Intoxicating Dispute von Vienne (Liebe wie im Rausch...) ================================================================================ Kapitel 5: Erfahren ------------------- Der Himmel über Tokio erschien, als wäre er in Farbe getaucht worden. Neben dem immer noch vorhanden Himmelblau waren nun auch kleine farbige Wolken zu sehen. Sie erstrahlten in den unterschiedlichsten Rottönen, mischten sich Orange und Blau und ergaben ein wunderbares, warmes Lila. Die Gebäude warfen immer länger werdende Schatten. Der Tag ging langsam in den Abend über. Ein Seufzen erfüllte das Schlafzimmer. Der sonst so blaue Teppich war nun ein sattes Lila. Das Bett warf einen Schatten auf ihn. Die Bettdecke bewegte sich. Raschelte leise dabei. Usagi atmete tief ein und wieder aus. Sie wollte nicht aufwachen. Viel zu lange war es schon her, dass sie so gut geschlafen hatte. So lange und ohne zwischendurch aufzuwachen. Es roch so gut. Nach Rosen und Zartbitterschokolade. Und es war so warm und entspannend. Sie seufzte auf, blinzelte. Noch schemenhaft konnte sie Umrisse vor sich sehen. Ihre Augen öffneten sich ein wenig mehr und sie überlegte. Aber ihr Verstand war so kurz nach dem Aufwachen generell selbst noch im tiefsten Schlaf und so brauchte sie wirklich lange, bis ihr langsam klar wurde, wer da vor ihr lag. Doch als sie es realisiert hatte, riss sie die Augen so schnell auf, dass es beinahe schon weh tat. “Mamoru.”, flüsterte sie tonlos. Schlagartig wachte nun auch ihr Verstand auf und puzzelte alle Erinnerungsstücke der letzten Stunden zusammen: Sie hatte nach dem Kampf Tuxedo Kamen um Rat gefragt und war dann mehr kopflos als alles andere losgelaufen. Sie wollte noch einmal mit Mamoru reden, seine Gründe wissen und sich wieder entschuldigen. Dann hatten sie sich gestritten und er hatte sie wieder aus seiner Wohnung werfen wollen. Usagi hatte angefangen zu heulen und zu flehen und dann ging alles so schnell. Mamoru hatte gestanden, dass er wusste, wer sie war und beichtete sein Geheimnis. Ohne ein Wort hatte er sie geküsst. Und sie ihn und dann hatten sie sich noch mehr gestritten. Sie wollte flüchten, aber er hielt sie auf und sie diskutierten weiter. Sie schlug vor, sich aus dem Weg zu gehen. Doch statt etwas zu sagen, hatte er sie erneut geküsst. Das Mädchen hatte keine Ahnung warum sie es tat, aber sie hatte seine Küsse erwidert. Plötzlich überschlug sich alles und sie waren in seinem Bett gelandet. Sie hatten miteinander geschlafen. Sie hatte mit Mamoru geschlafen. Mamoru war ihr erster Mann gewesen. Sie hatte sich ihm hingegeben. Und dann war sie eingeschlafen. Hatte geschlafen bis jetzt. Sie richtete ihren Blick ein wenig höher und erkannte, dass Mamoru noch schlief. Er sah friedlich aus. So entspannt. Usagi musste unwillkürlich lächeln. Dann wandte sie den Blick ab, hob ein wenig die Decke an und erschrak augenblicklich. Ein heller Schrei entwich ihr und kaum hatte er ihren Mund verlassen, rührte sich auch Mamoru. ”Was ist denn los?” Sie schaute zu ihm auf. Sah, wie er sich langsam auf den Rücken rollte und die Augen rieb. “Hm, hab ich gut geschlafen.”, seufzte er und streckte sich dabei. Dann blinzelte er kurz und sah zu Usagi: ”Guten Morgen!” So gern sie es auch gewollt hätte, aber sie konnte ihn nicht anlächeln. “Was ist denn?” ”Wir...du...ich...wie sind...äh, wir sind...oh Gott...” ”Was? Ich kann dir nicht ganz folgen.” ”Wir sind nackt, Baka. Du und ich sind nackt.” “Ach so.”, er grinste breit. Im Gegensatz zu ihr arbeitete sein Verstand auch gleich nach dem Aufwachen. Mamoru erinnerte sich sofort an das, was geschehen war. “Ach so?”, äffte sie ihn nach und setzte sich auf, hielt sich die Decke schützend vor die Brust, “Wir sind nackt und du findest das normal?” ”Usako, wir haben miteinander geschlafen.” Sie schaute verbissen auf die Decke. Sie fand es unangenehm, dass er es so offen ansprach. “Alles okay?”, Mamoru schaute sie von der Seite an. Er sah sofort, dass sie sich unwohl fühlte: ”Usako, geht’s dir gut?” ”Ja.”, ihre Stimme zitterte, “Aber ich...es war...” ”Dein erstes Mal. Ich weiß.” Usagi nickte nur. Ihr war es selbst klar, dass sie es genauso gewollt hatte wie er. Und er hätte auch sofort aufgehört, hätte sie ihn gestoppt. Aber das hatte sie nicht getan. Sie hatte sich ihm hingegeben. Geöffnet. Und sie wusste nicht, warum sie es getan hatte. “Willst du drüber reden?”, seine Stimme klang zärtlich und verständnisvoll. Das Mädchen rutschte wieder unter die Decke. Ihre Finger waren immer noch in die Decke gekrallt, die sie sich bis zum Kinn hochgezogen hatte. Der Gedanke, dass sie beide immer noch nackt waren, verwirrte sie. Sie seufzte auf: ”Es ging alles so schnell. Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Erst streiten wir uns. Dann erkennen wir, wer der jeweils andere ist und dann der Sex. Das ist von Null auf Hundert in weiß ich nicht wievielen Sekunden.” ”Bereust du es?” “Ich würde lügen, wenn ich Ja sagen würde.”, sie schaute zu ihm, “Bei jedem anderen hätte ich wahrscheinlich tierische Angst davor gehabt.” ”Bei mir nicht?”, er schaute sie überrascht an. “Nein. Irgendwie nicht. Außerdem hast du mir ja schon meinen ersten Kuss geraubt, von daher war der Sex nun auch egal.” Seine Augen weiteten sich. Dachte sie wirklich so darüber? Harkte sie das Thema jetzt einfach so ab. Er beobachtete sie, wie sie sich auf die Seite drehte und aus dem Fenster schaute. Eigentlich hatte er das Gefühl gehabt, dass da doch mehr sein könnte zwischen ihnen. Doch Usagi tat das ganze sachlich ab. Behandelte es wie einen einmaligen Ausrutscher. Mamoru fuhr sich mit einer Hand durch sein dichtes schwarzes Haar. Setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante. Er griff leicht umständlich nach seiner am Boden liegenden Boxershorts. Zog sie an und stand auf. Etwas verloren blieb er kurz noch im Raum stehen, bevor er sich zur Tür wandte. Usagi entging es nicht, das er aufgestanden war. Sie drehte sich etwas zurück und sah, wie er das Schlafzimmer wortlos verließ. Ihr Gewissen meldete sich bei ihr. Hatte sie schon wieder was Falsches gesagt? Wort für Wort ging sie ihren letzten Satz an ihn noch einmal durch. Aber sie konnte nichts verletzendes darin entdecken. Trotzdem verwunderte sie seine Reaktion. Und es machte sie irgendwie sauer. War er doch einer von den Arschlöchern, die Frauen sitzen ließen nach einer Nacht? Hatte sie sich doch in ihm getäuscht. Als sie miteinander geschlafen hatte, war er ganz anders gewesen. So zärtlich und liebevoll und rücksichtsvoll. Sie hatte sich geborgen gefühlt. Hatte ihm noch mehr vertraut, als jemand sonst auf der Welt. Zwischen ihnen war so etwas wie Magie entbrannt. Und nun wandte er sich einfach so von ihr ab und ging. Flüchtete scheinbar schon aus seinem eigenen Schlafzimmer. Wut stieg in ihr auf. Sie stand schwungvoll auf. Kurz wurde ihr etwas schwindelig und sie riss die Decke mit sich. Als sie sich bückte und sie zurück aufs Bett legen wollte, fiel ihr Blick in die Mitte des Lakens. Kurz erschrak sie und sie musste schlucken. Ihr kam es wieder in den Sinn, dass sie ja ihre Jungfräulichkeit an ihn verloren hatte. Der kleine Blutfleck am Laken stammte von ihr. Sie erinnerte sich an den Moment, als er in sie eingedrungen war. Sie hatte kaum Schmerzen verspürt. Viel zu liebevoll war er mit ihr gewesen und sie vollkommen entspannt unter seinen Berührungen. In diesem Augenblick hatte sie sich niemand anderen als Mamoru vorstellen können. Doch jetzt machte es sie wütend. Usagi hatte ihm etwas Kostbares geschenkt und er ignorierte sie. Seine gefühlsschwangeren Sätze vor einigen Minuten waren nur hohle Phrasen gewesen. Wahrscheinlich wollte er so sein Gewissen beruhigen, falls er denn überhaupt noch eines hatte. Stocksauer griff sie nach ihrem Höschen, was auf dem Boden am Fußende des Bettes lag. Ihr Top fand sie drei Schritte weiter und zog es sich über den Kopf. Mit wehenden offenen Haaren öffnete sie die Schlafzimmertüre. ”Wo steckst du, Baka?”, rief sie durch die Wohnung. Mamoru stand vor dem Spiegel im Bad. Er zuckte zusammen, als er Usagi rufen hörte. Und es erschreckte ihn, wie sie ihn wieder nannte. Anscheinend bereute sie es jetzt doch und nun würde sie ihm eine Standpauke halten. Ihm die Hölle dafür heiß machen, für das was sie miteinander getan hatten. Sie würde ihm natürlich alle Schuld dafür geben. In ihren Augen war er es sicherlich, der sie dazu gebracht hatte. Mit einem letzten Blick in den Spiegel und einem lauten Seufzer nahm er alle Kraft zusammen, um sich der Furie zu stellen. “Was denn?”, er kam aus dem Bad und sah sie in der Mitte des Wohnzimmers stehen, “Was hast du denn?” ”So einer bist du also?!”, Usagi versuchte noch ruhig zu bleiben. Aber sie hätte keine Garantie drauf geben können, das sie es schaffte. “Hä? Was?” “Oh man, warum stellst du dich immer blöd. Auf die Masche fall ich schon lange nicht mehr rein. Du weißt genau, was ich meine.” “Erstens kann ich mich nicht blöd stellen. Dafür bin ich zu clever. Und zweitens weiß ich tatsächlich nicht, was du meinst.” Sie ging auf ihn zu und tippte ihm doch schmerzhaft auf die nackte Brust: ”Erst verführst du mich, obwohl du genau weißt, dass ich noch Jungfrau bin oder war. Und dann stehst du einfach auf und rennst flüchtend aus deinem eigenen Schlafzimmer. Sag doch einfach, wenn ich gehen soll, damit du dir die nächste nehmen und vögeln kannst.” ”Vögeln?” ”Ja.” ”Und wen?” “Rei zum Beispiel. Die ist auch noch Jungfrau und somit wohl sicherlich das beste Fressen für dich.”, sie wandte sich von ihm ab und ging in Richtung Sofa. Ließ sich drauf fallen und starrte ihn unverwandt wieder an. “Usako, warum sagst du sowas?” ”Weil es doch wahr ist. Ohne ein Wort stehst du auf und rennst weg. Was soll ich denn davon halten?”, sie zog ihre Kniee an ihre Brust und umschlang sie mit den Armen. Tränen sammelten sich in ihren Augen. “Ich bin nicht weggerannt.”, Mamoru kam auf sie zu und hockte sich neben die Lehne, “Ich wollte wirklich nur ins Bad und mich frisch machen. Und außerdem...” ”Außerdem was?” “Außerdem fand ich es schon krass, dass du den Sex mit mir so sachlich abgestempelt hast.” “Was hab ich?” “Du hast gesagt, dass der Sex eh schon egal war.” ”Aber so hab ich das nicht gemeint.”, sie klang empört. “Und wie dann?” ”Ich wollte damit was ganz anderes sagen.” Mamoru entging es nicht, dass sie errötete. Aber er schwieg. “Ich hab damit gemeint, dass ich es schön fand, dass du es warst.” ”So klang es aber nicht.” Usagi schwieg und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Fieberhaft überlegte sie hin und her. Sie hatte keine Ahnung, wie sie es ihm sagen sollte. Doch sie wollte es so gerne. Aber mehr als ein Seufzen entkam ihren Lippen nicht. “Ich fand’s wunderschön.”, sprach Mamoru schlicht. Dann stand er auf und hauchte ihr dabei einen Kuss auf den blonden Haarschopf: ”Frühstück?” Verwirrt blickte sie ihm hinterher, als er in der Küche verschwand. So schnell es ihr möglich war, stand sie ebenfalls auf und lief ihm hinterher. Sie sah, wie er Kaffee machte und aus dem Tiefkühlfach eine Packung gefrosteter Pancakes nahm, sie in den Backofen schob. Mamoru war es bewusst, dass sie ihn fragend anschaute. Im Stillen lächelte er. Aber er wollte auf dem Thema, dass Usagi scheinbar doch unangenehm war, nicht weiter herumreiten. “Ahornsirup oder Marmelade zu den Pancakes?” “Ähm, Marmelade.”, sie ließ sich auf den Stuhl gleiten, der neben ihr am Küchentisch stand. “Okay.” Still beobachtete sie, wie er den Tisch deckte. Ihr einen Kaffee hinstellte. “Danke das ich hier schlafen durfte.”, hauchte sie leise und nippte an ihrem Kaffee. “Schon okay.”, er lächelte sie an und stellte ihr und sich das späte Frühstück hin. Setzte sich an den Tisch. Schnell fiel ihm auf, dass sie nur in den Pancakes rumstocherte, aber ganz gegen ihrer Gewohnheit mal nichts aß. “Kein Hunger?” “Schon, aber...” ”Aber was?”, auch Mamoru legte sein Besteck beiseite und blickte sie neugierig an. “Ich fand es auch schön.”, Usagis Stimme war sehr leise. Er musste schlucken bei ihren Worten. “Ich fand es schön, dass du es warst. Du hast mir Sicherheit gegeben.”, fuhr sie fort, “Es fühlte sich so richtig an, was wir getan haben. Auch wenn es mein erstes Mal war, bereue ich es nicht. Und auch nicht das du es warst. Tut mir leid, dass ich dir was unterstellt habe. Aber es hat mich irgendwie verletzt, dass du plötzlich gegangen bist.” Sie konnte ihm nicht in die Augen schauen. Es fiel ihr so schon schwer genug, es überhaupt zuzugeben. “Tut mir leid, wenn ich dich überrumpelt haben sollte. Ich glaube, normalerweise sollte es romantischer ablaufen.”, seufzte Mamoru. “Nein. Nein das muss es nicht.” “Wirklich nicht? Ich nehme nicht an, dass du dir es so vorgestellt hast.” ”Hab ich auch nicht. Aber das ist doch jetzt egal. Denn so wie es war, war es für mich perfekt.” “Perfekt?” Sie schaute ihn zaghaft lächelnd an und nickte. “Okay. Ich muss zugeben, dass ich es auch perfekt fand. Zwar ein bisschen chaotisch, aber perfekt. Eine Frage hätte ich aber jetzt noch.” ”Hm?” ”Wie stellst du dir vor, soll es jetzt mit uns weitergehen? Ich kann nicht einfach so weitermachen wie vorher. Du weißt, dass ich Tuxedo Kamen bin und ich weiß, dass du Sailor Moon bist. Ich hab dich geküsst, du mich. Wir haben miteinander geschlafen. Es wird schwer, wieder zur Tagesordnung über zu gehen. Und ich weiß, dass ich es wahrscheinlich nicht kann.” Sie nickte. “Es ist viel zu viel zwischen uns passiert, Usako. Ich glaube, ich kann dich nicht mal mehr Odango Atama nennen.” ”Und ich dich nicht Baka.” ”Du weißt also, was ich meine.” ”Ja. Und ich glaube, mir ergeht es wie dir.” “Also, was machen wir? Sagst du es den Mädels?” ”Du meinst, wer du bist?” ”Zum Beispiel. Aber ich meine auch das, was da vor einigen Stunden zwischen uns passiert ist.” “Hm, ich glaube, dass du erstmal was mit Rei zu bereden hast. Du musst ihr sagen, dass du nichts für sie empfindest.” ”Ja, stimmt. Sie wird mir wahrscheinlich den Kopf abreißen.” ”Nicht nur dir. Aber ich meine, wir müssen ihr ja nun nicht auch gleich sagen, dass wir miteinander geschlafen haben.” ”Irgendwann aber schon.” Sie nickte stumm. Eine Frage brannte ihr auf der Zunge. Und sie brauchte allen Mut, um sie laut auszusprechen. Langsam öffnete sie den Mund, sah seinen fragenden Blick und fuhr wie er zusammen, als die Klingel ertönte. Die Mädchen hatten den ganzen Nachmittag auf Usagi gewartet. Es war halb sechs gewesen, als sie sich auf den Weg zum Haus von Familie Tsukino gemacht hatten. Makoto hatte geklingelt, während die anderen hinter der Gartenmauer und somit außer Sichtweite warteten. Auf ihre Frage, ob denn Usagi schon wach wäre, meinte Ikuko, dass Usagi immer noch bei Ami sei. Makoto hatte sich bedankt und verabschiedet. “Sie ist immer noch nicht zuhause?”, Ami schaute die Braunhaarige verstört an. Und auch den anderen inklusive Luna und Artemis erging es nicht anders. “Aber wo ist sie dann?” “Keine Ahnung, Mina.”, antwortete Makoto, “Ihre Mutter meinte, dass sie gestern Abend zu Ami gegangen sei und dort übernachtet hätte. So wie es Luna in ihrer Erinnerung manipuliert hatte. Sie sei den ganzen Tag nicht zuhause gewesen. Ach und es wäre okay, wenn sie auch diese Nacht bei Ami schlafen würde.” “Vielleicht ist sie immer noch bei Mamoru?” Alle Blicke glitten zu Rei. “Bei Mamoru? Immer noch?”, Ami schaute irritiert zu ihrer Freundin. “Ja. Ich hab euch doch gesagt, dass ich sie in meinen Gedanken gesehen habe.” Alle nickten. “Sowohl Usagi als auch Mamoru. Ich hab ihren Streit gesehen, ihre Gefühle dabei gespürt. Und dann sah ich die Blicke. Bei beiden. Es lag Liebe in ihren Blicken. Sowohl bei Mamoru als auch bei Usagi.” ”Du meinst, die beiden haben sich...” ”Ich weiß es nicht, Mina. Ich konnte nicht sehen, wem sie ihre jeweiligen Blicke schenkten.” ”Denkst du es denn?”, Makoto klang vorsichtig, sie wollte Rei nicht wehtun. ”Ja.” “Und was ist mit dir? Immerhin bist du doch auch in ihn verliebt.” ”Ja. Leider. Aber sind wir mal ehrlich. Die beiden hatten sich so oft in den Haaren. Haben sich immer bis aufs Blut gereizt. Aber sie haben sich nie gehasst. Sie hatten immer Respekt voreinander.” ”Naja, bis auf neulich.”, stöhnte Minako auf. “Ja, da war Usagi wirklich zu weit gegangen. Und sie hat ordentlich dafür gelitten.”, grinste Rei, “Aber Mamoru war ja nun auch nicht wirklich nett. Sie hätten den Streit schon im Crown neulich beseitigen können.” ”Da waren ihnen wahrscheinlich zu viele Leute anwesend.”, lachte Makoto. ”Wahrscheinlich.” “Was haltet ihr davon, wenn ihr einfach mal nachschaut, wo Usagi ist.”, mischte sich jetzt Luna ein, “Ich will euch eure romantische Vorstellung ja nun nicht kaputt machen. Aber was ist, wenn sie nicht bei Mamoru ist?” ”Luna hat recht. Ihr solltet wirklich sicher gehen.”, auch Artemis klang ernst. Die Mädchen nickten entschlossen. “Okay, dann gehen wir zu Mamoru. Bleibt ihr hier. Wir geben euch Bescheid.” “Alles klar, Ami. Bis dann!” Die Mädchen machten sich auf den Weg und winkten dann Katzen zum Abschied zu. Eine Nachbarin hatte sie ins Haus gelassen und sie standen geschlossen vor seiner Tür. Auf dem Weg zu Mamorus Wohnhaus hatten sie sich überlegt, was sie ihm sagen könnten. Denn wenn sie falsch mit ihrer Vermutung lagen, würden sie sich alle zu Idiotinnen machen. Und er wäre wahrscheinlich sauer, weil sie ihn belästigten. Sicherlich lachte er sie dann für ihre seltsamen Ideen auch noch aus. Ami hatte vorgeschlagen, dass sie alleine reden würde. Zum Beispiel wollte sie ihm sagen, dass ihre Usagis Eltern sie suchten. Und dann würde er sicherlich ohnehin schon von selbst reden. Entweder das sie nicht bei ihm war oder das er ihnen vielleicht sogar bei der Suche helfen würde. Keine der Mädchen mochte sich allerdings diese Variante vorstellen. Sie gingen fest davon aus, dass Usagi bei ihm war. Aus welchem Grund auch immer. “Wer klingelt?”, Makoto schaute in die Runde. “Ich werde klingeln.”, Minako ging zielstrebig auf die Klingel und drückte sie lange und anhaltend. Mamoru war aufgesprungen, während Usagi eher wie am Stuhl festgeklebt wirkte. Er rannte ins Schlafzimmer, suchte seine Jeans und sein Shirt. Zog sich beides hastig an. Vom Boden hob er ihre Jeans auf und nahm sie beim Hinausrennen mit. Warf sie ihr durch die offene Küchentüre zu: ”Anziehen.” Sie fing ihre Hose auf und nickte. Usagi sprang schon eher hinein. Jetzt war es an ihr, ins Schlafzimmer zu rennen. Sie suchte beinahe schon verzweifelt ihre Haarklammern. Was Mamoru nicht entging: ”Was machst du?” Sie kniete vor dem Bett und schaute zu ihm hoch: ”Ich such meine Haarklammern.” ”Warum?” ”Wegen meinen Haaren?!” ”Du siehst wunderschön so aus. Also komm.” Er zog sie auf die Beine und sie fiel beinahe schon in seine Arme. “Wunderschön?” “Ja. Wunderschön.”, er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, “Wie ein Prinzessin.” Sie lächelte ihn an: ”Danke!” Er lächelte zurück, hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. Und er hätte es lieber noch mehr intensiviert, hätte die Klingel sie nicht erneut gestört. “Ich komme schon.”, rief Mamoru in Richtung Wohnungstür, “Du bleibst hier und wartest.” ”Darf ich lauschen?” ”Von mir aus.”, ein letzter kleiner Kuss und er ging zur Tür. Usagi folgte ihm bis zur Schlafzimmertüre, lehnte diese an und setzte sich dahinter auf den Teppich. Minako wollte erneut klingeln, als die Tür aufging. Der Blick, den Mamoru ihr und den anderen Mädchen schenkte, war überrascht. “Ähm, was verschafft mir die Ehre?” Ami drängte sich an den anderen vorbei: ”Hallo Mamoru. Entschuldige die plötzliche Störung. Aber wir haben da eine Frage.” ”Aha.” “Weißt du, wo Usagi ist?” ”Was?” “Ob du weißt, wo Usagi ist.” “Die Frage habe ich schon verstanden, Minako. Vielen Dank! Aber ich frage mich, warum ihr das ausgerechnet mich fragt.” ”Naja, sie ist verschwunden. Sie war die ganze Nacht nicht zuhause.” “Oh. Machen sich ihre Eltern etwa Sorgen?”, er hatte die Türe weiter aufgemacht, damit Usagi mehr hörte. “Nicht direkt. Also sie glauben, sie wäre bei mir.”, erklärte Ami sachlich weiter. “Und wo ist jetzt das Problem?”, Mamoru wollte Usagis Freundinnen so schnell wie möglich los werden. “Das sie nicht bei mir war.” “Ich dachte, sie sagt euch immer alles?” ”Wir waren gesten Abend noch, ähm, aus.”, begann Makoto, “Und Usagi hat einen Bekannten getroffen.” ”Bekannten?”, Mamoru musste sich wirklich zusammen reißen, um nicht zu lachen. “Ja. Sie ist mit ihm noch spazieren gegangen. Weißt du, er hat immer ziemlich gute Ratschläge auf Lager. Ich glaube, sie wollte ihn was fragen.” ”Achso?!” “Genau.”, nickte Minako, “Und nun ist sie aber nicht wie verabredet zu Ami gekommen. Hast du eine Ahnung?” “Schon mal den Bekannten gefragt?” “Nein. Weil der ist, ähm...” ”Der ist mit dem ersten Shinkansen heute Morgen wieder nach Osaka gefahren.”, half Ami Minako aus. “Osaka?” ”Osaka.” “Und nun soll ich euch helfen?” ”Sie wollte den Bekannten um einen Rat wegen dir fragen.”, Rei war nach vorne getreten und blickte ihm unverwandt direkt in die Augen, “Um ehrlich zu sein, haben wir die Vermutung, dass sie hier gewesen sein könnte.” ”Wie kommt ihr darauf?” “Sie befolgte schon immer die Ratschläger unseres Bekannten.” “Ganz schön blauäugig.” ”Usagi eben.” ”Stimmt.” ”War sie bei dir?” Mamoru sah den beinahe schon flehenden und auf eine Antwort wartenden Blick. Laut seufzte er auf. Er konnte die Mädchen nicht anlügen. Sie machten sich berechtigte Sorgen um ihre Freundin. Und er war auch nicht wirklich clever gewesen. Er war nicht mal auf die Idee gekommen, Usagi zu fragen, ob irgendjemande wusste, dass sie bei ihm war. Ihre Freundinnen hatten nur gesehen, dass sie als Sailor Moon mit ihm als Tuxedo Kamen mitging. Aber mehr auch nicht. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren.Er war irgendwie in der Zwickmühle. Gerade als er etwas sagen wollte, hörte er Schritte hinter sich. Langsam drehte er sich um und gab so auch für die Mädchen den Blick frei. Die Augen der wartenden Mädchen weiteten sich. Außer bei Rei. Sie richtete ihren Blick auf Mamoru, der ihren erwiderte. Sie musste ihre Frage nicht laut ausprechen. Er wusste es auch so und nickte stumm und fast unmerklich für die anderen. “Usagi!”, Minako strahlte sie an. “Gott sei Dank haben wir dich gefunden.”, Makoto klang erleichert. “Was hast du dir nur dabei gedacht, einfach so zu verschwinden.”, Amis Stimme war vorwurfsvoll. “Entschuldigt bitte.”, Usagi blickte sie alle der Reihe nach an. Am längesten Rei. “Hallo Usagi.” “Hey Rei.” Auch die beiden mussten nichts sagen. Usagi war es klar, dass ihre Freundin es ahnte. Und das sie damit anscheinend klar kam. “Ich wollte euch keine Sorgen bereiten. Ich bin nach dem Ratschlag zu Mamoru.” ”Habt ihr euch endlich versöhnt?” “Ja, Mako. Haben wir. Also erst haben wir uns gestritten.” ”Habt ihr euch ausgesprochen?”, Ami schaute sie fragend an. “Ausgesprochen?”, verdutzt blickte Usagi zwischen ihrer Freundin und Mamoru hin und her. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. “Nein.” “Nein?”, die Mädchen bis auf Rei riefen es im Chor und schauten überrascht zu Mamoru. “Nein haben wir nicht.” ”Und was habt ihr stattdessen gemacht?”, Minako war verwirrt. “Lasst uns gehen.”, Rei packte Makoto und Minako am Ärmel und bedeutete auch Ami zu gehen. ”Aber warum denn?”, protestierte Makoto lautstark. ”Darum!”, Reis Stimme ließ keinen Widerspruch zu, “Ich erzähl es euch vielleicht später. Macht’s gut ihr beiden. Bis dann!” Mamoru und Usagi schauten der Schwarzhaarigen ebenso verwirrt hinterher, bis sie und die Mädchen aus ihrem Sichtfeld verschwunden waren. Die Mädchen standen im Fahrstuhl. “Warum sind wir jetzt gegangen. Mich hätte es so interessiert, warum die beiden nicht miteinander gesprochen haben.”, beschwerte sich Minako. “Das frag ich mich auch. Was haben die denn stattdessen gemacht?” ”Vielleicht haben sie sich nur angeschwiegen, Ami?”, spekulierte Makoto. “Haben sie nicht.” “Wie meinst du das Rei?” ”Sie haben alles gemacht, nur nicht miteinander gesprochen.” “Was gemacht?” Neben Minako schauten auch die beiden anderen zu Rei. Aber die erwiderte ihre Blicke nicht, sondern bewunderte die Leiste mit den Knöpfen der Stockwerke. “Rei?” “Sie lieben sich.” ”Was?” “Ich spüre es. Sie lieben sich heiß und innig. Und das hab ich auch in ihren Gesichtern gelesen.” ”Was genau gelesen?”, Ami klang wie immer sehr nüchtern. “Denkt mal nach.” ”Hm, Usagi sah irgendwie erwachsen aus. Reifer.”, sinnierte Makoto und noch während sie die letzten Worte aussprach, ging nicht nur ihr ein Licht auf. Mit offenen Mündern starrten sie wieder zu der Schwarzhaarigen, die lächelte. “Bevor ihr mich fragt: Es ist immer noch okay für mich. Und ja, ich denke, dass sie beide miteinander, na ihr wisst schon.” ”Wir müssen mit ihr darüber reden.”, Minako klang entschlossen. Wurde aber von Rei gebremst: ”Nein. Geben wir den beiden Zeit. Sie werden es von sich aus sagen.” Die anderen seufzten. Jede von ihnen hing ihren Gedanken nach: Minako platzte fast vor Neugierde. Nur allzu gerne hätte sie Usagi gefragt, wie es war. Makoto dachte sehnsüchtig an ihren Exfreund und beneidete Usagi um ihre Liebe. Ami nahm sich vor, Usagi alles wichtige über Verhütung zu erklären. Rei fühlte sich zufrieden. Sie hatte nie damit gerechnet, wirklich mit Mamoru zusammen zu kommen. Dafür hing dieser viel zu sehr an Usagi und anders herum. Leise seufzte sie und lächelte dabei. Usagi saß auf dem Sofa und nippte an ihrem mittlerweile kalten Kaffee. Sie wusste, dass es Rei wusste. Und es schien für diese okay zu sein. Das beruhigte das Mädchen. Mamoru setzte sich neben sie: ”Alles gut?” “Ja. Ich hab nur überlegt, wie es jetzt mit uns beiden weiter geht. Wenn Rei es weiß, und das tut sie, dann wissen es sehr schnell auch die anderen.” ”Schlimm?” ”Nein. Aber ungewohnt.” “Hm.”, er lächelte und zog sie in seine Arme, legte den Zeigefinger unter ihr Kinn und schaute ihr in die Augen. Usagi ertrank darin. Sie merkte, wie er sich ihr näherte und sich ihre Lippen trafen. Nur allzu gerne erwiderte sie den Kuss. “Ich hasse dich immer noch.”, grinste sie in den Kuss. “Ich weiß. Und ich liebe dich dafür, dass du mich hasst.” ”Das trifft sich gut. Ich dich nämlich auch.” “Hast du es endlich eingesehen?” ”Mehr als das.” ”Aha?” ”Ich hab es erfahren.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)