Die Herren der Winde von Katzenelch ================================================================================ Kapitel 4: Sand gegen Skarabäen ------------------------------- Ich habe es noch rechtzeitig geschafft, juhuuh! Wollte doch jeden zweiten Sonntag ein Kapitel hochladen. Doch Kapitel 4 bestand bis gestern Abend nur aus Stichpunkten, die ich noch nicht ausgeschrieben hatte. Habe mich hier und da von Bildbearbeitungen ablenken lassen. Zudem bin ich ja noch dabei, Gaara zu zeichnen (was mir einfach nicht gelingen will). Nun habe ich heute morgen so viel geschrieben, dass ich es bis Sonntagabend noch geschafft hatte, dieses Kapitel fertigzustellen. °(^.^)° ~~~~~~ "Das kann doch alles nicht wahr sein!", hörte man es durch die Gassen Sunagakures jammern. Taiga schlenderte müden Schritts voran, die Hände über dem Kopf geschlagen und mit einem Gesicht, als hätte sie zu viele Säuredrops auf einmal runtergeschluckt. Sie war schon seit geschlagenen zwei Stunden auf Jobsuche, hatte aber bisher keine einzige Zusage bekommen. In den verschiedensten Gastronomiegebieten hatte sie es versucht, in Lebensmittelmärkten, sogar dort, wo extra ein Schild mit "Aushilfe Gesucht" befestigt war. Doch überall hatte man sie abgelehnt. Den genauen Grund für die Ablehnung hatte niemand ausgesprochen, aber Taiga wusste ihn. Betrübt ließ sie die Hände sinken und die Arme baumeln. Das Mädchen blieb stehen, um auf sich selbst herabzuschauen. Sie sah nicht sehr seriös aus. Allein ihre Kleidung verriet, dass sie nicht von hier kam, was wohl ein Grund sein muss. Wer stellte schon einen Fremden bei sich ein, der gar nicht aus dem Dorf stammte? Sie hob ihre Hände und blickte auf die gelbliche, leicht mit Flaum übersähte Haut. Die Fingernägel erinnerten mehr an Krallen, als an menschliche Nägel. Vertrauenserweckend sah anders aus! Ihr Blick wanderte auf ein Gebäude zu ihrer Linken. Das Haus selber sah genauso langweilig und rund aus, wie die anderen, aber die Tür und die Fenster hatten etwas magisches an sich. Anders als die anderen Bebauungen, hatte dieses hier Glas. Es war kein gutes Glas, sondern eher milchig trüb und man sah, dass es sich bereits ein wenig herabgesetzt hatte, aber es war farbenfroh und einladend. Taiga trat näher. Von der nur angelehnten Tür drang ihr ein Duft von Plätzchen und frisch aufgegossenen Feigentee entgegen. Vorsichtig schob sie die Tür auf und betrat das Café. Es gab hier eine Bar, mehrere niedrig gelegene Tische und Sitzkissen. Der Besitzer musste wohl eine bestimmte Atmosphäre erzielen wollen, aber sie konnte nicht beschreiben, welche. Allerdings waren an diesem Tag kaum Gäste da und hinter dem Tresen putzte eine Frau gedankenverloren einige staubige Gläser. Taiga ging auf diese zu. Sie wollte wenigstens auch hier mal nachgefragt haben, bevor sie es ganz vergessen würde. Fast spielte sie schon mit dem Gedanken, betteln zu gehen, aber so tief wollte sie niemals sinken! Die Frau hinter dem Tresen bemerkte das Mädchen und ihre Augen weiteten sich interessiert. Sie stellte das Glas zur Seite und beugte sich zu Taiga vor. "Bitte sag' mir, dass du hier arbeiten willst!" Vor Schreck fiel Taiga zu Boden. "Was zum...!? Können Sie etwa Gedanken lesen?", schnaufte sie erschrocken. "Nein, nein.", versuchte die Bardame sie zu beruhigen. "Ich frage eigentlich jeden danach, der mir so ins Auge sticht." Sie kicherte und kratzte sich verlegen an der Wange. "Das heißt, du wolltest dich tatsächlich hier bewerben? Sieh es als angenommen, dich lass' ich nicht mehr gehen!" Summend begab sie sich in einen Nebenraum. Ein Geraschel war zu hören. "Ich schau nur eben nach, ob ich Kleidung in deiner Größe habe. Nicht weglaufen!" Taiga legte ein Ohr schief. Diesmal lief es zwar besser als sie es sich erhofft hatte, aber irgendwo witterte sie einen Haken an der Sache. Also lauschte sie den Selbstgesprächen ihrer Chefin in Spee. "Ich muss hier doch auch noch etwas in deiner Größe haben. Oh mann, so ein süßer Junge lockt sicher viele Gäste an. Die teetrinkenden Teenager mögen so etwas." War das schon der Haken, oder hatte sie sich da gerade verhört!? Süßer Junge!? Sie ließ sich die Bezeichnung noch mal auf der Zunge zergehen und ballte die Fäuste. Junge!? Tatsächlich kam die Dame wenig später mit einer Uniform angetanzt, die für ein Mädchen verdächtig wenig Stoff obenrum hatte. Auch die Hose betonte die Hüfte nicht gerade vorteilhaft für ihren Geschmack. "Ihnen ist aber schon klar, dass ich ein Mädchen bin?" Die Frage klang sogar fast beiläufig, doch sie reichte um das Gesicht der fast Chefin gefrieren zu lassen. "Nicht?" "Nein." "Schade, aber macht nichts." Die Ältere zuckte mit den Schultern und drückte Taiga die Kleidungsstücke in die Hand. "Du kommst morgen um 19 Uhr zum Probearbeiten!" "Moment mal...", widersprach die Jüngere. "Ich will das aber nicht machen!" "Du musst!" Die Miene der Frau verfinsterte sich plötzlich. Von der Gelassenheit, die sie bis zuvor noch ausgestrahlt hatte, war nichts mehr übrig. "Du bist doch sicher auf Arbeit angewiesen!? Sieh dich doch an, keiner hier in Sunagakure wäre verrückt genug, so etwas wie dich einzustellen. Mach bei mir mit, oder vergiss es endgültig!" Mit einem mal war es still. Taiga traute sich nicht mehr zu widersprechen. Sie wusste, dass die Frau recht hatte. Keiner der noch alle Tassen im Schrank hatte, würde sie für etwas mit Kundenkontakt einstellen, es hätte ihr von Anfang an klar sein müssen. Hier war ihre Chance, auch wenn es bedeutete, in Jungenkleidung rumzulaufen. Es nagte so sehr an ihren Stolz, aber sie wollte auch nicht weiter so unselbstständig sein. Wenn sie die Wahl hatte zwischen Junge spielen und betteln, dann wählte sie doch lieber diese Rolle. Sie besiegele ihre Entscheidung mit einem Nicken. Das Lächeln ihrer Chefin kehrte ebenfalls wieder zurück. "Hiyaaa!". Mit einem gewaltigen Ruck riss Temari ihren Fächer rum und fegte so die Käfer von sich weg. Derweil sprangen Gaara und Kankuro jeweils zur Seite, um sich mit den neuen Positionen einen taktischen Vorteil zu verschaffen. Chepure grinste und sammelte seine verwehten Käfer wieder zu sich. Temari spürte, dass der Boden unter ihren Füßen leicht zu beben begann. Ob die Käfer diese Erschütterung verursachten? Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Gegenüber zu. "Grins nicht so blöd, du hast keine Chance!", rief die Futon-Kämpferin ihm zu. Sie drehte ihren Fächer und versenkte diesen wie einen Schutzwall vor sich in den Boden. Einzelne Glieder von der Marionette Karas kamen auf Chepure geschossen. Scharfe Klingen waren auf ihn gerichtet und fixierten ihn beim Aufprall auf dem Boden. Er saß eindeutig in der Klemme, denn jede Bewegung konnte ihn unweigerlich vergiften. Als wenn das dem Gegner nicht schon reichen würde, kam von der anderen Seite eine Flut aus Sand vernichtend auf ihn zu. Doch ehe dieser Sand sein Ziel erreichen konnte, wurde der Boden unter Chepure zu Schlamm. Er konnte sich aus den Klingen, die ihn fixiert hielten rauswinden und fliehen. In seiner Fluchtbewegung drückte er eine Hand auf den Boden und fing sich mit dieser ab. Das Beben, das Temari vorher noch gespürt hatte, nahm einen neuen Rhytmus an. "Schlammversteck: Alles verschlingener Morast!", rief der Skarabäenfreund laut aus. Zwischen den Kontrahenden tat sich ein Strudel auf. Der Boden unter Temaris Füßen war dunkel und weich geworden und zog sich dort zusammen, wo sie Chepure erst fixiert hatten. Sie versuchte von der Stelle weg zu kommen, denn sie stand mitten in dem Jutsu, doch ihre Füße wurden bereits mitgerissen. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel hin. Auch ihre Hände drohten in den Boden zu gleiten. Kankuro sponn einige Chakra-Fäden, um Temari mit diesen von außen herauszuziehen, doch der Schlamm wollte sie nicht wieder hergeben. Gaara kümmerte das Geschehen nicht sonderlich. Er hatte nur den Feind im Blick und griff diesen erneut mit seinem Sand an. Chepure reagierte sofort und schloss einige Fingerzeichen. "Schlammversteck – Dungkugeln", flüsterte er hastig und einige der genannten Kugeln schossen auf Gaaras Sand zu. Sie zeigten nur wenig Wirkung und verschafften ihm kaum Zeit. Mühelos nahm sich der Sand den Geschossen an und machte sie somit scheinbar wirkungslos. Die mikrigen Versuche des Gegners ließen den Sand kontrollierenden Jungen schmunzeln. Er musste jedoch zugeben, dass er schon ein wenig was drauf hatte. Somit hatte es einen Sinn ihn zu töten, er würde ihm helfen, seinen Lebenssinn aufzufrischen. Auch wenn es nicht ganz so befriedigend sein würde, wie er es sich gewünscht hatte. Mit einem letzten Ruck holte er aus, wollte ein letztes mal mit voller Kraft zuschlagen, stoppte allerdings in der Bewegung. Chepure lachte kreischend auf. Es war ein schrilles und schadenfrohes Lachen. "Meine Skarabäen sind etwas besonderes, weißt du. Ich habe sie selbst gezüchtet. Sie verschlingen nicht nur mit Genuss dein Chakra, sondern erstehen wie du siehst aus ihrem Tod wieder neu und stärker herauf. Sie sind Phönixgleiche Kreaturen.*" Aus dem Sand kamen sie überall dort rausgekrabbelt, wo Gaara zuvor die Dungkugeln abgefangen hatte. Überall, wo sie weilten, fiel der Sand zu Boden. Diese Geschwindigkeit in der das passierte, hatte weniger mit Genuss, sondern mit reiner Gier zu tun. Gaara musste zurückweichen. Die Käfer durften ihn nicht erreichen. Kankuro zog so gut er konnte, doch Temari sank immer tiefer ins Moor. "Du musst schon mithelfen, verdammt!", rief er beinahe verzweifelt aus. Temari verzog vor Anstrengung das Gesicht. "Was denkst du, was ich hier mache!?" Mit einem mal wurde sie weggerissen. Kankuro, der dies nicht erwartet hatte, zog es mit. Gaara vernahm einen Schrei und blickte kurz zur Seite, wo seine Geschwister dabei waren, zu versinken. Geschwister. Er liess das Wort noch einmal ironisch in seinem Verstand widerhallen. Noch nie waren diese Beiden so etwas wie Geschwister für ihn. So etwas wie familiäre Liebe hatte er nie wirklich erfahren. Schon immer hatten sie Gaara auf Abstand gehalten, waren vor ihm zurückgewichen, mit jenen Augen. Ihr Blick hatte immer diese distanzierte Kälte gehabt. Noch nie hatte er einen anderen Blick auf ihn ruhen gespürt. Allein aus diesem Grund würde es ihn nicht interessieren, was mit den beiden geschah. Gerade als er mit diesem Gedanken abschließen und sich wieder auf den Kampf konzentrieren wollte, schoss ihn ein Schmerz durch den Kopf. Gaara fasste sich an die Stirn, die Augen weit aufgerissen, die Zähne knirschend. "Lass dich nicht ablenken!", rief Chepure, der ihn erneut mit Dungkugeln angriff. Eher reflexartig wich Gaara den Angriffen aus. Er ermahnte sich selbst nicht unachtsam zu werden. Die Käfer durften nicht in seine Nähe kommen und schon gar nicht durfte er sich von diesen beiden Nichtsnutzen ablenken lassen. Der Kampf hatte höchste Priorität. Immer dachte er, dass man nur dann stark werden konnte, wenn man für sich selbst kämpfe. Nur dann! Vor Gaaras innerem Auge erschien Narutos Gesicht. Dieser Junge war stärker als er selbst, doch er kämpfte nicht für sich. Er setzte sein Leben für Freunde ein. Er war nicht einsam, obwohl auch er eine Jinchu-Kraft war. Doch er selbst war einsam. Für wen sollte er auch sonst kämpfen, außer für sich selbst. Es gab niemandem der ihm nahe stand. Keiner der ihn je akzeptiert hätte. Naruto sagte ihm, dass es ihm mal genauso ginge. Es sei ein hartes Stück Arbeit gewesen, dort hinzugelangen, wo er nun war. Gaara warf einen Blick auf den Morast. Von seinen Geschwistern war keine Spur mehr zu sehen. Ihm wurde klar, er musste nicht nur den Kampf gegen Chepure gewinnen. Er musste auch anfangen gegen seine Einsamkeit anzukämpfen. Er durfte nicht warten, bis ihn jemand akzeptierte. Sonst würde sich nie etwas ändern. Sand glitt in das Moor, als Gaara in diesem nach den Versunkenen tastete. Die Augen zu Schlitzen verengt, verfolgte er weiterhin die Angriffe seines Gegners. Als er etwas gefunden hatte, öffnete er seine Augen weit, spannte seinen rechten Arm an und hob diesen vorsichtig. Der Sand hob sich langsam wieder hinaus und hatte seine Geschwister mit hinausgezogen. Es bedurfte höchster Konzentration, sie nicht zu zerquetschen, sondern lediglich behutsam auf dem festeren Boden abzusetzen. Chepure entging nicht, dass Gaara stark abgelenkt war und nutzte seine Chance bereits. Die Käfer hatten sich hinter Gaara geschlichten und griffen ihn von hinten an. Zu spät hatte er dies bemerkt, versuchte sie noch abzuwimmeln, doch sie setzten sich an seinem Rücken fest. Fluchend klopfte er sie ab, doch erwischte bei weitem nicht alle. Sie kamen immer wieder nach und fraßen sein Chakra, so dass er sich auch nicht mehr mit seinem Sand helfen konnte. Temari rang mit sich, konnte kaum aufstehen. Kankuro hustete und hechelte nach Luft. Er sah, dass sein Bruder in Schwierigkeiten steckte. Ob das daran lag, dass er ihnen gerade geholfen hatte? Warum hatte er das getan, das war untypisch für ihn. Vor allem angesichts dieser Situation hätten sie ihm egal sein müssen. Gaaras Sand schwächelte sichtlich, da dem Anwender immer mehr Chakra abgesaugt wurde. "Das sieht nicht gut aus.", presste Kankuro zwischen seinem Husten hervor. Temari die sich gerade mit Hilfe ihres Fächers abstützte pflichtete ihm bei, zögerte aber nicht, diesen mit aller Kraft, die sie aufwenden konnte, in Gaaras Richtung zu schwingen. Kankuros Augen weiteten sich bei dem Anblick. Er war nicht schnell genug, sie aufzuhalten. Warum um alles in der Welt, griff sie ihn nun an!? Gaara wurde von Temaris Angriff mitgerissen, aber die Skarabäen, die um einiges leichter waren, flogen von ihm ab. Vorsichtig richtete er sich wieder auf und stellte fest, dass er wieder ungehindert kämpfen konnte. Er hob den Sand zum finalen Schlag an. Dafür reichte sein Chakra noch allemal und er würde seinen Gegner nicht mehr schonen. Unaufhaltbar zielten die Sandmassen auf Chepures Gliedmaßen und trafen mit einem unheilvollem Geräusch auf die Knochen des Opfers. Dem Gegner war nun nicht mehr nach Lachen zumute. Ein Schmerzensschrei entfuhr ungehindert seiner Kehle, ließ sich nicht mehr zurückhalten. Aus dem Sand sickerte rotes Blut. Gaara aber zitterte vor Vergnügen und beugte sich über seinem Gegner, der sich nur winselnd noch rühren konnte. "Du weißt, was ich hören will...?", fragte er ruhig, ließ aber dennoch in seiner Stimme mitschwingen, wie sehr er es hasste, sich zu wiederholen. Chepure keuchte schwer. Er hatte sichtlich Schmerzen, zwang sich aber dennoch zu sprechen. "Ich gehöre einer Terroreinheit an. Wir arbeiten im Geheimen, das Dorf weiß nichts davon. Unser Ziel ist es, Sunagakure zu stürzen, damit das Dorf hinter den Pyramiden endlich gebührend gewürdigt und wirtschaftlich aufsteigen kann. Ihr seid es schließlich, die dem Windreich diese Armut zu verdanken hat!" Temari und Kankuro begaben sich dazu und lauschten dem Gefangenen. Gaara wollte mehr erfahren. "Wie sieht euer Vorhaben aus? Es heißt ihr plant einen Angriff auf unser Dorf. Wie sieht die Schwachstelle aus, die ihr gefunden haben sollt?" Der Sand drückte weiter auf die Wunden. Chepures Gesicht verzog sich krampfhaft. Eher stockend berichtete er weiter. "Die Klippen, die Sunagakure umgeben, sind – wie soll ich sagen – nicht ganz dicht. An einigen Stellen ist das Sandgestein mit der Zeit sehr empfindlich und brüchig geworden. Außerdem wollten wir den Vorteil nutzen, dass es keinerlei Tore am Eingang gibt." "Danke, das dürfte reichen." Gaara hob eine Hand nach oben und schwang sie in zurück in Chepures Richtung. Mit seiner Handbewegung bewegte sich der Sand todbringend auf das Opfer zu. Man hörte den Aufprall. Doch unter dem Sand war niemand mehr. "Flink ist der Typ schon mal!", bemerkte Temari. "Jemand hat ihm geholfen.", erwiderte Gaara. Er war sich sicher, dass er im Augenwinkel gesehen hatte, wie ihn jemand da rausgezogen hatte. Aber sie hatten ihre Informationen und konnten zurückkehren. Es war nicht ihre Aufgabe, diese Terroristen bis ans Ende der Welt zu verfolgen. Es war spät am Abend, als sie Sunagakure wieder erreichten. Nach der Berichterstattung, suchte Kankuro seinen Bruder auf. Sein Verhalten während des Kampfes gegen den Skarabäen-Typen war anders als sonst und es beschäftigte ihn schon die ganze Zeit. Er musste mit ihm darüber sprechen. "Gaara, ich möchte mit dir reden.", kündigte er die Unterhaltung nur knapp an. Sein Bruder deutete mit einer leichten Kopfbewegung, dass er hörte, doch er sprach nicht. "Warum hast du das getan? Ich meine...", er atmete noch einmal tief durch und nutzte die Zeit, seine Gedanken zu sortieren. Die Luft hatte einen leicht schwülen Beigeschmack. Ob es wohl bald regnen würde? "Warum hast du Temari und mich gerettet? Dich selbst hat es in Schwierigkeiten gebracht. Zudem brauche ich wohl kaum zu erwähnen, dass unser Leben dich doch sonst nicht interessiert hat." Wieder schwieg Gaara. Allein der Wind brach die Stille mit einem leisen Wispern, das keiner verstehen konnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit rang Gaara um eine Erklärung. Er spürte seine Stimme deutlich in seinem Kehlkopf vibrieren, welcher so auf seinen Hals drückte, als wolle er ihm am Reden hindern. "Ja, ihr ward mir immer egal gewesen. Nie ward ihr beide so etwas wie Geschwister für mich. Eure Blicke waren doch immer genauso kalt wie die der Dorfbewohner!" Den letzten Satz sprach er ganz ohne Emotionen aus, dennoch enthielt er eine Kälte, die Kankuro kurz zurückweichen ließ. Sein Bruder blickte ihn mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an. Lag darin etwa Trauer!? "Ich bin es mitlerweile gewohnt, einsam zu sein. Aber der Schmerz, der damit einhergeht, verschwindet nicht, weißt du?" Seine Gedanken schweiften ab zu Yashamaru. Er hatte ihm erklärt, was dieses Gefühl war, ihm aber zugleich noch mehr Schmerzen bereitet. "Fast hatte ich es als mein Schicksal akzeptiert. Dann traf ich Naruto. Rein theoretisch sollte er das gleiche erleiden wie ich, schließlich ist auch er eine Jinchu-Kraft." Seine Augen verengten sich bei dem Gedanken an ihn. "Aber dem ist nicht so! Und das beweist mir, dass auch ich vor diesem Schicksal fliehen kann." Der Schmerz in seinem Hals wurde stärker, als wolle er mit dem in seinem Herzen mithalten. "Ich weiß aber nicht genau wie. Wie kann ich euch beide dazu bringen, mich zu akzeptieren? Vorallem du Kankuro. Du fürchtest mich doch viel mehr, als Temari es tut, oder?" Sein großer Bruder schluckte, zwang sich aber nicht zu Boden zu schauen und stumm weiter zu lauschen. Schließlich hatte er Gaara noch nie so viel reden gehört und schon gar nicht über das, was er fühlte. "Niemand kann seine Art zu leben von jetzt auf gleich ändern. Noch immer habe ich das Gefühl, als müsse ich mir selbst immer wieder beweisen, dass ich lebe." Er blickte auf seine eigene Hand und wunderte sich, dass diese zitterte. "Sonst wäre es doch so, als gäbe es mich gar nicht!" Kraftlos ließ er seinen Arm wieder sinken. "Aber irgendwie muss ich doch anfangen, auf andere weise zu existieren und ich glaube das kann ich nur mit Temari und dir schaffen." Gaara fing an zu lächeln. Es war ein Lächeln, das Kankuro gar nicht von seinem Bruder kannte. Es war keine Gier, kein Hass darin. Es schien so wenig zu diesem Gesicht zu passen, dass er es erst gar nicht richtig zuordnen konnte. Fröhlich war es allerdings auch nicht. Verzweiflung und Trauer steckten darin. Wie grausam musste die Einsamkeit sein, dass sie einen Menschen so entstellen konnte. Doch dort war offensichtlich noch etwas in ihm. Etwas das leben und fühlen konnte. Langsam wagte Kankuro einen Schritt zu ihm, versuchte zu sprechen, fand allerdings keine Worte, die ausdrücken konnten, was er dachte. War es nicht auch ein wenig seine Schuld, dass Gaara so geworden ist? Wann war er für seinen Bruder da gewesen? Wie oft hatte er seine Morddrohungen zu hören bekommen und war dennoch am leben. Hatte er ihn nicht heute sogar das Leben gerettet? Nun da er darauf aufmerksam gemacht wurde, bemerkte auch er, dass seine Gedanken an ihn, wenn er ihn ansah, immer von Distanz und Furcht geprägt waren. Wäre womöglich alles anders geworden, wenn er sich nur einmal getraut hätte, seinem Bruder anders entgegenzutreten, anstatt sich von ihm abzuwenden? All seine Gedanken konnte er einfach nicht in Worte fassen. Das war nun wirklich nicht seine Stärke. Ein einziger Satz kam ihm in den Sinn, der dem tobenen Sturm in seinem Verstand ansatzweise Einhalt gebieten konnte. "Es tut mir leid." Gaara verstand nicht recht, was er ihm damit sagen wollte. Kankuro kam ihm näher. Der Jüngere schrak zusammen, als er eine Hand auf seine Schulter spürte. Er hob den Blick. Der Gesichtsausdruck seines älteren Bruders schien mehr zu sagen, als er verstehen konnte. Es war ein Lächeln, kein reines Lächeln, sondern zittriges, unruhiges grinsen. Die Augen zeugten mehr von Traurigkeit, als von Freude und seine Augenbrauen waren ungleichmäßig zusammengezogen. Reue würde es am besten bezeichnen, doch da man Gaara gegenüber noch nie diese Art von Reue gezeigt hatte, konnte er mit dieser nicht viel anfangen. Doch es linderte seinen Schmerz auf merkwürdige weise ein wenig. ~~~~~~ * Skarabäen-Weibchen schieben eine Dungkugel vor sich her. In dieser Dungkugel legten sie zuvor ihre Eier, die darin gebrütet werden. Bei diesem Akt verliert das Weibchen sein Leben und kurz darauf schlüpfen die Nachkommen aus dieser Kugel. Die Ägypter die das damals beobachtet hatten, glaubten, dass die Nachkommen eine Art Wiedergeburt des Verstorbenen Käfers seien, wodurch der Skarabäus seine Symbolik erhielt. Updates Bild für Kankuro Kapitel 5 Erscheint am 15. Juni. Leider muss ich hier wieder mehr auf Taiga eingehen, aber ich habe das Gefühl, dass ich ihre Hintergrundgeschichte etwas mehr erläutern muss... Ich schau mal, wie ich das am wenigsten schleppend hinbekomme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)