Enrico als Autor von Marron (Die Geschichte hinter Mariahs Freude) ================================================================================ Kapitel 4: Das zweite Kapitel ----------------------------- Am nächsten Morgen war Robert ausnahmsweise einmal nicht der erste, der aufwachte. Als er ins Wohnzimmer kam, standen Oliver und Enrico um den Frühstückstisch herum. „Buongiorno, Robert!“, begrüßte ihn der Italiener gut gelaunt. „Morgen“, murmelte der Deutsche leise und versuchte, unauffällig zu gähnen. „Oh, hast du schlecht geschlafen?“, fragte Oliver besorgt. Hm, doch nicht so unauffällig, wie er gedacht hatte. „Nur zu wenig. Es ist nicht so schlimm.“ Obwohl er heute einige mehr an Kaffee benötigen würde – er hatte noch lange wachgelegen und über den Vorfall in seinem Zimmer nachgedacht. Oliver nickte und setzte sich hin. „Fangen wir schon mal an?“ Ein nicht sehr vornehmes Magenknurren ertönte und er lächelte entschuldigend. „Oh, buongiorno, Johnny. Da bist du ja endlich!“ Robert wirbelte herum und sah zum jungen Schotten. Dieser fuhr sich durch sein Haar und erwiderte den Blick seines Teamkapitän nur wenige Sekunden lang. Dann sah er zu Boden und huschte an ihm vorbei. „Morning“, meinte er leise und würdigte Robert keines Blickes mehr. Er setzte sich sogar neben Oliver, obwohl er sonst immer neben Robert saß! Nach zwei weiteren Stunden dieses merkwürdigen, einseitigen Ignorierens beschloss der Franzose, etwas an der Sache zu ändern. Offensichtlich brauchten die beiden stursten Köpfe des Teams mal wieder Zeit, um sich auszusprechen. „Oh, Robert, wo ich gerade daran denke: Gustav hat eben zu mir gemeint, dass die Zutaten für das heutige Mittagessen noch nicht gekauft wurden. Wollen wir die Gelegenheit nutzen, um selbst zu kochen?“ Nicht, dass er wirklich diese beiden in seine heilige Küche lassen würde! Wie erwartet überlegte der Deutsche nicht lange und zuckte mit den Schultern. „Wenn du willst. Mir soll es recht sein.“ „Super!", jubelte Oliver, „Lasst uns gleich einen Einkaufszettel schreiben. Enrico, Papier und Stift! Nicht, dass wir noch etwas vergessen!“ Der Zettel wurde lang und länger und Robert überlegte ernsthaft, ob er genug Bargeld hatte. Vielleicht sollte er noch zur Bank gehen? Er äußerte diese Bedenken laut und der Franzose schien wie aus der Pistole geschossen zu antworten: „Dann geh eben zuerst zur Bank. Du kannst die Sachen einkaufen, schließlich wohnst du hier und kennst die besten Läden. Enrico und ich werden uns derweil mit der Küche vertraut machen.“ Er schnappte sich den verdatterten Italiener und zog ihn mit sich zur Küchentür. Skeptisch beäugte Robert den Einkaufszettel. „Hilfst du mir, Johnny? Ich habe dem größten Teil meiner Bediensteten heute freigegeben.“ Es kam, wie es kommen musste: Mit einem nicht ganz so überzeugenden Murren lies sich der Schotte überreden und so liefen sie Seite an Seite zum Einkaufszentrum. „Entschuldige wegen gestern. Das war keine Absicht“, erklärte Johnny schließlich, weil er die Stille nicht mehr aushielt. „Ich bin nicht wütend, keine Sorge. Wenn ich ehrlich sein darf, dann hast du sogar lustig reagiert.“ „Uh, erwähne es nicht weiter, ja?“ Er überlegte ernsthaft, ob er eher beleidigt oder geschmeichelt sein sollte. Entschieden stimmte er für Letzteres. Also drehte er sich um und ging einige Schritte rückwärts. „Und da wunderte ich mich immer, ob du überhaupt Humor hättest. Jetzt habe ich einen Beweis!“ Er erwiderte Roberts Grinsen leicht. „Sag bloß, du magst meinen Humor nicht, Johnathan?“, fragte der Deutsche gespielt getroffen. „Tja“, konterte Johnny, „Dafür müsste ich noch mehr davon sehen.“ „Johnny, pass auf, wo du hingehst. Wir sind hier in der Stadtmitte.“ „Na und?“, fragte der Schotte und sprang übermütig ein Stück rückwärts. Gleich darauf ruderte er wild mit den Armen, da er gegen ein Fahrrad gestoßen war und nun um sein Gleichgewicht kämpfte. Mit einem beherzten Griff um den Arm des Rothaarigen rettete der Teamkapitän ihn davor, auf die stark befahrene Straße zu fallen. Was für ein Glück, dass die Ampel für die Autos gerade rot zeigte! „Nicht so hastig. Wir haben doch noch Zeit.“ Johnny lies zu, dass Robert ihn im Arm hielt. „Entschuldige“, murmelte er und fühlte, wie der Schreck jetzt erst abebbte. Er lehnte seine Stirn an die Schulter seines Freundes und versuchte zu ignorieren, dass sich seine Beine weich anfühlten. „Du entschuldigst dich heute ziemlich oft“, er glaubte, den Deutschen leise lachen zu hören, „Das passt ja gar nicht zu dir.“ Johnny wollte etwas erwidern, kam jedoch nicht mehr dazu. Schrilles Reifenquietschen war zunächst das Hauptgeräusch. Es klang, als trete jemand das Gaspedal voll durch. Dann stieß Robert ihn plötzlich von sich und er landete mit seinem Hintern auf dem Bürgersteig. Dann ein dumpfer Aufschlag eines Körpers – sowohl zuerst auf Metall, dann auf den Boden. Er rappelte sich auf und starrte er erschrocken auf die Straße: Robert lag am Boden und er blutete scheinbar an der Schulter. Überall lagen kleine Stückchen von Glas und ein Auto mit zersplittertem Scheinwerfer legte gerade den Rückwärtsgang ein. Der Wagen brauste davon und Stille trat ein. Zitternd trat Johnny näher und schüttelte sanft seinen Freund. „Robert?...Robert!“ Entfernt nahm er wahr, wie jemand den Notruf tätigte. Der Deutsche regte sich, stöhnte leicht auf. „Johnny? Was...ist passiert?“ Erleichtert stieß er die Luft aus, welche er angehalten hatte. Er musste sich einmal räuspern, bevor er sprechen konnte: „Jemand hat dich angefahren. Bleib ruhig liegen, ja? Bleib einfach ruhig, es kommt alles in Ordnung.“ Unablässig strich er dem Deutschen übers Haar. „Mir geht es doch gut“, murmelte Robert und machte Anstalten, tatsächlich aufzustehen. Sofort flogen Johnnys Hände nach unten: „Nicht bewegen, dir geht es nicht gut! Du blutest!“ Jetzt hörte er auch die Sirenen, welche schneller näher kamen. Wie sollte er das denn nur Enrico und Oliver erklären? Wer hätte auch je gedacht, dass dieser so normal begonnene Tag so eine furchtbare Wendung nehmen würde?! Johnny hatte in diesem Moment nur noch einen Gedanken: Wer zum Teufel war das?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)