Forest of Memorys von Kaylien ================================================================================ Kapitel 2: Frühling ------------------- Wild peitscht der Wind auf mich ein. Hart und kalt sticht er mich mit seinen Regentropfen. Mit langen Schritten laufe ich durch den Wald. Alles ist braun und schlammig. Dabei ist es schon Mai... das einzige, was ganz nett ist, sind die bunten Blumen. Plötzlich strauchle ich, stolpere und falle der Länge nach auf den dreckigen Boden. Schlamm spritzt hoch und beschmutzt meine Jacke. Ausgerechnet das auch noch! Ich öffne die Augen. Beim Sturz habe ich sie Automatisch geschlossen. Direkt vor meiner Nase steht eine Hyazinthe. Gestern war sie sicher noch schön und knallig, aber jetzt ist ihr Liliane Farbe ausgewaschen und verblasst. Als ich vorsichtig über ihre Blüten fahre, lösen sie sich ab und fallen auf den Boden. Die Feenkönigin ist tot. Das hast du immer gesagt, wenn du eine tote Hyazinthe gesehen hast. Dann hast du vorsichtig ein Kreuz neben die Blume auf den Boden gemacht. Manchmal standen wir eine Minute schweigend neben ihr und haben an die Fee gedacht. Ich mag den Frühling nicht. Warum? Ach, das mehrere Gründe. Sobald der Schnee wegtaut, sieht man all das Leben, das die Kälte sich genommen und die Winterfee sorgsam verborgen hat. Der Boden ist voller Laub und halb verrotteter Äste. Hier und da liegt ein kleiner Kadaver auf dem Boden. Kleine Vögel, die die Kälte mit grausamen Krallen aus der Luft geschlagen hat. Mäuse, die sie mit süßer Stimme, die von warmen Wind, Graß, Samen und süßen Früchten singt, aus dem Boden gelockt hat und hinein in ihre grausigen Fänge. Und immer sieht man den Tot egal, wo man hinkommt. Was im Winter durch Schnee verdeckt ist, ist nun offensichtlich. Täglich blühen neue Pflanzen auf, nur um zwei Tage später wieder dahin zu welken. Doch das verstehen die wenigsten, nicht? Du hast denn Frühling auch nicht gemocht, oder? Du hast mir immer erzählt, dass in jeder Blume eine Fee wohnt. Du hast Bilder von ihnen gemalt. Am liebsten mochtest du die Rosenfeen mit ihren Roten, gelben, orangenen oder rosa Kleidchen. Aber bei ihnen muss man aufpassen, hast du mir immer erzählt, denn wenn man ihre Blumen anfasst, dann beißen sie gerne. Und diese zarten Wesen haben spitze Zähne. Ganz anders sind die Lilienfeen. Sie sind sehr elegant gekleidet und haben große, gelbe Augen. Sie sind, im Gegensatz zu den angriffslustigen Rosenfeen friedlich. Von der Ferne sehen sie zu und seufzen lediglich, wenn man ihre Blume abschneidet. Tote Feen verschwinden einfach, als hätte es sie nie gegeben. Das hat dich traurig gemacht. Der Gedanke, eines Tages einfach zu verschwinden. Puff. Als hätte es dich nie gegeben. Ich hab dir immer versichert, dass das nie so sein wird. Schließlich werden wir ewig leben. Du hast mir ja auch immer erzählt, dass Menschen, die sich um Feen und Engel kümmern, ewig leben. Und was du sagtest, das ist die Wahrheit und richtig, egal was es ist. Was ich noch nicht mag, am Frühling, ist, dass alle so verliebt tun. Jeder hat plötzlich einen Schwarm, jeder ist verliebt. Warum ist das so? Ich habe es nie verstanden. Bloß jedes Jahr hatten meine Freundinnen in den Pausen auf einmal keine Zeit mehr für mich. Sie mussten Jungs beschatten und sich mit anderen Mädchen streiten, die ihren Jungen auch mochten. Ich hab bis heute nicht verstanden, was an so einem Verhalten toll ist. Die Feen tun so etwas auch nicht. Ich richte mich auf. Meine ganze Jacke ist voller Schlamm und Schmutz. Toll! Das wird Ärger geben! Etwas weiter weg von hier ist unser Schwur Stein. Dort haben wir uns Dinge geschworen. Alberne und ernste. Fröhliche und traurige. Haben sie wieder aufgehoben, erneuert oder vertieft. Und eines schönen Tages im Frühjahr, hast du mich angesehen. "Lilly, wir werden uns nie verlieben, nicht?" Deine Augen waren tot ernst. "Wir werden immer das wichtigste für einender sein, nicht? Immer für einander da sein, bis die Welt untergeht..." Ich habe genickt. Natürlich. Ich habe mich gegenüber von Teo hingesetzt. Mit einem kleinen, scharfen Stein haben wir uns die Haut aufgeritzt, das haben wir nur dann gemacht, wenn es uns wirklich ernst war. Deine Augen haben sich erleichtert in meinen verloren, als der Schwur besiegelt war. Untern in dem Stein ist eine Auswaschung, genau die richtige Größe für ein DINA 5 Heft. Wir haben eines besorgt und unsre Schwüre hinein geschrieben. Wie von selbst schlagen meinen Füße den Weg dorthin ein. Das Heft ist, vom jahrelangen Regen, Schnee, Wind und Sonne komplett ausgebleicht und die Tinte ist verlaufen. Ich ziehe es aus seinem Versteck und stopfe es, zum Schutz vor dem Regen unter meine Jacke und stehe auf. Schnell setze ich meinen Weg nachhause fort. Meine Gedanken kreisen weiter um dich... Wie es dir wohl geht? Ob du mich noch kennst? Vor zwei Jahren habe ich dich das letzte Mal gesehen... Sicher nicht. Du hast vieles so schnell vergessen... schon damals... und warum sollte sich das bei Menschen anders verhalten, als bei Dingen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)