Still Some Hope Left von Lady_Red-Herb ================================================================================ Kapitel 19: Du gehörst mir! --------------------------- Jake blickte sich schweigend in dem Zimmer um, in das sein Vater ihn gebracht hatte. Es war das gleiche Wohnzimmer, in dem sich auch Chris zuvor schon zum gleichen Zweck befunden hatte. Aber natürlich wusste Jake davon nichts. Woher auch? Da Wesker die ganze Zeit über zu tun gehabt hatte und nicht mehr hier gewesen war, wirkte das Haus noch immer, als wäre es seit den späten 90ern nicht mehr benutzt worden. Aber der Söldner störte sich daran nicht im Geringsten. Er musste hanz im Gegenteil zugeben, dass es ihm sogar irgendwie gefiel. Er saß auf der Couch, hatte sich zurückgelehnt und wartete darauf, dass Wesker zurück kam. Dieser war nur eben in die Küche gegangen, um ihm etwas zu Trinken zu holen. Und noch immer vermutete Jake hinter alledem keine Falle des Blonden. Nein, er war sicher, dass sein Vater sich letztendlich doch dazu entschieden hatte, ihm die Chance zu einem Gespräch zu geben. Warum, hätte er selber nicht sagen können. Und natürlich ging da in Wesker etwas ganz anderes vor. Der Blonde hatte nach wie vor nicht das geringste Interesse an einem Gespräch mit seinem Sohn. Und er wollte diesem auch nicht einfach nur ein Glas Wasser bringen. Zwar hatte er ein Glas mit Wasser gefüllt, aber in dieses hatte er etwas von dem Mittel gemischt, das er damals auch schon verwendet hatte, um Chris’ Erinnerungen auszulöschen. Kein Geruch, kein Geschmack, keine Farbe. Jake würde gar nicht merken, wie ihm geschah, ehe es ohnehin schon zu spät war. Ein wundervoller Plan. Aber Wesker wollte auch nicht zu voreilig in seinem vermeintlichen Ruhm baden. Bei Chris hatte alles so perfekt gewirkt, und am Ende war dennoch einfach alles schief gelaufen. Das durfte nicht noch einmal passieren. Der Vorteil war, dass er in Jake dieses Mal ein Opfer hatte, das im Grunde freiwillig zu ihm gekommen war. Und er musste sich bei diesem auch keine Sorgen um die Welt um sie herum machen. Immerhin wollte er seinen Sohn nicht davon überzeugen, mehr als 15 Jahr in der Vergangenheit zu leben, das reichte ohnehin nicht aus. Nein, hier musste er ein wenig anders vorgehen. Das Gute war, dass Jake ein wenig unsicher schien. Er war aus freien Stücken mit gekommen, er hatte ihn zuvor von sich aus aufgesucht. Er war Wesker also nicht so abgeneigt, wie zum Beispiel Chris, für den er ein Erzfeind war. Es war also möglich, Jake so weit zu bekommen, ihm am Ende wirklich zu vertrauen. Vielleicht wäre ihm das auch gelungen, hätte er sich doch zu einem Gespräch herabgelassen, aber das wollte er nicht. Zudem konnte man ja nie sicher genug sein. Vorsicht war bekanntlich besser als Nachsicht. Abgesehen davon hatte Wesker sich nicht umsonst die ganze Mühe gemacht, an dieses Mittel zu kommen. Und Chris hatte ja gezeigt, dass es durchaus wirkte. Bei ihm war da nur das Problem gewesen, dass seine Freunde ungeplant aufgetaucht waren. Es hatte zu viele Komponenten gegeben, die Wesker nicht hatte beeinflussen können. Die Zeit, die Menschen um Chris herum… Bei Jake würde es auf jeden Fall leichter werden. In Chris und den Anderen sah er keine engen Freunde. Hier konnte nur die blonde Agentin zu einem ernsthaften Problem werden. Aber mit der wurde Wesker allemal fertig, wenn es sein musste. Dass Chris und Piers bereits auf dem Weg waren, um Jake zurück zu holen, wusste er ja nicht. Aber auch das hätte nicht viel geändert, auch mit den Beiden wurde er fertig. Piers… Diesen jungen Mann hasste Wesker langsam wirklich fast noch mehr als Chris. Wäre er nicht gewesen, hätte der Bengel sich nicht selber das Messer rein gerammt, hätte Wesker da vielleicht einen Teilerfolg erzielen können. Dann hätte er nicht wie ein feiges Huhn fliehen müssen. Warum musste sich Chris auch immer so nervige Freunde suchen, die es sich scheinbar jedes Mal zum Hobby machten, sich für Chris opfern zu wollen? Und jedes Mal überlebten sie dann doch irgendwie. Jill hatte überlebt, Sheva war gar nicht erst dazu gekommen, sich zu opfern, und auch Piers hatte jetzt schon zum zweiten Mal mehr Glück als Verstand gehabt und war noch am Leben. Und so hatte Wesker wieder einmal auf ganzer Linie versagt. Langsam fragte er sich ja selber, warum er das alles überhaupt noch mit machte, warum er sich diese Demütigungen Mal um Mal antat. Aber die Antwort war ja eigentlich ganz einfach. Er war zu stur, um einzusehen, dass er nicht weiter kam, dass er Chris und den Anderen unterlegen war. Er konnte das nicht auf sich sitzen lassen. Zudem war auch er selber noch nicht besiegt. Er lebte. Noch oder wieder, das spielte keine Rolle. Er war noch da, und er hatte noch immer die Chance, Chris auszulöschen. Und solange diese Chance bestand, würde er nicht aufgeben. Ebenso wenig wie sein Erzfeind, das wusste er ganz genau. Er musste Chris nur irgendwann einmal alleine antreffen. Aber diese Klette von Piers würde er vermutlich so schnell nicht los werden, der wich ja kaum von Chris’ Seite. Aber gut, auch gegen beide zudammen hatte er noch eine Chance, solange der ganze Rest nicht auch an ihnen klebte. Und Ada war ja auch noch irgendwo da draußen. Zumindest dieser Leon würde sich dann wohl eher der Suche nach ihr zuwenden wollen. „Hier…“, murmelte Wesker nun, während er die Gedanken erst einmal zurückdrängte. Er war ins Wohnzimmer zurück gekommen und hielt Jake nun das Glas vor die Nase, der es dankend annahm, erst einmal jedoch einfach nur betrachtete und in der Hand drehte. Aber wenn er selber es noch länger festgehalten hätte, hätte er es in seiner Wut vermutlich einfach zerdrückt. Und er wollte ja auch endlich wissen, in wie weit er seinen Sohn nun mit dem Mittel kontrollieren konnte. Was er tun würde, wenn es doch nicht klappen sollte, hatte er sich noch gar nicht überlegt. An diese Möglichkeit wollte er im Moment auch einfach nicht denken. Obwohl es eigentlich wirklich nicht Weskers Art war, schien er langsam aber sicher nachlässig zu werden, unkonzentriert. Er verlor eben einfach die Geduld, wurde dadurch aber dummerweise auch immer unvorsichtiger. Er wollte endlich einen wirklichen Sieg erringen. So viel hatte er schon erreicht, aber am Ende war er doch auch jedes Mal gescheitert. Es gab nichts, was ihn über einen längeren Zeitraum zufrieden gestellt hatte. Bis vielleicht auf die Infizierung mit dem T-Virus. Aber das war nun wirklich nicht genug. All die Jahre, fast sein ganzes Leben lang, hatte Wesker mehr als hart für seine Ziele gearbeitet, hatte alles und jeden verraten, sich alles zunutze gemacht, was er hatte finden können. Also wo war jetzt endlich sein verdammter Lohn für all diese Mühen? Warum konnte er nicht endlich sein Ziel erreichen? Warum schaffte er es noch nicht einmal, einen einzigen bestimmten Menschen auszuradieren? Und er hatte die gesamte Menschheit auslöschen wollen. Fast hätte er bei dem Gedanken laut losgelacht. Er bekam ja nicht einmal Chris klein. Aber so gerade eben konnte sich Wesker noch zusammenreißen und sich darauf besinnen, dass er hier nicht alleine war. „Alles in Ordnung?“, holte ihn Jake dann auch schon aus seinen Gedanken zurück. Wesker hatte es sich verkneifen können, los zu lachen, aber man schien ihm dennoch anzusehen, dass irgendetwas los war. Der Blonde atmete tief durch, nickte nur knapp und sah Jake dann nachdenklich an. Der Junge hatte noch nicht einmal an seinem Glas genippt, wie es aussah. Konnte eigentlich mal irgendetwas so laufen wie es sollte? Wesker verkniff sich jedoch eine diesbezügliche Anmerkung. Er durfte seinen Sohn nicht zum Trinken drängen, das hätte dann vermutlich doch nur einen unnötigen Verdacht in diesem geweckt. Wieder einmal musste er sich in Geduld üben, aber das war er ja mittlerweile gewohnt. Und auf ein paar Minuten mehr oder weniger kam es nun ja auch wirklich nicht mehr an. Und Jake war ohnehin schon naiver als Wesker angenommen hatte. Es sah ganz danach aus, als wäre Jakes Wunsch, ein vernünftiges Gespräch mit seinem Vater zu führen, stärker als jedes andere Gefühl. Und für den Blonden war das ja nur von Vorteil. Wenn Jake schon in normalem Zustand so ‚zutraulich’ war, würde es mit dem Mittel ein Klacks werden, den Jungen nach seinen eigenen Wünschen umzuformen. Er hätte das Mittel vermutlich wirklich nicht gebraucht, aber es schadete sicherlich auch nicht. Die Frage war nur, wie viel Jake vergessen würde, wie anders, besser oder schlechter, das Zeug wirkte, wenn man es mit dem Trinken zu sich nahm und nicht direkt ins Blut injiziert bekam. Aber das würde Wesker ja schon sehr bald erfahren. Vorausgesetzt natürlich, Jake trank jetzt endlich von dem präparierten Wasser. Wurde der Junge langsam vielleicht doch ein wenig kritisch? Fing er an, zu zweifeln? Erkannte er, wie dumm es war, freiwillig zu Albert Wesker zu gehen? Oder gab es einen anderen Grund? Wurde nur er selber langsam aber sicher paranoid, weil er zu ungeduldig war? Aber ganz egal, was es auch war, es war ohnehin längst zu spät. Wenn der Söldner sich weigerte, von dem Wasser zu trinken, fand Wesker eben einen anderen Weg. Er hatte es bei Chris geschafft, da würde es ihm bei seinem Sohn erst recht gelingen. Es wäre ihm nur lieber, wenn es nicht so weit kommen musste, sondern Jake es ihm weiterhin so leicht wie möglich machte. Langsam wurde der Blonde nämlich wirklich ein wenig müde. Aber schlafen konnte und wollte er nicht, solange er sich bei Jake nicht wirklich sicher war. „Doch keinen Durst?“ Wesker wollte nicht länger schweigend rum stehen. Vielleicht hatte Jake das Glas in seiner Hand ja auch einfach vergessen. Die Frage, die er nun stellte, war zudem eine Frage, die keinen Verdacht verursachen würde. Er drängte Jake nicht, er zeigte nur in gewisser Weise Interesse. Und das war ja ohnehin etwas, das Jake sich zu wünschen schien. Dann ging er eben doch einen kleinen Schritt auf den Jungen zu. Es tat ja nicht weh. Jake seufzte leise, blickte sein Glas an und schüttelte dann leicht den Kopf. „Doch… doch, ich habe Durst. Ich hab’ nur nachgedacht“, murmelte er dann. Was zum Teufel machte er eigentlich hier? War er lebensmüde? Lernte er denn gar nicht aus seinen Fehlern? Jake spürte noch immer deutlich die Schmerzen im Magen, die Wesker ihm durch den Schlag zugefügt hatte. Der Mann hatte nichts für ihn übrig, das hatte er ihm klar gemacht. Und er war doch sicherlich nicht ernsthaft zu dem Häuschen gekommen, um ihn für eine Plauderstunde abzuholen. Irgendetwas stimmte hier ganz gewaltig nicht, das stand fest. Aber wie sein Vater war Jake einfach zu stur, das wirklich einzusehen. Er wollte keinen Rückzieher machen. Und er konnte jetzt auch gar nicht zurück. Der Söldner konnte sich gut vorstellen, mit wie wenig Begeisterung man ihn begrüßt hätte, wäre er nun zu den Anderen zurück gekehrt. Dass Chris und Piers tatsächlich auf dem Weg waren, um Wesker zu vernichten und ihn zu retten, konnte er ja nicht ahnen. Aber er war auch nicht sicher, ob eine solche Rettung überhaupt nötig gewesen wäre. Er wusste, was sein Vater getan hatte, dass er ein Monster war. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass das gleiche Blut durch seine Adern lief. Und Blut war eben dicker als Wasser. Aus dem Grund war Wesker selber ja auch so sicher, bei Jake wirkliche Erfolgsaussichten zu haben. Hass oder nicht, fremd oder nicht, Jake war nun einmal sein Sohn. Das hatten sie ja mittlerweile beide begriffen. Und er war beim ersten Mal von sich aus zu ihm gekommen. Und auch jetzt war er ihm aus freien Stücken gefolgt. Wesker hatte ihn zu nichts gezwungen. Das alles konnte der Blonde auf jeden Fall zu seinem Vorteil nutzen. Und das würde er auch tun, natürlich. Ihm lag ja nichts an diesem Jungen, er war ihm egal. Wie jeder andere Mensch sollte er auch nur dazu dienen, seine Ziele zu erreichen. Irgendwann musste das ja einfach mal klappen, das redete sich Wesker noch immer stur ein. ‚Du gehörst mir, Jake. Ich habe dich schon längst in der Hand, auch wenn dir das gar nicht bewusst ist. Du machst es mir auch einfach viel zu leicht. Und dafür danke ich dir von ganzem Herzen, …mein Sohn…’ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)