Haven of Winds von Milu- (Shanks Tochter sucht eine Prophezeiung, die vom Ende der bestehenden Weltregierung handelt...) ================================================================================ Kapitel 4: Eifersucht --------------------- Musiktipp: The Saturdays – Lose Control http://www.youtube.com/watch?v=5YefZh_Y2Qk (http://www.youtube.com/watch?v=5YefZh_Y2Qk)           Haven of Winds The Pirate Chronicles N°II   (POV Grace)     „Okay, so langsam mache ich mir Sorgen.“ Schweigend blickte ich über den Tisch hinweg zu Kaoru, der gerade mit dem Abendessen fertig geworden war und nun an seinem Becher nippte. Nachdenklich blickte er auf seinen Teller, während er es mir gleich tat und über Blairs möglichen Aufenthaltsort nachdachte. Seit dem Frühstück hatte ich sie nicht mehr zu Gesicht bekommen, Kaoru war gegen Mittag mit ihr an Deck gewesen, wurde dann aber von Ben zurück unter Deck beordert. Danach hatten wir von ihr nichts mehr gehört. „Irgendwo hier wird sie schon stecken“, versuchte ich ihn zu beruhigen, trank den letzten Schluck aus meinem Becher, ehe ich mich mit einem Seufzen erhob und Kaoru mich fragend anblickte. „Dann gehen wir sie mal suchen, bevor wir noch den Teufel an die Wand malen.“   Zustimmend erhob er sich und während wir gemeinsam nach draussen auf den Gang traten, schlug ich knapp vor: „Schau du in den Schlafquartieren nach, ich durchforste das Deck. Falls wir sie dann immer noch nicht gefunden haben, muss sie sich im Lagerraum oder hier irgendwo rumtreiben.“ Gesagt, getan. Eine halbe Stunde später fanden Kaoru und ich uns wieder an derselben Stelle ein, mit dem gleichen Ergebnis. Keine Spur von ihr. „Shanks wird langsam misstrauisch, wenn wir sie nicht finden, haben wir ein riesiges Problem“, gab ich genervt zu, bevor ich mich in die eine Richtung aufmachte und Kaoru die Zimmer zur anderen Seite hin durchsuchte. Das hatten wir davon, wenn wir das Mädchen einmal alleine losziehen ließen! Mit etwas Glück war sie wieder Aokiji in die Arme gelaufen oder ähnliches, so unwahrscheinlich das in diesem Fall auch sein mochte. Blair brachte unmögliches zustande und hatte ein irres Talent dafür, sich in Schwierigkeiten zu bringen.   Seufzend öffnete ich die erste Tür eines leerstehenden Raumes. Nichts. Weiter. In einem anderen Zimmer, den wir liebevoll als kleine Bibliothek bezeichneten, dauerte es ein paar Minuten länger, bis ich hinter alle Regale geschaut hatte. Mir durch die Massen an Büchern einen Weg nach draussen bahnend, kamen meine Gedanken langsam in Fahrt und unweigerlich musste ich an Kaoru denken. Was er wohl mit ihr an Deck getrieben hatte…? Er war nicht weiter darauf eingegangen, hatte bloß davon gemurmelt, ihr das Meer gezeigt zu haben, aber wirklich helfen tat mir das nicht. Die Tür hinter mir schließend, machte ich mich auf zum nächsten Raum. Die Gedanken stoppten nicht, sondern ließen mich weiter zweifeln. Ach, das war doch Blödsinn. Natürlich konnte er Zeit mit unserer neuen gemeinsamen Freundin verbringen. Selbst wenn Kaoru ein Auge auf sie geworfen hatte, wäre es aussichtslos. Bei unserer ersten Begegnung hatte sie mir schließlich davon berichtet, wie sehr sie in ihren langjährigen besten Freund verliebt war. Wie war sein Name doch gleich…? Seth? Nein, das war der andere gewesen. Zagger, genau!   Schweigend durchsuchte ich das nächste Zimmer, ein großer Versammlungsraum mit mehreren Regalen und wichtigen Unterlagen, die nicht bei Shanks oder Ben untergebracht waren. Also weiter. Aber wie viel Hoffnung konnte sie sich diesbezüglich noch machen? Im Moment war es noch schwer für Blair die Tatsache zu akzeptieren, aber realistisch gesehen würde sie ihre Freunde nicht mehr wiedersehen. Blair war eine Gefahr für sie und im Moment nur bei uns sicher. Auch wenn sie sich ein Treffen mit ihrer Mutter und ihren Freunden herbeisehnte, musste sie der Tatsache ins Auge blicken, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr dazu kommen würde.   Wieder nichts. Nächster Raum. Musste ich mir also doch Sorgen machen? So ein Blödsinn, warum denn?! Schließlich empfand ich nichts für Kaoru. Wir waren über die Jahre hinweg gute Freunde geworden und ab und an war da tatsächlich was gelaufen, aber es war nie etwas Ernstes gewesen. Wir hatten darüber gesprochen und waren beide einverstanden gewesen. Kein Wunder also, dass ich etwas giftig auf Blair reagierte. Ein natürlicher Instinkt, ich wollte bloß das verteidigen, was mir gehörte. Sollte sie ihren Spaß mit jemand anderem haben.   Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit, als ich die Tragweite meiner Gedanken verstand. Egal wie ich es drehte und wendete, ich war eifersüchtig auf Blair. Was genau dem nun zugrunde lag, wollte ich gar nicht so genau wissen, aber etwas anderes störte mich und ließ mich zweifeln. Gehörte Kaoru wirklich mir, wenn unsere ungezwungenen Flirts – wie auch immer man es nun nennen mochte – nichts bedeuteten? War ich für ihn bloß Mittel zum Zweck? Eine Freundin mit gewissen Vorzügen? Langsam wich mir das Blut aus dem Gesicht, als die Eifersucht sich verstärkte und ich einen Stich in meiner Brust spürte. Gar nicht gut. Warum beschäftigte mich das so sehr? Empfand ich vielleicht doch mehr für den blonden Piraten? Konnte ich vielleicht sogar von Liebe sprechen…?   Die nächste Tür aufstoßend, fand ich mich in einem der Aufenthaltsräume wieder und erstarrte, als ich auf dem Sofa Blair und Yasopp entdeckte. Lässig hatten sie es sich gemütlich gemacht, während auf dem Tisch vor ihnen die Mappe mit den Steckbriefen, zwei geöffnete Sakeflaschen und mehrere geschlossene standen. Unschuldig blinzelten sie in meine Richtung und einen Laut der Empörung ausstoßend, stemmte ich meine Hände in die Hüften und ließ an ihnen meine aufgestaute Wut aus. Ob verdient oder unverdient blieb dahingestellt, nichtsdestotrotz brauchte ich ein Ventil um all die Gedanken für ein paar Stunden verdrängen zu können. „Hier seid ihr! Wir suchen euch schon überall!“   Kopfschüttelnd trat ich in den viel zu dunklen Raum und begann mit Hilfe meiner Magie die einzelnen Lampen zu entzünden. Die Sonne war schon fast hinter dem Horizont verschwunden und warf nur noch wenig Licht in das große Zimmer. „Tatsächlich?“, fragte Yasopp schmunzelnd und zog eine Augenbraue nach oben, während er mich in meinem Treiben weiter beobachtete. „Es sind erst ein paar Stunden vergangen, das Schiff ist groß und es gibt keine Möglichkeit hier ungesehen runterzukommen, wenn man Blair heißt!“ – „Hey!“ Lachend wich der Schütze dem Schlag der Rothaarigen aus und kopfschüttelnd trat ich zurück auf den Gang, um Kaoru Bescheid zu geben.   Obwohl ich mir schon ziemliche Sorgen um die Tochter meines Captains gemacht hatte, konnte auch ich mir ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen, als ich meine Wut zusammen mit meinen Bedenken über Bord warf, mich zu ihnen auf einen freien Zweisitzer setzte und mir ebenfalls eine Flasche nahm. „Na ja, ihr habt das Essen verpasst, selbst schuld!“, entgegnete ich ihnen gleichgültig, brach aber in ein breites Grinsen aus, als ich Yasopps entsetzten Gesichtsausdruck sah. „Nein!“ – „Doch. Geschieht dir ganz recht“, beharrte ich weiterhin und streckte ihm, in einem Anflug jugendlichen Wahnsinns, die Zunge raus. „Nicht so frech, Kleines, sonst könnte man dich nicht für voll nehmen.“ Neben mir ließ sich Kaoru nieder, wich meinem Schlag auf den Oberarm nicht aus und schnappte mir grinsend die angebrochene Flasche aus der Hand, um selbst einen Schluck zu trinken.   „Was habt ihr die ganze Zeit gemacht?“, wechselte er schließlich das Thema, lehnte sich zurück und legte seinen linken Arm auf die Lehne, während ich die Beine übereinanderschlug und ebenfalls interessiert zu Blair und Yasopp blickte. „Ich habe ihm von Lysopp erzählt, den ich auf der Thousand Sunny getroffen habe. Anschließend ging es um die anderen Strohhut-Piraten und was wir die letzten Tage so erlebt haben“, antwortete erstere von beiden und saß weiter vollkommen zufrieden mit sich und der Welt im Schneidersitz auf dem Sofa. Ihre Wangen zierte ein leichter Rotschimmer und im Schein der entzündeten Lampen wirkten ihre Augen etwas glasig. „Na na, Blair, wirst du schon betrunken?“, lachte ich auf und mich mit einem bösen Funkeln betrachtend, nahm sie demonstrativ noch einen Schluck aus ihrer Flasche. „Hörst du mich lallen?“, fragte sie schnippisch um mich zu provozieren, ehe ich ihr amüsiert antwortete: „Noch nicht.“   Ehe ich mich versehen konnte, war eine weitere Stunde verstrichen und die Sonne bereits lange hinter dem Horizont verschwunden. Drei leere Flaschen standen an der Seite, der restliche Sake war bereits angebrochen, als wir uns vor Lachen auf unseren Plätzen krümmten und nach Luft schnappten. Blair kamen bereits die Tränen, als wir Geschichte um Geschichte austauschten und die Erinnerungen an die vergangenen Tage Revue passieren ließen. Inzwischen waren drei weitere Crewmitglieder dazu gestoßen und hatten nicht nur für Sake-Nachschub gesorgt, sondern gleich noch etwas zu essen mitgebracht. Ben saß auf einem Sessel zu meiner Linken, Lou nahm einen Großteil der Couch zu unserer Rechten ein, während Arma, ein Pirat etwa dem Alter Yasopps entsprechend, auf der Lehne saß und sich gerade grinsend durch das schulterlange, hellbraune Haar fuhr. An Bord hatte er die Position des Doktors inne, was nicht bedeutete, dass er nicht kämpfen konnte. Im Gegenteil, tatsächlich war er es sogar gewesen, der mir die ersten Handgriffe mit einer Waffe gezeigt hatte.   „…und dann ist er kopfüber ins Wasser gesprungen. Hat gesagt, er würde so viel Dummheit nicht ertragen!“ Erneut brachen wir in hysterisches Gekreische aus und Blair lag inzwischen halb auf dem Sofa. Ihr Gesicht hinter den Händen verbergend, versuchte sie sich zu beruhigen, doch die bebenden Schultern und ihr lautes Gelächter zeugten vom Gegenteil. „Aber das Beste kommt noch-“, fuhr Kaoru halb lachend fort und schnappte erschöpft nach Luft, während er mir eine Hand auf die Schulter legte und sich vorbeugte. Wissend was nun folgen würde, brach ich bereits in ein verrücktes Kichern aus und versuchte die lebhaften Bilder aus meinem Kopf zu verbannen, die das alles noch um so vieles besser machten.   Ihre Hände von ihrem Gesicht nehmend, blinzelte Blair in unsere Richtung, wischte sich die Tränen von den Wangen und presste ihre Lippen fest aufeinander, um sich für wenige Sekunden zurückhalten zu können. Solange zumindest, bis Kaoru zu Ende gesprochen hatte. „Grace steht also neben dem verdutzten Shanks an der Reling, schaut zu Ben hinunter und ruft ihm trocken hinterher: ‚Na, so ganz unbefleckt bist du aber auch nicht. Scheint ansteckend zu sein, was?‘“   Das darauf folgende Gebrüll war nicht mehr zu überbieten und es dauerte einige Minuten, bis wir uns der Erschöpfung wegen wieder halbwegs beruhigt hatten. Blairs Beine lagen auf Yasopps, ihre Arme verbargen ihr Gesicht, aber das glückliche Lächeln darunter war nicht zu verbergen. Die schwarzmalerischen Gedanken von vorhin waren wie weggeblasen und hatten deutlich an Bedeutung verloren, zumindest für den Moment. Vielleicht interpretierte ich in die Freundschaft zwischen Kaoru und mir einfach zu viele Dinge hinein, die da einfach nicht hingehörte. Immer noch lag seine Hand auf meiner Schulter, während wir nebeneinander auf dem Sofa saßen und ich mir kopfschüttelnd durch die Haare fuhr. „So, genug davon, wie wäre es mit einer Partie Poker die Damen?“, fragte der Vize grinsend und trank den letzten Schluck seiner Sakeflasche, ehe er sie zurück auf den überfüllten Tisch stellte. Augenblicklich willigten alle Anwesenden ein, nur Blair schien noch zu zögern.   „Ich weiß nicht… Da bin ich nicht gerade talentiert drin“, gab sie murmelnd zu und schmunzelnd erhob ich mich, um gemeinsam mit Kaoru die leeren Flaschen und Tabletts zur Seite zu räumen. Besser, Blair hätte das für sich behalten, aber sie war von Natur aus nicht gerade der Typ Pirat, um eine Schwäche bewusst als Stärke zu nutzen. Zusammen mit dem Alkohol, den sie inzwischen intus hatte, war sie ein leichtes Opfer für uns. „Komm schon Prinzesschen, wir machen es dir zu liebe auch ohne Einsatz heute Abend!“, versuchte Yasopp sie zu überreden und lachte auf, als die Rothaarige ihre Beine wieder runternahm, sich richtig hinsetzte und motiviert erwiderte: „Nein, ich krieg das schon hin, wenn dann auch richtig! … Kann mir jemand von euch was leihen?“ Das unschuldige Grinsen auf ihren Lippen glich viel zu sehr dem ihres Vaters und während ich mir an die Stirn packte, stöhnten die Anwesenden zeitgleich auf. Ihre Abstammung war nun wirklich nicht mehr zu verleugnen, auch wenn sie nicht so trinkfest und gut im Pokern zu sein schien, wie ihr alter Herr. „Na gut, Ladys und Gentlemen, eure Einsätze“, eröffnete Ben grinsend und begann, die Karten auszuteilen.           „Alles klar, zeigt eure Karten ihr zwei“, durchbrach Ben die zum Zerreißen gespannte Stille, während Kaoru, Lou, Arma, der Vize und ich um die zwei noch Spielenden versammelt waren. Die Situation stellte sich wie folgt dar: Yasopp und Blair hatten sich in dieser Runde von Anfang an gegenseitig ausgenommen und kein Erbarmen gezeigt, bis Blair aufgesprungen und schließlich All-In gesetzt hatte. Mit einem ausdruckslosen Gesicht hatte der Schütze die Rothaarige einige Augenblicke lang gemustert, wieder auf seine Karten und die in der Mitte geblickt, ehe er mit einem Grinsen auf den Lippen zugestimmt hatte. Ohne auf Yasopps Einwilligung eine Reaktion zu zeigen, hatte Blair sich wieder ihm gegenüber hingesetzt. Während sie sich ihre, zu einem Zopf gebundenen Haare über die Schulter warf, verlangte Ben nun nach dem Aufdecken der Karten.   „Bitte schön Prinzesschen, vier Asse, da kannst du nicht drüber kommen!“, stieß Yasopp laut aus, warf seine zwei schwarzen Asse zu den fünf Karten in der Mitte, die aus einem Herz Ass, Pik Neun, Karo Dame, Karo Zehn und einem Karo Ass bestanden. Zischend die Luft einziehend, blickten wir auf die Karten in der Mitte. Der Vierling Yasopps war wohl kaum zu übertreffen und auch wenn Blair sich die Runden zuvor noch ganz vernünftig geschlagen hatte, lag das hier einfach außerhalb ihrer Erfahrung. Sie war zu schnell gewesen und hatte unbedacht alles auf ihre zwei Karten gesetzt. Während Lou Yasopp gratulierend auf die Schulter klopfte, antwortete Blair schließlich seufzend: „So ein Mist. Das ist echt schwer zu überbieten.“ Resignierend ließ sie die Schultern hängen, blickte immer noch auf die Karten in der Mitte, während der Schütze breit grinsend nach seiner Sakeflasche griff und zum Trinken ansetzte. „Schwer, aber nicht unmöglich. Natürlich hast du mit deinen Karten gewonnen…“   Irgendetwas in Blairs Stimme war anders. Ihr Gesicht ließ immer noch keinerlei Emotionen zu, während Yasopp innehielt und langsam die Flasche sinken ließ. Mit einer vagen Vorahnung schaute ich zu Ben, der meinen Blick erwiderte und genauso gespannt zu sein schien. „Es sei denn…“ Endlich blickte Blair auf, direkt in die entsetzte Miene ihres Gegners, während sie ihre rechte Hand hochhielt und ihm ihre Karten offenbarte. „…ich habe einen Royal Flush!“ Jubelnd brachen die anderen in Applaus aus, Yasopp fasste sich brüllend an den Kopf, während Blair die Münzen und Scheine auf ihre Seite des Tisches zog und diabolisch lachte. „Du hinterhältiges Miststück hast uns vorhin verarscht! Von wegen, du kannst das nicht!“, gab ich entsetzt von mir, konnte dabei aber das stolze Lächeln nicht zurückhalten. Besser hätte sie es einfach nicht machen können. „Wir sind selbst schuld, sie ist Shanks Tochter. Die Tatsache allein hätte uns vorwarnen sollen“, gestand sich Ben ein und gratulierte der Gewinnerin grinsend, die mir zwinkernd ein paar Scheine in die Hand drückte und noch überraschend nüchtern wirkte. „Hier die Berry, die du mir vorhin geliehen hast. Danke vielmals.“   Offenbar hatte ich Blair nicht nur in ihrer Trinkfestigkeit, sondern auch in ihren Poker-Fähigkeiten unterschätzt. Womit sie uns auf unserer Reise wohl noch überraschen würde? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)