Still Some Hope Left von Lady_Red-Herb ================================================================================ Kapitel 16: Aus Fehlern lernt Man(n) nicht ------------------------------------------ Nach seinem nicht unbedingt gut verlaufenen Treffen mit Wesker hatte sich Jake wieder auf den Weg zurück zu dem kleinen Häuschen gemacht. Sein Magen schmerzte, aber das war nicht annähernd so schlimm wie sein angefressener Stolz. Was hatte er eigentlich erwartet? Was hatte er sich von dem Treffen erhofft? Dass Wesker sich für das, was er getan hatte, entschuldigte? Dass er vorschlug, die verlorene Zeit mit ihm nachzuholen? Unsinn. Jake hatte ganz genau gewusst, dass sein Vater in ihm nichts weiter sehen würde als einen Fremden, der ihm im Weg stand. Ein Objekt, an dem er seine Wut auslassen und seine Kraft testen konnte. Nichts weiter. Und dennoch, dennoch hatte der Söldner wider jede Vernunft nicht auf Chris gehört und sich doch auf die Suche nach Wesker gemacht. Er konnte sich schon gut vorstellen, wie der Soldat ihm die Tür öffnete und ihn mit einem ‚Ich hab es dir ja gesagt’-Blick empfing. Aber er war ja selber schuld und hatte es gar nicht anders verdient. Er war einfach dumm gewesen. Dumm und voreilig, und das hatte er nun davon. Sein Stolz war angefressen, sein Magen schmerzte höllisch, und zu allem Überfluss war ihm durch den harten Schlag auch noch verdammt übel. Da konnte Jake nur hoffen, dass Wesker bei ihm nicht irgendwelche inneren Verletzungen verursacht hatte. Aber so schlimm fühlte es sich nicht an, und Jake merkte auch keinen Blutgeschmack im Mund. Er hatte vermutlich Glück im Unglück gehabt. Nein, einfach mehr Glück als Verstand. Und vermutlich hatte sich Wesker auch gar nicht intensiver mit ihm befassen wollen. Er hätte es wahrscheinlich als Zeitverschwendung angesehen, ihn nun auch noch zu töten. Ob der Blonde sich wohl wieder auf die Suche nach Chris und den Anderen gemacht hatte? Ob er schon bei ihnen war? Mit einem leisen Fluchen beschleunigte Jake seine Schritte. Kurz bevor Wesker gegangen war, hatte der junge Mann durch den Schmerz wohl das Bewusstsein verloren, denn als er die Augen nach einer Weile wieder geöffnet hatte, war Wesker spurlos verschwunden gewesen. Wie lange Jake da ohne Bewusstsein auf dem Boden gelegen hatte, konnte er jedoch nicht sagen. Ein paar Minuten, eine halbe Stunde, eine, mehrere? Es war noch nicht wieder hell geworden, also hatte er vermutlich nicht länger als ein oder zwei Stunden dort gelegen, wenn überhaupt. Vielleicht waren es auch wirklich nur ein paar Minuten gewesen, und Wesker war noch in der Nähe. Und vielleicht wollte der im Moment auch gar nicht zu Chris und den Anderen. Dennoch wollte Jake da lieber kein Risiko eingehen. Wenn er doch schon länger fort war, egal, ob Wesker auf dem Weg zu dem Haus war oder nicht, dann waren die Anderen vielleicht schon wieder aufgewacht. Der Söldner glaubte nicht, dass sie nach ihm suchten. Vermutlich konnte sich Chris schon denken, wo er war. Auf der anderen Seite hatte Jake schon damals gemerkt, dass der Ältere ein Mensch war, der sich schnell sorgte und für andere verantwortlich fühlte. Und wenn nun irgendetwas passierte, weil sich der B.S.A.A.-Captain ausgerechnet um ihn sorgte… nein, das musste nun wirklich nicht sein. Chris oder die Anderen sollten nun wirklich nicht unter seiner Dummheit und Übereile leiden müssen. Nicht, dass sie ihm irgendwie all zu sehr ans Herz gewachsen wären, aber egal waren sie ihm auch nicht. Und das verdankte er mit Sicherheit Sherrys gutem Einfluss. Auch, wenn Jake selber sich einzureden versuchte, dass er einfach nicht unbedingt selber schuld daran sein wollte, wenn irgendetwas passierte. Noch einmal beschleunigte er also seine Schritte, die Schmerzen im Magen nun einfach verdrängend. Nach wenigen Minuten sah er die verkohlte Kneipe, vor der noch immer einige Zombieleichen lagen. Ansonsten war die Stadt so ausgestorben wie die ganze Zeit über. Der Söldner ging weiter, bog in die Seitenstraße ein, und hatte dann auch recht schnell das alte Häuschen erreicht. Als er eine Hand zum Klingeln ausstrecken wollte, stellte er jedoch fest, dass die Tür nur angelehnt war. Ein ungutes Gefühl überkam ihn, und Jake schwang die Tür auf, während er im gleichen Moment seine Waffe zog. Aber alles, was ihm entgegen kam, war ein mehr als verwirrter und erschrockener Piers, der das Glas, welches er in der Hand hielt, fast hätte fallen lassen. „Sorry…“, murmelte Jake schnell, ließ die Waffe sinken und sah sich um. Es war alles in Ordnung. Jill, Chris und Sherry schliefen noch, und auch Claire saß nun hier und hatte Piers’ Platz auf dem Sofa eingenommen. Die junge Frau schlief ebenfalls, und auch aus dem Schlafzimmer waren keine Geräusche zu vernehmen, was vermuten ließ, dass auch Leon noch nicht wieder erwacht war. Wesker war also allem Anschein nach nicht hier gewesen. Und er selber nicht wirklich lange weg. „Ich dachte nur… weil die Tür…“ Jake seufzte leise und verengte bei Piers’ Stirnrunzeln leicht die Augen. „Was?“, murrte er dann genervt, und der Ältere schüttelte nur den Kopf. „Du hast lediglich vergessen, die Tür zu schließen als du gegangen bist. Ist mir auch erst vor ein paar Minuten aufgefallen. Ich wollte sie gerade zu machen, als du gekommen bist.“ Piers seufzte leise und schüttelte noch einmal den Kopf. Er konnte sich denken, wohin es Jake verschlagen hatte, und er musste zugeben, dass er fast etwas erleichtert war, dass der Söldner lebend wieder zurück gekommen war. „Hast du ihn getroffen?“ Nun war es Jake, der den Anderen erst einmal verwirrt ansah, ehe er leicht nickte und sich gegen die Tür lehnte, die er nun wieder geschlossen hatte. „Hab ich. War aber nicht unbedingt toll“, murmelte er dann und schloss leicht die Augen. Nicht unbedingt toll… da hatte er gerade maßlos untertrieben. „Naja, wenigstens hast du es überlebt. Immerhin etwas.“ Und damit hatte Piers nicht unrecht, das war dem Söldner klar. Er wusste, wie viel Glück er gehabt hatte. Warum Wesker ihn nicht erledigt hatte, wusste Jake nicht, und es war ihm eigentlich auch egal. Wichtig war, dass er lebte, dass er nicht all zu hoch für seine eigene Dummheit hatte bezahlen müssen. Noch einmal würde er so etwas Dämliches nicht tun, das nahm er sich vor. „Habt ihr noch etwas Wasser für mich?“, fragte er nun, als er sich etwas von der Tür löste und Piers zu wandte, ehe er sich doch noch einmal gegen das Holz lehnte und eine Hand auf den Bauch presste. Jake musste vorsichtig sein, er durfte sich nicht zu schnell bewegen. Mit dem Leben hatte er nicht bezahlen müssen, aber die Schmerzen waren auch alles andere als angenehm. Doch lieber spürte er diese als gar nichts mehr. Dennoch wollte er es nun nicht unbedingt noch schlimmer machen. Wer wusste schon, wie lange es dauerte, bis Wesker wieder auftauchte und er selber fit genug sein musste, um den Anderen gegen ihn beizustehen? „Alles okay?“ Jake blinzelte leicht und schüttelte diese düsteren Gedanken erst einmal ab. Hörte er da gerade tatsächlich Sorge aus Piers’ Stimme heraus? Er hob den Blick und sah den Scharfschützen an, und tatsächlich war in dessen Augen eindeutig Besorgnis zu erkennen. „Mir geht’s gut, ja. Wesker hat nur… einen ziemlich heftigen Schlag drauf“, erwiderte Jake und verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen, das der Scharfschütze ihm aber so oder so nicht wirklich abkaufte. Der Schmerz in Jakes Blick war viel zu deutlich. Der Söldner vermied es zudem peinlichst, das Wort ‚Vater’ zu benutzen, wenn er von dem Blonden sprach. Er wusste, dass er die Wahrheit damit nicht änderte, dass Wesker sein Vater blieb, egal, wie er es auch drehte und wendete. Und dennoch fühlte sich Jake etwas wohler, wenn er von ihm wie von einer fremden Person sprach. Von einer fremden Person, die Wesker ja trotz allem auch für ihn war. „Setz dich hin, ich bring dir was. Und sei leise, die Anderen schlafen noch“, murmelte Piers nun, womit er Jake erneut aus dessen Gedanken riss. Dann betrachtete er nachdenklich sein Glas und drückte dem Jüngeren dieses in die Hand. „Ach, weißt du was? Hier. Ich hol mir selber was Neues. Und keine Sorge, ich hab noch nicht davon getrunken.“ Und selbst wenn, er war ja nicht giftig. Und er hätte Jake so auch sicherlich nicht mit dem Virus angesteckt. Er wollte einfach nur, dass dieser sich nun setzte, ausruhte und die Klappe hielt. Am besten war es, wenn Jake sofort einschlief, damit er nicht noch einmal auf dumme Gedanken kommen konnte. Mit ihm und Chris kam sich Piers gerade irgendwie vor, als versuche er, einen Sack Flöhe zu hüten. Erst war sein Captain weg gelaufen, nun war Jake Derjenige, der einfach mal das Haus verließ. Und irgendwie waren sie beide dabei ausgerechnet auf Wesker gestoßen. Der junge Soldat seufzte leise, dann wandte er sich ab, um in die Küche zu gehen und sich nun selber ein neues Glas Wasser zu holen, als er an der Tür etwas hörte. Also drehte er sich wieder um, runzelte die Stirn und legte den Kopf schief, während er langsam seine Waffe zog. Er hatte keine Munition mehr, aber irgendwie fühlte er sich so doch sicherer, und ein möglicher Angreifer würde vielleicht zögern. Und wenn es sich um Wesker handelte, hätte auch eine geladene Waffe keinen Unterschied gemacht. Auch Jake hatte seine Waffe wieder angehoben und das Glas erst einmal abgestellt. Wenigstens in seiner Pistole befand sich noch Munition. Schlafen würde der Söldner nun so schnell wohl doch nicht. Jake sah zu dem Älteren, der seinen Blick nur mit einem leichten Kopfschütteln quittierte und dann mit einem Nicken zur Tür deutete. Er verstand, ging langsam auf diese zu, streckte eine Hand aus und öffnete sie, während Piers seine Waffe weiterhin auf die Tür richtete, auch wenn er nichts hätte tun können. Gut, er konnte abdrücken und sein Gegenüber so wenigstens kurz ablenken Aber da war ohnehin niemand. Kein Mensch, kein Zombie, keine andere BOW. Die kleine Straße vor dem alten Haus wirkte so ausgestorben wie der Rest der Stadt, wie sie schon die ganze Zeit über gewirkt hatte. Seufzend ließ Piers die Waffe wieder sinken und schüttelte den Kopf. Anscheinend wurden sie nun schon paranoid. Das war sicherlich nur der Wind gewesen, nichts weiter. Jake jedoch wollte das nicht einfach so hinnehmen, und trotz eines warnenden Blickes seitens Piers sah er sich zu beiden Seiten um und verließ dann das Haus, um der kleinen Seitenstraße zu folgen. Und tatsächlich hatte er sich nicht geirrt. Es war nicht nur der Wind gewesen. Leider. „Wesker…“ Jake wollte die Waffe erst senken, überlegte es sich dann aber anders und richtete sie weiterhin auf den Blonden, der in einigen Metern Entfernung stand und auf ihn zu warten schien. Zumindest machte Wesker keinerlei Anstalten, ihn anzugreifen, und ebenso wenig Anstalten, einfach zu verschwinden. Jake war das nicht unbedingt geheuer, aber trotz allem witterte er in diesem Verhalten eine zweite Chance. Darauf, dass das hier nur eine Falle Weskers war, kam er gar nicht. Dass er selber vor wenigen Minuten noch gedacht hatte, einen solch dummen Fehler nicht noch einmal zu begehen, hatte er offenbar auch schon wieder vollkommen verdrängt. Aber er war ja auch nicht der Einzige, der hier etwas tat, was verdammt schlecht für ihn enden konnte. Scheinbar lag es in der Familie, dass man seine Fehler gerne immer und immer wiederholte, obwohl man genau wusste, wie wenig Erfolg man damit letzten Endes haben würde. Jake wollte unbedingt noch einmal versuchen, ein vernünftiges Gespräch mit seinem Vater zu führen, und dieser hatte es sich in den Kopf gesetzt, den Fehler, den er bei Chris gemacht hatte, nun bei Jake wieder gut zu machen. Die Frage war jetzt nur, wer von beiden am Ende mehr Glück hatte und mit seinem Plan weiter kam. Wobei Jake ja im Grunde nicht einmal einen Plan hatte. Und auch Weskers Plan ging im Moment nur so weit, dass er herausfinden wollte, ob er seinen Sohn mit seinem Mittel irgendwie ähnlich kontrollieren konnte wie Chris zuvor. Was sie machen sollten, wenn sie ihr Teilziel erreicht hatten, wussten allerdings weder Wesker noch Jake. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)