Modern world with problems... von Ike_Schwarzfluegel ({HicksxAstrid}) ================================================================================ Kapitel 5: Kalte Enthüllung --------------------------- Astrid brachte kein Wort über die Lippen und auch Hicks schien sich nun damit zufrieden zu geben, zu schweigen. Die beiden Teenager starrten sich an, bis der Junge den Blickkontakt abbrach und sich vom Stuhl erhob. Erst dann riss sich Astrid aus der Schockstarre. „Hicks!“ Bei der Nennung seines Namens hielt er inne und er wand sich wieder seiner alten Freundin zu, die nun einen Schritt auf ihn zugegangen war. „Dir scheint es gut zu gehen, Astrid. Das... freut mich. Wirklich. Aber... warum bist du hier? Solltest du dich nicht... ausruhen? Du hast sicherlich einen langen Tag hinter dir!“ Ein wenig unsicher trat Astrid auf der Stelle und spielte mit ihrem fransigen Pony vor der Stirn. „J-ja. Der Tag war wirklich lang. Aber... aber ich bin nicht müde.“ log sie und hoffte, dass man im schwachen Mondlicht, das ab und zu durch die Wolken brach, nicht erkennen konnte, wie erschöpft sie eigentlich war. „Du solltest dennoch nach Hause gehen. Sicherlich regnet es gleich wieder. Du würdest dich nur erkälten!“ Er wand sich ab und kramte in seiner Tasche nach seinem Hausschlüssel, als Astrid den nächsten Schritt auf ihn zu ging. „Hicks, warte! Bitte!“ Der Jüngere hielt inne und drehte sich noch einmal zu seiner Freundin um, die wieder nach den richtigen Worten suchte. „Ich... ich hab von deinem Unfall gehört...“ begann sie, worauf Hicks aber nur mit den Schultern zuckte. „Berk is' eine kleine Stadt. Hier erfährt jeder alles!“ sagte er nur und kramte wieder weiter nach seinem Schlüssel. „Hicks, ich will dir helfen. Lass uns... lass uns darüber reden, dann geht es dir vielleicht besser!“ schlug sie vor. Doch dann wirbelte Hicks plötzlich herum, wütend, und stapfte auf sie zu. „Ich will aber nicht darüber reden, Astrid. Ich habe genug darüber geredet. Mit meinem Vater, mit meinem Arzt, meinem Therapeuten, ja sogar mit Grobian. Einem Barkeeper, man stelle es sich vor. Und jeder sagte das selbe, sie alle wollten mir den gleichen Scheiß einreden. SCHLUSS DAMIT, ICH HAB GENUG! GENUG GEREDET!“ Astrid war vor Hicks zurück gewichen und sah ihn aus geschockten, geweiteten Augen ängstlich, ja fast panisch an, während Hicks selbst offenbar langsam realisierte, wen er da eigentlich gerade angeschrienen hatte. Seine Gesichtszüge entspannten sich wieder und er ließ die Arme, mit denen er gerade eben noch wild durch die Luft gestikuliert hatte, wieder sinken. „Es... es tut mir leid, Astrid. Ich weiß, du meinst es nur gut. Ich... ich hätte nicht die... Beherrschung verlieren dürfen!“ Er seufzte, bevor er sich wieder von ihr abwandte und zurück zur Tür ging. Sogleich riss sich Astrid erneut aus der starre, lief ihm hinter her und ergriff seine Hand. „Geh lieber nach Hause, Astrid.“ sagte Hicks mit ein wenig Nachdruck. „Nein. Du bist mein bester Freund und ich werde dich jetzt nicht allein lassen!“ sagte sie und drückte seine Hand ein wenig mit ihrer. „Bitte, Hicks!“ Er seufzte, dann schloss er die Gartentür auf und trat einen Schritt zur Seite. „Dann komm rein!“ Kurz darauf waren sie in Hicks Zimmer. Astrid saß auf seinem Bett, während Hicks im Schneidersitz den Stuhl bevorzugte. Er blieb voll bekleidet, selbst die Schuhe behielt er an. Astrid wunderte sich darüber, sagte aber nichts und sie versuchte ihre Aufmerksamkeit dem Stück Faden zu widmen, der aus ihrer Hose Abstand, direkt oberhalb des linken Knies. „Du... du hast dein Zimmer renoviert!“ sagte sie mit einem schwachen Lächeln und ließ kurz einen Blick durch das Zimmer schweifen. „Ja, ich... ich wuchs langsam aus den alten Sachen heraus, wenn du verstehst, was ich meine!“ antwortete er. Astrid nickte. Dann schloss sie die Augen und seufzte frustriert. Dies war der Grund, weshalb sie die lange Fahrt aus London überhaupt auf sich genommen hatte. Den ganzen Tag versuchte sie etwas über ihn heraus zu bekommen. Und nun, da sie endlich vor ihm saß, fand sie nicht die richtigen Worte. Hicks schien das ebenfalls zu bemerken, denn auf seinen Lippen zeichnete sich ein schwacher Anflug eines Lächelns. „Ziemlich unangenehm die Situation gerade, was?“ fragte er, leicht lachend. Schlagartig entspannte sich Astrids Körper beim Klang seiner Stimme und auch sie lächelte nun. „Ja. Sogar ziemlich peinlich. Erinnere mich daran, dir das irgendwann heimzuzahlen. Das du mich aber auch immer in solche Lagen bringen musst!“ sagte sie. Hicks verdrehte die Augen, doch sein Lächeln wurde breiter. „Ist das jetzt wieder eine Anspielung auf die Geschichte mit dem stummen Sven und seinen blau gefärbten Schafen? Ich sagte es dir schon damals, dass das Rotzbackes Schuld war, dass du aus dem Busch geschubst und geschnappt worden bist.“ Darauf lachten beide, bis Hicks mit einer Hand in der Tasche des Kapuzenpullis herum kramte. Astrid versuchte so zu tun, als würde sie nicht bemerken, wie er im Inneren der Tasche eine Dose öffnete und dann die Hand, geschlossen um etwas, zum Mund führte. Doch Tatsache war, dass Hicks offenbar gar nicht versuchte, die Medikamente zu verstecken. Und das bereitete Astrid nur noch mehr Sorgen. „Hicks... ich muss dir was gestehen!“ begann sie und sofort blickte der Braunhaarige neugierig auf. „Dein Vater bat mich... am Nachmittag in dein Fenster zu steigen. Ich war heute also schon in deinem Zimmer!“ Sofort schloss sie die Augen und wartete die Schimpftirade ab, die sicherlich gleich folgen würde. Doch Hicks blieb überraschend ruhig. „Das dachte ich mir schon. Dad... hat offenbar vor kurzer Zeit angefangen, sich für mein Leben zu interessieren!“ sagte er säuerlich und drehte seinen Stuhl unter sich, um die Wand mit seinen Augen zu fixieren. „Er macht sich Sorgen um dich.“ „Er macht sich eher Sorgen darum, dass er bald allein in diesem Haus sitzen wird.“ kam von Hicks gereizt die Reaktion und wieder zuckte Astrid unter der scharfen Stimme des Jungen zusammen. „Tut mir leid, Astrid.“ entschuldigte sich Hicks aber sogleich wieder und ein erneutes Seufzen ging durch den Raum. „Aber... ist das nicht... Ironie? Da muss meine Mum erst... erst... sterben, bevor er anfängt... mich wahrzunehmen!“ Hicks Stimme brach und heiße Tränen entglitten seinen Augen. Astrid war schon aufgesprungen, als sie bemerkt hatte, wie sein Körper unkontrolliert zu zittern begann und ließ sich vor dem Stuhl auf die Knie fallen, um ihn sanft in ihre Arme zu ziehen. Hicks vergrub sein Gesicht in ihrer Schulter, immer noch weinend und nach Luft schnappend, seine Hände ruhten auf ihrem Rücken und ihre strichen langsam und sanft auf und ab über seinen. „Ssssch, ist gut, Hicks. Alles wird gut, ich bin bei dir.“ „Ich... ich vermisse sie... Astrid. Ich ver-vermisse sie so... so sehr!“ Langsam wiegte sie ihn hin und her und redete immer wieder beruhigend auf ihn ein, bis das Schluchzen aufgehört hatte und er langsam ein und ausatmete. Hicks war in ihrem Armen eingeschlafen und das erleichterte sie ein wenig. Es fiel ihr nicht schwer, den schwachen und fragile Körper zum Bett zu hieven, ohne ihn dabei zu wecken. Zwar regte er sich ab und zu und gab ein kurzes stöhnen von sich, doch ansonsten blieb er ruhig. Mit dem Daumen wischte sie ihm die restlichen Tränen von den Wangen, dann begann sie, ihm die Schuhe auszuziehen. Erst der rechte Stiefel, dann der Linke. Doch als sie beim linken den Schnürsenkel geöffnet hatte und damit begann, den Stiefel vom Fuß zu ziehen, hielt sie vor Schreck den Atem an und ihr Herz setzte kurz aus, als sie sah, dass der linke Fuß... aus Metall war. Völlig schockiert ließ sie die Stiefel zu Boden fallen und besah sich die aufwendige und naturgetreue Stahl-Prothese an. Dann schob sie zögerlich das Hosenbein hoch. Hicks komplettes, linkes Bein bis kurz unterm Knie war durch eine Prothese ersetzt. Astrid legte die Hand vor ihren geöffneten Mund und fing nun selber an zu weinen. Nun endlich verstand sie, was ihre Mutter meinte. Nun war ihr klar, warum Hicks Schmerzmittel zu sich nahm. „Oh Hicks!“ Vorsichtig zog sie das Hosenbein wieder runter, dann legte sie sich dicht neben ihm aufs Bett und legte einen Arm um seine schultern, ihr Gesicht nah seinem Nacken. „Es... es tut mir so unendlich leid!“ flüsterte sie. Dann schloss sie die Augen und ihr Bewusstsein driftete in einen traumlosen Schlaf... Sie erwachte, als warme Sonnenstrahlen auf ihr Gesicht fielen und Vögel im Apfelbaum vor dem Fenster zu singen begannen. Müde hob sie den Kopf und rieb sich beide Augen, bevor sie sich ganz erhob und die Arme streckte. „Hrngh... ich fühle mich wie gerädert... wo bin ich?“ fragte sie sich und warf einen langen Blick durch den Raum. Erst dann kehrten die Erinnerungen der Nacht zurück und sie fing an, Hicks Zimmer wiederzuerkennen. Dann wurde ihr Gesicht schlagartig rot, als ihr einfiel, dass sie Hicks ins Bett gebracht, sich dann daneben gelegt und sich an ihn gekuschelt hatte. Doch warum war ihr dass plötzlich so unangenehm? Früher haben die beiden sehr oft in einem Bett geschlafen und gelegentlich sogar gemeinsam gekuschelt. Doch was sie noch mehr störte war der Fakt, dass von ihrem Freund jede Spur fehlte. „Hicks?“ Doch natürlich erhielt sie von niemandem eine Antwort... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)