Deathwish von BondingTails ================================================================================ Epilog: -------- Als ich später inmitten eines tiefen Kraters stand, an der Stelle, an der Vegeta sich das Leben genommen hatte, schloss ich die Augen und dachte an meine Freunde zurück, die sich auf die Suche nach den Dragonballs gemacht hatten, um die Welt wieder in Ordnung zu bringen. Ich fragte mich, ob auch meine Welt wieder in Ordnung zu bringen war. Ich hoffte es so sehr, dachte, so angestrengt ich konnte, an meinen eigenen Wunsch, bis ich die Erfüllung hören konnte: „Son Goku?“ Ich schlug die Augen auf und wandte mich dem Ursprung der Stimme zu. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie meinen Namen, den man mir auf der Erde gegeben hatte, aussprechen würde, doch das machte den Moment nur noch schöner. Ich erblickte Vegeta und etwas Seltsames schien mit meinem Gesicht und dem Rest meines Körpers zu passieren. Erstaunen und Glück und Erleichterung erfüllten mich mit einem Schlag, sodass ich fürchtete zu platzen vor Freude. Ich wusste nicht, was meinen Körper noch zusammenhielt, wie ich diesem Druck von innen und von außen, von allen Seiten gleichzeitig, standhalten sollte. Deshalb schoss ich nach vorne, schloss meine Arme um Vegeta und presste ihn an mich. Es verstärkte den Druck allerdings nur. „Vegeta“, brachte ich als Einziges über meine Lippen. All die anderen Dinge, die ich zu ihm sagen wollte, wirbelten wild durcheinander in meinem Kopf und ließen sich nicht zu verständlichen Sätzen formen. „Was tust du hier?“, fragte Vegeta schließlich fast atemlos. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass ihm das Sprechen ebenfalls schwerfiel, oder daran, dass ich seinen Kopf und somit sein Gesicht gegen meine Brust gedrückt hielt. „Ich habe auf dich gewartet“, antwortete ich ihm, wobei sich meine Stimme fast überschlug. Ich konnte es nicht begreifen, konnte es nicht fassen, welche starken Gefühle mich übermannten. Nur eines konnte ich daraus schließen. Doch auch das konnte ich nicht begreifen. ~ „Ich bin so glücklich, dass du wieder da bist“, hörte ich Son Gokus Stimme sagen und traute meinen Ohren kaum. Er presste mich an sich, als wäre ich das Kostbarste, das er besaß, das er verloren und gerade wiedergefunden hatte. Er drückte mich so stark gegen sich, dass mir die Luft wegblieb. Mehr noch als das nahmen mir aber seine Worte den Atem. Er hatte auf mich gewartet. Hier, wo ich zuletzt lebend auf der Erde gewesen war. Hier, wo ich vor allem hatte fliehen wollen – am meisten vor meinen Gefühlen zu ihm. Gefühle, die mich jetzt wieder zu überwältigen drohten. Mit einem Mal stellte ich fest, dass Uranai Baba überhaupt nicht bei mir gewesen war, und auch Enma Daio hatte mich nicht hergeschickt. Ich war einfach plötzlich hier erschienen und dachte, es müsste ein weiterer Traum sein, als ich Son Goku hier stehen sah. Aber es war kein Traum. Im Gegenteil, ich war lebendiger als zuvor. Mein Heiligenschein, der bis eben noch über meinem Kopf geschwebt hatte, war verschwunden. Son Goku löste seine Arme von mir, trat zurück und entriss mir dadurch meinen Lebensinhalt. Mit einem Schock erkannte ich: Es würde wieder alles wie vorher sein. Mit dem Unterschied, dass ich nun wusste, wie es sich anfühlte, ihn im Arm zu halten, ihn an mich zu pressen und ihn zu küssen. Ich wusste nicht, ob das die Situation für mich nun besser oder nur noch schlimmer machte. Aber ich tröstete mich damit, dass er mich nicht dafür zu verachten schien, was ich getan hatte. Und dass ich ihn immerhin noch sehen konnte. Und er mich. Als wollte er das demonstrieren, schaute er mich von oben bis unten an und sagte: „Du bist wirklich wieder zurück. Ich wusste es, dass es funktionieren würde.“ Ich schnaubte, wusste nicht anders zu reagieren, und kombinierte: „Ihr habt wahrscheinlich Polunga darum gebeten, warum sollte es also nicht funktionieren?“ Es war eine rhetorische Frage, dennoch antwortete er mir: „Wir haben nur die mit reinem Herzen ins Leben zurückgerufen, um zu verhindern, dass wir wieder unerwünschte Gäste haben.“ Ich schaute ihn an. Dennoch hat er tatsächlich darauf gebaut, dass ich zurückkommen würde?, wunderte ich mich. Wie konnte er nur so optimistisch sein? Wie konnte er so viel Vertrauen in mich haben? Wie konnte er glauben, dass in mir noch ein reines Herz steckte? „Ich wusste es einfach, dass du zurückkommen würdest“, sagte er nochmals. „Ich wusste, dass du ein gutes Herz hast.“ Er schaute auf meine Brust hinunter, als könnte er durch sie hindurch direkt auf mein Herz sehen, machte dann einen Schritt auf mich zu, legte eine Hand auf meine Schulter und zögerte. Mein Körper erstarrte, meine Augen ebenfalls. Ich konnte ihn nur ansehen und warten, meinem Herzschlag lauschen und hoffen, dass er im Begriff war, das zu tun, was ich mir wünschte. Er zögerte lange, etliche Herzschläge lang – es waren mit Sicherheit fast zwei Sekunden. Dann neigte er seinen Kopf zur Seite und zögerte abermals. Er schaute in meine Augen, auf meine Lippen, zurück in meine Augen, zurück auf meine Lippen – und küsste sie. Meine Augen weiteten sich kurz, bevor sie genießerisch zufielen. Eine Hand legte sich vorsichtig an meine Wange und ich konnte mich nicht länger zurückhalten, drängte mich ihm ungeduldig entgegen. Meine Arme schlangen sich zitternd um seinen Körper und pressten ihn an mich. Ich seufzte in den Kuss hinein und vergaß vollkommen, dass er mich hören konnte. Er ließ daraufhin seine Hand behutsam in meine Haare fahren und seine andere langsam meine Schulter hinabgleiten, als wollte er sie beruhigen, das Zittern meines Körpers stoppen. Seine Bewegungen waren so sanft und noch so unsicher, als hatte er Angst, mich zu zerbrechen. Dabei könnte er das nur, indem er mich losließ. Ich hatte das Gefühl, jemand hatte den Lauf der Zeit verändert. Ich glaubte, alles in Zeitlupe zu sehen, aber spürte alles im Zeitraffer. Aneinandergeklammert, eng umschlungen, die Zeit vergessend, die Welt vergessend, standen wir da, mitten in dem Krater, der durch meine Verzweiflung in die Erdoberfläche gerissen worden war. Eine Vertiefung, die Platz geschaffen zu haben schien für das, was zwischen uns bisher keinen Raum gefunden hatte. Ein Mahnmal, das ihm bewusst gemacht hatte, was das zwischen uns sein und noch werden könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)