Green Eyes von Suppengruen ================================================================================ Kapitel 10: Verdammt...ich werde dich nicht umbringen, falls dich das irgendwie beruhigt ---------------------------------------------------------------------------------------- Knurrend wandte er den Kopf zur Tür, als einer der Wachmänner seine Wut durchschnitt. Und unpassender ging das Timing wohl nicht? Dabei redete er sich gerade so gut in fahrt. Starke Hände packten seine Arme und schleppten ihn in seine alte Zelle mit der Glaswand. Die Frage wie sie seinen Ausbruch kommentieren wollte, nagte an seinem verkümmerten Nervenfaden. Hätte der dämliche Wärter nicht noch fünf Minuten warten können? Grummelnd nahm er auf seiner Pritsche platz und lehnte sich an die kühle Wand. Wenigstens nicht mehr Isolierhaft. Die Stille und die altbekannte Langweile verschluckte schon nach kurzer Zeit seine Wut. Hauptsächlich schweiften seine Gedanken über die Sitzung. Diese war wohl mit Abstand die Merkwürdigste von allen. Joker biss sich noch die Zähen daran aus warum sich Harley so verhielt. Es kann nicht nur an den Medikamenten liegen. Er muss etwas in ihr ausgelöst haben, etwas dass durch ihre Fassade brechen möchte wie ein wildes Tier aus einem Käfig. Ohne es wirklich zu merken, strichen seine Finger über die weiße Wange. Berührungen waren für Menschen etwas wundervolles und alltägliches, für ihn jedoch war es fremd. Vielleicht wirkte es deshalb so intensiv auf ihn. Nur bruchstückweise erinnerte er sich an die Zeit vor seiner Neugeburt. Es war nur noch ein Schwarz-Weiß-Film den er sich ohne Erinnerung an Gefühle ansehen konnte. Alles wirkte stumpf und leer. Etwas ließ Joker aufblicken. Jemand öffnete die Tür seiner Zelle und dieser jemand war Harleen. Verwundert darüber sprang er auf die Beine und trat in die Ecke des Raumes. Sie wirkte hysterisch und verwirrt. Weshalb die Mimik des Grünschopfs die gleiche annahm, wie nach dem flüsternden Danke. Torkelnd trat die Ärztin hinein und schloss die Türe hinter sich. Mit jedem Schritt schien sie fast um zufallen. War Harleen auf Droge? Jedenfalls mache es sehr den Anschein. Dabei kam ihm ein Gedanke. Sie muss noch eben bei der Vogelscheuche gewesen sein, Drogen waren bekanntlich seine Spezialität. Oder wie man auch immer sein Zeug nennen wollte. Nun viel Harley in die Knie, Tränen rannen über ihr bleiches Gesicht und ständig wimmerte sich das Wort „Nein.“ Joker trat langsam auf sie zu und ging ebenfalls in die Knie. Die Frau bekam wohl überhaupt nichts mehr mit. Irgendetwas spielte sich aber wohl vor ihren Augen ab. Fast flach lag sie schließlich vor ihm, sein Gesicht beugte sich über das der ihren. „Harley?“ Plötzlich wurde er von ihr gepackt und an ihre Lippen gepresst, wobei ihre schmalen Finger in sein grünes Haar fuhren. Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an den Kuss. Es raubte ihm fast den Atem, wie stürmisch sie ihn plötzlich packte, machte aber keine Anstalten davon, ihr nicht entgegen zukommen. Genüsslich nahm er ihre weichen Lippen an und schloss sogar für einen kurzen Moment die Augen. Was auch immer hier vor sich ging, es gefiel ihm. Doch der Kuss endete so schnell wie er anfing. Denn plötzlich sahen ihn ängstliche sowie auch panische, blaue Augen an. Was sollte er ihr verzeihen? Stirnrunzelnd wich er etwas zurück. Mit wem zum Teufel sprach sie da? Nach einem erneuten Ausbruch von Tränen verdrehten sich die Augen der Ärztin uns sie viel in Ohnmacht. Fassungslos sah er sie noch immer an. Mit der Hand strich er leicht über ihre Wange. Dann klopfte er leicht dagegen, doch es dauerte eine Weile bis sie sich wieder regte. Wie ein neugieriges Kind lehnte er sich erneut über die Liegende, die wohl erst jetzt erkannte wo sie sich befand. „Auf was für einem Trip warst du denn?“, kicherte er leise und grinste Harleen breit an. „Schien wohl ziemlich heftig zu sein, das hätte ich auch gern.“ Jokers Wut über die Blondine war wie vom Erboden verschluckt. Nach diesem Spektakel konnte er nur noch vor sich hin grinsen und den Geschmack ihres Lippenstifts mit der Zunge auffangen. Harleen wusste nicht wie lange sie ohnmächtig gewesen war, als sie jedoch erwachte tat ihr alles weh und orientierungslos versuchte sie sich umzublicken. Plötzlich war sie hellwach, als sie realisierte wo sie sich gerade befand. Vor ihr prangte eine massive Glasscheibe empor und dahinter befand sich der Gang, den sie mittlerweile so gut kannte. Langsam, wie in einem schlechten Horrorfilm, drehte sie sich um und erschrak. War dies hier real oder war sie noch immer durch das Gift benebelt? Das konnte nicht wahr sein, wie um alles in der Welt war sie in die Zelle des Jokers gelangt? Erschrocken versuchte sie sich etwas mehr aufzurichten. Ihr Körper fühlte sich schrecklich träge an und gerade zu panisch packte sie an ihren Hals, bis ihre Finger den kleinen Einstich fanden und ihn leicht betasteten. "Verdammter Mistkerl" murmelte sie noch etwas benebelt vor sich hin. Das würde ein Nachspiel haben, so viel stand fest nur jetzt musste sie erst einmal sehen, wie sie hier wieder raus kam. Langsam ebbten die Bilder ab und sie seufzte erleichtert auf. Zwischen zusammengebissenen Zähnen presste sie "Crane der Mistkerl war’s" heraus und ballte ihre Hände zu Fäusten. Wie lange war sie wohl hier gewesen und wie viel hatte er von ihren Eskapaden mitbekommen? Sein breites Grinsen verhieß nichts Gutes und kurz fuhr sie sich durch das zerzauste Haar. Sollte sie tatsächlich nachfragen, oder sich die Peinlichkeit ersparen? Ihr Kopf fühlte sich schwer an und erneut suchten ihre Finger nach den Pillendöschen, doch fanden sie es nicht. Panisch begann sie sich in der Zelle umzusehen, doch war es nirgends zu finden. Harleen musste es wohl auf dem Weg hier hinunter verloren haben. „Ganz ruhig" sagte sie zu sich selbst und atmete einige Male tief ein, ehe sie wieder in das Gesicht des Clowns blickte. Plötzlich vernahm sie Stimmen, gefolgt von näher kommenden Schritten. Panisch blickte sie sich im halbdunkeln der Zelle um, ehe sie in eine der Ecke hechtete und sich flach auf den Boden legte. Sie durften sie hier nicht so sehen, dass würde alles zerstören. Was würde man dann über sie denken? Blitzschnell hatte sie den Kittel ausgezogen und unter die Pritsche gelegt, unter die sie sich nun ebenfalls befand und die Luft anhielt. Warum musste sie immer in solche Situationen geraten? Eingesperrt mit einem Psychopathen versteckte sie sich nun auch noch in dessen Zelle unter einem Bett, wenn man es denn so bezeichnen konnte. Die Blonde konnte nun nur darauf vertrauen, dass der Joker sie nicht verraten würde, ansonsten war sie geliefert. Andererseits würde er doch nicht ihre Therapiesitzungen aufs Spiel setzten. Die Schritte waren nun so nah, dass Harleen glaubte sie durch den kalten Boden spüren zu können. Unter der Pritsche heraus konnte sie sehen, wie zwei Paar Schuhe kurz vor der Zelle halt machten. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und Panik machte sich in ihrem Körper breit. Was wenn er sie doch verraten würde? Plötzlich erklang eine tiefe Männerstimme: "Schlafenszeit Clown!" und das restliche Licht in der Zelle erlosch, ehe sich die Schritte wieder entfernten. Erleichtert atmete sie kurz aus, nur um dann erschrocken diesen von neuem anzuhalten. Es war kein wirklicher Grund erleichtert zu sein, im Gegenteil. Erst jetzt wurde sie sich ihrer Situation bewusst. Sie befand sich gerade mit dem wohl größten Psychopathen in einer dunklen und vor allem abgeschlossenen Zelle. Gerade zu hysterisch stieß sie sich unter dem Bett hervor, stand auf und klopfte sich den Staub von den Kleidern. Wie sollte sie nur aus dieser Situation entkommen? Crane, wie er sich schon gedacht hatte. Der Kerl war wirklich eine Nummer für sich. „Hast den alten Strohkopf wohl verärgert“, meinte er beiläufig. Irgendwie sah sie ja ganz süß aus, so verpeilt und mit zerzaustem Haar. Es war ein wahrer Augenschmaus, schade nur, dass sie wahrscheinlich nicht wusste dass sie Joker noch eben zu ihren Lippen zog. Vielleicht sollte er ihr in dieser Hinsicht auf die Sprünge helfen, das wäre doch nur fair. Gerade wollte er Harleen fragen was sie so panisch in der Zelle suchte, doch dann vernahm auch er die Schritte der Wärter. Wie eine Maus verkroch sich die Ärztin in sekundenschnelle unter seinem Bett. So im Dunkeln war sie nicht mehr zu sehen. Die Männer blieben vor der Glaswand stehen und beäugten den Grinsenden. „Wird gemacht Jungs“, gab er zurück und sprang auf die Beine. Verraten würde er Harley nicht, viel zu angenehm war die Vorstellung mit ihr die Nacht in den vier Wänden zu verbringen. Pfeifend sank er auf das klapprige Bett und ließ die Füße baumeln bis die Hohlköpfe den Flur durch die nächste Tür verließen. Wahrscheinlich auf der Suche nach der Ärztin. Amüsiert kicherte Joker auf und beugte sich so weit nach vorn, dass er unter das Bett schauen konnte. Zusammengekauert lag sie da, ihr Gesicht zeigte eine Spur von Angst. Irgendwie auch verständlich. Aber ihn belustigte dies nur umso mehr. Endlich mal keine mörderische Langeweile. „Du kannst dich gerne zu mir gesellen mein Schatz, ich beiße nicht…und ich steh total auf Löffelchen“, säuselte er ihr entgegen und ließ die Brauen wippen. Anschließend lehnte er sich wieder gegen die Wand. „Wir können ja über deinen animalischen Kuss reden. Das war ausgesprochen erregend.“ Schmunzelnd fasste er sich an die Lippe und spielte in Gedanken den Kuss nach. Den rosa Lippenstift konnte er noch immer schmecken. Dass sich der Tag noch so entwickeln würde, damit hätte er in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet. Die Vorfreude wie sich die Situation noch entwickeln würde, wuchs mit jeder Minute an. Würde sie einfach die Nacht in der Zelle verbringen? Oder wollte sie doch noch die Wachen rufen? Denn zur verstärkten Sicherheitsmaßnahme gehörte bedauerlicher Weise auch, dass man die Tür nicht von innen öffnen konnte. Zu oft kam es vor, dass die Häftlinge an einer der Schlüsselkarten kamen und sich so selbst befreiten. Gespannt was sie tun würde drehte er Däumchen und wippte noch immer mit den Füßen. Verwirrt stand Harleen nun vor dem Joker, welcher es sich auf seiner Pritsche gemütlich gemacht hatte. Was faselte er da? Wie viel hatte er von ihrem Trip mitbekommen und noch wichtiger, was davon war wahr und was Illusion? Panisch stürmte sie zu der verglasten Tür und suchte diese nach einem Mechanismus ab, welcher es ihr gestattete diese von innen zu öffnen. Verzweiflung machte sich in ihr breit, als sie daran erinnert wurde, dass es nicht möglich war, diese vom Inneren der Zelle zu öffnen. Ihr Gesicht verlor plötzlich alle Farbe und ihr wurde schlecht, als sie realisierte das es keinen Ausweg aus dieser Zelle gab. Sie hätte die Wachen rufen können, aber wie sollte sie denen erklären, warum sie sich in der Zelle des Jokers versteckte? Nein, das konnte sie nicht wagen, zumindest müsste sie bis morgen früh hier verharren, dann würde sie sagen können, der Joker habe sie überlistet und hier eingesperrt. Das würde genügen um in den Ohren der Wache als plausibel zu gelten. Doch was sollte sie nur bis morgen tun? War sie doch nicht alleine, sondern mit dem wohl gefährlichsten Psychopathen Gothams. Harleen musste sich erst einmal abstützen und dieser Erkenntnis verdauen. Sie hoffte immer noch inständig, dass dies ein böser Traum war, hervorgerufen durch das injizierte Gift von Crane. Doch etwas in ihr wusste, dass dies leider die Realität war und sie sich schleunigst etwas einfallen lassen musste um diese Nacht zu überleben. Die Wachen würden ihre Zeit brauchen, bis sie ihre Hilfeschreie vernehmen würden und bis dahin war sie bestimmt schon tot. Harleen musste schlucken und ihre Finger glitten Hilfe suchend an der Wand entlang, fanden jedoch nichts zum abstützen, wodurch sie langsam daran herunter sackte und auf dem Boden sitzen blieb. Mit beiden Armen umschlang sie ihre Beine und fing an sich hin und her zu wiegen. Wie sehr wünschte sie sich nun die kleinen Pillen herbei, welche diesen Aufenthalt zumindest erträglicher machen würden. Die sonst so starke Ärztin war verschwunden und einer verängstigten Gestallt gewichen. Was sollte sie nur tun? Blitzschnell schnellte ihr Blick zu dem Clown der sich noch nicht bewegt hatte. Sie durfte ihn auf keinen Fall aus den Augen lassen, dass wäre hier drin ihr Todesurteil. Immer noch hin und her wiegend starrte sie ihn durch ihre blonden Haare hindurch an. Harleen wirkte dadurch zunehmend verrückter und man hätte denken können, dass sie hier her gehörte. Aber stimmte das denn nicht auch? Wenn sie die vergangenen Monate betrachtete war es nicht verwunderlich, dass sie nun selber in einer Zelle Arkhams saß, mit dem Mann, welcher ihre Familie und Freunde ausgelöscht hatte. Warum hatte er nur so gute Laune? Plötzlich rief sie sich die Worte des Jokers erneut ins Gedächtnis. Animalischer Kuss? Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren und ihr entwichen sämtliche Gesichtszüge als ihr Hirn realisierte, dass sie wohl in ihrem Wahn den echten Joker tatsächlich geküsst hatte. In sekundenschnelle, war die Farbe zurück in ihr Gesicht gekehrt und wechselte nun in ein dunkles rot, was man zum Glück durch die Dunkelheit nicht wirklich erkennen konnte. "Daran war nur das blöde Gift schuld" stammelte sie leise vor sich hin, klang dabei jedoch nicht so überzeugend, wie sie es gerne gewollt hätte. Verlegen wandte sie ihren Blick ab um das heiße Gesicht am kühlen Stein herunter zu kühlen. Die raue Mauer kratzte an ihrer weichen Haut, war jedoch so angenehm kühl, dass sie diese Tatsache ignorierte. Was sollte sie nur tun? Eines war sicher sie durfte ihn auf keinen Fall provozieren. Gedankenverloren strich sie sich kurz über die weichen Lippen. Sie hatte ihn also geküsst, wenn auch nicht ganz freiwillig, wie sich herausgestellt hatte und dennoch regte sich etwas in ihr, durchfuhr ihren Körper und ließ jede Pore davon erzittern. Was war nur los mit ihr? Verlor sie nun endgültig den Verstand? Harleen musste stark bleiben und dies irgendwie durchstehen. Es war doch nur für eine Nacht, was sollte schon groß passieren? Schweigend sah Joker zu, wie Harleen ihre hilflose Lage erkannte und hysterisch durch die Zelle schritt. An der Wand gegenüber fand sie schließlich halt und sank auf den kalten Boden. Ihr Gesicht wirkte finster hinter dem verschwitztem und zerzaustem Haar. Noch immer rührte er sich keinen Millimeter. Von hier hatte er eine perfekte Aussicht auf die Frau die mit ihren Nerven kämpfte. Anscheinend entschied sie sich dagegen die Wache zu alarmieren. Gut, da blieb genügend Zeit ein nettes Gespräch zu führen. Harleens Worte drangen nur leise zu ihm durch, doch er verstand es. Wenn er doch jetzt nur ihr Gesicht besser sehen könnte. Sehen ob es eine weitere Ausflucht war. Ob ihre Wangen wieder rot wurden. Aber er musste sich wohl einfach mit den Gedanken daran befriedigen. Eine ganze Weile herrschte Schweigen zwischen den Beiden. Starr blickten seine grünen Augen auf die kauernde Harley und er überlegte wie er nun vorgehen sollte. „Hast du nach unseren Gesprächen denn immer noch Angst vor mir Harley?“, fragte er flüsternd und lehnte sich nur ganz leicht nach vorn. „Verdammt…ich werde dich nicht umbringen falls dich das irgendwie beruhigt, das musst du doch langsam mal geschnallt haben.“ Seufzend verschränkte Joker die Arme hinter den Kopf. Er wäre durchaus in der Lage dazu, es wäre ganz leicht, aber er sah keinen Sinn dahinter. Vielleicht konnten es die Meisten oder eigentlich Alle, nicht sehen, aber er tötete nicht ohne Grund. Nur wenn es einen Zweck erfüllte und das tat es bei seiner blonden Ärztin nicht. Außerdem konnte er sie ganz gut leiden, vielleicht mochte er sie sogar. Ins Detail wollte er dabei nicht gehen. Joker hielt nicht viel davon sich selbst zu ergründen, genauso wenig, wie von Anderen Personen ergründet zu werden. Was auch immer sich in seinem Save abspielte, es interessierte ihn nicht. „Ich möchte dich was fragen…hasst du mich, für das was ich getan habe? Ich meine, so richtig hassen aus tiefster Seele?“ Bei seiner Frage ließ er sich auf die Seite fallen und stemmte den Kopf in die Hand. „Ich glaube nämlich nicht das du mich hasst…so etwas spürt man nämlich und bei dir…nein, das ist kein Hass, es ist etwas anderes nicht wahr? Verrate mir was du fühlst, wenn du mir in die Augen siehst, das interessiert mich brennend. Wenn du mir das Wahrheitsgemäß beantwortest, überlasse ich dir für die Nacht das Bett.“ Kurz hielt sie inne und blickte ihn an. Harleen wollte gerade antworten, als sie sich es anders überlegte. Hasste sie ihn wirklich so sehr? Vor ein paar Tagen hätte sie dies ohne zu zögern mit ja beantworten können, doch jetzt hielt sie etwas davon ab und das machte sie stutzig. Was genau empfand sie eigentlich für den Joker? War er noch überhaupt ihr Patient oder etwas ganz anderes? Darüber hatte sie sich nicht getraut in den letzten Tagen nachzudenken, hatte sie doch zu viel Angst vor der vermeintlichen Antwort darauf. Für eine gefühlte Ewigkeit herrschte Stille zwischen den Beiden, ehe sie zögernd antwortete: "Ich glaube nicht das ich dich hasse, zumindest nicht genug um dich hier und jetzt zu töten. Ich verachte dich dafür, was du meiner Familie und meinen Freunden angetan hast aber ob ich dich dafür hasse? Nein." Sie biss ihre Zähne aufeinander. Aber was genau empfand sie, wenn sie ihm in die Augen sah? Harleen fürchtete sich davor der Frage weiter nachzugehen und doch ließ sie es geschehen. Unweigerlich musste sie an den Kuss denken und das Gefühl, welches er hervorgerufen hatte. Noch nie hatte sie so etwas verspürt und das machte ihr angst. Ihr wurde jedes Mal heiß und kalt bei dem Gedanken an seine grünen Augen, welche sich unerbittlich in ihr Inneres fraßen. Konnte es wirklich sein, dass sie mehr für den Clown empfand? Schnell verdrängte sie diesen Gedankengang wieder. Eindeutig musste diese Gefühlsregung aus den vergangenen Monaten resultieren. In ihrem Studium hatte sie darüber gelesen, dass sich Entführungsopfer in ihre Kidnapper verlieben, konnte dies auch mit ihr geschehen sein? Es gab doch keine andere Erklärung dafür, konnte sie doch nicht wirklich in einen solchen Psychopathen verliebt haben. Dadurch, dass sie nun den Ursprung zu kennen glaubte atmete sie erleichtert aus und war erneut froh, dass das Dunkel ihre Mimik verbarg, welche wie so oft Bände sprach. Sie legte sich die folgenden Worte genau zu recht, ehe sie diese aussprach: "Wenn ich in deine Augen sehe, spüre ich nichts, als Neugierde. Ich bin deine Ärztin und es ist mein Job hinter die Fassade zu blicken und so ist auch unser Verhältnis zueinander. Es basiert rein auf Neugierde und nichts anderem." Harleen versuchte es so überzeugend wie nur irgendwie möglich herüber zu bringen, doch irgendwie wollte es ihr momentan nicht gelingen. Am liebsten hätte sich die Blonde dafür geohrfeigt. Was tat sie hier bitte? Hatte sie ihre Situation schon vergessen? Natürlich würde er sie nicht töten, dass war ihr schon heute Mittag bewusst gewesen, doch dennoch hieß dies nicht, dass sie sich in Sicherheit wiegen konnte. Harleen würde nicht noch einmal den Fehler machen und den Joker unterschätzen. Wie sie selbst bereits feststellen musste war noch nicht einmal eine lächerliche Zwangsjacke ein wirkliches Hindernis für ihn. Ihr Kittel lag noch immer unter dem Bett und sie überlegte, ob in ihren Taschen irgendwelche spitzen Gegenstände waren, natürlich nur für den Fall der Fälle, doch war sie etwas zu weit entfernt. Sie konnte nur hoffen, dass er auf keine dummen Ideen kam, war ihre Situation doch so schon schlimm genug. Harleen hoffte inständig dies ohne schwere Plessuren zu überstehen. In ihrem Kopf formte sich eine Frage, welche drängte nach außen zu dringen und zwischen zusammen gepressten Zähnen zischte sie kaum hörbar: "Was fühlst du, wenn du in meine Augen siehst? Kannst du überhaupt noch etwas fühlen?" Es fühlte sich gut an es ausgesprochen zu haben und angespannt wartete sie auf die Antwort des Clowns. Es beunruhigte sie etwas, dass sie seine Züge im Dunkeln der Zelle nicht sehen konnte und so entschied sie sich etwas ihm zu nähern, konnten doch auch jederzeit die Wachen zurückkommen. Langsam schob sie sich an der Wand entlang, bis sie ihm gegenüber saß. Es trennten sie kaum zwei Meter und nun konnte sie grob die Umrisse des Clowns ausmachen. Es dauerte eine weile, ehe sich Harleens Augen angepasst hatten und sie ihn nun klar vor sich sah. Seine grünen Augen schienen gerade zu, zu leuchten und wie magisch nahmen sie, sie erneut in ihren Bann. Was würde sie nicht alles tun um ihn an sich zu ziehen und erneut zu küssen, doch diesmal weil sie es wollte. Wütend über sich selbst kniff sie sich in die Seite, um die Gedanken neu zu ordnen und das Verlangen zu mindern, doch wollte es nicht ganz verschwinden. Über Harleens Aussage, dass sie ihn nicht hasste musste er nur schelmisch grinsen. Das dachte er sich schon, doch auf ihre nächste Antwort war er umso mehr gespannt. Erneut hing das Schweigen in der Luft und schnürte sich um seinen bleichen Körper. Diese Dunkelheit war wirklich zum kotzen. Dann begann sie endlich zu sprechen, wurde jedoch schnell enttäuscht. Seufzend schüttelte er den Kopf in seiner Hand. „Ach Harley, das mit dem Bett wird leider nichts. Denkst du ich höre nicht wenn du mir eine Lüge erzählst?“. Mit einem Raufen der Haare versuchte Joker sich zu entspannen. Er wollte jetzt nicht wütend werden, vielleicht bekäme er ja doch noch die Wahrheit aus ihr heraus. Harleen wechselte ihre Position im Raum und auch er konnte sie jetzt etwas besser erkennen. Auch wenn ihr Haar noch ziemlich viel vom Gesicht verdeckte. Fast war er gewollt vom Bett zu springen und die blonden Strähnen hinter ihre Ohren zu streifen, verkniff es sich jedoch. Vielleicht später, wenn sie schlief oder sich weitgehend beruhigt hatte. Seine Frage wurde jetzt an ihn gestellt. Selbst lügen und eine Antwort von ihm erwarten. Ziemlich dreist, aber gut, er dachte kurz darüber nach. Was fühlte er wenn er sie ansah? Es war wirklich nicht seine Stärke. Da war was, aber es gab kein Wort dafür und selbst wenn, würde er es überhaupt aussprechen? Wahrscheinlich nicht. Das kurze Denken zog sich in die Länge. Eigentlich könnte Joker laut auflachen. Er lag hier tatsächlich auf seinem Bett und redete mit einer Frau über…Gefühle? Das durfte doch nicht wahr sein, wenn das Jemand erfuhr, er würde sich zum Gespött der Leute machen. In seiner Denkweiße zumindest. Eine Antwort musste jetzt her, das Schweigen hielt schon viel zu lange an. Schlussendlich entschied sich Joker dafür die Wahrheit auszusprechen. Die Wahrheit die er im Moment nach der kurzen Zeit auftreiben konnte. „Ganz ehrlich Mäuschen…ich habe keinen blassen Schimmer. Ich kann nur so viel sagen…“, kurze Pause, „ich kann dich leiden“. Mehr bekam der Grünschopf nicht über die Lippen. Das musste reichen, ob es ihr passte oder nicht. „Warum sagst du mir nicht die Wahrheit? Was glaubst du würde schlimmes passieren? Nur ich kann es hören, du hast nichts mehr zu verlieren, also warum noch weiter dein Doktorspiel treiben?“ Joker musste es einfach weiter versuchen und wenn er nur ein Bruchstück erfahren würde, er musste es einfach wissen. Es steckte mehr dahinter, dafür würde er die Hand ins Feuer legen. Er wollte nicht mehr länger darüber grübeln, er wollte es schlicht und einfach aus ihrem Mund hören. Leicht ließ sie ihre Hände über den staubigen Boden fahren und wirbelte dabei einige der Partikel auf, welche sacht über den Stein tanzten und an einer anderen Stelle erneut zur Ruhe kamen. Wie sehr wünschte sie sich doch, dass auch ihre Gedanken zur ruhe finden würden, doch das war wohl lediglich eine Wunschvorstellung, die so schnell nicht in Erfüllung gehen würde. Er konnte sie also leiden, was für den Joker schon einiges bedeutete. Sie war wohl neben Batman die einziege, die es so lange lebend mit ihm ausgehalten hatte ohne völlig den Verstand zu verlieren, wobei sie sich dabei nicht mehr ganz so sicher war. Peinlich berührt wandte sie wie schon so oft den Blick ab, hatte er sie doch bei ihrer eigenen Lüge ertappt. Doch was sollte sie ihm antworten, wenn sie sich nicht selber sicher war? Natürlich hätte sie einfach entgegnen können, dass sie ihn auch leiden kann, aber das fühlte sich nur noch mehr falsch an. Ja sie konnte ihn leiden aber war das schon alles? Warum diese Träume, wenn dahinter nicht auch etwas Wahrheit verborgen lag? Warum dieses Verlangen wenn es doch keinen Ursprung hatte? Mit beiden Händen raufte sie sich nun das blonde Haar um ihren Gedanken platz zu verschaffen. Noch immer fragte sie sich, warum ausgerechnet sie in diese Situation geraten war, sie die immer alles richtig gemacht hatte. Verschiedenste Gefühle schienen sie gerade zu, zu überschwemmen und verhinderten es einen klaren Gedanken zu fassen. Harleen fühlte sich verwirrt und wusste nicht so recht, was sie nun tun sollte. Sie konnte ihrem Körper nicht mehr trauen und auch ihre Gedanken halfen ihr gerade nicht weiter. Verzweifelt riss sie den Kopf nach hinten. Ein dumpfer Aufprall war zu hören, ehe sie sich fluchend den Kopf rieb. Der Schmerz hatte etwas Angenehmes und Befreiendes an sich, auch wenn er ungewollt war, war sie froh darüber. Es hatte schon viel zu lange Stille zwischen ihnen geherrscht und er wartete wohl noch immer auf seine Antwort. Harleen musste etwas tun, irgendetwas sagen um die peinliche Stille zu brechen, doch kein Laut wollte ihre Lippen verlassen. Wie ein Geist erhob sie sich plötzlich und schritt auf den Joker zu. Sie hatte genug von den Spielchen die er mit ihr spielte. Plötzlich war ihr alles egal. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich wirklich frei. Ein Lachen entrann ihrer Kehle und es trennten sie nur noch Zentimeter. Leicht beugte sie sich herunter und blickte ihn hinter den blonden Strähnen hervor an. Ihr Blick hatte sich gewandelt, Entschlossenheit lag darin und keinerlei Spur mehr von Angst. Blitzschnell, schnellten ihre Hände nach vorne und griffen grob in das grüne Haar des Jokers. In einer flüssigen Bewegung presste sie ihre Lippen an die seinen und Atmete den süßen Duft des Irren ein. Ein Prickeln durchfuhr ihren Körper und jede kleine Faser in ihr echste auf. Wie lange hatte sie dies schon tun wollen und sich immer davor gesträubt und warum? Dass konnte sie sich nicht beantworten. In diesem Moment schien ihr einfach alles egal zu sein und an die Konsequenzen dachte sie schon lange nicht mehr. Dies war kein Traum, sondern Realität. Leicht ließ sie das Haar des Clowns durch ihre Hände gleiten nur um sich erneut darin zu verkrallen. Das würde antwort genug sein, hätte sie es doch niemals so gut in Worte fassen können. Am liebsten hätte sie ihn nie wieder los gelassen, doch dann meldete sich ihr Verstand zurück und appellierte lautstark an ihre Vernunft. Plötzlich schien ihr dies alles eine unglaublich dämliche Idee gewesen zu sein. Ihre Hände gaben das Haar wieder frei und sie taumelte einige Schritte zurück den Kopf gesenkt und auf den Boden starrend. Was hatte sie da gerade getan? Nein nein nein niemals würde sie sich für ihn entscheiden! Wie eine Verrückte begann sie hysterisch den Kopf zu schütteln. Diese Drogen waren schuld und sicherlich die Nachwirkungen des Giftes. Niemals hätte sie so etwas bei klarem Verstand getan. Nicht sie Dr. Harleen Quinzel. Kraftlos sackte sie zusammen. Ihre Arme hingen schlaff an ihrer Seite hinab und wie benommen stammelte sie wirres Zeug vor sich hin. Es hatte eine beruhigende Wirkung und so fing sie sich nach einigen Minuten wieder. Still saß sie nun vor dem Clown und starrte ihn mit leerem Blick an. Was geschah hier? Er spürte dünne Fingerspitzen auf seiner Kopfhaut. Lippen pressten sich erneut auf seine. Warmer Atem schmiegte sich um sein Gesicht. Blondes Haar kitzelte leicht an seinen Wangen. Der Kuss war nicht annähernd vergleichbar mit den Beiden davor. Er war erfüllt von Leidenschaft, von völliger Hingabe. Genau das was er von ihr wollte, sie ließ los, dachte nicht nach und tat einfach das war ihr in den Sinn kam. Genüsslich schlossen sich seine Augen und er sog das Gefühl in sich auf, tiefer und tiefer bis sein ganzer Körper davon erfüllt war. Lass es nicht enden, doch das tat es. Der Schalter legte sich wieder um und sie sprang panisch von ihm weg. Sie war doch so nah dran gewesen, warum verschloss sie sich immer wieder hinter dieser Wand? Das durfte diesmal nicht passieren. Kurz sah er auf Harleen herab, wie sie wieder zusammengekauert vor ihm saß und wirres Zeug faselte. Wusste sie eigentlich wie erbärmlich das war? Mit festem Entschluss, griff er ihre Hände und zog sie kraftvoll zu sich heran, bis Harley unweigerlich auf seinem Schoß sitzen musste. Seine Hände streiften ihr blondes Haar nach hinten und legten endlich ihr Gesicht frei. Mit leichtem Druck behielt er ihren Kopf in seinem Griff. „Hör auf damit…“, flüsternd hauchten sich seine Worte in ihr Gesicht. „Hör auf damit“, wiederholte er noch einmal, mit etwas mehr Stimme. Die grünen Augen blickten nun noch tiefer in die ihren. Etwas hilflos fühlte er sich dann schließlich doch irgendwie. So nah wie jetzt war er als Joker keiner Frau gewesen. Deutlich spürte er ihren Körper an seinem. Kurzerhand legte er sie neben sich auf das Bett und rückte an die Bettkante, dass sie sich flach hinlegen konnte. Sein Blick haftete auf der Wand gegenüber. „Lass dich doch nicht immer wieder zurück fallen…verdammt noch mal, was ist nur mit dir los!“. Wütend raufte er sich die grünen Haare und sprang auf die Beine. Sein Kopf fühlte sich wie eine Waschmaschine im Schleudergang an. „Begründe doch nicht immer alles, alles musst du in Frage stellen und analysieren…mach es einfach. Wie gerade. Du hast es doch einfach getan…und es war gut nicht wahr? Das war Freiheit Harley…genau das ist es, wovon ich die ganze Zeit rede und was machst du? Sperrst dich selbst wieder ein…das nenne ich Verrückt mein Schatz.“ Seine Augen fanden wieder ihre, wobei er sich neben das Bett kniete. „Wie kann man etwas verdrängen was einem so gut tut, was man so genießt?“ Seine Stimme klang wieder etwas leiser. Seufzend strich er wieder ihr Haar zurück und beugte sich über sie. Wie sollte er es nur schaffen sie endgültig zu befreien? Harleen war wie ein Puzzle das er einfach nicht zu Ende bringen konnte. Das mache ihn noch verrückt, war sie doch seine größte Hoffnung. „Hör auf dich einzusperren Liebes…hör damit auf“. Wie durch eine dicke Wolke nahm sie nun alles um sich herum wahr. Ihr Verstand versuchte sie zu schütten und kapselte alles Schädliche von ihr ab. Wie in Trance fühlte sie wie er ihre Hand ergriff und sie Sekunden später auf seinem Schoß saß. Wie sehr wollte sie sich einfach an seine Brust schmiegen und die Augen nur für einen Moment schließen und erneut in dieses Gefühl von Freiheit abtauchen, doch ihr Verstand sagte ihr in diesem Moment etwas anderes. Er war alarmiert und würde keine weiteren Eskapaden zulassen. Einen Moment später lag sie auf der Pritsche. Ihr Körper zitterte vor Anspannung und sie wusste nicht was nun mit ihr geschehen würde. Warum verhielt er sich ihr gegenüber nun schon fast liebevoll? Es verwirrte sie zunehmenst und ließ ihren Verstand völlig entgleisen. Sie lachte laut auf und drehte sich auf die Seite um dem Joker direkt in die Augen blicken zu können. Das Leben war wieder in die ihren gewichen und schien gerade zu aus ihnen heraus zu sprühen. Mit einem gewaltigen Satz drückte sie sich von den Brettern ab und umschlang die bleiche Gestallt, welche vor ihr kniete mit beiden Armen, sodass sie auf den Boden fielen. Schluchzend vergrub sie ihren Kopf in der Brust des Clowns. All ihre so unterdrückten Gefühle schienen förmlich aus ihr heraus zu sprudeln und die Tränen liefen ihr in Bächen die Wangen hinunter. Kurz hob sie ihren Kopf und unter weiterem Schluchzen presst sie hervor: "Bitte hilf mir!" Immer wieder wiederholte sie diesen Satz, bis sie ihn förmlich herausschrie. Warum konnte er sie nicht aus diesem Elend befreien. Harleen wusste nicht mehr wer sie war. Alles was ihr zuvor so selbstverständlich und klar erschien, verschwamm nun zunehmend und sie wusste nicht mehr was nun real war und was nicht. Welchen Sinn hatte ihr altes Leben denn jetzt noch? Warum wollte sie so verbissen Karriere machen wenn doch niemand da war, der stolz auf sie sein konnte? Warum sollte sie dann nicht einfach alles hinschmeißen und endlich frei sein? Hatte es sich nicht deswegen so gut angefühlt? War es nicht gerade dadurch auch die richtige Entscheidung? Also was hielt sie noch zurück den letzten Schritt zu tun? Immer fester klammerte sie sich an die bleiche Gestallt unter ihr. Die Tränen hielten jedoch nicht lange an und ihr Schluchzen verwandelte sich zunehmenst in ein irres Lachen. Ihr ganzer Körper bebte ehe sie erneut kraftlos zusammen sackte. Diese plötzlichen Gefühlsschwankungen machten sie einfach fertig und raubten ihr das letzte bisschen Kraft. Eine gefühlte Ewigkeit lag sie so da und lauschte dem Herzschlag des Jokers. Mit nun kaum mehr hörbarer Stimme flehte sie ihn immer wieder an: "So hilf mir doch endlich!" und erneut schlossen sich ihre Lippen zärtlich um die seine. Sie war so verwirrt und verloren, dass sie nicht wusste was gerade genau geschah und ließ sich einfach von ihren Gefühlen leiten. Stürmisch krallten sich die Arme von Harleen um seinen Hals, so dass er unwillkürlich nach hinten auf den Boden fiel. Ihr zierlicher Körper drückte sich auf seinen und dieses Funkeln war wieder in ihren blauen Augen zu erkennen. Erneut bahnten sich die Tränen über das Gesicht der Ärztin, welche sie an seiner Brust versucht zu verstecken. Ihr helfen? Immer wieder flehte sie unter ihrem Geheule das er ihr helfen sollte. Joker musste zugeben, diese Situation überforderte ihn gänzlich. Man konnte erahnen, dass er nicht gerade ein guter Trostspender war oder überhaupt was mit einer Frau in dieser Lage anfangen konnte. Vorsichtig und sehr unsicher tätschelte er Harleys Rücken. „Ich mache doch nichts anderes als dir zu helfen“, stotterte der Liegende etwas zögerlich und schmeckte erneut ihre Lippen. Diesmal nicht so Leidenschaftlich wie zuvor, es war ein Hilfe suchender Kuss und er spürte wie sich die salzige Flüssigkeit auf sein Gesicht wischte. Sein Kopf war vollkommen leer gefegt, so leer wie nie zuvor. Für einen Moment genoss er die Zweisamkeit, bis sich etwas anderes in ihm breit machte. Es fühlte sich fast an wie eine Panikattacke. Was machte er hier? Knutschend auf dem Boden liegen, mit einer verheulten Frau? Jokers Atem ging schneller und er rollte sie von seinem Körper. Schnell war er wieder auf den Füßen und blickte auf sie herab. Ein Teil von ihm wollte es, wollte weiter mit ihr da liegen, seine Arme ganz fest um ihren wohlgeformten Körper schmiegen, aber der größere Teil empfand es als ein unumgängliches Verbot. Später würde er noch wahre Gefühle für sie empfinden und nur der Gedanke daran, ließ ihn kotzübel werden. Immer noch sehr unbeholfen sah er Harleen an, in seinem Gesicht, sah man den innerlichen Kampf, auch wenn er noch so sehr versuchte diesen zu verbergen. Diese Frau machte ihn noch ganz krank, er wurde bei ihr Schwach, wie konnte das nur passieren? Wie es nicht anders kommen konnte, wurde er wütend auf sich selbst. Mit verengten Brauen und steinernem Blick räusperte er sich auf. „Leg dich aufs Bett und schlaf. Du siehst furchtbar aus“, meinte er kühl und lehnte sich in die dunkle Ecke der Zelle. Er war so stinksauer auf sich selbst, dass er sich hätte Ohrfeigen können. Ein Grummeln entfuhr seinen Lippen als er auf den Boden rutschte und finster dreinblickte. Schwach, erbärmlich, dumm und absolut unverzeihlich war diese Aktion. Warum wollte er es also immer noch? Was sollte dieser Kampf? Es war genau wie mit Batman, er wollte ihn töten aber konnte nicht. Verdammt noch mal, wie sehr er doch seinen undichten Save hasste. Jokers ganzer Körper verkrampfte und sein Atem wurde tiefer. Ungewollt klebten sich seine Augen doch wieder auf Harleen. Es konnte doch nur einen einzigen Ausweg geben, nur einen Ausweg, dass er nicht mehr diesen Willen verspürte. Aber konnte er das? Die Stirn des Grünhaarigen legte sich in Falten während er sie stumm anstarrte. Zusammengekauert lag sie nun auf dem kalten Boden und ihr unruhiger Atem wirbelte etwas Staub auf. Sie war verzweifelt und fühlte sich einsam wie nie zuvor. Sie schlang ihre Arme um die Beine und zog diese näher an ihren Körper. Die Blonde spürte langsam, wie all ihre Kräfte aus ihrem Körper wichen. Dunkelheit umfing sie und ihre Träume waren wirr und unverständlich. Noch eine ganze Weile saß Joker in seiner Ecke und sah zu wie Harleen auf dem Boden einschlief. Den Gedanken sie ins Bett zu legen verwarf er danach sofort wieder aus seinem Kopf. Geht’s noch? Wenn ihr der dieser Platz lieber war, konnte ihm doch egal sein. Dumm nur, das ihm damit auch klar wurde, dass er sie nicht töten könnte. Verletzen vielleicht. Aber töten? Er konnte es sich einfach nicht vorstellen, so sehr er es auch wollte. Schließlich verfiel auch er in den Schlaf, ebenfalls auf dem kalten Stein. Plötzlich schrak sie hoch. Das Geräusch von Schritten hatte sie hochfahren lassen. Die Wache würden sie sehen und in diesem Zustand war das wohl keine gute Idee. So schnell es eben ging drückte sie sich flach unter das Bett und hielt den Atem an. Hoffentlich suchten sie nicht nach ihr. Harleens Auto stand noch immer auf dem Parkplatz und würde womöglich Aufsehen erregen. Vorsichtig lugte sie unter dem Bett hervor und konnte die zwei paar Schuhe sehen, welche zweifelsohne zu den Wachen gehörten. Kurz hielten sie an der Zelle des Jokers inne. Harleen konnte das Gemurmel kaum verstehen und musste sich ziemlich anstrengen um es aufschnappen zu können. "Immer noch keine Spur von ihr. Der Boss macht sich langsam sorgen. Ich glaube nicht, dass sie noch lange hier bleibt. Ich zu meinem Teil will nicht in ihrer Haut stecken. Arme Quinzel, dabei hat sie es doch schon schwer genug." ertönte es von einem der Wachen. Harleen wurde bleich und ihr wurde schwindelig. Wenn das war wahr, was sie gerade gesagt hatten würden sie tatsächlich entlassen? Aber warum? Hatten sie sie nicht noch vor einem Tag darum angefleht die Therapie wieder aufzunehmen? Sie musste schleunigst hier raus und am besten ungesehen, sonst würde sie eine Entlassung nicht aufhalten können. Sie musste schleunigst mit ihrem Boss sprechen und ihn davon überzeugen sie hier zu behalten, welchen Sinn hatte sonst noch ihr Leben, wenn man ihr auch noch den letzten Halt nahm? Langsam entfernten sich die Schritte wieder und sie stieß sich erneut unter dem Bett hervor. Mit einer Hand griff sie nach ihrem Kittel und durchsuchte den Inhalt auf etwas nützliches, was ihr hier raus helfen würde, doch nichts schien wirklich in dieser Situation nützlich zu sein. Vielleicht wusste der Clown einen Weg hier raus. Es musste doch ein leichtes für ihn sein. Vorsichtig näherte sie sich ihm und fragte zaghaft: " Schläfst du?" Nicht sicher ob er sie gehört hatte beugte sie sich näher zu ihm und streckte eine Hand nach ihm aus. Die Blonde wusste, dass sie es riskieren musste um hier wieder raus zu kommen. Sacht berührten ihre Finger den Bleichen und unwillkürlich durchzuckte sie das Gefühl von Verlangen von neuem. Es lag wohl am Schlafmangel, gemischt mit verschiedenen Toxinen, dass ihr Gehirn von neuem aussetzte und sie verwirrt da saß. Warum war sie noch gleich hier? Was wollte sie von ihm? Es war fast so, als wären die letzten 10 Minuten ausradiert worden. Still saß sie nun in der Dunkelheit der Zelle und wusste nicht was sie tun sollte. Es musste früh am Morgen gewesen sein, als er die Stimmen und Schritte der Wache vernahm. Seine Augen blieben jedoch geschlossen während er horchte. Harleen sollte entlassen werden? Joker konnte kaum glauben was er da hörte und versuchte angestrengt, weiterhin wie ein Schlafender zu wirken. Sie müsse sich wohl wieder versteckt haben, da die Männer wieder weiter gingen. Warum rief sie nicht die Wache und gab ihm die Schuld? Fragte er sich und vernahm plötzlich ihre Stimme. Beschloss aber weiterhin ruhig in der Ecke zu sitzen. Finger strichen über sein Gesicht und erst jetzt riss er die Augen auf. Blitzartig nahm er ihr Handgelenk in einen festen Griff und zog ein leichtes Grinsen über seine Lippen. Sie sah unglaublich bezaubernd aus. „Morgen mein Schatz, gut geschlafen?“, züngelte er ihr entgegen und zog sie etwas näher zu sich heran. Wie Harley schien auch er alles ausradiert zu haben und dachte über keine Folgen nach. Die Wut hatte sich im Schlaf in Luft aufgelöst und es fühlte sich einfach so gut an sie jetzt bei sich zu haben. Langsam strich er ihre Strähnen zurück und lehnte seine Stirn gegen ihre. Joker hatte ganz vergessen wie es war, mit einer Frau zu erwachen, sie zu berühren, sie zu küssen. Es war ihm so, als erlebe er all dies zum ersten Mal. Er fühlte sich wie ein junger Teenager, der seine ersten Erfahrungen mit einem Mädchen machte. Es war so verrückt. „Du siehst bezaubernd aus“. Hauchend rannen seine Worte über die breit gezogenen Lippen und mit einem „Scheiß drauf“ Gedanken presste er Harleen gegen seine Lippen. Der Genuss darin, zeigte sich durch das erleichtert klingende Ausatmen und wie sich seine Hände in ihr zerzaustes Haar gruben. Wenn die Beiden sich jetzt nicht in dieser Zelle befänden, könnte man sie fast für ein verliebtes Paar halten. Kurz ließ Joker noch einmal ab und sah sie eindringlich an. „Hilf mir hier raus zu kommen und ich werde dir zeigen wie man das Leben ohne diesen ganzen Scheiß genießen kann. Wie man sich immer so frei fühlt, als könnte man fliegen.“ Nun hatte er es gesagt und es gab kein zurück mehr. Nach dieser Nacht musste sie einfach so weit sein, er musste jetzt einfach alles auf eine Karte setzen. „Ich werde dir helfen“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)