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Forest of Memorys

von

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Winter

Ich stapfe durch den Schnee. Eiskalt und watteweich hat er sich in der langen, dunklen Nacht über den Wald gelegt und bedeckt nun all das Leben und jeden Fizel grün, der hier Gestern noch zu sehen war. Hier und da sind Abdrücke eines startenden Vogels im ansonsten reinem Weiß. die Sonne scheint mit langen, kraftlosen Strahlen am kobaltblauen Himmel auf den schlafenden Wald. Der Schnee glitzert verheißungsvoll in dem hellen Licht. Es wirkt, als wäre eine Fee durch den Wald gesprungen. Eine Schneefee. Hätte ihren kalten Puderzucker verstäubt und hier und da ihre kleinen Kunstwerke an die Bäume gehängt. Eiszapfen. Solche Bilder... sie kommen von dir. Leise klirren die Eiszapfen im eiskalten Windhauch, der sanft die schlafenden Bäume streichelt. Neben mir scheinen Erinnerungen in der Luft gefroren zu sein. Kalte und grausame Erinnerungen, an eine Zeit in der alles noch in Ordnung war. Einst waren sie warm und voller Leben... ich hätte nie gedacht, das sie vereisen und kalt werden könnten… und so weh tun.... immer dachte ich, sie wären für die Ewigkeit warm, weich, federnd und süße Realität.... Schneeballschlachten unter der großen Eiche. Die unzähligen Schneemänner auf der versteckten Sternenlichtung. Das Schlittern auf den tiefen, schwarzen Tümpeln, in denen sicher Monster leben und die Schneeengel am Feenstein. Jedes Mal, wenn frischer Schnee gefallen war, hast du eine neuen gemacht. Pfand an die liebe Winterfee. Damit es auf ewig weiter schneit. Ich habe gelacht und mitgemacht, wie immer, wenn du etwas Seltsames vorgeschlagen hast. Aber geklappt hat es nie, irgendwann ist immer der Frühling gekommen. Manchmal haben wir auf den Eiszapfen Xylophon gespielt, weißt du noch? Hell und klar wie Eis schwebten die Töne in der Luft, bis sie, tief gefroren und eiskalt, hinunter fielen und sich wie kleine Nadeln in den Schnee bohrten. Oft haben wir lange gespielt, bis es dunkel wurde. Musik für die Engel, hast du gesagt. Im Frühling spielen sie für uns. Mit Vogelflöten und Regenrohren. Im Sommer mit Grillenlauten und Donnerorgeln und im Herbst mit Windpfeifen und Blitzgitarren. Im Winter kommt die Winterfee, deckt die Instrumente ab und die Engel vom großen Orchester haben frei. Und genau dann, sollte man an sie denken und für sie aufspielen, hast du gesagt. Manchmal habe ich Angst bekommen, wenn wir bis in die Dunkelheit draußen im Wald für sie gespielt haben. Dann hast du meine kleine Hand in deine warme genommen und mich mit dir nachhause gezogen. Deine Mama hat dann immer heiße Schokolade gemacht... die beste auf der ganzen Welt und dazu hat sie uns immer warme Kekse gebracht. Schön warm war es, bei dir zu Hause. Chaotisch, freundlich und warm. Ich wollte nie von dort weg. Aber selbst im Wald, wenn es eisigkalt war und ich bis auf die Haut durchnässt, hat es mich nie gefroren. Nie. Und daheim? Wo bei dir unerschütterliche Wärme war, war bei mir nur Kälte...

Ein Eichhörnchen springt von einem Baum und lässt die bittersüßen Erinnerungen in winzig kleine, Nadel feine Splitte zerspringen, die sich in den Schnee bohren. Ich zittere. Kalt kriecht der Wind unter meinen Mantel. Ich schlinge meine Arme um meinen Körper. Wie es dir wohl geht? Ob du mich noch kennst? Vor zwei Jahren habe ich dich das letzte Mal gesehen... Sicher! Wir waren beste Freunde! Und sind es sicher immer noch! Der Gedanke entzündet sich in meinem Herzen wie eine kleine Flamme und brennt sich ihren Weg nach draußen. Lächelnd stehe ich im kalten, stillen Wald. Und auf einmal scheint er weit weniger kalt und gefroren. Ich gehe langsam weiter. Und mir ist ganz warm, wie damals, mit dir zusammen. Lächelnd winken mir die Erinnerungen zu. Die Kälte aus ihnen ist verschwunden. Jetzt sind sie wieder warm. Warm und watteweich...



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