Modern world with problems... von Ike_Schwarzfluegel ({HicksxAstrid}) ================================================================================ Kapitel 6: Die geschenkte Axt ----------------------------- Immer wieder musste sich Astrid darüber wundern, was für eine gute Zuhörerin Raffnuss sein kann, wenn ihr Bruder nicht in ihrer Nähe war. Vielleicht war jeder von ihnen die eine Hälfte eines defekten Gehirns und sie konnten nur ihrem Wahnsinn frönen, wenn beide Hälften beisammen waren. Oder aber, Raffnuss hatte einfach nicht die Lust, ohne ihren bekloppten Bruder irgendetwas... na ja, Beklopptes anzustellen. Jedenfalls kannte sie den einen oder anderen Psychologen, die oder der gerne mal ein paar Versuche mit den beiden durchführen würde. „Und dann ist er einfach abgehauen? Hah, typisch für Männer. Aber ich hätte nicht gedacht, dass Hicks ebenfalls einer von denen ist, die nach ihrem ersten Mal die Kurve kratzen!“ sagte Raffnuss, offensichtlich überrascht ober Astrids Erzählung des gestrigen Abends. Astrid gab es inzwischen auf, jedem an die Gurgel zu springen, der sie und Hicks als Paar darzustellen versuchte. „Hicks und ich haben nicht miteinander geschlafen. Wir haben nebeneinander geschlafen und mehr nicht!“ korrigierte sie mit einem langen Seufzen. Dann nahm sie schnell einen großen Schluck aus ihrem Kaffee. Sie und Raffnuss hatten sich gleich telefonisch zum Frühstück in dem einzigen, vernünftig aussehenden Lokal der Stadt verabredet. Natürlich war die Schwester der Thorsten-Zwillinge zu spät gekommen und so hatte sie Astrid schon bei ihrer dritten Tasse Kaffee angetroffen. „Echt? Ist ja noch bescheuerter. Warum hast du es ihm nicht besorgt? War doch die Gelegenheit schlecht hin!“ Dies kommentierte sie nur mit einem Augenrollen und langsam fragte sich Astrid, warum sie nicht Fischbein oder Rotzbacke statt Raffnuss angerufen hat? „Könnten wir jetzt bitte das Thema “Sex“ abhacken? Ich habe nicht mit ihm geschlafen und damit basta. Sag mir lieber, was wir jetzt wegen seinem ständigen Verschwinden tun sollen?“ fragte sie gereizt und hätte beinahe ihren vierten Kaffee um geschmissen. Raffnuss nickte, dann nippte sie kurz an ihrer eigenen Tasse und legte die Stirn in Falten. Sofort hielt Astrid gespannt den Atem an, als sie bemerkte, wie ihre Freundin immer tiefer in ihre Gedanken versank. So ein Anblick war selten und Astrid verglich ihn sogleich mit den 8 modernen Weltwunder. Nach 5 Minuten konzentrierter Stille kam jedoch immer noch nichts über die Lippen der Thorsten-Tochter und Astrid begann, den Kopf fragend schief zu legen. „Raff? Woran... denkst du gerade?“ Raffnuss schreckte auf, blickte Astrid mit großen Augen an und begann wieder zu realisieren, wo sie war. „Oh, ich versuchte mich gerade an den Tag zu erinnern, als Taff und ich Hicks mal gefolgt sind!“ begann sie und rieb sich dann die Schläfe, als hätte das Denken ihr Kopfschmerzen bereitet. Da wurde Astrid sofort hellhörig und sie wäre beinahe über den Tisch zu ihrer Freundin gesprungen. „Echt? Ihr seid ihm gefolgt Wohin?“ Wieder legte Raffnuss ihre Stirn in tiefe Denkfalten, „Nun... ich weiß noch, dass wir in den Wald gingen... und dann...“ „Und dann?“ „Und dann... war er weg! Echt unheimlich, sag ich dir.“ Müde seufzend schloss Astrid die Augen und sackte auf ihren Platz zurück. Sie hatte gerade noch gehofft, endlich eine Spur zu haben. Ihre Freundin schien ihre fallende Stimmung ebenfalls zu bemerken, denn sie setzte eine beteuerte Miene auf. „Tut mir leid, Astrid. Wir hätten damals vielleicht hartnäckiger sein sollen. Taff und ich haben es echt vermasselt!“ „Nein, Raff!“ sagte Astrid und legte mit einem schwachen Lächeln ihre Hand auf die ihrer Freundin, „Ist schon okay. Ist ja nicht eure Schuld. Komm, lass uns endlich was zu Essen bestellen und dann gehen wir!“ Nach einem ausgiebigen Frühstück und noch einigen typischen Mädchengesprächen verabschiedeten sich die beiden Freundinnen vor dem Lokal, drückten sich noch gegenseitig einen Kuss auf jede Wange und gingen dann getrennte Wege. Die junge Hofferson war alles andere als zufrieden mit ihren bisherigen Erfolgen an diesem Tag. Raffnuss und Taffnuss waren die wohl neugierigsten Menschen in Berk. Überall haben sie bisher ihre Nase rein gesteckt, also war es klar, dass Astrid als erstes einen der beiden Zwillinge ausfragen würde. Doch Raffnuss wusste genau so viel wie jeder andere in der Stadt. Nämlich gar nichts. Ein wenig frustriert von der Situation und der Tatsache, einen ganzen Morgen verschwendet zu haben fuhr sich Astrid durch die Haare und versuchte, sich den nächsten Schritt zu überlegen. Außer ihr war keiner so richtig mit Hicks befreundet gewesen. Rotzbacke, Raffnuss und Taffnuss hatten sich steht's Späße über seine Tollpatschigkeit oder seine schwache Statur gemacht. Nur Fischbein hielt sich steht's raus. Fischbein. Astrid wusste nicht, wie gut Fischbein und Hicks miteinander befreundet waren und sie bezweifelte, dass sie von ihm die gewünschten Antworten erhalten würde. Doch sie näherte sich langsam dem Punkt, an dem sie jeden Fragen würde, selbst den stummen Sven. Also ging sie los, zurück zum Wohnviertel und lief die Häuserreihen ab, bis sie endlich vor dem Haus der Ingerman stand. „A-Astrid? D-Du hier? Wie... womit kann ich... dir helfen?“ stotterte Fischbein nervös, nachdem er die Tür geöffnet und sich von dem ersten, großen Schock erholt hatte. „Nun, du könntest mich doch erst einmal herein bitten!“ schlug Astrid vor, ein wenig über Fischbeins Unsicherheit amüsiert. „O-Oh ja... ja natürlich... komm rein!“ Er trat bei Seite und öffnete die Tür ganz, damit Astrid eintreten konnte. Wie schon die Male zuvor, als sie ein Haus in Berk betrat war sie davon fasziniert, wie wenig sich geändert hatte, wenn man jetzt mal Hicks renoviertes Zimmer vergaß. „Meine Eltern... meine Eltern sind nicht da, wir können also... ins Wohnzimmer gehen!“ Astrid nickte und folgte dem Flur, Fischbein dicht an ihren Versen. „Möchtest du... etwas... trinken?“ fragte er, sobald sein Gast sich auf das große Ledersofa niedergelassen hatte. „Gern. Wasser bitte!“ „Ja, natürlich. Wasser. Kommt sofort!“ Und somit war Fischbein so rasch wie er mit seinen kleinen Beinen konnte in Richtung Küche verschwunden. „Was... ähm... was bringt dich denn zu mir?“ fragte Fischbein, als er mit einem Glas Wasser für Astrid zurück kam und ihr gegenüber am Tisch Platz nahm. Dankend nahm die junge Frau das Wasser und trank es erst halb leer, bevor sie zu einer Antwort ansetzte. „Nun... ich wollte mit dir über Hicks sprechen!“ Stille. Nach der Erwähnung dieses Namens hatte Fischbein begonnen, sie mit offenem Mund anzustarren, bis er sich selbst aus der Starre ris und den Blick senkte. „Ach so...“ Astrid war sich nicht sicher, ob sie es richtig verstanden hatte, aber klang Fischbein... enttäuscht? Wenn ja, worüber? „Ja... ja natürlich, du... ähm... du willst über Hicks sprechen. Was willst du den... von mir hören?“ fragte er, den Blick weiter auf den Tisch gerichtet. Schlagartig fühlte sich Astrid schuldig, obwohl sie nicht einmal wirklich verstehen konnte, was sie falsch getan hatte. „Ähm, ist das vielleicht ein schlechtes Thema? Habt ihr... also du und Hicks... habt ihr vielleicht Streit?“ fragte sie vorsichtig nach, worauf Fischbein sofort hektisch mit dem Kopf schüttelte. „Nein, nein. Alles in Ordnung, Astrid.“ Sie glaubte ihm zwar kein Wort, aber sie war hier, um eine Antwort zu ihrem Problem zu finden, nicht um sich noch eines auf die Schultern zu laden. Um Fischbein konnte sie sich später noch kümmern und mit Hilfe eines Schraubstockes erfahren, was mit ihm los ist. „Also gut. Ich habe gehofft, dass du mir vielleicht helfen könntest, herauszufinden, wohin Hicks jeden Morgen verschwindet. Ich habe schon Raffnuss gefragt. Sie sagte mir, dass sie und Taffnuss mal versucht haben, ihm zu folgen, ihn dann aber in den Wäldern verloren haben.“ „Hm!“ Fischbein legte die Stirn in Falten, „Der Wald ist ziemlich groß. Und er beginnt gleich am Fuße der Berge. Das Gebiet ist also ziemlich zerklüftet. Erdspalten, Höhlen, Senken und Felsklüfte, der perfekte Ort also, um sich zu verstecken und sicher zu gehen, dass einen niemand findet. Ich sage es nur ungern, aber so lange du Hicks keinen Peilsender anklebst, wird es wohl unmöglich sein, ihm unbemerkt bis zu seinem Versteck zu folgen.“ Enttäuscht ließ Astrid darauf die Schultern sinken und lehnte sich in das weiche Leder der Rückenlehne. Mit einer solchen Antwort hatte sie schon irgendwie gerechnet. „Das heißt, ich stehe wieder bei 0. Danke Fischbein, du warst eine große Hilfe!“ Sie erhob sich aus dem Sofa und schenkte ihrem Freund ein Lächeln, bevor sie wieder Richtung Haustür ging. „Warte!“ rief Fischbein aus dem Wohnzimmer ihr nach und kam dann zu ihr geeilt, als sie die Haustür schon halb durchschritten hatte. „Ja?“ „Unmöglich ist vielleicht der falsche Begriff. Schwer passt da schon besser. Es ist verdammt schwer, Hicks in den Bergen nicht aus den Augen zu verlieren. Aber... nicht unmöglich!“ sagte er und versuchte nun selbst ein wenig zu Lächeln. „Fischbein, versuchst du mich gerade dazu zu motivieren, ihm doch zu folgen?“ „Na ja, das wäre doch die offensichtlichste Vorgehensweise. Er geht nachts weg und wenn du wissen willst wohin, dann folge ihm. Du und Hicks, ihr wart die besten Freunde und nahezu unzertrennlich, als du noch hier in Berk gewohnt hast. Du bist sicherlich die Person, der er am ehesten Verzeiht, wenn du sein Geheimnis lüftest!“ Ein wenig berührt von seinen Worten strahlte sie ihn förmlich an und drückte ihm dann einen kurzen Kuss auf die Wange. „Danke Fischbein, du bist echt großartig!“ sagte sie und dann lief sie motiviert und mit neuem Elan zu sich nach Hause. Fischbein selbst war nach dem Kuss fast aus allen Wolken gefallen und konnte sie nur durch einen festen Griff an die Türklinke retten. Doch rasch gab die Türklinke unter seinem Gewicht nach und er riss sie heraus, während er zu Boden ging. „Sie... sie liebt mich also... doch!“ säuselte er verträumt. „Du willst ihm folgen? Mitten in der Nacht? Nun ich muss schon sagen, die Idee ist gewagt!“ Astrid schenkte ihrer Mutter nur wenig Aufmerksamkeit, während sie ihren Rucksack mit allerlei Dingen wie Verpflegung, einer Taschenlampe und anderem Kram füllte. „Es ist der einzige Weg, Mum. Ich muss das einfach tun!“ sagte sie knapp und begann dann, ihre Koffer nach ihren guten Wanderstiefel zu durchwühlen. Helga blieb amüsiert in der Tür gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt. „Ich sage ja nicht, dass du es nicht tun sollst. Du bist einer Hofferson, nachts allein in den Bergen herum zu klettern ist für unsere Familie so normal wie das Ahmen in der Kirche. Dein Vater wäre es, der dich eher an ein Bett fesseln würde, als dich da raus zu lassen!“ Bei diesem Kommentar musste Astrid unweigerlich grinsen und ihre Mutter tat es ihr nach. „Da kann ich ja froh sein dass du in Berk geblieben bist und Dad nach London zog... und nicht umgekehrt!“ sagte sie. „Pah, London!“ sagte Helga darauf abfällig und wand ihren Blick zum Fenster, „Ich würde mich niemals diesem Großstadtzirkus anschließen. Berk ist meine Heimat, hier gehöre ich hin. Außerdem, wenn London irgendwann von Nazivampiren angegriffen wird, weiß ich, dass ich in Sicherheit bin!“ Nun musste Astrid doch verwirrt den Blick zu ihrer Mutter richten: „Nazivampire?“ Helga schmunzelte darauf ein wenig. „Als ich mal bei den Ingerman eingeladen war lag eines von diesen... Comicbüchern von ihrem dicken Sohn, wie war noch gleich sein Name...?“ „Fischbein!?“ „...ja richtig, Fischbein, herum. Ich war nie ein großer Comic-Freund, das ist eher Sache für deinen Vater. Aber es lag halt darum und ich blätterte mal durch. Nicht nur, das es spiegelverkehrt gedruckt war, es war auch recht brutal und ich musste mich schon wundern, dass die Ingerman ihr Kind so etwas lesen lassen.“ Helga schien empört, doch in ihren Augen konnte Astrid den Funken erkennen, den sie immer sah, wenn ihrer Mutter etwas gefiel. Und da sie von Fischbeins Vorlieben wusste, konnte sie nur lachen. „Was?“ fragte ihre Mutter perplex. „Das ist kein Comic, sondern ein japanischer Manga. Die liest man nun mal von Rechts nach Links.“ Plötzlich stieß sich mit Helga mit einem lauten „Aah“ von der Türlehne ab und verließ das Zimmer mit eiligen Schritten. Astrid blickte ihr nur verwundert hinter her, bis sie mit einer großen Schachtel zurück kam. „Hier, das wollte ich dir noch geben. Kann nützlich sein, wenn du allein über die Felsen krackselst.“ sagte sie und überreichte Astrid die Schachtel. Sie war schwer und lang und bevor Astrid den Inhalt überprüfte, wog sie die Schachtel erst in beiden Händen. Dann öffnete sie den Deckel und beim Anblick einer handlichen, schwarzen Axt hielt sie den Atem an. „Eine... eine Axt?“ „Eine Blackfield Tactical Axt. Sie gehörte deinem Vater, als er als Soldat im nahen Osten stationiert war. Sie ist handlich und nützlich.“ Astrid umschloss den kurzen Hartgummigriff und hob die Waffe aus der Schachtel Sie hatte eine scharfe, gebogene Klinge und ein langes, spitzes Ende. Das Metall und der Griff waren komplett schwarz gehalten. „Sie hilft dir sicherlich, beim Klettern halt zu finden und du kannst mit ihr Holz klein Schlagen und dich notfalls sogar verteidigen!“ erklärte ihre Mutter. Astrid blickte zu ihr auf, ein breites Lächeln auf den Lippen. „Du bist wohl die einzige Mutter auf Erden, die ihrer Tochter freiwillig eine Axt in die Hand drückt, oder?“ fragte sie, bevor sie aufstand und ihre Mutter dankbar in die Arme nahm. „Du bist meine Tochter und damit eine Hofferson. Die Frauen unserer Vorfahren hatten alle Äxte und ich bin mir sicher, es gab mal Legenden über eine junge Wikingerfrau namens Astrid, die mit einer Axt einem Bären den Kopf abschlug. Nimm sie einfach mit, wenn du deinen Freund suchst, okay?“ „Ja Mum, dass mache ich!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)