Sommer unter dem Sternenhimmel von Alaiya (Wenn Welten aufeinander treffen) ================================================================================ Kapitel 2: 習 ------------ Hoshie blieb für einen Moment stehen und nahm eine Flasche gekühlten Jasmintees aus ihrem Rucksack, um einen Schluck zu trinken. „Was ist?“, fragte Natsuki und sah sich zu ihr um. Natsuki schien nicht das geringste Problem mit der Steigung des Berges – oder mit der Hitze zu haben – und lief auch durch das Dickicht des Waldes mit einer geisterhaften Trittsicherheit. Ja, geisterhaft war das richtige Wort, dachte sich Hoshie, in deren Haar sich einige Blätter verfangen hatten, obwohl sie sich die Haare extra zu einem Zopf gebunden hatte, um dies zu verhindern. „Ich kann nicht mehr“, keuchte sie, nachdem sie die Flasche abgesetzt hatte. „Es ist zu heiß!“ Natsuki seufzte und lief zurück. „Ach, stell dich nicht so an“, meinte sie, lächelte dabei aber verständnisvoll und hielt ihr die Hand entgegen. „Es ist nicht mehr weit.“ „Warum fliegen wir nicht einfach?“, fragte Hoshie – und kam sich dabei noch immer irgendwie dumm vor. Daraufhin verdrehte Natsuki die Augen und Hoshie wusste bereits, dass die Antwort ein genervtes „Tradition“ sein würde. Es war nun zwei Wochen her, dass sie das Amulett der Shiisa am Strand gefunden hatte und so ganz hatte sie sich noch nicht in die Situation eingefunden. Immerhin war ihr Vater Physiker und auch sie hatte schon immer ein eher wissenschaftliches Weltbild gehabt. Zwar hatte sie als Kind gerne Anime gesehen und war von Magical Girls begeistert gewesen, jedoch hatte sie jene albernen Kinderträume, in denen sie selbst ein solches war, bereits sehr früh aufgegeben, da es einfach unmöglich war. Zumindest hatte sie das gedacht. Ebenso wenig hatte sie an jedewede Form von Yokai, Geistern oder Götter geglaubt – wer tat dies auch schon noch wirklich? Demnach kam ihr das Ganze noch immer wie ein sehr verrückter Traum vor und sie hatte mehr als einmal die Möglichkeit erwogen, dass sie eventuell einen Unfall gehabt hatte und seither in einem sehr seltsamen Komatraum gefangen war. „Jetzt komm“, meinte Natsuki noch einmal und zog sie mit sich den Berg hinauf. „Mir gefällt das Ganze auch nicht besser als dir.“ „Warum konnte man die Schreine nicht näher beieinander aufstellen?“, fragte Hoshie, wobei diese Frage allerdings eher rhetorisch gemeint war. „Das frag diejenigen, die mit der ganzen Sache angefangen haben“, erwiderte Natsuki und sah sich um. Sie waren unterwegs zum Schrein des Nordens, der sich am Hang des Berges Onna – treffender Weise im Norden der Insel – befand. Es war der dritte Schrein, den sie seit jenem Tag besuchten und mehr als einmal hatte sich Hoshie bereits über dieses unerwünschte Ferienprogramm beschwert. Doch Natsuki, die kurzerhand in dasselbe Ryukan, in dem auch Hoshie lebte, für den Sommer gezogen war, hatte darauf bestanden, dass sie keine Wahl hatten. Früher, so hatte sie erzählt, hatten die Shiisa das Land gegen den Meeresdrachen Long Wangh verteidigt, der einst die Menschen der Insel bedroht hatte und die Insel wieder in sein Meer zurückholen wollte. Immer wieder hatten die Shiisa der Insel gegen das Ungeheuer des Meeres gekämpft, bis irgendjemand beschlossen hatte, die Menschen selbst kämpfen zu lassen. Seither erwählten sowohl die Shiisa, als auch der Drache einen Auserwählten, die den Kampf am Ende des Sommers gegeneinander austragen sollten. Wobei erwählen in dem Zusammenhang zumindest für die Shiisa zu bedeuten schien, dass sie ein magisches Amulett auf die Insel fallen ließen und denjenigen, der es aufhob mit der Aufgabe betraute – kein besonders zuverlässiges Verfahren in Hoshies Augen. Allerdings fragte sie sich auch, wer um Himmels Willen dafür kämpfen würde, die Insel im Meer versinken zu lassen und wie der Drache jemanden dazu überreden konnte. Doch bisher hatte sie den Auserwählten des Drachens nicht gesehen, weshalb sie auch kaum hatte fragen können. „Da hinten ist es“, meinte Natsuki nach einigen weiteren anstrengenden Minuten, in denen sie durch das Gestrüpp marschiert waren. Immerhin gab es natürlich keine einfachen Wanderwege, die zu einem solchen vergessenen Schrein führten. Erneut blieb Hoshie stehen und spähte durch das Dickicht, konnte jedoch nichts erkennen. „Komm!“ Natsuki lächelte ihr aufmunternd zu. Zumindest konnte Hoshie nicht sagen, dass Natsuki ihr vollkommen unsympathisch war. Zwar wirkte sie etwas hyperaktiv, jedoch war sie freundlich und schien eigentlich die ganze Geschichte genau so albern zu finden, wie Hoshie es tat. Sie hatte sich mehr als einmal darüber beschwert, sich darum kümmern zu müssen, was Hoshie allerdings dazu gebracht hatte sich zu fragen, was ein Shiisa eigentlich in seinem normalen Leben so machte. Schließlich sah sie, was sie als den Eingang zum Schrein vermutete. Es war eigentlich der Eingang einer Höhle, über dem jedoch weiße Kordeln und eine Girlande hingen, was die Höhle als einen heiligen Ort auswies. „Siehst du?“, meinte Natsuki. „Wir sind schon da.“ „Schon ist gut“, seufzte Hoshie, ging aber die letzten Schritte, ehe sie sich erst einmal vor dem Höhleneingang auf einen größeren Stein fallen ließ. „Sieh es als ein wenig sportliches Training an“, sagte Natsuki aufmunternd und hockte sich im Schneidersitz neben sie auf den Boden. „Ist sicherlich auch gut für die Figur und von dem was ich so mitbekommen habe, sorgen sich Menschenfrauen doch häufig um diese.“ „Shiisa wohl eher nicht“, seufzte Hoshie und nahm erneut einen Schluck ihres Tees. „Na ja, es ist nicht so als würde man als solcher besonders viel essen“, erwiderte Natsuki. „Und meine Menschengestalt kann ich mir ohnehin aussuchen.“ Das war neu für Hoshie und sie hob eine Augenbraue. „Aber du bist schon ein Mädchen?“, meinte sie misstrauisch. „Weiblich“, entgegnete Natsuki. „Ja. Wieso?“ Die Frage beantwortete Hoshie nicht, dachte nur daran, dass sie mehr als einmal das Bad mit Natsuki geteilt hatte. „Ist es wegen diesem seltsamen Scharmgefühl, das Menschen entwickelt haben?“, fragte die Shiisa dann und grinste. „Das habe ich ehrlich gesagt nie so ganz verstanden.“ „Musst du auch nicht“, erwiderte Hoshie mit einem Seufzen, da sie keine Lust hatte einen Erklärungsversuch zu starten. Dann musterte sie jedoch Natsuki, die noch immer dieselbe Gestalt hatte, in der sie sie kennen gelernt hatte, nachdem sie sich das erste Mal in einem Menschen verwandelt hatte. Es war die Gestalt einer jungen Frau mit flammend roten Haaren, so wie sie diese noch nie natürlich gesehen hatte. Die Haare waren leicht wellig und reichten ihr bis zum Hals. Dabei lagen sie trotz des Marsches durch die schwüle Hitze und das Dickicht noch immer gut, als gehörten das mit zur Magie. Der menschliche Körper Natsukis war darüber hinaus gut proportioniert, ohne dabei zu übertrieben zu wirken, während ihre Haut einen leicht dunklen Teint hatte. „Wieso hast du dir diese Gestalt ausgesucht?“, fragte Hoshie dann zögerlich, woraufhin Natsuki mit den Schultern zuckte. „Ich fand rote Haare bei Menschen immer irgendwie hübsch. Und der Rest… Ist doch recht normal, oder?“ Hoshie biss sich auf die Unterlippe und verkniff sich eine Bemerkung dazu, dass ein normaler Frauenkörper weit weniger perfekt geformt war. „Was?“ Natsuki hob eine Augenbraue. „Nichts, nichts“, murmelte Hoshie und winkte ab. Misstrauisch sah Natsuki sie an. „Bist du dir da sicher?“, fragte sie, doch Hoshie zuckte nur mit den Schultern. Daraufhin musterte Natsuki sie für einige Sekunden, ehe sie dann aber selbst mit den Schultern zuckte und in einer einzigen fließenden Bewegung auf die Beine sprang. „Lass uns gehen“, meinte sie dann. „Wenn wir hier fertig sind, können wir zurück – und du kannst wieder lernen.“ Sie streckte ihr die Zunge heraus. Hoshie seufzte. Mehr als einmal schon hatte die Shiisa ihr zu verstehen gegeben, dass sie das Engagement zu lernen nicht verstehen konnte – dabei sah sich Hoshie selbst nicht als Streber. Aber immerhin hatte sie Hausaufgaben über die Ferien bekommen und wollte später am Ende des Trimesters in keiner Prüfung versagen. „Es ist ja nicht so, dass ich nur lerne“, tat sie diese Gedanken kund. „Normaler Weise würde ich noch andere Sachen machen – doch irgendwie ist das etwas schwer, wenn man auf einmal eine ganze Insel vor dem Untergang retten soll. Ich meine, ich war in den Ferien nicht einmal mit Freunden aus. Und meine Eltern habe ich auch nicht besuchen können.“ Sie sah Natsuki ein wenig vorwurfsvoll an, woraufhin diese ihr auf die Schultern klopfte. „Ach, aber dafür hast du ja mich, hmm?“, meinte sie. „Wenn du ausgehen willst, kann ich auch mit dir gehen. Magst du ins Kino oder so?“ „Kino?“, fragte Hoshie ungläubig und hob wieder eine Augenbraue. „Na ja, ich war noch nie in einem Kino“, antwortete Natsuki. „Normal habe ich dazu nicht besonders viele Möglichkeiten.“ „Kannst du nicht auch normal einfach als Mensch in unsere Welt gehen?“, fragte Hoshie. „Nein.“ Natsuki seufzte und für einen Moment zögerte die andere. „Tradition?“, fragte sie und Natsuki nickte. „Klingt irgendwie unfair und langweilig“, meinte Hoshie zurückhaltend und spürte unwillkürlich etwas Mitleid mit ihrer Partnerin. „Ist es auch“, seufzte Natsuki. „Ich meine, hierher zu kommen ist wohl mit das beste an diesem Job“, fügte sie dann hinzu. „Also komm, wenn wir uns beeilen kommen wir noch zu einer vernünftigen Zeit nach Naha zurück.“ Sie grinste. „Wir dürfen vielleicht hier nicht herunter fliegen, aber…“ Damit zwinkerte sie Hoshie zu, die es durchaus verstand. Nun traten sie jedoch endgültig in die Höhle hinein, die nicht besonders tief in den Berg hineinführte. Stattdessen war vielleicht acht Meter vom Eingang entfernt ein kleiner steinerner Schrein aufgebaut, vor dem zwei Schalen standen, von dem eine mit Wasser gefüllt war. Irgendetwas daran kam Hoshie seltsam vor und sie tippte Natsuki an die Schulter. „Wieso Wasser?“, fragte sie und zeigte auf die Schale. Da hielt Natsuki sie auf einmal fest und das keinen Moment zu früh. Im nächsten Augenblick kräuselte sich das Wasser in dem Schälchen und verfärbte sich dunkel, ehe ein Zeichen auf der Oberfläche erschien und das Wasser in einer nicht enden wollenden Kaskade aus dem Behältnis schoss. In der Luft machte das Wasser eine Wende und schoss auf die beiden zu, während sich Natsuki nun vor Hoshie stellte. „Was ist los?“, fragte diese verwirrt und verängstigt. „Long Wangh war vor uns hier“, erwiderte die Shiisa, während ein unsichtbarer Schild vor ihr das Wasser davon abhielt, zu ihnen vorzudringen. „Das heißt, wir sind umsonst hierher gekommen?“, antwortete Hoshie. „Nein“, entgegnete Natsuki und sah sie an. „Du hast seltsame Prioritäten!“ Das Wasser, das von ihrem magischen Schild abprallte plätscherte auf den Boden, wo sich schnell große Pfützen bildeten. „So war das nicht gemeint“, meinte Hoshie und trat einen Schritt zurück. Sie bemerkte Natsukis entgeisterten Blick. „Was?“ „Jetzt verwandele dich schon“, erwiderte die Shiisa. „Oh.“ Daran hatte Hoshie nicht gedacht. Sie holte das Amulett aus dem Rucksack und hielt es vor sich, woraufhin es aufleuchtete und sie innerhalb nur weniger Sekunden in den magischen Yukata kleidete, während sich ihr Haar silbern färbte und sich das Amulett letzten Endes vor ihre Brust legte. „Schwert!“, rief Natsuki im Befehlston und Hoshie erinnerte sich daran, dass sie ein solches ebenfalls beschwören konnte. Sie streckte ihre rechte Hand aus, woraufhin mit einem Lichtstrahl die Waffe in ihrer Hand erschien. Dann sprang Natsuki hinter sie, noch bevor sie sich darauf einstellen konnte. Der Wasserstrahl traf das Schwert und prallte davon ab, was jedoch nicht verhinderte, dass Hoshie einiges des Spritzwassers abbekam. „Warn mich doch bitte vor“, meinte sie ungehalten, während Natsuki ihre eigentliche Gestalt annahm und knurrend eine Verteidigungshaltung annahm. Da machte der Wasserstrahl erneut ein weitere Kursänderung und schoss an ihnen vorbei aus der Höhle hinaus und nach draußen, wo sich das Wasser in einem riesigen Tropfen sammelte, in dem Hoshie die Gestalt einer sehr dünnen Gestalt, die halb an einen Affen, halb jedoch an etwas ganz anderes erinnerte. „Ein Wassergeist“, rief Natsuki. „Und was soll ich damit machen?“, erwiderte Hoshie und klang sowohl verwirrt, als auch etwas panisch. Das Wesen schien innerhalb seines Tropfens eine klarer umrissene Gestalt anzunehmen, wobei seine Haut – oder war es Fell? – in einem dunklen Graublau erschien. „Greif es an und versiegele es“, antwortete ihr Natsuki. „Es kommt aus dem Meer der Geisterwelt.“ „Aha…“ Mehr fiel Natsuki zu dieser Information nicht ein und sie hielt ungeschickt das Schwert vor sich, das in einem blassen Licht zu leuchten schien. Der Wassergeist hob derweil seine Arme, die in krallenbewerten Klauen endeten, und machte eine Geste, woraufhin sich viele kleine Tropfen aus dem großen Tropfen lösten, und zu ihnen schossen. Hoshie versuchte das Schwert fest zu halten, in der Hoffnung dass es irgendetwas machte. Das hier war ganz anders, als bei den beiden Schreinen, die sie bisher besucht hatten. Dort hatten sie ein paar Räucherstäbchen angezündet, Natsuki hatte in kleineres Amulett ausgelegt und das hatte – so hatte Natsuki zumindest gesagt – das Tor zu ihrem Teil der Geisterwelt geöffnet. Dann hatte sich Hoshie verwandelt und aus dem Schrein war eine Lichtkugel in das Amulett geflogen, die ein Teil der Energie war, die sie später zum Kämpfen brauchen würde. Dort waren keine verrückten Affen mit magischen Kräften gewesen und ein Schwert hatte sie nicht gebraucht. „Was machst du da?“, fragte Natsuki, als nur ein kleiner Teil der Tropfen an einem magischen Schild, das vom Schwert auszugehen schien, abprallte, während die anderen sie trafen, und kleine Schnittwunden auf ihrer Haut hinterließen, den Yukata jedoch aus irgendeinem Grund nicht beschädigen konnten. „Was soll ich denn machen?“, erwiderte Hoshie und wurde sich dessen bewusst, dass sie beinahe weinerlich klang. „Beschwör einen richtigen Schild“, wies die Shiisa sie an. „Aber ich weiß nicht wie“, entgegnete Hoshie und musste blinzeln, als ihr Blut aus einer Wunde auf der Stirn ins Auge lief. Natsuki zögerte, stellte sich dann aber vor ihr und beschwort erneut ein Schild, wie schon zuvor. „Ich dachte, du darfst selbst nicht kämpfen“, begann Hoshie vorsichtig. „Nun, irgendetwas muss ich ja machen, oder?“, entgegnete Natsuki, wobei ihre Stimme verriet, dass es sie Anstrengung kostete, das Schild aufrecht zu erhalten. Für einen Moment sah Hoshie das löwenartige Wesen an. „Danke“, flüsterte sie dann. Natsuki knurrte nur. „Wie wäre es, wenn du kämpfst?“ „Aber wie denn?“, fragte Hoshie. „Ich weiß doch kaum, wie ich dieses Schwert halten soll.“ „Erst einmal hältst du es mit beiden Händen“, meinte Natsuki und sah sie aus den Augenwinkeln an. „Du musst gar nichts können, du musst nur wollen. Wenn du daran glaubst, dass du es schaffen kannst, dann kannst du es auch schaffen. Es ist ein magisches Schwert, keins, das von Menschen geschmiedet wurde. Du hast jetzt die Energie der Shiisa, also kannst du sie auch nutzen.“ „Energie der Shiisa?“ Hoshie hatte langsam das Gefühl, dass Natsuki zu Beginn nicht nur die Sache mit dem guten ersten Eindruck vergessen hatte, sondern auch eine Art Einweisung in ihre Aufgaben und die dazugehörigen Fähigkeiten. Natsuki knurrte erneut. „Denk dir einfach, so etwas wie Magie“, erwiderte sie dann. „Und wie soll ich es nutzen?“, fragte Hoshie etwas verzweifelt. „Glaub einfach daran und konzentrier dich darauf, was du machen willst“, entgegnete Natsuki. Hoshie sah auf das Schwert in ihrer Hand. Sie kam nicht umher zu denken, dass es schwer gewesen wäre, jemanden zu finden, der dafür schlechter geeignet war, als sie. Nicht nur, dass sie keine Ahnung hatte, wie man kämpfte, sie tat sich selbst in dieser Situation sehr schwer an irgendeine Form von Magie zu glauben, die sie nicht sehen konnte. Doch hatte sie eine Wahl? Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Schwert. Dabei versuchte sie sich daran zu erinnern, was ein Magical Girl in einem Anime in dieser Situation getan hätte, verwarf diesen Gedanken jedoch gleich, da ihr kein einziger solcher Anime einfiel, bei dem die Mädchen mit Schwertern kämpften. Stattdessen kam ihr ein anderer Gedanke. Wenn der seltsame Affe ein Wassergeist war, so war er vielleicht anfällig für Elektrizität, da Wasser – besonders Salzwasser und die Kreaturen Long Wanghs waren offenbar Kreaturen des Meeres – diese leitete. Außerdem meinte sie sich zu erinnern, dass es auch bei Pokémon Elektrizität besonders effektiv auf Wassermonster war, was demnach sogar etwas Sinn zu machen schien. Und Elektrizität wurde doch, auch wenn Blitze eigentlich bei Unwettern auftraten, mit Licht und Helligkeit in Verbindung gebracht – wofür auch die Shiisa standen, wenn sie nicht irrte. Also konzentrierte sie sich darauf. „Elektrizität. Elektrizität. Elektrizität“, murmelte sie hektisch und versuchte sich irgendwie vorzustellen, wie das Schwert von elektrischen Funken umgeben war. Dann sprang sie über Natsuki hinweg, das Schwert erhoben. „Raikote“, rief sie unwillkürlich, als sie das Katana auf den Affen niederschwang, der sie erst jetzt bemerkte und aufschrie. Die Klinge war tatsächlich von Funken umgeben, die sich durch das Wasser, das die Kreatur noch immer umgab, verbreiteten, während das Schwert in den Körper des Wesens schnitt. Zu Hoshies Überraschung blutete der Affe jedoch nicht. Stattdessen trat eine Art dunkler Nebel aus der Wunde aus, ehe sich das Wesen einen Augenblick ganz in eine Wolke aus solchem Nebel verwandelte, während das Wasser zu Boden platschte. Die Wolke blieb in der Luft hängen, als würde sie auf etwas warten. „Was…?“, begann Hoshie, doch Natsuki schnitt ihr ins Wort. „Benutzt das Amulett!“ Unwillkürlich griff Hoshie nach dem Amulett, dass sich erstaunlich einfach vom Yukata lösen lies und hielt es vor sich. Zu ihrem Erstaunen, geschah der Rest von allein. Das Amulett leuchtete auf und absorbierte den dunklen Nebel. „Jetzt zum Schrein!“, wies Natsuki sie an und Hoshie, die nicht wusste, was sie sonst tun sollte, lief zum Schrein in die kleine Höhle hinein. Dort erkannte sie nun in der einen Schale einen Talisman aus dunklem Papier. Noch bevor ihr Natsuki eine weitere Anweisung geben konnte, hob sie intuitiv das Schwert und stieß es in den Talisman hinein, der sich im nächsten Moment auflöste. Dabei verwunderte sie es kaum noch, dass ihr Schwert dabei die Schale selbst nicht zerstörte, ja, nicht einmal zu beschädigen schien. „Gut gemacht“, lobte Natsuki sie schließlich und atmete auf. Vorsichtig ließ Hoshie das Schwert sinken. „Ist es vorbei?“ Natsuki nickte. „Für heute, ja.“ Daraufhin ließ sich Hoshie ohne ein weiteres Wort an der Höhlenwand hinab auf den Boden gleiten und atmete tief durch. Sie hatte die Augen geschlossen, weshalb sie überrascht zusammenzuckte, als sie etwas warmes auf ihrem Gesicht fühlte. Als sie blinzelte erkannte sie, dass es die Zunge Natsukis war, die ihr über die Wunden leckte. „Tut mir leid“, meinte Natsuki nun vorsichtig und senkte ihren großen Schädel. „Hmm?“, machte Hoshie, kaum fähig zu sprechen. „Ich hätte dich besser auf einen Kampf vorbereiten sollen. Ich glaube, das habe ich vergessen“, murmelte die Shiisa. In dem Moment fing Hoshie an zu lachen. Sie konnte es sich nicht erklären, aber die Situation kam ihr so albern – so unwirklich vor, dass sie einfach nicht anders konnte als zu lachen. „Was?“, fragte Natsuki verwirrt, doch Hoshie schüttelte nur den Kopf und winkte ab. „Nichts“, meinte sie, noch immer kichernd. Sie stand auf und sah sich um. „Lass uns weitermachen.“ Doch in dem Moment fiel ihr Blick auf den Höhleneingang zurück und etwas, das sie draußen sah, verwirrte sie. Dort war eine menschliche Gestalt, die über den Bäumen in der Luft schwebte. Die Gestalt eines Jungen, sofern sie es richtig erkannte. „Was…?“, begann sie, doch Natsuki knurrte. „Das ist Schummeln! Er ist hergeflogen!“ Tatsächlich wandte sich der Junge im nächsten Moment ab und schwebte in die Richtung davon, aus der auch sie gekommen waren. Natsuki ließ ein kehliges Grollen hören. „Weißt du was? Wir fliegen auch zurück.“ Erneut begann Hoshie zu kichern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)