vor ihrer beiden Augen. “Materialisierte sich?” Mamoru nickte Ami zu: ”Ja. Es war ein Angriff vom Dark Kingdom. So wie heute.” ”Es nannte sich Tsurara.”, Usagis Stimme war leise, “Es griff uns mit Eiszapfen an. Immer und immer wieder. Es war furchtbar.” Tränen stiegen ihr bei dieser Erinnerung in die Augen. Doch sie versuchte tapfer zu sein und sprach weiter: ”Mamo-chan hatte sich schützend vor mich gestellt. Aber es wurde schlimmer. Ich konnte es nicht mit ansehen. Erst recht nicht als einer der Zapfen zwischen seinen Schulterblättern aufkam. Es tat mir so weh.” ”Nicht nur dir.”, schmunzelte der junge Mann. “Du hast kurz das Bewusstsein verloren vor Schmerz.”, sie stand erneut auf und ging eine Schritte weiter während sie sprach, “Diese Chance seiner Ohnmacht habe ich genutzt und mich verwandelt. Dann war ich diejenige, die sich schützend vor ihn stellte. Ihn verteidigte. Aber es schien aussichtslos. So wie bei Yukidaruma vorhin, ließen die Attacken nicht nach. Sie wurden stattdessen immer schlimmer. Meine Kräfte verließen mich und die eisige Luft stach mir in die Lungen.” ”Genau wie eben.” “Ja Mina, genau wie eben. Als ich schon fast am Aufgeben war, kam Mamoru wieder zu sich.” Usagis Blick traf den von Mamoru. Er reichte ihr die Hand, die sie nur allzu gerne annahm und zog sie zu sich. Wischte ihr die Tränen mit seinem Daumen von der Wange. Begann dann weiter zu reden: “Da Usako und ich alleine in dem Wartehäuschen waren, musste ich nicht lange überlegen. Es war mir klar, dass sie Sailor Moon war. Das sie sich wahrscheinlich verwandelt hatte, als ich bewusstlos war. Ich half ihr wieder auf die Beine. Und hab mich dann einfach vor ihren Augen verwandelt.” Die Mädchen und Katzen hielten die Luft an. Aber er ignorierte es. “Wir haben versucht, seine Attacken einzudämmen. Und irgendwann gelang es uns dann auch.” “Woher wusstest du, dass wir uns wegteleportieren können, wenn wir unsere Kräfte auf Usagi konzentrieren?”, Artemis schaute Mamoru fragend an. “Weil wir genau das auch in der Nacht getan haben.”, antwortete Usagi an Stelle des jungen Mannes und erklärte ihren Freundinnen ihre erste Teleportation.. Erzählte ihnen davon, wie sie ein liebevolle Stimme in ihrem Kopf hörte, die ihr sagte, sie solle sich konzentrieren. Was sie und Mamoru auch taten und sie kurze Zeit später eben auf dem Boden in seinem Wohnzimmer aufwachten, in dem sie jetzt alle versammelt waren. Rei war hatte sich abgewandt und starrte aus dem Fenster. Als sie mit Sprechen begann, war ihre Stimme emotionslos: ”Ihr habt euch also nur geküsst, weil ihr von euren Identitäten erfahren habt?” Usagi wollte antworten. Doch Mamoru hielt sie zurück und schüttelte den Kopf: ”Lass mich.” Sie nickte nur und beobachtete ihn dabei, wie er zu ihrer Freundin hinüber ging. “Du weißt, dass Usagi als Sailor Moon schon länger in mich als Tuxedo Kamen verliebt war. Als Mamoru konnte sie mich nicht ausstehen. Und vielleicht war es auch der Alkohol.” Rei sah zu ihm auf: ”Liebst du sie?” ”Ich kann und will, ehrlich gesagt, nicht mehr ohne sie sein.” “Was ist mit mir?” ”Rei, ich mag dich. Aber du warst nie mehr als eine gute Freundin für mich.” “Du hast sie schon immer geliebt, oder?” ”Wahrscheinlich.” Dem Mädchen liefen die Tränen übers Gesicht. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, sie weg zu wischen. Es tat ihr weh und sie hatte das Gefühl, dass ihr Herz jeden Moment zerspringen würde. Ihr Blick glitt zu Usagi und sie sah, dass es ihr anscheinend genauso weh tat. Schnell wandte sich Rei wieder ab. Sie wollte den anderen nicht zeigen, dass sie es mehr verletzte, als sie zugeben wollte. “Rei.”, die Stimme von Usagi war traurig. “Es ist deine Schuld, dass sie jetzt weint.” Geschockt von Lunas Worten, schaute sie diese an. “Guck nicht so. Du weißt, dass ich Recht habe. Du hast ihr Mamoru weggeschnappt. Und nun hat sie deswegen Liebeskummer.” ”Aber ich kann doch gar nichts dafür.” “Doch. Du hättest ihn einfach nicht küssen dürfen.” Das Mädchen biss sich auf die Lippen und schwieg. Wenn es nur beim Küssen geblieben wäre. Aber sie sagte keinen Ton. “Du weißt, dass er zu den Feinden gehört.” ”Wieso bin ich euer Feind?”, Mamoru war wieder zu ihnen gekommen und schaute Luna empört an. “Du bist wie wir hinter dem Silberkristall her. Aber der gehört Sailor Moon und keiner anderen Person. Sie wird damit unsere Prinzessin wieder erwecken. Doch du hälst sie davon ab. Du verwirrst sie und bringst sie dazu, sich in dich zu verlieben. Das werde ich nicht zu lassen.” ”Luna!” “Nein, Usagi. Ihr werdet keine Beziehung miteinander eingehen. In keinster Weise.” ”Aber das Rei sich in ihn verliebt hatte, war okay?”, Minako schaute verwirrt zu der schwarzen Katze. “Wenn ich vorher gewusst hätte, dass er Tuxedo Kamen ist, hätte ich es auch ihr verboten. Und im Gegensatz zu dir, hätte sie meine Anweisung befolgt.” “Das bezweifle ich irgendwie.”, Makoto schaute grinsend zu Ami, die nur nickte. Sie wussten beide, dass auch Rei sich irgendwie widersetzt hätte. “Halte dich von Sailor Moon fern, Mamoru.” “Vergiss es. Sie gehört zu mir und ich zu ihr.” ”Nein. Du bist der Feind.” “Bin ich nicht.” ”Hört auf!”, Usagi war aufgesprungen und dazwischen gegangen. Die Tränen liefen ihr in Sturzbächen übers Gesicht. Sie schaute zwischen Luna und Mamoru hin und her. Er zog sie sofort in seine starken Arme, was bei der Katze ein Knurren und aufgestellte Nackenhaare zur Folge hatte. Doch er ignorierte es. Beruhigend strich er ihr über den Rücken und den Hinterkopf. Brachte sie so dazu, nicht mehr zu schluchzen. Auch die anderen beobachteten es. Ihnen entging es nicht, wie innig und vertraut die beiden miteinander umgingen. Ganz so als hätten sie sich nie gestritten. Als wären sie schon immer ein Paar gewesen und hätten sich geliebt. Rei hatte ebenfalls ihren Blick erhoben und schaute hinüber. Sie erkannte die Auren der beiden, die sich perfekt zu ergänzen schienen. Sah die Liebe in den Gesten Mamorus, mit denen er Usagi bedachte. Leise seufzte sie. Dachte über Lunas Worte nach und kam zu dem Schluss, dass sie sich wahrscheinlich auch widersetzt hätte, wenn sie von Mamorus zweitem Ich gewusst hätte. “Geh von ihm weg.”, Luna war stocksauer. “Nein. Ich kann es nicht, Luna. Ich kann ihn nicht aufgeben. Ich brauche ihn. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich sein Gesicht vor mir. Er war der Grund dafür, dass ich euch gegenüber geschwiegen habe. Ich wollte mein Geheimnis um keinen Preis der Welt verraten, denn ich wusste schon bei unserem ersten Kuss, dass du es mir verbieten würdest. Neben meiner Angst Reis Gefühle zu verletzen, kam auch die Angst dazu, was du sagen würdest.” ”Deswegen hast du nichts gesagt.”, Minako bedachte sie mit einem mitfühlenden Blick. “Ja. Aber es brachte ja doch nichts. Mamoru erzählte Motoki von dem Kuss und Rei hat es gehört und mich dann angerufen.” ”Du hast mich angelogen.”, Luna klang enttäuscht. ”Hab ich nicht.” ”Doch. Ich habe dich gefragt, ob du Mamoru liebst.” ”Und ich habe gesagt, ich liebe nur Tuxedo Kamen. Was keine Lüge ist. Nicht jetzt wo ihr alle die Wahrheit kennt.”, sie schmiegte sich wieder enger an Mamoru, “Ich werde mich nicht von ihm trennen.” “Vergiss nicht deine Aufgabe.”, die Katze sah sie eindringlich und immer noch wütend an, “Du musst die Prinzessin finden. Du hast keine Zeit für irgendwelche Liebeleien. Und schon gar nicht welche mit dem Feind.” Usagi konnte nicht anders als zu weinen. Sie wollte aufhören. Ihre verletzliche Seite verbergen. Aber sie war viel zu emotional für so etwas. Die letzten Wochen und Tage hatten sie soviel Kraft gekostet. Liebend gerne hätte sie nur allzu gerne ihr Geheimnis für sie behalten. Ihre Liebe für Mamoru für immer in ihrem Herzen verschlossen. “Scht, ich bin da.”, der junge Mann hauchte ihr einen Kuss auf den gold-blonden Haarschopf. “Wage es ja nicht.” “Luna!”, ihre Herrin hatte sich aus Mamorus Umarmung gewunden, “Halt den Mund! Du hast keine Ahnung, was in mir vorgeht. Wie viel Überwindung es mich gekostet hat, euch in den letzten Tagen wegen meiner Gefühle für ihn anzulügen. Es hat mich alle Kraft gekostet, die ich aufbringen konnte. Und der einzige der mit dabei geholfen hat, war Mamoru. Als ich gestern aus dem Crown abgehauen bin, dann deswegen, weil es mir wehtat, dass Rei mit ihm ausging. Es tat mir weh, ihr ins Gesicht lügen zu müssen. Und ich konnte es nicht sagen.” “Du warst die Nacht hier, oder?!”, Makoto lächelte sie mit einem fragenden Blick an. “Ja. Ich war erst durch die Straßen gelaufen und irgendwann hier gelandet. Dummerweise verließen mich meine Kräfte und ich bin zusammen gebrochen.” ”Oh Gott.”, Ami entwich ein kleiner Schrei und sie schlug bestürzt die Hand vor den Mund. “Keine Sorge. Mamoru hat mich rechtzeitig gefunden und mit her genommen.”, das Mädchen schaute zu ihrem Retter und lächelte ihn an. Er erwiderte es. “Wie soll es nun weiter gehen?”, Artemis schaute zwischen Usagi und Mamoru hin und her. “Ich will sie nicht verlieren.”, der Blick Mamorus galt ganz und gar Usagi, “Ich weiß, dass wir das hier gewinnen können.” Sie nickte und blickte wieder zu Luna: ”Was auch immer der Grund dafür war, dass ich abgehauen bin. Mein Platz war immer neben ihm.” Die schwarze Katze schaute sie missmutig an und ging zu Rei, die immer noch aus dem Fenster schaute. Das Mädchen hatte jedes Wort gehört. Ihr Herz schmerzte, doch sie versuchte stark zu sein: ”Sagt mal. Yukidaruma rennt da immer noch frei rum. Und der Sturm hat auch noch nicht aufgehört. Was sollen wir denn jetzt tun? Wir können uns doch nicht ewig hier in der Wohnung verkriechen.” Alle Blicke wandten sich Rei zu. Gerade als Ami eine Lösung vorschlagen wollte, kam ihr Mamoru zuvor: ”Wir sollten noch etwas verschnaufen.” ”Verschnaufen?” “Ja, Mina. Usako und ich haben bei Tsurara festgestellt, dass sie gewisse Schwachstellen besitzen.” ”Schwachstellen?”, Amis Aufmerksamkeit galt ganz dem jungen Mann. “Sie können nicht ewig kämpfen. Sie müssen immer erst eine gewissen Anzahl Eiskristalle sammeln, die sie für ihre Attacken nutzen können.” ”Und das heißt?” ”Das heißt, Mako, dass wir ihn überraschend angreifen werden.”, ergänzte Usagi Mamorus Gedankenfluss. “Habt ihr das bei dem anderen Viech auch so gemacht?” ”Ja. Als es mir plötzlich schlechter ging, so wie vorhin, haben wir uns für einige Zeit zurück gezogen. Hierher.” “Ihr habt ihn also nicht in einem Kampf besiegt?” “Nein.”, Mamoru schüttelte den Kopf, “Usako hatte auch da mit der eisigen Luft zu kämpfen. Deswegen haben wir uns hierher teleportiert.” “Und wann habt ihr wieder angegriffen?”, Artemis sah gespannt aus. “Als es mir besser ging.” ”Wann war das, Usagi?”, Rei schenkte ihr einen ernsten Blick. “So nach einer Viertelstunde.” “Hm. Wie lange sind wir jetzt schon hier?”, Makoto sah sich suchend nach einer Uhr um. “Ich schätze so eine Stunde.”, erwiderte Ami, “Wir könnten also einen Angriff versuchen.” ”Nein!” “Warum nicht, Usagi?” ”Weil Yukidaruma viel stärker ist. Wir müssen uns eine Strategie überlegen.” Erstaunt sahen alle zu dem Mädchen, was ernst zu Mamoru schaute. Sie schienen sich ohne Worte zu verstehen. “Wir brauchen eine mehr als überraschende Angriffstaktik.” “Hast du eine Idee?”, Makoto hob fragend die Augenbraue. “Nein.”, Usagi kratzte sich verlegen am Hinterkopf und kicherte verlegen, “Beim letzten Angriff war es auch Mamo-chan, der alles geplant und dirigiert hat.” ”War ja klar gewesen.”, Rei kam zu der Gruppe hinüber, “Wie hälst du das nur aus, Mamoru?” ”Liebe.”, grinste er breit und die Schwarzhaarige konnte nicht anders, als es zu erwidern. “Dann machen wir uns mal einen Plan.”, Artemis war auf den Tisch gesprungen und schaute zu Luna, die immer noch am Fenster stand, “Kommst du auch dazu?” ”Nein.”, Luna lief in schnellen Schritten durchs Zimmer und schlüpfte durch die angrenzende Schlafzimmertüre. “Ach Luna.”, seufzte Usagi, “Fangt schon mal an.” Sie hauchte Mamoru einen Kuss auf die Lippen. Verwandelte sich dabei zurück und trug wieder ihre zivilen Klamotten. Die anderen folgten ihrem Beispiel. Das Mädchen sah noch, wie ihr Liebster zum Schreibtisch ging und mehrere Blatt weißen Papieres nahm und sie auf dem Wohnzimmertisch verteilte. Ami nahm ihm ein paar Stifte in verschiedenen Farben ab und Minako und Makoto gingen in die von ihnen entdeckte und angrenzende Küche mit den Worten, was zu Essen zaubern zu wollen. Selbst Rei half mit und folgte den anderen beiden Mädchen in die Küche, um Tee für alle zu kochen. Usagi musste lächeln. Es war so schön, die Gruppe ganz harmonisch zu sehen. Dann wandte sie sich ab und ging ins Schlafzimmer. Das Schlafzimmer war nicht aufgeräumt. Die Bettdecke lag immer noch auf dem Boden neben dem Bett. Die Kissen waren zerwühlt. Genau wie das Laken. Auch Mamorus Shirt, dass er sich in ihren Augen sichtlich erotisch über den Kopf gezogen hatte, lag immer noch am selben Platz, wo er es hingeworfen hatte. Sie musste grinsen. Usagi sah, dass Luna am Boden vor dem Fußende des Bettes saß und hinauf starrte. Rührte sich nicht. Ihr Blick galt einzig und alleine dem zerwühlten Bett. “Ich dachte, Mamoru hätte es wieder hergerichtet.”, langsam ging das Mädchen in Richtung Bett. Hob dabei das Shirt auf und faltete es halbwegs ordentlich zusammen, um es auf die Kommode zu legen. Dorthin, wo noch vor einiger Zeit ihre Unterwäsche gelegen hatte. “Er muss es vergessen haben. Na macht nichts. Ist sicher nicht weiter schlimm. Ich mach meines ja auch nicht immer. Also eigentlich gar nicht. Und so wirkt es auch viel...” ”Hast du mit ihm geschlafen?” Abrupt blieb Usagi stehen. Gebannt schaute sie auf die schwarze Katze, die immer noch vor sich hin schaute. So als ob sie jede Falte mit ihren eigenen Augen wahrnehmen wollte. “Hast du mit Mamoru geschlafen, Usagi?”, wiederholte sie ihre Frage. Jetzt drehte sie langsam den Kopf und sah ihre Herrin durchdringend an. Doch sie schwieg. “Hm. Ich hätte dich nicht für so kopflos gehalten.” Das Mädchen ging langsam und mit schweren Schritten zum Bett und ließ sich darauf sinken. Strich mit der Hand ein Teil des Bettlaken glatt. Sie wusste nicht, wie sie es ihrer Katze erklären sollte. Ohnehin hatte sie nie das Bedürfnis gehabt, überhaupt mit jemanden über ihr Sexualleben zu reden. Und schon gar nicht darüber, mit wem sie ihr erstes Mal hatte. Egal ob es nun Mamoru gewesen war oder sonst wer. “Du bist ganz schön...” ”Verantwortungslos?” “Was?” “Du denkst, ich hätte verantworungslos gehandelt.” ”Ja.”, Luna nickte. “Das ist aber nicht wahr.” “Aha.” ”Nach dem wir Tsurara besiegt hatten, war ich kurz davor, zusammen zu brechen. So wie gestern Abend. Mamoru nahm mich mit. Und außerdem kannten wir ja jetzt eh schon die Identitäten des jeweils anderen.” “Du hättest nach Hause kommen können.” “Das wollte ich nicht. Und ich muss zugeben, dass ich auch mit dem Gedanken gar nicht gespielt hatte. Wir konzentrierten einfach unsere Kräfte erneut und landeten wieder hier.” ”Und dann?” ”Ging alles ziemlich schnell.” ”Schnell?” “Ja.”, das Mädchen grinste schief und wurde etwas rot um die Nase. Luna sah ihre Herrin an. Aber diese erwiderte ihren Blick nicht. Stattdessen schaute Usagi schräg über ihre linke Schulter und auf das Bett. Zupfte am Laken und Kissen. Der schwarzen Katze entging ihr zärtlicher Blick nicht. Und zum ersten Mal, seit sie von der Beziehung zwischen Mamoru und ihr erfahren hatte und auch von seiner zweiten Identitäte wusste, kam es ihr falsch vor, was sie gesagt hatte. Natürlich war es auch ihr nicht entgangen, wie liebevoll und vertraut das Paar miteinander umgegangen war. Ihr kleinen Gesten und die Mimik verrieten so vieles, was ungesagt geblieben war. Vielleicht mussten sie wirklich zusammen sein. Aus welchem unerfindlichen Grund auch immer. “Ich liebe ihn, Luna.” Die Katze legte den Kopf schief und sah, wie Usagi nervös ihre Finger ineinander verknotete. “Als wir nach dem Kampf hier wieder ankamen, haben wir nichts gesagt. Wir sind uns einfach in die Arme gefallen und haben uns geküsst. Es ging wirklich alles recht schnell. Ich hatte nicht Zeit darüber nachzudenken. Und ich wollte es halt auch nicht.” ”Bereust du es?” ”Nein.”, sie schüttelte lächelnd den Kopf und sah zu Luna, “Und ich hätte es nicht getan, wenn ich es nicht als richtig empfunden hätte.” “War es schön?”, die Katze errötete jetzt selber. “Ja.” “Das ist alles, was zählt.” “Stimmt. Was hälst du davon, wieder zu den anderen zu gehen?” “Gute Idee. Aber Usagi?!” ”Ja?” “Du musst es auch Rei sagen.” ”Das ich und Mamoru...” ”Vielleicht nicht alles. Aber du musst ihr unter vier Augen sagen, was er dir bedeutet.” ”Okay. Und du? Ist es für dich okay?” ”Ich muss es akzeptieren, ob ich will oder nicht.”, die Katze lief vor ihr her und das Mädchen folgte ihr zurück ins Wohnzimmer. Schloss die Türe hinter sich. Denn so schnell hatte sie nicht die Absicht, dass die Mädchen von ihrer verlorenen Jungfräulichkeit wissen mussten. Das war eigentlich nur etwas, was sie und Mamoru anging. Die anderen schauten auf, als die beiden wieder zu ihnen kamen. Mamoru zog seine Freundin sofort in die Arme und gab ihr einen liebevollen Kuss, was Minako zum Gröhlen brachte. Zusammen mit Makoto und Rei hatte sie den Tisch gedeckt. “Na dann können wir ja jetzt essen.”, lächelte Ami und räumte die bisher erarbeiteten Pläne vom Tisch. “Habt ihr euch wieder vertragen?” Usagi strich Mamoru sanft über die Wange: ”Ja.” “Zum Glück. Ich hätte es nur schwer ertragen, dich zu verlieren.” Kapitel 8: I want it that way ----------------------------- Die Uhr an der Wand im Wohnzimmer schlug Sekunde um Sekunde. Es war still im Zimmer. Nur ab und an konnte man ein emsiges Tippen auf einer Laptoptatstaur hören. Jemand hatte inzwischen das Licht angemacht, um den Raum ein wenig mehr zu erhellen. Draußen zog die Nacht über Tokio herein. Doch den Sturm interessierte es nicht im Geringsten. Unabdingbar heulte er weiter durch die Straßen der japanischen Hauptstadt. Die Schneedecke wuchs und wuchs. Im Radio wurden alle Bewohner der Stadt dazu aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Der Bürgermeister der Stadt rief den Notstand aus und erklärte, dass er aus Sicherheitsgründen auch die städtischen Mitarbeiter der Schneeräumung vom Dienst freigestellt hatte. Sowieso würde es keinen Sinn mehr machen, Benzin und Steuergelder zu verschwenden, solange permanent neuer Schnee fiel und kein Ende in Sicht war. In der Küche von Mamoru klapperte es. Minako und Rei standen zusammen am Spühlbecken und wuschen das benutzte und nun dreckige Geschirr ab. Sie hatten beide eigentlich nicht die geringste Lust dazu. Aber Makoto bestand darauf, dass es die beiden taten. Allein schon deshalb, weil sie ihr kaum beim Kochen geholfen hatten und es sollte schon ausgleichende Gerechtigkeit geben. Minako seufzte laut auf und wischte sich den imaginären Schweiß von ihrer Stirn. “Was ist denn?”, Rei schaute vom Spühlbecken auf, in das sie gerade einen Topf zum kurzen Einweichen gegeben hatte. ”Ich hasse es, abzutrocknen.” ”Macht das sonst immer deine Mutter?” ”Nein. Der Geschirrspüler.” ”Wie praktisch. Wir haben auch einen im Tempel.” ”Mamoru sollte sich ganz dringend einen zulegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Usagi gerne für ihn das dreckige Geschirr abwaschen wird.”, grinste die Blondine breit und schnappte sich den nächsten Teller zum Polieren. Sie holte wieder Luft und wollte gerade etwas sagen, als ihr Blick zu Rei glitt. Ihre Freundin hatte in ihrer Arbeit inne gehalten und schaute betrübt auf das ebenso trübe Abwaschwasser. “Hey Rei, alles okay?” Die Schwarzhaarige nickte, erwiderte allerdings nicht den Blick von Minako. “Ist es wegen Mamoru? Ich hätte das nicht sagen dürfen, tut mir leid.” “Nein.”, Rei schüttelte den Kopf, “Ist schon okay. Ich muss lernen, damit umzugehen.” ”Verstehe. Wenn du jemanden zum Reden brauchst, ich bin da.” ”Ich weiß.” Minako beobachtete, wie Rei sich abwandte und zur Tür ging. Diese komplett schloss, da sie bis dato nur angelehnt war. Dann ließ sich das Mädchen auf einen Stuhl sinken, der am Küchentisch stand und schaute mit Tränen in den Augen zu ihrer Freundin. “Oh je.”, seufzte Minako und ging zum zweiten Stuhl. Setzte sich Rei gegenüber, “Lass hören.” ”Ich ertrag das nicht. Ich ertrag es nicht, dass sie mit ihm glücklich ist. Monatelang habe ich ihn nach Dates gefragt. Bin mit ihm ausgegangen, um was zu erreichen. Aber nichts passierte. Außer das ich mich bei ihm einharken konnte, war nichts. Ich habe so sehr auf einen Kuss gehofft. Egal wie kurz. Nichts. Nächtelang habe ich hin und her überlegt, wie ich es am besten anstelle. Als ich von dem Kuss zwischen den beiden erfahren habe, war es mir wirklich egal.” ”Wie bitte?” ”Es war mir egal.”, lachte Rei hohl auf, “Auch wenn ich mir sicher war, dass Usagi nicht die Wahrheit sagte, als ich sie auf ihre Gefühle für ihn ansprach. Und dann sagte mir Mamoru ja auch, dass ihn Usagi um Abstand bat. Ich dachte echt, dass das meine Chance wäre. Nur dann hab ich ihren Blick gesehen. Hab seinen Blick gesehen. Als sie sich stritten und sie dann vor mir davon lief, hatte ich zum ersten Mal diesen Herzschmerz.” ”Hast du es dir da schon gedacht? Also was ihre Gefühle für Mamoru angingen?” ”Ja. Ich hab dann ihn angerufen und ihm erzählt, was im Park passiert ist. Er klang ziemlich genervt deswegen, und ich war überrascht, dass er tatsächlich umkehrte.” “Hm, ich hab Usagi ja als letzte von uns Kriegerinnen kennen gelernt. Und ich muss sagen, dass zwischen ihr und Mamoru schon immer eine gewisse Anziehungskraft herrschte. Das fiel mir bei unserem ersten Aufeinandertreffen schon auf.”, Minako starrte vor sich hin, “Und mir fiel es auch bei unseren Kämpfen auf, wenn er als Tuxedo Kamen zur Hilfe eilte. Sobald die beiden nebeneinander waren, war da die gleiche Stimmung. Aber nicht so wie jetzt.” ”Wie jetzt?” “Ja. Die Luft zwischen ihnen ist der Wahnsinn! So intensiv.” ”Aha.” “Ihre Liebe ist sehr innig und sehr vertraut. Als wären sie füreinander bestimmt.” ”Ich hab keine Chance mehr, was?”, Rei grinste schief. ”Nein, ich fürchte nicht. Und es ist egal, was Luna auch immer gegen ihn sagen wird. Usagi wird sich dagegen auflehnen. Sie wird ihre Liebe nicht verraten.” ”Eher uns.” ”Wahrscheinlich.” ”Hm.” ”Vielleicht kannst du es ihr und Mamoru jetzt noch nicht gönnen. Vielleicht brauchst du noch Zeit. Aber glaube mir, auch du wirst jemanden finden. Und dann wird Usagi dir deine Liebe genauso gönnen, wie du eines Tages ihre zu Mamoru.”, die Blondine stand auf und nickte zuversichtlich, “Na los. Räumen wir den Rest auf. Dann können wir auch besser mit Pläne schmieden.” Rei nickte und ließ sich von ihrer Freundin auf die Beine ziehen. Sie fühlte sich jetzt wieder etwas leichter ums Herz. Es hatte gut getan, mit ihr zu reden. Und sie hatte auch Recht gehabt: Eines Tages würde sie es akzeptieren können. Vielleicht nicht heute oder morgen. Aber irgendwann ganz sicherlich. Die Katzen beobachteten Ami aufmerksam, die wie eine Besessene in den Laptop einhämmerte. Daten und Fakten trug sie so zusammen. Mittlerweile hatte sie die Seite der staatlichen Meterologieanstalt gehackt, um den Verlauf des Sturmes besser zu sehen. Woher er kam und wohin er wollte. Aber schnell wurde ihr klar, dass der Sturm kein normaler war. Er wurde nicht von irgendwelchen Winden beeinflusst. Noch von einem Hochdruckgebiet oder dem gegenteiligen Tiefdruckgebiet. Es war ganz eindeutig, dass wohl ihr Feind, das Dark Kingdom dahinter steckte. Um den Laptop herum lagen unzählige Blätter. Alle mit Notizen versehen, die ständig von Makoto, die neben Ami saß, ergänzt wurden. Ab und an markerte sie etwas in Neonfarbe an. So hatten sie dutzende Notizen gesammelt. Doch aus keinem wurden sie wirklich schlau. “Was hatte Usagi gesagt? Wie lange hatte es beim ersten Mal gedauert?” ”Was meinst du?”, Ami schaute Makoto fragend an. “Sie hatte doch erzählt, dass sie eine Pause zwischen durch brauchte, weil sie nicht mehr konnte. Und dann haben sie erst wieder angegriffen.” ”In dem Moment als Tsurara auch einen Schwächemoment hatte.” ”Genau.”, nickte Makoto, “Wie lange waren sie da weg?” “Eine Viertelstunde.” “Wir sind jetzt seit über zwei Stunden hier.”, seufzte Luna und schaute hinauf zur Wanduhr, “Wenn Yukidaruma genau wie Tsurara ist, haben wir schon eine Menge schwacher Momente verpasst.” “Usagi sprach aber auch davon, dass das Monster jetzt viel stärker ist.” “Artemis hat Recht.”, Ami tippte wieder einige Daten in den Laptop, “Ich nehme an, dass sich Yukidaruma schon länger unbemerkt auf der Erde hält. Ohne das wir ihn mitbekommen haben. Und vielleicht war Tsurara auch nur eine Art Vorläufer oder Ableger.” Rei und Minako kamen aus der Küche. Sie hatten den letzten Satz ihrer Freundin mitbekommen. Die Schwarzhaarige stellte heißen Tee auf den Tisch: ”Das Wetter ist seit letzter Woche so seltsam.” “Aber der extreme Sturm ist erst seit gestern Abend.” “Ja schon, Mina. Aber der Wind und die Luft sind sicher schon seit einer Woche so eisig.” “Usagi hat erwähnt, dass sie bei beiden Kämpfen mit dem Atmen Probleme hatte. Beziehungsweise haben wir es vorhin ja selbst erlebt.” ”Du meinst, es schwächt sie stärker als uns?” Die Brünette nickte Rei zu. “Wir brauchen dringend eine Lösung.” Alle Blicken glitten wieder zu Ami, die starr auf ihren Laptop schaute. “Und an was denkst du da?”, Minako blickte sie neugierig an. ”Weiß ich nicht.” ”Was?!”, Unglauben schwankte in den Stimmen der anderen mit, als sie sprachen. “Ich weiß nicht, was wir tun sollen.” ”Wir sollten Usagi fragen, wie sie es das letzte Mal angestellt haben.”, sinnierte Rei, “Schließlich haben es die beiden ja sogar ohne uns geschafft. Und die Vorgehensweise des Dark Kingdom scheint auch immer die gleiche zu sein. Sie lassen das Wetter verrückt spielen und dann manipulieren sie die Luft so, dass Usagi zusammen klappt.” ”Dann fragen wir sie doch einfach.”, Artemis war aufgesprungen, “Wo ist sie denn?” ”Halt.” Der weiße Kater drehte sich zu Luna um und schaute sie, wie auch die Mädchen, fragend an. “Sie ist im Schlafzimmer.” ”Was macht sie denn da? Zum Schlafen ist jetzt nicht wirklich die Zeit.”, Makoto klang empört. “Sie sagte, dass sie müde ist und sich nur kurz ausruhen müsste, um wieder Kraft zu sammeln. Sie sah auch recht blass aus.” ”Oh.” ”Mamoru ist bei ihr.”, Lunas Blick traf den von Rei, “Geben wir ihr Zeit.” Die anderen nickten und setzten sich rund um Ami aufs Sofa und den Boden. Sortierten Notizen. Sie alle wollten Usagi die Zeit geben, die sie brauchte. Denn jede einzelne von ihnen wusste, dass sie deren Hilfe mit Sicherheit brauchen würden. Nur kraftlos wäre sie nicht zu gebrauchen. Egal wie lange es dauern würde, bis sie bereit wäre. Sie alle würden warten. Es war still im Schlafzimmer von Mamoru. Ab und an konnte sie das metallene Klappern der Balkonbrüstung hören, wenn der Wind an ihr zerrte. Einzelne Wörter aus den Gesprächen der Mädchen, die nebenan im Wohnzimmer saßen, drangen von Zeit zu Zeit zu ihnen herüber. Doch sonst herrschte Ruhe. Die kleine Lampe auf der Kommode neben der Tür leuchtete. Aber nur auf niedrigster Stufe durch ihre Dimmer-Funktion. Es war ein warmes Licht, was sie ausstrahlte. Usagi lag auf dem großen Bett. Mit dem Rücken lehnte sie in einem Kissen, dass sie ans Kopfende gelegt hatte. Die Beine hatte sie angezogen und mit ihren Armen umschlungen. Ihr Blick war aus dem Fenster gerichtet. Sie sah, wie die Brüstung wackelte. Es jagte ihr Angst ein, mit welcher Wucht der Sturm durch die Stadt jagte. Und sie wusste nur allzu gut, dass es allein auf das Werk des Dark Kingdom zurück ging. Das Mädchen hoffte, dass ihre schlaue Freundin Ami einen Weg finden würde. Denn sie selbst kannte keinen. Mamoru lehnte an der Fensterscheibe. Auch er schaute sorgenvoll hinaus. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er alleine losgezogen, um Yukidarum zu besiegen. Doch er wusste, dass er und auch die anderen Sailorkriegerinnen auf die Hilfe von Usagi angewiesen waren. Und ihm war auch klar, dass sie es dieses Mal nicht so leicht hatten und haben würden, wie bei Tsurara. Der junge Mann erkannte es alleine daran, dass seine Liebste beim jetzigen Kampf viel schneller von ihren Kräften verlassen wurde, als beim letzten Mal. Und das beunruhigte ihn zutiefst. Genau wie der Grund warum sie sich vor den anderen zurückgezogen hatten. Was sie zu ihren Freundinnen gesagt hatte. Er wandte sich vom Fenster und dem Blick nach draußen ab, drehte sich zu Usagi. ”Wie geht es dir?” ”Ich bin müde.”, sie rutschte ein wenig tiefer in die Kissen. “Aber du hast gesagt, dass es dir wieder besser ging.” ”Das dachte ich auch. Aber um ehrlich zu sein, könnte ich jetzt tagelang durchschlafen.” Mit Sorgen in den Augen kam er zu ihr, setzte sich auf die Bettkante. “Schau nicht so. Nur ein paar Minuten Ruhe und es wird schon wieder.” “Hm.”, sanft strich er ihr über die Wange, “Das gefällt mir nicht. Sag mal, kannst du atmen?” ”Hä?” ”Ich meine ohne Beschwerden.” ”Ich muss nicht Husten. Aber...” ”Aber was?” “Es brennt ein wenig in den Lungen.”, sie legte ihre Hand auf ihre Brust und versuchte, in sich hinein zu horchen. “Warum sagst du das jetzt erst?”, Mamoru schaute sie geschockt an. Er kniete sich aufs Bett und über sie. Sah sie eindringlich an. “Weil ich euch alle nicht beunruhigen wollte. Vor allem dich nicht.” “Usako.” “Wir haben jetzt keine Zeit dafür.”, sie schaute ihm direkt in die Augen. Mamoru wusste, was sie damit meinte. Ihn hatte das Gefühl beschlichen, dass die ganze Welt unmittelbar vor einer klimatischen Katastrophe stand. Er hatte nicht den Hauch eines Schimmers, warum er das dachte und fühlte, aber er kam auch nicht umhin, das flaue Gefühl in seinem Magen zu ignorieren. Usagi entging es nicht, dass ihr Gegenüber mit seinen Gedanken woanders war. Sie schaute ihn aufmerksam an. Versuchte in seinem Gesicht etwas zu lesen. Doch er ließ nichts erahnen. Gerade wollte sie sich vorbeugen und ihn mit einem Kuss aus seiner ganz eigenen Welt holen, als sie geschüttelt wurde. Mamoru schreckte auf. Sah zu Usagi: ”Hey, alles okay?” ”Ja.”, ihre Stimme war ein Keuchen. Sie wurde von einem Husten heimgesucht, der sie am ganzen Körper zittern ließ. Er zog sie in seine Arme, strich ihr beruhigend über den Kopf. “Mamo-chan?” Der Genannte senkte besorgt seinen Blick. Ihm entging es nicht, wie sich das Mädchen aus seiner Umarmung zu befreien versuchte. “Mamo-chan. Wir dürfen die anderen nicht in Gefahr bringen.” “Was meinst du?” “Wir müssen es alleine versuchen.” ”Was?”, leicht geschockt über ihren Satz, war Mamoru aufgesprungen. “Wir müssen es alleine versuchen und dürfen die anderen nicht Gefahr bringen.”, nun schwang Usagi die Beine über die Bettkante und stand ebenfalls auf. Langsam und bedächtig lief sie an ihm vorbei und in Richtung Fenster. Lehnte ihre Stirn gegen die kalte Scheibe und malte mit dem Zeigefinger eine der Eisblumen nach. “Alleine versuchen?” ”Ja. So wie wir es bei Tsurara gemacht haben.” ”Das war nur Zufall. Und ich bezweifle, dass du in deinem angeschlagenen Zustand überhaupt die Kraft dazu hättest.” “Wir müssen es versuchen.” ”Nein. Nicht solange du diesen Husten hast.” ”Aber wir können nicht länger warten. Das Wetter wird immer schlimmer. Die Menschen werden bald keine Chance mehr haben. Sie sind jetzt schon ohnmächtig. Wenn ihnen das auf der Straße passiert, werden sie sterben.”, ihre Stimme war verzweifelt, “Wir müssen sie retten.” “Aber nicht um den Preis deiner Gesundheit.” “Wenn du mir nicht dabei hilfst, werde ich es eben alleine tun.” Mamoru wollte etwas sagen. Aber er war nicht in der Lage dazu. Sein Verstand war mehr damit beschäftigt, ihre Worte zu verarbeiten, als neue zu formen und ihm in den Mund zu legen. Wie in Trance ging er zu ihr ans Fenster und mit weit aufgerissenen Augen sah er sie an. Zu seiner eigenen Überraschung erwiderte sie seinen Blick. Lächelte sogar dabei, wobei sie kurz von einem Husten unterbrochen wurde. Der junge Mann sah die Zuversicht in ihrem Blick. ”Usako.” ”Hm?”, sie legte den Kopf schief und lächelte immer noch. “Es war nur Zufall.” ”Nein. Ich glaube daran, dass es das nicht war.” ”Was macht dich so sicher?” ”Keine Ahnung.” Mamoru klappte der Unterkiefer nach unten, was sie zum Lachen brachte. “Du hast keine Ahnung?!” ”Nein. Ich hab aber den Glauben daran.” ”In deinem Zustand werde ich das nicht zulassen.” “Bitte, Mamo-chan.” ”Nein.”, er klang härter, als er es beabsichtigt hatte. “Ist das dein letztes Wort?” ”Ja.” “Dann geh ich alleine.” ”Nein.” “Doch.” ”Du könntest sterben.” ”Wenn ich dafür alle retten könnte, ist es das wert.” ”Usako!” “Mamo-chan, ich muss es tun. Versteh es doch bitte!” ”Nein! Nein, vergiss es! Ich hab mich nicht all die Monate gequält und dir fast jede Nacht den Arsch gerettet, nur damit du jetzt die Heldin spielen und dein Leben wegwerfen kannst. Das mach ich nicht mit!”, Mamorus Blicke hatte sich verfinstert. Doch auch aus Usagis Blick war der Sanftmut und das Verständnis gewichen: ”Mamoru! Wir müssen sie retten. Oder hast du Lust darauf, dass sich das Dark Kingdom der Erde bemächtigt?” ”Nein, natürlich nicht. Aber hast du nicht vorhin vorgeschlagen, dass wir eine gute Taktik brauchen?” “Es dauert aber zu lange. Wir sind keinen Schritt weiter als vor Stunden. Die Menschen sterben uns weg. Wenn Tokio in ihre Hände fällt dann bald ganz Japan. Den Rest kannst du dir sicher selber vorstellen.”, sie war vom Fenster weggetreten und wandte sich zum Gehen. “Was hast du jetzt vor?” ”Was wohl. Ich stelle mich ihnen.” ”Bitte tu das nicht!”, er flehte sie an. “Ich muss es tun. Das weißt du. Zoisite hat vorhin gesagt, dass sie nur auf dich und mich gewartet haben.” ”Ich weiß.” ”Siehst du.” ”Trotzdem bin ich dagegen.” ”Wenn du nicht mitkommst, dann stell ich mich ihnen eben allein. Mir wird schon eine Ausrede wegen dir einfallen.”, sie legte die Hand auf den Türknauf. “Tu es nicht Usako!” Sie schaute zu Boden. Konnte hören, dass er versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Aber sie schwankten nur zu deutlich in seiner Stimme mit. “Du bist mein Feuer. Die Frau die ich begehre.” ”Mamoru.”, sie seufzte, “Egal, von was auch immer wir getrennt werden und egal wie groß die Distanz sein wird, sollst du wissen, dass auch du mein Feuer bist.” ”Dann sag mir, warum ich diesen Schmerz im Herzen habe. Sag mir, dass es alles nur ein großes Missverständnis ist. Ich will dich nicht sagen hören, dass du diesen Weg gehen willst.” “Ich werde ihn aber gehen.”, sie drehte den Türknauf und öffnete die Tür, “Es tut mir leid.” Die Mädchen schauten auf, als Usagi im Rahmen der Schlafzimmertüre stand und hinter sich die Türe schloss. Sie versuchten in ihrem Gesicht auszumachen, was im Zimmer nebenan vorgefallen war. Denn sie alle hatten die beiden erhobenen Stimmen gehört, die von ihrer Freundin und Mamoru stammten. Aber sie hatten nicht alles gehört. Nur einzelne Wortfetzen die sie nicht sinnvoll zusammen zu setzen vermochten. “Usagi, ist alles okay?”, Minako schaute besorgt zu ihrer Freundin. “Ja, alles gut.” “Du weinst ja.” “Ach was, Ami. Ich hab nur was im Auge. Ich geh mal kurz vor die Tür. Bin gleich wieder da.”, Usagi wischte sich über ihre Augen und lächelte ihren Freundinnen und den Katzen zu, “Ich hab euch lieb!” Überrascht über ihre letzten Worte, sahen ihre Freundinnen ihr nach. Das Mädchen spürte nur allzu deutlich die Blicke in ihrem Rücken, als sie im Flur in ihre Schuhe schlüpfte und sich in ihren Mantel kuschelte. Die Wollmütze tief ins Gesicht zog. Sie atmete tief ein und aus, als sie die Wohnungstüre öffnete, hinaus in den Hausflur trat. Kaum war die Türe ins Schloss gefallen, wurde die vom Schlafzimmer aufgerissen. Alle Blicken wandten sich Mamoru zu, dessen Gesichtsausdruck nur Unverständnis und Wut zeigte. “Wo ist sie?” Die Mädchen und Katzen waren verwundert über seinen Tonfall. Er klang mehr als nur sauer. “Wo ist Usagi?”, wiederholte er seine Frage, “Wo?” “Sie wollte kurz, ähm, vor die Tür.”, Makoto klang verunsichert. “Was ist denn los bei euch? Erst kommt sie weinend raus und dann du mit einer Laune jenseits von Gut und Böse.” “Das ist uninteressant, Rei. Habt ihr was neues heraus gefunden?” ”Nein. Nur das die Stufe für den nationalen Notstand nochmal erhöht wurde.”, erwiderte Ami kleinlaut, “Und das...” Ein Summen ertönte in der Wohnung und mit einem Schlag wurde es dunkel. Alle Lampen erloschen und auch Amis Laptop, der seinen Strom über den Netzstecker bezog, fuhr binnen einer Minute nach unten. Verwundert sahen sich alle um. Luna und Artemis sahen aus dem Fenster. “Das Stromnetz muss zusammengebrochen sein.”, Luna zeigte mit der Pfote aus dem Fenster, “Seht nur: Selbst die Beleuchtung des Tokyo Tower ist lahm gelegt.” “In der ganzen Stadt ist es stockfinster.”, ergänzte sie Artemis. “Aber wieso?”, Minako schaute fragend in die Runde. Langsam gewöhnten sich ihre aller Augen an die Dunkelheit. “Es ist der Sturm.”, Mamoru klang sachlich, “Bleibt hier.” ”Was? Wo willst du hin?” Sein Blick glitt zu jedem einzelnen Mädchen, bevor er bei Rei zum Stillstand kam, die ihn fragend anblickte. “Ich geh mit Usako.” ”Was? Warum? Wo ist sie?” “Sie macht einen auf Super-Sailor Moon.” ”Was? Meinst du damit, sie will alleine da draußen gegen Yukidaruma kämpfen?”, Amis Stimme war tonlos. “Ja.”, er wandte sich ab und ging in den Flur, um sich nun ebenfalls anzuziehen. Die Mädchen folgten ihm. “Dann kommen wir mit.”, Makoto schaute ihn entschlossen an. “Nein! Das ist eine Sache zwischen mir und Usako und dem Dark Kingdom.” ”Wie bitte? Hör mal, wir sind ein Team. Wir lassen Usagi nicht im Stich.” “Ich weiß, Minako. Aber ihr müsst uns vertrauen. Ich weiß, dass sie einen Plan hat. Auch wenn der ziemlich undurchdacht ist.” ”Habt ihr euch darüber gestritten?” ”Ihr habt uns gehört?” “Nicht richtig. Nur wenn ihr lauter wurdet.”, Ami errötete. “Ja, wir haben darüber diskutiert. Und um ehrlich zu sein, bin ich immer noch dagegen. Sie ist noch angeschlagen und hat nicht ihre volle Macht zur Verfügung. Aber wenn sie diesen Weg gehen will, dann werde ich ihr folgen.” Die Mädchen schauten Mamoru ehrfürchtig an. Beobachteten ihn dabei, wie er seinen Schal um den Hals schlang. “Was sollen wir tun?”, Luna war vor getreten und sah ihn an. Er beugte sich zu ihr herunter: ”Luna, ich weiß, dass du immer noch denkst, ich wäre euer Feind. Ja es stimmt, ich will den Silberkristall. Aber bestimmt nicht um jeden Preis. Wenn ihn Usako zuerst in die Finger bekommt, ist das auch in Ordnung. Vielleicht leiht sie ihn mir ja mal.” “Mamoru.” ”Bleibt bitte hier. In der Küche sind Teelichter in der Schublade links vom Herd. Macht es euch gemütlich. Vielleicht brauchen wir eure Hilfe noch. Ich bin mir nicht sicher. Usako wird sich sicher bei euch melden.” “Wir sollen uns also bereit halten?” ”Ja, Rei. Genau das.”, er öffnet die Wohnungstür, “Ich verlass mich auf euch.” Sie nickte ihm zu. Sahen sein hoffnungsvolles Lächeln. Dann schloss sich erneut die Türe. Die Mädchen gingen geschlossen zurück ins Wohnzimmer. Makoto bog vorher kurz in die Küche ab und holte die Teelichter, von denen Mamoru gesprochen hatte. Zusammen mit den anderen zündeten sie sie an. Viel konnten sie jetzt ohnehin nicht mehr tun. Ohne den Strom waren sie nicht in der Lage, am Laptop zu arbeiten. Ami meinte zwar, dass der Akku noch zur Hälfte geladen war, aber bei der Datenmenge, die sie einzugeben dachte, würde sie vielleicht noch gute zwanzig Minuten arbeiten können. So saßen sie rum, hingen ihren Gedanken nach. “Meint ihr, sie schaffen das?”, Rei war nach einer Weile aufgestanden und mit ihrer Tasse Tee zur Balkontüre gegangen. Vorsichtig nippte sie an ihrer Tasse. Sie hatte kurz vor dem Stromausfall noch einmal Wasser zum Kochen aufgesetzt für den Tee. Nun hatten sie wenigstens noch heißen Tee. “Ich bete dafür.”, seufzte Minako, “Denn wenn sie den Sturm und Yukidaruma nicht besiegen, werden wir alle elendig zugrunde gehen. Mir ist jetzt schon kalt.” ”Kein Wunder. Durch den Stromausfall hat sich auch die Heizung abgeschaltet.”, Rei hielt ihre Hand an den Heizkörper, “Er ist nicht einmal mehr lauwarm.” “Glaubt ihr, das es in Ordnung ist, wenn wir uns Decken zusammen suchen? Also außer diesen hier?” “Warum denn nicht Ami?”, Makoto erhob sich, “Komm, gehen wir welche suchen.” Sie war gerade dabei, ins Schlafzimmer zu gehen, als sie den peinlich berührten Blick von ihren Freundinnen sah. “Was habt ihr denn?” “Es ist sein Schlafzimmer.”, grinste Minako verlegen. “Ja und?” ”Das ist ein sehr intimer Raum, Mako.”, auch Ami errötete. “Oh. Aber Luna war doch auch drin.” ”Ich bin ja auch eine Katze.” ”Und Usagi war auch drin.” “Sie ist ja jetzt auch mit ihm zusammen. Da ist das was anderes, wenn ein Pärchen sich ein Schlafzimmer teilt.” Erstaunt schauten alle zu Rei, die mit den Schultern zuckte: ”Was denn? Ich muss es schließlich irgendwann mal akzeptieren. Oder?” ”Wo soll ich denn sonst noch nach Decken suchen?”, seufzte Makoto und lehnte sich gegen den Türrahmen. “Sie hat ja Recht.” “Danke Artemis. Also, wer hilft suchen?” ”Ich komm mit.”, Minako kam zu ihr, “Ich wollte schon immer mal das Schlafzimmer eines Jungen sehen.” “Mina!” “Sei nicht so eine Spielverderberin, Ami. Er wird es verstehen. Wir brauchen schließlich Decken zum Warmhalten. Mamoru soll es als Pfand dafür sehen, dass wir hier die Stellung halten.” “Genau.”, Makoto zog ihre Freundin mit sich. Die anderen beiden Mädchen und Katzen mussten auch nicht lange warten. Schon nach ein paar Minuten kamen Makoto und Minako mit einer großen Tagesdecke und zwei Steppdecken zurück. Sie legten sie vorerst in eine Ecke. Immerhin hatten sie ja noch die Decken, mit denen sie vorher von Usagi und Mamoru zugedeckt worden waren. Sie alle beschlossen, ihre Wintersachen aus der Garderobe im Flur zu holen. Einschließlich der Stiefel. Sie wollten sich nach und nach dicker anziehen. Je nach dem wie schnell ihnen kalt wurde. Rei und Minako hockten sich aufs Sofa, zwischen ihnen die Katzen. Ami und Makoto saßen vor ihnen. Sie hatten sich beide jeweils ein Sofapolster zwischen Tischkante und Rücken geschoben und lehnten sich dagegen. Jede von ihnen hatte ein Tasse Tee in der Hand. Die Kanne hatte Rei hinter ein Polster gepackt, damit sie warm blieb. “Sie werden es schaffen.”, Makoto schaute auf ihren Tee, “Und wenn nicht, sind wir ja noch da.” ”Mamoru sprach davon, dass Usagi noch nicht wieder richtig bei Kräften ist.”, Luna seufzte leise. “Ich habe sie vorhin husten hören.” “Ja, Mina, ich auch.”, Ami nickte. “Wir müssen den beiden vertrauen. Und wenn sie unsere Hilfe brauchen, werden sie uns rufen.”, Rei blickte aus dem Fenster, “Wenn sie uns rufen, werden wir sie sofort unterstützen. Usagi wird wissen, was sie tut.” ”Laut Mamorus Aussagen wohl eher nicht.” “Würde er nicht an ihren noch so seltsamen Plan glauben, Ami, wäre er ihr nicht gefolgt.” Der Schnee lag nun schon mehr als einen Meter hoch in den Straßen. Usagi hatte Schwierigkeiten voran zu kommen. Was sein Glück war. So musste Mamoru sie nicht allzu lange suchen. Er konnte ihre Anwesenheit fühlen. Sie war bereits verwandelt und augenblicklich tat er es ihr nach. Erneut fehlten ihm jedoch Zylinder und Maske und ihn beschlich die leise Ahnung, dass er die wohl vorm Crown wieder aufsammeln müsste, um wieder vollständig zu sein. “Usako!” Trotz des heulenden Windes hörte Usagi ihn sofort. Drehte sich augenblicklich um und sie lächelte, als er vor ihr stand. “Du kommst doch mit?” ”Ich kann dich doch sowieso keine Sekunde alleine lassen, ohne dass du dich nicht in Schwierigkeiten bringst.”, er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. “Danke!” “Welchen Weg du auch immer gehen willst und wirst, den werde ich auch gehen.” “Dann lass uns keine Zeit verlieren.”, nickte sie entschlossen. “Hast du eine Ahnung, wo...” Mamoru konnte nicht weiter sprechen. Von einer Sekunde auf die andere wurde der Wind um sie herum stärker. Erneut wurde der bereits liegende Schnee aufgewirbelt und umgab sie wie eine Wand aus silbernen und glitzernden Eiskristallen. Er zog Usagi in seine Arme, umhüllte sie mit seinem Umhang. Das Mädchen drückte sich fest an ihn. “Ich glaube, sie haben uns gefunden.”, schrie sie gegen den Sturm an. “Ich glaube auch.” Dicht aneinander geschmiegt standen sie da. Die Kristalle wirbelten um sie herum und Usagi versuchte stoßweise die Luft anzuhalten oder nur gedämpft gegen Mamorus Brust zu atmen. “Wie schön, dass wir uns wieder sehen.” Die Stimme die an ihr Ohr drang, war tief. Den höhnischen Unterton konnte man nicht überhören. Langsam hob das Paar den Blick. Zwar wurden sie immer noch vom Schnee umhüllt, doch über ihnen war nichts außer der trübe Wolkenhimmel. Bis jetzt: Denn als sie nur einmal blinzelten,erkannten sie Yukidaruma, der nun um ein zehnfaches seiner ursprünglichen Größe angewachsen war. “Verdammt!”, zischte Mamoru und zog Usagi noch mehr an sich, als mit einem Schlag die Wand verschwand. Die Kristalle fielen klirrenden zu Boden. Yukidaruma erschien in seiner ganzen Größe vor ihnen. In einer der kugeligen Hände warf er einen eben so überdimensionalen Schneeball auf und ab: ”Zeit für eine Schneeballschlacht!” Kapitel 9: I promise you ------------------------ Der Schneesturm ebbte ab. Der Wind folgte ihm. Lediglich die Temperatur war noch genauso weit unter dem Gefrierpunkt wie kurze Zeit vorher. Der Baum vorm Häuserblock war wieder zu erkennen. Selbst der Tokyo Tower hatte aufgehört zu schwanken. Und trotzdem war es ein trügerisches Zeichen. Yukidaruma grinste breit. Seine aus Eiszapfen bestehenden Augenbrauen, hatte er zusammen gezogen. In seiner Kugelhand befand sich immer noch ein riesiger Schneeball, den er lässig in die Luft warf und wieder auffing. Er ließ ein diabolisches Lachen erklingen. Kleine Schneeflocken lösten sich dabei von und aus seinem Körper und rieselten sachte zur Erde. “Ihr könnt mir nicht entkommen!”, lachte der überdimensionale Schneemann. In seiner zweiten Hand erschien noch ein Schneeball, während er mit dem anderen ausholte. Dann ließ er die Eiskugel los und sie schoss zu Boden. Mamoru zog Usagi noch näher an sich, wandte Yukidaruma den Rücken zu. Und bekam den ersten Schneeball schmerzhaft in den Rücken gejagt. Er biss die Zähne zusammen, als ihn der Schmerz in die Knie zwang. “Alles okay?”, Usagi war sofort bei ihm und sah ihn verängstigt an. “Alles gut. Mach dir keinen Sorgen!” Kopf nickend wischte sie sich die Tränen aus den Augen. Half Mamoru wieder auf die Beine und schaute grimmig zu dem Schneemann auf: ”Was willst du von uns?” ”Ich will nichts von euch. Aber Perillia.” ”Wer?” “Die Königin des Dark Kingdom.” ”Und warum?”, Mamoru hatte ebenfalls seinen Blick erhoben. “Ihr sucht beide den Heiligen Silberkristall. Und anscheinend seid ihr näher dran als wir.” ”Ihr wollt uns als Detektoren benutzen?” “Ja.”, Yukidarum holte mit dem zweiten Schneeball aus, “Denn anscheinend fühlt sich dieser Klunker eher zur guten Seite hingezogen.” ”Was auch besser so ist. Er gehört zu uns.”, schrie Usagi ihm entgegen. “Das glaubst auch nur du!” Der nächste Schneeball sauste zu Boden. Mamoru riss das Mädchen aus der Schusslinie. “Oh, ihr seid zäh. Und das obwohl ihr nicht verwandelt seid.” “Woher...”, sie stand schon wieder und umklammerte ihre Brosche mit einer Hand. “Zufall. Mein Bruder, Tsurara, war der Auslöser. Er war es schließlich, der euch das erste Mal angegriffen hat. Das du, Usagi Tsukino, dich verwandelt hast, war unser Glück. Eigentlich waren wir nur auf der Suche nach menschlicher Energie.” ”Aber er war alleine und wir haben ihn vernichtet.” “Hm, aber seine Schützlinge verrieten es mir.”, ein wenig versonnen pustete das Monster über seine Hand und wirbelte dabei Schneeflocken und Eiskristalle auf, “Wir bestehen beide aus Schnee und Eis. Sind verbunden. Oder waren es.” ”Wer weiß...” “Die Königin.”, Mamoru beendete den Satz Usagis, “Sie weiß es. Deswegen will sie uns haben. Uns und den Silberkristall.” “Schlaues Kerlchen.”, süffisant grinste Yukidaruma. Usagi schaute geschockt zu Mamoru, der den Schneemann finster anfunkelte. Erst langsam begann sie die Worte zu verarbeiten und zu verstehen. Erkannte den Sinn des Gesagten. Königin Perillia wollte sie und ihren Freund, um an den Heiligen Silberkristall zu gelangen. Um ihn für sich nutzen zu können. Panik machte sich in ihr breit. Verzweifelt versuchte sie ihre Gedanken zu sortieren. Doch es gelang ihr nicht. Ihr Kopf wurde von einem einzelnen Gedanken beherrscht: Sie sollten Geiseln des Dark Kingdom werden. Ohne Aussicht auf Rettung. Verzweifelt versuchte sie einen Kontakt zu ihren Gefährtinnen aufzubauen. Immer und immer wieder. Doch genauso oft wie sie es versuchte, brach die mentale Verbindung auch immer wieder ab. Sie schaute sich um. Versuchte etwas auszumachen. Aber es kam ihr vor, als würde die Sicht vor ihren Augen verschwimmen. Obwohl der Sturm nachgelassen hatte, hatte Usagi das Gefühl, ein Nebel wäre aufgekommen. Wie ein Schleier legte er sich auf ihre Augen. Instinktiv suchten ihre Hände nach Mamorus Arm. Umklammerten diesen. Dem jungen Mann entging es nicht, dass sich das Mädchen an ihn presste. Sorgenvoll schaute er zu ihr hinab und erkannte, dass sie sich ein wenig verloren umblickte. “Usako?” Aber sie reagierte nicht. “Usako!”, mit beiden Händen umfasste er ihre Oberarme und schüttelte sie ein wenig. Wollte sie aus ihrer Trance zurück holen. “Na endlich.”, Yukidarumas Stimme hallte durch die menschenleere Straße und holte Mamoru aus seinen Gedanken für seine Freundin zurück. ”Was ist mit ihr?” ”Sie erstarrt.” ”Erstarrt?” ”Oh ja.” ”Aber wie?” ”Ihr lächerlichen Menschen seid alle auf die Luft mit ihrem Sauerstoff angewiesen. Müsst ihn atmen, um zu überleben. Doch für sie ist diese eisige Luft Gift.” ”Gift?”, langsam dämmerte es in Mamoru und er schaute zwischen Usagi und Yukidaruma hin und her, “Die Eiskristalle.” ”Genau.” ”Sie hatte sie schon bei Tsurara eingeatmet. Und jetzt bei dir.” ”Und meine schon viel länger.”, der Schneemann lachte böse auf, “Die Kristalle werden sie von ihnen heraus tiefkühlen. Und so wird es mir ein leichtes sein, sie mit mir zu nehmen.” “Wieso wirkt es nur bei ihr, wenn ihr mich auch haben wollt?” ”Keine Ahnung. Weiß ich nicht. Aber so wie es aussieht, wirst du ihr so oder so freiwillig folgen.” Mamoru wandte seinen Blick ab. Seine Hände ruhten immer noch auf ihren Oberarmen. Schnell erkannte er die glanzlosen Augen. Sie stand stocksteif da. Mehrmals rief er ihren Namen, aber sie reagierte nicht. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Kurz schweiften seine Gedanken an ihr Gespräch zurück. Und Wut stieg in ihm auf. Warum musste sie auch so mit dem Kopf durch die Wand?! Wieso hatte er sie nicht zurück halten können?! Warum konnten sie nicht einfach nur als Paar zusammen sein, ohne sich um die Angelegenheiten der Welt zu kümmern?! “Usako!”, er zog sie in seine Arme. Drückte sie an sich: ”Usako! Du musst zu dir kommen. Bitte! Du hast mir doch versprochen, dass wir das gewinnen können. Bitte, wach auf. Komm zurück.” “Du hast keine Chance!” Der junge Mann musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, was der Schneemann da hinter seinem Rücken trieb. Er ahnte, dass er erneut einen Schneeball in der Hand hielt. Vielleicht auch zwei. Und das er in Begriff war, diese wieder auf sie nieder prasseln zu lassen. Tief atmete Mamoru ein und wieder aus. “Usako, hör mich an. Nur ein klein wenig.”, seine Stimme war leise und streifte zärtlich ihr Ohr, “Erinnere dich daran. Erinnere dich an die Nacht, als du erfahren hast, wer ich bin. Als ich erfahren habe, wer du bist. Als wir unseren Gefühlen, die solange begraben waren, nachgegeben haben. Es war eine Situation wie diese hier. Sie schien genauso auswegslos. Wir dachten, wir würden es nicht überleben. Aber wir haben es geschafft. Erinnere dich daran, Usako. Bitte! Ich brauche deine Hilfe! Alleine schaffe ich es nicht. Das weißt du doch. Nur zusammen kann es klappen. Bitte, Usako, wach doch endlich wieder auf.” Mamoru hörte hinter sich das Lachen von Yukidaruma. Aber er drehte sich nicht um. Sein Blick galt einzig und alleine seinem Mädchen. Wie aus der Ferne hörte sie eine Stimme, die an ihr Ohr drang. Fühlte einen Druck auf ihren Oberarmen. Noch immer schien ein Schleier auf ihren Augen zu liegen. Langsam und wie in Zeitlupe drehte sie ihren Kopf. Matt erkannte sie schemenhafte Umrisse vor ihren Augen. Sie hob vorsichtig die Hand, versuchte damit ihren Gegenüber auszumachen. Ein Kribbeln durchfuhr ihre Finger als sie die Haut unter ihren Fingern spürte. ”Mamo-chan!”, ihre Stimme war nur ein Hauchen. Doch es reichte, um ihr den Schleier zu nehmen. Ihr Blick wurde wieder klarer und sie erkannte Mamoru, der sie mit aufgerissenen Augen anstarrte. Den Mund leicht und vor Unglauben geöffnet. Ein Anblick, der Usagi zu einem schwachen Grinsen brachte. “Usako. Usako, du bist wieder du selbst.” “Was?” Erschrocken von der donnernden Lautäußerung drehte sich das Paar zu dem Schneemann um. Auch ihm stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben: ”Wie kann das sein? Wieso bist du aus deinem eisigen Schlaf erwacht?” ”Das kann dir doch egal sein.”, Usagi musste husten. Sie konnte noch immer die Kälte fühlen, die in ihren Lungen saß. “Das lass ich euch nicht durchgehen.”, schnell formte er sich einen neuen Schneeball und sauste in sekundenschnelle zu den beiden herab. Erneut warf sich Mamoru vor Usagi. Erduldete stoisch den Schmerz auf seinem Rücken. Er dauerte nur einige Sekunde und kurz darauf schaute der junge Mann zu dem Mädchen: ”Usako, wir müssen hier weg.” ”Aber wohin?” Es war eine Frage, auf die Mamoru ihr keine Antwort geben konnte. Er wusste, dass sie nicht zurück in seine Wohnung konnten. Die Mädchen wären ihnen nur zu Hilfe in diesem Kampf geeilt. Und das hätte Usagi nie zugelassen. Außerdem bestand die Gefahr, dass ihnen auch Yukidaruma folgen und das ganze Wohnhaus mit seinen Schneebällen attackieren würde. Mamoru war sich ziemlich sicher, dass noch mehr Bewohner im Haus und in ihren Wohnungen waren. Die Gefahr, dass ihnen was zustoßen würden, war immens hoch. Usagi erkannte, wie er überlegte. Sie versuchte sich erneut zu konzentrieren und Verbindung zu ihren Freundinnen aufnehmen. Dieses Mal erreichte sie sie auch. Doch mit Bestürzung musste sie feststellen, dass sie alle selbst wie eingefroren im Wohnzimmer lagen. Vor ihrem inneren Auge manifestierte sich ein Bild der Mädchen und Katzen: Sie hatten das Sofa ausgezogen und drängten sich dort zu viert plus zwei eng aneinander. Alle trugen ihre Wintersachen inklusive Schal, Mütze, Handschuhe und Stiefel. Über ihnen lagen Wolldecken. Sicher drei oder vier Stück. Luna und Artemis lagen zwischen den Mädchen. Sie alle versuchten sich gegenseitig Wärme zu spenden. Usagi bemerkte, wie schwach ihre Auren waren. Sie atmeten alle noch, aber sie konnten ihr nicht antworten. Wie sie selbst wenige Momente vorher, waren auch ihre Kriegerinnen nun in dieser Trance der Eiskristalle gefangen. Wahrscheinlich hatten sich auch bei ihnen die Kristalle festgesetzt. Noch einmal versuchte sie Kontakt aufzunehmen. Aber keine der Mädchen regte sich. Und bei den Katzen brachte es auch nichts. Sie bemerkte, dass auch ihre Kraft wieder nachließ. Zu allem Übel war sie noch nicht einmal verwandelt. Es war ihr auch einfach zu kalt, um im kurzen Minikleidchen durch die Gegend zu hüpfen. Sie hatte das dringende Bedürfnis, Luna zu fragen, ob es auch so etwas wie eine Winterausstattung für sie gab. Leicht schüttelte sie den Kopf über diesen unsinnigen Gedanken. Das Mädchen musste sich erneut an Mamoru festhalten. Sie erkannte, dass er einen neuerlichen Schneeball von ihr abhielt. Er hatte Recht: Sie mussten dringend hier weg. Immer und immer wieder schob sie ihre Gedanken hin und her. Sie erinnerte sich daran, wie sie es beim letzten Mal geschafft hatten, aber selbst sie bezweifelte jetzt, dass es nochmal klappen würde. Doch sie musste es versuchen. Hoch konzentriert horchte sie tief in sich hinein. Versuchte das Gefühl herauf zu beschwören, welches sie damals empfunden hatte. Es war Angst gewesen. Angst davor das ganze nicht zu überleben. Angst davor sich nicht bei Mamoru bedanken zu können. Angst davor ihm nicht sagen zu können, wieviel sie für ihn eigentlich empfand. Ja, sie hatte diese Angst jetzt auch. Aber sie hatte ihm alles sagen können. Sie wusste, dass er nicht gehen würde. Das er sie nicht alleine lassen würde. All das wusste sie jetzt. In ihrem Kopf hämmerte es. Ihr wurde schwindelig. So sehr sie es auch versucht, aber sie konnte sich nicht mehr konzentrieren. Mamoru entging es nicht. Schwer atmend hielt er dem Schneeballhagel stand. Sein Blick lag auf Usagi, die scheinbar ihre Kraft verlor. Schnell wurde ihm klar, dass er sich und sie in Sicherheit bringen musste. Aber noch immer hatte er keine Idee. Ihm wurde bewusst, dass es dieses Mal wohl nicht so reibungslos klappen würde. Jetzt war es an ihm, tief in sich hinein zu hören. Im Normalfall konnte er sich immer auf sein Bauchgefühl verlassen. Auf eine Stimme in seinem Kopf die ihm riet, was er am besten tun oder lassen sollte. Eine Stimme der er immer vertraut hatte. Er fragte in sich hinein. Fragte nach dieser Stimme. Instinktiv zog er Usagi in seine Arme, strich ihr zärtlich über den Kopf: ”Usako?” ”Hm?” ”Vertraust du mir?” ”Ja.” ”Bedingungslos?” ”Ja.” ”Wenn du jetzt einen Wunsch frei hättest, welche wäre es?” ”Ich will mit dir zusammen sein. An einem Ort an dem man uns nichts anhaben kann. An dem wir für uns sind. Zur Ruhe kommen und uns wieder dessen bewusst werden, wer wir sind.” Mamoru nickte. Ihre Worte hallten in seinem Kopf wieder. Fast schon automatisch leidete er ihre Worte an sein innerstes Ich weiter. Die Augen Yukidarumas weiteten sich: Die zu Boden gesunken Schneekristalle begannen erneut zu schweben. Wirbelten um das Paar herum und versperrten ihm so die Sicht. Mit atemberaubender Geschwindigkeit formten sie sich zu einem Strudel und drehten sich immer schneller. Der Schneemann versuchte mit seinen eigenen Kräften, die Kristalle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Versuchte sie wieder an sich zu ziehen. Aber bis auf einige wenige Schneeflocken gehorchten sie ihm nicht. Wütend zückte er seine Karottennase und schlug, wie schon einige Stunden zuvor, damit links und rechts in den Schnee. Er versuchte so, einen zweiten Strudel hervor zu rufen und damit gegen den anderen anzukommen. Immer schneller haute er auf den Schnee, um im Anschluss die eigene Nase zu drehen und zu jonglieren. Er dirigierte den Strudel in Richtung des Paares. Etwas, was er nicht hätte tun sollen: Kaum trafen die beiden Wirbel aufeinander, schleuderte es beide Parteien zurück. Yukidaruma wurde von der größten seiner drei Kugeln gerissen, aus denen er bestand. Verdutzt blickte er sich um. Sein Unterbau lag gute fünf Meter von ihm entfernt. Fluchend bewegte er sich mit Hilfe seiner Hände zu ihm hin. Hüpfte solange auf und ab, bis er wieder drauf springen konnte. Er nahm sich einigen Schnee vom Boden und schmierte ihn sich zwischen erste und zweite Kugel. Sein Blick wanderte zu dem Paar, dass es ebenfalls von den Füßen gefegt hatte. Mamoru blieb mit Usagi im Arm schlitternd liegen. Es dauerte einige Sekunden bis er die Kraft fand, um sich ein wenig mit den Armen abzustützen und um zu schauen. Er ahnte, was Yukidaruma getan hatte. Denn gesehen hatten weder er noch Usagi etwas. Kaum hatte er seine innere Stimme gefunden, war der Schnee um ihn herum nach oben gestoben. Er blickte zu dem Schneemann. Dieser war erstaunlich schnell wieder fit und formte erneut Schneebälle. “Verdammt!”, Mamoru fluchte laut und zog Usagi auf die Beine, “Los komm!” Verstört schaute sie ihn an. Immer mehr ließ ihre Kraft nach und sie konnte nicht mehr. Sehnte sich nach ihrem Bett. Noch besser wäre das von Mamoru. Sie hatte das mehr als dringende Bedürfnis zu schlafen. Und das für eine sehr sehr lange Zeit. Ihre Finger vergruben sich in den Falten von Mamorus Jacke. Sie wollte etwas sagen, war aber zu erschöpft dafür. Der junge Mann fragte sich, was er noch tun musste, um diesem Albtraum zu entkommen. “Usako!” Ein müder Blick erreichte ihn, als er sie mit sich hinter den einzigen Baum weit und breit zog und sich selbst und sie vor den ersten beiden Eiskugeln rettete. “Usako, nicht einschlafen!”, er gab ihr einen leichten Klaps auf die Wange, “Usako, erinnere dich an deinen Wunsch, den du mir eben erzählt hast. Erinnere dich daran und stell ihn dir gedanklich vor.” “Vorstellen?”, langsam wiederholte sie seine Worte. “Ja.” ”Aber warum?” ”Musst du mich sowas jetzt fragen? Ich versuch es dir später zu erklären. Ich weiß nur, dass es der richtige Weg ist. Also stell es dir jetzt vor. Bitte, Usako! Tu es für uns.” Schwach nickte sie. In ihrem Kopf formte sich ein Bild: Sie und Mamoru. Ganz alleine. Zu zweit. Usagi konnte ein warmes Gefühl in ihrem Inneren ausmachen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer in ihrem Herzen, der schnell ihren ganzen Körper durchflutete. Sie wusste nicht, woher sie die Kraft nahm. Sie schien einfach da zu sein. Einfach so. Ganz von alleine suchte sie sich ihren Weg durch die Arme und Beine und jedes noch so kleine Blutgefäß. Es hinterließ ein Fünkchen Hoffnung in jeder einzelnen Zelle. Überwältig von diesem Energieschub klammerte sie sich an Mamoru. Dieser hatte seine Arme fest um ihren zierlichen Körper geschlungen. Hinter ihm donnerten die neuen Eiskugeln Yukidarumas gegen den Baum. Ließen ihn erzittern und einzelne Teile der Rinde splitterten ab. Er schaute zu dem Schneemann hinüber und erkannte, dass dieser neu Schneebälle formte. Sie zu Eis polierte, damit sie stabiler und härter wurden. Schmerzhafter wurden. Schnell wandte Mamoru seinen Blick wieder ab und Usagi zu: Sie hatte die Augen geschlossen. Klammerte sich an ihn. “Usako.”, seine Stimme war ein Hauchen, als er ihr einen Kuss auf die Stirn gab, um nur eine Sekunde später in seiner Bewegung inner zu halten. Eine Energie schwappte von ihr zu ihm herüber. Drang in seinen Körper ein und umfing ihn. Er konnte nicht anders als zu lächeln. Ihm war sofort klar, dass es ihre Kraft war. Nun begann auch er, ein Bild in seinen Gedanken zu formen: Er und Usagi. Ganz alleine. Zu zweit. Beide spürten, dass die Kraft stärker wurde. Sie immer mehr umfing und nun auch scheinbar gegen Yukidarumas Schneebälle verteidigte. Yukidaruma selbst war wiederholt entsetzt darüber, dass seine beiden Gegner scheinbar schon wieder genug Kraft entwickelten, um ihren Hals zu retten. Wütend über sein eigenes Versagen formte er im Sekundentakt neue Eiskugeln und schleuderte sie ebenso schnell in die Richtung des Paares. Doch mittlerweile hatte sich ein Schutzschild um die beiden herum gebildet, das seine Waffen nahezu verschluckte. Panisch begann er nun auch wieder mit seiner Nase auf den Boden zu schlagen. Aber nichts geschah. Es kam ihm vor, als würde seine Kraft nahezu von der Energie des Paares verschluckt und umgewandelt wurde. Usagi öffnete die Augen. Sah kurz in Mamorus und dann zu Yukidaruma. Hoch konzentriert sammelte sie ihre Kraft zusammen, ließ ihr Mondzepter in der Hand erscheinen und richtete es genau auf ihren Feind. Die Energie sammelte sich in der Mitte der Mondsichel und durchbrach das Schild. Traf Yukidaruma mitten in die Schneebrust und ließ ihn aufheulen. Er sank zu Boden, was Usagi jedoch nicht in ihrem Tun innehalten ließ. Starr blickte sie ihn an und lenkte all ihre Energie zu ihm. Schnell erkannte sie, wie sich ein Loch in den Schneemann brannte. Genau dahin wo andere ihr Herz hatten. Immer schneller ging Yukidaruma zu Boden: Erst schmolz seine unterste und größte Kugel weg. Dann folgte die zweite. Er kam nicht mehr hinterher mit dem Formen von neuen. Seine kugeligen Arme folgten seinem Unterbau. Und der Energiestrahl war immer noch auf ihn gerichtet. Seine zweite Kugel war zur Gänze geschmolzen. Er konnte mit der Unterseite seiner Kopfmurmel den Asphalt fühlen. Es machte keinen Sinn mehr, dass wusste der Schneemann. Er würde seinem Bruder Tsurara in den Schmelzetod folgen. Unter ihm bildete sich eine Wasserlake. Doch durch die warme Kraft gefror sie trotz der eisigen Temperaturen nicht mehr. Ein letzter Schrei ertönte, aber er verhallte ungehört und eine Karotte rollte durch die Wasserpfütze und kam darin zum liegen. Mamoru lächelte triumphierend und sprang auf. “Usako!”, sein Schrei war von Freude geprägt, “Usako, du hast es geschafft.” Begeistert und berauscht vom neuerlichen Sieg über das Dark Kingdom, starrte er auf die Pfütze. Sein Herz machte einen riesen Hüpfer und er bemerkte gar nicht, dass etwas nicht stimmte. Usagi öffnete nur kurz die Augen. Sie sah Mamoru vor sich, der vollkommen aus dem Häuschen war. Ein schwaches und erschöpftes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, bevor sie die Augen wieder schloss. Ihre Kraft ließ schlagartig nach und das Mondzepter rutschte ihr aus der Hand. Fiel scheppernd zu Boden. Und sie folgte ihm. Von dem ungewohnten Geräusch hinter sich, drehte er sich um. So schnell wie die Freude gekommen war, verschwand sie auch wieder. Das Blut in den Adern gefror ihm, als er Usagi am Boden liegen sah. In Millisekunden hatte er sich neben sie gekniet und in seine Arme gezogen. “Usako!” Er sah, dass ihre Lippen blau waren. Eine schreckliche Angst durchflutete ihn. “Usako, lass mich nicht alleine zurück. Usako, hörst du! Komm zu dir!”, flehend presste er seine warmen Lippen auf ihre eisigkalten. Schwach fühlte er ihre Kraft. Sie schien wie ein kleiner Holzspan zu glimmen. Tränen bildeten sich in seinen Augen. Er versuchte all seine Liebe in ihren Körper fließen zu lassen. Nun lag es bei ihm, der Kraft entwickelte. Mamoru wusste, dass Usagi keine Chance in dieser Kälte hatte. Sie mussten an einen wärmeren Ort. Er versuchte sich wieder den Ort vorzustellen, an den er vor einigen Minuten gedacht hatte. Es fiel ihm unglaublich schwer, aber er wusste, dass es nun alleine an ihm lag, ob sie das überleben würde oder nicht. Der junge Mann spürte seine eigene Kraftentwicklung und wie sie ihn und das Mädchen umfing. Sie beide einhüllte. Ihm kam es vor, als wären sie beide schwerelos und es machte ihm ein wenig mehr Angst. Doch er traute sich nicht, den Kuss zu lösen. Auch dann nicht, als er nun selbst spürte, dass er schwächer wurde. Aber aufgeben kam für ihn nicht in Frage. Gedanklich wünschte er sich immer noch an einen Ort, wo sie Ruhe hatten. Immer und immer wieder holte er sich das Bild vor Augen. Solange bis er es nicht mehr schaffte. Müde und mit einem kleinen Widerstand musste er den Kuss lösen und sank kraftlos auf Usagi. Der Himmel erstrahlte in einem satten Blau. Nur einzelne Wolken waren am Himmel unterwegs. Ein leichter und warmer Wind wehte über die von bunten Blumen übersähte Wiese. Ließ die Blüten leicht hin und her wippen. Vögel zogen hoch am Himmel ihre Kreise und zwitscherten ihr Lied. Es vermischte sich mit dem leisen Rauschen der Bäume eines kleinen Haines. Langsam öffnete Mamoru die Augen. Er hielt sich die Hand vor die Augen, weil das Licht ihn blendete. Vorsichtig drehte er seinen Kopf zur Seite und versuchte zu erkennen, wo er hier gelandet war. Ein blumiger Duft erreichte seine Nase. Er stützte sich auf die Unterarme. Es schien friedlich zu sein an diesem Ort. Und es war warm. Er setzte sich ganz auf, sah an sich herab. Statt den dicken Winterklamotten trug er eine leichte weiße Leinenhose und ein luftiges Hemd. Sein Blick fiel auf seine nackten Zehen und er fuhr sich durch die Haare bei der Erkenntnis, keine Schuhe zu tragen. Das Gras und die kleinen Gänseblümchen kitzelten ihn. Er nahm sich vor, dass er und Usagi unbedingt mal drüber reden sollten, an welchen Ort sie sich wünschten. “Usako!” So schnell wie er an sie dachte, so schnell stand er auch schon auf seinen nicht beschuhten Füßen. Hektisch sah er sich um, konnte sie aber nirgends ausmachen. “Usako!”, sein Ruf verhallte über die Wiese, “Wo bist du?” Sorge machte sich in ihm breit. Nur allzu gut erinnerte er sich daran, wie sie eben noch ausgesehen hatte. Wie blau ihre Lippen gewesen waren. Mit schnellen Schritten lief er den kleinen Hügel hinab. Er wusste nicht so recht, wo er hin sollte. Aber der Weg, den er einschlug, schien ihm der richtige zu sein. Wieder und wieder rief er ihren Namen, während er weiter lief. Sah sich um und blieb ab und an kurz stehen. Es kam ihm schon bald wie eine Ewigkeit vor, dass er das tat. Seine Lungen brannten vom Rufen ihres Namens. Und er fühlte nur allzu gut, dass auch seine Kraft noch nicht wieder vollständig zurück war. Er wagte sich gar nicht auszumalen, was dann bei Usagi los war, wenn er sich schon so kraftlos fühlte. “Usako?”, er blieb stehen und sah sich erneut um, “Usako, wo bist du nur?” Hinter sich hörte er ein leises Rascheln. Erschrocken und freudig zu gleich fuhr er herum. Aber es war nicht Usagi. “Königin Selene!”, er deutete ein leichter Verbeugung an. Die ehemalige Königin des Mondreiches stand vor ihm und lächelte ihn freundschaftlich an. “Prinz Endymion! Es ist schön, Euch wieder zu sehen.” ”Die Ehre ist ganz meinerseits.” Es stimmte was er sagte, aber er konnte ihren Blick nicht erwidern. Traurig wandte er sich ab und schaute verloren über die Wiese. Er hatte Angst vor ihrer Reaktion, wenn sie erfahren hätte, dass er ihre Tochter wieder nicht beschützen konnte. “Serenity geht es gut, Prinz.” Überrascht fuhr er zur Königin herum: ”Wo ist sie? Geht es ihr gut?” Aber Selene antwortete nicht. Stattdessen drehte sie ihm den Rücken zu und schien leise ein Gebet zu sprechen. Mit den Handflächen vollführte sie Bewegungen, die die Blumen am Boden in leichte Schwingungen versetzte. In dem Raum zwischen Blumenmeer und ihren Handflächen bildeten sich leuchtende kleine Sterne, die sich erst locker bewegten und dann zu manifestieren begannen. Dabei strahlten sie immer heller und heller bis sie auseinander stoben. Endymion traute seinen Augen nicht, als er sah, wie seine Prinzessin zu Boden und in die Blumen sank. Mit schnellen Schritten war er bei ihr. Sank neben ihr auf die Knie. Auch ihr Zwiebellook war verschwunden und einem leichten weisen Sommerkleid gewichen. “Serenity.”, seine Stimme war brüchig und erneut traten ihm die Tränen in die Augen. “Sie ist schwach. Zu schwach.” Er zuckte unter den Worten der Königin zusammen. Schwach. Serenity war zu schwach. “Aber es ist doch gut, dass wir jetzt hier sind.” “Ja, aber...” ”Aber was?”, mit der Prinzessin im Arm drehte er sich zu deren Mutter um, “Was?” Selene sah die Verzweiflung und Wut in den Augen des Prinzen. Und der Anblick tat ihr genauso im Herzen weh wie der ihrer Tochter. “Wo sind wir hier überhaupt?”, schiefte Endymion und sah wieder hinab zu dem Mädchen in seinen Armen. “Es ist ein Ort aus deiner Vergangenheit, Prinz.” ”Aus meiner?” ”Ja.” ”Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals hier gewesen zu sein.” ”Du wirst dich daran erinnern.”, Selenes Stimme war sanft. “Wann?” ”In naher Zukunft.” ”Warum könnt Ihr es mir jetzt nicht einfach sagen.” Die Königin konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. So wie sich ihre Tochter charakterlich kaum geändert hatte, war auch der Prinz scheinbar genauso geblieben, wie damals als sie ihn das erste Mal im Beisein ihrer Tochter gesehen hatte. Noch immer so wissbegierig und stur wie zu Zeiten des Silver Millenniums. “Es würde die Zukunft durcheinander bringen. Und das darf ich nicht zulassen. Aber ich verspreche Euch, Prinz, dass ihr eine Antwort bekommen werdet. Das ihr denjenigen kennenlernen werdet, der hier über diesen friedlichen Ort wacht und euch beide hier aufgenommen hat.” ”Wenn es nicht das Mondreich ist, warum seid Ihr dann da?” ”Weil Serenity mich um Hilfe gebeten hat, als sie gegen Yukidaruma angekämpft hat.” “Ich verstehe.”, Endymion nickte und strich der Prinzessin eine Haarsträhne aus dem Gesicht, “Wann wacht sie auf?” “Das weiß ich nicht. Ihre Aura ist fast verschwunden. All ihre Kraft hat sie gegen das Monster gerichtet. Wir müssen wohl abwarten.” ”Was kann ich tun?”, er schaute über seine Schulter hinweg zu Selene, aber sie wich seinem Blick aus. Sie hatte keine Antwort für ihn und er wandte sich wieder ab: ”Was bringt es mir, dass ich hier mit ihr bin, wenn sie nicht wieder aufwacht? Warum haben wir beide von unserer Vergangenheit erfahren, wenn wir jetzt nicht einmal mehr eine gemeinsame Zukunft haben werden? Und was nützt uns der verdammte Silberkristall, wenn sie ihn nicht kontrollieren kann und sich dabei total verausgabt? Es bringt nichts. Dieser scheiß Kristall bringt nur Ärger. Wir müssen unsere Freunde belügen und ich werde von Luna als Feind angesehen. Sie vertraut mir nicht. Und die Mädchen auch nicht. Nicht wirklich. Wir haben uns gequält in den letzten Wochen. Haben unsere eigentlich vorhandenen Gefühlen verleugnet, obwohl wir von unserer Liebe wussten. Serenity war am Ende. Ich war es und heute wurde sie von Mars als Heuchlerin angeschrieen. Ich will mir nicht mal vorstellen, was sie sagen und wie sie uns ansehen werden, wenn sie die ganze Wahrheit erfahren. Wenn sie erfahren, dass ihre Prinzessin schon längst erwacht ist und den Silberkristall hat. Wenn sie herausfinden, dass wir es schon seit der Geburtstagsfeier wissen. Seit wir miteinander geschlafen haben.” Tränen liefen über sein Gesicht und er schlug wütend mit der Faust ins Gras. “Prinz.” ”Nein, ich will das nicht hören. Ich bin kein Prinz. Ich bin Mamoru Chiba. Ein stinknormaler Medizinstudent.” “Prinz, ihr könnte es nicht rückgänig machen.” Endymion wusste um die Wahrheit in Selenes Worten. Trotzdem war er sauer. “Ihr habt Euch auch als Mamoru zu ihr hingezogen gefühlt. Es war und ist euer beider Schicksal, zusammen zu sein. Nach dem ersten Kampf und der Enttarnung sind eure Gefühle füreinander neu aufgekeimt. Es gab keine Geheimnisse mehr zwischen euch. Von da an nahm das Schicksal und eure wahre Bestimmung seinen Lauf. Alles was in dieser ersten Nacht zwischen Euch und meiner Tochter passiert ist, war so vorher bestimmt.” ”Wir sollten also im Bett landen?!” Selene musste schief grinsen bei seinen Worten: ”Naja, eigentlich musstet ihr euch neu ineinander verlieben. Aber auch ja: Ihr musstet euch nah sein, um eure Erinnerungen wieder zu erlangen. Ich weiß, dass ihr hinterher verwirrt gewesen seid. Das ihr nicht darüber geredet habt, als ihr von eurer Liebe wusstet, die damals vor tausend Jahren im Silver Millennium begann. Und ich wünsche euch von Herzen, dass ihr dieses Mal glücklich miteinander werdet.” Der Prinz hatte seinen Blick auf die Königin gerichtet. Sah in ihren Augen die Aufrichtigkeit ihrer Worte. Er rang sich zu einem Nicken und einem leichten und schwachen Lächeln ab. “Ich will auch nichts anderes, als glücklich sein.” Überrascht drehte sich Endymion wieder zu Serenity und auch Selene fiel neben dem Prinzen auf die Knie. Ungläubig schauten sie auf die Prinzessin. Serenity musste einige Male blinzeln, bevor sie ihre Augen ganz öffnen konnte. Sie fühlte die angenehme Wärme, die sie umfing. Unter ihren Händen spürte sie Blumen. Hörte Vogelgezwitscher. “Serenity.”, Endymion beugte sich über sie und lächelte sie an, “Ich dachte, ich hab dich verloren.” ”Nein.”, langsam richtete sie sich auf und schenkte auch ihrer Mutter ein Lächeln, die sich aber augenblicklich einige Schritte zurückzog. Liebevoll blickte sie ihrem Prinzen in die Augen, strich ihm sanft über die Wange: ”Ich bin bei dir.” ”Ich hatte solche Angst dich zu verlieren. Plötzlich hast du nichts mehr gesagt.” ”Es ist im Schweigen und den Wörtern, die wir nicht sagen. Ich sehe es in deinen Augen. Ich sehe, wie du mich ansiehst und in meinen Augen nach Hinweisen suchst.” ”Weil alles was ich weiß, ist, was ich fühle, wenn ich in deine Augen schaue, Serenity. Und ich verspreche dir aus tiefstem Herzen heraus, dass ich dich lieben werde, bis der Tod uns irgendwann einmal trennt. Ich verspreche dir als ein Liebhaber und ein Freund: Ich werde dich lieben, wie ich niemals wieder lieben werde. Mit allem was ich bin.” Das Mädchen nickte ihm zu. Ihr waren die Tränen in die Augen geschossen bei seinen Worten. Bei seinem Versprechen sie bis ans Ende ihrer beiden Zeiten zu lieben und für sie da zu sein. Zärtlich legte sie eine Hand in seinen Nacken und zog ihn näher an sich. Legte ihre Lippen auf seine und erfreute sich an dem Gefühl der Geborgenheit, als er den Kuss erwiderte. Selene beobachtete die Szene. Sie war glücklich darüber, ihr Kind so zu sehen. Doch sie wusste auch, dass dieser kurze Moment nicht von Dauer sein würde. Das die beiden nicht ewig hier verweilen konnten. Sie mussten zurück in ihre Welt. Kapitel 10: In a world like this -------------------------------- Die Sonne strahlte von blauen Himmel. Ihre Strahlen wärmten die Erde. Nährten die Blumen, die sich sanft im Wind hin und her bewegten. Einzelne Schmetterlinge flatterten von Blüte zu Blütze. Bienen und Hummeln folgten ihrem Beispiel. Es war ein buntes Treiben und Gesumme auf der Wiese. Im etwas weiter entferten Buchenhain zwitscherten Vögel munter ihre Lieder und wurden von einem Rauschen des Orchesters der Blätter unterstützt. Es war der friedlichste Ort, den Serenity seit langem gesehen hatte. Langsam ließ sie ihren Blick schweifen und genoss ein wenig die Aussicht, die sich ihr hier auf diesem Hügel stehend bot. Nichts schien hier daran zu erinnern, was in ihrer eigentlichen Welt los war: Ihre Freundinnen und Gefährtinnen lagen zusammen mit zwei treuen Katzen in einer eiskalten Wohnung. Waren schon in dem selben Schockzustand wie der Rest der japanischen Bevölkerung. Vielleicht war auch schon die ganze Welt in dieser Kälte gefangen. Und das machte dem Mädchen Angst. Sie wusste nicht, wie sie das ganze Unheil aufhalten sollte. In ihrem Innersten schrie alles danach, dass sie ihnen allen helfen wollte. Sollte. Musste. Ja sie musste ihnen helfen. So wie sie es schon seit so vielen Monaten tat. Selene und Endymion standen einige Meter von der Prinzessin entfernt und beobachteten sie. Der Prinz nahm jede Bewegung von ihr wahr. Nach allem was in den letzten Stunden passiert war, hatte er Angst, auch nur die Augen zu schließen. Auch wenn er wusste, dass die Befürchtung, sie könnte einfach so verschwinden, dumm war. Nur darauf wollte er sich nicht verlassen. Mit all seine Kraft wollte er sie beschützen. Sie nie wieder gehen lassen. Nicht nachdem er sie endlich wieder gefunden hatte. “Macht Euch nicht so viele Sorgen, Prinz Endymion. Ihr beide seid hier sicher.” Sein Blick glitt zu Selene, die ihn anlächelte. “Wo sind wir hier?”, erneut stellte er ihr diese Frage. ”Ich darf es nicht sagen.” ”Und woher wollte Ihr dann wissen, dass wir hier sicher sind?” ”Ich weiß es einfach.” Endymion schüttelte leicht den Kopf und schaute dann wieder zu Serenity hinüber, die immer noch barfuß im Gras stand und vor sich hin träumte: ”Sie ist nicht glücklich über ihr Dasein als Sailor Moon. Sie hasst es zu kämpfen.” ”Ich weiß. Aber nur sie kann den Silberkristall beherrschen und sie braucht ihn, um all die Feinde zu vernichten, die ihr schaden wollen. Die sie vernichten wollen. Sie und den Kristall und somit eure beider Zukunft.” ”Ist die Zukunft denn so wichtig?” ”Sehr sogar.” ”Warum?” ”Seit dem Untergang des Silver Millenniums wurde die Erde von Krieg und Zerstörung, von Hunger und Krankheit gebeutelt. Oftmals stand sie vor ihrer völligen Vernichtung. Millionen von Menschen starben. Viele unschuldig und wehrlos. Sie alle sehnten und sehnen sich nach dem Frieden in dieser Welt.” ”Weltfrieden.”, murmelte der Prinz ernst und leise. “Genau.” ”Und was haben Serenity und ich damit zu tun? So weit ich mich erinnern kann, dürften wir streng genommen als Mondbewohnerin und Erdbewohner nicht einmal zusammen sein.” ”Streng genommen hast du Recht.”, Selene schaute zu ihrer Tochter, die ihren Blick gen Himmel und den Vögeln zugewandt hatte, “Aber ihr seid beide auf dem gleichen Planeten wiedergeboren wurden. Ihr dürft hier zusammen sein. Natürlich ist Serenity immer noch die Kronprinzessin des Mondreiches. Nur die Menschheit von heute erinnert sich nicht mehr an diese alten Gesetze. Sie wollen nur den Frieden. Und ihr beide könnt ihn erwirken und bringen.” “Wir sollten es ihr sagen.” ”Nein.” “Was?”, überrascht schaute er die Königin an. “Meine Tochter leidet. So wie Ihr es gesagt habt, mag sie nicht kämpfen. Sie ist ein friedliebender Charakter. All das weiß ich, Prinz. Aber das ist genau das, was es braucht, um den Frieden auf der Welt, im Sonnensystem und der gesamten Galaxie zu schaffen und ihn zu halten. Sie und Ihr müsst diese Opfer bringen. Nur ich befürchte, dass sie es nicht verstehen würde.” ”Sie würde es verstehen. Glaubt mir, Majestät. Aber Ihr solltet eher befürchten, dass sie sich in Zukunft weigern würde, zu kämpfen. Sie kann ziemlich stur sein, dass wisst Ihr.” ”Ja, nur allzu gut. Ich hoffe, sie lässt ihre Launen nicht allzu sehr an Euch aus, Endymion.” “Nein. Ich hab mich daran gewöhnt, ab und an ihr Blitzableiter zu sein. Außerdem ist es seit dem Geburtstag von Jupiter auch besser geworden.”, der Prinz grinste schief. Selene nickte. Sie wusste nur allzu gut, worauf er hinaus wollte. Ihre Tochter war schon immer ein Wildfang gewesen. Sie erinnerte sich gut an die vielen Male, die sie ihrer Tochter verboten hatte, hinab zur Erde zu steigen. Wie oft sie mit ihr gestritten hatte. Aber all das brachte nichts. Selbst als ihre Leibwächterinnen ihr hinterher spionierten, ließ sich Serenity nicht davon abbringen, ihren heimlichen Geliebten zu sehen. Die Königin hatte irgendwann Erbarmen gehabt. Sie ahnte, dass sie Serenity nicht umstimmen konnte. Das die Prinzessin ihr Herz schon längst verloren hatte und es für sie kein Zurück mehr gab. Selene kam es in den Sinn, wie ihre Tochter damals überglücklich war, als Endymion auch zu einem Ball eingeladen wurde. Doch die Königin wusste schon damals, dass es nicht gut gehen würde. Aber wie heute konnte sie ihrer Tochter schon damals nichts sagen. Ihr waren die Hände gebunden. Ein wenig bedauerte sie, dass es auch dieses Mal nicht leicht für ihr Kind werden würde. Das sie wieder leiden musste. Das es noch eine ganze Weile so anhalten würde. Nur allzu gerne hätte sie ihr alles erspart. Doch es ging nicht. “Wird es sehr schlimm werden?” Aus ihren Gedanken gerissen schaute sie zum Prinzen und dann zu ihrer Tochter, die langsam wieder auf sie zukam. “Wird sie sehr leiden müssen?” ”Das weiß ich nicht.” ”Ihr meint, dass Ihr es mir nicht sagen dürft.” ”Ja. Es tut mir leid.” “Nein. Es ist in Ordnung. Ihr müsst Euch nicht entschuldigen. Ich möchte es, um ehrlich zu sein, auch gar nicht wissen. Wenn Ihr sagt, dass es dem Weltfrieden dient, ist es mir Antwort genug.”, Endymion sah die Mutter seiner Prinzessin nicht an. Stattdessen ging er, ebenfalls immer noch barfuß, in Richtung seiner Liebsten. Er wollte nicht weiter darüber nachdenken, was ihnen wohl noch alles bevor stand. Der Wind wehte ihren langen Zöpfe zur Seite. Eine einzelne kleine und dünne Strähne landete in ihrem Gesicht, die sie sich rasch hinters Ohr schob. Der Saum ihres leichten Sommerkleides umspielte ihre Beine und das Gras und die Blumen kitzelten sie an den Zehen. Die warmen Sonnenstrahlen wärmten angenehm ihre Haut und sie genoss all diese kleinen Momente in vollen Zügen. ”So verträumt, Prinzessin?” Lächelnd schaute sie auf und sah, wie sich ihr Endymion näherte. Sie beschleunigte ihre Schritte und ihr kam prompt ihre Tollpatschigkeit entgegen, als sie einen kleinen Stein übersah und ins Stolpern geriet. Sie strauchelte und fand sich in wenigen Sekunden in den Armen ihres Prinzen wieder. “Hoppla.”, sie schaute nach oben und grinste ihn schief an. Ihre Augen leuchteten dabei. “So ungeschickt wie eh und je.” ”Baka.” ”Oh, beleidigst du mich jetzt wieder.”, sie lag noch immer quer in seinen Armen und er kam nicht umhin, sie einfach nur anzulachen. “Das würde mir niemals einfallen.”, in einer schnellen Bewegung hatte sie ihre Hand in seinen Nacken gelegt und ihn zu sich runter gezogen. Versiegelte seine Lippen mit den ihrigen. Der Prinz erwiderte ihren Kuss augenblicklich. Jedoch vergaß er dabei die Haltung, in der sie sich beide befanden und er verlor mit ihr zusammen das Gleichgewicht. Beide landeten sich küssend im Gras und lösten sich lachend voneinander. Serenity versank in seinen blauen Augen. Gedankenverloren strich sie ihm eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie fühlte sich in diesem Moment so frei und entspannt wie schon lange nicht mehr. Ihre Sorgen waren dem Glück gewichen, welches sie gerade mit ihrem Prinzen zusammen genoss. “Du siehst glücklich aus.”, er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. “Ich bin es auch.”, sie kniete sich ins Gras und ließ erneut ihren Blick schweifen, “Und ich möchte am liebsten gar nicht mehr hier weg.” “Serenity.” “Ich weiß. Vielleicht bin ich auch einfach gerade nur egoistisch.” “Nein, dass sicher nicht. Ich kenne keine großzügiger Person als dich.” Sie schaute ihn an und lehnte sich mit dem Rücken gegen seine Brust. Er war so liebevoll zu ihr. Er war es schon immer gewesen. Selbst in den Momenten in denen sie sich immer nur gestritten hatten. Nie hatte er sie wirklich verletzt. Nie. Und selbst jetzt dämmte er ihr schlechtes Gewissen ein wenig ein. “Was hast du mit meiner Mutter besprochen?” ”Nichts großes. Nur ein wenig Smalltalk.” Das Mädchen wusste, dass es eine kleine Lüge war, aber sie wusste auch, dass er sie nicht beunruhigen wollte. Eine Eigenschaft an ihm die sie schätzte. “Wo sind wir hier eigentlich?” ”Das hab ich deine Mutter auch schon gefragt. Aber sie sagte, sie darf es nicht sagen. Irgendwann würden wir es schon erfahren.” “Immer diese nebulöse Zukunft.”, stöhnte sie genervt auf, was ihn zum Schmunzeln brachte. Sie wandt sich aus seiner Umarmung und stand auf. Reichte ihm die Hand und zog ihn ebenfalls auf die Beine. “Was schaust du so ernst, Prinzessin?” ”Ich muss mal mit meiner Mutter reden.” “Worüber?”, er folgte ihr verwirrt, als sie mit schnellen Schritten zu ihrer Mutter lief, die etwas weiter entfernt stand und scheinbar mit jemanden sprach. Serenity stoppte. Auch sie sah, dass die Königin ein Gespräch führte. Schnell beeilte sie sich, bei ihr zu sein. Vielleicht noch etwas von dem Gespräch aufschnappen zu können: ”Mutter!” Lächelnd und ausgeglichen wie immer drehte sich die Angesprochene zu ihrem Kind um. Streckte die Hand nach ihr aus, um sie in Empfang zu nehmen. Die Prinzessin legte ihre Hand in die der Königin und blieb neben ihr stehen. Hinter ihr stoppte Endymion. Sowohl sie als auch er betrachteten die beiden Mädchen, die vor ihnen standen, neugierig. Serenity schätzte sie auf ihr eigenes Alter. Vielleicht ein, maximal zwei Jahre älter. Höchstens. Sie trugen lange, weiße und fliesende Kleider. Einzelne Haarsträhnen von den Seiten waren am Hinterkopf mit Klammern und Bändern festgesteckt. Sie waren barfuß. So wie fast scheinbar alle außer der Königin Selene selbst. Freundlich lächelnd nickten die beiden Mädchen dem jungen Paar zu. “Mutter?” ”Das sind Mänaden.” ”Mänaden?” “Dienerinnen eines Priesters. Im antiken Griechenland dienten sie im Dionysoskult.”, erklärte ihr Endymion sanft und ohne den Blick von den Mänaden selbst zu wenden. “Dienerinnen eines Priesters?” ”Ihre Majestät, Prinz Endymion, hat Recht, Prinzessin Serenity.”, eine der beiden Mänaden verbeugte sich, “Mein Name ist Thyia. Und das ist Kybele.” Kybele tat es ihrer Schwester nach: ”Es ist eine Freude, Euch wohlauf wiederzusehen.” “Ihr kennt uns?” “Ja, Prinz Endymion.” “Woher?” ”Aus der Vergangenheit.” “Dachte ich mir.”, er klang sarkastisch, “Lasst mich raten, auch ihr dürft es mir nicht sagen.” ”Nein. Es tut uns außerordentlich leid.”, Thyia verneigte sich. “Wir sind hier, um Euch zu dienen.” “Zu dienen?”, die Prinzessin schaute verblüfft zu Kybele. Nun wandte sich Selene zu ihrer Tochter und schaute sie liebevoll an: ”Mein Kind! Du bist schwach. Das Dark Kingdom hat dich geschwächt und ich habe die Befürchtung, dass es dir nicht gut tun würde, wenn du und Endymion jetzt sofort wieder auf die Erde zurückkehren würdet. Ihr solltet noch eine Weile da bleiben. Nur bis morgen.” “Was ist mit den anderen? Mit Mars und Mercury. Jupiter und Venus. Und mit Luna und Artemis.” ”Mach dir um sie keine Sorgen.” ”Aber sie sind vielleicht schon erfroren.” ”Nein. Sie sind in einem Schockzustand. So wie du vorhin. Aber ihnen wird nichts geschehen.” ”Warum seid Ihr Euch da so sicher?”, Endymion blickte Selene fragend an. Kurz schenkte sie ihm einen Blick, bevor sie sich an Thyia und Kybele wandte: ”Mänaden, seid bitte so freundlich und bereitet euren Gästen doch etwas zu Essen vor. Und gebt dem Priester noch einmal Bescheid, dass sie über Nacht bleiben werden.” Die beiden Mänaden nickten lächelnd und verschwanden dann.Der Prinz und die Prinzessin sahen ihnen nach. Beobachteten sie dabei, wie sie einige weiße Marmorstufen hinauf gingen und in einem Säulengang verschwanden. “Kommt, wir gehen ein Stück.” Das Paar wandte den Blick ab und schaute zu Selene. Sie war schon einige Schritte weiter und blickte sie lächelnd an, als sich beide in Bewegung setzten und ihr folgten. Ihre Finger waren ineinander verschlungen, als sie auf einer Steinbank saßen. Gegenüber von ihnen hatte Selene Platz genommen. “Du musst dir um deine Gefährtinnen keine Sorgen machen.” “Mutter?” ”Die Eiskristalle greifen ihre Lungen nicht so schwer an wie deine.” “Warum nicht?” ”Vom Ursprung her betrachtet, bist du eine Bewohnerin des Mondes. Als wir damals noch auf dem Mond lebten, war die Luft dort eine gänzlich andere als auf der Erde. Deine Lungen ertragen die warme Luft hier auf diesem Planten. Auch eine normale Winterluft schadet dir nicht. Aber diese veränderte und eisigkalte Luft, die das Dark Kingdom erzeugt hat, ist alles andere als gut für dich.” ”Deswegen konnte es auch Endymion nichts anhaben.”, Serenity schaute kurz zu ihrem Prinzen, der nickte. “Richtig. Deine Gefährtinnen stammen auch nicht direkt vom Mond. Ursprünglich wurden sie auf ihren Schutzplaneten geboren. Venus, Mars, Merkur und Jupiter. Auch ihre Heimatluft ist ganz anders. Aber sie sind angepasster, weil sie sich auch mit unserer Luft auf dem Mond auseinander setzen mussten und zwischen diesem und ihren Planten hin und her gereist sind. Daher verfielen sie, wie auch die restlichen Bewohner der Erde, nur in eine Schockstarre. Ihnen wurde die Energie entzogen. Doch sonst geht es ihnen gut.” “Und wie wird es wieder wärmer auf der Erde?” “Du hast Tsurara und Yukidaruma besiegt. Der erste wurde als Ablenkung und Opfer für den zweiten genutzt. Der war dein Hauptgegner. Nachdem du nun auch ihn besiegt hast, wird sich die Erde wieder erholen. Es wird wieder ein normaler Durchschnittswinter werden.” “Was mach Euch so sicher?”, Endymion hatte das Wort ergriffen. ”Der Priester dieses Ortes hat es mir gesagt. Und schaut mich nicht so skeptisch an, Prinz. Ihr werdet es bald selber wissen. Aber so viel sei euch gesagt: Der Priester wacht über das Wohl der Erde. Und von daher weiß ich, dass dieser Planet bereits am Weg der Besserung ist. Ihr werdet zurückkehren, wenn sich alles wieder normalisiert hat. Das sollte morgen am späteren Nachmittag der Fall sein.” Serenity nickte und wurde gleichzeitig von einer Welle des Glückes erfasst. Sie durfte noch einen weiteren Tag an diesem wundervollen und friedlichen Ort verbringen. “Wird das Dark Kingdom denn nicht versuchen, die Erde erneut anzugreifen? Immerhin ist sie jetzt schutzlos.” “Sei nicht so ein Spielverderber, Endymion.”, Serenity sah ihn schmollend von der Seite her an, “Sie wird diese Entscheidung abgewähnt haben. Und wenn die Erde einen Schutzpriester hat, dann wird er schon wissen, was zu tun ist.” “Sie hat Recht, Prinz. Macht Euch keine Sorgen. Außerdem ist es auch besser für die Prinzessin. Es sitzen noch einige Eiskristalle in ihrer Lunge. Die Luft dieses heiligen Ortes wird ihr helfen.” Das Paar nickte und Serenity sprang auf, riss ihren Prinzen mit sich. Sie wollte die Zeit hier nutzen. Auch wenn es nur für einen Tag war. Sie wollte mit Endymion zur Ruhe kommen. Seine Gegenwart genießen und für einen Augenblick nicht mehr an die Sorgen und Probleme der Welt denken. Die Nacht war über der ihnen fremden Welt herein gebrochen. Noch immer war die Außentemperatur angenehm. Das Gezwitschter der Amseln, Spatzen und Meisen war denen der Nachtigall gewichen. Serenity stand auf dem kleinen Balkon und schaute hinauf zum Sternenhimmel. Sie konnte sich nicht entsinnen, in ihrem Leben als Usagi Tsukino jemals so viele Sterne auf einen Haufen gesehen zu haben. Das unnatürliche Licht der Millionenstadt Tokio nahm diesen kleinen Himmelsdiamanten immer das Strahlen. Und auch als sie am Land auf Urlaub mit ihrer Familie war, hatte sie nur halb so viele Sterne erspähen können wie jetzt gerade. Die Prinzessin konnte sich fast nicht satt sehen an der Schönheit des Nachthimmels. Sie erinnerte sich daran, dass sie es schon in ihrem früheren Leben so genossen hatte. Damals hatte sie die Sterne bestaunt und die Erde, auf der ihr heiß geliebter Prinz lebte. Nun stand sie wieder auf einem Balkon und betrachtete den Sternenhimmel. Doch statt der Erde sah sie nun wehmütig hinauf zum Mond. Der Prinz war in das ihnen zugewiesene Zimmer gekommen und hatte sich kurz umsehen müssen, bevor er Serenity entdeckt hatte. Die Balkontüre stand offen und die bodenlangen Gardinen wehten sanft in der lauen Brise. Er sah die Umrisse der Prinzessin dahinter und ging in ihre Richtung. Im Türrahmen blieb er stehen, lehnte sich dagegen und bedachte sie mit einem liebevollen Blick: Ihr Kleid hatte sie gegen ein Nachthemd getauscht. Aber Endymion war der festen Ansicht, dass es mehr zeigte und preis gab, als das es etwas verdeckte. Sie hatte ihre Haarknoten gelöst und die langen Strähnen wehten im Wind. In seinen Augen war sie das wunderschönste Wesen, dass er je kennen gelernt hatte. Und er fühlte sich beinahe schon gesegnet, weil er sie so sehr lieben durfte. Sie wusste, dass er sie beobachtete. Spürte seine Blicke in ihrem Nacken und musste lächeln. Sie fand es wunderbar, dass er sie so anschaute. So liebevoll und zärtlich. Und doch verlangend zu gleich. Ja sie gehörte ihm mit Haut und Haaren. Und sie hätte lügen müssen, hätte sie geleugnet, dass sie ihn genauso begehrte wie er sie. Langsam wandte sie ihren Blick vom Mond ab und schaute versonnen auf den Springbrunnen, der im Innenhof dieser Palastanlage war. Das Gequake von Fröschen drang zu ihren Ohren hinauf. “Es ist wunderschön hier.” Endymion schlang von hinten die Arme um seine Prinzessin und legte seinen Kopf auf ihre rechte Schulter. “Ja. So stell ich mir das Paradies vor.” ”Hm.” ”Was hast du, Endymion?” “Ich wünschte, ich könnte dir sagen, wo wir hier sind.” “Mach dir keine Gedanken darüber. Meine Mutter sagte doch, dass du dich bald wieder daran erinnern kannst.” “Ich weiß, aber ich mag es nicht...” ”Unwissend zu sein.”, vollendete Serenity den Satz und drehte sich dabei in seinen Armen um. Sah, wie er nickte: ”Aber wir sollten es genießen. Und wir werden sicher eines Tages hierher zurück kehren.” “Ich denke auch.” Der Prinz umfasst mit beiden Händen ihr Gesicht und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Kurze Zeit versanken sie in dieser innigen Umarmung und ihnen beiden kam es wie eine kleine Ewigkeit vor, bis sie sich wieder voneinander lösten. Sie schmiegte sich in seine Arme und fühlte erneut diese wunderbare Geborgenheit, die sie nur bei ihm fand. “Wir müssen noch viel durchstehen, hab ich Recht?” Der Prinz schob sie ein wenig von sich und versuchte in ihren Augen zu lesen. Aber Serenity schaute zur Seite und beobachtete die Glühwürmchen, die unterhalb des Balkons in und über einem Rosenstrauch tanzten. Er wusste nicht, was er ihr antworten sollte. Schon immer schien sie in manchen Dingen besser Bescheid zu wissen, als sie allen Glauben machte. Und er wusste nicht erst seit gestern, dass sie keineswegs so dumm war, wie sie manchmal vor anderen rüber kam. “Du musst mir nicht sagen, was meine Mutter erzählt hat. Ich weiß auch so, dass es für uns nicht einfach sein wird. Das war es schon im Silver Millennium nicht und das wird jetzt nicht viel anders sein. Wahrscheinlich wird das Dark Kingdom nicht unser letzter Feind sein und ich möchte auch gar nicht wissen, was uns noch bevor steht. Aber ich weiß, dass ich mit dir zusammen sein will.” ”Serenity.” Die Prinzessin hob ihren Blick und schaute ihn sanftmütig an: ”Endymion, in einer Welt in der die Menschen sich immer mehr voneinander entfernen und in einer Zeit wo nur noch weniges wirklich von Herzen kommt, in so einer Welt habe ich dich. Und jetzt verliere ich mich in deinen Augen und du hast mich so oft angerufen, als ich nichts mehr von dir wissen wollte, was schon fast keine Überraschung mehr für mich war. Ich dachte nie daran, dass ich jemand bis ans Ende der Zeit lieben könnte. Und nun kann ich mich fallen lassen mit dir an meiner Seite.” Er konnte ihr nichts entgegen bringen. Ihre Worte berührten sein Innerstes auf eine nie zuvor da gewesene Art und Weise. Alles was er tun konnte, war, dass er sie in seine Arme zog und seine Lippen erneut auf ihre legte. Der Wind spielte mit den Gardinen und berührte sanft die Vorhänge des Himmelbettes. Am Boden lagen vereinzelt Sachen. Endymion küsste jeden Quadratzentimeter Haut seiner geliebten Prinzessin. Nach ihren Worten konnte er nicht anders, als sie mit sich zu ziehen. Wild und unbändig wanderten seine Hände über ihren Körper. Reizten ihre Brustwarzen und ließ sie dabei aufkeuchen. Kurz suchte er ihren Blick und sah, wie glasig dieser war. Ein Lächeln zierte ihre Lippen und er erwiderte es nur allzu gerne, bevor er sie in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte. Seine linke Hand strich ihr dabei zärtlich durch die langen goldenen Haare. Seine rechte hingegen war vorwitziger und begab sich in Serenitys untere Region. Glitt zwischen ihre Schenkel und begann an ihrer Perle zu spielen. Die Prinzessin vergrub ihre Hände in die Haut seines Nackens, als er sie an ihrer intimen Zone berührte. Ein Kribbeln durchfuhr augenblicklich ihren Körper und sie stöhnte in den Kuss hinein. Er reizte sie immer mehr und mehr und sie musste sogar den Kuss unterbrechen, um noch halbwegs Luft zu bekommen. Sie wusste, dass sie diese Berührungen seinerseits nicht mehr lange aushalten würde und umfasste das Handgelenk seiner rechten Hand, um ihn zu stoppen. Sah seinen verwirrten Blick. “Willst du denn, dass das Spiel gleich vorbei ist?” Der Prinz musste grinsen und schüttelte den Kopf. Gab ihr einen Kuss auf die Wange: ”Bestimmt nicht. Von mir aus könnte es die ganze Nacht andauern.” Sie musste kichern und wurde etwas rot um die Nase. Auch wenn sie nicht das erste Mal das Bett teilten, und es sicher nicht das letzte Mal sein würde, war sie immer wieder überrascht über seine vorwitzige Art, die er ausgerechnet in solch einer Situtation an den Tag legte. “Du bist doch ein Schuft!”, quiekte sie, als er mit der Hand ihre Seite entlang fuhr. “Das magst du doch an mir.” ”Achs so?” Er nickte nur und küsste sie erneut. Langsam aber zielstrebig schob er sich auf sie und versenkte sich in ihr. Ließ sie dabei erneut aufkeuchen. Er begann seine Lenden zu bewegen und genoss die Enge, die seine Errektion umschloss. Mit seinen Unterarmen stützte er sich links und rechts neben ihrem Kopf ab und beobachtete, nun selber mit einem glasigen Blick, ihre Reaktionen. Es erregte ihn ungemein, wie sie sich vor Lust auf die Unterlippe biss und ihre Fingernägel in seinem Rücken vergrub. Wie sie den Kopf unkontrolliert zur Seite warf und ihren Rücken durchdrückte. Er spürte, wie sie mit ihren Beinen seine Hüfte umklammerte und ihn so dazu brachte, noch tiefer in sie hinein zu tauchen. Serenity rieb sich an ihm und genoss seine Nähe. Biss ihm sanft in die Beuge zwischen Schulter und Hals. Sie ließ sich fallen und schmiegte sich an ihn, als er sich mit ihr auf den Rücken drehte. Laut keuchte sie auf, als sie sich auf ihm aufrichtete und ihre Perle über seine Haut glitt. Es durchzuckte sie kurz, aber es war noch lange nicht die Erlösung. Sie legte ihre Hände auf seine Brust und bewegte ihr Becken kreisend über seiner Errektion. Lehnte sich ein wenig zurück und warf ihren Kopf in den Nacken, als er mit seinen Händen über ihre Brüste glitt und dann hinab zu ihrer heißen Mitte, um sie mit seinem Daumen noch ein wenig mehr zu reizen. Endymion genoss den Anblick, der sich ihm bot. Sah ihre wundervollen Rundungen, die auf und ab wippten, während sie sich erregt über ihm bewegte. Genoss ihr Keuchen, während er mit ihrer Perle und ihren Brüsten spielte. Alles liebte er an dieser Frau. Mit Schwung setzte er sich auf, hielt sie dabei an der Taille fest und wiegte sich mit ihr zusammen hin und her. Sie war mehr als nur feucht, dass konnte er nur allzu gut spüren. Seine Zunge glitt über ihr Schlüsselbein und hinab zu ihren Brustwarzen, die er damit umspielte. Sie ließ sich nach hinten fallen und zog ihn mit sich. Langsam drehte sie sich auf den Bauch, und bedauerte es ein wenig, dass er sich dabei aus ihr lösen musste. Aber es schien ihm nichts auszumachen. Heiß fühlte sie seine Lippen auf ihrem wohlgeformten Po und wie seine Hand an dessen Seite auf ihre Vorderseite und hinab zu ihrer Mitte glitt. Laut stöhnte sie auf, als sie zwei seiner Finger in sich spürte. Und eine Gänsehaut überkam sie, als er sich von hinten über sie beugte, ihr das lange Haar zur Seite schon und feurige Küsse in den Nacken hauchte. Leicht dabei hinein biss. Ein kurzes Wimmern entfuhr ihr dabei. Er schob sich auf sie und seine Hand wanderte von ihrer Mitte hinauf zu ihrer unteren Bauchpartie, hob sie ein wenig an und platzierte sich von hinten wieder in ihr. Vorsichtig stützte er sich ab und legte seine Stirn auf die Stelle zwischen ihren Schulterblättern. Sanft hauchte er ihr Küsse auf die Haut, die von leichten Schweißperlen bedeckt war. Immer und immer wieder stieß er dabei in sie hinein. Wurde immer fordernder in seiner Bewegung. Er konnte fühlen, wie seine Lenden schmerzhaften zuckten und seine Erregung gefählich stark pulsierte. Er richtete sich auf und setzte sich auf die Knie. Zog sie am Becken näher an sich heran, um dann tief in sie zu stoßen. Die Prinzessin kniete nun ebenfalls vor ihm. Ihre Beine lagen links und rechts angewinkelt neben seinen und ihre Arme hatte sie geradeaus von sich gestreckt. Ihre Finger krallten sich in das große Kissen. Ihren Oberkörper presste sie in das Laken, als er noch tiefer in sie hinein stieß als vorher schon. Die blonden Haare flogen erneut in den Nacken und sie konnte nicht anders, als laut und erregt aufzustöhnen. Unkontrolliert zuckte ihr Unterleib und sie schob ihm ihr Becken noch mehr entgegen. Er sollte sie haben. Und er sollte sie sich nehmen. Wild und ungezähmt packte er sie am Becken und stieß wie ein Besessener in sie hinein. Ihre Enge umfing seine Errektion immer schmerzhafter und er keuchte auf. Es trieb ihn in den Wahnsinn, was sie da unbewusst mit ihm anstellte. Er liebte sie dafür. Serenity spürte die aufkommenden Krämpfe, denen sie sich so entgegen gesehnt hatte. Endymions Lenden kochten und er wusste, dass es nur noch wenige Sekunden dauern würde. Sie bäumte sich auf und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Er stieß tiefer in sie hinein als bisher. Ein explosionsartiger Krampf durchzuckte sie und ließ sie aufstöhnen. Ihr ganzer Körper erzitterte unter ihrem Höhepunkt. Keine Sekunde später fühlte sie, wie sich der Prinz in ihr entlud und ihr Körper noch einmal geschüttelt wurde. Sein heißer Atem streifte ihre Haut. Langsam drehte sie sich auf den Rücken und brachte ihn so dazu, sich aus ihr zu lösen. Er sank neben ihr in die Kissen und zog sie in eine Umarmung. Hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Keiner der beiden sagte etwas. Nur das Zirpen der Grillen und das Gequake der Frösche war zu hören. Der Wind war frischer geworden und Serenity bekam eine leichte Gänsehaut, als er ihre Haut streifte. Sie zog die Decke über ihre Schulter und schob sich näher an ihren Prinzen heran. Auch wenn sie nur ahnen konnte, was ihnen noch bevor stand, so wusste sie, dass immer alles gut werden würde. Solange wie sie bei Endymion war und er bei ihr. Solange würden sie immer gewinnen. Endymion hing seinen eigenen Gedanken nach. Selene wusste über ihrer beider Zukunft Bescheid. Er tat es nicht und er war definitiv ungern der Unwissende in diesem Spiel. Auch wenn er wusste, dass es nicht anders ging. Vermutlich würde sich die Zukunft ändern, wenn sie es ihnen sagen würde. So hätten sie Einfluss darauf, dass war ihm durchaus klar. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, so war er neugierg auf seine und Serenitys Zukunft und wollte sich die Überraschung eigentlich auch nicht nehmen lassen. ”Ich bin gespannt, was uns noch erwartet.”, er lag auf dem Rücken. Eine Hand hinter seinem Kopf verschrenkt, mit der anderen strich er der Prinzessin durchs Haar. Sie richtete sich auf und stützte sich auf ihren linken Unterarm. Schaute ihn neugierig an und ihr Blick wurde lächelnd erwidert: ”Ich meine, anscheinend weiß deine Mutter und dieser ominöse Priester eine ganze Menge über unsere Zukunft.” ”Sie hat dir doch was gesagt, oder?” ”Nicht viel. Eigentlich nur das was du vorhin schon gesagt hast. Neue Gegner und jede Menge Herausforderungen. Aber wir werden es schaffen, Serenity.” ”Ich weiß.” ”Du weißt es?” “Ja.”, sie lächelte ihn an und strich versonnen über seine nackte Brust, “Wenn du bei mir bist, schaffe ich einfach alles. War doch schon immer so, wenn du dich erinnerst. Als Tuxedo Kamen bist du auch immer bei mir.” ”Stimmt.” “Siehst du. Wir schaffen alles, was wir wollen in einer Welt wie dieser.” “Meinst du damit auch, dass wir bei den anderen auf Verständnis treffen werden, wenn wir ihnen alles beichten?”, er hob skeptisch eine Augenbraue und schaute sie an. “Hm. Ich bin mir nicht sicher. Ich will darüber morgen noch einmal mit meiner Mutter sprechen. Ich weiß nicht, ob es schlau wäre, den Mädchen davon zu berichten. Ich will nicht, dass wir uns wieder streiten und sie enttäuscht von mir sind. Erst verschweige ich ihnen deine Identität als Tuxedo Kamen und jetzt soll gleich der nächste Knaller kommen. Glaubst du, dass das ein guter Schachzug wäre?” Endymion schaute seine Prinzessin an und ertrank ein wenig in ihren Augen. Wieder einmal. Neuerlich war er ein wenig überrascht darüber, wie erwachsen sie wirkte, sobald sie in ihrer Rolle als Prinzessin erwachte. “Endymion?” ”Entschuldige, ich war in Gedanken.”, lächelte er und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange. “Hab ich gemerkt.” ”Lass uns morgen mit der Königin darüber reden, okay? Um ehrlich zu sein, will ich lieber deine Nähe genießen, als mir den Kopf über unsere Freunde zerbrechen zu müssen. Wir haben nur diese Nacht und morgen den halben Tag um diese Zweisamkeit zu genießen, bevor wir wieder in den Alltag zurückkehren.” Die Prinzessin nickte und kuschelte sich wieder an ihn heran. Sie gab ihm leise Recht. Auch sie wollte nicht mehr allzu viel darüber nachdenken. Zudem war sie müde geworden. Schon die Nacht zuvor hatte sie wenig geschlafen. Dann war der Kampf und die Auseinandersetzung mit den Mädchen hinzu gekommen. Alles in allem war es ein mehr als anstrengender Tag. “Schlaf gut, Prinzessin.” ”Du auch, mein Prinz.”, gähnte sie schon mit halb geschlossenen Augen. Endymion schenkte ihr einen letzte Kuss auf den blonden Haarschopf. Er schloss die Augen, als er sie ruhig und gleichmäßig atmen hörte. Lehnte seine Wange gegen ihre Stirn und entschwand langsam in die gleiche Traumwelt, in die Serenity schon kurze Zeit vorher geglitten war. Kapitel 11: What makes you different ------------------------------------ Goldene Sonnenstrahlen durchfluteten den offenen Säulengang. Die Wandmosaike schimmerten unter dem Morgenlicht in bunten Farben. Ein gläsernes Windspiel hinterließ viele kleine Regenbögen auf dem Fliesenboden. Ein paar vorwitzige Spatzen hüpften laut zwitschernd über den Kiesboden des Innenhofes, auf der Suche nach einem schnellen Frühstück. Der Springbrunnen mit seinem leisen Geplätscher bildete die Hintergrundmusik zum ersten Vogelsolisten des Tages in Form der Lerche. Das Geräusch nackter Füße auf dem Boden unterbrach die Musik der Natur. Thyia und Kybele liefen fröhlich den Gang entlang und sangen ein Lied. Sie waren von ihrem Priester und Königin Selene damit beauftragt worden, der Prinzessin und dem Prinzen ein Frühstück zu servieren. Und nur allzu gerne waren sie dieser Bitte nachgekommen. Die beiden Mänaden hatten sich schon am Vortag darüber gefreut, dass ihr Herr aus der Vergangenheit, Prinz Endymion, den Weg zu ihnen zurück gefunden hatte. Sie waren begeistert gewesen, als sie Prinzessin Serenity kennen lernen durften. Die beiden Mädchen kannten sie nur aus Erzählungen des Priesters. Nie zuvor war sie hier bei ihnen gewesen. Stets war ihr Prinz immer nur auf dem Mond gewesen oder sie für kurze Zeit in seinem Palast auf der Erde. Gut versteckt und bewacht von ihm höchstpersönlich. Thyia und Kybele waren entzückt von der jungen Momdprinzessin gewesen und ganz verzaubert von ihrem Liebreiz. Serenity war so ein liebevoller und sanftmütig Mensch, dass sie ihren Herrn Prinz Endymion sehr gut verstehen konnten, warum er sein Herz an sie verloren hatte. “Ob sie wohl eines Tages heiraten werden?”, Thyia war stehen geblieben, den Griff des kleinen Holzwagens mit dem Frühstück darauf umklammert mit der Hand und den Blick auf den Springbrunnen gerichtet. Ihre Schwester Kybele blieb nun ebenfalls stehen und warf ihr einen kurzen Blick über die Schulter zu und schaute dann genauso zum Springbrunnen. Sie hielt ein Tablett mit einer Karaffe mit Orangensaft und heißem Kaffee: ”Ich hoffe es. Ich kann mir keine bessere und schönere und liebevollere Frau an der Seite unseres Prinzen vorstellen. Die Prinzessin ist so hübsch und nett. Auch wenn wir es so schon von Helios gehört haben, aber sie wirklich kennen zu lernen, ist noch mal etwas ganz anderes. Man muss sie einfach vom ersten Augenblick an gerne haben.” “Ja. Ich bedaure es, dass sie uns heute am Nachmittag schon wieder verlassen müssen.” “Hm.”, Kybele hatte ihren Blick gesenkt, “Ich wünschte, sie könnten beide länger bei uns bleiben.” ”Du hast doch Königin Selene und Helios gehört, dass sie wieder zurück müssen. Die Prinzessin muss sich zusammen mit dem Prinzen um die Erde kümmern. Und außerdem werden wir sie sicher irgendwann wiedersehen.” ”Bestimmt.” “Wir sollten einfach die Hoffnung nicht aufgeben. Und wir sollten für sie beide beten. Also ich meine, wenn wir mit den Gebeten für die Erde fertig sind.”, grinste Thyia breit und machte sich daran, wieder weiter zu gehen, “Wir sollten uns beeilen. Die Königin sprach davon, dass die Prinzessin ihr Frühstück am Wichtigsten findet.” Ihre Schwester nickte und setzte sich ebenfalls in Bewegung. Die beiden Mänaden gingen nebeneinander her. Es war ohnehin nicht mehr weit bis zum Gemach des Prinzenpaares. Nur mehr wenige Schritte und sie standen vor der beinahe drei Meter hohen Eichentür, die reichlich verziert war mit Darstellungen aus alten Legenden. Kybele sah ihre Schwester an und diese wusste sofort, was sie von ihr wollte. Thyia schob den Frühstückswagen an die Wand und schritt näher auf die Tür zu. Hob die Hand, um anzuklopfen. Und ließ sie in der Luft verharren. Kybele schaute zu fragend zu ihr: ”Was ist denn, Thyia? Was hast du?” “Ich...ich glaube...ähm...wir...ähm...” ”Was denn? Wenn du so stotterst, verstehe ich dich nicht. Und warum bist du denn plötzlich so rot? Wirst du krank? Dann komm mir nur nicht zu nah.”, sie war einen Schritt zurück gewichen, als sie Thyias Gesicht sah und ihre geweiteten Augen. “Wir...wir sollten...” ”Thyia!” Kybele stellte das Tablett auf den Boden, schob ihre Schwester nun beiseite und hob, wie diese einige Sekunden vorher, nun die Hand, um zu klopfen. “Mach es nicht, Kybele!”, Thyia quietschte und schüttelte mit zusammen gekniffen Augen ihren hochroten Kopf, “Bitte tu es nicht.” “Aber wieso denn nicht? Die Königin will, dass ihre Tochter vernünftig frühstückt. Also bringen wir ihr Omlettes und Obst und Saft und...” Jäh wurde nun auch sie unterbrochen und sie wich einen Schritt zurück. Geschockt blickte sie auf die geschlossene Tür und dann zu Thyia, die nun breit grinste, aber immer noch einen Rotschimmer um die Nase hatte: ”Ich hab es dir ja gesagt.” “Die...aber...Oh Gott! Heiliger Pegasus!” “Wir sollten vielleicht lieber gehen.” “Ich denke auch.”, Kybele nahm das Tablett vom Boden und ihre Schwester wollte gerade den Wagen wieder umdrehen, als sie erneut beide inne hielten. “Majestät, Königin Selene.”, die Mädchen zeigten einen tiefen Knicks, bevor sie beide aufschauten. “Ihr lieben Mänaden Thyia und Kybele. Was steht ihr hier so rum? Ich dachte, ihr bringt meiner Tochter und dem Prinzen das Frühstück?!”, Selene schaute die beiden lächelnd an. “Das hatten wir auch gerade vor, aber...” ”Aber wir wurden, nun ja, aufgehalten.”, beendete Thyia den Satz ihrer Schwester. “Und was, wenn ich fragen darf?” Die beiden Schwester, nun wieder sehr rot um die Nase, tauschten Blicke aus. Keine der beiden wollte auf diese Frage der Königin antworten. Auch wenn sie wussten, dass das Prinzenpaar nichts Verbotenes tat, aber es war ihnen doch irgendwie unangenehm, ausgerechnet vor der Mutter der Prinzessin darüber zu sprechen. “Ich höre?” Thyia trat von einem Fuß auf den anderen. Genau wie Kybele es tat: ”Wir wollten gerade klopfen, aber konnten es nicht.” ”Wieso?” ”Naja, also es ist so, Majestät. Eure Tochter und der Prinz...” Die Mänade wurde unterbrochen und ein Scheppern war aus dem angrenzenden Raum zu vernehmen. Erschrocken schauten sie und ihre Schwester zur Tür und dann zur Königin. Sie waren beide erstaunt darüber, wie diese liebevoll lächelnd ebenfalls zur Tür schaute. Leise lachend schüttelte sie den Kopf und wandte sich dann wieder den wartenden Mädchen zu: ”Ihr habt Recht. Ihr solltet noch ein wenig warten.” ”Wie lange denn?”, Kybele klang etwas enttäuscht. Sie hätte so gerne dem Prinzenpaar das Essen serviert. ”Hm, eine gute Frage. Vielleicht ist es am besten, wenn ihr den Wagen einfach hier stehen lasst und das Tablett ebenso.” ”Aber die Vögel könnten naschen wollen.”, Thyia blickte leicht verständnislos drein. “Dann lasst sie. Serenity wird sich schon bei mir melden, wenn sie nicht satt wird. Ihr könntet aber auch ein Tuch über den Wagen legen.” Die Schwestern schauten sich an und Kybele nahm ihren breiten Schal von den Schultern und schwang es über das Frühstück. “So, und nun werden wir zusammen mit dem Priester frühstücken.”, Selene trat hinter die beiden und legte ihre Hand auf deren Rücken. Drückte sie sanft aber bestimmt wieder den Säulengang zurück. Ein lautes Lachen erfüllte den Raum, als eine Vase scheppernd zu Bruch ging. Es war keinesfalls Absicht gewesen. Eher Zufall und pure Leidenschaft die sich da ihren verhängnisvollen Weg bahnten. Serenity hatte mehr als nur gut geschlafen. Sie wusste, dass es alleine an der Anwesenheit ihres Prinzen lag. Genauso als wenn sie in seiner Wohnung genächtigt hätte, war sie nun auch genauso ausgeruht, als sie in dem wunderbar weichen und großen Himmelbett erwachte. Die Sonne kitzelte ihre Nasenspitze und ein Lächeln umschmeichelte ihre Lippen. Blinzelnd öffnete sie die Augen und sah aus der immer noch offenen Balkontür. Sie konnte Endymions Umrisse ausmachen, wie er da so über die Brüstung gelehnt und nur in seiner leichten Leinenhose vom Vortag dastand. Sie rollte sich auf die Seite und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht: ”Komm doch wieder zurück ins Bett.” Der Prinz drehte sich augenblicklich um, als er die Stimme seiner Liebsten vernahm. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er sie dabei beobachtete, wie sie sich auf einen Unterarm stützte und ihn mehr als nur zweideutig angrinste. “Soll ich denn?”, er stand in der Tür und die leichte Morgenbrise zerwuselte sein Haar. “Es ist so groß und kalt und leer ohne dich.” “Hm, ist das denn ein Befehl?” ”Ein Befehl? Ich würde eher sagen eine Bitte.”, Serenity streckte die Hand nach ihm aus und er ergriff sie und ließ sich von ihr ins Bett ziehen. Fühlte ihre Hände auf seinen Wangen und wie sie ihn zu sich herunter zog. Ihre Lippen auf seine legte. Sofort erwiderte er diesen Kuss voller Leidenschaft. Die Prinzessin konnte nicht anders: Mit flinken Fingern zog sie ihm die Hose runter und strampelte gleichzeitig die dünne Decke weg, auf das sie zu Boden fiel. Sie umschlang mit ihren Beinen seine Lenden und drückte ihn so näher an sich. Konnte seine pulsierende Männlichkeiten an ihrer heißen Mitte spüren. “Jetzt schon?”, er grinste sie an. “Warum denn nicht.”, keuchte sie auf und genoss es, seine Finger an ihrer Perle zu spüren, “Wir werden heute Abend wieder zurück sein. Glaubst du wirklich, dass wir dann noch genug Zeit finden werden?” Ihre letzte Worte waren zittrig und ein Aufkeuchen konnte sie nicht verhindern. Sie spreizte ihre Beine noch ein wenig mehr, während sie seine feurigen Küsse erwiderte. Ihre Hände begannen nun ebenfalls ein Eigenleben zu entwickeln. Und während sie mit den Fingern einer Haar seinen Nacken zärtlich liebkoste, wanderte ihre andere Hand hinab über seine Brust und dem Bauch bis zu seiner mehr als nur harten Männlichkeit. Geschickt umfasste sie seine Errektion und ließ sanft ihren Daumen über dessen Spitze kreisen. Entlockte ihm ein nicht gerade leises Aufstöhnen. Endymion musste sich abstützen, als sie ihn nun ihrerseits mit der Hand verwöhnte. Er ließ erregt von ihr ab und rollte sich auf den Rücken. Spürte, wie sie sich vorwitzig auf ihn setzte und nun mit beiden Händen reizte. Er legte seine Hände auf ihre Hüften und warf unruhig den Kopf hin und her. Seine Prinzessin war geschickt in ihrem Tun und entlockte ihm so ein Stöhnen nach dem anderen. Er merkte, dass seine Erregung gefährlich stark pulsierte und er so bald keine Chance auf eine Umkehr oder eine Fortsetzung ihres Spieles hätte. Ohne groß darüber nachzudenken, fasste er nach ihren Händen und hielt sie so auf. “Was denn?” “Hör auf.”, er flehte beinahe schon. Serenity war mehr als amüsiert über seinen Anblick: ”Bringe ich dich so leicht aus der Fassung, mein geliebter Prinz?” Er schaute mit glasigem Blick zu ihr auf. “Wer hätte das gedacht?!”, sie beugte sich zu ihm, um ihm einen Kuss zu entlocken und schrie lachend auf, als er sie schwungvoll auf den Rücken drehte. Sie griff nach einem Kissen, um liebevoll auf ihn einzuschlagen, aber er nahm es ihr rasch aus der Hand und warf es eben auf jene Vase, die zu Bruch ging. Die Prinzessin lachte auf und ihr Lachen erfüllte den ganzen Raum. “Du bist anscheinend ganz schon umwerfend.” “Sehr witzig.”, Endymions Blick verfinsterte sich und sie zog scharf die Luft ein. Sie war schon oftmals in seinen Augen ertrunken, aber noch nie so sehr wie in jenem Augenblick. Ihr rettendes Ufer verschwand immer mehr und sie suchte Halt. Fand diesen bei ihm und klammerte sich an ihn. Ihre Lippen trafen seine und sie verschmolzen wieder in einem innigen und leidenschaftlichen Kuss. Endymion glitt in sie und keuchte auf, als ihre heiße Enge ihn umfing. Sich mit den Händen neben ihrem Kopf abstützend, stieß er sofort hart in sie hinein und lächelte, als seine Prinzessin laut aufstöhnte. Seine Lenden bewegten sich wie von selbst und ihm war klar, dass dieses Spiel anders war als ihre vorherigen. Es war mit einem Male viel leidenschaftlicher und Serenity war nicht gerade zurückhaltend. Sie forderte ihn und überließ ihm gleichzeitig die Führung. Der Prinz genoss es, dass sie sich im nahezu willenlos hingab. Sie krallte ihre Finger in die Kissen und biss sich auf die Lippen. Drückte ihren Rücken durch und schob ihm somit ihr Becken und ihre Mitte noch mehr entgegen. Sie wollte mehr. Viel mehr. Mit ihren angewinkelten Beinen umklammerte sie Endymion. Ihr ganzer Körper erzitterte unter seinen Stößen und sie hatte ihm nicht viel entgegen zu bringen. Ein wenig erschrocken schaute sie ihn an, als er sich aus ihr nach einigen weiteren Stößen zurückzog. Verständnislos blickte sie ihn an und konnte das erste Mal, seit sie ihn kannte und das war mittlerweile doch viel länger, als sie dachte, nicht in seinen Augen lesen, was er plante. “Dreh dich um!”, sein Atem streifte ihr Ohr und sie bekam eine Gänsehaut. Dann nickte sie wie in Trance und tat das, was er von ihr verlangte. Sich über den Bauch rollend, setzte sie sich auf ihre Beine und so mit dem Rücken zu ihm. Scharf zog sie die Luft ein, als sie seine Hände auf ihren Pobacken spürte, wie er sie nach oben drückte und sie so nur mehr vor ihm kniete. “Halt dich da fest!”, Endymion umfasste erneut ihre Handgelenke und bedeutete ihr so, sich am metallenen und vergoldeten Rahmen des Bettes festzuhalten. Erneut nickte seine Prinzessin widerstandlos. Seine Hände glitten über ihre Arme und Schultern über den Bauch hinab zu ihrer heißen Mitte. Steichelten sanft ihre Perle, um sie anschließend zum Aufkeuchen zu bringen, während er mit zwei Fingern in sie eintauchte. “Mach deine Beine auseinander!” Die Prinzessin nickte und warf den Kopf in den Nacken, um ihm ein wenig mehr Spielraum zu geben. Sie fühlte, wie seine Hände zurück auf ihr Becken wanderten und bedauerte seinen Rückzug ein wenig. Jedoch nicht für lange Zeit. Nur allzu schnell spürte sie seine harte Männlichkeit, die ihren Po streiften und sich dann in ihr versenkte. Laut aufstöhnend sackte ihr Kopf nach unten auf ihren Brustansatz und sie knickte sogar ein wenig ein. Hätte Endymion sie nicht gehalten, wäre sie vermutlich ganz zusammen gerutscht. Schnell merkte sie seine fordernden Stöße und sie war sich mehr als sicher, ihn so tief wie noch nie ins ich zu spüren. Sie verstärkte den Griff um das Metallgitter. Sein Kopf lehnte gegen ihren. Mit seinem heißen Atem, der stoßweise ging, streifte er ihre Haut. Hauchte ihr ab und an zarte Küsse darauf. Er stieß immer schneller und in immer kürzeren Abständen in sie hinein. Fühlte ihre heiße Enge, die immer mehr zuckte. Sie schien nicht mehr lange zu brauchen bis zu ihrem Höhepunkt und ihm erging es genauso. Serenity konnte nicht anders, als ihre Lust laut hinaus zu schreien. Es war ihr egal, ob man sie hören würde. Sie musste es einfach tun. Viel zu sehr ließ er sie unter seinen Stößen erzittern. Ihre Stirn hatte sie leicht gegen die Wand am Kopfende ihres Bettes gelehnt. Mittlerweile stützte sie sich mit den Unterarmen an der Wand ab. Ihr Körper zuckte und ihre Beine gaben immer mehr nach. “Erlös mich, bitte.”, ihre Stimme war nur mehr ein Hauchen. “Sicher?”, er hatte sich zu ihr vorgebeugt und grinste bei seinen Worten. “Ja.”, sie griff mit einer Hand hinter sich und erwischte ihn halb auf der Pobacke, um ihn an sich zu ziehen. Endymion nickte und verstärkte seinen Griff um ihr Becken, als er schneller und schneller in sie stieß. Seine Lust steigerte sich dabei immer mehr ins Unermesslich und genau wie die Prinzessin kurze Zeit vorher, schrie nun er ebenso sein Lust hinaus. Seine Lenden pulsierten und seine Männlichkeit folgte diesem Beispiel. Blitze zuckten vor seinen Augen auf und die Welt schien sich wie wild zu drehen und gleichzeitig still zu stehen. Nun war er es, der seinen Kopf in den Nacken warf, sich ein wenig zurücklehnte. Ein Zucken ihrer feuchten Mitte und eine kurze Verengung um seine Errektion reichten aus, damit er sich entlud. Sie spürte, wie er sich mit einem letzten Stoß in ihr entlud. Sie stöhnte laut auf und ein Schlag durchfuhr ihren Körper und sie sackte nun endgültig in sich zusammen. Ihre Beine gaben nach und sie zog ihn mit sich. Rollte sich auf die Seite und legte sich seinen einen Arm auf ihren Bauch. “Du bist...” “Wahnsinn? Eine Granate?”, lachte er leise auf und schmiegte sich von hinten an sie, hauchte ihr einen Kuss auf die Schulter. “Das auch. Ich meinte eigentlich, dass du das beste bist, was mir je passieren konnte.” ”Serenity, du weißt nicht, wie sehr du mein Leben verändert hast. Auf so vielen Wegen und ich kann es gar nicht beschreiben. Du hast mich gelehrt, was Liebe sein soll. Du siehst die kleinen Dinge und das macht dich schön für mich. Wunderschön. Was dich so anders macht, macht dich so schön. Was in dir drinnen ist, scheint zu mir hindurch. In deinen Augen sehe ich all die Liebe, dich ich immer brauchen werde. Du bist alles was ich brauche.” Sie zog ihn näher an sich und schloss die Augen. Seine Worte speicherte sie tief in ihrem Herzen ab. Er hatte immer die richtigen Worte für sie. Egal ob sie sich ein nicht ernst gemeintes Streitgespräch lieferten oder er ihr sagte, was sie ihm wirklich bedeutete. Es passte immer. Gedankenverloren spielte er mit einer ihrer Haarsträhnen. Er fühlte sich trotz der ruhigen Nacht vollkommen ausgelaugt. Aber er wusste auch, woran es lag. Kurz schloss Endymion die Augen. Wollte sich kurz erholen, bevor sie die Königin aufsuchen würden. Er hörte Serenitys ruhigen Atem und wusste, dass sie wohl den selben Plan hatte. Eine leichte Brise streifte sie beide und er zog wie selbstverständlich die vorher verloren gegange Decke über sie beide. Zog sie näher an sich heran. Serenity schloss ebenso ihre Augen. Sie war mit einem Schlag noch einmal so müde geworden, dass es ihr sogar gelang, ihren aufkommenden Hunger nach dem Frühstück zu verdrängen. Ein Lächeln zierte ihre Lippen. Ihr Atem wurde tiefer und gleichmäßiger. Ruhiger. Aus der Ferne drang Vogelgezwitscher an ihr Ohr. Doch auch das verstummt von Minute zu Minute. Ohne es zu wollen glitt sie, genau wie Endymion, erneut ins Traumland. Selene stand unter der Kuppel eines Pavillions, der in der Mitte eines gepflegten Parks stand. Rosen wuchsen dort in allen möglichen Farben und verschiedenste Duftnuancen erreichten ihre Nase. “Die Mänaden waren ziemlich schockiert.” ”Kein Wunder. Mir wäre es wahrscheinlich nicht viel anders ergangen, wenn ich Eure Tochter und den Prinzen dabei belauscht hätte.” ”Sie konnten es ja nicht ahnen. Und ich muss zugeben, dass ich auch überrascht war.” ”Verständlicherweise. Sie haben sich lange Zeit nicht mehr gesehen. Es grenzt an ein Wunder, dass sie sich beide überhaupt wiedergefunden haben. Ich hatte schon fast die Hoffnung verloren.” ”Das darfst du nicht.”, besorgt sah die Königin zu ihrem jungen Gegenüber, “Du musst an deinen Prinzen und die Prinzessin glauben. Es werden noch harte Zeiten auf die beiden zukommen. Und auch auf dich. Bewahre dir den Glauben an die beiden. Sie können alles schaffen. Egal wie schwer es erscheinen mag. Versprich mir, dass du nie die Hoffnung und den Glauben in sie verlierst.” ”Ich verspreche es.” Selene nickte lächelnd und bedeutete ihm, sich wieder bequem hinzu stellen, als er zu einer Verbeugung ansetzte. “Du solltest gehen.” “Hm?” ”Schau nur!” Sie und der junge Priester blickten zusammen in die gleiche Richtung. Sahen das Prinzenpaar lachend und herum albernd auf sie zu kommen. “Endymion darf dich nicht sehen. Es ist zu früh. Er ist noch nicht bereit dafür.” ”Ich verstehe.”, er wusste nur allzu gut, dass es sowieso erstaunlich war, dass sich der Prinz und seine Prinzessin hierher nach Elysion teleportiert hatten. Anscheinend war eine Erinnerung in der Vergangenheit des Prinzen dafür verantwortlich. Der Priester warf einen letzten Blick auf seinen Prinzen und verschwand dann wie von Zauberhand. Der Prinz blieb stehen. Serenity rannte in ihn hinein und blickte ihn verdutzt an: ”Was ist denn? Was hast du?” ”Ich dachte...” ”Was denn?” ”Deine Mutter ist da vorne.”, er deutete mit dem Kopf in Richtung des Pavillions, auf dessen Stufen Selene stand und sie freundlich anlächelte. “Oh. Aber sie ist doch nicht der Grund dafür, dass du so verblüfft bist, oder?” ”Ich dachte, es wäre noch jemand bei ihr gewesen. Komm!”, ohne weiter auf sie einzugehen, zog er sie an der Hand mit sich. Es waren nur wenige Schritte, die sie bis zum Pavillion gingen. Kurz nickte er Serenitys Mutter höflich zu, bevor er sich suchend umblickte. Selene ahnte, nach wem er Ausschau hielt. Aber sie behielt ihre Vermutung für sich. Ohnehin hätte sie es ihm nicht sagen dürfen. Sie ließ ihn in Gedanken und widmete sich ihrer Tochter: ”Mein geliebtes Kind!” ”Hallo Mutter!”, Serenity erwiderte die Umarmung. “Hast du gut geschlafen?” ”Sehr gut. Es war himmlisch. Nach dem wir vorhin kurz wach waren, sind wir aber nochmal eingeschlafen. Das Bett ist einfach zu bequem.”, grinste das Mädchen schief. Keinesfalls wollte sie ihrer Mutter den wahren Grund sagen, warum sie und Endymion wieder eingeschlafen waren. Es wäre ihr einfach unangenehm gewesen. Außerdem war sie der Auffassung, dass es schon reichte, dass Luna scheinbar über ihr Sexualleben Bescheid wusste. Sie hatte nicht vor, es ihren Freundinnen oder ihrer Mutter unter die Nase zu reiben. Und das betraf auch ihre jetzigen Eltern. Wahrscheinlich wäre ihr Vater ohnehin in Ohnmacht gefallen und ihre Mutter hätte ein ernstes Gespräch mit ihr führen wollen. Unwissend, dass sie dafür in allen Bereichen des Themas viel zu spät dran war und Serenity sich schon selbst informiert und abgesichert hatte. ”Habt ihr gefrühstückt?” “Ja. Eigentlich wollten wir dich ja suchen, um mit dir gemeinsam zu frühstücken. Aber als Endymion die Türe öffnete, um eine der Mänaden zu suchen und nach dir zu schicken, fand er einen Wagen mit Frühstück davor.” ”Ich war bereits heute Morgen beizeiten auf den Beinen. Ich dachte mir, dass ihr sicher ausschlafen wollt nach dem gestrigen Tag und deswegen hatte ich Kybele und Thyia geschickt, um euch das Frühstück zu bringen.” “Oh, wie lieb! Danke!”, sie fiel ihrer Mutter um den Hals und schaute dann zu Endymion, “Hast du gehört? Das Frühstück kam von ihr. Endymion?” Noch immer stand der Prinz da und schaute sich suchend um. Er war sich so sicher, dass er die Königin zusammen mit einer anderen Person gesehen hatte. Aber er konnte niemanden entdecken. Dabei war der Park relativ überschaubar, da lediglich an den Seiten Linden standen, die ihn umsäumten. Sonst sah er nur Rosenbeete und es dämmerte ihm, warum er ausgerechnet eine Rose als Waffe nutzte. Doch nichtsdestotrotz war es für ihn unbegreiflich, wie ein Mensch oder sonstiges einfach so verschwinden konnte. Er fuhr zusammen und drehte sich ruckartig um. Sah in das fragende Gesicht seiner Liebsten. “Endymion. Geht es dir nicht gut?” ”Nein. Also doch, es geht mir gut. Alles okay.”, er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und zog sie in seine Arme. Über ihre Schultern hinweg blickte er zu Selene. Sie hielt seinem Blick stand und er ahnte, dass sie es wieder nicht sagen durfte. Unmerklich seufzte er und verleierte leicht genervt die Augen. Letzteres sehr zum Lachen für die Königin. Über das Lachen überrascht, wandte sich Serenity aus der Umarmung und schaute zu ihrer Mutter: ”Was ist denn?” ”Ach nichts. Ich fürchte nur, dass dein Prinz ungern im Regen stehen gelassen wird.” ”Hä? Wieso denn Regen? Es scheint doch die Sonne.” “Es ist eine Redewendung, Serenity.”, grinste Endymion, “Deine Mutter meint damit, dass ich es nicht mag, wenn ich so unwissend gelassen werde.” ”Oh. Ich verstehe.” Das tat sie wirklich. Schon am Vorabend hatte sie bemerkt, dass Endymion mehr als nur leicht genervt darüber war, dass er nichts über die Zukunft wissen durfte. Auch wenn es für ihn und sie logisch erschien. “Es wird sich alles aufklären. Wir müssen Geduld haben.”, sie legte sanft eine Hand auf seine Wange und hauchte ihm, auf den Zehenspitzen stehend, einen Kuss auf die Lippen. Zärtlich erwiderte er ihren Kuss. Zusammen versanken sie ein wenig darin. Selene beobachtete ihre Tochter. Sie musste sich eingestehen, dass sie es selbst nicht mochte, ihnen nichts sagen zu dürfen. Doch genauso sicher wie sie wusste, dass sie Geheimniskrämerei nicht leiden konnte, so sicher wusste sie, dass ihre Tochter sich schlichtweg weigern würde weiter zu machen. Dazu kannte sie sie gut genug. Es war Serenity durchaus zu zutrauen, dass sie ihre Brosche zertreten oder gegen die Wand werfen würde, nur um den Auseinandersetzungen zu entgehen. Die Königin atmete tief ein und aus. Zu all der Geheimniskrämerei und die Sorge um ihre Tochter und deren Wohlergehen, kam nun noch ein weiterer schmerzlicher Punkt hinzu: Sie musste sich von Serenity und Endymion verabschieden. Die Zeit war gekommen, an der die beiden wieder zurückkehren mussten. Langsam trat sie an das Paar heran, dass noch immer in einer innigen Umarmung versunken dastand. Liebevoll legte sie ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter und bekam so ihre ganze Aufmerksamkeit. Der Prinz und die Prinzessin schauten zur Königin. Und Serenity ahnte schon an ihrem Gesichtsausdruck, was jetzt bevor stand. Sie schüttelte automatisch den Kopf und Tränen bildeten sich in ihren Augen. Sie konnte und wollte sich noch nicht von ihrer Mutter trennen, die sie nach solanger Zeit wiedergefunden hatte. Innerhalb weniger Sekunden stürzte sie sich in deren Arme und Tränen liefen ihr übers Gesicht. “Scht, es ist alles gut, mein Kind.” ”Ich will nicht fort von hier. Ich will mich nicht von dir trennen.”, Serenity schluchzte lauthals los. “Wir werden uns wieder sehen.” ”Wann?” ”Das weiß ich nicht.” Noch mehr schmiegte sich die Prinzessin an ihre Mutter. Zu sehr schmerzte sie es, sich wieder von ihr trennen zu müssen. Ihr kamen die grausamen Erinnerungen ihrer letzten Trennung in den Sinn und die Tränen flossen noch schneller ihre Wangen hinab. “Was wird uns jetzt erwarten?”, Endymion war zu den beiden Frauen getreten und strich Serenity über den Kopf. Spendete ihr so Trost. “Wie ich vorhin erfahren habe...” ”...von diesem Unbekannten...” ”Ja, genau.”, lächelte Selene den Prinzen schief an, “Wie ich vorhin vom Priester erfahren habe, hat sich die Erde bereits wieder erholt. Die Menschen sind aus ihrer Starre erwacht. Auch deinen Gefährtinnen und Luna und Artemis geht es wieder gut. Deiner Familie ebenso.” Serenity hatte ihren Blick gehoben und nickte schwach lächelnd ihrer Mutter zu. Sie wich ein paar Schritte zurück und wurde von Endymion in die Arme geschlossen. “Werden sie Erinnerungen an das Geschehene haben?” ”Nein, Prinz. Werden sie nicht. Zumindest nicht die normale Erdbevölkerung. Die Sailorkriegerinnen sicher.” “Wartet mal.”, Serenitys Blick wandelte sich von verweint in ensetzt, “Wie hatten doch gestern Sonntag. Und wenn wir hier über Nacht geblieben sind, dann ist doch jetzt Montag. Und ich hätte eigentlich zur Schule gehen müssen. Oh man, Mama und Papa werden stinksauer auf mich sein. Wie soll ich denn mein Schwänzen erklären? ‘Tschuldigung, musste mal eben kurz die Welt retten?!” Sowohl Selene als auch Endymion konnten nicht anders als zu lachen, was die Prinzessin nur noch mehr entsetzte. Sie hatte ohnehin schon immer Probleme in der Schule und deswegen mit ihren Eltern. Wie sollte sie schwänzen und unerlaubtes Wegbleiben über Nacht dann nur erklären? “Mein liebes Kind!”, Selene musste immer noch leise kichern, “Als das Dark Kingdom Tsurara und Yukidaruma schickte und beide die Welt in Eis hüllten, blieb das Leben stehen. Die Menschen können sich nicht daran erinnern, was passiert ist. Folglich ist für sie noch Sonntag. Wenn ihr zurückkehrt, wird es Sonntagnachmittag sein. Mach dir also keine Sorgen. Außerdem gehe ich davon aus, dass Luna sicherlich auch das Gedächtnis deiner Familie manipulieren würde, wenn es nötig sein wäre.” “Also bekomme kein Ärger?” ”Nein.”, Endymion hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und schaute dann zu Selene, “Wo werden wir ankommen? In meiner Wohnung?” ”Wenn Ihr es wünscht, Endymion.” “Sie die anderen noch da?” ”Ja. Aber sie schlafen alle noch. Ihre Kräfte wurden stärker durch das Dark Kingdom angegriffen.” ”Stärker?”, Serenity schaute besorgt zu ihrer Mutter. “Ja. Unwissentlich hat das Dark Kingdom deinen Gefährtinnen mehr Energie geraubt. Sie sollten aufwachen, wenn ihr da seid.” Endymion nickte und seine Prinzessin tat es ihm gleich. Selenes Blick fiel auf ihre Tochter, die zu Boden und auf ihre nackten Füße schaute. Der Königin entging nicht, dass sie noch etwas auf der Seele hatte. “Was bedrückt dich noch, Serenity?” Sofort schaute die Angesprochene auf: ”Sollen wir es ihnen sagen?” Ihre Mutter wusste sofort, worauf sie hinaus wollte. Schwieg jedoch noch für den Moment. “Sollen wir ihnen sagen, dass ihre Prinzessin, also ich, schon längst erwacht ist und den Silberkristall gefunden hat. Aber das sie ihn noch nicht richtig nutzen kann. Warum auch immer.” ”Was denkt Ihr, Prinz?” ”Ich weiß es nicht.”, er zuckte die Schulter. Selene schaute wieder zu ihrer Tochter: ”Nein.” ”Nein?” ”Nein. Behaltet es noch für euch. Ich weiß, dass es schwierig ist. Aber es dient eurer beider Sicherheit. Das Dark Kingdom ist sehr stark geworden. Es wird bald zum Kampf zwischen Gut und Böse kommen. Und du wirst lernen, den Silberkristall richtig einzusetzen. Es wird ein steiniger Weg werden und du wirst wahrscheinlich noch so manche Träne vergießen. Aber denk immer daran, dass du und Endymion füreinander bestimmt seid. Ihr habt eine gemeinsame Zukunft!” Serenity nickte. Auch wenn es ihr weiterhin schwerfallen würde, ihr Geheimnis für sich zu behalten. Doch sie würde es schaffen. “Werden wir denn trotzdem im jetzigen Alltag zusammen sein können?” ”Das liegt an euch.” Das Prinzenpaar nickte. Beide wussten, dass sie vor allem bei Luna intervenieren mussten. Und das noch ein Gespräch mit Rei bevor stand. “Passt auf euch auf!”, Selene hauchte ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn, strich ihr über die Wange und reichte dem Prinzen die Hand. Wohlwissend, dass er gut auf ihr Kind achtgeben würde. Das Mädchen schmiegte sich in die Arme ihres Prinzen. Neuerlich musste sie weinen, trotz des Versuches, tapfer zu sein. Sie wusste, dass sie sich auf die Wohnung konzentrieren musste. Genau wie er. Ihrer beiden Gedanken vereinigten sich. Ein silbernes Licht umhüllte sie und ein Kribbeln durchfuhr ihrer beiden Körper. Die Welt, das kleine Paradies aus Endymions Vergangenheit, verschwamm um sie herum. Bis es sich ganz auflöste. Die Königin hob die Hand ein letztes Mal und sah wehmütig dabei zu, wie ihre Tochter mit ihrem Liebsten verschwand. Auch wenn sie wusste, dass es sein musste, wollte sie ihre Tochter nicht gehen lassen. Wusste sie doch um die nächsten harten Monate der beiden, bevor sie in eine strahlende Zukunft blicken konnten. Kapitel 12: The answer to our life ---------------------------------- Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt und ganz Tokio in eine abendliche Stimmung versetzt. Die Menschen gingen wie gewohnt ihrer Wege und schienen gar keine Erinnerung mehr daran zu haben, dass sie für einige Stunden eingefroren waren und ihnen ein ganzer Tag ihres Lebens gestohlen worden war. Immer noch war für sie Sonntag und sie machten ihre Unternehmungen. Genossen das Wetter, dass sich um hundertachtzig Grad gedreht und verbessert hatte. Es lag noch immer Schnee, aber es war nicht mehr so eisig. Die Temperaturanzeige eines Shopping-Centers zeigte drei Grad im Plusbereich an. Eine wirkliche Temperatursteigerung zu den letzten Tagen, in denen die Bewohner Tokios bei minus zwanzig Grad gezittert hatten. Der Himmel war leicht wolkenverhangen. Ab und an schob sich der sichelförmige Mond an ihnen vorbei und schaute auf die Erde hinab. Es war wohlig warm in Mamorus Wohnung. Die Mädchen und Katzen saßen zusammen im Wohnzimmer. Der Fernseher lief und sie alle waren erleichtert gewesen, als die Wettermoderatorin davon sprach, dass es in den nächsten Tagen wieder deutlich wärmer werden würde. Zwar wäre es immer noch winterlich, aber bei plus fünf Grad war es wesentlich angenehmer draußen. “Sie scheinen es geschafft zu haben.”, Makoto lehnte sich mit hinter den Kopf verschränkten Armen im Sessel zurück. “Aber wo sind sie dann? Wir sind doch vor zwei Stunden aufgewacht.” ”Wie meinst du das, Rei?”, Ami sah fragend zu ihrer Freundin. “Naja, ich meine damit, dass wir ja mit der plötzlich eintretenden Kälte weggenickt sind. Und vor zwei Stunden sind wir alle gemeinschaftlich aufgewacht. Meinst du nicht, dass es der Zeitpunkt war, an dem die beiden Yukidaruma besiegt haben?!” Nun hatte auch Minako ihren Blick auf Rei gerichtet: ”Vielleicht sind sie ja irgendwohin etwas essen gegangen?” “Ich ruf mal Motoki an.”, Makoto sprang auf und kramte in ihrer Tasche im Flur nach ihrem Handy. Es dauerte nicht lange und auf ihr fragendes Anläuten nahm jemand ab: ”Hey Motoki. Makoto spricht! – Ja, uns geht’s gut. Mach dir keine Sorgen. Aber sag mal, weißt du, wo Mamoru und Usagi sind?” Alle schauten gespannt zu der Brünetten hinüber. Luna tänzelte nervös umher. “Ja, sie sind zusammen. Also zumindest haben sie sich gestern Abend wohl noch getroffen und sie hat dann bei ihm geschlafen. – Bei ihm, Motoki. Nicht mit ihm. Blödmann! – Ja, ist auch egal. Aber sind sie nun bei dir? – Nicht? – Wir sind bei Mamoru. Aber die beiden wollten noch etwas erledigen und sind wahrscheinlich in den Sturm gekommen. Hm, wer weiß, wo die sich dann rum drücken.- Ja, bitte melde dich. Wir kommen aber eh dann vorbei. Also bis dann!” Sie legte auf und drehte sich zu ihren Freundinnen herum. “Sie sind nicht im Crown?”, Ami war wieder aufs Sofa gesunken. “Nein. Aber Motoki meinte, dass sie vielleicht ihre Zweisamkeit genießen wollten, um sich vor lästigen Fragen zu drücken.” “Wahrscheinlich. Wir sollten vielleicht jetzt auch gehen.” ”Ja.”, Minako nickte und begann damit, die Decken aufzusammeln, “Räumen wir die Teile noch ins Schlafzimmer zurück. Dann kann uns Mamoru nicht vorwerfen, dass wir unordentlich sind.” Die anderen mussten breit grinsen bei diesem Satz und folgten dem Beispiel der Blondine. Mit Decken beladen schritten sie beinahe schon feierlich in Richtung Schlafzimmertüre, wo Rei bereits stand. Sie schob die Türe beiseite und erstarrte augenblicklich. Den anderen entging ihre Reaktion nicht und sie folgten mit ihren Augen der Blickrichtung der Schwarzhaarigen. Um ebenfalls in eine kleine Schockstarrte zu verfallen. “Aber...”, setzte Ami an. “...das sind doch...”, stotterte Minako. “...Usagi und Mamoru...”, setzte Makoto fort. “...und das in einem Bett.”, beendete Rei den Satz. Luna und Artemis hatten sich an den Mädchen vorbei gedrängt und standen nun einige Schritte von dem Bett entfernt. Luna erstaunte es nicht im Geringsten, was sie da sah. Hatte ihr Usagi doch schon davon berichtet, nicht nur einmal das Bett mit Mamoru geteilt zu haben. Die schwarze Katze kam nicht umhin, den Anblick als wunderschön zu empfinden. Und auch den anderen erging es so. Einträchtig betrachteten sie die beiden: Usagi hatte sich an Mamoru geschmiegt, der einen Arm um sie geschlungen hatte. Ihre eine Hand lag in seiner, die andere auf seiner Brust. Ihre Haare waren offen und sie schien tief und fest zu schlafen. Ihr Gesicht war entspannt und sie atmete tief ein und aus. “Vielleicht sind sie zurück gekommen, als wir noch geschlafen haben?”, flüsterte Minako und betrachtete lächelnd ihre Freundin. Genauso wie die anderen hatte auch sie Usagi noch nie so friedlich und gleichzeitig glücklich gesehen. Sie machten sich daran, wieder zu gehen, als sie hinter sich ein Rascheln vernahmen. Rei drehte sich als erste um: ”Mamoru?!” Erschrocken über diesen halblauten Ausruf, drehten sich auch die anderen wieder um. Sie rissen die Augen mehr oder minder weit auf, als sie sahen, wie sich Mamoru halb im Bett aufsetzte und sie verwundert anschaute. “Was macht ihr hier?” “Wir wollten die Decken zurückbringen.”, grinste Makoto verlegen. “Oh. Ach so. Wartet kurz.”, vorsichtig zog er seinen Arm unter Usagis Kopf weg und schlug die Decke zurück. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sie murren hörte. Er beugte sich zu ihr hinunter und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange: ”Ich bin gleich wieder da, Prinzessin.” Seine Worten waren so leise, dass nur sie sie hören konnte. Und auch sollte.Umerklich nickte sie lächelnd und kuschelte sich in die Kissen und die Decke, die er wieder über ihr ausbreitete. Dann wandte er sich den wartenden Mädchen zu und ging leise zu ihnen hinüber. Die Schlafzimmertüre war nur einen Spalt breit offen. Mamoru wollte sie hören, falls sie aufwachen würde. Er hatte sich in seinen Lieblingssessel gesetzt. Luna hockte neben ihm auf der Lehne, die anderen ringsum verteilt auf dem Sofa und dem zweiten Sessel. Sie alle schauten ihn erwartungsvoll an. Und er überlegte fieberhaft und auf seine Kaffeetasse starrend, was er ihnen nur erzählen sollte. Er wusste, dass es glaubhaft und schlüssig klingen musste. Keinesfalls durfte er ihnen etwas über seine wahre Identität als Prinz Endymion verraten. Oder über die von seiner Usako als Prinzessin Serenity. Keine der Anwesenden durfte etwas darüber erfahren, dass seine Liebste schon längst den Heiligen Silberkristall hatte. Nicht solange sie selber noch nicht damit umgehen konnte und ihn permanent in den Händen hielt. Außerdem war es ohnehin nicht der Rede wert. Schließlich hatte er sich bis jetzt nur zweimal gezeigt. Und sowohl ihm als auch Usagi war klar, dass sie ihn wohl momentan nur in größter Not beschwören konnte. Auch ihre Mutter, Königin Selene, war der Auffassung, dass die Zeit wohl noch nicht reif war, um ihn Serenity komplett zu überlassen. Er wirkte eher wie ein Schutzschild. Mamoru nahm einen Schluck Kaffee und warf dann den Kopf in den Nacken. Massierte sich mit Daumen und Zeigefinger seinen Nasenrücken und seufzte laut auf. Warum war alles nur so kompliziert?! ”Wie habt ihr es geschafft?”, Rei hatte nicht länger an sich halten können. Ein wenig erschrocken über solch eine unverblümte Direktheit schaute Mamoru zu ihr. “Ja, wie habt ihr es geschafft?” Sein Blick schnellte zu Minako. Und auch zu Makoto und Ami und Artemis, die scheinbar das gleiche fragen wollten. Noch einmal wandte er seinen Blick ab und schloss die Augen. Er wusste, dass er ihnen nur die halbe Wahrheit sagen konnte. Den Rest würde er auf einer Lüge aufbauen müssen. Und das war etwas, was ihm zutiefst widerstrebte. Aber bereits als er mit Usagi wieder im Schlafzimmer angekommen und bevor sie eingeschlafen waren, hatten sie sich auf diesen Umstand geeinigt. Er atmete noch einmal tief ein und wieder aus: ”Wir haben gekämpft.” ”Das ist uns auch klar.”, maunzte Luna. “Ich hatte Usako noch unten vor der Türe eingeholt. Noch bevor wir uns verwandeln konnten, griff Yukidaruma an.” “Aber wie...” “Wie wir es doch geschafft haben?”, er schaute zu Ami, die nur nickte, “Wir haben uns gegenseitig Rückendeckung gegeben. Erst ich ihr und dann sie mir. Wir mussten dafür nur einige harte und eisige Schneebälle einstecken.” ”Autsch.” ”Halb so wild, Mako. Uns werden nur einige blaue Flecken bleiben.” “Und dann?”, Rei fiel vor Spannung fast vom Sofa. “Haben wir uns eine Schneeballschlacht geliefert. Allerdings war Yukidaruma immer noch nicht wieder fit. Daher konnten wir ihn dann letztlich doch besiegen. Anschließend sind wir wieder her. Ihr habt geschlafen und wir dachten uns, wir lassen euch in Ruhe. Usako war auch ziemlich fertig. Es hat sie eine Menge Kraft gekostet. Kaum waren wir hier, ist sie mehr oder weniger ins Bett gefallen und sofort eingeschlafen. Genau wie ich. Wir haben es lediglich noch geschafft, unsere Schuhe und Jacken auszuziehen.” ”Wir waren euch leider keine Hilfe. Sorry.”, Minako blickte den jungen Mann entschuldigend an. “Schon okay. Wir dachten uns eh, dass es euch auch treffen würde. Nicht nur ihr seid ohnmächtig geworden. Auch die restliche Erdenbevölkerung fiel ihn diese kurze Eisstarre.” ”Woher weißt du das?” Ihm entging Lunas skeptischer Blick nicht und er strich ihr liebevoll über den Kopf: ”Weil Yukidaruma ziemlich auskunftsfreudig war. Es sprudelte nur so aus ihm heraus.” ”Erzähl!”, Artemis war auf die zweite Armlehne gesprungen. “Tsurara, der uns in der Nacht nach Makotos Geburtstag angriff, war wohl sein eisiger Bruder. Er wurde als Vorbote geschickt. Als Atrappe sozusagen, der den Weg für Yukidarum ebnen sollte. Und der schickte dann seit Anfang letzter Woche dieses eisige Wetter. Die Eiskristalle in der Luft waren manipuliert. Das Dark Kingdom wollte so an die Energie der Menschen kommen. Es griff die Lungen der Menschen an. Auch eure und die von Usako. Deswegen musste sie husten beziehungsweise ließ es euch in Ohnmacht fallen.” ”Warum dich nicht?” ”Ich weiß es nicht, Luna. Aber du kannst mir glauben, wenn ich dir schwöre, dass ich kein Feind bin.” ”Auf was schwörst du?” ”Auf was wohl!”, lachte Minako auf, “Wahrscheinlich auf Usagi. Stimmt’s Mamoru?” Der nickte nur. “Deswegen waren wir also bewusstlos.”, Rei schaute nachdenklich zur Schlafzimmertüre, “Geht es ihr wieder gut?” ”Ja. Sie muss sich nur noch ein wenig Ruhe gönnen.”, er nickte zuversichtlich, “Ami?” ”Ja?”, die Genannte schaute überrascht auf. “Ich weiß nicht, wie lange Usako noch schlafen wird. Und ich würde sie auch nur ungern wecken wollen. Könntest du ihr ein Alibi verschaffen? Bitte? Ich verspreche, dass ich sie morgen pünktlich vor der Schule absetze, wenn ich auf dem Weg zur Uni bin.” “Also muss ich das Gedächtnis ihrer Eltern manipulieren.”, Luna seufzte resignierend auf. “Wenn du so freundlich wärst. Auch wenn du es für mich nur ungern tust. Aber tu es für Usako, okay?” ”Okay.” “Danke.”, er stand auf, stellte die jetzt leere Tasse auf den Tisch. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es kurz vor halb sieben am Abend war. Er streckte sich. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete er die anderen: ”Was macht ihr jetzt noch?” ”Wir werden noch ins Crown.”, Makoto war aufgesprungen, “Wir wussten nicht, wo ihr ward.” ”Nebenan.” “Scherzkeks. Das wissen wir jetzt auch.”, Minako boxte ihm freundschaftlich in den Oberarm. “Mako hatte bei Motoki angerufen und ihn gefragt, ob er weiß, wo ihr seid. Na ja, und nun werden wir ihm einiges erklären müssen.” ”Erklären müssen?”, Mamoru schaute Ami fragend an. “Eure Beziehung, du Dummkopf.”, grinste Rei, “Oder willst du das zusammen mit Usagi?” ”Nein, dass überlassen wir euch gerne. Aber nur das nötigste.” ”Klar. Wir werden ihm sagen, dass ihr gestern zusammen gekommen seid. Und gut ist. Das sie bei dir geschlafen hat, weiß er dank Mako auch schon.” “Okay.”, das Wort kam sehr gedehnt über seine Lippen. Er begleitete die Mädchen in den Flur, wo sie in ihre Schuhe schlüpften und die Jacken anzogen. An der Tür verabschiedete er sie alle mit einer kurzen Umarmung. “Sagt Motoki schöne Grüße.” “Werden wir. Der wird sich sonst was denken.”, Ami verleierte genervt die Augen. “Das denk ich mir auch.” “Ich muss ihm erstmal seine unsinnige Idee aus dem Leib prügeln.” ”Aha?”, neugierig blickte Mamoru Makoto im Türrahmen stehend an. “Ich hab ihm gesagt, dass Usagi bei dir geschlafen hat. Er meinte, dass sie wahrscheinlich nicht nur bei dir sondern auch, na du weißt schon.” Nicht nur die Brünette wurde bei ihren eigenen Worten rot. Auch die anderen Mädchens schauten verlegen zu Boden. Mamoru ließ ein verlegenes Hüsteln vernehmen. Und das ließ alle aufblicken. “Ja, also, dann, ähm, redet ihm das mal aus.”, stotterte er und wandte sich ab. Schloss die Türe hinter sich. Überrascht über die Reaktion des jungen Mannes tauschten die Mädchen und Katzen Blick aus. Ihnen war nicht entgangen, dass er scheinbar verlegen wurde, als Makoto Motokis Vermutung ausgesprochen hatte. Auch sein Stottern war nicht normal gewesen. “Was war das?”, Minako betonte jede einzelne Silbe und schaute mit hochgezogener Augenbraue in die Runde. Die anderen erwiderten ihren Blick. Bis auf eine: Luna hatte sich bereits zum Gehen gewandt. Was den anderen natürlich nicht verborgen geblieben war. “Luna!” Die schwarze Katze zuckte sofort bei Artemis Rufen zusammen. Langsam und beinahe schon im Zeitlupentempo drehte sie sich zu ihren Freunden um. Ihr Gesichtsausdruck war mehr als nur dümmlich. “Du weißt doch was.”, stellte Ami schlagartig fest und ging schnurrstraks auf die Katze zu, gefolgt von ihren Freundinnen. “Ich? Ich weiß nichts.”, Luna setzte zur Flucht an. Und alle begannen zu rennen und ihr hinterher zu rufen. Aber die Katze schwor sich, nichts zu sagen. Es ging die anderen auch nichts an. Und sie selber eigentlich auch nicht. Auch wenn sie Mamoru immer noch nicht zu einhundert Prozent vertraute, so begann sie Usagis Beziehung und Liebe zu ihm zu akzeptieren. Trotzdem hatte sie nicht das geringste Interesse an einer näheren Beschreibung vom Intimleben ihrer Herrin. So schnell sie ihre Beine trugen, rannte sie die Treppen hinunter und aus dem Wohnhaus hinaus auf die Straße und in Richtung Usagis Elternhaus. Die Freunde immer noch rennend im Schlepptau. Die Wohnung lag im Dunkeln. Zumindest fast. Im Schlafzimmer flackerten ein gutes Dutzend Stumpenkerzen. Spendeten ein heimeliches Licht und Wärme. Die Vorhänge waren weit aufgezogen, sodass der Mond hinein schauen konnte. Am Boden lagen diverse Kleidungsstücke verteilt: Hosen. Strümpfe. T-Shirts. Und Unterwäsche. Sie alle zeugten von einer unbändigen Leidenschaft, die sich erneut ihren Weg gebahnt hatte. Klappernd wurden zwei ineinander gestapelte Keramikschüsseln samt Löffeln auf den Nachttisch gestellt. Usagi schmiegte sich in Mamorus Umarmung und schaute mit ihm zusammen aus dem großen Fenster. Ihre Finger zogen kleine Kreise auf seiner nackten Brust. Mit der Zunge leckte sie sich den letzten Rest Schokoladenpudding aus dem Mundwinkel. Schmatzte zufrieden bei dem Geschmack auf. Genoss seine Streicheleinheiten auf ihrem Hinterkopf. Sie fühlte sich geborgen und aufgehoben bei ihm. Nach diesen Tagen konnte sie es selbst schon nicht mehr begreifen, dass sie vor einiger Zeit noch drauf und dran war, ihn von sich zu stoßen. Dabei liebte sie ihn schon seit Ewigkeiten. Damals im Silver Millennium und später auch hier auf der Erde. “Endymion?” “Hm?”, er war ein wenig überrascht darüber, dass sie seinen ursprünglichen Namen nutzte und schaute sie an. “Ich hab dich von Anfang an geliebt.” Er schwieg. “Nicht nur als ich dich das erste Mal damals im Silver Millennium sah. Auch hier. Um ehrlich zu sein, war ich augenblicklich in dich verschossen. Schon als ich dich mit meiner Mathearbeit abgeschossen hatte.” “Echt?” “Ja.” ”Warum hast du nichts gesagt? Es hätte uns eine Menge erspart.” “Ich hab mich nicht getraut. Du warst immer so unnahbar. So arrogant. Nicht gerade ein Prinz.”, sie kicherte leise und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. “Das tut mir leid.” ”Wie hättest du reagiert, wenn ich es dir gesagt hätte?” “Ähm.”, er kratzte sich leicht verlegen am Hinterkopf, “Ich muss zugeben, dass ich vom ersten Moment an von dir fasziniert war. Du hast mich immer zum Lachen gebracht und ich hab mich wohl bei dir gefühlt. Ich hatte mir oft überlegt, wie ich dir sagen könnte, dass ich dich mag. Das ich dich näher kennen lernen wollte.” “Also war es unsere eigene Schuld?!” “Scheinbar. Aber jetzt habe ich dich ja gefunden.”, er zog sie näher an sich. Er hatte seiner Prinzessin schon beim Abendessen davon berichtet, dass er die anderen mit einer Notlüge bedacht hatte. Er jetzt aber, und nicht zu Unrecht, den Verdacht hatte, dass sie alle über ihr Sexualleben Bescheid wussten. Usagi war ein wenig sauer deswegen gewesen. Mehr auf Motoki und sein vorlautes Mundwerk als auf ihre Freundinnen. Sie nahm sich vor, ihm bei passende Gelegenheit ein paar Takte zu sagen. Mamoru strich ihr über den Rücken. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er daran dachte, wie er seiner Liebsten von ihrem Alibi berichtet hatte, dass sie nun dank Ami und Luna besaß. Sie war ganz aus dem Häuschen gewesen, als sie es erfahren hatte und ihn mit Liebkosungen überschüttet. Was letzten Endes dazu geführt hatte, dass sie wieder im Bett gelandet waren. Doch er genoss es. Liebte sie mit Haut und Haaren und fand immer neue Seiten an ihr und ihrem Körper, die er bewunderte. Er konnte gar nicht genug von ihr bekommen. Sie seufzte leise auf. “Was ist?” “Wie soll ich das nur schaffen?” ”Was meinst du?” ”Na ohne dich einschlafen.” “Ach Serenity.”, er legte seine Lippen auf ihre. “Und wie sollen wir es nur den anderen beibringen?”, sie hatte sich ein wenig aufgesetzt und schaute auf einige der flackernden Kerzen, die ihr gegenüber am Boden auf einem Silbertablett standen. Noch immer nagte es an ihr, ihre Freundinnen belügen zu müssen, was die Prinzessin anbelangte: “Diese Welt ist nicht behaglich. Wir scheinen die Wahrheit zu verstecken. Denken, dass da soviel ist, was wir tun könnten. Es liegt an dir und mir, unsere Bestimmung zu erfüllen und die Jury ist beisammen und richtet über uns. Schick mir ein Zeichen oder sag mir den Grund, warum und wo wir irgendetwas falsch gemacht haben.” ”Prinzessin.”, nun war es an Mamoru zu seufzen, “Egal ob heute Nacht oder morgen, aber wir werden eine Weg finden. Und die Antwort auf unser beider Leben.” Sachte umschlossen seine Hände ihr Gesicht, zogen es näher an seines heran. Er konnte ihr Angst fühlen und versuchte sie ihr zu nehmen. Liebevoll und zärtlich küsste er sie. Drückte ihren zarten kleinen Körper an ihren. Spürte ihren Herzschlag. Sie genoss seine Nähe und die Geborgenheit, die er ihr schenkte. Wie schon so oft, nahm er ihr alle Ängste. Sie presste sich an ihn und brachte ihn und sich selbst dazu, in die Kissen zu sinken. Versank mit ihrem heißgeliebten Prinzen in einem scheinbar ewiglichen Kuss. Die Mädchen saßen zusammen im Crown. Die Katzen lagen in ihren tragbaren Körbchen und schlummerten vor sich hin. Auch Motoki hatte sich zu der Runde gesellt und sie schwatzten munter durcheinander. “Also sind die beiden nun fix zusammen?”, der junge blonde Mann schaute von einem Gesicht zum anderen. “Ja.”, Minako nickte und kicherte dabei, “Ami verschafft ihr jeden Tag ein Alibi, damit Usagi bei Mamoru übernachten kann.” Natürlich erzählte sie nur die halbe Wahrheit. Es stimmte, dass Ami immer behauptete, Usagi würde bei ihr übernachten, weil sie bis spät in die Nacht hinein zusammen saßen und lernten. Die andere Seite der Medaille war allerdings eine, die sie Motoki unmöglich sagen konnten: Das Luna seit bald zwei Wochen das Gedächtnis von Familie Tsukino manipulierte, damit die nicht auf dumme Gedanken kamen. Ihre Eltern und ihr kleiner Bruder glaubten auch, dass ihre Tochter ein Trainingscamp bei Ami aufgeschlagen hatte. Was an sich ohnehin nicht unlogisch erschien, da bald Abschlussprüfungen waren. “Und da behauptet ihr, die beiden würden nicht miteinander schlafen?” “Motoki! Selbst wenn geht es uns nichts an. Sie sind ein Paar und können somit auch das tun, was Paare tun.”, Rei war ein bisschen lauter geworden, als sie beabsichtig hatte. Sie hatte sich mittlerweile damit abgefunden, dass ihre ehemaliger Schwarm nun mit ihrer besten Freundin zusammen war. Doch sie mochte es ganz und gar nicht, dass Motoki immer noch darauf rumritt, dass sein bester Freund und seine beste Freundin auch miteinander schliefen. Luna hatte ihnen einige Tage nach dem grauenhaften Wochenende schließlich doch gestanden, dass Usagi und Mamoru schon in der Nacht von Makotos Party miteinander geschlafen hatten. Doch sowohl Rei als auch die anderen waren überein gekommen, dass es sie nichts anging. Und obwohl sie alle neugierig waren, weil Usagi die erste von ihnen gewesen war, die ihre Unschuld verloren hatte, harkten sie nicht weiter nach. ”Ich frag ihn trotzdem mal.” ”Du meinst, wenn er mal hier auftaucht?”, Makoto sah Motoki fragend und auf ihrem Strohhalm kauend an. Die Mädchen wussten, dass sich das Paar seit dem Wochenende nicht einmal hatte im Crown blicken lassen. Sie alle sahen Usagi lediglich in der Schule. Und Mamoru war immer dabei. Er begleitete sie zur und von der Schule und dann waren sie beide meistens auch schon wieder verschwunden. Selbst lernen tat sie nun mit ihm. Was scheinbar auch mehr Wirkung zeigte, denn in den letzten beiden Schularbeiten hatte sie recht gut abgeschnitten mit siebzig Prozent. Sie wussten, dass Mamoru ihrer Freundin gut tat. Doch alle hatten den Drang, sie beide auch mal wiederzusehen und mit ihnen zu Plaudern. Ami ließ neulich sogar verlauten, dass sie gerne mal wieder einen Angriff des Dark Kingdom herbei sehnte, um ihre Freundin zu sehen. “Hey, schaut mal!”, Motoki riss alle aus ihren Gedanken und zeigte auf ein junges Paar, dass an der Kreuzung vom Crown und somit auf gegenüberliegender Seite stand. Die Augenpaare der Freundinnen weiteten sich und sie starrten schon beinahe ungläubig aus dem Fenster. Beobachteten Usagi und Mamoru, die aneinander geschmiegt und die behandschuhten Hände ineinander verschlungen auf das grüne Zeichen zum Weitergehen warteten und sich dabei verliebte Blicke zuwarfen. Usagi und Mamoru standen eng beieinander. Er hatte sich zu ihr hinunter gebeugt, sodass sein Atem ihr Ohr streifte und lächelte: ”Sie schauen zu uns hinüber. Als wären wir irgendwelche Ausstellungsstücke.” Kichernd über seine Worte schlug sie sich die Hand vor den Mund und schaute vorsichtig aus dem Augenwinkel heraus über die Straße und somit zum Crown. Sie erkannte sofort, was ihr Liebster meinte. “Wir werden bestimmt gleich belagert werden.” “Bestimmt. Aber als ich gestern Abend mit Luna über den Communicator sprach, klang sie schon traurig. Wir haben uns wirklich zwei Wochen zurückgezogen.” “Ich weiß.”, er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, “Komm.” Zusammen gingen sie über die Kreuzung. Warteten wieder an der nächsten roten Fußgängerampel. “Luna sprach davon, dass Ami sogar mal auf einen Angriff hoffte, damit sie uns länger zu Gesicht bekommt.”, sie schaute zu ihm auf. “Also darauf kann ich verzichten. Du hast deine Mutter gehört: Wir sollen uns solange wie möglich bedeckt halten. Die Zeit für den Silberkristall wird kommen. Und du wirst ihn beherrschen.” Usagi nickte nur und ließ sich von ihm bei der neuerlichen Grünphase mitziehen. “Willst du Motoki eigentlich immer noch zusammen falten? So wie mich früher.” Sie waren vorm Crown stehen geblieben. Ihr Blick traf seinen und sie legte ihren Kopf schief: ”Nur, wenn er es direkt anspricht. Aber du darfst es gerne auch tun. Laut Luna spricht er das Thema allerdings auch wirklich jeden Tag an, wenn die Mädels bei ihm sind.” “Großer Gott! Wird Zeit, dass er auch eine Freundin findet.” ”Ja, oder das Reika aus Afrika zurückkommt und ihn ran lässt.”, lachte seine Liebste auf und betrat das Café. “Du bist unmöglich, Prinzessin!” An den Enden seines Schals zog sie ihn an sich und drückte ihm vor versammelter Mannschaft einen Kuss auf: ”Ich weiß. Und dafür liebst du mich, oder?!” ”Ja!”, lachte er und half ihr aus der Jacke. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie Motoki zu ihnen rüber kam. Gefolgt von Makoto, die scheinbar schon in Angriffsstellung war. “Hey Kumpel!”, freundschaftlich umarmte Motoki seinen besten Freund und auch Usagi, “Hat es also endlich zwischen euch beiden geklappt.” “Ja.”, das Mädchen ging an ihm vorbei und umarmte Makoto, bevor sie weiter nach hinten und zu ihrem Stammtisch ging. Sie wusste ohnehin, dass auch Mamoru seinen besten Freund zurecht weißen würde, sollte es um sein Intimleben gehen. Und sie lag damit gar nicht so falsch. “Sie schläft also jede Nacht bei dir?” Mamoru entging das zweideutige Grinsen seines Freundes nicht: ”Ja.” ”Und?” ”Was und?” ”Na wie ist sie so?” ”Ich was nicht, was du meinst.”, Mamoru hing seine und die Jacke von Usagi auf. “Ach komm schon. Von wegen ihr habt euch nach Makos Party nur geküsst. Zwischen euch ist doch da schon mehr gelaufen.” “Und wenn schon. Es geht dich nichts an, Motoki. Es ist eine Sache zwischen mir und Usako. Genauso, wie es irgendwann mal eine Sache zwischen dir und Reika sein wird. Was sie und ich in meinem Schlafzimmer tun oder nicht und ob wir nur schlafen oder kuscheln oder Sex haben, ist privat.” Motoki schaute ihm enttäuscht nach, als er zu den anderen ging. Drehte sich dann aber in Richtung Tresen und machte sich daran, seinen beiden besten Freunden eine heiße Schokolade und einen Kaffee zu machen. Innerlich wusste er ohnehin, dass Mamoru Recht hatte. Usagi erhob sich, als Mamoru an ihren Tisch trat. Er setzte sich auf ihren Platz und zog sie auf seinen Schoß. Hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe, was alle mit einem Lächeln quittierten. Auch Luna und Artemis waren aus ihrem Dämmerschlaf erwacht und begrüßten die beiden. “Ihr habt euch ganz schön lange versteckt.”, Rei schaute zur ihrer besten Freundin und grinste sie an. “Ja, tut uns leid, aber...” ”...ihr wolltet erst einmal Zeit für euch.” “Genau.”, Usagi nickt und blickte zu Ami und Luna, “Danke nochmal.” ”Schon okay. Muss ich denn auch weiterhin das Gedächtnis deiner Eltern manipulieren?”, Luna schaute sie fragend an. “Vielleicht nur in der Hinsicht, als dass mich ihre Familie als Usakos Freund akzeptiert.” ”Stimmt, das wäre hilfreich für euch.”, Makoto nickte. Sie und die anderen kannten Usagis Vater nur allzu gut und wussten, dass dieser mit großer Sicherheit etwas gegen ihren Freund haben würde. “Das kann ich machen.” ”Vielleicht auch, dass er bei mir übernachten kann?” “Ähm, Usako, hälst du das für eine gute Idee?”, Mamoru schaute sie an und sie laß sofort in seinem Blick. Wurde ein wenig rot. Selbst ohne weitere Worte wusste sie, worauf er hinaus wollte. Immerhin hatten sie Ruhe und Zeit für sich, wenn sie bei ihm in der Wohnung waren und sie konnten sich ungestört einander hingeben. “Vergiss es, Luna.”, knallrot schüttelte sie den Kopf und brachte alle anderen zum Lachen. “Habt ihr Infos bezüglich des Silberkristalls?”, Ami wechselte freundlicherweise das Thema. “Nein.”, Mamoru schüttelte den Kopf, “Aber wir wurden ja auch nicht wieder angegriffen.” Sie alle seufzten auf. “Wie wollt ihr es denn dann handhaben? Also ich meine, wenn wir den Silberkristall gefunden haben.”, Minako schaute zu dem Paar. “Usako wird ihn hüten.”, Mamoru strich dem Mädchen auf seinem Schoß eine Strähne aus dem Gesicht, “Solange ich sie habe, brauche ich den Kristall nicht.” ”Aber du hast doch gesagt, dass du ihn auch brauchst.” “Ihr seht mich hier sitzen und lächeln. Die Zeit wird kommen und es ist noch nicht zu spät. Da sind so viele Dinge, die Usako und ich gesehen haben. Und es ist nicht zu spät daran zu glauben, dass wir es schaffen werden.” Usagi lehnte ihre Stirn gegen seine. Versank ein wenig in seinen Augen. Sie wusste genau, worauf er hinaus wollte. Auch wenn es die anderen noch nicht wussten, aber sie war die Prinzessin, nach der Luna sie angewiesen hatte zu suchen. Sie war die Herrin über den Silberkristall und auch nur sie würde die Macht haben, ihn zu nutzen und zu führen. Zusammen mit ihrem Prinzen an ihrer Seite. Die anderen sahen sie nur an. Sprachen kein Wort. Erneut beugte sich Mamoru an ihr Ohr und seine Worte waren so leise, dass nur sie sie hörte: ”Ich kann es gar nicht erwarten, dich wieder für mich zu haben. Sie sind neugierig und es ist wirklich schwer, ihnen nichts zu sagen, meine Prinzessin.” “Ich weiß. Lass uns nur mehr den Kaffee und Kakao trinken und dann wieder zu dir.” ”Gute Idee.” Sie entfernten sich wieder ein wenig voneinander. Schauten sich aber noch immer tief in die Augen. Sie hatten noch eine gute Stunde zusammen gesessen, bevor sich das Paar wieder verabschiedet hatte. Jedoch nicht ohne den anderen zu versprechen, dass sie sich zumindest drei Mal in der Woche sehen würden. Müde erreichten die beiden Mamorus Wohnung. Usagi ließ sich erschöpft aufs Sofa fallen. All die Notlügen strengten sie an und Mamoru wusste es nur allzu gut. “Bald.” Sie nickte nur und zog ihn an sich heran. Knieend saß er vor ihr. “Wir werden eine gemeinsame Zukunft haben, oder?”, sie sah ihn an. “Ja. Eine wunderbare. Ich verspreche es dir.” ”Es wird ein weiter und steiniger Weg werden.” ”Ich weiß. Aber wir werden es schaffen. Wir müssen nur in uns selbst vertrauen.” “Ich vertraue dir, Endymion.”, sie näherte sich seinen Lippen mit ihren. “Und ich vertraue dir, Serenity.” Zärtlich verschmolzen ihre Lippen miteinander. Kurz leuchtete der Sichelmond auf ihrer Stirn auf. “Ich werde immer bei dir bleiben.” “Ich liebe dich, mein Prinz.” ”Ich liebe dich, meine Prinzessin.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)