Green Eyes von Suppengruen ================================================================================ Kapitel 3: Denkst du wirklich so darüber, oder treibst du nur ein Spiel mit mir? -------------------------------------------------------------------------------- Ihr Blick wanderte hoch von ihren Händen, hin zu seinen grünen, leuchtenden Augen. Überrascht ihn mit so guter Laune anzutreffen beobachtete sie ihn, wie er sich ohne Widerstand in den Stuhl niederließ und ihrem Blick folgte. Etwas in seinen Zügen veränderte sich als er den schmalen Ring an ihrem Finger entdeckte. Harleen wurde durch den darauf folgenden Satz in ihrer Annahme bestätigt. Passte es ihm etwa nicht, dass er, der Joker, nicht der einzige Mann in ihrem Leben war? Etwas an dieser Vermutung ließ sie innerlich lächeln und so antwortete sie, leicht in Gedanken verloren: "Mein Freund hat mir gestern einen Heiratsantrag gemacht und ja, ich habe zugestimmt", dabei musterte sie erneut die Diamanten, welche ihre Hand vortrefflich zierten. "Aber das soll nicht Bestandteil der Sitzung sein. Schließlich geht es hier um dich!". Harleen räusperte sich kurz ehe sie die Kamera von neuem adressierte: "Dr. Harleen Quinzel. Sitzung Zwei. Patient 4479. Wie ich sehe hast du heute gute Laune. Zumindest hatte es bis eben noch den Anschein. Warum so guter Dinge? Wie es scheint, machen wir Fortschritte, denn mir kamen keine weiteren Vorfälle zu Ohren. Sehr schön!", sagte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, dabei bedeutete sie der Wache die Tür hinter sich zu schließen und sie alleine zu lassen. Harleen hatte ein gutes Gefühl bei dem heutigen Tag und es motivierte sie zunehmest, dass es seit dem sie den Patienten übernommen hatte keine weiteren Vorfälle gegeben hatte. Das würde sich positiv auf ihre Karriere auswirken, soviel stand fest, sie durfte jetzt nur keine weiteren Fehler mehr machen, musste ihre Professionalität bewahren und mehr über ihn herausfinden. Schon wieder drifteten ihre Gedanken ab, hin zum gestrigen Abend. Sie hatte das ganze wohl noch nicht so recht verkraftet und wurde sich erst jetzt der Konsequenzen, die dies mit sich führte bewusst. Ihre Miene änderte sich schlagartig bei der Erkenntnis, dass mit der Hochzeit auch der vermeintliche Umzug nach Metropolis bevorstand. Aber wollte sie wirklich einfach so ihre Arbeit hier aufgeben und stattdessen mit Christopher in Metropolis ein bürgerliches Dasein führen? Schnell versuchte sie sich wieder zu fassen und sich auf ihren Patienten zu konzentrieren. Was war nur schon wieder los mit ihr? So war sie doch sonst nicht. Sie nahm einen ihrer Stifte in die Hand und suchte den Blick des Jokers. Es war schwer abzulesen was er gerade dachte, spiegelten sich doch so viele und doch keine Emotion auf seinen Gesichtszügen wieder. "Wie erging es dir denn nun die Woche über? Du hattest ja genug Zeit über meine Fragen nachzudenken auf die ich letzte Woche keine Antwort bekommen habe. Wie wäre es wenn wir damit beginnen?", fragte sie in einem freundlichen aber dennoch bestimmten Tonfall, dabei nahm sie die Brille von der Nase, welche sie zunehmend als störend empfand. War Metropolis wirklich der Ort wo sie sein sollte? Weg von ihrer Heimatstadt Gotham? Weg von ihrem sozialen Umfeld? Wütend kniff sie sich ins Bein, um ihre Gedanken erneut auf den Patienten zu richten. Gespannt wartete sie auf die Antwort des Jokers. Nicht einmal der Grünhaarige selbst konnte seine Emotionen deuten. Eifersucht konnte es doch schwer sein. Nein völlig unmöglich dass es sich um Eifersucht handelte, dies gehörte nun wirklich zu denen Gefühlen, welche zu einem Häufchen Asche verbannten, als sich die Chemie in seine Haut fraß. Doch was war es, das ihn nun so aus der Fassung brachte? Die Gedanken und Regungen einer fremden Person zu deuten, war für Joker im Vergleich zu seinen eigenen ein wahres Kinderspiel. Versucht nicht weiter auf das kleine Schmuckstück zu starren, lehnte er sich zurück und beobachtete Harleen wie sie versuchte die zweite Sitzung zu beginnen. Als sie seine gute Laune ansprach horchte Joker auf, nur war sein Grinsen lange nicht mehr so freudeerfüllt, wie zuvor. Eine gespielte Lässigkeit machte sich auf seinem bleichen Gesicht breit und er versank noch tiefer in der Stuhllehne. Warum verdammt noch mal regte ihn nur dieser Ring so auf? Was juckte es ihn denn, mit wem sie ihre Freizeit verbrachte? Der Typ geelte sich wahrscheinlich die Haare mit seinem eigenen Speichel, dachte er sich gehässig während die Ärztin ihre Fragen aussprach. Kurz dachte er darüber nach. Wollte er wirklich da weiter machen, wo sie das letzte Mal so abrupt geendet hatten? Eigentlich nicht. Er wollte über Sie reden, wollte mehr über ihren Schmierlappen wissen, wollte noch einmal das von letzter Woche an ihr sehen. Also wie vorgehen? „Mir ging es fantastisch Schätzchen, der Pool hatte eine angenehme Temperatur, das Personal war überaus freundlich und die Küche, wirklich exquisit“. Sarkasmus war doch schon einmal ein guter Anfang, dachte er sich, mit einem passenden Kichern und hob eine der grünen Brauen an. „Eigentlich, so ganz unter uns, blieb mir nur eine Frage, oder besser gesagt, eine Aussage von dir im Gedächtnis.“ Mit seinem starrendem Blick versuchte er deutlich zu machen, was genau er damit meinte. „Weist du…“, er legte eine kurzer Pause ein um einen dramatischen Effekt zu erreichen, „es hat mich wirklich zutiefst berührt, als du meintest, dass es Jemanden gäbe der mich verstehen könnte und ich glaube wirklich, dass ich diese Person gefunden habe. Jemand mit dem ich endlich meine tiefsten Gedanken teilen könnte.“ Mit großen Augen beugte er sich vor, „es war wie eine Erleuchtung, endlich gibt es für mich einen Grund hier zu bleiben, eine Person an die ich mich binden kann“. Mit einem fast schüchtern wirkenden Schmunzeln bestärkte er sein kleines Spiel. Er beherrschte es schon fast perfekt, wenn da nicht ihr kleiner Finger auf dem Tisch läge, der ihn wieder und wieder aus dem Konzept brachte. Der Bleiche durfte es jetzt bloß nicht vermasseln, der Köder war geworfen, jetzt musste sie nur noch zubeißen. Wenn er sie erst einmal an der Schnur hatte, wäre der Rest ein Klacks. Seine Finger pulten an dem festen Stoff der Jacke herum, während er sich mit aller Kraft an ihre Augen krallte. Ohne Brille sah sie wirklich ausgesprochen hübsch aus, er mochte es wenn eine Frau natürlich blieb, diese Fakebrille war einfach nur dämlich. Nachdem wie er sie nun einschätzen konnte, brauchte sie das Teil nun wirklich nicht. „Und schmeiß die Brille oder was das Teil darstellen soll weg, glaub mir Schätzchen, ohne siehst du bedeutend besser aus“, fügte er seiner dramatischen Szene zwinkernd hinzu, ein wenig die Stimmung auflockern half immer. Harleen zog eine Augenbraue hoch, als sie die sarkastischen Worte des Jokers vernahm und ein etwas genervtes Seufzen entrann ihrer Kehle. Wieso musste er immer alles direkt ins Lächerliche ziehen? Sie gab sich große Mühe, aber er schaffte es irgendwie jedes Mal, dass ihre Fragen so lächerlich schienen, dass sie bereits selbst an ihren Formulierungen zweifelte. Ihre Miene wurde eisern, als er das erwähnte, was sie am wenigsten hören wollte. Den Fehler der letzten Sitzung. Noch immer nagte dies an ihr und trieb sie zur Weißglut über ihre eigene Dummheit. Aber hatte nicht genau das ihr den Weg zu seinem inneren geebnet? Hatte er nicht gerade selbst gesagt, dass er jemanden brauchte, dem er alles erzählen konnte, der ihn verstand? Und war nicht gerade sie Harleen Quinzel die richtige für dieses Vorhaben? Ein Glanz von Hoffnung, aber auch Skepsis lag in ihren Augen, welche gerade zu an denen des Jokers zu hängen schienen. Die Art wie er dies alles sagte klang sowohl ehrlich, als auch völlig absurd, zumal es aus seinem Mund stammte. Es passte einfach nicht zu ihm, sich so einfach zu öffnen. Oder lag es doch einfach nur an ihr? Hatte sie einfach einen besseren Draht zu ihm, als all die anderen vor ihr? Aber das würde bedeuten, dass sie nicht nach Metropolis ziehen könnte oder vielleicht doch? Sie müsste es ja nur schaffen ihn in der kurzen Zeit die ihr noch blieb zu therapieren und ihn danach an jemand anderes weiter zu reichen. Es würde zwar an ihrem Ego kratzen, aber auf der anderen Seite, wäre ein Leben mit Christopher schon sehr reizvoll. Bei dem Gedanken wanderte ihr Blick unfreiwillig wieder zurück auf den Ring. Er musste ja nicht erfahren, dass sie vorhatte wegzuziehen und so setzte sie eine freundliche Miene auf und blickte ihm erneut in die grünen Augen. "Denkst du wirklich so darüber oder treibst du nur ein Spiel mit mir so wie mit all den anderen vor mir?" fragte sie mit einem hauch von Hoffnung in der Stimme. Irgendwas in ihr wehrte sich vehement zu glauben, dass er dies alles nur so daher sagte und nicht zumindest einen Teil davon der Wahrheit entsprach. "Worüber möchtest du denn gerne Reden? Was liegt dir auf der Seele?" fragte sie professionell und zückte Stift und Papier. Die grünen Augen starrten an die Decke, als er sich grinsend mit seiner Zunge über die Zähne leckte. Sein Kopf schüttelte amüsiert ihre Frag ab, während ein Bein sich über das Andere warf. Mit einem hohen Aufkichern fasste er ihren Blick wieder mit seinem. „Spiele...spielen? Tja, ich muss zugeben dass ich die Damen und Herren vor dir ein wenig auf dem Arm nahm…aber so wie sie sich an meine Lippen krallten, dachte ich mir dass sie doch genau sowas hören wollten…manchmal muss man die Menschen auf die Schnauze fallen lassen, damit sie die Augen öffnen“. Eine aufgesetzt, nachdenkliche Miene machte sich Jokers Gesicht breit. „Aber…ja, ich denke wirklich dass…dass ich nun endlich die richtige Person vor mir sitzen habe…würdest du den jedem dahergelaufenen deine Geheimnisse und Gedanken anvertrauen? Ich denke wohl nicht, das würde niemand…doch es kann ganz plötzlich geschehen…du musst diesem Menschen nur einmal in die Augen geblickt haben, das richtige Wort gehört haben und man weiß es…“, er legte sich fast über ihren Tisch, „man weiß es verdammt.“ Strahlend warf er sich zurück in den Stuhl und schüttelte erneut den Kopf. Erst als Harleen die nächsten Fragen aussprach wurde er wieder etwas ernster. Der Grünschopf wusste nicht recht wohin mit seinen Augen und beschloss auf seine Füße zu starren. „Ehrlich gesagt Schätzchen…hm, ich habe keinen blassen Schimmer…was möchtest du wissen?“ Mit den letzten Worten traf das Grün intensiv in ihr Blau. Auf seinen Lippen zeigte sich nun kein Grinsen mehr, sein Schauspiel beherrschte jede auch noch so kleine Faser seines Körpers. Auch wenn da noch immer diese eine Sache war, die an seinem Pokerface knabberte. Der Gedanke, wie er ihr den Ring vom Finger nahm, zu Not auch den Finger gleich mit, trieb ihn immer näher zur Weißglut. Man sah es ihm, das hoffte er zumindest, nicht an, doch hinter seinen Augen tobte ein Orkan aus Gefühlen die er nicht zuordnen konnte. Er kannte ihren Verlobten nicht, doch er hasste ihn schon jetzt aus tiefster Seele. Sicherlich wusste noch nicht einmal er, wie seine Zukünftige in Wirklichkeit war, was sich hinter der eisernen Maske befand und schon bald herausbrechen würde. Er, Joker, wusste es, er brauchte nur einen verdammten Tag um es zu sehen. Einen Tag! Vielleicht störte es ihn auch einfach, dass ihm der Schlüssel zur Freiheit entnommen werden könnte. Nach Heirat folgen bekanntlich die kleinen Bälger und dann würde sie wohl kaum noch unter Verrückten sein wollen. Dann wäre sie fort, seine Chance wäre dahin. Schluckend versuchte er mit dem Speichel das Feuer der Wut zu löschen. Schluss jetzt mit diesen Gedanken, ermahnte er sich innerlich brüllend und begann erneut an dem Stoff der Jacke zu fummeln. Harleen rückte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her nicht genau wissend ob das Gesagte nun ernst gemeint, oder wirklich nur ein berechnendes Spiel des Jokers war. Natürlich fühlte sie sich von seinen Worten geschmeichelt, aber so ganz traute sie diesem noch immer nicht. Was war es nur das sie so zweifeln ließ? War es die Tatsache, dass sie sich im Arkham Asylum befanden? Hätte sie es ihm an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit womöglich geglaubt und hätte er dies auch zu einem anderen Zeitpunkt gesagt? Ihre Gedanken überschlugen sich förmlich, als sie darüber nachdachte. Ohne Frage wusste er wie man ihr schmeicheln konnte, so viel stand fest. Unruhig tippte sie mit dem Schreiber auf die Tischkante. Warum machte sie dieser Anblick nur so nervös? Erneut rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her um eine bequemere Position einzunehmen, was ihr nicht wirklich gelingen wollte. Diese Augen hatten etwas zu verbergen und doch konnte sie sich nicht abwenden, was sie schier in den Wahnsinn trieb. Über die Frage des Jokers musste sie dann jedoch unwillkürlich Lachen. Was sie gerne wissen würde? Na so ziemlich alles was es über ihn zu wissen gab. Wie war er aufgewachsen? Was hatte ihn zu dem Psychopathen gemacht der er jetzt war? Was hatte es mit Batman genau auf sich? Und was erwartete er von alle dem? So viele Fragen drängten sich ihr auf und doch brachte sie keine einzige davon hervor. Mit einer Hand rieb sich Harleen ihre Schläfen, so als könne sie dadurch die Fragen ordnen und nach Dringlichkeit sortieren. Zu viele Gedanken kreisten ihr einfach im Kopf umher und es trieb sie zur Weißglut, dass sie so unfähig war, sich zu konzentrieren. Wütend hämmerte sie den Stift auf das glatte Holz des Tisches und hinterließ dabei eine tiefe Kerbe in der Oberfläche. Erschrocken über sich selbst, suchte sie Hilfe suchend den Blick des Jokers. Diese Augen schienen süchtig zu machen und doch gaben sie ihr ein Gefühl von Sicherheit. Wie hatte er es nur geschafft, sie in so kurzer Zeit in ihren Bann zu ziehen? Das war ihr noch immer unbegreiflich, hatte er doch so gut wie nichts über sich preisgegeben. Zwischen zusammen gepressten Lippen brachte sie schließlich eine Frage heraus, welche ihr auf der Seele brannte: "Warum bist du noch hier?" Starr blickte sie ihn an. Diese einfache und doch elementare Frage brannte ihr so sehr auf der Seele. Ohne Zweifel wäre es ein leichtes für ihn gewesen aus der Anstallt zu fliehen. Also was hielt ihn davon ab? War es wirklich nur der Grund, weil er jemanden zum reden brauchte oder steckte dahinter viel mehr? Wollte er womöglich sogar hier sein, damit man ihn nicht verdächtigte? Wollte er untertauchen oder spielte er den Wahnsinnigen wirklich nur aus dem Grund, um nicht nach Black Gate geschafft zu werden, weil er um seine eigene Gesundheit fürchtete? Gebannt wartete sie auf seine Antwort, welche ihr einiges mehr preisgeben würde, als der Joker vermuten konnte. Ihre Hände zitterte leicht vor Anspannung und ein plötzliches Gefühl von unglaublicher Leere umschloss sie. Wie solche Erkenntnisse immer dann kamen wenn man sie am wenigsten erwartete. Mit diesem einfachen Wort "Ja" , hatte sie gestern ihre ganze Karriere aufgegeben, ohne sich dessen bewusst zu sein. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? War sie wirklich dazu bereit von hier zu verschwinden? Sie musste dies unbedingt noch heute Abend mit Christopher klären. Heiraten konnten sie ja dennoch, ohne gleich umziehen zu müssen. Dieser kleine Hoffnungsschimmer erhellte ihre Miene wieder etwas und sie konnte ihre Aufmerksamkeit wieder vollends dem Joker widmen, welcher noch immer mit einem lächeln auf dem Stuhl vor ihr saß. Das Lachen, ihr kleiner wenn auch deutlicher Wutausbruch, ihre Augen die sich seinen nicht entziehen konnte, all das saugte Joker in sich auf wie eine Droge. Damit bestätigte Harleen nur umso mehr seinen Glauben. Und er wusste, auch wenn er noch etwas daran feilen musste, dass er sie schon längst da hatte, wo er sie haben wollte. Ausdruckslos sah er sich an, wie die Ärztin versuchte, wieder in ihre Rolle zu schlüpfen und nach einer gefühlten Ewigkeit, stellte sie ihre Frage. Nachdem die Worte gesprochen wurden, strahlte sie eine unweigerliche Erleichterung aus, war es denn wirklich so schwer? Der Bleiche könnte sich totlachen, über die Wirkung, die er auf sie hatte und bei dem Gedanken verdrängte er gänzlich, dass es umgekehrt nicht wirklich anders lief. Auch sie, das musste er sich früher oder später eingestehen, hatte eine unerklärliche Wirkung auf ihn. Nicht vergleichbar mit der von der Fledermaus, aber da war was. Die Frage verwirrte ihn für einen kurzen Moment. Mit dieser hatte er zwar nicht gerechnet, aber Joker beschloss kurz darüber nachzudenken. Zumindest sah es äußerlich so aus. Nach einer, für ihn, angemessenen Pause schnalzte er mit der Zunge und nahm mit dem Oberkörper eine aufrechte Haltung ein. „Ich bin ehrlich Mäuschen, ich habe daran schon gedacht, zu fliehen…ich war sogar kurz davor um genau zu sein…bis, naja….“ Ein Seufzer trat durch seine Lippen, als viele ihm es schwer weiter zu sprechen. „Bis letzten Dienstag…ist das nicht verrückt?“ Mit einem Schulterzucken räusperte sich der Mann und lachte humorlos auf. Eine unglaublich amüsante Feststellung daran war, er sprach wirklich die Wahrheit. Die Ärztin hatte seine Pläne mit einem Wimpernschlag umgekrempelt und dass konnte sie durchaus wissen. Wie sagt man doch so schön, Ehrlichkeit zahlt sich immer aus. „Du bist der Grund mein Schatz…ich wüsste nämlich nicht, dass mich etwas Anderes hier hält“, sprach er mit ernster Miene weiter. „Aber jetzt möchte ich dich was fragen.“ Seine Beine wechselten die Position und er nahm wieder eine etwas lässigere Haltung ein. „Definiere mir verrückt, oder besser formuliert…was ist in deinen Augen verrückt…nehmen wir zum Beispiel meinen Fall, du ließt die Akte, sieht was ich getan habe, siehst mein Erscheinungsbild“, dabei riss er unmerklich ein viel zu breites Grinsen, „reicht das aus, um jemanden als verrückt hinzustempeln, macht das einen Irren aus?“ Fragend sah er sie mit schiefem Kopf an. „Kam ich dir letzte Woche verrückt vor? Komme ich dir jetzt verrückt vor? Ich meine damit, ich sitze nicht hier um geheilt oder der gleichen zu werden…ich bin nicht krank…ich möchte nichts weiter als das man mich versteht, deshalb hat es mich so gepackt als du diese Worte sprachst…du meintest dich nicht wahr?…Du verstehst mich.“ Mit der größten Aufrichtigkeit, die sein Körper vollbringen konnte, zitierte er seinen Text. Der Grünschopf redete sich so in fahrt, dass er es fast selbst glaubte und musste ein unpassendes Kichern verkneifen. Etwas fassungslos saß sie nun auf ihrem hölzernen Stuhl. Ihre Wangen färbten sich leicht rot, als sie diese unfassbaren Worte des Jokers vernahm. Peinlich berührt senkte sie ihren Blick und suchte etwas woran dieser sich festhalten konnte. Entsetzt starrte sie auf ihren Notizblock, riss ihn an sich und zerknüllte die oberste Seite. Ihre Wangen wechselten zunehmest die Farbe von leichtem rosa in tiefes rot. Gut, dass er es nicht gesehen hatte. Wie konnte sie nur so abwesend sein? Am liebsten hätte sie sich das kleine zerknüllte Blatt in den Mund gesteckt und es auf der Stelle gegessen, um ihre Schande zu vernichten. Diesen Gedanken verdrängte sie jedoch schnell wieder, am Ende war sie noch die Verrückte hier und das, wollte sie nun wirklich nicht. Harleen fasste sich wieder, als der Joker fortfuhr und nun auch endlich ihre Frage beantwortete. Erkenntnis breitete sich auf ihren Zügen aus und sie glaubte fast selbst schon ihn wirklich verstehen zu können. Sie stütze beide Hände auf die Tischplatte vor ihr und beugte sich etwas über die Kante des Tisches. Seine Worte fesselten sie und wie eine ertrinkende hing ihr Blick an seinen Lippen. Hatte sie zuvor noch versucht Professionalität zu bewahren, so war diese restlos verschwunden. Sie wollte aufspringen, ihn am Kopf packen, wachrütteln und ihm entgegen schreien "Ja verdammt ich verstehe dich!", doch diesen Reflex konnte sie noch gerade so unterdrücken. Stattdessen klammerte sie sich an die Frage was sie als verrückt ansah. Um ehrlich zu sein kannte sie keine Antwort darauf. Was empfand sie schon als verrückt? Wenn ein Scheich aus Dubai seinen Ferrari nach Deutschland zum Ölwechsel fliegen ließ, dass empfand sie als verrückt, oder wenn ihr Verlobter ihr schon wieder viel zu teure Dinge kaufte, dass alles war verrückt, aber war dieser Patient vor ihr es auch? Bis jetzt hatte sie sich nicht unwohl oder gar bedroht gefühlt. Nein ganz im Gegenteil, die Gespräche mit ihm waren aufregend und anders. Er hatte bis dato noch nicht einmal irgendetwas getan, was nicht auch ein normaler Mensch in seiner Situation getan hätte. Nun ja seine Vorgehensweise war manchmal etwas fragwürdig und zudem auch gewalttätig, aber das waren auch solche, die in Black Gate saßen. Harleen ließ sich eine gefühlte Ewigkeit mit ihrer Antwort zeit, ehe sie sagte: "Verrückte sich meines erachtens nach solche, die ohne ein erkennbares Konzept dahinter, ohne einen Hauch von einem Sinn dahinter, Dinge tun, die für die Norm nicht akzeptabel und nachvollziehbar sind. Nein halt, dass ist nicht ganz richtig, was ich als verrückt erachte, sind Dinge und Handlungen die ich nicht verstehe und nicht nachvollziehen kann. Doch je länger wir uns Unterhalten, desto klarer sehe ich das System, hinter deinem Vorgehen. Es ist nicht planlos, sondern durchdacht und stimmig mit deiner Sicht auf die Welt. Auf mich machst du nicht den Eindruck verrückt zu sein, eher missverstanden und wegen den falschen Gründen eingesperrt." Nun mehr zufrieden mit ihrer Antwort nickte sie um sich selber noch einmal zu bestätigen. Sie verstand nun, warum er nicht geheilt werden wollte. Warum auch? Ihm gefiel seine Sicht auf die Dinge und seinen eigenen Sinn für Gerechtigkeit. Im Vergleich zu anderen Insassen der Anstallt, wirkte er fast schon normal. Verwirrt über ihre eigenen Gedanken blätterte sie noch einmal die Akten des Jokers durch. Auf jeder Seite wurde er als extrem gefährlich und unberechenbar bezeichnet und ihr drängte sich der Gedanke auf, dass dies alles nur deshalb dort stand, weil niemand sein System und sein Denkmuster verstand. Doch sie Harleen verstand es, auf eine unheimliche Art und Weise tatsächlich. Ihr wurde schwindelig vor Augen und sie musste sich an der Tischkante festhalten um nicht vom Stuhl zu kippen. Es war gerade alles zu viel. Schwach rief sie nach den Wachen und verkündete, dass die Sitzung vorbei sei und sie den Patienten doch bitte abführen sollten. Sie brauchte etwas Zeit für sich um ihre Gedanken zu ordnen und wieder klar denken zu können. So wie es jetzt war, hatte dies alles keinen Sinn mehr. Harleen schaltete die Kamera aus und machte sich auf den Heimweg. Sie musste sich hinlegen und etwas Schlaf finden, andernfalls würde sie durchdrehen. Sie ließ sich krankschreiben und verbrachte den Rest der Woche im Bett. Christopher machte sich nun zunehmenst Sorgen um sie und legte ihr den Umzug nach Metropolis nun immer deutlicher ans Herz. Zu schwach um zu widersprechen nickte sie nur beiläufig, damit er sie mit diesem Thema in ruhe ließ. Die darauf folgenden Tage verbrachten beide mit der Planung der Hochzeit. In nicht mal mehr als zwei Wochen, würden sie sich das Ja-Wort geben. Die Kirche war ausgesucht und reserviert, die Karten geschrieben und die Gäste eingeladen, nur noch ihr Kleid fehlte. Noch vor der Sitzung lief sie durch die Einkaufspassagen Gothams, auf der Suche, nach einem passenden Kleid. Sie würde klassisch in einem weißen Kleid heiraten und wie eine Prinzessin aussehen, dass war schon damals ihr Kindheitstraum gewesen und so schlüpfte sie in einige der ausgestellten Kleider, bis sie das richtige gefunden hatte. Ein enges, nach unten weit auslaufendes Kleid mit Corsage zierte ihren Körper und ummalte ihre Figur perfekt. Es war trägerlos und ließ so ihre Schultern frei. Harleen drehte sich einige male vor dem großen Spiegel des Brautladens und begutachtete sich von allen Seiten. Dieses sollte es sein und kein Anderes! Mit einem Blick auf die Uhr stellte sie erschrocken fest, dass sie es zur heutigen Sitzung nicht pünktlich schaffen würde und so kam es, dass sie den Raum nach ihrem Patienten betrat, welcher bereits auf seinem altbekannten Platz saß. Hastig stellte sie die Kamera auf, drückte auf record und betete die allbekannte Leiher herunter. Wenn er dafür mal keinen Orden verdiente. Zwei Stunden, nur mickrige hundertzwanzig Minuten brauchte er um Harleen zu brechen. Sie wusste es noch nicht, aber er sah es. Er sah, wie ihre Maske in kleine Stücke zerbrach und auf ihrem Schreibtisch zerbröselte. Ein Gefühl der Freude durchflutete seinen Körper, vermischt mit dem süßlichen Geschmack der Vorfreude darauf, wie es nun weiter gehen würde. Unüberlegt hatte sie sich von Futter für ihr Ego anlocken lassen und nun war die Ärztin fest am Haken. Es würde ein wahrer Genuss werden, sie nun Stück für Stück in seinen Teich zu ziehen. Innerlich verzog sich sein Mund zu einem teuflischen Grinsen, als er sich ihre Interpretation auf seine Frage anhörte und es klang wie Musik in seinen Ohren. Diese Stunde war der absolute Höhepunkt seines Aufenthalts, der schon bald ein Ende hätte. Welch göttlicher Anblick es doch war, zu sehen, wie sie sich am Tisch festkrallte, versucht ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten und er wusste genau wie sie sich fühlte, wie man fast Wahnsinnig wurde von dieser Gefühlsexplosion. Nicht wissend wohin man sie zuordnen sollte, einfach nur Schreien und Lachen zur gleichen Zeit wollte. Das war es was in Jokers Augen wahrlich die Freiheit war. Alles raus zulassen, nicht darüber nachzudenken was der Gegenüber dachte, der Welt zu zeigen das man einen Scheiß auf Disziplin und Regeln gab. Mit schwacher Stimme rief sie die Wärter, welche die Tür öffneten und zu ihm schritten. Ja, sie sollte in Ruhe über das Gesprochene nachdenken, sich darin vertiefen bis der Ausgang nicht mehr zu sehen war. Der Schlüssel steckte, eine leichte Handbewegung und das Schloss wäre offen. Gewohnt sackte er auf das Gestell welches ein Bett darstellen sollte und ließ das Grinsen zum Vorschein kommen, welches er für eine unerträgliche Länge zurück halten musste. Wie vorhersehend entwickelte es sich zu einem Kichern, das Kichern zu einem Lachen. Und wie er lachte, wälzend auf dem Bett und die Arme um den Körper geschlungen lachte er sich die schwarze Seele aus dem Leib. Tränen entrannen seiner glühenden Augen und ließen einen glänzenden Schimmer hinter sich, als sie auf ihren Weg, über die weißen Wangen flossen. Er lachte sogar noch als sein Hals begann zu schmerzen und es nur noch wie ein Krächzen klang. Wachmänner schüttelten genervt ihre Köpfe, als sie an seiner Zelle vorbei schritten. Aber es interessierte Joker nicht, es war ihm so, als hätte er zum ersten Mal Freude empfunden und musste diese an die Welt hinaus geben, jeden hören lassen, was für ein Genie er war. Ein Perfektionist des Schauspiels und der Manipulation. Es erfüllte ihn wahrlich mit vollem Stolz, dass er, der scheinbar schlimmste Inhaftierte aller Zeiten, es schaffte eine Ärztin in die eigene Welt zu ziehen. Scarecrow käme mit seinem dämlichen Fachlatein nicht Mal annährend so weit wie er in diesen zwei Tagen. All diese maskierten Dumpfbacken waren doch nichts gegen ihn, es waren nur ein Haufen von Verrückter die mit ihrem Leben nicht mehr klar kamen und sich deshalb hinter ihren Masken versteckten. So etwas brauchte er nicht, ganz offen und ehrlich zeigte er sein Grinsen der Bevölkerung, er musste sich vor keiner aus Frust und Angst erbauten Wand verstecken. Schwer atmend schreckte der Bleiche aus dem Schlaf und sah sich hastig in seiner Zelle um. Nur ein Traum, er fiel in kein Becken aus grünen Chemikalien, sah nicht über sich ein fledermausähnliches Monster, welches ihn mit fletschenden Zähnen angrinste. Nein, er lag noch immer in seinen kahlen vier Wänden auf der nackten Matratze in Arkham. Langsam richtete er sich auf und merkte erst dann, wie fest sich seine Finger in die dünne Decke auf der er lag verkrallt hatten. Als hätte er einen Krampf, brauchte er kurz, um die Hände zu öffnen und sich mit diesen die grünen Haare zu raufen. Verdammte Alpträume, dachte er sich mit noch immer schweren Lidern und spürte kaum, dass er gerade acht Stunden geschlafen hatte. Es kam ihm vor wie ein paar Minuten und er lehnte sich gähnend an die kühle Wand. Noch ganze drei Tage mussten umgehen, dass er endlich wieder in das Therapiezimmer gehen könnte. Der Gedanke daran ermüdete Joker nur noch mehr und seine Stirn legte sich in tiefe Falten. Die Freude welche er nach der letzten Sitzung empfand, nahm durch die schwerwiegende Langeweile, jeden Tag, zunehmend ab. Seine Gedanken schweiften zur blonden Ärztin, was sie wohl gerade tat? Unweigerlich, dann auch weiter zu ihrem Verlobten, für den er nicht mehr nur Hass empfand, es war viel mehr als Hass. Dem Typen würde er, ohne mit der Wimper zu zucken aufschlitzt und die Eingeweide auf dem kleinen Schreibtisch im Sprechzimmer verteilen, Harleen packen und… ...diesmal, nur in Handschellen, wurde er von den beiden Wachen in den ersehnten Raum verfrachtet. So viel wie er mitbekam, kam die Anweisung von Harleen, da er sich doch so gut benahm. Es brachte also wirklich Vorteile sich zur Abwechslung mal ruhig zu verhalten. Auch wenn es ihm nicht gerade leicht viel, war es auf alle Fälle besser, als die Zwangsjacke. Die Tür zum Zimmer wurde geöffnet und Joker trat grinsend heran. Doch es gab niemanden, für den das Grinsend gelten könnte. Der Platz hinter dem Schreibtisch war leer. Enttäuschung und die leise Sorga dass sie nicht mehr kommen würde machte sich in ihm breit. Die Aussage von einem der Lackaffen fegte diese Befürchtung jedoch schnell wieder zur Seite. Sie schien sich wohl nur zu verspäten. Schließlich trat der Inhaftierte nach vorn und sank in den unbequemen Stuhl. Zehn oder fünfzehn Minuten mussten vergangen sein, bis sich die Tür hinter ihm öffnete. Joker wusste sofort dass es die Ärztin war und begrüßte sie ohne hinter sich zu blicken. „Ausgesprochen unhöflich jemanden warten zu lassen“, säuselte er schmunzelnd und sah zu wie Harleen hektisch sich alles zu Recht legte. „Darf ich fragen was der Grund für deine Verspätung ist Mäuschen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)